Ferengiartiges Verhalten

Wenn man ein eigenes Baby hat, weiß man: das freundlichste Lächeln bedeutet nicht Freude sondern kündigt an, dass es bald den Darm entleeren wird. Jedenfalls lächelt unser Nachwuchs kurz vor der Ausscheidung von einem Ohr bis zum anderen. Obwohl ich das weiß, falle ich Mal um Mal wieder darauf herein.
Kaum grinst das Baby beim Wickeln, beuge ich mich lächelnd vor, um es zu knuddeln und werde regelmäßig angekackt.
Doch was soll’s. Ebenso oft nehme ich mein Baby hoch, wirble es umher bis es quiekt, drücke es wieder an mich und werde vollgekotzt.
Meistens genau in den Ausschnitt, wo sich zwischen den Brüsten kleine anverdaute Milchbrocken sammeln. So kommt es, dass mein Baby und ich meistens ein wenig streng riechen.
Ekel kennt man als Elter nicht mehr.
So beobachte ich regelmäßig befreundete Elternpaare, die beim bereits fleischessenden Nachwuchs abwechselnd an der Windel schnuppern. Ob ich da noch hinkomme, ist fraglich. Denn immer wenn wir Großbabybesuch haben und dieser ein Kackiwindelchen im Windeleimer als Souvenir hinterlässt, frage ich mich, wie man bei einer vollen Windel zweifelnd direkt am Gesäß schnüffeln kann. Doch über vieles dachte ich vor der Geburt: das mache ich nie, niemals. Ich doch nicht!
So gerate ich langsam in Zweifel darüber, ob ich vielleicht eines Tages etwas tun werde, das ich bis heute schauderhaft finde: Angekaute Essenreste, die dem Kleinstkind aus dem Mund fallen, eifrig auflesen und verspeisen. Dieses Verhalten ist bei Müttern nicht selten zu beobachten. Wäre es umgekehrt, würde die Mutter vorkauen und die anverdaute Speise wieder hochwürgen und dem Nachwuchs in den Hals erbrechen – ich würde es verstehen – aber so?
Doch wie gesagt, kaum war das Kind auf der Welt habe ich gelernt: Alles ist anders als Du denkst und so kann ich mir heute vorstellen, eines Tages meinen Nährstoffhaushalt durch weichgespeichelte Essensreste meines Kindes zu ergänzen.
Konsequenterweise sollte ich dann allerdings darüber nachdenken, mein Baby täglich sauberzulecken, wie die Kätzchen es tun. Konsequent muss man sein – denn so spart man nicht nur beim Lebensmitteleinkauf sondern auch bei den Babypflegeprodukten und kann das Kindergeld einer wohltätigen Organisation spenden.

11 Gedanken zu „Ferengiartiges Verhalten“

  1. an windeln riechen ja, da denke ich noch nach 20 jahren mit schaudern zurück. den verdauungsprozessekosmos, den man beim spülen von baumwollwindeln erkunden kann, kennt sonst nur der proktologe.
    aber reste essen: never! omma sagte damals: mädel, da sparst du dann so viel geld, weil du die reste vom kind essen kannst. was ich kategorisch von mir gewiesen und durchgehalten habe.
    auch keksbeasbberte patscherchen abschlecken kam bei mir nicht vor. ich hatte als gutes elter in den zeiten vor den feuchttüchern immer nen feuchten waschlappen in einer plastiktüte mit.

  2. |eines Tages meinen Nährstoffhaushalt durch
    |weichgespeichelte Essensreste meines
    |Kindes zu ergänzen.

    Keine Angst, das kommt noch.
    Gerade wenn man unterwegs ist kann es sehr schnell passieren wohin damit.
    Es ist einfacher und schneller zu Entsorgen, wenn das dann…

  3. Ähm. Was ist Ekel?

    Wir sind in der Phase des An-der-Windel-Schnupperns. Und das Kind bekommt Fleisch.

    Grundregel: Was man reinsteckt, kommt auch wieder raus, nur dass sich schlimme Gerüche noch verstärken. Ich gebe dem Kind nichts mehr, was mich bereits beim Öffnen des Gläschens würgen lässt, weil es wie Hundefutter riecht (H*pp Rind mit Gemüse und Kartoffeln zum Beispiel). Sie bekommt jetzt Biogläschen, Gemüse mit Pute. Da lässt sich dann auch der Windelgeruch gut aushalten.

  4. Mir geht’s wie Olli – mein Tag ist gerettet, wenn ich morgens hier einen neuen Text finde.

    Ich selbst bin babylos, darf aber bei Freundinnen zuschauen, wie sie das Hintertürchen des Minimenschen massieren, damit die Abfallprodukte auch gut abfließen können.

    Und das mit dem Second Mouth-Essen, das konnte ich auch schon beobachten. Sogar bei einer Freundin, die sonst in Essenfragen unheimlich heikel ist und Gemüse, sobald es nur ein wenig matschig ist, von sich weist.

  5. ach, hätte ich damals anno 00 doch schon eine WordPressinstallation mein Eigen nennen dürfen … aber ich schweife ab.
    „Ekel kennt man als Elter nicht mehr.“ Das gehört in Großbuchstaben auf ein Tshirt oder einen Buchdeckel. Oder aus Marketingsgesichtspunkten, auf Beides!

    Darf ich einmal anmerken: „Ich liebe Ihre Texte!“

  6. nein ich habe schon mal so ein Kind gehabt in der Größe und durchlebte das schon einmal.
    Frau Nuf war bis zu einem bestimmten Termin nicht an der Begleitung des Kindes 1.0 beteiligt.

  7. Haben Sie nicht bereits ein Kind und müssten all dieses bereits einmal durchlebt haben? Oder bringe ich da etwas durcheinander?

  8. Das an der Windel schnuppern ist ein vorübergehendes Verhalten. Kurze Zeit später brauchst du keine Nase mehr. Es ist das Brennen in den Augen, das dich aufmerksam macht.

    Sonst kommt die kleine Tochter vorwurfsvoll zu dir und sagt: „Dein Sohn stinkt!“

    Ich nehme dann immer einen kräftigen Nasenzug, koste das Ergebnis und antworte. „Ne. das ist dein Bruder der da so stinkt.“

    Manchmal bringt sie ihn dann zur Mutter. Aber nur manchmal. Ich befürchte sie wird schneller schlau, als der Kleinste sauber.

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