Schuldenfrei in Windeseile

Pragmatik ist nicht eine meiner Kernkompetenzen. Neulich hatte ich dennoch eine geniale Idee. Ich sorge mich nämlich ein wenig um Berlin. Berlin hat 60.970.000.000 Euro Schulden. Das macht bei knapp 3,5 Millionen Einwohnern eine Pro-Kopf-Verschuldung von 17.420 Euro.

Schulden finde ich scheußlich. Also habe ich etwas ersonnen, wie wir ALLE helfen können Berlin schuldenfrei zu machen.

(Eigentlich würde es ja schon genügen Knöllchen für Hundekacke zu verteilen oder für weggeworfene Kippen. Allein an unserer Tramhaltestelle liegen 37.865 Stück. Pro Kippe 20 Euro Strafe macht 757.300 Euro mal 6.500 Haltestellen in Berlin, macht 4.922.450.000 – Reicht schon mal für die Portokasse.)

Jedenfalls gefällt mir an meiner neuen Idee der Gemeinschaftsgedanke und auch dass es eine Win-Win-Situation für uns Bürger ist.
Jeder hat doch in seinem Haushalt Dinge, die top in Ordnung sind, die man aber nicht mehr benötigt und im Grunde schon seit Monaten – wenn nicht Jahren verkaufen will. Ebay sagt, das seien Gegenstände die durchschnittlich einen Wert von 700 Euro hätten.
Leider kommt man nie dazu und so verstopfen die Sachen die Schränke.
Dank meiner Genialität ist nun Abhilfe geschaffen.
Wir nehmen diese Dinge, bügeln, säubern und polieren sie und bringen sie anschließend in kleinen Mengen zum Fundamt bzw. zu den Bürgerämtern. Die sind näher und nehmen meinen Erfahrungen zufolge wahnsinnig gerne und freundlich Fundstücke entgegen. Man verzichtet auf die Fundrechte und nach sechs Monaten darf die Stadt Berlin die Gegenstände öffentlich versteigern. Die Gewinne kommen Berlin zugute.
Sind wir in knapp 25 Jahren Schuldenfrei!*
Ist das nicht wunderbar?
Berlin schuldenfrei und die Wohnung jederzeit pikobello aufgeräumt.

*Wenn Touristen und andere Berlinbesucher mitmachen, bekommen wir sogar die Sache mit den Zinsen in den Griff.

6 Gedanken zu „Schuldenfrei in Windeseile“

  1. Kleiner Denkfehler: die Wohnungen sind nicht aufgeräumt, weil man zwar Kruscheldings I zum Versteigern weggibt, damit die Rechnung aber aufgeht, muss man Kruscheldings II ersteigern.

    Man hat also lediglich anderes Zeugs zuhause UND der Stadt Berlin Geld verschafft.

    Dann doch lieber die Kippen- und Kotgeschichte.

  2. Aber, liebe Frau Nuf, …
    das würde das Wirtschaftssystem doch ins Chaos stürzen! Wenn die Leute plötzlich alle nur noch Second-Hand kaufen würden, würden viele Geschäfte pleite gehen, ebenso wie die Industriezweige, die darauf angewiesen sind, dass man sich alle halbes Jahr das neueste Exemplar ihres Gebrauchsgegenstandes (Jetzt mit noch mehr blinkenden Lämpchen!) kauft. Das senkt die Einnahmen aus Mehrwert- und Gewerbesteuer, die durch neue Schulden kompensiert werden müssen. Sie werden Berlin in den Bankrott treiben!
    … würde so ein neoliberaler Wirtschaftsfuzzi sagen. Ik hingegen find die Idee schnieke.

    @Timo: Das Problem dürfte sein, dass damit kein Anspruch auf fortgesetzte Schuldenfreiheit besteht. Bund und Länder werden sich schon was einfallen lassen, um wieder genug Miese zu machen. Wenn ich mir dann noch anschaue, wer denn die Gläubiger sind, die das Geld bekämen, sähe mir das nach dem dritten Bankenrettungsfond aus. Nach „Wir lassen die Banken direkt Steuergeld verbrennen.“ und „Wir geben anderen Staaten Geld, damit die die Kredite bei deutschen Gläubigern zurückzahlen können (was den Vorteil hat, das man auch noch gegen die anderen Staaten polemisieren kann, auf dass einen der tumbe Teil der Bevölkerung, vulgo die Mehrheit, wiederwähle).“ käme dann also „Der Bürger möge ’seine‘ Schulden doch selbst bezahlen.“ (‚Meine‘ Schulden? Ich weiß von ein paar Bafög-Schulden, aber an weitere Kreditaufnahmen kann ich mich nicht erinnern.) Da gefällt mir die griechische Idee trotz offensichtlicher Realitätsferne doch irgendwie besser: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,763587,00.html

  3. Liebes Nuf,
    einen ähnlichen Gedanken verfolge ich auch schon seit längerem – warum sollen denn die Bürger, die es sich leisten können (und so wenige sind das gar nicht mal) nicht „ihre“ Schulden bezahlen dürfen. Woran es bei meiner Idee noch hapert ist die adäquate Gegenleistung, die diese dafür erhalten – das darf ja nix kosten, sonst bringts nichts. Vielleicht ist deine Idee ja doch der richtige Weg. Uns Bremern gehts ja (pro Kopf) noch viel schlechter…

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