12von12 im Dezember (Vorabauszug)

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Unser Kindergarten plant kleine Aktivitäten mit Flüchtlingskindern. Heute wollen wir mit einigen Plätzchen backen und ihnen ein bisschen Abwechslung zum Alltag bieten. Eine Erzieherin und ich haben die Aufgabe die Kinder abzuholen. Die Mutter, die das eigentlich machen sollte, weil sie wohl schon Kontakt zu einigen Familien hatte, ist leider verhindert.

Wir stehen in der zur Notunterkunft umfunktionierten Sporthalle. Einer der arabisch sprechenden Männer vom Sicherheitsdienst sammelt derweil Kinder für uns ein. In zwei, drei Sätzen beschreibt er Eltern unser Vorhaben. Die meisten nicken einfach. Manchmal wird nachgefragt wie alt die Kinder sein sollen. Wer Lust hat, ist willkommen, sagen wir. Den Gesten entnehme ich, dass die Kinder sich anziehen sollen. Die meisten von denen, die er anspricht, laufen in ihre Bettenburgen. Tatsächlich sehen die Hochbetten aus wie kleine Burgen. Die Familien haben sie zusammengerückt und nach außen durch Decken abgeschirmt. Sehr viel Privatsphäre gibt es in der Unterkunft nicht.

Nach und nach kommen Kinder unterschiedlichen Alters. Ein Mädchen gibt mir die Hand, ein anderes zieht an den Schnüren meiner Kapuze. Ich sage unbeholfen: „I am Patricia“ und deute auf mich und dann fragend auf die Kinder. Sie sagen mir ihre Namen. Manche kann ich gleich aussprechen, andere auch nach drei Versuchen nicht. Die Kinder lachen und sagen mir die schwierigen Namen immer wieder vor. Sie sind geduldig und nachsichtig.

Als die Gruppe fertig ist, gehen wir los in die Kita. Die Kinder laufen fröhlich hin und her und ich bewundere ihre Unbesorgtheit. Sie wissen nicht wo es hingeht und bestimmt auch nicht so genau was wir vorhaben. Ich zähle die Kinder am Weg ungefähr 20 Mal. Zum Glück sind zwei Mütter mitgekommen. Rechts und links habe ich zwei große Mädchen. Ich frage: „Do you speak English?“ „No“, antworten beide und dann können sie doch so gut Englisch, dass ich verstehe woher sie kommen, wie alt sie sind und ob sie Geschwister haben.

Im Kindergarten warten einige Erzieherinnen und eine andere Mutter aus der Kita mit ihrem Kind. Die Kinder stürmen in die Räume und beginnen ohne eine Millisekunde zu zögern damit den vorbereiteten Teig zu bearbeiten. Sie rollen und kneten, einige essen den Teig, andere drücken Löcher hinein, es ist ein emsiges hin- und her. Zwei Jungs nehmen sich Teigrollen und schwenken sie wie große Keulen. Sie lachen dabei laut. Die Kinder suchen sich Ausstechförmchen aus, legen sie auf den Tisch und füllen sie mit Teig. Es entstehen mehrere Duzend ca. 3 cm hohe Plätzchenburger. Wie wunderbar!

In weniger als 20 Minuten sind an die sechs Bleche voll. Ich werde immer wieder gerufen: „Hey Iam! Iam!“ Ich brauche ca. zehn Sekunden um zu verstehen, dass ich gemeint bin. Mir werden Plätzchenkunstwerke gezeigt. Ich soll sie nehmen und aufs Blech legen. Ohne Sprache werde ich gefragt, wo ist das Badezimmer zum Händewaschen, was sind das für Tiere und Gegenstände. Vielleicht kennen sie Elche und Glocken gar nicht? Ich sage die Worte, mache Geräusche, die Kinder lachen, eins hält meine Hand.

Es gibt Tee. Die Kinder riechen erst an der Kanne und dann geben mir die, die den Geruch wohl OK finden, Zeichen, dass ich eingießen darf. Die ersten Plätzchen sind fertig, ich will sie zum vorbereiteten Dekoriertisch bringen, aber die ersten drei Teller werden einfach leer gegessen. Die dicken Plätzchen sind alle was geworden. Außen goldgelb und innen schön weich. Wir futtern also Plätzchen als eines der Kinder die Streusel nimmt und auf die noch ungebackenen Plätzchen wirft. Andere Kinder greifen auch in die Deko und alles wird verteilt, während andere das alles schön festklopfen. Zuckerschrifttuben werden ausgedrückt und in den Teig geknetet, der jetzt rot und grün und blau ist. Die Kinder essen Rosinen und Nüsse und formen weitere Plätzchen aus der bunten Teigmasse.

Ich muss lachen und merke wieder wie toll Kinder sind, wie sie einem zeigen, dass es neben dem einen Weg im eigenen Kopf immer noch hundert andere gibt.

In der Zwischenzeit haben die jüngeren Kinder keine Lust mehr und erkunden die anderen Räume. Sie gehen spielen während die älteren weiter eifrig ausrollen, ausstechen und dekorieren. Sie sind so wie alle Kinder (wie sollen sie auch anders sein), denke ich. Alle Menschen sind gleich. Es klingt vielleicht kitschig, aber ich wünschte das könnten alle Menschen erkennen, wenn sie die Gelegenheit haben fremde Kinder zu beobachten.

Um vier müssen die Kinder zurück, heute Abend sind die Familien bei deutschen Familien zum Essen eingeladen. Überhaupt war ich überwältigt von dem Engagement der Menschen rund um die Flüchtlingsunterkunft. Viel zu lange habe ich die ekelhaften Facebook-Kommentare von menschenfeindlichen Arschlöchern für die allgemeine Realität gehalten. Hier sehe ich, dass es auch anders geht. Das macht mir ein sehr warmes Gefühl. Viele der Leute kenne ich direkt oder um zwei, drei Ecken. Ich freue mich zu dieser Gemeinschaft zu gehören.

Wie dem auch sei. Heute Abend bleiben mir die „Iam, Iam“-Rufe im Kopf und ich versuche mir etwas von der Unverwüstlichkeit der Kinder zu behalten, von der Freude und der Energie, dem Forscherdrang und der Offenheit. Nächstes Mal nehme ich meine eigenen Kinder mit. Ich glaube, sie können noch viel bessere Brücken bauen als wir Erwachsene.

Das kleine Glück

Gerade ging wieder ein Artikel durch meine Timeline, den ich sehr gerne gelesen habe: Es ging um das Joberfüllungsparadigma, sprich um die Vorstellung ein Job müsse erfüllen. Der Artikel heisst: Warum man für seinen Job nicht brennen muss.

Er handelt von einem Herzchirurgen, der aus Passion LKW-Fahrer wird (Spoiler: und das am Ende wegen des Wettbewerbs in der Branche wieder aufgibt):

„Solche inspirierenden Geschichten richten Schaden an. Sie suggerieren, dass niemand sich im Arbeitsleben mit weniger als dem makellosen Glück zufrieden geben dürfte. Dass jeder etwas ändern muss, der seinen Job nicht mit bis an Besinnungslosigkeit grenzender Leidenschaft ausübt. Über Generationen hat dieser Leidenschaftszwang einen Schleier des Unglücklichseins gelegt. Millionen Menschen sitzen jeden Tag im Büro, stehen am Fließband oder kriechen für ihren Job auf dem Boden herum und fragen sich: „Was läuft falsch bei mir, wenn ich dabei keine Leidenschaft verspüre?“ Sie suchen, grübeln und trauern, weil in ihrem Leben offenbar „etwas nicht stimmt“.“

Quelle: SPON, Warum man für seinen Job nicht brennen muss

Das Thema des Leidenschafts– und Selbsterfüllungszwangs hat mich schon öfter beschäftigt.

Ich habe gerade erst gestern gedacht, dieser ewige Glückszwang, er ist so ermüdend und dumm – und dass obwohl ich mich gerade glücklicher denn je fühle (jaja Leben und Widersprüche).

Wie kommt das?

Ich habe die letzten Jahre meinen Perfektionismusdrang – ja, ich weiß nicht genau wie man das sagt – aufgegeben. Ich weiß nicht mal, ob das ein bewußtes, gesteuertes Loslassen war. Vielleicht war es auch ein wenig Resignation. So wie wenn man ein Ungetüm an der Leine hat und über die Zeit merkt, dass man es ohnehin nicht bändigen kann. Ich glaube, es hat so stark gezogen und gezerrt, dass ich die Leine loslassen musste.

Jedenfalls: Es gibt kaum noch Perfektionismus in meinem Leben.

Die Wohnung sieht mal schön aus und mal chaotisch. Ich sehe mal schön aus und mal chaotisch. Die Kinder sehen mal schön aus und chaotisch. Meine Beziehungen sehen mal schön aus und mal chaotisch.

Ich habe keine abstrusen Ziele mehr. Mal geht es mir gut und wenn es mir mal nicht gut geht, dann ist das so. Der eine Einbruch reißt nicht alles andere ein. Er ist eine Ausnahme (die mehr oder weniger oft und mal länger und mal kürzer anhält).

Abends liege ich oft im Bett neben meinen Kindern und wir reden über den Tag und wir haben uns angewöhnt uns gegenseitig zu fragen: „Was war das schönste heute am Tag?“

Manchmal ist mein Impuls stark übellaunig zu sagen: Es war alles blöd. Zu früh aufgestanden, keine Zeit, nur Stress, langweilige Pflichterledigungen, der Paketbote hat mal wieder nicht geklingelt. (Bei den Kindern ist das genauso: Der Paul hat geschubst, die Clara hat nicht geteilt, die Lehrerin doofe Hausaufgaben aufgegeben, die Mama hat nie Zeit zum Spielen.)

Also bohren wir nach: War wirklich ALLES doof? WIRKLICH WIRKLICH?

Und dann kommen sie, die schönen Dinge: Heute morgen war es schon hell als wir in die Schule gelaufen sind. Es gab süßes Frühstück im Kindergarten. Der Kollege hat mir einen Kaffee mitgekocht. Ich habe Zeit gehabt eine Folge meiner Lieblingsserie zu schauen.

Und plötzlich kehrt sich dieses Glücksding langsam um. Die kleinen Momente werden sichtbar. Und damit muss ich keinen großen Zielen hinterherhecheln. An jedem beliebigen Morgen gibt es eine neue Chance auf einen guten Tag und die guten Momente und Tage fädele ich mir auf eine Kette.

(Was mir dann rückblickend sehr hilft, ist zusätzlich meine Vergesslichkeit. Ich merke mir die schönen Erlebnisse, dem Rest schenke ich weniger Beachtung.)

Mich tragen die kleinen Worte und Gesten durch den Alltag. Kind 3.0, das erst zappelnd und grölend nach sieben Aufforderungen 20 min lang die Zähne putzt und dann völlig unvermittelt seine Hand auf meine legt und sagt: „Isch mag disch, Mama.“

Kind 2.0, das mich nach einem langen, stressigen Arbeitstag zuhause mit: „Warum bist du heute so spät, Mama? Ich hab mich so dolle gelangweilt, ich hab die Wäsche vom Wäscheständer wegsortiert.“ begrüßt.

Mein Freund, der auch noch nach 24 Uhr zu mir kommt (und nicht in sein eigenes, sehr viel näheres Bett fällt), damit wir zusammen in einem Bett kuscheln können, wohlwissend, dass bei uns der Tag um 6 Uhr startet (was bei ihm nicht zwangsläufig so ist). Eine Freundin, die mir völlig unerwartet einen Nikolausgruß schickt. Ein fremdes Kind in der U-Bahn, das über mich lacht, weil ich ihm heimlich Grimassen schneide… der Alltag ist voll von Glück. Wirklich fast jeden Tag.

Ich musste nur lernen das zu sehen und ich hoffe, ich kann mir das erhalten.

Lieblingstweets 11/15

[Vorlesegeschichte für Kinder] Ein Weihnachtsgeschenk für Mama und Papa

Ilva trifft auf ein sprechendes Eichhörnchen. Dass das am Ende sogar sprechen kann, wundert sie dann irgendwie auch nicht sonderlich.
Eine weihnachtliche Vorlesegeschichte, für Kinder ab hmmm 5 (?)

Ilva blickte aus dem Fenster. Es hatte angefangen zu schneien und sie beobachtete die Schneeflocken wie sie durch die Luft wirbelten und sich lautlos auf dem Fensterbrett niederließen. In zwei Tagen war Weihnachten, das wusste Ilva obwohl sie erst fünf Jahre alt war.

Ilva dachte an letztes Jahr. Da hatte der Weihnachtsmann ihr ein Fahrrad geschenkt. Ein blaues mit einer Tigerlampe vorne und Speichenklickern. Sie konnte es kaum aushalten, es auszuprobieren und als endlich der Schnee geschmolzen war, fuhr sie jeden Tag mit ihrer Mama zum Kindergarten. Egal ob es kalt war oder regnete.

Bei dem Gedanken an Mama, dachte sie wieder an Heilig Abend. Mama und Papa hatten komischerweise nichts vom Weihnachtsmann bekommen. Sie konnte sich das nicht erklären. Eigentlich waren die beiden ganz lieb gewesen. Also einigermaßen. So lieb wie Mamas und Papas eben sein können. Manchmal hatten sie schon rumgemeckert. Morgens zum Beispiel, wenn Ilva bummelte oder am Nachmittag wenn Ilva keine Lust hatte aufzuräumen. Das übliche eben. Am Ende des Tages aber waren Mama und Papa eigentlich immer lieb. Sie lasen ihr und ihrer Schwester eine Gute Nacht Geschichte vor und kuschelten dann mit ihnen. Dann machten sie das Licht aus und sangen noch für jedes Kind ein schönes Lied. Also Papa sang ein schönes Lied. Mama summte dazu weil sie oft den Text vergaß. „Aber Text vergessen kann doch kein Grund sein keine Geschenke zu bekommen?“, grübelte Ilva. So streng war der Weihnachtsmann bestimmt nicht. Was aber war passiert? Ilva starrte angestrengt zum Baum der ihrem Zimmer gegenüber stand. Eine große Kastanie, die jetzt im Winter ganz kahl war. Die Blätter waren alle abgefallen.

Ob Mama und Papa vielleicht vergessen hatten einen Wunschzettel zu schreiben? Das konnte sich Ilva gut vorstellen. Die beiden waren immerzu beschäftigt und selbst am Geburtstag äußerten sie auf Nachfrage nur ganz doofe Wünsche. Mama sagte immer, sie wünsche sich liebe Kinder! Als ob Ilva und ihre Schwester nicht ohnehin total liebe Kinder wären. Und Papa sagte auch nie was vernünftiges. „Was wünschst du dir zum Geburtstag Papa?“ „Weltfrieden. Ansonsten bin ich glücklich.“ Was konnte Ilva schon zum Weltfrieden beitragen? Wenn Mama und Papa dem Weihnachtsmann auch so blöde Antworten gegeben hatten, war ja klar, dass sie nichts bekommen würden.
Ilva fand das gemein. Mama und Papa sollten auch etwas bekommen. Was wenn der Weihnachtsmann dieses Jahr wieder nichts unter den Baum stellte? Sie überlegte. Vorsichtshalber würde sie den beiden ein kleines Geschenk besorgen. Nur was für eins?

Während sie nachdachte, fiel ihr im Baum gegenüber ein Eichhörnchen auf. Es hatte graublaues Fell. Ilva schaute ganz genau hin. Das Eichhörnchen wirkte irgendwie aufgeregt. Es sprang von einem Beinchen auf das andere und Ilva hätte schwören können, dass es mit seinen Vorderpfoten Zeichen gab. Es wedelte die Tatzen hin und her und fuchtelte durch die Luft. Komisches Eichhörnchen.

Ilva blinzelte und plötzlich war das Eichhörnchen verschwunden. Gerade als sie sich ein Buch suchen wollte, hörte sie ein leises Klopfen am Fenster. Sie erschrak, doch als sie zum Fenster schaute, sah sie dort das Eichhörnchen. Sie ging ganz langsam ganz nah an die Glasscheibe. Das Eichhörnchen schien nicht scheu zu sein. Im Gegenteil es schaute Ilva interessiert an. „Lass mich rein!“ Ilva wäre vor Schreck fast umgefallen. Das Eichhörnchen konnte sprechen? So als ob das Eichhörnchen zusätzlich Gedanken lesen könnte, sagte es: „Ja, ja. Ich kann sprechen. Lass mich rein jetzt!“ Eigentlich durfte Ilva die Fenster nicht öffnen, aber dieses Mal machte sie eine Ausnahme. Schließlich begegnet man nicht alle Tage einem sprechenden Nagetier. Vorsichtshalber kippte sie das Fenster nur einen Spalt. Gerade weit genug damit das Eichhörnchen durchschlupfen konnte.

„Hallo, ich bin Nusser. Wie heißt du?“, das Eichhörnchen blickte Ilva fragend an.

„Ich bin Ilva.“

„Hallöchen. Danke fürs Aufmachen. Irgendwie ist mir diesen Winter ständig kalt. Ich weiß auch nicht.“

Ilva starrte das Eichhörnchen an. Es entstand eine unangenehm lange Gesprächspause.

„Und du so?“, fragte das Eichhörnchen.

„Ich … äh ich…“ Ilva wusste erst nicht was sie sagen sollte, aber dann kamen die beiden ins Gespräch und Ilva erzählte unter anderem davon, dass sie gerade darüber nachgedacht hatte, ihren Eltern ein Weihnachtsgeschenk zu machen, weil die letztes Jahr nichts bekommen hätten. Sie erzählte auch, dass sie noch keine Idee hatte, was sie schenken könnte. Nusser und Ilva unterhielten sich sehr gut und bald kam schon raus, dass die Eltern im Flur gerne die Raufasertapete entfernen und ihn gelb streichen würden. Eindeutig keine Arbeit für ein Kind.

„Aber für ein Eichhörnchen“, fand Nusser. „Na gut, für ein handwerklich begabtes Eichhörnchen…“

Ilva fand das logisch. Wenn es sprechende Eichhörnchen gab (was sie noch nicht wusste), musste es auch handwerklich begabte Eichhörnchen geben (was sie bislang auch nicht wusste). Jetzt mussten die beiden lediglich einen Plan machen, wann und wie genau der Flur verschönert werden sollte. Nachts, das war schnell klar, es sollte schließlich eine Überraschung sein. Ilva müsste es nur fertig bringen und die Haustür in der Nacht zum Heiligen Abend geöffnet lassen. Nusser hatte versprochen die Wandfarbe und alles nötige zu besorgen, nur passte das freilich nicht durch ein gekipptes Fenster. Ilva war sich erst nicht sicher, ob man Wohnungstüren ausnahmsweise offen stehen lassen sollte – aber irgendwie musste der Weihnachtsmann ja auch in die Wohnung, um die Geschenke unter den Baum zu legen und deswegen würde das bestimmt in Ordnung gehen.

Als alle Feinheiten geplant waren, holte Ilva noch ein paar Nüsse aus der Küche und den flauschigen Pelzmantel ihrer Barbie, mit der sie ohnehin nie spielte und gab sie Nusser mit. Nusser schien sichtlich zufrieden und verabschiedete sich fröhlich: „Bis übermorgen!“
Ilva war in der Nacht zu Heilig Abend noch aufgeregter als sonst. Das half ihr wach zu bleiben, bis ihre Eltern schlafen gingen. Sie wartete noch ein paar Minuten und stand dann ganz leise auf und schlich sich in den Flur.

Annika Kuhn
Illustration: Annika Kuhn

Ihr war ein wenig mulmig zumute als sie die Haustür öffnete. Beim Anblick von Nusser, der schon mit einem großen Eimer gelber Farbe bereit stand, war sie sehr erleichtert. Nusser wollte schon losplappern, aber Ilva legte ihren Finger vor die Lippen. „Pscht!“ Das Eichhörnchen nickte und schob sehr leise den Farbeimer in den Flur. Dann bat es um einen Eimer Wasser. Wie gut, dass die Wohnung zwei Etagen hatte und die Eltern ohnehin so gut wie nie was hörten wenn sie schliefen! Ilva füllte einen Eimer mit Wasser. Das Eichhörnchen tauchte seinen Puschelschwanz in das Wasser und bespritzte die Wände mit Wasser. „Man muss die Raufasertapete einweichen, weißt du? So richtig nass!“ Nusser holte immer wieder Wasser nach und veranstaltete eine unfassbare Sauerei. Ilva zweifelte langsam ein bisschen, ob das mit der Flurrenovierung die richtige Idee war.

Eine Stunde später war Nusser fertig. „Hast du ein paar Würmer? Ich bin ganz schön hungrig und das muss jetzt erstmal einweichen.“ „Leider nein. Vielleicht Pilze?“ „Ja, Pilze gehen auch.“

Ilva holte außerdem noch einige Löffel Müsliflocken und eine kleine Portion Cornflakes und so saßen die beiden im pitschnassen Flur und machten ein Nachtpicknick.

Dann, ohne jede Vorwarnung sprang Nusser plötzlich auf und hüpfte an das Ende der Wand, das oben an der Zimmerdecke endete und ließ sich mit ausgefahrenen Krallen bis zum Boden gleiten. Dabei löste sich tatsächlich die Tapete in großen Stücken. Ilva war erstaunt. Wie hypnotisiert beobachtete sie Nusser wie der so nach und nach den ganzen Flur bearbeitete.

Am nächsten Morgen wachte Ilva zusammengerollt auf dem Boden des Flurs auf. Sie musste über das Beobachten des Eichhörnchens so müde geworden sein, dass sie eingeschlafen war. Schließlich war es außerdem sehr spät geworden. Nusser hatte ihr eine Decke übergelegt. Ilva rieb sich ihre Augen und wollte sich gerade das Ergebnis der nächtlichen Bemühungen anschauen, als ihre Eltern in den Flur traten.

„Was es ist denn hier los?“, wunderte sich Mama.

„Das gibt’s ja nicht! Wie hast du das denn gemacht???“, Papa war völlig außer sich.

Tatsächlich, der Flur war fertig und erstrahlte im wunderschönsten Sonnengelb. Alles war sauber und nirgends waren Raufaserreste zu sehen.

Als Ilva sich wieder gefasst hatte – sie war ja selbst sehr überrascht – sagte sie: „Das, das war nicht ich!“

„Sondern?“, fragte Papa.

„Ja, das würde ich jetzt aber auch gerne wissen!“, schob Mama nach.

Ilva überlegte kurz. Die Sache mit Nusser war vielleicht wirklich ein bisschen verrückt.

„Das war der Weihnachtsmann!“

Mama und Papa waren etwas sprachlos, aber dann lachten alle. Mama und Papa gingen davon aus, dass der große Sohn von Papa und seiner ersten Frau geholfen hätte und sagten deswegen nichts weiter. Das war auch OK, das mit dem Eichhörnchen hätten sie vermutlich ohnehin nicht geglaubt. So freuten sich alle und gingen frühstücken.

Ilva bekam noch oft Besuch von Nusser und sie wurden richtig gute Freunde. Es ist wirklich eine gute Sache ein handwerklich begabtes Eichhörnchen zum Freund zu haben!


 

Die Illustration der Geschichte ist von Annika Kuhn, das ist die Dame, die auch das wunderschöne Buch „Pinipas Abenteuer“ bebildert hat. Nur so als Tipp… falls ihr noch was schönes zu Weihnachten sucht.

 

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P.S. Ich schreibe ja sehr gerne Kindergeschichten zum Vorlesen. Da dachte ich, ich könnte ja mal eine am 1. Adventssonntag veröffentlichen. Ich würde mich freuen, wenn ihr sie euren Kindern vorlest und mir Feedback dalasst, ob die Kinder sich unterhalten gefühlt haben. Mein großer Traum ist es eines Tages ein Kinderbuch zu schreiben…

Was ist so schwer an einer deutlichen Kennzeichnung?

Als ich vor über 11 Jahren angefangen hab, war es noch total verpönt mit Blogs Geld zu verdienen. Blogs waren meist sehr persönliche Plattformen („Internettagebücher“), die v.a. wegen ihrer Authentizität gelesen wurden. Die Ersten Bloggerinnen und Blogger, die Produkttests gemacht haben oder Waren sowie Dienstleistungen beworben haben, wurden scharf kritisiert. Ich würde fast sagen, sie wurden beshitstormt – nur dass dieser Begriff damals noch nicht verbreitet war. Die deutsche Blogosphäre war damals klein und ich würde behaupten hinter einem nicht zu vernachlässigenden Teil der Kritik stand einfach Neid und Missgunst. Sollen die mal was ordentliches machen! Kann ja wohl nicht sein, dass jemand mit dem, was ihm oder ihr Spaß macht Geld verdient.

Die Zeiten haben sich glücklicherweise geändert. Blogs sind nicht nur viel diverser, sondern es sind auch zahlreiche andere Plattformen aufgekommen, über die quasi jeder Mensch ohne große technische Kenntnisse publizieren kann. Auf YouTube kräht kein Hahn mehr danach, ob Werbegelder fließen oder nicht. Wer amerikanische (Technik)Podcasts hört, weiß auch, dass es ganz normal ist, bestimmte Test-Gadgets zur Verfügung gestellt zu bekommen und diese für Geld zu bewerben.

Werbung ist in der Zwischenzeit schon lange in den Blogs angekommen und ich finde das gut. Nicht nur, weil ich ja selbst werbe – nein, ich lese auch gerne bei anderen Bloggerinnen und Bloggern wie sie einen bestimmten Dienst fanden und ich nehme auch gerne an Verlosungen teil.

So what?

Ich hole mal aus und plaudere mal aus meinen persönlichen Erfahrungen. Ich verdiene gelegentlich ein wenig Geld mit meinem Blog. Mein Blog ist weiterhin mein Hobby, ich habe eine Festanstellung, die ich sehr schätze und egal was, ich will das nicht ändern. Allerdings habe ich kein Problem damit meine Plattform zu nutzen, um zu werben. Dabei werbe ich nur für Produkte, die mir selber gefallen oder die ich gut finde. Wenn ich Anfragen bekomme, kann ich auswählen. Divenhaft – denn – ich lebe nicht davon. Ich lehne also gefühlte 80% der Anfragen ab. Ich lehne aber nicht nur ab, weil ich Produkte oder Dienstleistungen unpassend finde, sondern auch, wenn ich den Anbieter nicht seriös finde. Gerne wird mal gefragt, ob man das nicht organischer gestalten könnte, also nicht gleich kennzeichnen als Werbung oder ob man nicht so werberisch schreiben könnte, sondern lieber naja erzählerisch.

Ich habe auch schon Produkte oder Dienstleistungen getestet und weil ich sie überwiegend blöd fand, nicht darüber geschrieben. Dem Kunden gebe ich dann trotzdem Feedback: Das und das hat mir aus den und den Gründen nicht gefallen. Das ist deprimierend. Denn: ich habe Arbeit mit dem Test und dem Feedback und am Ende bekomme ich: nichts. In der Regel nicht mal eine Antwort vom Kunden. Ich verstehe das nicht. Ich denke mir immer: Als Kundin würde ich das selbst schätzen, denn so erfahre ich doch ehrlich und offen was gut und was verbesserungswürdig an meiner Dienstleistung oder meinem Produkt ist. Aber gut…

So und da kommt meine Weicheiigkeit: Ich bringe es nicht übers Herz einen Verriss wirklich zu bloggen. Ob ich das eigentlich tun müsste oder ob es OK ist, das nicht zu tun, diese Frage beschäftigt mich nach wie vor. Ich kenne BloggerInnen, die würden einfach klipp und klar schreiben: das ist kacke, Finger weg davon. Mein Bauchgefühl sagt: eigentlich sollte man genau das tun. Ich habe aber immer wieder Bedenken, denn oft läuft der Kontakt zu Kunden nicht direkt sondern z.B. über Agenturen und denen will ich nicht schaden. Überhaupt ist mir am Schaden anderer gar nicht gelegen.

Auch habe ich im Laufe der Zeit nach und nach dazu gelernt. Ich habe zwar die Kategorie „Werbung“ oder „Verlosung“, die dann auch in der URL steht und ich verschlagworte die Artikel auch, aber ich habe nicht von Anfang an deutlich geschrieben: „Dieser Beitrag ist in Kooperation mit XY entstanden“. Auch habe ich mich erst kürzlich entschlossen in jeden Beitrag, für den ich Geld bekomme deutlich [Werbung] in die Überschrift aufzunehmen. Auch beim twittern oder instagrammen benutze ich das Hashtag #werbung. Das Wort in der Überschrift zu benutzen hilft aber auch deutlich zu machen, dass es um Werbung geht, wenn andere meinen Beitrag teilen.

Warum ich das alles schreibe: in letzter Zeit sehe ich Beiträge anderer Bloggerinnen und Blogger, die über eine Sache schreiben, die über unterschiedliche Agenturen lief, um die ich mich auch beworben habe, weil ich sie cool fand und dann sehe ich: der Blogartikel wird nicht oder verklausuliert als Werbekooperation gekennzeichnet. Das macht mich wütend und enttäuscht. Ich glaube heutzutage ist dem überwiegenden Teil der Bloggerinnen und Blogger ziemlich klar, dass man die Beiträge kennzeichnen muss. Tatsächlich muss, denn alles andere ist eben Schleichwerbung. Ich denke, die meisten denken sich dann: Wo kein Kläger, da auch kein Richter.

Aber ich finds scheisse. Warum?

Da sind wir wieder beim Thema Authentizität. Ich lese gerne Testberichte AUCH wenn sie gekennzeichnet sind. Ich klicke auch Beiträge von Bloggerinnen und Bloggern, die deutlich mit #werbung gekennzeichnet sind. Warum auch nicht? Ich schaue mir die Bilder an, lese die Pro und Contras und denke mir dann: „ach, kannte ich noch gar nicht, das probiere ich auch mal“ oder „Oh, klingt kompliziert, mag ich vielleicht doch nicht.“

Ich habe das Gefühl, dass mir diese Beiträge helfen, so wie Bewertungen in anderen Portalen. Gerne lese ich sogar mehrere Berichte von unterschiedlichen Bloggerinnen und Bloggern. Wie bei der Amazon Sterne-Bewertung bekommt man da eine Art Querschnittswahrheit. (Natürlich gibt es auch Blogs, die grundsätzlich alles belobhudeln, aber das hat man nach drei Beiträgen raus und die lese ich dann eben nicht mehr).

Die Werbung wirkt jedenfalls bei mir deutlich besser als wenn ich ein Produkt auf einem Plakat sehe oder einen Werbeclip im Fernsehen sehe.

Und genau diese „Chance“ machen sich die Hersteller oder Dienstleister langfristig kaputt, die nicht wollen, dass man deutlich kennzeichnet und genauso machen die Bloggerinnen und Blogger, die nicht deutlich kennzeichnen, das kaputt.

Deswegen: Vielleicht könnt ihr eure Haltung nochmal überdenken und in Zukunft klar(er) kennzeichnen? Es ist ein Fehlschluss zu glauben, dass andere eure Beiträge dann nicht mehr lesen (anekdotische Evidenz aber immerhin eine Wahrheit). Langfristig schneidet man sich einfach ins eigene Fleisch und verliert genau das, was man meint zu schützen: die eigene Glaubwürdigkeit und Authentizität und das Vertrauen der Leserinnen und Leser.


P.S. Manchmal „bewerbe“ ich (im Sinne von aufmerksam machen) auch unbezahlt, einfach weil ich eine Sache gut finde. Da muss ich nichts kennzeichnen, falls jemand zetern möchte…

 

Darf ich mich weigern bestimmte Dinge sehen zu wollen

Das Phänomen ist kein neues und bislang ist es mir relativ gut gelungen „mein“ Internet zu filtern. Es wurde mit der stärkeren Präsenz von Social Media in meinem Leben immer schwieriger und nach den Anschlägen in Paris kann ich sagen: Meine Filter sind kaputt. Ich kann nicht genau festmachen woran das liegt und wie das kommt, aber sobald ich online gehe, werde ich mit Informationen und Bildern regelrecht bombardiert und ich kann sie nicht nicht beachten.
Es gibt aber Dinge, die will ich persönlich nicht sehen. Denn ich brauche sie nicht, um Empathie zu empfinden. Ich brauche sie nicht, um mir vorzustellen, wie schlimm bestimmte Ereignisse sind. Meine abstraktes Vorstellungsvermögen war bislang ausreichend.

Auf Breitband kann man einen Beitrag zu dem Thema hören: Wie viel Leid sollen wir zeigen? darin geht es unter anderem um die Frage, ob und in welcher Form man die Bilder von ertrunkenen Flüchtlingskindern zeigen soll und wem das ggf. hilft. Philipp Ruch vom Zentrum für politische Schönheit besteht darauf: Solange wir nicht die Maßnahmen ergreifen, die zu ergreifen wären, um zu verhindern, dass so etwas passieren kann, müssen wir diese Bilder ertragen.

Ich bin empfindlich. Sehr. Ich erinnere mich an die Berichterstattung am 11.09.2001. Am Anfang war ich in Schockstarre, habe die Bilder immer und immer wieder angeschaut. Doch dann kam ein Punkt, an dem ich den Fernseher ausgestellt habe: Ich sah das erste Mal Bilder von Menschen, deutlich erkennbar, die aus dem Hochhaus in den Tod sprangen. Ich habe diese Bilder vielleicht 4 Sekunden gesehen. Ich habe sie mein ganzes Leben nicht vergessen und viel geweint deswegen.

Ich hatte schon zu diesem Zeitpunkt kein Fernsehgerät mehr und ich habe danach jahrelang nicht mehr fern gesehen und auch keine Nachrichten (oder Ausschnitte) auf YouTube verfolgt. Ich kann das nicht aushalten. Ich weiß wirklich nicht wie ich mein normales Leben weiter führen soll, wenn ich jede Sekunde meines Lebens all diese Grausamkeiten präsent habe. Wie soll ich aufstehen, Brote schmieren, arbeiten gehen, am Spielplatz sitzen, Abendessen und wieder schlafen gehen? Wie?
Dabei schotte ich mich nicht von der Welt ab. Ich weiß um das Elend und ich versuche im kleinen zu helfen. Sei es durch meine Wahlentscheidung, sei es durch Sachspenden, sei es durch Geldspenden, sei es durch die Art wie ich mit meinen Kindern spreche und welche Werte ich ihnen versuche zu vermitteln, sei es durch meine Anwesenheit an Demos oder dem Einmischen in Diskussionen, die ich widerlich finde.

Ich verweigere mich absichtlich. Ich kann mir einen schönen kleinen Schutzraum schaffen und im Großen und Ganzen selbst bestimmen welche Informationen in welcher Art und Weise ich an mich heranlasse. Wenn ich das nicht tue, werde ich handlungsunfähig. Ich will aber nicht handlungsunfähig sein, ich will meinen Teil zu einer besseren Welt beitragen, egal wie verschwindend winzig und am Ende lächerlich er sein mag.

Doch jetzt dringen in meinen Schutzraum Bilder, die ich nicht sehen will. Worte, die ich nicht hören will. Ein Bild von einem blutverschmierten weißen Kleid, duzend Mal in meiner persönlichen Timeline geteilt. Ich habe angefangen den Text zu lesen, ich verstehe warum man das teilt, ich verstehe noch mehr warum man so etwas postet, aber ich will es nicht wissen.

Die Welt bricht über mich herein. Sie bricht über mir zusammen und erdrückt mich. Ich kann mich nur komplett fernhalten aus dem Internet oder ich muss es ertragen: Bilder, Minuten nach den Attentaten, Tweets von Betroffenen. Ich kann sie aber nicht aushalten. Ich filtere das Hashtag und dennoch, sie verfolgen mich. Ich bin hilflos und hab wirklich das Gefühl flehen zu wollen: Verschont mich, teilt das nicht. Ich bin emotional genug betroffen. Egal ob Paris oder Beirut. Es erreicht mich. Auch ohne die eins zu eins Darstellung der Realität.


Nachträglich ergänzt, weil ein guter Gedanke

12 von 12 im November

Aufstehzeit 6.10 Uhr. Ich finde Dunkelheit ja super. Leider haben wir gegenüber eine Baustelle, die auch ohne Bautätigkeit mit einem taghellen Scheinwerfer beleuchtet wird. Das macht mich aggressiv. Und diese Stromkosten! Das sind doch bestimmt 100.000 Watt!

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In der U-Bahn fällt mir auf – je später die Woche, desto weniger Menschen um die gleiche Uhrzeit. Die Disziplin lässt bist Donnerstag kontinuierlich nach und Freitag sieht man um 7.30 Uhr keine Menschen, weil alle schon an ihre Arbeitsplätze gefahren sind um der alten Regel „Freitag um eins, macht jeder seins“ folgen zu können.

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Ich hab seit zwei Wochen ein neues Telefon, das automatisch mitzählt wie viele Etagen ich laufe. 25 sind es im Schnitt am Tag.

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Mein zweiter Kaffee. Den ersten trinke ich gleich nach dem Aufstehen wenn ich den Kindern das Frühstück mache. Es ist ungefähr 10.30 Uhr. Ich poste das Bild und sehe, dass sich die ganze Timeline gerade Kaffee macht. Verrückt.

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Es gibt Mittagessen. Ich bestelle mir seit neustem ab und zu was. Sechs Jahre lang Frosta Gerichte reichen irgendwie. Noch schöner wäre es ja, wenn ich mir abends Sachen kochen würde, die ich dann am nächsten Tag mitnehme. Im nächsten Leben werde ich so. Da mache ich das.

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Jetzt ist allen im Büro nach Mittagsschläfchen. Ich fände es ja wirklich toll ein Sofa zu haben auf das man sich 20 min legen kann. In meiner ersten Schwangerschaft gab es so ein Sofa tatsächlich im Büro. Es musste aus Brandschutzgründen weggestellt werden.

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16.15 Uhr geht es nach Hause. Besser gesagt, Richtung Kindergarten. Der macht um 17 Uhr zu. Es dämmert schon wieder. Aber was solls. Es ist verhältnismäßig warm. Ich meine vor zwei Jahren am 11.11. z.B. lag sogar Schnee. Vielleicht erinnere ich mich auch falsch.

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Auf dem Weg zur U-Bahn sehe ich eine Müllfrau. Hab bislang nur 3 gesehen insgesamt. Ich meine, ich hätte mal gelesen, dass es Müllfrauen tatsächlich noch gar nicht so lange in Berlin gibt. Ich finde Müllfrauen toll. Müllmänner sind für Kinder ja wahnsinnig faszinierend und sowas wie Helden. Warum eigentlich? Wegen der großen Autos? Der riesigen Schlüsselbunde? Ganz verstanden habe ich das nie. Umso schöner wenn es auch Frauen gibt, die bewundert werden können.

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Ich habe Kind 3.0 abgeholt. Es redet ohne Punkt und Komma. Faszinierend! Offenbar war es zwei Wochen weg. Tatsächlich war es fast 9 Stunden in der Kita. Das wird mir auf dem Weg in die Kita klar. Mich plagt das schlechte Gewissen. Als ich rein komme und sage: „Auf gehts! Ab nach Hause.“, schmeisst sich Kind 3.0 auf den Boden. Es hat noch nicht fertig gespielt. Das schlechte Gewissen verpufft.

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Es ist nach 17 Uhr. Meine traditionelle „Ich kann nicht mehr“ Zeit. Ich lege mich 15 Minuten auf mein Bett. Die Kinder beklagen den großen Hunger. Abendessen! Sie stürben, wenn ich nichts tue!!!

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Meine Wunderstreusel waren leer. Während die Kinder Tisch decken, röste ich Sonnenblumenkerne und Sesam. Man macht das ohne Öl in einer heißen Pfanne. Wusste ich früher nicht. Ich lasse das Ganze abkühlen und dann noch Pfeffer, Meersalz und Leinsamen dazu. Kann man hervorragend auf Salat schütten.

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Kind 3.0 ist am Tag zuvor der 1. Zahn ausgefallen. Ich hab die Zahndose besorgt und jetzt wird der Zahn dort reingelegt und der Zahnfee dargeboten. Bei uns kommt die Zahnfee nur beim 1. Zahn und bringt 2 Euro.

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Sieben Millionen andere, wunderbare 12 von 12 bei Draußen nur Kännchen.

Aedificiumexitiumphobie

Aedificiumexitiumphobie, die (lateinisch ‚Bauwerk‘ aedificium und ‚Zerstörung‘ exitium)
Angst, versehentlich mühsam von Kindern erbaute Wunderwerke zu zerstören, wenn man sie von Punkt A nach Punkt B transportiert

(Aus der Serie: Eltern-Ängste, Kategorie: Aufräumen)