Hallo Nido

Herzlich Willkommen in meinem Blog,
da in der Nido steht, hier gäbe es lustige Geschichten zu lesen, habe ich geschwind einige zusammengestellt:

Lass’ keine Fremden in Deine Wohnung

Handwerker und sonstige Menschen, die ich in meine Wohnung lassen muss wenn ich alleine bin, sind mir von Grund auf suspekt. Ich verstecke vorsichtshalber eine gusseiserne Pfanne im Wohnzimmer, um sie notfalls niederzuschlagen und telefoniere mit meinem imaginären Freund, der gerade auf dem Heimweg von seinem letzten bestandenen schwarzen Gürtel einer beliebigen Kampfsportart ist. Hallo Schatz? Du bist gleich da? Toll! Und den schwarzen Gürtel hast Du auch bestanden? Super! …weiterlesen

Das geheime Leben

Eine Bildserie darüber was unsere Barbies machen, wenn wir außer Haus sind.

Foto 5

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Husband Beeping

Wer mein Blog regelmäßig liest, mag den Eindruck gewinnen, dass ich ein wenig überdreht oder leicht hysterisch bin. Dem ist natürlich überhaupt nicht so. Ich bin ein eher ruhiger, ziemlich unemotionaler Typ, der viel von Vernunft und Rationalität hält. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass mein Mann das schiere Gegenteil ist, aber er trägt seine Gefühle doch deutlich sichtbarer auf der Zunge. Er diskutiert gerne und ich finde sein Verhalten gelegentlich, sagen wir mal,irrational nicht 100% nachvollziehbar …weiterlesen

Schau mir in die gelben Augen, Kleines

Die menschliche Blase kann je nach Körpergröße des Menschen zwischen 600 und 1.500 ml Flüssigkeit halten bevor ein starkes Bedürfnis entsteht, diese zu leeren. Sollte man diesem Drang nicht nachgehen, riskiert man einen Riss der Harnblase.
Ich muss jeden Morgen wenn ich aufwache an Tycho Brahe denken …weiterlesen

U 8

Unsere Kinderärztin ist aus den Zeiten in denen in unserem Land noch Zucht und Ordnung herrschte. Wir bleiben trotzdem bei ihr. Wenigstens versteht sie was von ihrem Fach – also zumindest rein medizinisch. Das Personal ist freundlich, man muss sich nur ein halbes Jahr vorher einen U-Termin sichern und es gibt ein großes Wartezimmer mit vielen Spielsachen.
Leider stimmt die Chemie zwischen der Ärztin und Kind 3.0 nicht so und weil Kind 3.0 nunmal sehr lebhaft und phantasiebegabt ist, gab es die ein oder andere Meinungsverschiedenheit …weiterlesen

Ansonsten: folgt mir auf Twitter, da isses auch lustig (v.a. wenn ich wenig Zeit zum Bloggen habe).

Urlaubsphantasien

Anfang der 2000er, als ich noch keine Kinder hatte, bin ich mit meinem Freund nach Kroatien gefahren. Drei Wochen lang. Wir haben jeder zehn Bücher eingepackt. Wir hatten uns auf zehn beschränkt, weil wir mit dem Rucksack unterwegs waren. Als wir ungefähr in der Hälfte des Urlaubs in Dubrovnik ankamen, waren alle Bücher gelesen und wir tauschten sie in einem Antiquariat gegen neue.
Daran musste ich denken, als ich heute ca. sieben Kubikmeter Krempel zusammenpackte, weil wir über das Wochenende an die Ostsee verreisen. Zu dritt. Kind 3.0, Kind 2.0 und ich.
Nachdem ich alles zusammengepackt hatte, stand ich vor dem Bücherregal und streckte meine Hand nach einem der ungelesenen Bücher aus, die sich dort stapeln. Eine ganze Reihe hat sich in der Zwischenzeit gefüllt.

Mich überkam eine unendliche Sehnsucht nach einem kinderlosen Urlaub. Einen Urlaub in dem nichts vorgeplant ist, in dem man nicht kochen muss, schon nachmittags Wein trinken kann, sich von Museum zu Museum schleppt, im Schatten so lange liest, bis die Augen schwer werden und man sie einfach schließen kann.
Abends lange wach bleiben ohne in dem Bewusstsein zu leben, dass man am nächsten Morgen um 6 Uhr einen Preis dafür zu zahlen hat.
Man könnte sein gesamtes Geld in kleinen Restaurants verprassen und essen auf was man Lust hat, man könnte sich womöglich unterhalten ohne dass jemand schreit „ICH MUSS KACKEN!“. Eine durchgängige Konversation führen. Ein unvorstellbarer Gedanke. Oder einfach nichts sagen und aufs Meer schauen.

In der Zombieapokalypse überlebt man nur im Team

Ich hasse Sport, ich möchte mich nicht von fremden Menschen anfassen lassen, bin sehr schreckhaft und halte von diesem ganzen Psychoteambuildingquatsch nichts. Ideale Vorraussetzungen um am Zombierun teilzunehmen.

Der Zombierun ist eine fünf Kilometer lange Laufstrecke auf der einige Hindernisse aufgestellt sind. Sowohl auf der Strecke als auch vor und hinter den Hindernissen stehen Zombies. Die Läufer tragen zum Start drei mit Klettverschluss befestigte Lebensfahnen an einem Gürtel. Die Zombies haben die Aufgabe, sich diese drei Fahnen zu erkämpfen. Ziel des Läufers ist es, mindestens eine Lebensfahne ins Ziel zu bringen. Und was soll ich sagen? Ich habs geschafft!

Das war vor drei Stunden und ich bin immer noch high. Zum einen kommt das von der körperlichen Anstrengung. Völlig untrainiert (so wie die Veranstalter das behaupten), hätte ich die Strecke niemals geschafft. Niemals! Und für alles, was mit klettern zu tun hatte, bemerkte ich sehr schnell, dass meine Kraft in den Armen doch sehr zu wünschen übrig lässt.

Es sind zahlreiche Hindernisse zu bewältigen. Zum Beispiel klettert man an geknoteten Seilen eine steile Holzwand hoch, erklimmt Strohballenberge, watet durch knietiefes Wasser, hangelt an Metallstangen entlang und kriecht durch 30 cm hohe Tunnel. Einiges davon schafft man alleine, bestimmte Hindernisse wären für mich ohne Hilfe nicht zu überwinden gewesen. Ich stieg also in fremde Hände auf Räuberleitern, griff nach Armen, die mich hochzogen und ließ mir den Po nach oben schieben (Von hinten rief es, nachdem ich das dritte mal abgerutscht war „If you don’t mind, I would help a little!“).

Ich bin wirklich, wirklich unsportlich, aber ich hatte mir eben vorgenommen, alles zu schaffen und das hat tatsächlich dazu geführt, dass ich es geschafft habe. Mit der Hilfe von anderen, aber ich habe mich wirklich überwunden und angestrengt und hinterher war ich wirklich stolz auf mich. Noch mehr hat mir aber das Gemeinschaftsgefühl gefallen, das im Verlauf des Laufs immer stärker wurde.

Am Anfang hatte ich mir keine Strategie überlegt und obwohl wir zu dritt gestartet sind, versuchte ich alleine zu bestehen. Nach dem ersten Kilometer hatte ich keine Lebensfahnen mehr und gleichzeitig begriffen, dass man so nicht als „Überlebende“ ins Ziel kommt.

Von da an, habe ich versucht wenigstens die Fahnen meiner Begleiterinnen zu schützen und das hat wirklich sehr gut geklappt. Man konnte durch eine Handbewegung so tun, als hätte man noch eine Lebensfahne und dann die herumstehenden Zombies ablenken, so dass die anderen Partnerinnen an ihnen vorbei kamen. Am sinnvollsten wäre es gewesen, alle Fähnchen von einer Person tragen zu lassen und alle anderen schützen diese.

Auch hätte man an die Zombiegebiete viel langsamer ranlaufen müssen. Bestenfalls stehenbleiben und sich eine Strategie überlegen. Blinder Aktionismus führte lediglich zu Fahnenverlust. Es gab im Grunde auch immer mindestens einen Zombie, der schneller war als man selbst.

Die Sprints auf freier Strecke haben wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es ist faszinierend, wie schnell man laufen kann, wenn ein massig wirkender Typ mit hervorquellendem Gehirn schreiend wie ein Ochse hinter einem herläuft. Man möchte im Anschluss daran erbrechen, ist aber sehr, sehr glücklich.

Im letzten Drittel der Strecke konnte man sich nochmal ein Leben erarbeiten, indem man sich Stangen entlang hangelte. Wie ich gerade ächzend und zitternd an einer der Stangen hing, stellte einer der Veranstalter fest: „Männer müssen alle Streben ohne Unterbrechung schaffen, bei Frauen genügt die Hälfte. Oder wollt ihr Gleichberechtigung? Dann müssen die Frauen auch alle schaffen!“ Zehn Millisekunden überlegte ich, ob ich eine Diskussion über Gleichberechtigung* und dem allgemeinen Fehlverständnis von eben selbiger starte, aber dann riss ich mich zusammen und schwang mich wortlos zur letzten Strebe.

Ich bekam also ein viertes Leben (die drei ersten hatte ich ja sehr schnell verwirkt) und ab da machte der Lauf nochmal richtig Spaß, weil im Grunde alle Runner jetzt wieder etwas zum Beschützen hatten, man aber gewisse Erfahrungswerte gesammelt hatte und diese so einbringen konnte, dass am Ende gefühlte 80% der TeilnehmerInnen mit Leben ins Ziel liefen.

Wir liefen zum Beispiel Formierungen, so wie man das aus historischen Filmen kennt. Die ohne Fahnen bildeten einen äußeren Schutzkeil und innen liefen die Fahnenträger. Oder man schickte die schnellsten aus der Gruppe vor, die sich von den Zombies jagen ließen und alle langsamen konnten an ihnen sicher vorbei, weil so ein Zombie natürlich auch nicht ewig sprinten kann und sich dann schlapp und unkonzentriert abwandte.

Am Ende kamen wir drei mit mindestens einer Fahne ins Ziel. Die coole Butterflyfish hatte sogar zwei.

Es war kalt, es regnete, es war nass, es war matschig, wir hatten überall Sand, einige blutige Knie, aber es hat wirklich Spaß gemacht. Gemein fiesen, adrenalinfördernden, gruppenhappygefühlsmäßigen tralalala Spaß.

Nächstes Jahr würde ich gerne in einer größeren Runde laufen (sofern der Zombierun erneut ausgerichtet wird). Wer läuft mit?

Hier die ersten Bilder (mehr folgen):

zombie1

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Foto (6)

Meine Tipps für die Apokalypse:

  • Schutzhandschuhe tragen (z.B. Fahrradhandschuhe)
  • Knie schützen (mindestens lange Hose)
  • Nicht schüchtern sein, nach gierigen Händen hauen (z.B.), auch mal ein liebevoller Bodycheck hilft
  • Schnell laufen
  • Armmuskeltraining machen
  • Handtuch mitnehmen
  • Wechselsachen (inkl. Unterwäsche und v.a. Schuhe) mitnehmen

—-

* Equality doesn’t mean justice

P.S. Einige der Zombies kamen von den Psychopaten. Ein professioneller Erschreck-Service in Berlin. Falls mal Bedarf ist. Wärmste Empfehlung. Die sahen nicht nur großartig aus sondern die haben wirklich schauspielerisch auch alles gegeben, um die Apokalypse glaubhaft zu machen.

In anderen Internetecken

Wegen des Gestanks soll man sich ja nicht selbst loben. Deswegen weiß ich nicht recht, wie ich es sagen soll, denn ich habe da zwei Sachen geschrieben, die fand ich, die fand eine Freundin von mir, relativ unterhaltsam.

Für Eltern: Mein erster Teil der Serie „Was sich wirklich ändert, wenn man Kinder hat“ – Ohrwürmer

Für Kinder: Meine Vorlesegeschichte über Schlafzimmerdrachen beim schwedischen Möbelhaus-

Erbsenzählen

Alle, die von der Diskussion um die Krautreporter schon genervt sind, empfehle ich an dieser Stelle einfach nicht weiterzulesen.

Mein Startpunkt war folgender: Schade, dass da so wenig Frauen mitmachen, ich hätte das Projekt gerne unterstützt, wenn es ein ausgewogeneres Verhältnis gegeben hätte. Sie haben sich dagegen entschieden. Kann man machen. Es stört andere nicht. Schön für die Krautreporter. Mich persönlich stört es.

Leicht hat sich mein Blutdruck gehoben bei Kommentaren zu einzelnen Artikeln auf Facebook. Z.B. zu „kaum krautreporterinnen“ und „kritik-kritiker kritik„.

(Wer Lust hat, möge reinklicken und das lesen. Für mich war es sehr erhellend, wie wer argumentiert – ich fasse das nicht zusammen, weil es mir um eine andere Sache im Wesentlichen geht.)

Gut. Man kann so argumentieren. Kann man machen.

Die Krautreporter haben auf die Kritik reagiert und zwar zeitnah am 14. Mai 2014.

Q: Warum gibt es nur sechs Frauen, aber 19 Männer unter den Autoren?

A: Es stimmt: Wir haben es in der Vorbereitungsphase versäumt, auf mehr Vielfalt in der Redaktion zu achten, etwa auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen im Team. Das wird uns in Zukunft nicht mehr passieren. Wir werden das Ungleichgewicht berücksichtigen, wenn Krautreporter startet und wir die Redaktion erweitern.

Heute stolpere ich über diesen Beitrag bei Facebook vom 28. Februar 2014 von Tilo Jung.

tilo

Auf die Frage: „ warum fehlt es an den spannenden Stellen immer an Frauen, wo wir doch sogar mehr sind?!“ zitiere ich mal die Antworten von Tilo Jung:
„Prioritäten.“
„Wegen der Quote also ab sofort lieber „Kultur für Desinteressierte“ (?)“
„es ging bei uns ja nicht um einen generellen, sondern um, sagen wir, den projektbezogenen Mangel an weiblicher Genialität.“

Weiter unten melden sich mehrere Journalistinnen und bieten ihre Unterstützung an.

Sorry, aber wie glaubhaft ist der Blog-Beitrag zur Problematik jetzt noch? Drei Monate vor Projektstart hat man den Punkt Frauenmangel identifiziert und dann wird das mit Argumenten wie projektbezogener Mangel an weiblicher Genialität ad acta gelegt?

Für mich müsste der Beitrag im Krautreporterblog korrekt lauten:

Wir haben es in der Vorbereitungsphase bewusst darauf verzichtet, auf mehr Vielfalt in der Redaktion zu achten, etwa auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen im Team. Auch in Zukunft wird uns das nicht interessieren. Wenn Krautreporter startet und wir die Redaktion erweitern, werden wir uns wieder nur an die richten, die wir schon kennen.

Als Ergänzung dann bitte diesen Beitrag von Anatol Stefanowitsch hier lesen:

Denn wenn ihr es richtig leben würdet, würdet ihr jeden Tag mit Frauen über eure Themen sprechen und dann müsstet ihr gar nicht groß nachdenken, wenn ihr Frauen für Projekte sucht.

Also: Arbeitet an eurem Problembewusstsein. Arbeitet von mir aus auch an euren Suchstrategien. Aber arbeitet vor allem an eurem Leben.

Amen.

—- Update—-

Aus den Kommentaren hochgezogen ein Hinweis von Sebastian Esser, Herausgeber der Krautreporter:

„Das Bild ist vom 28. Februar, als das Team völlig anders aussah. Dazwischen sind viele dazugekommen und wieder weggegangen, Frauen, Männer, Teams. Ich verstehe, dass es so wirkt, wie Du es beschreibst, wenn man es so nebeneinander stellt, wie Du es tust. Es zeigt aber kein realistisches Bild des dynamischen Ablaufs. Es zeigt vor allem, dass wir nach Frauen gesucht haben. Das Geschlecht war am Ende aber nicht die oberste Priorität. Es ging darum, ein Team guter Journalistinnen und Journalisten zusammenzustellen, und diese Truppe kam – für den Anfang – zusammen. Die Wahrheit ist, dass ich mir die Gender-Brille nicht aufgesetzt habe. Da kann man natürlich tatsächlich drüber diskutieren. Und das tun wir ja sehr ausführlich. Btw: Wir haben noch zwei weitere Frauen an Bord, die beim Pitch aus unterschiedlichen Gründen noch nicht dabei sein können.“

Hinweis auf Wunsch von Tilo Jung (nachträglich eingefügt, Interessierte lesen bitte die gesamte oben verlinkte Konversation auf facebook):

Wie bin ich in die Sache mit dem Feminismus bloß reingeraten?

Es ist so. Über die meisten Sachen kann ich nicht eloquent sprechen, weil mir jegliche theoretischen Untergebäude fehlen. Ich kann keine wichtigen Personen zitieren, kenne den genauen gesellschaftlichen Kontext nicht und allem voraus kenne ich die Wahrheit nicht. Ich habe nur eigene, wahrscheinlich sehr naive Gedanken, die sich aus den Fragmenten bilden, die ich tagein, tagaus aufsauge.
Ich weiß nicht genau wie, aber ich bin jetzt ja Feministin. Das merke ich z.B. daran, dass ich in letzter Zeit häufiger mit „Ihr Feministinnen, …“ angepöbelt werde oder dass mir Bekannte sowas sagen wie „Neulich war ich in einem Vortrag, da wurde ausschließlich die weibliche Form in der Ansprache verwendet, da musste ich an dich denken.“ oder dass sie Unterhaltungen beginnen mit „Mir ist Sachverhalt xy begegnet und da habe ich mich gefragt, wie du als Feministin das siehst.“

Wie bin ich bloß in diese Sache reingeraten?

Tatsächlich habe ich die üblichen Postionen der folgenden Art vertreten: „Warum sollte es hier um die Ausgeglichenheit der Geschlechter gehen? Es geht doch nur um Qualität und Können?“, „Ich finde das voll übertrieben darauf zu bestehen, dass auch immer die weibliche Form verwendet wird, das ist doch anstrengend.“ oder „Feministinnen meckern immer nur rum, Humor haben die ja keinen.“*
Als Studentin war mir das alles wurscht. Ich hatte es lauschig in meiner kleinen Uni. Ich studierte ein Fach, das Frauenüberschuss hat. Das Thema Arbeitswelt, die Rolle der Frau, die Rolle der Frau als Mutter, die politischen Rahmenbedingungen etc pp – das alles war fern und mir piepegal.
Erst mit dem Eintritt in das Jobleben hatte ich überhaupt Zeit Zeitungen und Internet zu lesen und sah plötzlich die Unterschiede. Noch viel stärker als ich mich als (berufstätige) Mutter mit kinderlosen Frauen oder gar berufstätigen Vätern verglich. Ein Artikel über Familienpolitik da, ein Artikel über Altersarmut bei Frauen hier. Ein paar Zahlen. Yo, erstaunlich. Aber kannste ja nix machen.
Ich habe mir nie die Mühe gemacht, das alles in meinem Kopf zu einem konsistenten Bild zu sortieren.
Allerdings habe ich gemerkt, dass durch bestimmte Sichtweisen und Argumente, die mir begegneten sich meine Art zu denken veränderte. Das Internet hat dazu am meisten beigetragen. Blogs, um es genauer zu sagen. Und um es noch genauer zu sagen, Blogs von Müttern. Ja genau. Diese viel verlachten Mama-Blogs. Die mit Basteln, Kochen und Kinder (gibt ja nüscht anderes!).
Es gibt da die Blogs, die aus der Vogelperspektive über die Themen des Feminismus schreiben, wie z.B. Dr. Mutti – und genauso gerne lese ich z.B. Mama arbeitet, die mehr aus der persönlichen Perspktive schreibt.
Dann gab es Blogs, die ich am Anfang mit großer Skepsis gelesen habe. Teilweise sogar geschockt war, wie anders man das sehen kann. Wie anstrengend! Dazu gehören z.B. Fuckermothers, Mutterseelenalleinerziehend, alsmenschverkleidet, aufZehenspitzen und glücklich scheitern.
Ich las in der Mädchenmannschaft, beim Missy Magazin, bei Pink Stinks und auch bei Antje Schrupp.
(Ok, das sind jetzt keine Mama-Blogs mehr, aber sie gehören in meine Denkquellen.)
Ich kann wirklich sagen, dass einzelne Beiträge meine Denk- und Beurteilungswelt komplett durcheinander gebracht haben. Es trifft natürlich nicht jeder Artikel meine persönliche Meinung, manchmal sogar eher im Gegenteil und es gibt auch die Variante, dass ich den Artikel lese und erstmal denke „So ein Quatsch!“ und dann mein Kopf aber immer und immer weiter arbeitet und ich eines morgens mit einer komplett anderen Haltung aufwache.
Als Beispiel „Wusstest Du schon beim Vorstellungsgespräch, dass Du schwanger bist?“ von fuckermothers und „Beim pinken Überraschungsei geht es nicht um Mädchen, sondern um Jungen“ von Antje Schrupp.
Zu ersterem hatte ich sogar eine Abwehrhaltung. Es geht hier um die Dreistigkeit sich schwanger um einen neuen Job zu bewerben.

“Wusstest Du schon beim Vorstellungsgespräch, dass Du schwanger bist?” “Hast Du das Deinem Chef vorher gesagt?” Oft wird die Frage überrascht gestellt. Manchmal eher beiläufig und in nüchtern-sachlichen Ton. Meistens aber leicht augenzwinkernd oder mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen – so, als würden wir beide gerade ein schmutziges Geheimnis teilen.

In dem Artikel von Antje Schrupp geht es um die Frage, warum es eigentlich OK ist, wenn Mädchen Jungssachen tun, wieso es aber nicht OK ist, wenn Jungs Mädchensachen tun.

Eine Ursache dafür ist, dass in unserer Kultur trotz Gleichstellung das “Weibliche” immer noch als untergeordnet, tendenziell defizitär oder aber zumindest partikular als “nur für Frauen” betrachtet wird, während das “Männliche” weiterhin als das Übergeordnete, Normale, Erstrebenswerte gilt. Entsprechend war der Anreiz von Frauen, dieses “Männliche” in ihr Repertoire aufzunehmen, viel größer als der Anreiz für Männer, das “Weibliche” in ihres aufzunehmen.

Ich könnte noch viele Beispiele nennen. Der Punkt ist: Am erhellendsten sind eigentlich nicht die Artikel selbst sondern sehr oft die Reaktionen und Kommentare darauf (und ich gehe davon aus, dass ein nicht unwesentlicher Teil an angreifenden und beleidigenden Kommentaren gar nicht erst zu lesen ist).
Auch hierzu könnte ich einen Roman schreiben. Bin allerdings so tippfaul. Ich möchte nur eine Anregung geben.
Diese (extreme) Abwehrhaltung gegen bestimmte Themen und Bitten aus dem sog. feministischen Lager, warum ist das alles so ein Problem?
Wenn jemand einen komplizierten Namen hat, den ich nachdem ich ihn erstmal nur lese, falsch ausspreche und die/derjenige bittet mich: Sprich den Namen doch bitte soundso aus – ist es dann wirklich angemessen zu sagen: Nein! Ich mache das nicht, das ist doch lächerlich, da steht „cz“, dazu sage ich nicht „sch“!!1!
Sprich. Wenn mich jemand bittet: Ich fühle mich nicht angesprochen, wenn in deiner Anrede nur „Liebe Mitarbeiter“ steht, kannst du nicht auch „Mitarbeiterinnen“ schreiben? Was könnte mich davon abhalten, dieser winzigen Bitte nachzukommen. Jetzt mal von Ungehobeltheit abgesehen?
Das ist ein winziges Beispiel. Ein Nichts, aber schon da tun sich die Fronten auf und es werden irgendwelche absurd überdimensionierten Waffen aufgefahren. Warum? Was kostet es einen selbst diesem Wunsch nachzukommen?
Das gilt ja nicht nur für die weibliche Form. Das gilt für alle sprachlichen Nuancen. Warum stur „taub“ verwenden, wenn mir jemand gesagt hat, das er/sie sich mit „gehörlos“ (aus Gründen) besser fühlt?
Ich kann das wirklich nicht verstehen.**
So naiv bin ich, das muss man sich mal vorstellen.

 

P.S. Als Ergänzung zu den bereits genannten Blogs Ich mach mir die Welt und das Buch der Autorin „Die Rosa-Hellblau-Falle„, das ich leider noch nicht ganz gelesen habe, es aber auch schon 1/3 gelesen empfehlen kann.


*Ich freue mich jetzt schon über die Treffer der Google-Suche, die auf meiner Seite landen werden

**Ich habe bewusst ein Beispiel gewählt, das klitzeklein ist, das vielleicht unwichtig erscheinen mag, weil genau das zeigt, wie wenig die meisten bereit sind aufeinander zuzugehen, die Bedürfnisse des anderen zu verstehen und sich gemeinsam weiterzuentwickeln.

rp14, Tag 1, Muddi hat da noch was zu sagen

Da ich selbst (dauerhaft sehr ernst dreinblickend) als Quotenfrau an einer Diskussion zu Papa-Blogs teilgenommen habe, habe ich am ersten Tag der re:publica nicht so wahnsinnig viele Sessions besucht.
Wer möchte, kann sich das „Sind bloggende Väter eine Nischenerscheinung?“ Panel hier anschauen (erstaunliche Geschwindigkeit mit der das heutzutage geht):

Jedenfalls. Sehr gefreut habe ich mich auf den Vortrag von Sascha Lobo „Rede zur Lage der Nation“. Die Kurzzusammenfassung zu der Rede lautet wie folgt:

Etwas differenzierter möchte ich (nun als offizielle Muddi-Bloggerin der Nation) folgendes loswerden:
Auch mich bedrückt die Situation. Die Überwachungssituation als solches, die Untätigkeit der Politik und die Unbesorgtheit der Masse.
Ich fühle mich auch unverstanden und machtlos. Auch ich habe das Gefühl, man müsste alle so lange durchrütteln, bis sie ENDLICH verstanden haben, dass das so nicht geht, das wir was tun müssen.
Deswegen bin ich auf Demos gegangen und habe schon vor längerer Zeit einen Dauerauftrag eingerichtet, der monatlich etwas auf ein Konto eines netzpolitischen Projekts überweist, das ich gut und wichtig finde.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten im Publikum irgendwas getan haben, seit wir durch Snowden eine vage Vorstellung davon haben welches Ausmaß die (Internet)-Überwachung hat und sei es am Ende, dass gebloggt wurde, Petitionen initiiert und/oder gezeichnet oder einfach nur Zeitung gelesen wurde. Es ist egal. Ich bin mir sicher, wir alle haben wenigstens im kleinen etwas getan.
Deswegen war Sascha Lobos Rede falsch adressiert und tatsächlich klang sie in meinen Ohren eher nach Rede vor uninformierten Abgeordneten, die sich mit zahlreichen Themen beschäftigen, zu denen unter anderen das Thema Überwachung gehört und nicht wie eine Rede, die zur re:publica und deren Besucher passt.
Wir, die Internetgemeinde, wir kennen uns aber aus mit dem Thema Überwachung und sind bereits wach gerüttelt.

Es mag vielleicht blöd klingen, aber ich musste wirklich die ganze Zeit an meine Kinder denken. Es gibt diese Situationen als Mutter, in denen ich genau weiß, was passieren wird, in denen ich genau weiß, was das Richtige ist und trotzdem tun meine Kinder nicht das was ich ihnen sage. Ich sage es freundlich, ich argumentiere, ich wiederhole, ich wiederhole, ich schimpfe, ich erkläre, ich bitte, ich bettle, ich werde wütend, ich versuche am Ende sogar zu befehlen, immer und immer wieder: aber diese widerspenstigen Kinder tun nicht was ICH möchte und richtig finde und zwar obwohl ich Recht habe.
Zehn Jahre mit Kindern haben mir gezeigt, es wird niemals irgendwas bringen immer und immer weiter auf genau dieser Schiene zu bleiben.
Immer mehr vom Gleichen hilft einfach nicht mehr. Es hilft nicht, egal wie gerne ich das möchte. Egal, wie sehr ich im Recht bin.
Wenn ich also nicht weiter komme, muss ich darüber nachdenken, welche Wege es außerdem gibt. Wege, die ich noch nicht gegangen bin. Paradoxe Intervention vielleicht, umgekehrte Psychologie, am Ende vielleicht Liebe und Wertschätzung statt Schimpfe und Druck. Mich in die Kinder rein versetzen, ihre Perspektive einnehmen, uns alle irgendwie dazu zu bekommen darüber zu lachen, die Situation eben auflösen mit dem Ziel Energien zu mobilisieren, Energien zu neuem Handeln und nicht Energien, die dazu führen, dass wir uns reiben, dass wir die Fronten verhärten, dass beide Seiten trotzig werden und sich keinen Millimeter mehr bewegen. Wir müssen Partner bleiben. Wir dürfen keine Feinde sein.
Das ist alles leichter gesagt als getan. Auch das weiß ich aus meinem Leben mit Kindern. Manchmal hilft nämlich gar nichts. Da kann ich mir noch so viele Gedanken machen. Dann hilft vielleicht nur noch selbst ein gutes Vorbild zu sein und zu hoffen, dass das irgendwie mitreißt.
Aber schimpfen hilft nicht. Schimpfen hilft nicht. Schimpfen zeigt nur die Ohnmacht des Schimpfenden.

Außerdem, um nochmal auf die Adressaten zurück zu kommen.
Man kann ins Lächerliche ziehen, was wir, die jämmerliche Internetgemeinde tun. Petitionen zeichnen. Buh! Schilder für Demos malen. Buhhhuuuuuhu!
Aber ganz ehrlich. Wenigstens ein kleines bisschen machen wir doch. Nicht genug, ok. Mehr geht immer. Aber jemanden, der bereits aktiv ist, nicht aufzubauen und zu sagen: „Ja, das ist super was du machst!“ sondern „Na großartig, was ist das für ein jämmerliches Engagement!“, das ist psychologisch einfach unklug.
Das hemmt Handlungsimpulse statt sie zu fördern.
Ihr verschlüsselt Emails, ihr benutzt Threema? LÄCHERLICH!
Ganz ehrlich. So geht das nicht. Das weiß jede/r, der mal Kind war.

Wenn man mit dem Start eines Meetings 30 Minuten wartet und dann die Person schimpft, die zu spät kommt, straft man v.a. die anderen, die pünktlich waren.
Wenn man ein Kind schimpft, weil die Spülmaschine nicht normgemäß und/oder vollständig eingeräumt ist, wird man nicht erreichen, dass das Kind die Spülmaschine das nächste mal besser oder gar lieber einräumt.
Ich hätte da noch drölfzig Analogien, die zum Thema passen.

Jedenfalls. Ich möchte nicht geschimpft werden. Niemand möchte das.
Ich hab gut verstanden, was da vor sich geht. Ich bin nur hilflos. Ich brauche einen Weg. Ich brauche Gelegenheiten. Ich brauche Anleitung, Ermunterung. Ach und übrigens, ich bin faul. Ich brauche technische Weiterentwicklungen, die mir das alles (das nicht überwacht werden) einfach und bequem machen. Ich brauche Ersatz für Kupferverkleidung meiner Wände und den Aluhut am Kopf.

Zum Selbstansehen:

P.S. Nur, dass ich jetzt nicht geschimpft werde: ich hab den Vortrag zu Ende geschaut. Nur eben nicht live.

Lieblingstweets 04/14

https://twitter.com/Rothochzwei/status/460476612547317761

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