Die Sendung aka ey guck doch ma in die Kamera

1Im April hatte ich es angekündigt: Caspar und ich versuchen uns mal an einer Familiensendung. Am 14. April um 21h war es dann so weit. Wir haben die erste Testsendung live gesendet. Wir haben vorher nicht geprobt oder so, die Sendung war quasi das Ausprobieren, der erste Wurf. Die komplette Sendung wird wohl noch ins Netz gestellt, den Link ergänze ich dann.

Ich war mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Denn ich habe noch nie vor der Kamera gestanden und auch sonst keinerlei Erfahrung in Sachen Sendungsplanung etc. Das Feedback war im Großen und Ganzen sehr positiv und natürlich gab es auch Kritikpunkte, die ich auch in Ordnung finde.

Am meisten wurde mir empfohlen doch mal in die Kamera zu schauen. Ja, das kann man machen, unsere Idee war eher die eines Gesprächs und meine Erwartung war eigentlich, dass wir eher auf einem Sofa sitzen, Tee trinken und in der Hälfte der Sendung gecastete Kinder in Schlafanzügen reinschluffen und sagen, dass sie nicht schlafen können.

Das Setting der vorangegangenen Latenight-Testsendung ließ das jedenfalls vermuten:

Ich war also etwas erstaunt, dass wir so moderatorenmäßig rumstehen sollten und dann hat das mit dem Unterhalten wohl nicht mehr so gepasst. Werden wir bestimmt ein wenig anpassen.

Ich hab mich mit Caspar sehr wohl gefühlt, hatte jedoch ständig die Sorge, dass ich zu viel rede und ihm zu wenig Platz lasse. Caspar ging es, so vermute ich, ähnlich und deswegen ist es vielleicht schlauer, einzelne Themenslots einer Person zuzuordnen. Das kann man sicherlich mit der Kamera auch ganz gut umsetzen.

Insgesamt hatten wir zu viel Stoff für eine einzige Stunde Sendung. Wir haben also so gnadenlos überzogen wie seinerzeit Wetten dass? mit Thomas Gottschalk. Das werden wir in jedem Fall auch straffen. Es ging uns in der Testsendung tatsächlich darum möglichst zu verdeutlichen welche Formate wir uns vorstellen.

Apropos, hilfreich ist vielleicht wenn ich noch die Links zu den einzelnen Themen der Sendung nachliefere:

ablauf

Life-Hack von Berlinmittemom
Anna hat uns in einem Hangout ein bißchen darüber erzählt, wie sie ihren Alltag mit den drei Kindern entschleunigt, wenn nötig. Einige ihrer Tipps kann man bei ihr im Blog unter „my little getaways“ nachlesen.
Sie hat uns das österreichische Blog Buntraum empfohlen, wenn wir nach weiteren Tipps suchen.

In der Themenrundschau haben wir über die Aktion „Schau dein Kind und nicht dein Handy an“ in Frankfurt gesprochen. Dort heisst es:

„Viel Kommunikation läuft von Anfang an über Blickkontakt und geteilte Aufmerksamkeit. Wenn Eltern ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, verpassten sie wichtige Gelegenheiten, das aufzugreifen, was ihr Kind gerade beobachtet und seine Handlungen im Alltag sprachlich zu begleiten.“

Wir halten das beide für völlig überzogen und haben davon berichtet, wo im Alltag uns das Smartphone als Eltern hilft. Zum Beispiel an langweiligen Spielplatznachmittagen oder im Treppenhaus, wenn Kleinkinder sehr lange brauchen.

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Das zweite Thema war für uns der Oetinger-Verlag und das Werbeposter zu „Die inneren Werte von Tanjas BH
Wir sind der Frage nachgegangen, warum man es nicht unbedingt witzig finden muss, dass der Kopf eines Mädchens als Hohlraum bezeichnet wird und dem männlichen Superhirn gegenübergestellt wird und zwar obwohl der Verlag dazu schreibt:

„Ben tappt von einem Fettnapf in den nächsten, weil er sich von Geschlechterklischees leiten lässt. Der Leser lacht über Bens ironisch zugespitzte Verirrungen. Das Plakat folgt dem gleichen Prinzip und ist absichtlich so deutlich überzeichnet, um keinerlei Zweifel aufkommen zu lassen: Hier geht es nicht um eine ernst gemeinte Darstellung von Geschlechtereigenschaften, sondern um unter Jugendlichen in der Pubertät weit verbreitete Vorurteile. Wir als Jugendbuchverlag nehmen dieses Thema ernst und greifen hier zum Mittel der Ironie.“

Letztes Thema der Rundschau war das Hashtag #regrettingmotherhood , der auf dem Artikel „Unglückliche Mütter: Sie wollen ihr Leben zurück“ basiert.

Es geht da um eine qualitative Studie der Soziologin Orna Donath von der Universität Tel Aviv, die 23 israelische Mütter im Alter von Mitte zwanzig bis Mitte 70 in Interviews zu ihren Gefühlen gegenüber der eigenen Mutterrolle befragt hat. Auswahlkriterium war die Antwort „Nein“ auf die Frage „“Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie dann noch einmal Mutter werden, mit dem Wissen, das Sie heute haben?“. Das Bereuen bezieht sich nicht nur auf die schwierigen Momente, sondern auf die gesamte Mutterschaft.
Im Netz sind unter dem Hashtag viele unterschiedliche Texte nachzulesen. Die meisten beziehen sich jedoch auf die ambivalenten Gefühle des Mutterseins. Dennoch ist es immer noch ein Tabu als Mutter etwas negatives über das Muttersein offen zu äußern. Im Artikel heisst es:

Das gesellschaftliche Bild von Mutter verlangt eine perfekte Mutter: ewige, bedingungslose Liebe zum Kind sowie eine ständige physische Präsenz. Auch soll sie den eigenen Nachwuchs stets ruhig und sicher durch Krisenzeiten navigieren und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen.

Anna von Berlinmittemom hat dazu auch einen schönen Artikel geschrieben. Sie differenziert zwischen den ambivalenten Gefühlen, die eigentlich jede Mutter gelegentlich hat und dem generellen Bereuen von Mutterschaft, sie fordert in diesem Kontext:

„Es geht um Entscheidungsfreiheit, es geht um Gestaltungsfreiheit und es geht um Bewegungsfreiheit. Es geht um Individualität und um emotionale und psychische Unversehrtheit. Es geht darum, laut zu sagen, was man möchte und was man braucht und es geht darum, dass diese Bedürfnisse gehört werden. Es geht darum, Dinge auszusprechen, die nicht gut sind und darum, Veränderungen einzufordern. Es soll Platz sein für die, die sich so wie ich in schöner Regelmäßigkeit die Pausentaste wünschen und für die, die etwas ganz anderes brauchen. Wir sind viele.“

Kurz haben wir angerissen, warum das Hashtag #regrettingfatherhood wohl keine so große Rolle spielen würde

Als nächster Programmpunkt stand das Gespräch mit Stefanie Lohaus auf der Liste. Sie hat mit ihrem Partner Tobias Scholz das Buch „Papa kann auch stillen“ geschrieben. Wir haben uns mit ihr über das 50-50-Modell gesprochen. Ich kann das Buch übrigens sehr empfehlen, es liest sich fluffig und mir hat gefallen, dass man sowohl die mütterliche als auch die väterliche Perspektive erleben kann und so schön übereinander legen kann. Mehr kann man im dazugehörigen Blog Das 50-50-Prinzip lesen.

Der schönste Tweet, der mir zum 50-50-Prinzip einfällt, lautet:

Im Medienmenü haben wir einen Fünfjährigen gehört, der uns die Browser-App „Hicks rasender Ritt“ vorstellt. Auch bei uns sind die Drachen von Berk ein großes Thema. Im Medienmenü wollen wir zukünftig Kinder und Jugendliche zu Wort kommen lassen, die uns Dinge vorstellen, die sie aufregend und toll finden.

In der darauffolgenden Rubrik Seitenwechsel haben wir uns von einer Kindergartenerzieherin und einen Horterzieher erzählen lassen was eigentlich an Eltern nervt. In unserer Vorstellung hören wir zukünftig noch mehr Stimmen von KinderärztInnen, EisverkäuferInnen, LehrerInnen oder Eltern-Kind-Café BesitzerInnen. Andere Eltern™ sind nämlich voll anstrengend. Das wissen wir alle von den Elternabenden.

Ganz am Ende der Sendung haben wir uns noch Gedanken zum Namen der Sendung gemacht und viele, großartige Tipps eingesammelt. Ich gehe davon aus, dass wir eine Vorauswahl treffen werden und dann vielleicht ein Voting machen. Genau weiß ich es aber noch nicht.

Also Fazit:
– Das Publikum mehr ansprechen, mehr Interaktion
– Themenslots aufteilen
– kürzer
– weniger Themen in einer Sendung
– hat Spaß gemacht

Weiteres Feedback nehme ich gerne entgegen. Auch Themen oder Ideen zu Formaten.
Ach und Danke fürs Zuschauen und das mittwittern. Das war toll!

Ankündigung eines noch namenlosen Familienmagazins

Von Frau Mierau gibt es den Begriff „Eltern-Clan“. Sie schreibt:

Was Eltern brauchen sind andere Eltern

Sie brauchen Austausch und Informationen. Sie müssen sehen, wie andere mit Babys umgehen und wie ein Baby gestillt wird, damit das auch beim eigenen klappt. Eltern brauchen andere Eltern. Würden wir mit anderen Familien eng zusammen leben (und zwar nicht durch dicke Mauern getrennt), würden wir sehen und hören, dass auch andere Babys (und Kinder) nicht durchschlafen. Wir würden sehen, was gemacht wird, wenn ein Baby Bauchweh hat und – das Beste – wir würden uns gegenseitig unterstützen und abwechseln […] „Allein mit Kindern sein – das ist weder für Erwachsene noch für Kinder artgerecht“.

Ich finde den Begriff so gut, dass ich ihn sofort ganz intuitiv in meinen aktiven Sprachgebrauch aufgenommen habe. Der Begriff beschreibt sehr gut, warum ich meine Eltern-Filterbubble im Internet so liebe. Nie habe ich mich besser aufgehoben gefühlt als in meinem Eltern-Clan, in dem es nur so wimmelt von Schlaflosigkeit, dauerverrotzten Kindern, unaufgeräumten Wohnungen, Kindern, die nicht um Punkt zwanzig Uhr schlafen und die am Tisch lieber das Essen verschmieren als sittsam und fleckenlos zu speisen.

Zu wissen, dass es bei so vielen Eltern ähnlich ist, tut mir gut. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid und manchmal auch gar keines mehr. Durch meinen Eltern-Clan habe ich verstanden, dass das was ich als „OMG! Ich habe erzieherisch versagt“ oder „WARUM MACHEN DAS NUR MEINE KINDER??!“ empfunden habe, falsch ist. Ich bin nämlich gar nicht allein.

Ich weiß nicht wieso, aber tatsächlich war ich als Kinderlose von dieser Realität total abgeschottet. Meine Familienrealität setzte sich zusammen aus Bildern, die ich aus der Werbung hatte. Kinder, die, wenn sie einmal die richtige Windel am Po haben, nach wenigen Monaten durchschlafen. Pausbäckige Kleinkinder, die ein ganze Portion Brei essen – essen und nicht in der Küche verteilen und zwar eine PORTION – nicht nur drei Löffel. Eltern, die abends noch was anderes machen als schlafen (wenn man sie lässt). Weiße, aufgeräumte Wohnungen, durch die ein lauer Sommerwind weht, während die Kinder sich alleine mit Holzklötzchen beschäftigen.

Kaum war ich Mutter, zerbrach diese Werbewelt und meinen Trost habe ich erst online bei den anderen Eltern gefunden, z.B. wenn wir uns auf Twitter samstags um 6.30 Guten Morgen wünschen.

Ich lese sehr gerne. Habe massig Elternratgeber gelesen und so ziemlich jede Elternzeitschrift probiert, die es auf dem Markt gibt. Dennoch musste ich feststellen: Was anderes als diese Scheinfamilienwelt gibt es im Großen und Ganzen nicht. Es gibt nur Erziehungstipps zum Durchschlafen, die nicht funktionieren, Rezepte, die kein Kind isst und Kinderklamotten, die kein normaler Mensch zahlen kann. Nicht zu vergessen die Eltern, die trotz Kleinkinder permanent heißen Sex haben.

Warum ich das alles schreibe: Für mich gibt es nach wie vor eine unendlich große Lücke für alle relevanten Themen im Familienalltag. Ich möchte wissen, wie andere Familien ihren Alltag leben. Wie Geschwister untereinander umgehen. Wie man mit den eigenen Eltern umgeht. Welche Tricks kennen die anderen Familien? Was machen eigentlich diese Jugendlichen den ganzen Tag? Was kann ich vorlesen, wenn mir Conni & Bobo auf die Nerven gehen? Was hören, wenn ich die Kinderkopfstimmenchöre nicht mehr ertrage? Was mache ich mit scheußlichen Spielsachen? Was mit rosahellblau Plunder, den sich meine Kinder so dringend wünschen? Wie ergeht es Trennungsfamilien? Bestechen andere Eltern ihre Kinder auch mit Gummibärchen? Es gibt so viele Fragen und außerhalb der Elternblogs kaum Antworten.

Ich hab mich deswegen gefreut als ich von den Der Sender Leuten gefragt worden bin, ob ich nicht Lust hätte mit Caspar Clemens Mierau ein Familienmagazin auszuprobieren.

Wir haben uns im Anschluss viele Gedanken gemacht und auch gemeinsam Formate entwickelt, die wir für interessant halten. Wir haben Themen gesammelt und überlegt, welche Gäste interessant sein könnten.

Was letztendlich daraus wird: Das weiß der Hase.

Ich hab jedenfalls Null Erfahrungen im Vorderkamerasitzen. Aber ich fand die Idee super, ich finde Caspar und seine Haltungen zum Thema Familie sehr sympathisch und glaube deswegen, dass das mit ein bisschen Glück gut funktionieren kann. Dass wir zumindest schaffen eine Stunde miteinander vernünftig zu reden, haben wir beim gemeinsamen podcasten schon ausprobiert. Ob das auch mit Bild und zum Thema Familie funktioniert, werden wir sehen und so wie beim realen Elternsein allen Perfektionismus von uns abschütteln.

Am 14.4. nehmen wir ab 21h die erste Testsendung auf. Ihr könnt live dabei sein und es wird parallel einen Chat geben, wo ihr eure Eindrücke und Anregungen abgeben könnt. Für Twitter denken wir uns noch ein Hashtag aus. Tatsächlich wird es das allererste Mal sein, dass ich vor einer Kamera sitze. Seid also milde mit mir!

Wir haben auch noch keinen Namen für die Sendung. Den könnt ihr dann auch mitentscheiden. Das Thema der Sendung lautet „Rollenverteilung“ und wir werden das Autorenpaar Stefanie Lohaus und Tobias Scholz des Buchs „Papa kann auch stillen“ zu Gast haben.

Ich bin gleichzeitig aufgeregt, gespannt und ich freue mich schon sehr.

 

Lest auch gerne Caspars Vorankündigung