Manche fürchten, dass man verblöden könnte, wenn man sich ausschließlich um Haushalt und Kinder kümmert. Sofern man seine Aufgaben nicht allzu ernst nimmt, mag es dieses Risiko tatsächlich geben.
Arbeitet man jedoch stets mit dem Vorsatz maximal effizient zu sein und replizierbare Ergebnisse bei gleichbleibender Qualität zu erhalten, dann kann davon nicht die Rede sein. Es scheint mir deswegen selbstverständlich wenn für alle Abläufe Prozessablaufschemata erstellt werden.
Eine Maschine Wäsche wird nicht einfach so aufgehängt! Sie wird nach Regeln, die durch mehrere Testläufe verifiziert wurden, der Wäschetrommel entnommen. Die Testläufe werden mitgestoppt und der Lauf, der in kürzester Zeit als Ergebnis die meiste Wäsche in korrekter Form auf das Wäschereck bringt, ist die Grundlage für das eben erwähnte Prozessablaufschemata.
Dieser Prozessablaufschemataerstellungsprozess ist mit diversen Haushaltstätigkeiten zu durchlaufen.
Hilfreich ist hierbei, wenn man sich zunächst alle alltäglichen Aufgaben auf ein Blatt Papier schreibt, sie thematisch ordnet und dann Oberkategorien erstellt. Im zweiten Durchlauf werden diese auf Vollständigkeit überprüft und ggf. ergänzt.
Dann erstellt man eine Prioritätenliste und weist Zeiten zu. Am Ende der Bemühungen hat man einen Haushaltstätigkeitenkatalog, der alphabetisch sortiert, schnell Überblick über die optimierten Abläufe gibt.
Als mein Mann in Elternzeit ging und sich willig zeigte Aufgaben rund um Haushalt und Kinder zu übernehmen, überreichte ich ihm hocherfreut die gerade überarbeitete Version des Haushaltstätigkeitenkatalog.
Ein wenig überrascht musste ich zur Kenntnis nehmen, dass er nicht die erwartete Begeisterung zeigte. Beinahe entsetzt stellte ich fest, dass er sich an die Idealabläufe gar nicht halten will. Obwohl ich ihm mehrere Male eindringlich erklärt habe, dass es völlig sinnlos sei erneut bei dem Schritt „Wie geht das eigentlich?“ und „Kann man das noch besser machen?“ anzufangen, überging er meine Ablaufdiagramme böswillig.
Er denkt, es ist egal, ob man erst die Unterhosen und dann die T-Shirt aufhängt. Er denkt sogar man könne Wäschestücke einfach irgendwie auf den Wäscheständer hängen.
Über Folgen macht er sich keine Gedanken! Es ist nämlich so: Heute ein Kinderschlüppi falsch aufgehängt, in zweiundzwanzig Jahren das Lebensglück des Kindes nachhaltig zerstört.
Ein Beispiel: Der rosa Mäuschenschlüpfer um neunzig Grad zur oberen Abschlusskante des Beineinstiegs verdreht auf die Wäscheleine gehängt, bewirkt aufgrund des unschönen Abdrucks der Wäscheleine am nächsten Tag einen hysterischen Anfall beim Kind. Der kann entgegen aller pädagogischen Vorsätze nur mit einem Gummibärchen beendet werden. Das passiert täglich bis zum 13. Lebensjahr. Macht 4.745 Gummibärchen zusätzlich zu den Süßigkeiten an Ostern, Weihnachten und zum Geburtstag. Sind 61.685 Kalorien allein wegen einer Unterhose. Von den Auswirkungen auf das Gewicht nicht zu sprechen. Allein schon die Katastrophe wenn das Übermaß an eindeutig vermeidbaren Süßigkeiten Hautprobleme bei unserem zukünftigen Teenager auslöst. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Hautprobleme negativ mit der Variable Beliebtheit innerhalb der Peergroup korrelieren. Dies wiederum führt zu wenig Erfahrungen mit Liebeleien. Was bedeutet, dass das arme Kind erst mit fünfundzwanzig die erste ernsthafte Beziehung zu einem Mann eingehen wird. Leider mit dem falschen, was das Kind aufgrund der mangelnden Erfahrung aber nicht erkennen kann. Persönlich empfundenes Unglück wirkt sich negativ auf den Selbstwert aus, weswegen ein anderer Bewerber im Assessment Center für die berufliche Traumposition unseres Kindes vorgezogen wird. Die Kurve des Lebensglücks fällt erneut ab.
Ich sehe aus Platzgründen davon ab, den weiteren, unabwendbaren Verlauf der Zukunft unseres Kindes zu schildern. Es dürfte klar geworden sein, dass man eine Unterhose eben nicht irgendwann und irgendwie aufhängt.
Schlagwort: haushalt
Wider deMM Umfüllwahn
Wer hat den Menschen eigentlich die Idee eingepflanzt, dass Dinge umgefüllt werden müssen? Täglich verbringe Zeit damit, Dinge von Verpackung A in Gefäß B zu füllen. Nicht nur dass das zeitaufwändig und nervtötend ist, nein, man gibt auch noch zusätzlich Geld für die Umfüllbehältnisse aus.
Es würde mir ja noch einleuchten, wenn man damit einen ästhetischen Gewinn hätte. Weil z.B. die Kaffeeverpackung hässlich ist, füllt man den Inhalt in eine hübsche Kaffeedose um. So funktioniert das theoretisch. Die Realität sieht jedoch anders aus. Schon mal aufgefallen, dass der Kaffee aus der Tüte niemals komplett in die Dose passt? Also steht 1/3 der Zeit eine aufgerissene Verpackung plus eine Dose im Regal.
Genau das selbe mit dem Nachfüllkram. Wieso hat das Fensterreinigungsspritzfläschchen ein Fassungsvermögen von 0,5 Liter, der Nachfüllbeutel aber eines von 0,7 Liter?
Früher hat das alles noch Sinn gemacht. Da ist man in den Tante Emma Laden, wo es nur den 25 kg Mehlsack gab und hat sich was abfüllen lassen, was man dann zu hause in das Regal mit den kleinen Vorratsschubladen geschüttet hat. Heute macht diese Umschütterei wirklich keinerlei Sinn mehr. Manchmal habe ich das Gefühl mein Leben ist ein einziges Umfüllen. Vom Kaffeeleinensack in die 500gr Tüte, von dort in die Kaffeemühle, von dort in die Kaffeedose, von dort in den Kaffeeautomat, von dort in Müll und Rachen, etc.
Ab morgen esse ich die Kaffeebohnen direkt vom Strauch und hole mir die Milch ohne Umwege aus der Kuh.