[Anzeige] Let’s talk – Jugendliche kommen selbst zu Wort – Adrian

Zusammen mit SCHAU HIN! Let’s talk S03E02 mit Adrian

Im Zentrum meiner Serie Let’s talk stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Jetzt kommen Jugendliche selbst zu Wort.

Symbolbild Jugendlicher mit Smartphone

Wie alt bist du?

Ich bin 14 Jahre alt.

Seit wann nutzt Du digitale Medien?

Circa seit drei Jahren.

Welche drei Dinge machst du am meisten mit digitalen Medien?

Ich schaue mir oft YouTube-Videos an, google häufig nach Informationen und lese auch des öfteren im Internet. Dabei schaue ich mir hauptsächlich Technik- und Programmiervideos an. Java-Programmierung lerne ich, mich interessiert generell alles, was mit Programmieren zu tun hat.
Ich spiele auch Spiele, allerdings selten und wenn dann Minecraft und Forza Horizon.

Lernst Du Java-Programmierung über bestimmte Plattformen/Seiten – wenn ja, welche? 
Ich habe mir ein paar Videos angeschaut und bringe es mir jetzt selbst bei, manchmal suche ich auch nach Lösungen im Internet. Darauf gekommen bin ich selbst, ich wollte einfach wissen, wie Anwendungen, Spiele usw. funktionieren. Ich lerne nicht nur Java, im Moment konzentriere ich mich aber am meisten darauf.
Wie handelt ihr zu Hause Regeln in Bezug auf digitale Medien aus?

Da ich digitale Medien nicht im Übermaß nutze, musste noch keine solche Vereinbarung getroffen werden.

Jetzt möchte ich natürlich wissen – was heißt denn in Std pro Woche „nicht im Übermaß“? 
Ungefähr 15,5 Stunden.
Findest du eure Regeln gut?

Ja, da ich keine feste Begrenzung habe, kann ich, wenn ich etwas wissen will, einfach den Computer bzw. das Smartphone nutzen und denke nicht, ach hätte ich jetzt noch etwas Zeit, dann könnte ich noch dieses oder jenes nachschauen.

War das von Anfang an so oder hat sich das ergeben, weil das Nutzungsverhalten keine Auswirkung auf den Alltag hatte? Sprich: Wie hat das vor drei Jahren angefangen mit der Mediennutzung?
Das hat sich so ergeben. Ich wollte einen Computer haben, meine Eltern waren einverstanden, wenn wir ihn Stück für Stück gemeinsam selbst zusammenbauen, damit ich sehen kann, wie er aufgebaut ist. Anfangs änderte sich durch den neu hinzugekommenen Computer meine Freizeitnutzung schon sehr. Nach Lego kam Lego Mindstorms, danach saß ich mehr und mehr am Computer. Meine Eltern waren etwas argwöhnisch, weil ich plötzlich gefühlt alle Freizeit vorm Computer oder Handy verbrachte. So viel ist das nach einem langen Schultag und der Elektronik-AG, in der ich damals noch war, aber gar nicht. Meine Eltern haben viel mit mir über die Sachen, die mich interessierten, gesprochen. Dadurch waren sie beruhigt und fanden es nicht gut, meine Medienzeit nach irgendwelchen Empfehlungen anderer Erwachsener einzugrenzen.
Stell dir vor du hast Kinder, wie würdest du das mit den digitalen Medien regeln?

Eigentlich genau so wie bei mir.

OK, bei euch scheint der Medienkonsum kein Konfliktthema zu sein. Auf Elternabenden höre ich viele Eltern klagen. Wie ist das in Deinem Umfeld der Gleichaltrigen?  Was glaubst Du läuft bei denen anders als bei euch in der Familie?
Bei anderen ist das so, dass sie eine zeitliche Begrenzung der Computer- und WLAN-Nutzung haben. Teilweise ist das sogar sehr extrem, da sich der Computer dann schon z.B. nach einer halben Stunde einfach abschaltet. 
Die Eltern dieser Jugendlichen haben vielleicht einfach zu viel Angst vor Computern, deren Nutzung oder dem Internet.
Wie werden digitale Medien in deiner Schule eingesetzt/genutzt?

In manchen Räumen haben wir interaktive Tafeln. Diese werden aber nur lehrerbedingt eingesetzt, je nachdem ob der Lehrer sich damit auskennt/befassen will. Es gibt auch Computerräume für den Informatikunterricht, wenn wir etwas im Internet recherchieren sollen, gehen wir aber auch manchmal in anderen Fächern dort hin.

Was wünschst du dir von den Erwachsenen (deinen Eltern, Lehrerinnen und Lehrern z.B.)?

Ich bin wunschlos glücklich.

Medienpädagogen raten den Erwachsenen immer
  • Medienzeit vereinbaren
  • Medienkonsum konsequent begrenzen
  • Interesse signalisieren
  • Alternativen anbieten
Wie setzen die Erwachsenen in deinem Umfeld das um?

Meine Eltern interessieren sich für das, was ich mache. Wir unterhalten uns über viele Inhalte, die mit digitalen Medien zusammenhängen. Alternativen anbieten ist eventuell sinnvoll, wenn man jedoch z.B. am Computer programmiert, dann macht man das ja aus Spaß und hat vielleicht keine alternativen Wünsche. Grundsätzlich kann ich mir aussuchen, womit ich mich beschäftige und wir sprechen darüber.

V.a. bei Computerspielen, in denen geschossen wird, sorgen sich viele Erwachsene, dass man bei Dauerkonsum verroht und die Aggressivität steigt. Wie siehst du das?

Ich finde, man kann das gut differenzieren, da das Spiel ja auf dem Bildschirm stattfindet, denke ich nicht es wäre Realität.

Hier würde ich gerne genauer wissen: Spielst Du denn Spiele, in denen geschossen wird? Wenn ja, welche? Wie oft? 
Ich spiele wie oben gesagt, keine Spiele, in denen geschossen wird.
Ok, einer der Haupttipps für Erwachsene im Umgang mit digitalen Medien und  Jugendlichen lautet: „Interesse signalisieren“. Gib uns als Hausaufgabe mit ein Spiel, eine App, einen YouTube-Kanal (oder was dir einfällt) näher kennenzulernen:

Planny ist eine echt gute Erinnerungs-App, bei der man Dinge, die man noch machen möchte einträgt und man dann erinnert wird.

Was willst du den Erwachsenen mitgeben, die hier mitlesen, weil sie einen besseren Umgang mit digitalen Medien in der Familie lernen möchten?

Am besten, man ist nicht so streng und und legt kein exaktes Limit fest.

 

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten, lieber Adrian. Ich wünsche Dir noch viel Spaß und Erfolg beim Programmieren – ich versuche meine Kinder auch immer mal wieder dafür zu begeistern, weil ich glaube, dass es besser ist, selbst Dinge (im Internet) zu machen als ausschließlich zu konsumieren. 

Weiterführende Links auf SCHAU HIN! zu diesem Interview:

 

Liebe Leserinnen und Leser: Welche Fragen würdet ihr Jugendlichen in Sachen Mediennutzung stellen?

34 Gedanken zu „[Anzeige] Let’s talk – Jugendliche kommen selbst zu Wort – Adrian“

  1. Das sind ja Ideal-Kinder in deinen Interviews. Meine Tochter (17) bekommt ihren Medien Konsum einigermaßen gut hin, legt das handy beim lernen mittlerweile auf die Seite, wenn sie es zum lernen nicht braucht. Mein Sohn (15) hat seinen Rechner mit dem Papa zusammen gebaut, berät dazu auch Mitschüler. Hat auch schon mache Kleinigkeiten programmiert. Trotzdem hat er bei minecraft vor allem geballert und spielt jetzt fortnight wie alle anderen und schafft es nicht da selbständig abzuschalten, weswegen wir dann eine Zeit Beschränkung eingeführt haben. Ich lese deine Seite trotzdem interessiert ;-)

    1. Ja, die, die sich gemeldet haben, sind alle zufrieden mit dem was ihre Eltern machen. Ich hab leider – trotz mehrmaligen Nachfassen – keine Familie gefunden, die das Thema stressig und suboptimal gelöst findet. Wenn Du/Dein Kind Lust hat: sehr gerne!

  2. Den ersten PC selber zu bauen ist eine fantastische Idee! Das werde ich mir für meinen Sohn merken. Vielen Dank Adrian!
    Es ist wirklich schön zu lesen, dass es mit viel Kommunikation in der Familie auch ohne auferlegte Begrenzungen funktioniert! Das hoffe ich mir für unsere Familie für die Zukunft auch – ich gebe mein bestes dafür.

  3. Ein 14jähriger, der sich selber Java beibringt? Das muss sofort verboten werden. Nicht das er nachher noch ein fähiger Programmierer wird und damit arme Frauen unterdrückt und das Patriarchat zementiert.

    Oder können wir den mit meinem Sohn aufrechnen? Der leitet mit 18 schon eine Kindergruppe bei den Scoutern und möchte beruflich auf jeden Fall mit Kindern arbeiten. Ach ne, Mist, geht ja auch nicht. Er leitet ja was und nimmt daher zu viel Raum ein.

    Spaß beiseite: Mal wieder ein sehr gelungener Beitrag zum Thema. Diese Serie ist wirklich großartig und ich hoffe, dass möglichst viele Eltern hier mitlesen. Und Respekt für die Eltern von Adrian. Das muss man erstmal können. Offensichtlich ist da sehr viel Knowhow und ebenso viel Souveränität bei beiden Eltern vorhanden.

  4. Ich bin 1 Medienpädagoge und rate nicht dazu, „Medienkonsum konsequent [zu] begrenzen“, und die Medienpädagogen, die ich kenne, auch nicht. In der Tendenz sind es eher Repräsentanten pädagogischer Berufsfelder, die eben gerade (u. U. systembedingt) nichts oder nicht viel mit (Bildschirm)Medien zu tun haben, die das fordern, ErzieherInnen, LehrerInnen, SozialpädagogInnen usw.

    1. Die meisten Broschüren, die ich kenne, empfehlen genau das.
      Auch in Workshops für Eltern habe ich nur einmal was anderes gehört.
      Meistens ist die Rede von max. 30 min am Tag, auf deren Einhaltung konsequent geachtet wird.
      Aber klar: notallmedienpädagogen

      1. Was, 30 Minuten?
        Das reicht ja kaum um ein Kapitel eines Romans zu lesen.
        (oder sind Bücher bei Medien mal wieder nicht mitgemeint?)

        Ok Spaß beiseite, selbst wenn nur Bildschirmmedien gemeint sind, das ist meines Erachtens absurd.

        Gruß
        Aginor

  5. Computer selber bauen fand ich als Kind auch ungemein spannend, und irgendwie magisch.

    Adrians Einstellung finde ich gut (aber habe von einem 14jährigen Programmierer auch nichts anderes erwartet :) ).

    Nur zweimal habe ich leicht die Stirn gerunzelt:
    – bei „da das Spiel ja auf dem Bildschirm stattfindet, denke ich nicht es wäre Realität.“ hätte mich interessiert wie die Einschätzung bei VR aussieht. Also sowohl von jemand unbelastetem wie Adrian als auch von Experten. Ich glaube es ist praktisch genauso entfernt von der Realität, aber da haben ja einige Leute Bedenken.
    – nennt mich naiv, aber ich dachte wir sind über „je nachdem ob der Lehrer sich damit auskennt/befassen will“ schon raus. Ich erwarte dass sich heute jeder Lehrer mit den vorhandenen Lehrmitteln auskennt.

    Danke für das Interview! :)

    Gruß
    Aginor

  6. Ich bin 1 Medienpädagoge und rate nicht dazu, „Medienkonsum konsequent [zu] begrenzen“, und die Medienpädagogen, die ich bisher kennengelernt habe, auch nicht. Es sind eher die Repräsentanten der (in einem weiten Sinne) pädagogischen Berufsfelder, die (u.U. systembedingt) wenig mit Medien zu tun haben, die dazu raten, also Erzieher, Lehrer, Sozialpädagogen etc.

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