Fernsehschlaf und Speckröllchen

Männer sind manchmal wahnsinnig undankbar. Mein Ex z.B. fands total doof, dass ich jeden Abend gegen 20.17 Uhr vorm Fernseher einschlafe. Und das obwohl ich ihm das große Kompliment, das sich dahinter versteckt, ausführlich erklärt habe. Im Grunde war es nämlich eine leise schnarchende Liebeserklärung; denn:
Vor 10.000 Jahren konnten die Steinzeitweibchen in der heimischen Höhle nur sanft einschlummern, wenn sie sich durch ein kräftiges Steinzeitmännchen bewacht fühlten.
Einzuschlafen ist also ein unausgesprochenes: Schatz, ich find‘ Dich wildmännlich, stark und groß! Ich fühl mich so beschZZZzzzzzzzzzzzzzt.

Auch fürs Dickerwerden höre ich nie ein Paar Worte des Danks!

Je glücklicher, wohliger und heimeliger sich ein Steinzeitweibchen fühlte, desto mehr Speckröllchen konnte es anlegen. Diese bildeten nämlich die unverzichtbare Basis für das Austragen der Nachkommenschaft.
Deswegen sollte zumindest mein derzeitiger Mann sich über meine stetige Gewichtszunahme und meinen abendlichen Erhohlungsschlaf freuen. Dass er nicht jedes Jahr ein Kind haben will – dafür kann ICH doch nichts.

Gaijin Bedfight

Alle drei Monate beschließt das Kind 2.0 gegen 3.00 Uhr nicht mehr zu schlafen. Es spuckt dann den Schnuller aus, um sich wenige Sekunden danach wie ein Staubsauger zu gebärden und den Matratzenboden abzusuchen. Wenn es den Schnuller nach drei Millisekunden nicht gefunden hat, weint es.
Hilft man bei der Suche, so lässt sich das Baby flink lange Fingernägel wachsen um dann jede mütterliche Körperstelle, die nicht stoffbedeckt ist, zu zerkratzen.
Es trommelt freudeerfüllt auf dem Bauch, zieht die Spieluhr auf und macht Kunststückchen.
Dabei macht es ein Gesicht wie ein dressierter Seehund und klatscht jaulend in die Hände.
Ab da geht der Houseshow-Wrestlingkampf los.
Entrance der Teilnehmer: Die schlaftrunkene Mutter (Sleepy big Mummy) steigt in den Ring und klatscht vorher die Hände des ebenfalls schlafbedürftigen Vaters ab, der im weiteren Verlauf jedoch keine aktive Rolle übernehmen wird. Ihr Gegenüber, der Heel Baby the Nappypooping Poo schenkt dem Publikum keinerlei Beachtung und steht locker, fast gleichgültig an die Gitterstäbe des Babybettchens gelehnt.
Die Mutter greift sofort an und versucht das Match mit einem Pinnfall zu beenden.
Das Baby, eingeölt von oben bis unten, entkommt dem Cover und windet sich wie ein Aal in Freiheit, erklimmt das über dem Bett befindliche Musikmobile und attackiert die überraschte Mutter mit einem High-Flyer.
In der Zwischenzeit geht bereits die Sonne auf. Die Augenringe der Mutter haben furchterregende Ausmaße angenommen. Die letzten Kräfte werden mobilisiert, die finale Aktion fällt, Sleepy big Mummy zwingt Nappy Poo erst mit Hilfe eines Neck Holds, dann mittels Hip Lock und schließlich durch den Flying Fall in die Knie.
Das Kind lässt sich hinlegen. Es schläft. Der Wecker klingelt.

Mama bringt Baby schlafen

Es schläft, wehe Du atmest

Wenn Säuglinge schlafen, schlafen sie. Sie fallen von einer Minute zur anderen in den Tiefschlaf. Da könnte Godzilla nebenan die Nachbarschaft zertrampeln; sie würden nicht wach werden.
Das ist eine wunderbare Zeit.
Gegen Ende des ersten Lebensjahres ändert sich das leider. Die Kleinstkinder schlafen schlecht ein und wenn sie endlich schlafen, werden sie bei jedem Mucks wach.
In der alltäglichen Kommunikation bin ich großer Freund einer differenzierten Ausdrucksweise, doch es gibt Situationen da kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass die Stärke des Ausdrucks durchaus angemessen ist.
Denn was in mir aufkeimt ist nichts anderes als Hass, wenn man es endlich geschafft hat, dass das Baby schläft und irgendwer beispielsweise hustet und somit das sofortige Wecken und Dauerschreien bewirkt.
Hass, Hass, Hass.
Auch den knarrenden Diele, der Klospülung, dem Wind und Blähungen wünsche ich die Pest an den Hals.

Ich will nach Norwegen, im 60km Umkreis keine Menschenseele und morgens nach dem Frühstück knalle ich alle Vögel ab. Dann ist endlich Ruhe. RUUUHHHHEEEEÄÄÄHHH!