U8

Unsere Kinderärztin ist aus den Zeiten in denen in unserem Land noch Zucht und Ordnung herrschte. Wir bleiben trotzdem bei ihr. Wenigstens versteht sie was von ihrem Fach – also zumindest rein medizinisch. Das Personal ist freundlich, man muss sich nur ein halbes Jahr vorher einen U-Termin sichern und es gibt ein großes Wartezimmer mit vielen Spielsachen.
Leider stimmt die Chemie zwischen der Ärztin und Kind 3.0 nicht so und weil Kind 3.0 nunmal sehr lebhaft und phantasiebegabt ist, gab es die ein oder andere Meinungsverschiedenheit. Die Ärztin schaute dann immer freundlich zu mir und fragte Dinge wie: „Regeln? Gibt es bei ihnen zuhause so etwas?“ oder „Ihnen gefällt seine lebhafte Art, ja?“
Ich lächle dann milde und denke mir, ich bin schließlich nicht gekommen, um mich über Erziehung und die Parameter von Wohlgeratensein auszutauschen und sage „Jaja.“ oder „Hmdochdoch.“ Persönlich hat mich die U-Untersuchung gut unterhalten.

Helferin: „Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob Du schon einen Mensch malen kannst!“, reicht Kind 3.0 ein Blatt und einen Stift.
Kind 3.0 malt:

Foto 1 (3)

Helferin: „Da fehlt aber was!“
Kind 3.0: „Stimmt! Die Augenbraue.“, korrigiert die Zeichnung
Helferin: „Da fehlt immer noch was. Schau Du hast Augen und einen Mund gemalt – aber das Gesicht braucht noch?“
Kind 3.0: „Hmmmm…“
Helferin: „Na, schau mal was Du im Gesicht hast. Augen, Mund und ….“
Kind 3.0: „Nase!“
Helferin: „AHA! Dann mal die mal noch.“
Kind 3.0: „Nein.“
Helferin: „Warum nicht?“
Kind 3.0: „Das ist ein Pobeißer. Wenn Du möschtest, mal isch noch einen Hund. Hunde können gut rieschen. Der riescht dann für den Pobeißer mit.“
Helferin macht sich Notizen.

Helferin zeigt Kind 3.0 ein Schaf: „Was ist das?“
Kind 3.0: „Eine Ziege.“
Helferin: „Naja fast, es ist viel flauschiger. Deswegen ist es ein …“
Kind 3.0: „Eine FLAUSCHZIEGE!“

Die Helferin hat eine bunte Mischung an Tieren ausgepackt. Darunter Schaf, Schwein, Esel, Kuh, Tiger, Elefant, Giraffe.
Helferin: „Zeig mir mal die Tiere, die auf einen Bauernhof gehören.“
Kind 3.0 zeigt auf Schwein, Esel, Elefant.
Helferin: „Nein, der Elefant nicht! Bauernhof! Das ist kein Bauernhoftier.“
Kind 3.0: „Wohl. Dschungelbauernhof. Der Elefant ist zogar ein Arbeitstier.“

Helferin: „Was ist das für eine Form?“
Kind 3.0: „Ein O“
Helferin: „Nicht Buchstabe! Form!“
Kind 3.0: „Rund?“
Helferin: „Form!“
Kind 3.0: „Das hat keine Ecken.“
Helferin: „Ein Kreis! Das ist ein Kreis.“
Kind 3.0: „Stimmt. Das hast Du rischtisch gesagt.“
Helferin zeigt Dreieck: „Male mir bitte ein Dreieck“
Kind 3.0 malt:

Dreieck

Das Kind hätte wohl arge Probleme Instruktionen zu befolgen. Ob es auch sonst alles infrage stelle? Es hätte ja immerhin einen ganz guten Wortschatz. Und Phantasie.

Immerhin!

Einfache Fragen, klare Antworten

Kaum ist das Kind auf der Welt, wird man Dauerbesucher beim Kinderarzt. Das Kind schnauft einmal anders als die Male zuvor und schon steht man sorgenvoll im Wartezimmer und hasst die anderen Frauen, die mit ihren rotztriefenden, röchelnden und fiebrigen Kindern die Gegend verpesten. Ist man dann endlich nach ca. drei Stunden Wartezeit an der Reihe, darf man auf keinen Fall blinzeln, denn sonst verpasst man die Untersuchung durch den Kinderarzt. Diese dauert nämlich nur Bruchteile einer Sekunde und die Diagnose wird meist in einem Schlagwort zusammengefasst. Dieses versucht man sich zu merken, während man freundlich lächelnd aus dem Untersuchungsraum geschoben wird.
Um das fremd klingende Wort nicht zu vergessen, murmelt man es den ganzen Weg nach Hause rhythmisch vor sich her. Zuhause eilt man sofort an den heimischen Rechner und tippt es in die Google-Toolbar.
Schon bald landet man in entsprechenden Frage-Antwortforen und erhält glasklare Antworten.

Frage:
Mein Sohn ist 5 1/2 Wochen alt und hat kleine Pickelchen im Gesicht und hinter den Ohren sowie eine schuppige Kopfhaut. Der Kinderarzt diagnostizierte eine seborrheische Dermatitis. Könnten Sie mir nähreres zu diesem Krankheitsbild sagen?

Antwort:
Die seborrhoische Dermatitis ist eine häufige Erscheinung bei jungen Säuglingen. Sie kann innerhalb des 2. und 3. Lebensmonats abklingen, aber durchaus auch über einen Zeitraum von 8-12 Monaten persistieren. Sie ist gekennzeichnet durch lachsfarbene Makulae mit fettigen gelben Schuppen und befällt besonders gern die intertriginösen Räume […]. Gelegentlich kann es zur Rhargadenbildung, Mazeration und zum Nässen kommen. […] Die Ursache der seborrhoischen Dermatitis ist unbekannt. Vermutet wird als auslösender Faktor eine Hefe. Milde Keratolytica eignen sich zur Behandlung im Kopfbereich. Pflegende Externa und niederpotente topische Corticoide führen schnell zur Abheilung der Hautveränderung. Topische Antimykotika haben sich bei der Behandlung der Dermatitis seborrhoika auch im Kindesalter, insbesondere wenn eine Soormykose hinzukommt, bewährt. […]