Podcastempfehlung – Not doing anything is not an option

Meine eigene Filterbubble ist ganz bezaubernd und wenn die Männer nicht gleich selbst Feministen sind, dann sind es „schlimmstenfalls“ Männer, die die ganze Aufregung um Frauenquote, #aufschrei und Gleichberechtigung nicht so recht verstehen, weil sie selbst das Gefühl haben, mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun zu haben, weil sie eben keine sexistischen Idioten sind.

Mit einem Freund habe ich schon oft darüber gesprochen, dass das Thema aber alle angeht. Auch die, die Frauen nicht schlecht behandeln, sie einstellen würden, die nicht in Klischees denken etc.
Mein Problem war allerdings meine und die Erfahrung anderer Frauen und die sich daraus ergebenen Konsequenzen irgendwie zu vermitteln.
Anne Wizorek widmet dem Thema „Mitmachen für Männer. Was es heisst ein guter Verbündeter zu sein“ in ihrem Buch „Weil ein #Aufschrei nicht reicht“ ein ganzes Kapitel. Ich glaube allerdings, dass niemand (oder zumindest sehr, sehr wenige), der nicht ohnehin schon dem Thema Feminismus aufgeschlossen ist, dieses Buch liest (leider).
Außerdem denke ich, dass viele Männer keine Tipps von einer Feministin bekommen wollen. Deswegen begrüße ich es, dass drei Größen der amerikanischen Tech-Szene sich Gedanken zu dem Thema gemacht haben.

Daher möchte ich den Accidental Tech Podcast Episode 81 ab ca. Minute 70 ans Herz legen.
Völlig undogmatisch sammeln die drei da im Gespräch Tipps, die helfen sich besser in die Lage von Frauen zu versetzen. Sie erklären auch, warum es sinnvoll ist sich mit Trollen auseinanderzusetzen und warum es so leicht ist von außen zu sagen: Ja, selbst schuld, was legen die sich auch mit jedem an.

Ich finde die Tipps großartig. Es ist nämlich keine rocket science Verständnis aufzubauen und adressiert sind diejenigen, die schon „good people“ sind.

„Just watch them [Feministische YouTube Channels, Blogposts etc.] and don’t think that you have to agree or to disagree…“
„Don’t be like, don’t feed the trolls [because …] not engaging is fine as long as you are not the target of the harassment.“
„Let idiots know that they are idiots.“
„Try to learn about the things that reveal your own biases [because …] once you see [the terrible things] it’s like how could I’ve never see them?“
„Be open to the idea, that you might be part of the problem.“
„There is no shame in realizing that you were wrong in the past and fix it in the future.“
„Say supportive things…“

(Abgetippt beim Hören, keine eins zu eins Zitate sondern aus dem Kopf)

Hört es euch selbst an… ich finde, es lohnt sich.

Sieben Tage gültiger Beitragshinweis

Gestern Abend lief auf Arte „Prinzessinnen, Popstars und Girl-Power„. Ein Beitrag, der erklärt, was man und v.a. warum man etwas gegen rosa und Prinzessinnen haben kann.

„Der Film zeigt die verschiedenen Ausprägungen der Girlie-Kultur und will in erster Linie aufzeigen, wie die Konsumgesellschaft durch Marketingstrategien feminine Stereotype erschaffen hat und wie die Frauen von heute diese weiblichen Muster für sich in Anspruch nehmen.“

Würde nicht unbedingt alles im Beitrag unterschreiben, fand ihn aber sehr sehenswert.

rp12, die Frauen und meine unausgegorene Haltung zum Thema Feminismus

Meine Berührungsängste zu Frauenthemen und wieso Journelle und ich „trotzdem“ was zu diesem Thema auf der re:publica machen.

Ähnlich wie beim Festival des nacherzählten Films, habe ich mir nach jedem republica-Besuch vorgenommen das nächste Mal unbedingt mitzumachen (und es dann doch nie getan). Parallel dazu schien das Thema „Wir armen Frauen in der digitalen Welt“ in mir zu wachsen.

Wobei ich es nach wie vor nicht geschafft habe, das Thema Frauen für mich zu einem Ergebnis zu bringen, das ich als abgeschlossen und durchdacht bezeichnen würde. Ich selbst habe mich nie benachteiligt gefühlt. Weder im Internet noch außerhalb des Internets. Wenn ich mich im Leben überhaupt wegen einer Sache persönlich benachteiligt gefühlt habe, dann vielleicht nach Abschluss meines Studiums, weil mir da beim Bewerben immer wieder ein mitleidiges „Oh, Sie sind Geisteswissenschaftlerin, tja…“ begegnete.

Andererseits hauen mich die ganzen Hater-Kommentare in feministisch (angehauchten) Blogs immer wieder um und natürlich gibt es in meinem persönlichen Umfeld immer wieder diese Geschichten, das Frauen mit dem Entschluss ein Kind zu bekommen eigentlich ihre Karriere beenden, weil sie hinterher nur noch Briefmarken kleben dürfen oder ganz aus ihrem Job rausgemobbt werden (z.B. weil keine Teilzeitbeschäftigungen angeboten werden). Es ist also nicht so, dass ich das Gefühl habe, dass Feminismus kein Thema mehr wäre. Doch genau da tritt dann das Paradoxon ein, dass ich mich von manchen Feministinnen, ihrem Auftreten, ihren Thesen oder ihren öffentlichen Auftritten stark abgeschreckt fühle und auf gar keinen Fall in eine Schublade mit ihnen gesteckt werden möchte. Dann aber wieder befürchte, in vielen Sachen nicht kritisch genug zu sein und auch einer Gleichberechtigungsillusion zu erliegen. Was mir spätestens dann auffällt, wenn unser fußballbegeistertes Mädchen nicht in einem Fußballverein aufgenommen wird, weil sie ein Mädchen ist – obwohl sich der Verein explizit an Kinder und nicht an Jungs richtet.

Unbeantwortet blieb meine Mail, die ich jetzt doch noch mal hier veröffentliche, weil mich die Sache, nachdem sie mir wieder eingefallen ist, doch unendlich aufregt:

Lieber FC Berlin,

ich schreibe Ihnen, weil ich verärgert bin. In unserer Kita hing wochenlang ein Plakat ihres Vereins, das „sportbegeisterte Kinder und deren Eltern“ einlud eine Probestunde in ihrem Fußballverein zu machen.
Nachdem wir unsere Tochter in die Liste eingetragen hatten, stand ein Vermerk neben ihrem Namen, der lautete: Sorry, keine Mädchen.
Nachdem ich nun auch Ihre Website angeschaut habe, auf der Sie auch ständig von „Kindern“ und nicht etwa von „Jungen“ sprechen, muss ich mich schon fragen: Sind Mädchen keine Kinder?
Gerade im Jahr der Fußball-WM der Frauen ärgert es mich sehr, wenn Mädchen ausgegrenzt werden. Ich kann es verstehen, wenn im Schulalter die Gruppen nach Jungs und Mädchen aufgeteilt werden – aber warum das im Kindergartenalter so sein soll? Um Kraft oder Motorik kann es in dem Alter noch nicht gehen. Auch ist es überhaupt nicht nötig eine Trainerin zu haben. Für mich sind die angeführten Argumente „nicht genug Mädchen für eine eigene Gruppe“ und „keine weibliche Trainerin“ keine Gründe. In anderen Vereinen werden die Kinder bis Eintritt ins Schulalter auch gemeinsam trainiert.
Jedenfalls finde ich, Sie sollten Ihre Texte ändern und deutlich vermerken: Nur Jungs
Fußball macht JUNGS fröhlich, gesund und erfolgreich. JUNGS, die einen Mannschaftssport betreiben, lernen, sich in eine Gruppe einzufügen, aber auch, sich durchzusetzen. […] etc.

So ist es wenigstens für alle transparent, dass Mädchen in ihrem Verein nicht gewünscht sind. Denn als nichts anderes kann ich die Verweigerung ansehen, dass unsere Tochter nicht mitmachen durfte. Für Sie nochmal zum Nachlesen: „Mädchen dürfen beim Fußball bis einschließlich D-Jugend, mit Sondergenehmigung bis einschließlich C-Jugend, in Jungenmannschaften mitspielen.

Hups. Jetzt bin ich vom Thema abgekommen. Jedenfalls bin ich trotz meiner jährlichen Begeisterung für die republica ein großer Drückeberger, menschenscheu und publikumsängstlich, weswegen ich schlussendlich nie etwas gemacht habe, außer einmal spontan und unvorbereitet in das Panel „Warum Babykotze genauso relevant wie das iPhone ist“ zu hüpfen.

Mir wurde dann klar, dass ich nie irgendwas machen würde, wenn ich es alleine planen würde und um mich selbst zu zwingen, suchte ich nach einer Frau, mit der ich ein fröhliches Frauenthema angehen könnte. Und da schickte mir der Himmel das Internet Journelle. Vor Jahren hatte ich sie flüchtig auf einer Lesung kennen gelernt. Es war November und alle froren und kamen in fellgepolsterten Winterstiefeln, nur Journelle saß in silberglänzenden, OFFENEN, hochhackigen Schuhen da und lächelte entspannt. Das hat ihr bei mir eine Menge Respekt eingebracht. Ich weiß gar nicht mehr genau wie, aber wir hatten immer öfter Kontakt und besuchten uns eines Tages sogar mit Kind und Kegel und jetzt weiß ich, dass es noch viele hundert weitere Gründe gibt, Journelle toll zu finden. Allen voran ihren robusten und unerschrockenen Humor.

Jedenfalls ergab sich, dass wir dieses Jahr zusammen etwas zur re:prublica machen, das ich hiermit dringend bewerben möchte: Speednetworking

Wir stellen uns die Veranstaltung so vor, wie man das aus Filmen beim Speeddating kennt. Je zehn Frauen (und ggf. Männer) sitzen sich gegenüber. Nach einem bestimmten Schema stellt man sich seinem Gegenüber vor und rutscht dann nach drei Minuten weiter. Wir sammeln alle Daten und machen daraus Followerlisten, Google+Circle und Blogrolls und hoffen, dass daraus nachhaltig neue Verbindungen entstehen.

Leider konnte uns unsere zuständige re:publica-Ansprechpartnerin noch keine Vorstellung zu den Räumlichkeiten oder zum konkreten Ort geben. Es soll im Open Space stattfinden – was auch immer das sein mag. Ich denke, wir entdecken es am ersten re:publica Tag. Rechnet also mit Hintergrundgeräuschen, schlechter Akustik und ggf. auch nicht vermeidbaren Durchgangsverkehr – aber freut euch im Gegenzug auf interessante Gesprächspartnerinnen, neue Vernetzungsmöglichkeiten und v.a. Spaß.

Ach und es hat nicht jemand zufällig eine ca. einen Kubikmeter große unglaublich laute Uhr, auf die man oben alle drei Minuten einschlagen kann, um die nächste Runde einzuläuten, die er uns zur Verfügung stellen möchte?