[Anzeige] Let’s talk – Tipps zum Thema Klassenchat

„Let’s talk“ S04E06 zusammen mit SCHAU HIN!

Im Zentrum meiner Serie „Let’s talk“ stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Im Anschluss kamen Jugendliche selbst zu Wort. In der 4. Staffel ging es um konkrete Erfahrungen, die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sammeln können. Die letzten drei Beiträge in diesem Jahr bieten Orientierung in Themen, die im Zusammenhang mit digitalen Medien und Kindern viel diskutiert werden.

Quelle: Pettycon@Pixabay

Ein gern diskutiertes Thema unter Eltern ist das Thema Klassenchat. Meistens wird einfach einer eingerichtet und hinterher ist das Gejammer groß. Wie es da abginge! Die Kommunikationskultur ließe zu wünschen übrig! Und überhaupt! Was da alles verschickt wird!

Tja. Deswegen ist es eben sehr sinnvoll vor dem Einrichten eines Klassenchats mal ein paar grundlegende Dinge zu besprechen. Abgesehen davon sollte man vielleicht sogar noch eine Stufe weiter vorne anfangen und darüber sprechen, ob es, so wie es in 99,99% der Fälle dann passiert, wirklich ein WhatsApp-Klassenchat sein muss.

Meine Haltung dazu ist klar: Nein. Warum könnt ihr in dem Beitrag „Let’s talk about Messenger“ nachlesen.

Ist die Entscheidung für eine Messenger-App gefallen, sollte ein Verhaltenskodex für Klassenchats (und Gruppenchats im Allgemeinen) entwickelt werden, und zwar bevor sie eingerichtet werden. Die Kinder können zum Beispiel in einer Art Klassenrat Umgangsregeln miteinander vereinbaren und besprechen, dass alle Kinder, die Zugang zum Internet haben, auch Teil des Klassenschats sein dürfen (Einzelne Kinder nicht teilhaben zu lassen, ist auch eine Form des Mobbings. Über das Thema Mobbing wird sich der nächste „Let’s Talk“-Beitrag drehen). Und damit Einzelne nicht willkürlich über die Köpfe anderer hinweg entscheiden können, sollten alle Kinder Adminrechte haben.

In der Klasse meiner Kinder gibt es einen Klassenrat. Das ist für mich z. B. ein Ort, an dem über Regeln diskutiert werden kann. Wenngleich ich oft finde, dass Eltern es sich etwas zu leicht machen und viele Themen an die Schule zu delegieren, so denke ich, sollten beim Thema Klassenchat Eltern und Schule zusammenarbeiten. Wenn das Lehrpersonal es nicht als seine Aufgabe sieht, solche Regeln mit den Schüler*innen zu entwickeln, kann man das auch privat organisieren, beispielsweise indem man mit einigen Schüler*innen und/oder den Klassensprecher*innen das Thema vorbespricht und dann dabei hilft, eine Projekt-AG zu gründen. Das erspart einem vor allem außerhalb der Schulzeiten sehr viele Diskussionen, Frust und Ärger.

Arbeitet mit Erwachsenen einige Regeln vor und stellt sie dann zur Diskussion. Welche können übernommen werden? Welche passen nicht so gut? Welche sollten angepasst werden und fehlen noch wichtige Regeln?

Regeln könnten z. B. lauten:

  • In einen Klassenchat werden keine Einzelgespräche geführt. Die Leitrage ist: Ist diese Information für mindestens die Hälfte aller Schüler*innen relevant?
  • Für Lästereien und Beleidigungen ist im Klassenchat kein Platz.
  • Bilder werden nur verschickt, wenn alle Abgebildeten ihr Einverständnis gegeben haben.
  • Gibt es Streit oder Meinungsverschiedenheiten werden die  persönlich geklärt.
  • Ketten-Nachrichten werden sofort gelöscht und nicht weitergeleitet.
  • Es werden keine unangemessenen Bilder, Videos oder sonstige Inhalte verschickt.
  • Hält man sich an die vereinbarten Regeln, darf man nicht aus dem Klassenchat entfernt werden.
  • Es gibt nur einen Klassenchat, der allen Schüler*innen der Klasse offen steht.
  • Die Teilnahme am Klassenchat ist keine Pflicht
  • Kinder, die gegen die Regeln verstoßen, werden ermahnt. Nach drei Ermahnungen werden Störenfriede für eine Woche aus dem Klassenchat entfernt.
  • Kinder und andere Personen, die nicht Schüler*innen der entsprechenden Klasse sind, dürfen nicht in den Klassenchat aufgenommen werden.
  • Lesen Eltern von einzelnen Schüler*innen mit (vgl. Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre), müssen das alle Kinder im Klassenchat wissen.
  • Fühlen sich Kinder gemobbt oder beobachten Kinder Mobbing, wird eine erwachsene Vertrauenspersonen eingeschaltet.
  • Fertige Hausaufgaben werden nicht im Klassenchat zur Verfügung gestellt.
  • Zu Beginn des Klassenchats gibt es alle vier Wochen eine Gesprächsrunde, in der aktuelle Probleme angesprochen werden können.

Die hier aufgeführten Regeln sind nur ein Grundstock, der angepasst werden kann. Meistens ist weniger mehr. Konzentriert euch auf maximal acht Regeln, die dann aber auch wirklich eingehalten werden. In jedem Fall sollten die Kinder ausführlich darüber sprechen und sich dann verpflichten, die Regeln zu befolgen. Das kann z. B. geschehen, indem sie schriftlich festgehalten werden und dann von allen Kindern unterschrieben werden. Manchmal ist es sinnvoll ein oder mehrere Erwachsene als Art Paten des Klassenchats zu ernennen. Gibt es Fälle, in denen die Kinder Beratung oder Hilfe wollen, können sie diese Paten um Rat bitten und ihnen gestatten, die Nachrichten zu lesen um die es geht.

Wollt ihr keine Regeln vorgeben, erarbeitet zusammen die typischen Probleme in Klassenchats (Umgangsformen, Mobbing, ständiges Rausschmeißen von Kindern, Kettenbriefe und das Versenden anderer zum Teil unangemessener Inhalte, …) und bildet dann Kleingruppen, die überlegen, wie man mit diesen Themen konstruktiv umgehen könnte.

Unbedingt solltet ihr mit Kindern über Online-Kommunikation sprechen und darüber, wie sie wirkt (oder wirken kann). Einerseits lässt sich manches online viel leichter sagen, andererseits kommt es keineswegs abgeschwächter oder irgendwie „virtuell” rüber. Es gibt keine Cyber-Gefühle. Wenn man sich durch Worte verletzt fühlt, fühlt man sich verletzt. Das verstehen auch ganz viele Erwachsene leider nicht. Kohlenstoffwelt und „Cyberspace“ sind ein und der selbe Ort. Wenn man das verstanden hat, ist es gar nicht so schwer.

Dass es diese Trennung nicht gibt, hat aber den Vorteil dass auch Eltern, die keine Ahnung vom Internet haben, die sich mit digitalen Medien nicht auskennen, trotzdem wichtiges zu vermitteln haben. Denn die Umgangsformen der Kohlenstoffwelt gelten eben auch im Klassenchat.

Weiterführende Links auf SCHAU HIN!

Unter der Kategorie „Medienmomente“ findest Du weitere Beiträge der „Let’s talk“-Serie.

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