Unverändert seit 1982

Wer wirklich mal einen Blick in die Grundschulzeugnisse wirft, wird feststellen, dass man in seiner Vorstellung irgendwie die schulische Vergangenheit idealisiert hat.

Wenn elterliche Vorstellungen und kindliche Schulleistungen aufeinander prallen, hilft es meist, die eigenen Zeugnisse hervorzukramen. Über mein Zeugnis der 1. Klasse musste ich heute schmunzeln. Irgendwie erkennt man schon den Hang zum Bloggen.

Wie war das bei Euch so?

24 Gedanken zu „Unverändert seit 1982“

  1. Kurz, klar und knackig anno 1973 in der ersten Klasse: „[Nihilistin] ist oft vorlaut“. Kein WischiWaschi, kein Drumrum. Hat sich bis heute kaum abgeschliffen, würde also auch in einem Arbeitszeugnis Berechtigung haben. Aber heute ist man ja höflicher.

  2. @Magnus: Hab das ganze Zeugnis in Deinem Blog gelesen und konnte leider nicht kommentieren dort. Ein Überfliegerzeugnis. Das versteckst Du besser vor den Kindern. Da hat man ja kaum eine Chance…

  3. „Magnus bringt erfreulich Kenntnisse und Fähigkeiten, die er außerhalb der Schule gewonnen hat, mit in den Unterricht ein.“ – Das habe ich bis heute nicht verstanden.

    „In Mathematik erkennt er erstaunlich schnell logische Zusammenhänge und bereichert durch seine aktive Mitarbeit das Unterrichtsgespräch.“ – Bin ja dann auch Informatiker geworden.

    Der Rest ist hier.

  4. Mein 1. Klass-Zeugnis:
    „Die lebhafte und aufgeschlossene Schülerin, die in regem Kontakt zu ihren Mitschülern steht, hat sich gut an das Schulleben gewöhnt und bemüht sich stets um eine aktive Beteiligung im Unterricht. TC lässt sich von diesem Vorhaben aber auch leicht ablenken, was hin und wieder zu Störungen im Unterricht führt. Die Schülerin arbeitet stets ordentlich und gewissenhaft und verwendet besonders beim Schreiben sehr viel Sorgfalt, muss sich nun aber noch an ein angemessenes Arbeitstempo gewöhnen. Kleine Nachschriften erledigt TC ohne Schwierigkeiten. Die saubere Heftführung verdient dabei großes Lob. In Mathematik überblickt die Schülerin den eingeführten Zahlenraum, löst einfache Rechenoperationen selbstständig und braucht lediglich bei Sachaufgaben zusätzliche Hilfe. Sie liest geübte Texte fließend und muss nun verstärkt Mühe auf das Erlesen unbekannter Texte verwenden. An allen musischen Lernbereichen beteiligt sie sich mit viel Freude und Einsatzbereitschaft.“ Hier könnte man meinen Perfektionismus hinein interpretieren den ich heute noch habe, aber sonst find ich den Text nicht so schön beschreibend wie deinen Nuf.

  5. Ich hatte neulich die Gelegenheit, mein Zeugnis aus der ersten Klasse mit dem Zwischenzeugnis meines aktuellen Jobs zu vergleichen. Meine Theorie, dass man sich als Persönlichkeit verändern kann, ist dabei in ihre Einzelteile zersprungen.
    Gruselig!

  6. „Buchstaben analysieren“, „Zusammenlesen“? Kenn ich ja gar nicht, was haben Sie denn da für Fächer gehabt in der ersten Klasse?
    Ich weiß nicht, ob das eine Vorwegnahme auf die Bloggerzukunft sein könnte, aber bei mir steht da: „neigt manchmal zu Selbstbezogenheit“. :-)

  7. wahrscheinlich haben alle Bloggerinnen dieselben Zeugnistexte abbekommen, wobei interessant wäre zu erforschen, ob wir deswegen Bloggerinnen geworden sind oder von unseren Lehrern so gut erkannt wurden :))

  8. toll. ich wollte ja schon immer mal den Kommentaromat ausprobieren. toll.

    und hier mein erstes Zeugnis:
    „[HerrStrudel] ist ein ruhiger, freundlicher Schüler. Er ordnet sich gut in die Klassengemeinschaft ein und verhält sich zu anderen Schülern kameradschaftlich.
    Das Lernen bereitet ihm Freude Er ist bemüht, in allen Fächern gute Leistungen zu erreichen.“

    Hinter der Freude hatte Frau Schmidt übrigens den Punkt vergessen. Aber ich werde es ihr nachsehen, weil sie mir in Betragen, Ordnung, Fleiß und Mitarbeit jeweils eine 1 gab.
    Die restlichen Noten sind aber privat.

  9. In Bayern gabs die ersten beiden Schuljahre keine Schulnoten sondern ausführliche Beschreibungen. Später dann auch nur Kurzbeurteilungen zu den einzelnen Kategorien und Noten zu den jeweiligen Fächern.

    Und @Sebastian: „Am Sportunterricht nimmt Sebastian reserviert teil“ ist eine köstliche Formulierung. Bei mir war das auch so und dann irgendwann nahm ich gar nicht mehr teil.

  10. Hui, schwatzhaft ist hier eher der Lehrer bzw. die Lehrerin, würde ich sagen. Jedenfalls ist das verhältnismässig viel Text im Vergleich zu meinen Grundschulzeugnissen. Die zeigte schlicht die sog, Kopfnoten (Betragen, Fleiss, Aufmerksamkeit, Ordnung) und darunter die normalen Schulnoten für die einzelnen Fächer. Im Jahreszeugnis stand dann noch handschriftlich „versetzt nach Klasse 2“ und „die Schülerin hat am Chor teilgenommen“, das war’s. Relativ dünn für das knallrote Hessen der frühen 70er.

  11. Sebastian ist ein zurückhaltender und ausgeglichener Schüler […] Er könnte bei der mündlichen Mitarbeit mehr Einsatz zeigen und sich regelmäßiger beteiligen. Seine schriftlichen Arbeiten fertigt er noch nicht sauber genug an […] Leider ist es ihm immer noch nicht gelungen, seine Sachen in Ordnung zu halten […] Eine Arbeitsmappe konnter er nicht vorweisen […] Im Werkunterricht muß er lernen, seine Arbeiten zu beenden […] Am Sportunterricht nimmt Sebastian reserviert teil […] Er zeigt wenig Interesse an den Themen im Religionsunterricht und arbeitet kaum mit. Auch am Musikunterricht zeigt er sich wenig interessiert.

    Lübeck, den 5.7.1990, Frau G, Klassenlehrerin Stufe 2

  12. „…hat durch ihre rege Art Probleme dem Unterricht zu folgen und stört dadurch sich und ihre Mitschüler, Aufgaben erledigt sie aber flüssig und zunehmend gewissenhafter…“ Und eine saubere Handschrift besitze ich bis heute nicht, kann dafür aber vorweisen bereits in der ersten Schulwoche dem Unterricht verwiesen worden zu sein wegen geschwätzigem Verhalten.

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