Stöckchenwoche II (Smörebrod)

Mich bewarf die Kochexpertin und perfekte Dinnergeberin.
1) Kannst du kochen? Wenn ja, kochst Du gerne?
Ja2. Das ist wichtig. Sonst findet man keinen Mann.

2) Wann isst bei Euch die ganze Familie gemeinsam?
Morgens und Abends.

3) Was isst Du zum Frühstück?
Wenn das Kind noch da ist: eine Tasse Kaffee mit Milch. Wenn das Kind auf dem Weg in den Kindergarten ist: ein Twix, drei Scheiben Honigbrot und einige Platten After Eight.

4) Wann, wo und wie esst ihr in der Woche?
Morgens in der Küche am Tisch, abends am Esstisch im Wohnzimmer, wenn das Kind im Bett ist auf dem Sofa vorm Fernseher. Wenn ich Flecken auf das Sofa mache, sage ich nichts, wechsle im Laufe der Woche Seiten und schreie dann meinen Freund an, dass er wieder gekleckert hat.

5) Wie oft geht ihr ins Restaurant?
Hm, so zehn Mal im Monat?

6) Wie oft bestellt ihr Euch was?
Ochja, so zehn Mal im Monat?

7) Zu 5 und 6: Wenn es keine finanziellen Hindernisse gäbe, würdet ihr das gerne öfters tun?
Nö, an den verbleibenden 10 Tagen lässt sich das terminlich nicht einrichten.

8) Gibt es bei Euch so was wie „Standardgerichte“, die regelmäßig auf den Tisch kommen? Nein, wir sind schon in der Phase, wo es regelmäßig Streits gibt, weil niemanden einfällt was wir kochen könnten.

9) Hast Du schon mal für mehr als 6 Personen gekocht?
Ja, des öfteren.

10) Kochst du jeden Tag?
Nä.

11) Hast Du schon mal ein Rezept aus dem Kochblog ausprobiert?
Dem Kochblog?

12) Wer kocht bei Euch häufiger?
Das Weibchen. Das Männchen ist Experte für Rühreier, Pfannkuchen (für Berliner: Eierkuchen) und Fleischbratung.

13) Und wer kann besser kochen?
Losgelöst von den Gerichten kann man das nicht sagen. Da er ein leidenschaftsloser Esser mit wenig Gier ist, würde ich schlichtweg behaupten, der Kochorden geht an mich.

14) Gibt es schon mal Streit ums Essen?
Eigentlich immer, wenn irgendjemand was anderes als ich will.

15) Kochst du heute völlig anders, als Deine Mutter /Deine Eltern?
Ja. Bei uns gab es eigentlich nie Salat, Rohkost oder Gemüse. Ich erinnere mich an die 80er als fleischreiche Zeit. Gerne zubereitet wurde z.B. Pizza Jola, d.h. Rindfleischrouladen als Teigersatz mit Tomaten, Oregano und Käse belegt im Ofen zubereitet oder Rindermarkbällchensuppe.
Zum Thema Eltern und Essen zitiere ich auch gerne folgenden Vorfall: Das Kind wurde den Großeltern überlassen, die feststellten, dass das Kind Naturjogurt mit ungezuckertem Müsli zum Frühstück speist. Man war entsetzt und stellte schnell auf etwas Ordentliches um: Frikadellen mit Würstchen zum Frühstück.

16) Wenn ja, isst Du trotzdem gerne bei Deinen Eltern?
Natürlich.

17) Bist Du Vegetarier oder könntest Du Dir vorstellen vegetarisch zu leben?
Ich habe es mal ein Paar Jahre versucht. Geht hervorragend so lange man nicht in EU-Projekten arbeitet. Da bekommen Projektpartner Nervenzusammenbrüche, wenn man etwas ohne Fleisch essen will. Je weiter der EU-Partner im Osten liegt, desto größer die Verzweiflung. Also gab ich mir einen Ruck und aß Lamm. Es schmeckte köstlich. Da war mir klar, dass ich kein aufrichtiger Vegetarier sein konnte.

18) Was würdest Du gerne mal ausprobieren, an was Du Dich bisher nicht rangewagt hast?
Ich glaube, entweder ich wage mich ran oder ich will es nicht ausprobieren.

19) Kochst Du lieber oder findest Du Backen spannender?
Kochen. Backen hat immer etwas von industrieller Produktion. Plätzchenbacken ohne Projektplan ist z.B. unmöglich zu bewältigen. Das gilt auch für aufwändigere Kuchen. Beim Kochen kann man sich Zeit lassen. Alles akribisch in Schüsselchen vorbereiten.
Die Zutaten zusammenschütten, würzen, liebevoll so lange abschmecken bis man satt ist.

20) Was war die größte Misere, die Du in der Küche angerichtet hast?
Stichwort Hefeausrollteig als Pizzagrundlage. Schmeckte wie angebrannte Lasagneplatten. Mein Hauptgast hat aber tapfer lächelnd gegessen. Er liebt mich eben.

21) Was essen Deine Kinder am liebsten?
Würstchen, Würstchen, Würstchen. Pizza, Würstchen, Kuchen, Würstchen, italienischen Schnodderpudding (in Fachkreisen unter Tiramisu gehandelt).

22) Was mögen Deine Kinder überhaupt nicht?
Mais, Muscheln und gekochtes Gemüse. Letzteres wird aber gerne roh gegessen.

23) Was magst Du überhaupt nicht?
Ich bin ein völlig unkomplizierter Esser. Ich verabscheue Obst, Gurken und rohe Tomaten. Des weiteren lehne ich natürlich Innerein jeder Art ab.
Verzichte lieber auf Sellerie, lasse Kapern gerne stehen, Käse ist nur in speziellen Fällen mein Ding. Meeresfrüchte nicht unbedingt. Wild und alle Arten von Tierzubereitungen, bei denen man das Tier noch erkennen kann. Sprich kleinere Vögel, Kaninchen etc. lieber nicht. Rind finde ich zu fleischig. Bohnen gehen manchmal – jedoch würde ich sie nicht selbst in einem Gericht verwenden. Grünkohl geht wirklich ganz und gar nicht.
Rohe Zwiebeln nur in homöopathischen Mengen. Darüber hinaus gibt es Dinge, die ich eigentlich esse, die ich aber auch nicht immer haben muss. Gekochter SChinken gehört z.B. nicht ins warme Essen. Zusammenfassend würde ich sagen, ich bin der perfekte Gast.
Koriander muss auch nicht in rauhen Mengen sein.

Plötzlicher Tod eines Primaten

In einem Land in dem es nur Oliven und Fische gibt, ist man logischerweise Bauer oder Fischer. So auch meine Vorfahren. Meine Ahnen haben sich in beiden Beschäftigungsfelder erprobt. Der eine Familienstrang, jener der sein Glück als Fischer probierte, ist jedoch ausgestorben, da die meisten nicht schwimmen konnten. So setzten sich durch darwinistische Auslese die Bauern durch. Als Bauer führte man früher wie heute ein einfaches Leben und kannte nur die relevanten Dinge des Alltags. Andere Dörfer, Städte, Gepflogenheiten oder gar Strom und damit verbunden z.B. Fernsehen hält man für unnützen Tand, mit dem sich verständlicherweise niemand belastet. Einem Fremden mag meine Familie aufgrund gewisser Informationsdefizite deswegen ein wenig hinterwäldlerisch erscheinen. Es bleibt jedoch anzumerken, dass sich der Informiertheitsstand in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat. Hat man durch die Gastarbeiterfamilien, die Anfang der 1950er das Land verlassen haben und Ende der 1980er wieder in die Dörfer zurück kamen doch eine Menge an Wissen durch Hörensagen aufholen können.
1960 hingegen war das Wissen jedoch begrenzt und so trug es sich zu, dass mein Urgroßvater, seines Zeichens ein tüchtiger Bauer, an einem Dienstag um 5.30 Uhr aus dem Schweinestall zu meiner Urgroßmutter kam und sagte: „Anna, aufe de Futterkasten sitzte ein Tier, das kenne ich nix. Was solle ich mache?*“
„Antonio, wenn Du nixe kennste die Tier, besser erstmal erschlage.“
Das schien meinem Urgroßvater logisch, er packte eine Harke, die er normalerweise für leichtere Feldarbeiten nutzte, erschlug das Tier und warf es auf den Misthaufen.
Nun war es gleichzeitig so, dass an diesem Mittag die Enkel, die gerade im Sommerurlaub waren, bei den Großeltern vorbei schauten. Sofort berichteten Anna und Antonio von dem großen Ereignis am Morgen. Die Kinder waren, wie man sich leicht denken kann, entsetzt. Nicht nur ob des tierschutzwiderrechtlichen Eingreifens in das Leben eines unschuldigen Lebewesens sondern vielmehr ob der Tatsache, dass sie am Tag zuvor gehört hatten, dass die Nachbarn sich, so wie es aus seltsamen Gründen in den 60er Jahren unter wohlhabenden Gutsherren üblich war, kürzlich einen Affen als Haustier zugelegt hatten.
Mein Urgroßvater hatte in seinem Leben natürlich noch nie einen Affen gesehen und so drängte sich die Vermutung auf, dass der Affe der reichen Nachbarn sich auf den Futterkasten der Schweine meines Urgroßvaters verirrt hatte und dort einen überraschenden Tod fand.
„Nonno Antonio, vermutlich hast Du den Affen der Nachbarn erschlagen!“, schrieen die Kinder mit entsetzen Stimmen im Chor.
„Ache Papperlapappe. Affe! Das war nixe Affe, das hat sich einewandefreie erschlage lasse!“, entgegnete Antonio voller Überzeugung.
Sicherheitshalber schaute man jedoch noch mal auf den Misthaufen. Dort lag jedoch einen allen Anwesenden unbekanntes Tier. Damit der Fall abgeschlossen werden konnte, wurde der Dorfälteste geholt, der das Tier als einen außergewöhnlich hässlichen Hund identifizierte. Damit waren alle zufrieden und man konnte endlich dazu übergehen die längst überfällige Mittagspause einzuläuten.

Hässlicher Hund

*Ich übersetze hier für diejenigen, die des Italienischen nicht mächtig sind.

Fragen fragen

Wo in Friedrichshain-Kreuzberg kann man lecker, ich betone lecker brunchen gehen. Und geht mir bloß weg mit dem Morgenland. Das ist wohl unter aller Kanone!

Nuparu?

Kein Wunder dass „yu gi oh“ zu den meist gesuchten Googlebegriffen gehört. D.h. wenn man erst mal rausbekommen hat, wie man das schreibt. Schließlich kommt das schreib- und buchstabierunfähige Kind eines Tages vom Kindergarten und verlangt jokiko.
Jokiko? denkt der pädagogisch vorgebildete Erwachsene, der das Kind und seine Welt verstehen möchte, eilt an seinen Laptop und sucht vergeblich den Begriff. Erst Wochen später im Kreise seiner anonymen Kinderverstehergruppe erwähnt er das ungelöste Rätsel und wird verständig von den anderen Eltern aufgeklärt.
„Yu-gi-oh!“ eine fiese Erfindung der Konsumgesellschaft. Karten, die man teuer erwirbt, die jedoch regelmäßig ihre Gültigkeit verlieren, so dass man immer neue und wieder neue kaufen muss, damit das Kind auf der Beliebtheitsskala seiner Peer-Group ganz oben bleibt.
Man wehrt sich drei, vier Monate diese Ausgeburt des Bösen zu unterstützen, aber eines Tages kommt der Tag, da erträgt man die rotgeweinten Augen des Kindes nicht mehr, zückt das Portemonnaie und schon wirft man die wöchentlich für die Rente zurückgelegten Euroscheine in den Rachen der Yu-gi-oh-Merchandise-Maschinerie.
Ist das Kartendeck halbwegs komplett und das Kind glücklich, so glaubt man schnell seinen Seelenfrieden wieder gefunden zu haben und redet sich unterstützend ein: Wenigstens nicht Tokio Hotel, wenigstens das nicht!.
Doch es vergeht keine Woche und das Kind will Pikatschu. Dazu macht es die Stimme hell und ruft: Pikatschu, Pikatschu! Es verweigert jede Kommunikation und auf jede Frage oder Aufforderung erhält man nur Pikatschu! zur Antwort.
Aus der ersten Erfahrung schlau geworden, stellt man sich dennoch taub und eines Nachts, als man sich schlaflos durch die Privatsender zappt, bleibt man bei der Zeichentrickserie Pokémon hängen und denkt: Ich schau mir das jetzt an und nach ausführlicher Begutachtung mache ich meinem Kind eine große Freude und kaufe eine Pokémon-DVD, die wir gemeinsam anschauen und anschließend darüber reden.
Doch nach nur drei Minuten ist die Schmerzgrenze erreicht, man kann dem Plot nicht folgen und wacht einen Augenschlag plötzlich schweißgebadet auf und das erste, was man mit heiserer Stimme in das Morgengrauen krächzt ist: PIKACHU!, worauf man schwört: Das Kind wird nie, nie, nie Pokémon sehen!
Doch dann kommt es mit einer Bionicle-Zeitung, die ihm irgendein Bösewicht geschenkt und verlangt – wieder unter Tränen – abends diese und nicht eines dieser langweiligen Märchen vorgelesen zu bekommen.
„They came to Yoya Nui as Matoran villagers. Then six bolts of lightning from a red star transofmed to the Toa Onika. Their goal: Find the powerful Kanohi Mask of Live […]“
– Stiefmutter, was ist Yoya Nui?
30 Minuten Internetrecherche später: Ein Vulkan, liebes Kind.
– Stiefmutter was ist Toa Onika?
[]
– Stiefmutter, was ist Kanohi?
Das sind Masken, die v.a. von den Toa, Turaga, and Matoran getragen werden.
– Was sind Toa?

Und schon fühlt man sich wieder wie in der Vorhölle und fragt sich, was aus den guten alten Glückbärchi geworden ist. Man breitet die Arme aus, drückt den Bauch nach vorne und ruft LIIIIIIIEEEEBEEEEE in die kalte, dunkle Nacht hinaus.

Spätfolgen

Der garstige Anblickszwilling

Gestern fragt mich eine Wurstverkäuferin doch tatsächlich, ob es mir irgendwie nicht gut geht. Das muss man sich mal vorstellen! In Berlin!
Ja was solls, mag der Leser aus der Provinz sagen. Ne, ne, ne!
Wer in Berlin lebt, der weiß wie scheiße man aussehen kann. Augenränder, eitrige Pickel, Ekzeme, offene Wunden. Alles kein Grund jemanden anzusprechen, dass er schlecht aussehe.
Das geht mir durch den Kopf, als die Fleischereifachverkäuferin mich mitleidig über den Tresen anblickt und versonnen ihr Mett streichelt.
„Hach, danke mir geht’s aber nicht schlecht,“ fletsche ich mein bestes gekünsteltes Lächeln.
Sie schüttelt den Kopf „Wollen se vielleicht ein Glas Wasser, se sehen wirklich nich jut aus.“
„Mir geht es hervorragend, aber danke für ihre Sorge,“ wieder versuche ich den Eindruck des frischen Frühlings in Person zu machen.
„Se sinn doch öfter hier, hm? So mit schwarzer Felljacke sons?“
„Hab keine Felljacke, sie verwechseln mich wohl.“
„Ach?“
„Ja.“
„Na die andere sieht aber echt besser aus, wa?“
„Vielen Dank auch.“
„Nu wenn et ebben so is?“
[…]
„500 Gramm handwarmes Fleischmett mit Zwiebeln bitte.“

Schuld sind immer die selben

Den Angela Merkel finde ich ja blöd. Nicht nur wegen der Person, schon auch wegen der Partei und dem Zeug was er macht. Die Mehrwertsteuererhöhung zum Beispiel. Die kostet mich echt den letzten Nerv.
Schon Monate vor der Erhöhung muss ich überall die böse Neunzehn sehen. In Form roter, pickliger Monster verfolgt sie mich vom Werbefernsehen in meine Träume. In meinem Kopf hallt der keifende Schrei der Saturn-Schlampe, die nicht nur Geiz sondern unnötigerweise auch die Neunzehn geil findet.
Jede noch so doofe Zeitschrift gibt mir Tipps zur Mehrwertsteuererhöhung. Der völlige Wahnsinn bricht dann mit dem 1. Januar 2007 aus. Überall spart man sich die Mehrwertsteuererhöhung, gibt 19 Prozent Rabatt oder schenkt dem Kunden zu jeder Kekspackung, die er erwirbt, irgendeinen nutzlosen Tand.
Verdammt, ich habe ein Recht auf volle Kosten. Ich habe sowieso schon ein Problem mit dem Geld ausgeben. Dabei habe ich genug. Ich will auch mal was für die deutsche Wirtschaft tun!
Mein Papa, der viele Tipps hat, wie man reich wird, weiß auch, dass es wichtig ist, ordentlich Geld auszugeben. Er sagt immer: „Liebe Kinde, kaufe mal was tolles. Solle ruhige teuer sein, eine bisschen Luxus, sollste ruhig denken: isse viel zu teuer, aber gönne iche mire jetzte, weil iste gesund für Seele und Wohlebefinden.“
Mein Freund unterstützt meinen Papa da sehr. So wird er mir bestimmt die nächsten vierhundert Jahre vorhalten, dass ich nicht bereit war, dass er Geld für Verlobungsringe ausgibt. Schließlich gibt es den schönen Brauch Eheringe als Verlobungsringe zu verwenden und sie am Tag der Hochzeit einfach an den Ringfinger der anderen Hand umzustecken.
Als er mir davon berichtete, wunderbare Verlobungsringe gesehen zu haben, die er gerne erwerben würde, fiel ich ob der bevorstehenden Investition fast in Ohnmacht.
Ich versuchte rational mit ihm zu sprechen. Das schöne Geld, wie man es sparen könnte und was man dann in ein Paar Jahrzehnten davon kaufen könnte. Völlig sinnlos. Er zeterte auch zur Hochzeit würde ich nun kein Edelmetall an meinem Finger sehen. Bei Ebay würde er eine dieser Dosenschnipel ersteigern, die man Mitte der 90er aus Gründen des Umweltschutzes abgeschafft hatte.
Seit dieser Krisensituation versuchen wir gemeinsam meine Sparsucht und meinen Geiz zu therapieren. Manchmal gehen wir am Wochenende los und ich darf nicht eher nach Hause, ehe ich nicht irgendwas total sinnloses oder überflüssiges erstanden habe.
Das erste Wochenende kaufte ich im Baumarkt eine lilafarbene Plastikgarnele, die mit ihren Fühlern wackeln kann. Zugegebenermaßen mit 3.95 Euro keine Großinvestition – jedoch musste selbst mein Mann in spe zugeben, total sinnfrei.
Weihnachten dann brach eine gute Phase für mich an. Das Kaufen jeglichen Weihnachtstandes ist schließlich völlig unsinnig und fällt somit in die Kategorie des sinnlosen Geldausgebens. Schließlich weiß jedes Kind, das Weihnachtsschmuck v.a. nach Weihnachten besonders preiswert zu bekommen ist. Wenn ich da an die Einsparpotentiale denke, wird mir jetzt noch ganz schwach.
Ich kaufte also zwei verschiedene Tischdekos samt Stoffservietten (doppelt teuer, denn man muss sie ja immer wieder waschen [Wasser- und Waschmittelkosten] und bügeln [utopische Stromkosten]!) und Tischdecken, ein komplettes Sortiment Christbaumbehang, Geschenkpapaier (mir gefiel das Zeitungspapier der Vorjahre eigentlich ganz gut), Strohsterne samt Lichterketten für die Fenster und einen Adventskranz plus Ersatzkerzen für das Kind.
Endlich war der Knoten geplatzt. Bei einem Einkaufsbummel entdeckte ich ein Bettwäscheset, welches ich nach zweiwöchiger Denkpause spontan kaufte und das obwohl wir drei komplette Bettwäschesets besitzen, die jünger als fünfzehn Jahre sind.
Ich berichtete stolz meinem Vater von diesem Kauf. Erst erschien er am Telefon zufrieden. Doch lies er sich von meinen eigenen Geldausgaberauschgefühlen nicht täuschen und erkundigte sich nach dem Preis. Als ich ihm den nannte (und ich schlug vorsichtshalber noch fünfzig Euro auf den Kaufpreis drauf), schnaubte er verächtlich durch die Nase: „Ache Kinde, Du musste noch so viele lernen!“
Also nahm ich mir vor, wenigstens 2007 in die vollen zu gehen und ersann mir ein Ding, welches nicht nur teuer in der Anschaffung sondern auch kostspielig im Dauerbetrieb sein würde. Na und was ist das einzige, was da in Frage kommt?
Richtig! Ein Kondenstrockner! Um der Umwelt gegenüber nicht ganz so ein schlechtes Gefühl zu haben, setzte ich mir in den Kopf ein Gerät der Energieeffizienzklasse A+ zu besorgen. Das würde wenigstens bei der Anfangsinvestition mein Portemonnaie so richtig bluten lassen. Ausführliche Internetrecherchen bestätigten mir: unter 600 Euro ist da gar nichts zu machen.
Also lief ich heute topmotiviert zu einem Elektrogroßhandel, brüllte schon im Einkaufsbereich nach einer Beratungskraft und hieß ihr, mir ohne Rücksicht auf andere Werte mir einfach die drei teuersten Markengeräte zu präsentieren.
Mit der Hand auf der Kreditkarte zeigte ich auf das Preisklassenmodell. SECHSHUNDERTSIEBENUNDVIERZIG Euro: „Das da bitte!“
„Geht klar,“ sagt das Fachpersonal „ich stelle ihnen die Rechnung rasch aus.“
Doch was sehen meine schmerzenden Augen als ich dem Mann über die Schulter schiele? Er streicht zuerst den schönen Preis 647 Euro. Ich schaue ihn fragend an.
„Ja, sorry, das ist das Ausstellungsmodell. Ich lasse Ihnen deswegen 100 Euro nach.“
Ich akzeptiere schweigend. 547 Euro ist auch noch ok. Immerhin habe ich bislang nur zwei Mal in meinem Leben mehr ausgegeben.
Doch dann, oh Graus. Auch die 547 streicht er durch und macht 443.07 Euro daraus. „Äh? Was soll denn das???“ schreie ich ihn an.
„Oh, sorry!“, wimmert er schuldbewusst „die 19% Rabatt muss ich ja vom Ausgangspreis errechnen. Macht also 424.07 Euro.“ Ich bin einem Ohnmachtsanfall nahe. Starre ihn geistesabwesend an. Er überlegt noch mal. Streicht auch die 424. „Wieso denn das?“ fiepe ich. „Mir ist eingefallen, das ist ein Auslaufmodell. Macht also 374.07.“ „Oh nein!“ Tränen schießen in meine Tränenkanäle.
„Ok, ok. Hören Sie schon auf. Ich kann Frauen nicht weinen sehen. Machen wirs rund. Was halten Sie von 350 Euo?“
Wortlos entreiße ich ihm die Rechnung und gehe wie ein Automat zur Kasse. Wenn ich das meinem Papa erzähle, der wird nicht zufrieden sein. Ganz und gar nicht! Und wer ist schuld? Der böse Merkel!

Real Crab