Zusammen mit SCHAU HIN! Let’s talk S03E03 mit Julia
Im Zentrum meiner Serie Let’s talk stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Jetzt kommen Jugendliche selbst zu Wort.
Wie alt bist du?
15
Seit wann nutzt du digitale Medien?
Ich nutze die digitalen Medien in Form von einem Handy seit 2012, also seit sechs Jahren.
Welche drei Dinge machst du am meisten mit digitalen Medien?
WhatsApp-Nachrichten schreiben, Fotos machen und Telefonieren
Wie handelt ihr Zuhause Regeln im Bezug auf digitale Medien aus?
Ich habe einen eigenen Laptop und ein Smartphone, allerdings habe ich zuhause keinen WLAN-Zugang auf den eigenen Geräten. Auf meinem Smartphone verfüge ich über ein Datenvolumen von 300 MB im Monat. Falls ich mal eine Recherchearbeit, zum Beispiel für die Schule, machen muss, habe ich die Möglichkeit, an einem Gerät meiner Eltern zu arbeiten.
Bei uns gilt die allgemeine Regel: Kein Handy während der Mahlzeiten.
Findest du das gut?
Ich habe nicht wie viele meiner Freunde die Möglichkeit, mehrere Stunden am Tag zum Beispiel YouTube zu gucken. An sich finde ich es doof, dass ich keinen unbegrenzten Internetzugang habe, aber dadurch wird man nicht so leicht von den Hausaufgaben abgelenkt. Andererseits habe ich somit auch nicht die Möglichkeit, jederzeit bestimmte Sachen für die Schule zu recherchieren oder mal ein YouTube Video zu schauen.
Die Regel, dass es kein Handy am Tisch gibt, finde ich sehr sinnvoll. Bei uns finden die Mahlzeiten immer als Familie statt. Ich bin den ganzen Tag in der Schule, und der Rest meiner Familie ist ebenfalls den ganzen Tag beschäftigt, daher nutzen wir die Mahlzeiten auch als Zeit, um Familienangelegenheiten zu besprechen.
Stell dir vor, du hast Kinder- wie würdest du das mit den digitalen Medien regeln?
Ich würde meinen Kindern am Ende der vierten Klasse ein kleines Smartphone schenken, allerdings ohne Internetzugang. Sobald meine Kinder in die achte Klasse kämen, würde ich ihnen Internetzugang geben, allerdings beschränkt. Wenn meine Kinder dann die zehnte Klasse erreichten, würde ich ihnen freien Internetzugang geben. Spätestens mit 18 Jahren hätten meine Kinder sowieso Internet ohne Limit.
Wie werden digitale Medien in deiner Schule eingeschränkt/genutzt?
An meiner Schule gibt es seit einem Jahr für jeden Schüler und jede Schülerin einen Internetzugang. Dieser kann über das eigene Smartphone oder Schulcomputer genutzt werden. Die Lehrer haben die Möglichkeit, den Internetzugang jederzeit freizuschalten bzw. auch wieder zu sperren. Die Unter- und Mittelstufe, also die fünfte bis neunte Klasse, dürfen ihre Handys nur mit Erlaubnis eines Lehrers benutzen. Für die Oberstufe, also die zehnte bis zwölfte Klasse, gibt es ebenfalls die Option, den Internetzugang zu sperren bzw. freizuschalten, allerdings gibt es einen sogenannten Oberstufenraum, in dem das Handy und der dortige Computer genutzt werden können. Allgemein werden die digitalen Medien in Form von Onlineabstimmung (Kahoot) und in Form von Präsentationen genutzt. Die Lehrer haben mittlerweile fast alle ein Tablet und einen Beamer zur Verfügung. Zudem werden ab und zu auch Filme von Netflix oder Amazon Prime geguckt.
Was wünscht du dir von den Erwachsenen?
Ich wünsche mir von meinen Eltern einen unlimitierten Internetzugang.
Medienpädagogen raten den Erwachsenen immer
- Medienzeit vereinbaren
- Medienkonsum konsequent begrenzen
- Interesse signalisieren
- Alternativen anbieten
Wie setzen die Erwachsenen in deinem Umfeld das um? Findest du das sinnvoll?
Bei uns ist der Medienkonsum zwar begrenzt, aber für mich ist das normal und auch okay so. Meine Eltern bieten mir immer einer Alternative und zeigen somit ihr Interesse. Ich finde das sinnvoll.
V.a. bei Computerspielen, in denen geschossen wird, sorgen sich viele Erwachsene, dass man bei Dauerkonsum verroht und die Aggressivität steigt. Wie siehst du das?
Meiner Meinung nach steigt die Aggressivität nicht durch Ballerspiele.
Ok, einer der Haupttipps für Erwachsene im Umgang mit digitalen Medien und Jugendlichen lautet: „Interesse signalisieren“. Gib uns als Hausaufgabe mit ein Spiel, eine App, einen YouTube-Kanal (oder was dir einfällt) näher kennenzulernen:
Bitte auf YouTube den Kanal von Katja Krasavice näher kennenlernen. (Ich persönlich mag diese Frau nicht, aber im Moment machen sich viele Jugendliche über diesen Kanal lustig. Außerdem werden die Songs von ihr häufig gehört, allerdings sind es komische Texte).
Was willst du den Erwachsenen mitgeben, die hier mitlesen, weil sie einen besseren Umgang mit digitalen Medien in der Familie lernen möchten?
Gebt euren Kindern die Möglichkeit, sich mit dem Internet und den Gefahren bekannt zu machen. Ohne Internetzugang ist man mittlerweile ein bisschen von den Klassenkameraden mit Internet abgeschnitten (es werden viele Dinge über WhatsApp und Co geklärt). Trotzdem sollte man ein bisschen darauf achten, was die Kinder so machen, zum Beispiel welche Internetseiten sie benutzen oder welche Spiele sie spielen.
Liebe Julia, danke für Deine ausführlichen Antworten. Ich bin tatsächlich auch lange mit 300 MB ausgekommen. Man stellt sich eben drauf ein und streamt z.B. seine Musik nicht, sondern lädt alles runter. Videos schaut man unterwegs eben gar nicht an. Anders ist es irgendwann bequemer – aber das kommt vielleicht noch wenn Du älter bist.
Weiterführende Links auf SCHAU HIN! zu diesem Interview:
- Medienkompetenz der Eltern beeinflusst ihre Medienerziehung
- Sicheres Internet für Kinder
- Elternfragen zu Facebook
- Kinder haben Rechte – auch bei der Mediennutzung!
Liebe Leserinnen und Leser: Welche Fragen würdet ihr Jugendlichen in Sachen Mediennutzung stellen?
Frage: Was fällt dir an der Mediennutzung deiner Eltern auf? Hast du da Vorschläge?
Wieder eine etwas andere Perspektive, aber klingt auch sinnvoll.
In diesem Fall scheint auch die Schule schon etwas weiter zu sein mit der Technik, interessant!
Gruß
Aginor