Mich beschäftigt seit einiger Zeit die Fetischisierung von Härte. Das kam mir heute früh wieder in den Sinn als ich die Replys auf einen Tweet las. Der Ausgangstweet war folgender:
Niemand erwartet, dass wer erwerbstätig und krank geschrieben ist, arbeitet. Kranke Schüler:innen hingegen müssen an Tag 1 ihres Wiederkommens alles können oder parat haben, was durchgenommen wurde und sind dabei noch in der Holschuld. Was das soll, habe ich gefragt!
Vorab: Ich wünsche mir eine Welt, in der Menschen sich zwischen Erwerbsarbeit und Carearbeit nicht entscheiden müssen. In der die Entscheidung nicht lautet „entweder – oder“ sondern „beides“. Und dieses „beides“ soll gleichzeitig nicht bedeuten, dass Menschen Vereinbarkeit auf eigene Kosten herstellen, sondern dass es um sie herum ein System gibt, das anerkennt, dass menschliches Leben ohne Carearbeit nicht möglich ist und dementsprechend Care so organisiert, dass sich Menschen nicht bis zur Dauererschöpfung aufreiben müssen, um ein gutes Leben für ihre Kinder und ihre pflegebedürftigen Angehörigen zu ermöglichen.
Im Moment ist das nicht so. V.a. weil Carearbeit gar nicht erst berücksichtigt wird und Menschen (mehrheitlich Frauen[1]) sie unentgeltlich oder schlecht bezahlt leisten. Einfach weil …irgendwer muss es ja tun.
Es war so gewesen… in der Pandemie habe ich mir mein erstes Paar Wanderschuhe gekauft. Man musste ja zum Erhalt der seelischen Gesundheit ständig spazieren gehen. Bereits nach zwei Wochen habe ich mich gefragt, warum es überhaupt andere Schuhe als Wanderschuhe gibt. Sie geben Halt, sind warm, dazu wasserfest, sie sind so schwer, dass man sich geerdet fühlt. Ja gut, ohne Schuhlöffel kommt man nicht rein – aber ich bin jetzt einfach in dem Alter, in dem ich würdevoll zu Schuhlöffeln stehen kann. Ich hab immer einen dabei, an der Gürtelschnalle, gleich neben meinem Taschenmesser und dem 10l Trinkwasserbeutel, den ich allerdings wie einen Rucksack trage. So laufe ich meine tägliche Runde durch Berlin Friedrichshain. Jeden Tag 10.000 Schritte. Wenn ich sie durch meine Straßenwanderung nicht voll bekomme, marschiere ich sie in meiner Wohnung ab.
Am Wochenende dann lade ich mir Podcasts auf mein Smartphone und dann fahre ich mit der S-Bahn an den Stadtrand von Berlin und schlage mich mit meinem Kompass zurück in die Innenstadt.
Neulich war ich bei Malik Aziz und durfte Mental Load womensplainen. Allerdings war ich bei Malik irgendwie falsch. Denn ein grundlegendes Problem bei der Ungleichverteilung der mentalen Last ist ja, dass Paare oft viel zu wenig miteinander sprechen und was soll ich sagen: ausgerechnet das ist Maliks Kernkompetenz. Also nicht das sprechen an sich, sondern das Reflektieren. Hört selbst.
Du hattest 14.456 Tage 346.944 Stunden 20.816.640 Minuten 1.248.998.400 Sekunden
„You can die, but you can’t un-live.“
Den Satz habe ich kürzlich in einer Serie gehört und an dich gedacht. You can die, but you can’t un-live.
Ob sich das Verhältnis zum Tod ändert, wurde eine Bestatterin in einem Interview gefragt. Nein, war ihre Antwort, aber ihr Verhältnis zum Leben. Auch das passt zu dem heutigen Tag. Heute. Heute vor 8 Jahren war Dein letzter Tag. Ich versuche in den letzten Jahren an diesem Tag an Dich zu denken. An das Leben. An Dein Leben. Und ich hoffe – ich hoffe so sehr – es war ein guter Tag.
Ich möchte an das Leben denken, wenn ich an Dich denke und nicht an Deinen Tod. Möchte daran denken wie Du warst, was Dir gefallen hat, worüber Du gelacht hast. Was Dich interessiert hat, wie Deine Stimme klang, wie Du ausgesehen hast.
Wir hatten 10 Jahre, die wir uns kannten. 10 Jahre, die wir uns fast täglich gesehen haben. Denn so ist das, wenn man miteinander arbeitet. Man verbringt so viel Zeit miteinander, man spricht so viele Worte miteinander.
Ich werde Dich nicht vergessen. Ich denke an unsere gemeinsame Zeit. An das eine Mal, als wir zusammen Hebeldraisine gefahren sind. Wie wir gelacht haben, weil es so schrecklich war, so anstrengend, die absurdeste Art einen Ausflug zu machen und wie froh wir waren als wir endlich nie wieder Draisine fahren mussten.
In einem meiner Ordner habe ich eine alte Visitenkarte von mir auf deren Rückseite Du mir aufgeschrieben hast, wann ich im Mutterschutz und wann ich in Elternzeit war. Ich hatte irgendwie verpasst mir das aufzuschreiben, aber Du hast es gewusst. Jedes Mal wenn ich Steuererklärung mache, fällt mir die Karte in die Hand und ich schaue auf Deine geschwungene Schrift.
Manchmal lese ich unseren Chatverlauf im Messenger und bin traurig, dass wir oft nur Daten ausgetauscht haben. Wann treffen wir uns, wo treffen wir uns, wo holst Du mich ab. Dann muss ich wieder lachen, denn Du hast mich oft abgeholt, warst nie angeschnallt und bist wirklich sehr rasant gefahren und noch schwungvoller hast Du eingeparkt.
Ich denke daran, was Du alles konntest. Unfassbar gut kochen, Figuren aus diesen langen Luftballons machen und aus alten Jeans Handtaschen nähen. Du hattest einen grünen Daumen und die prächtigsten Balkonkästen, die ich je gesehen habe.
Es ist alles da. All die Erinnerungen. Nur Du nicht. Du bist nicht da. Du bist schon so lange weg und Du fehlst.
Zu meiner eigenen Überraschung, hat mich das Finale der Frauenfußball-EM emotional bewegt. Überraschend v.a. weil ich mich für Fußball wirklich rein gar nicht interessiere. Ob da nun Männer oder Frauen auf dem Feld hin- und herlaufen – das ist mir wirklich wumpe. Für mich sind alle Spiele gleich langweilig. Da laufen Menschen (sehr klein) auf einem Feld (sehr groß) hin und her. That’s it.
Das Finale nun hatte dann aber in meiner Bubble zumindest sowas wie einen Gemeinschaftscharakter. Alle gucken das (vielleicht wie manche Menschen Tatort schauen auch wenn sie Tatort vielleicht gar nicht soooo super finden), also gucke ich das auch.
Natürlich hatte ich im Vorfeld die Sache mit dem Geschirr und den 60.000 EUR gelesen und weiß, dass es für die Frauen viel schwieriger (fast unmöglich) ist vom Profisport zu leben. Unabhängig davon war ich total überrascht, dass ich v.a. am Ende Gefühle hatte. Zunächst dachte ich wahrscheinlich hat man die einfach wenn man gut ausgebildete Spiegelneuronen hat und andere Menschen beobachtet, die starke Gefühle haben.
Boah, guck mal, die Cammarata hat wieder zu viel Zeit und dann auch noch keinen Humor!
In zahllosen Varianten kann man auf Instagram das oben gepostete Video sehen. SIE hat zu viel Geld ausgegeben. Natürlich für nicht nachvollziehbaren Quatsch. Deswegen bittet ER zum Rechtfertigungsgespräch. Sie weiß das und weil diese Gespräche so unangenehm sind, zögert sie das bis zum getno hinaus, indem sie mit einem schmutzigen Mini-Pinsel den Boden witscht. LOL! Wer kennts? Mario Barth Fans schlagen sich auf die Schenkel.
Stellt euch eine Welt vor, in der von einer Minute auf die andere Väter das selbe machen müssen, wie Mütter. So zum Beispiel Kuchen backen, weil in der Schule ein Kuchenbasar ansteht. Wie viele Jahre (Monate? Wochen?) würde es dauern, bis es keine Kuchenbasare mehr gäbe, weil jemand auf die Idee gekommen ist, dass das Prinzip Schwachsinn ist?
Also fangen wir nochmal von vorne an: Der Kuchenbasar
Die Idee ist folgende: es soll Geld gesammelt werden für einen guten Zweck. Deswegen backt eine Gemeinschaft von Menschen Kuchen. Die Kuchen werden dann in Stücke geteilt und verkauft. Der Erlös wird gespendet.
Im Falle der Schule sieht das prototypisch so aus: Mütter backen Kuchen, die sie ihren Kindern mitgeben. Das Kind informiert eine Woche vorher, die Mütter beziehen den Kuchen in ihre Wochenplanung mit ein. Sie überlegen: Welchen Kuchen können wir beisteuern, welche Zutaten brauchen wir, wann kann man ihn backen, wie wird er transportiert? Kostet so 8-10 Euro plus 1-2 Stunden Arbeitszeit insgesamt. Der Kuchen wird in 8-10 Stücke geschnitten, jedes Stück für 1 Euro verkauft. Macht 8-10 Euro Erlös. Weil man ja auch was beitragen will zur Spendenkasse, kauft man 2-4 Stück. Meistens kaufen die Kinder den Kuchen der eigenen Mutter. Ist ja zufälligerweise der Lieblingskuchen.