Fünf Jahre sind es jetzt. Fünf Jahre ohne Dich und immer noch kann ich es nicht begreifen . Du bist weg und nicht umgezogen. Du bist weg und nicht total beschäftigt. Du bist weg und doch begleitest Du mich. Es ist in der Zwischenzeit eine willkommene Überraschung geworden, wenn Du in meinen Gedanken auftauchst. Zum Beispiel als ich letzte Woche die Karl-Marx-Allee kreuzte als die Biermeile aufgebaut wurde. Eigentlich kein Grund zur Freude und ich wollte nur schnell vorbei. Aber als ich meinen Kopf anhob, sah ich den Stand mit dem belgischen Kirschbier, das Du so mochtest.
Ein anderes Mal schlenderte ich durch einen neu eröffneten Laden als ich eine Packung dieser länglichen Luftballons entdeckte, mit denen man Tiere knoten kann. Das konntest du nämlich und einmal hast Du meinem Kind eine große Luftballonblume geschenkt. Damals hast du auf dem Weg zum Kindergarten gewohnt und am Fenster auf uns gewartet, dich rausgelehnt und die Blume meinem überraschten Kind durchs geöffnete Fenster gereicht.
Im Urlaub habe ich an Dich gedacht als wir am Meer waren (klar!) und Freitagabends wenn die Leute alle vor den Pubs auf der Straße standen und das Wochenende gefeiert haben. Die Frauen waren alle superschick, sie waren ausgelassen fröhlich und trugen trotz Kopfsteinpflaster wahnsinnig hohe Absätze. Da hättest Du samt Lebensfreude und irren Absätzen gut hin gepasst.
Bevor ich nach Irland gefahren bin, habe ich meine Wohnung aufgeräumt und alles geordnet und ein Foto von unserer gemeinsamen Arbeit gefunden und musste weinen. Das waren schöne Zeiten. Meine zehn besten Jobjahre. Du hast ganz kurz nach mir angefangen und ich war so froh, dass ich jetzt nicht mehr die einzige Neue war. Eine gute Firma, die uns alle, egal wie unterschiedlich wir waren, zusammengehalten hat. Ich habe daran gedacht, wie oft ich total abgenervt war von irgendwelchen komplizierten SQL-Abfragen und mit welcher stoischen Gelassenheit Du solche Dinge erledigt hast. Du hast nie gesagt: „Das kann ich nicht.“ oder „Das mache ich nicht.“ sondern immer „Zeig mir wie es geht.“
Manchmal höre ich byebye, weil Du mir die mal empfohlen hast. Wir wollten mal zusammen auf ein Konzert gehen. Dazu ist es nicht gekommen, weil es jedes Mal wenn sie in der Stadt waren nicht gepasst hat. Wir haben so vieles nicht zusammen gemacht. Das ist traurig, aber hat mir im Leben sehr geholfen nicht mehr ständig auf später zu vertagen.
Danke, dass Du nicht wegweg bist. Danke, dass Du da warst.