Dreißig Minuten am Tag müssen reichen
„Wenn wir mal richtig großzügig sind, dann darf er 30 Minuten spielen. Meistens aber eher 20 Minuten am Tag.“
Es liegen rund 70 Minuten Vortrag über Computerspiele und mindestens acht Beiträge aus dem Publikum hinter mir, die v.a. eines zeigen: Ein Großteil der Eltern hat Angst vor Computerspielen.
Sie fühlen sich unwohl wenn ihre Kinder Interesse oder gar Spaß an Computerspielen haben. Am Besten man verbietet das ganz oder aber, man reglementiert so stark wie es geht.
Ich halte es nicht mehr aus. Ich bin jetzt alles andere als eine exzessive Computerspielerin – aber 20 Minuten? Ich glaube, Computerspiele ganz zu verbieten ist unterm Strich weniger frustrierend als sie täglich 20 Minuten zu erlauben.
In welchem Spiel kann man denn in dieser Zeitspanne irgendwas erreichen? Ein Level vollenden? Ein Rätsel lösen? Einem Handlungsstrang folgen? Seine Mitspieler zusammentrommeln? (Ausser in Idle Clickern, aber wollen die Eltern, dass die Kinder Idle Clicker spielen? Ok, Super Hexagon ginge auch – da sind 20 Minuten quasi unendlich lang…)
Ich drehe mich um und frage die Person, die sich eben gemeldet hat, um zu verkünden, dass ihr Kind 20 bis 30 Minuten am Tag spielen darf: „Ich verstehe wirklich ganz schlecht, wieso man Computerspiele so stark reglementiert. Würden sie auch sagen: 30 Minuten Lego spielen und dann ist aber Schluß? 30 Minuten lesen und dann Buch weg!
Das ist doch frustrierend fürs Kind. Das kennt man doch selbst. Da hat man vielleicht gerade angefangen zu lesen, steckt mitten im Kapitel, die Handlung wird gerade spannend und dann weg mit dem Buch.
So stelle ich mir das auch beim Computerspielen vor. Woher kommt denn ihre Angst? Was genau befürchten sie?“
„Lesen und Computerspiele kann man nicht vergleichen.“
„Warum nicht?“
„Das ist was ganz anderes. Lego auch!“
„Warum? Ich verstehe es wirklich nicht.“ In der Zwischenzeit bin ich rot angelaufen. Ich will nicht rumstänkern. Ich möchte das wirklich verstehen. Wir reden hier nicht von Kleinkindern, die die Welt vielleicht erstmal haptisch erfahren (be-greifen) sollen. Die Kinder, um die es hier geht, sind zehn Jahre und älter.
Die besorgte Person schaut mich mit einer Mischung aus Verduztheit und Überheblichkeit an. Wie kann es sein, dass ich mir diese Frage nicht selbst beantworten kann?
„Glauben sie, es werden verschiedene Fähigkeiten angesprochen, beim Lesen die Fantasie und beim Computerspielen… ?“
„Ja.“
Jetzt bin ich sprachlos. Die Diskussion geht mit anderen weiter. Ich merke, bis auf einen einzigen Vater, denken alle anderen Anwesenden, ich hab sie nicht mehr alle. Ich halte also meinen Mund.
Teufel Computerspiel
Der Vortrag hieß eigentlich „Phänomen Computerspiele: Fluch oder Segen?“. Wir sind mit dem Thema Sucht eingestiegen und da irgendwie hängen geblieben. Es geht v.a. um World of Warcraft.
Später versuche ich rauszubekommen, von wie viel Prozent Süchtiger wir überhaupt sprechen. Ich finde Zahlen zwischen 3 und 10% aller Jugendlichen in Deutschland. Meistens geht es in den Studien aber nicht nur um Computerspiele sondern auch um Onlinesucht.
Immer wieder begegnet mir die Studie, die sagt, das angeblich 560.000 Menschen in Deutschland internetsüchtig sind. Vor einigen Jahren hatte ich mir die Studie genauer angeschaut und festgestellt, dass es hier Kriterien gibt wie „beschäftigt sich x Stunden am Tag damit“ und auf der anderen Seite auch Internetradio oder Streaming mit erfasst wurde.
Interessehalber habe ich mich auch mit den Thesen von Manfred Spitzer befasst. Er geht so weit und verteufelt z.B. das Lesen von Büchern in eReadern.
In den Zahlen und Studien konnte ich unterm Strich nichts finden, das mich wirklich überzeugt hat, dass man Kinder von Computerspielen fern halten sollte oder dass es schlimmer ist, wenn sie Computer spielen als wenn sie lesen oder einfach nur chillen.
Ich glaube auch, dass die Zeit der Pubertät, die Zeit ist, in der generell exzessiv Hobbys betrieben werden. Von morgens bis abends lesen, Computer spielen, beim Pferd abhängen, Karate machen, Brettspiele spielen.
Früher war alles anders – oder?
Bei mir fing das so mit acht Jahren an. Ich hatte am Anfang selbst keinen Computer und verbrachte deswegen viel Zeit bei einem Schulfreund, der einen sehr großen Computer hatte (ich könnte schwören, es war ein Apple Lisa, was ich aber aufgrund des irrsinnigen Anschaffungspreises nicht glauben kann). Ich durfte den Computer nie selbst anfassen, ich durfte lediglich die 5¼-Zoll-Disketten anreichen und dann zuschauen, wie er spielte.
Die nächsten Jahre sah mein Alltag so aus: Schule bis Mittag, nach Hause gehen, mir Essen warm machen, Hausaufgaben machen, zum Schulfreund gehen und beim Computer spielen zuschauen.
Dann bekam ich selbst einen C16 mit Datasette und dazu eine BASIC-Kurs-Software inklusive BASIC-Buch (wenn ich mich richtig erinnere) und spielte alleine Zuhause. Mir wurde das Spielen irgendwann langweilig und ich fing an mir sehr einfache Spiele selbst zu programmieren.
(Nebenbei las ich genauso exzessiv Bücher von Wolfgang und Heike Hohlbein: Elfentanz, Heldenmutter, Drachenfeuer etc.)
Ich kann mich nicht erinnern, ob sich meine Eltern Sorgen gemacht haben. Tatsächlich kann ich mich nicht mal erinnern, dass sie gesagt haben: So. Heute aber nur eine Stunde Computer und dann aber Schluß.
Wahrscheinlich kann man das ohnehin nicht mit heute vergleichen. Ich durfte auch ohne Limit fernsehen, v.a. in den Schulferien.
Aber egal. Ich frage mich wirklich, warum Eltern so große Angst vor Computerspielen (und der Online-Welt) haben.
Wo liegt eigentlich der Angst-Hund begraben?
Zurück zum Computer-Spiele-Vortrag: Ein bisschen später meldet sich eine weitere Person und bittet den Referenten: „Halten Sie auch in Schulen Vorträge über die Gefahren? Es wäre doch gut, wenn nicht immer nur die Eltern warnen, sondern die Kinder auch mal von anderen Menschen hören, wie gefährlich das ist!“.
Ich atme.
Es bleibt mir ein Rätsel. Warum sind einige Eltern nicht bereit sich die Frage zu stellen warum sie Computerspiele so schlimm finden. Was genau sie für die Entwicklung ihrer Kinder befürchten. Warum sie das Digitale im weiteren Sinne so verteufeln. Warum sie glauben, dass exzessives Lesen gut, exzessives Computerspielen schlecht ist. Und v.a. „Computerspiele“ – ich möchte mal wissen, wie viele Eltern überhaupt wissen WAS ihre Kinder spielen (wollen) und was das für Spiele sind, um was es da geht oder was ihnen dabei Spaß macht. Wie viele ängstliche Eltern haben sich zum Beispiel schon mal auf YouTube ein Let’s play angesehen?
Ich glaube (so wie ich das bei dem Onlinethema auch glaube), die meisten Ängste kommen von Unwissenheit.
Gerade im Thema Computerspiele gibt es dann noch starke Vorurteile in der Gesellschaft, die unreflektiert von vielen Medien verbreitet werden. So glauben bestimmt eine nicht unwesentliche Anzahl an Eltern, dass Ego-Shooter Gewaltbereitschaft fördern und quasi der direkte Weg zum Amoklauf sind. Kein Wunder, wenn man sich dann große Sorgen macht…
Wenn man von Computerspielen in der Medienwelt lesen kann, dann v.a. selektiv. World of Warcraft ist wahrscheinlich genau wegen der Suchtthematik eines der wenigen Spiele, das vielen namentlich bekannt ist.
Was dringt sonst noch in den Mainstream? Bestenfalls die großen Blockbuster.
Interessant ist ja auch, was überhaupt als Computerspiel wahrgenommen wird und was nicht. Ein Großteil der ängstlichen Erwachsenen – eine Nachfrage hatte das zum Start des Vortrags ergeben – spielt selber diverse Handy- oder Facebookspiele (FarmVille, Candy Crush und Co.). Auf die Frage „Wer spielt selbst Computerspiele“ melden sich diese Leute nicht. Erst als der Referent nochmal konkret fragt: „Und auf dem Smartphone?“ gehen die Finger zögerlich nach oben.
Selbst schlau machen
Jedenfalls. Ich würde mir wirklich wünschen, dass Eltern sich mit dem beschäftigen, was Kinder beschäftigt. Sich erzählen lassen, was die Kinder machen, was die Faszination ausübt.
Mein Gefühl ist, dass v.a. die jüngeren Kinder ihre Eltern sogar gerne beim Spielen dabei hätten. Wenn ich Kind 3.0 zu Minecraft befrage, erzählt es so lange bis mir die Ohren bluten.
Bei den Älteren ist das vielleicht nicht mehr so – aber ich glaube, dass sie auch bereitwillig berichten, was die Faszination des Spiels ausmacht.
Würden Eltern sich selbst ein bisschen für die Neuerscheinungen auf dem Spielemarkt interessieren, dann könnte das sogar die Möglichkeit eröffnen gelegentlich mit den Kindern gemeinsam zu spielen oder Spiele zu empfehlen.
Ich denke, es gibt für Erwachsene super Einsteigerspiele – Spiele, die Brettspielen gar nicht mal so unähnlich sind (Tricky Towers z.B.), für die man in dem Sinne keine besonderen Computerspiele Skills (auch nicht in der Bedienung der Konsole) braucht und die man auch gut und mit viel Spaß gemeinsam spielen kann.
Es ist immer wieder erstaunlich, was Kinder interessant finden. Wir haben z.B. im Urlaub mal The Witness gespielt – ein Spiel bei dem es v.a. um das Lösen von Logikrätseln geht. Als es irgendwann so absurd schwer und kaum mehr nachvollziehbar wurde, dass ich das Interesse verlor, waren die Kinder noch Feuer und Flamme und ehrgeizig bei der Sache. So viel Durchhaltevermögen kann ich wirklich nur bewundern.
Was ich sagen will: Wenn man selber spielt (oder sich mal ein paar Beiträge zu Spielen anhört oder den ein oder anderen Artikel dazu liest), hat man einen ganz anderen Zugang zu dem Thema und findet dann vielleicht auch zu einem anderen Umgang damit.
Am Ende geht es aber ja nicht darum die Spiele selbst zu spielen, sondern einen kompetenten Umgang damit zu vermitteln oder sich einen gemeinsam mit den Kindern zu erarbeiten und die eigenen Unsicherheiten abzubauen.
Der einfachste Weg dorthin ist das Gespräch – der Austausch. Das halte ich alles für zielführender als irgendwelche übertriebenen Reglementierungen oder gar Verbote.
Zum Abschluss noch ein Video, das die Frage beleuchtet, warum der Zugang zum Thema Computer/Videospiele so schwer ist und warum es dennoch wichtig ist, sich um „Basic Game Literacy“ zu bemühen.
Video gefunden bei Marcus Richter
Wo wir schon bei Marcus Richter sind: der kann ja eigentlich ganz gut erklären, was es so gibt und warum Menschen Computerspiele spielen:
Und P.S. Wäre ich meine Eltern gewesen, ich hätte mir nur in meiner frühen Adoleszenz Sorgen um mich machen müssen. Das war die Phase in der ich Sims gespielt habe. Dagegen ist DOOM ein fröhliches Alien-Spiel.
„In welchem Spiel kann man denn in dieser Zeitspanne irgendwas erreichen? Ein Level vollenden?“
Genau!
Oder Burgen bauen, genug Ritter anhäufen, Kontinente erobern oder Sternensystem kolonisieren.
Dazu benötigt man schon als Kind einen Plan. Und Pläne benötigen Zeit :-D
Wenn ich heute die SuS davon reden höre, wie sie ganze Welten entwerfen, dann komm du denen mal mit 30 Minuten …
Hach ja. Ich fühle mich auch oft in meinem Umfeld ganz schön allein mit meiner Begeisterung für tolle Apps für Kinder. Oder dafür, dass man Kinder auf studio.code.org schon ab 5 Jahren auf sehr spielerische Weise mit den Grundsätzen der Programmierung vertraut machen kann. Oder dafür, dass wir zusammen mit den Kindern sehr aktiv Pokémon Go spielen. Und bei all dem geht es noch nicht mal um die Zeitbegrenzung (es ist aufgrund vielfältiger anderer Aktivitäten bisher insgesamt eher wenig), sondern um das ob überhaupt.
Im Moment übrigens unser Favorit als Familienspiel: Samorost 3. So schön! Wir haben’s auf dem iPad, gibt es aber auch für PC und Mac. Und ich bin begeistert davon, mit welcher Hingabe und Ausdauer meine Kinder (7 und knapp 9) die Welten erkunden und die Rätsel lösen (natürlich mit Unterstützung hier und da, aber viel weniger, als ich gedacht habe). Freue mich schon aufs Wochenende!
(Ich hab mich übrigens tatsächlich durch alle Kommentare gelesen ;-))
Toller Text, danke! Mir platzt auch jedes Mal der Kragen, wenn wieder mal an allem die bösen Computerspiele schuld sind.
Ich habe sehr schöne Erinnerungen an meine Spielzeiten zu Hause. Wir haben alle zusammen Nintendo gezockt, Zelda und Secret of Mana beschäftigten die ganze Familie über Stunden. Bei Zelda schaute meine Mama, die selbst nie einen Controller in die Hand nehmen wollte, die ganze Zeit nach bröckeligen Mauern, um dann laut „bomben, du musst dort bomben!“ zu schreien. Secret konnte man zu dritt spielen, also mein Papa, meine Schwester und ich. Mama kommentierte wie immer alles. Später spielten wir dann viel Indiana Jones, Day of the Tentacle, solche Sachen.
Teilweise stundenlang, natürlich. Genauso lasen wir aber auch stundenlang Bücher, spielten Gesellschaftsspiele, malten, bastelten oder fuhren draußen mit dem Fahrrad rum, und niemand wusste, wo wir waren und was wir gerade taten.
Ich bin meinen Eltern dankbar dafür, dass sie so entspannt mit dem Thema umgingen. Und ich freue mich ehrlich gesagt schon jetzt darauf, wenn meine beiden Söhne alt genug sind, ihnen ihre erste Konsole zu kaufen und zusammen mit ihnen zu zocken. Warum denn bitte nicht? Es macht Spaß, man kann zusammen spielen, wo ist das Problem wenn das Wetter schlecht und die Langeweile groß ist?
Ich denke, die Mischung macht’s. Klar gibt es problematisches Verhalten auch beim Spielen. Wenn andere Dinge darunter leiden, wenn nur noch gespielt wird, dann braucht es Regeln. Die braucht es aber bei anderen Freizeitbeschäftigungen genau so. Die Kinder müssen abends auch irgendwann mal das Licht ausmachen und schlafen, statt noch ewig weiter zu lesen.
Mein Mann und ich haben beide immer gern gespielt. Wir waren ein super Team in World of Warcraft, und als wir während des Studiums noch viel Zeit hatten, haben wir da auch teilweise 8 Stunden und mehr verbracht. Waren wir da süchtig? Ich glaube nicht. Es machte Spaß, wir hatten die Zeit, jetzt haben wir sie nicht mehr. Manchmal vermisse ich unsere Raids und den Spaß, den wir mit unserer Gilde hatten, und ich möchte diese Erfahrung auch meinen Kindern nicht verwehren. Computer und Spiele gehören einfach dazu.
Super geschrieben.
Ich habe so mit 6 oder 7 Jahren damals den SNES bekommen und da wurde auch gemeinsam gezockt.
ich weiß nicht mal mehr annähernd, wie viele Stunden wir den Koopa Beach gefahren sind, nur um drei Mal durch diesen bescheuerten Tunnel zu kommen und die beste Zeit zu fahren. Die hält meine ich mein Vater :)
Secret of Mana habe ich so lange mit meinem Bruder gezockt, bis wir alle Waffen auf vollem Level halten und der Mana Drache nur noch eine 5 Minuten Lachplatte war. :)
Alleine wenn ich jetzt daran denke, muss ich lächeln, weil es einfach eine tolle Zeit war.
Es gab kein Zeitlimit, keine Regeln, außer, am nächsten Tag wird pünktlich aufgestanden, damit man pünktlich in der Schule ist.
Solange das geklappt hat, war alles wunderbar. Und so hat man selbst auch schnell seine Grenzen gefunden, wie lange zocken ok war und wann es besser ins Bett ging.
Die besten Gespräche hatte ich mit meiner Mutter dann übrigens auch wegen der Zockerei.
Mein Bruder hatte sich nämlich damals eine Playstation gewünscht und da gab es dieses Rennspiel Gran Tourismo, hieß das glaube ich. Nach zwei Tagen hat mein Vater es für sich entdeckt und die beiden „Jungs“ haben dann 3 -4 Stunden den Fernseher blockiert, so dass meine Mutter und ich dann vor dem Motorengeheule (muss ja realistisch sein vom Sound her) in die Küche flüchteten und es uns dort gemütlich gemacht haben. :)
Heute zocke ich auf dem Smartphone ein oder zwei Spiele, das ist meine kleine Flucht aus dem Alltag. Wenn der Zwerg abends im Bett ist und ich meinen Sport gemacht habe, dann noch etwas spielen. Herrlich.
Vor kurzem habe ich mir mal einen SNES Emulgator, oder so ähnlich, auf das Handy geladen. Spiele so jetzt auf meinem Smartphone Harvest Moon. Mein Lieblingsspiel in der Pupertät, genau wie die Sims, als ich dann mit 14 endlich einen Computer hatte. :)
Danke für diesen tollen Beitrag – der auch zusätzlich noch unterhaltsam geschrieben ist. Ich dachte nämlich schon, ich müsste nach dem einleitenden Zitat aufhören, weil ich mich gar nicht weiter mit den engstirnigen Äußerungen von überängstlichen Eltern befassen möchte. Aber vom (ach ne, heute sagt man ja: vong) Schreibstil her muss ich sagen, ich hätte fast noch gerne mehr transkribierte Dialoge zu lesen gehabt. Ich kann es aber mehr als nachvollziehen, wenn du gar keine Lust mehr auf weitere ungläubige Blicke hattest. :)
Was diese „Onlinesucht“ angeht, frage ich mich, ob man denn wirklich (heute noch) von einer Sucht sprechen kann, auch wenn man viel Zeit im Internet verbringt. Dafür ist die Gegenwärtigkeit und Selbstverständlichkeit des Internets zu groß. In sämtlichen Bürojobs sitzt man auch den ganzen Tag vor dem PC und wird nicht als computersüchtig abgestempelt.
Sehr guter Beitrag. Leider entspricht das auch haargenau meinen Erlebnissen hier in Österreich – jenseits der pseudokritischen Twitterblasen trendiger und technikaffiner Hipster.
Trauriger Weise erzählt die Branche und ihr angeschlossener, „freier Journalismus“ das glatte Gegenteil davon: dort dominiert das Narrativ wonach Games längst in der vielzitierten „Mitte der Gesellschaft“ angekommen wären – diese nunmehr (auch) spielen würde. Die Verbreiterung selbst es „bewirkt“ hätte, dass Videospiele als Popanz in der Wahrnehmung verschwunden seien.
Doch auch meiner Erfahrung nach ist gerade das, diese Einstellung, ein politisch nicht zu unterschätzender, schlichter und illusionär-repräsentativer Mythos. Eine oberflächliche Vereinfachung – reduziert auf vermeintliche Zahlen: auf das Sentiment diese(s) Spiele(n) überhaupt nicht mit Computerspielen zu assoziieren, sondern darunter ja etwas GANZ anderes zu verstehen – was dieser Bericht schon nebenbei deutlich macht, wird dort statistisch gar nicht eingegangen.
Es dominiert diese tendenziell doch neoliberale Erfolgsgeschichte, wonach Vorurteile längst überwunden worden wären – inklusivere Spiele schließlich ebenfalls inhaltlich zu mehr Diversität und damit zu einer gestiegenen Akzeptanz des Mediums geführt hätten. Wobei ein normatives Begriffsdenken in Richtung „Hochkultur“ das Medium in letzter Konsequenz sogar als neues „Leitmedium“ fantasiert: Mechanismen der Anpassung, Konformität, quasi als kreative „Leitung“. Auch eine Form der Medienmanipulation.
http://m.webtoons.com/en/slice-of-life/lunarbaboon/ep-43-v-games/viewer?title_no=523&episode_no=43
Symptomatisch für viele Ablehnungshaltungen ist, nicht zu wissen, weshalb man eine bestimmte Meinung vertritt. Das macht mich wütender als jedes „Killerspiel“ (sic!) es jemals könnte.
Ich freue mich auf den Generationenwechsel in Politik, Jurisdiktion und Lobbies.
Ich bin Lehrerin an einer Grundschule und obwohl ich mir wie ein Sonderling vorkomme, ja, ich spiele auch Computerspiele. Sehr gerne. Etwas, was mich mein Referendariat heil hat überstehen lassen, war Siedler zocken. Ich habe nicht mehr im Kopf, welche Version das damals war, aber ich erinnere mich noch zu genau an diesen Effekt: Ich hänge und komme absolut nicht weiter bei einer Ausarbeitung. Also mal Pause machen, eine Stunde Siedler gezockt und dann konnte ich wieder frisch loslegen. Genauso sind mir aber die Blicke meiner Mitreferendare im Gedächtnis geblieben, als ich im Seminar, gefragt nach Ausgleich zur Arbeit, eben nicht mit spazieren gehen, musizieren, lesen oder Film schauen antwortete, sondern Computer spiele spielen. Ich glaube, ich hätte genauso gut „Kätzchen essen“ sagen können. Ich dachte mir nur, dass sie es wohl nicht kennen und es deshalb nicht nachvollziehen können, wie das Spielen meine ganze Konzentration bindet und ich dann nach einer solchen Pause plötzlich mit neuem Blick an Fragestellungen herangehen kann. Das war etwa 2003 damals.
Eigentlich dachte ich, wenn sich das Kollegium langsam verjüngt, könnte sich was verändern, aber das tut es nicht. Offensichtlich sind in vielen Köpfen Computerspiele synonym für Vernachlässigung, Gewalt und Amoklauf und alles andere als gut. Aber was erwartet man von Menschen, die im Bereich Computer zu gehemmt sind, um sich mal die Handhabung eines Verschlüsselungsprogramms anzueignen, oder ohne meine Unterstützung eine CD in MP3s zu konvertieren. Dabei ist es ja nicht so, dass ich damit allein lassen würde. Ich würde gerne zeigen, auch nicht nur einmal, aber man hat halt gar nicht das Interesse, in diesem Bereich dazu zu lernen. Warum auch immer. Okay, insgesamt ist das etwas überspitzt, aber nur etwas.
In dieses Szenario kommt dann noch ein Herr Spitzer, der – zumindest vor seinen Bildschirmkoller – tatsächlich brauchbare, verständliche Bücher zum Thema Neurologie und Lernen geschrieben hatte, den man also zunächst mal gut findet, und behauptet, Bildschirme sind der Teufel und Kindern gibt man am besten bis zu ihrem 18. Lebensjahr kein einziges Gerät mit Bildschirm in die Hand. Kein einziges. Bis 18. Ich konnte es kaum glauben und hätte an eine Übertreibung geglaubt, hätte ich das nicht mit meinen eigenen Ohren gehört.
Trotz all dem kann man von mir auch die 30 Minuten Aussage hören, wenn ich zum Beispiel danach gefragt werde, wie viel Zeit Erstklässler vor einem Bildschirm verbringen dürfen sollen, allerdings passiert das auch selten pauschal für alle, sondern in den allermeisten Fällen in einem Gespräch mit den Eltern eines Kindes, bei dem MIR irgendwas aufgefallen ist, was mir das Bedürfnis gibt, die Eltern auf Bildschirmverhalten anzusprechen. Entweder als Aufhänger, weil das Kind von nicht altersgemäßen Spielen erzählt und hier zahlt sich mein Wissen über Spiele ungemein aus, weil ich feststelle, dass Bewegung vielleicht eher angesagt wäre, als sitzen, oder so wie bislang nur ein einziges Mal, weil auffällt, dass das Spielen alles andere, was es an Erfahrungen gibt, überstrahlt und zum einzigen Lebensmittelpunkt geworden ist. Im letzten Fall habe ich sogar vorgeschlagen, die Playstation mal vier Wochen experimentell wegzupacken. Man sah, wie Mama das gut fand, aber Papa seine Freizeitbeschäftigung verschwinden sah…
Ich glaube auch, dass die pauschalen 30 Minuten aus dem Wissen entstehen, dass es genug Kinder gibt, die eher Stunden vor Bildschirmen verbringen und sich damit die Hoffnung verknüpft, dass bei 30 Minuten vielleicht eine Stunde draus wird – oder zumindest das Gefühl, dass es sinnvoll wäre, das einzuschränken.
Am sinnvollsten ist es wohl aber, das bei Grundschulkinder so zu handhaben, wie meine Eltern bei uns beim Fernsehen. Meine Mutter hat mitgeschaut, wann immer es irgendwie ging und bei neuen Sendungen immer. Wir konnten danach drüber reden, hatten gemeinsam Spaß und ähnlich lief es dann auch Anfang der 90er mit unserem ersten PC, wir haben wilde, lange Tetriswettkämpfe geführt, uns als Familie gemeinsam durch die blöden Anfangsfragen von Leisure Suite Larry gekämpft und durch dieses Spiel gleich gelernt, dass es echt cool sein kann, Englisch zu können. Lange Jahre habe ich mit meinem Bruder gemeinsam gespielt. Es war sicher nicht uneingeschränkt, weil wir nur einen PC hatten und jeder dran wollte, aber ich glaube, dass das gemeinsame Erleben besser hilft als jede Zeiteinschränkung.
Und heute? Eigene Kinder habe ich keine, aber im Bekanntenkreis sehe ich, wie gerade die um die zehnjährigen drauf abfahren, wenn sie feststellen, dass ich Minecraft spielen kann oder Worms liebe. Für sie ist es wie ein Fest, mit Erwachsenen zu spielen. Dabei sind verschiedene Familien mit verschiedenen Modellen, was die Zeit angeht, unterwegs. Aber Zeit, in der ich mitspiele, wurde da auch noch nie gemessen, sondern war immer irgendwie ein Joker.
Ich bin meinen Eltern extrem dankbar, dass sie damals (in den 90ern), mir keine Grenzen bei der Computernutzung gesetzt haben. Ein Grund ist sicherlich auch, dass mein Vater selber Technikbegeistert ist und schon Anfang der 80er den ersten Computer hatte. Ich habe dann später immer seine alten Computer „geerbt“ und hatte dadurch schon mit 8 Jahren meinen ersten eigenen PC.
Bei mir im Freundeskreis wurde eigentlich überall gespielt und wir hatten alle Interesse an der Technik dahinter. Dies hat dann ziemlich schnell dazu geführt, dass wir irgendwann auch alle angefangen haben, selber zu programmieren und es verwundert dann auch nicht, dass wir alle Informatik studiert haben und jetzt entsprechende Jobs haben.
Wenn mir damals Grenzen gesetzt worden wären, hätte ich sicherlich keinen entsprechenden Zugang zum Computer gefunden und wahrscheinlich auch keinen Job, der mir soviel Spaß macht, wie es jetzt der Fall ist – bei mir gibt es wirklich viele Momente wo der abgedroschene Satz „Mach Dein Hobby zum Beruf und Du musst keinen Tag arbeiten“ wahr ist.
Und selbst wenn man bei Spielen bleibt, kann ich mir vorstellen, dass einige Spiele durchaus reellen Einfluss auf die Karriere und Zukunft von Kindern haben wird. Wenn man sich das Spiel „Kerbal Space Program“ anguckt (wer es nicht kennt: eine Simulation, in der man Raketen bauen kann und anschließend ein simuliertes Sonnensystem bereist – das ganze dann aber mit echter Physik und realer Orbitalmechanik), so kann ich mir vorstellen, dass es in zehn Jahren einen ganzen Haufen Luft- und Raumfahrtingenieure geben wird, die durch dieses Spiel in diesen Beruf „rein gerutscht“ sind.
Computerspiele sind also bei weitem nicht nur Zeitvergeudung sondern können auch reale Lerneffekte produzieren, die sich positiv auf das zukünftige Arbeitsleben auswirken werden. Und ich glaube nicht, dass das Tempo und der Grad der Digitalisierung in den nächsten Jahren sich abschwächen wird.
Das ist ein toller Artikel, den ich gelesen habe während ich auf nen Download von Steam warte, während meine Töchter neben mir mit ihren Freundinnen auf unserem Minecraftserver ein Haus im Nether bauen.
<3
mit strikten, nicht begründeten Verboten und Gängelei erreicht man m.E. in der Erziehung exakt das Gegenteil von dem, was man möchte.
Man muss die Interessen der Kinder schon ernst nehmen und sich damit auseinandersetzen. Dann wird man auch einbezogen und kann ein Auge darauf haben. Devise aktuell (Kinder 16 und 14): Wer Verantwortung übernimmt, hat auch die Freiheiten. Resultat: Die Computernutzung ist zeitlich komplett freigegeben, da beide ihren Schulkram in Ordnung halten und auch sonstige Interessen haben.
Mit der Kombination aus „keine Ahnung haben, aber ich mag das nicht“ macht man sich doch nur lächerlich und beschädigt die eigene Autorität.
Herzlichen Dank für den sehr guten und differenzierten Artikel.
Wenn man der Menge der Kommentare nach urteilen darf, dann ist das Thema „Computerspiele“ ähnlich heiß, wie das Thema“Impfen“.
Was wir uns mit Freunden neulich fragten: Hatten unsere Eltern noch keine Angst vor Computerspielen, weil das Thema für sie noch so neu war, dass noch nicht mal öffentlich wahrnehmbare Skeptiker gab?
Bei unserem großen Kind haben wir viel Freiraum gelassen. Aktuell müssen wir leider zurückrudern, weil es zu viel geworden ist. Wir haben Regeln vereinbart, die es bisher nicht einhalten kann. Das ist etwas frustrierend, aber vermutlich haben wir auch zu viel erwartet.
Hahaha! Bei „impfen“ ist meine Moderationsschleife angesprungen…
Und ja: Ich musste auch schon mal (bezogen aufs Handy) zurückrudern. Man muss andauernd aushandeln. Schauen, was passiert und dann in eine neue Runde… (mich hat damals am meisten frustriert, dass es am Ende damit endete, dass das Handy im Flur auf den Tisch gelegt wird, solange die jüngeren Geschwister wach oder da waren. Die haben nämlich ständig zuschauen wollen beim YouTube schauen… und da waren oft Sachen dabei, die einfach nicht altersgemäß waren…)
Was sind denn die Symptome von „zu viel“?
Die Symptome von „zu viel“ sind z.B. so etwas wie: sich nicht um Pflichtsachen wie Hausaufgaben und Anteil an der Hausarbeit kümmern. Immer wieder in Gegenwart von jüngeren Geschwistern Videos/Spiele anschauen, die nicht deren Alter/Entwicklungsstand entsprechen, so dass die davon Albträume bekommen. Sehr schlecht gelaunt nach dem Spielen sein, so dass alle in der Familie schlechte Laune bekommen, weil nur noch rumgepampt wird.
Ich habe eine Erfahrung gemacht bei einer Veranstaltung wo ich Mentorin war. Die Kinder können dort u.a. in der Raspberry-Version von MineCraft programmieren lernen. Natürlich spielen sie dann auch mal. Ein Mädchen (ca 8) war, wie alle Kinder in dem Alter, sehr begeistert. Ihr Vater schaute ihr zu und meinte dann zu mir, dass er das Spiel nicht gut findet, konnte mir aber auch nicht sagen was genau sein Problem damit ist. Minecraft ist ja nun wirklich ein kreatives Spiel und bietet unendliche Möglichkeiten. Wir haben dann noch ein wenig darüber geredet, aber ich hatte am Ende das Gefühl, dass der Vater generell keine Computerspiele mag, weil die irgendwie nicht „richtiges“ spielen sind. Ich hatte Minecraft mit Lego verglichen, aber das hat er ganz anders gesehen. Lego ist ja echt, Minecraft „nur“ digital. Ich denke diese Denkweise ist gar nicht mal so selten.
Wir hatten erst nach der Wende einen Computer, aber ich kann mich erinnern, dass wir Monkey Island als Familie gespielt haben. Wir können heute noch die Sprüche vom Piratenfechten aufsagen.
Das hat der Referent übrigens auch gesagt: Bitte unterscheiden, ob man Computerspiele einfach nicht mag als Freizeitbeschäftigung (dem selbst nichts abgewinnen kann) oder ob man wirklich Bedenken hat, was die Auswirkungen angeht (Kind vernachlässigt Schule zB).
„Ja, aber.“
Wir haben im Haushalt zwei Android-Tablets. Die 8jährige und der fast-6jährige dürfen damit spielen. Im wesentlichen haben sie Zugriff auf die Maus/Sesamstraße-Apps, die nicht viel mehr als Mediatheken für deren Videoarchiv sind. Außerdem spielen sie damit die sehr rasanten Lego City und Lego Batman Racing Games und das meditativ ruhige Monument Valley.
Ich bin selbst ein Alt-Gamer und habe keine grundschlechte Meinung zu Computerspielen. Außerdem bringe ich anderen Kindern in der Grundschule Coden bei.
Trotzdem: Wir merken beim Jüngeren, dass er inzwischen ein deutlich suchtartiges Verhalten hat und er schlecht damit umgeht. Er verlangt bei Langeweile nach dem Tablet und quengelt teilweise schon auf dem Heimweg von der Kita, dass er dann zu Hause aber sofort Lego City spielen will. Wir haben eine zeitliche Reglementierung versucht, die Spiele bestehen aus sehr kurzen in sich abgeschlossenen Leveln, trotzdem will er stets weiter spielen. Wenn er das Gerät nicht kriegt oder wir eine zu lange Runde abbrechen, erleben wir öfter auch, dass er uns tritt und haut.
Die Ältere hat dagegen weniger Interesse am Gerät. Wenn sie es nutzt, hat sich auch sehr große Probleme mit dem Aufhören, aber für sie ist es nicht der Default-Langeweilefüller.
Wir Eltern haben jetzt eine Tablet-Pause beschlossen. Vermutlich ist das Alter einfach doch zu jung. Und das sage ich als einer, der Comptuerspielen positiv gegenüber eingestellt ist.
Es bleibt alles nicht so einfach.
Klar, es gibt ja leider nie total einfache Regeln, die bei allen Kindern unabhängig vom Alter funktionieren.
Wie gesagt, es ging hier v.a. um Kinder 10 Jahre und älter.
Bei jüngeren sehe ich das auch ein bisschen anders. Die setze ich nur ungern alleine vor den Rechner (oder den Fernseher, da tue ich mich wirklich schwer) und dann ist es vielleicht auch mal ein Zeitproblem (also meins) etc.
Kann hier noch eine Anekdote beisteuern: Als ich (Jahrgang ’84) in dem Alter war, haben meine Eltern (beide Sozialpädagogen) immer gesagt besser Computerspielen als exzessiv Fernsehen, weil man da zumindest selbst aktiv ist. Ich habe dann auch phasenweise stundenlang gedaddelt, der einzige Streitpunkt waren irgendwann die Altersfreigaben. Das hat sich aber genauso wieder gelegt wie viele andere Phasen. Heute bin ich Informatiker, die frühe Beschäftigung mit PC Technik war zumindest mal nicht schädlich.
Mich überrascht auch, dass die Diskussion hier nicht schon längst weiter ist und sich so viele Eltern offensichtlich nicht mit dem Thema beschäftigen (wollen). Anscheinend adaptieren hier viele Eltern einfach die Fernsehregeln, wo 30 Minuten einer Folge xyz entsprechen kann.
Kennst du das Buch „Besser als die Wirklichkeit“ von Jane McGonigal? Kann ich zu diesem Thema sehr empfehlen, da es aufzeigt, wie wir von Computerspielen in der „wirklichen Welt“ profitieren können. Ich hab hier mal drüber gebloggt: http://buntgestreifthuepfig.de/buchtipp-besser-als-die-wirklichkeit-von-jane-mcgonigal/
Das gibt einem in solchen Diskussionen auch ganz gute Argumente an die Hand, an die die anderen Eltern sicherlich noch nie gedacht haben! :-)
The Witness spielen mein Mann und ich gerade sehr gefesselt. Und nicht nur 30 Minuten am Stück… ;-)
Danke, da schaue ich mal rein!
(Und viel Erfolg bei The Witness. Für meine Nerven war das ja irgendwann nix mehr)
Menschen älterer Generationen scheinen mit ihren konservativen Werten grundsätzlich Angst und Vorurteile vor fremden/neuen/modernen Technologien und Dingen zu haben. Unsere Generation kann es nur besser machen.
Ach, die neue Generation wird vor anderen Dingen Angst haben. Da mache ich mir keine Sorgen. Geht ja seit der Erfindung des Buchdrucks so.
Noch nicht 500… aber auf dem Weg zum Fleißbienchen.
Mein Opa hat mir meinen Gameboy gekauft – da war ich 11. Etwas später „erbte“ ich den C64 meines ein paar Jahre älteren Großcousins, inkl. seiner Spielesammlung. Sowohl die Winter- als auch die Sommerspiele haben uns an regnerischen Tagen oft die Zeit vertrieben. Mit meinem ersten Freund (so mit 14/15) habe ich die Zeit statt mit Knutschen auch eher mit Daddeln verbracht, Colonization, Jagged Alliance und Leisure Suit Larry zum Beispiel. An den Wochenenden haben wir gerne auch mal stundenlang irgendwelche Adventures gespielt – Simon der Zauberer (benutze Ballons mit Gitter), Myst, Zak McKracken, Monkey Island, die Nordland Trilogie. Meine Mutter spielte mit ihrer besten Freundin zusammen gerne so Rätselkrimis. Meine Mitbewohnerin im Studium (1er Examen) spielte WoW (an MMORPGs hat mich persönlich allerdings nie etwas gereizt), ich eher Sims. Zum Ende des Studiums kam Drakensang, das ich alleine schon aus Nostalgiegründen spielen wollte, inkl. aller AddOns und Fortsetzungen bis Satinavs Ketten (point and click sind dann aber doch nicht so richtig meins). Bei meinem Mann geht es dann eher so in Richtung Simulationen (Railroad Tycoon) und „Ballerspiele“ (die mir auch völlig abgehen).
Gut, meinen Eierstöcken sei Dank, kann ich jetzt keine 10jährigen Kinder vorweisen… aber ich bin durchaus im Alter von Eltern mit Kindern in dem Alter (um die 40). Selbst wenn wir nicht exzessiv gezockt haben, sind wir doch eigentlich durchaus die erste Generation von Lan-Parties gewesen? Ich bin vom Dorf, bei uns kam alles immer später an und selbst ich erinnere mich, dass wir Computer durch die Gegend geschleppt haben.
Gestern habe ich den Tag übrigens mit Civilization VI (war mein Weihnachtsgeschenk) verbracht. Morgens nach dem Frühstück angeschmissen, nebenbei Wäsche gemacht (ich liebe rundenbasierte Spiele), zwischendurch gesaugt, Abendessen gekocht, Kitchen Impossible geguckt und 760 n.Chr. ins Bett gegangen… macht mich das Spielesüchtig? Männe und ich spielen beide gerne, haben das auch schon immer, wir sind aber inzwischen natürlich beide auch voll berufstätig und oft ist dann die Zeit einfach nicht mehr so da. Trotzdem klingt für mich eine Woche nur zocken und sonst um nichts kümmern irgendwie reizvoll. Gamingurlaub im 5 Sterne Hotel mit kuscheligen, dicken Daunenbettdecken, Zimmerservice, Kaffee im Bett… irgendwie hätte das was. Problematisch wird es doch erst, wenn das „reale Leben“ darunter leidet – wenn ich nicht mehr zur Arbeit ginge, weil ich spielen würde, wenn die Katzen verhungerten, weil ich keine Zeit zum Füttern fände. Bei Kindern ist es doch eigentlich nicht anders – wenn Schule und Hausaufgaben erledigt sind, sofern der Nachtschlaf nicht all zu kurz kommt (anderseits – unter der Decke lesen oder spielen, ist der Unterschied wirklich so groß?), soziale Kontakte nicht verkümmern, sie noch wissen wie man ein echtes Buch benutzt und das Fußball eigentlich ein Freiluftsport ist (und Kühe nicht lila)…
Und man muss doch die positiven Aspekte sehen. Wer viel Zeit und Geld in seinen Computer steckt, hat kein Geld für Drogen und keine Zeit für Unsinn. Lieber einen Stubenhocker als den Sohn betrunken vom Baum kratzen.
Vom Gaming-Urlaub im 5 * Hotel träumen wir auch (ich spreche jetzt mal ungeniert für meinen Partner mit!)
(Bei „760 n.Chr. ins Bett gegangen“ musste ich übrigens sehr lachen…
Ich muss dem Mann das mal vorschlagen… ich lasse ihn auch Oil Imperium (Oil Imperium… ächt jetzt?) spielen. Wenn er ganz lieb ist.
Wie so oft kann ich nur sagen: Wow. Ein toller Artikel. Danke dafür
Ja, warum ist man gegen etwas? Wenn man das hinterfragt ist insbesondere bei der Erziehung so häufig einfach nur Angst ein Grund, warum Eltern etwas verbieten. Dabei ist es doch so einfach: mitmachen und so die Möglichkeit haben neue Welten kennen zu lernen und zu lehren und zu lernen.
Ob das nun Board-Games sind, Computerspiele, ’ne Roboter AG etc.
Sich von Kindern mal leiten zu lassen und sich auf ihre Welt und ihr Wollen (dosiert und) bewusst einlassen, bringt beiden Seiten (wenn man es denn so nennen will) mehr als Verbote dazu je in der Lage sind.
vielen dank für das ehrliche bemühen, die unverständigen eltern verstehen zu wollen. ich denke, dieser wichtige weg ist für alle seiten sehr weit.
wo der angst-hund nun begraben liegt, weiß ich nicht genau. aber vielleicht irgendwo in dieser nachbarschaft:
http://donnastevens.com.au/portraits/#/idiot-box/donna-stevens/
.~.
Das ist aber eine gemeine und unangemessene Fotoserie. Ich würde auch entrückt aussehen beim Fernsehen. Wahrscheinlich würde ich sogar popeln.
Liebe Patricia,
du hast recht – es hat damit zu tun, dass sich Eltern zu wenig auf die Kinder und ihre Welt / ihre Vorstellungen einlassen (wollen). Eltern kapseln sich mit Smarpthone-Spielen ab, verstehen die Welt aber nicht, wenn der Nachwuchs in andere Spiele abtaucht. Sich selbst einmal dazusetzen, mitmachen, mispielen, mitlachen, mitfluchen. Das ist es doch, was zählt.
Danke für den tollen Artikel. Mir ist es auch schon ein paar Mal auf Schulvorträgen so ähnlich ergangen.
Ich habe heute mit unseren beiden Mädchen (7 & 11 Jahre) einen Mincraft Server installiert und anschließend haben wir zu dritt Häuser gebaut und anderen Quatsch auf der Map gemacht. Die Kinder sind bei Minecraft deutlich weiter als ich.
Ach ja, weil das Wetter bescheiden war, haben wir auch noch ein Brettspiel gespielt und (die Große) Harry Potter gelesen. :-)
Reicht es schon für ein Fleißbienchen? :-)
Ich hab nicht mitgezählt, wollte aber nochmal die beiden Enttäuschten aus der Mitte kommentieren: nervig und unmöglich sind zwei verschiedene Zustände. Mir war es durchaus möglich, alle Kommentare, die über das Erwähnen hinausgingen, zu lesen. Kommt halt drauf an, wie sehr einen die Kommentare interessieren. (Mit der Auflistung sämtlicher Twitterreaktionen ist hier übrigens die Nutzung des Kommentaromaten stark zurückgegangen.)
Und zum Thema: Wenn ein Kind über Wochen hinweg, täglich mehrere Stunden allein und ausschließlich mit ein und derselben Tätigkeit verbringt, dann ist das immer ein Grund zur Sorge, ganz egal, ob es sich bei dieser Tätigkeit um Computerspiele, Bücher oder Handarbeiten handelt. Und das Problem besteht dann in der Regel nicht in der exzessiven Tätigkeit, sondern hat eine Ursache, über die das Kind vielleicht gerne mit einer Bezugsperson sprechen würde. Die Tätigkeit einzuschränken führt dann nur zu anderen Rückzugsversuchen.
Lepra heilt man ja auch nicht, indem man die betroffenen Hautstellen rausschneidet.
Und, um beim Beispiel zu bleiben: nicht jede Hautblase ist Folge einer lebensbedrohlichen Krankheit.
399! Danke fürs Durchkämpfen. Ich würde die Reaktionen auch gerne clustern, aber da fehlt es mir leider an Fachwissen.
Wie gesagt, ich glaube, es gibt tatsächlich eine Art Lebensphase des Exzessiven – aber ich glaube auch, dass es immer gut ist, an den Kindern dran zu bleiben und nicht das zu verteufeln was man nicht kennt. (UND sich zu erinnern, was man als Kind/Jugendliche toll fand und heute vielleicht unmöglich oder langweilig).
Wenn ein Kind über Wochen oder gar Monate hinweg, täglich mehrere Stunden allein und ausschließlich mit Gitarre üben verbringt, dann ist das Grund zur Sorge, denn es könnte am Ende Rockstar werden! Sex, Drugs, Rocknroll!
Wenn ich mit der Grundeinstellung „Sorge“ ans Leben rangeh, dann ist das ein Grund zur Sorge. Aus eigener pessimister Erfahrung kann ich das sagen, *das* nimmt wirklich keinen guten Ausgang.
Die meisten Eltern sind halt Analphabeten, wenn es um Technologie geht. Dumm will halt meistens auch dumm bleiben. In China oder Indien lachen sich Eltern krumm, wenn Du Gamezeit einschränken willst. Da wird eher für E-Sport trainiert: wenn schon, dann richtig. :)
Nun frag dich auch wieso Techjobs nach Asien abwandern. Europa und USA züchten sich Idioten heran, deren Denke noch am Industriezeitalter klebt. Ein grosser Startvorteil für Geek-Kinder! :)
Mein Sohn (7) ist äusserst stolz darauf, dass seine Mama „Super Mario“ mit geschlossenen Augen durchspielen kann und brüstet sich vor seinen Schulkameraden damit. Keiner seiner Klassenkameraden hat ein Elternteil, das gemeinsam mit ihnen daddelt, egal ob auf der DS oder auf dem Computer. Höchstens ein lediger Onkel oder so, der sie ab und zu an die PS lässt. Aber als gemeinsames Hobby? No way!
(da ich selber gerne game kann ich übrigens sehr gut abschätzen, welche Games für Siebenjährige passen und welche eher nicht und habe somit die Kontrolle darüber, was auf dem Computer läuft)
Ab 500 Reaktionen bekommt jede/r, der/die zum Kommentarfeld scrollt um zu kommentieren, ein Fleißbienchen <3
Das ist auch so ’ne merkwürdige Einstellung. Meine Mutter hat das Medium auch nie verstanden, mich aber machen lassen. // @monoxyd
Boah, ich hab beim Lesen echt ein paar mal tief durchatmen müssen. Wie alt waren diese Eltern denn? Ich denke mir ja, hm, okay, ich bin mit Spielen aufgewachsen und eigentlich jetzt in dem Alter, in dem ich selbst Kinder haben könnte und wahrscheinlich auch viele Fragen hätte, weil die Kinder noch klein wären, und ich könnte mich für so einen Vortrag sicher erwärmen. Und dann denke ich darauf folgend, diese Eltern müssten doch ungefähr genauso Kontakt zu Spielen gehabt haben. Haben die unter einem Stein gelebt? Die 80er und vor allem die 90er waren doch DIE Ära der wirklich ikonischen Spiele, die man tatsächlich noch an PCs spielte und nicht auf irgendwelchen Touch-Geräten zum in die Hosentasche stecken. Wenigsten ’nen Gameboy müssten diese Eltern doch selbst gehabt haben, wenn schon keinen PC, oder?
Also kurz: Wie kann die jetzige Elterngeneration denn so viel Angst vor dem Thema haben, das ja nun auch schon über 30 Jahre lang präsent ist. Oder bin ich da so gefilterbubbelt, weil auch mein Freundeskreis gern spielte? Ich finde es immer sehr schade, wenn Leute diesem Thema so ablehnend bis geradezu feindselig gegenüber stehen. Spiele sind doch so ein tolles Medium. Man kann allein und zusammen Spaß haben, große Abenteuer erleben, sich einfach berieseln lassen oder sich an künstlerischer Umsetzung erfreuen.
Ich hätte mich übrigens auch gefreut, wenn meine Eltern sich neben mich gesetzt und nach den Spielen gefragt hätten, aber die hatten kein Interesse an dem Thema. Sie reglementierten allerdings auch nichts, sodass ich auch schon mal einen ganzen Tag verdaddelte. Bereut hab ich das nie. Heute fehlt mir die Zeit, weil ich vollzeit in einem IT-Job arbeite, den ich übrigens nur deswegen habe, weil ich allein durchs Interesse an Spielen zum Interesse an PCs und so zum Informatikstudium gelangt bin.
Also ich wundere mich auch ständig. Allerdings sieht es zB in der Schule nicht besser aus was zB die Smartphonephobie angeht.
(Mich hat das Daddeln ja auch in den Beruf gebracht. Würde da sehr gerne mal eine Studie zu lesen. Ob es da einen Zusammenhang gibt?)
Den gibt es ganz sicher. Aber ob das messbar ist? Ich hatte im Studium einen ziemlich nerdigen Dozenten – eine Mischung aus Bill Gates, Stephen Hawking uns Rivers Cuomo von Weezer –, der direkt danach fragte, wer über Spiele zur Informatik gekommen war. Es meldete sich ungefähr ein Viertel des Kurses und er meinte, das sei total okay und gut, bei ihm sei es genauso gewesen. Das fand ich großartig.
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Made my day
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Ein Gedankenanstoß, warum die Eltern so ängstlich sind, bzw. wovor sie so Angst haben:
Eltern sollen Vorbild sein; von den Eltern und deren Erfahrungen soll gelernt werden.
Nun ist es aber so, dass nicht alle Eltern sind von berufswegen oder aus Spaß/Neugierde der EDV verhaftet sind. Hinzu kommt die wahnsinnige Entwicklungsgeschwindigkeit in der IT. Ich habe mit 19 meine ersten DFÜ-Schritte mit einem Akkustikkoppler gemacht: Heute hingegen haben selbst 4-Jährige schon routinierten Umgang mit einem Tablet. D.h das Verhältnis: „Wer lernt von wem“ kann sich im Bereich EDV umkehren. Eltern können dort keine Vorbilder mehr sein und nicht mehr dem Rollenverhalten entsprechen.
Das verunsichert.
Da braucht der Eine oder Andere doch eine gewisse innere Größe, um zu seinem Kind zu sagen:,, Ich habe keinen Plan, was du das spielst oder worum es geht. Magst du mir das mal zeigen?“
Das ist ein guter Hinweis. Umso schwieriger die ängstlichen Eltern zu ermutigen.
Ist wahrscheinlich grundsätzlich eine Einstellungsfrage: Ich lerne gerne von meinen Kindern und man kann schon von Babys lernen :D
Mehr Interesse von Eltern und anderen Erwachsenen an dem was die Kinder am Computer eigentlich so machen. Ich bin Lehrerin an einer Musikschule, habe meine Schülis also einzeln oder in kleinen Gruppen, so dass man sich auch gut mal in Ruhe unterhalten kann. Ich frage gerne mal nach, was sie sonst in ihrer Freizeit gerne machen und natürlich wird viel gedaddelt, die Schülis sind dann immer vollkommen baff, wenn ich mich vorbehaltlos für ihre Computeraktivitäten interessiere, also frage, was die aktuellen Lieblingsspiele sind (und was man da macht, ich kenne die meistens nicht), ob lieber mit anderen zusammen oder alleine gespielt wird etc. Sie erzählen das immer sehr gerne und ich habe im allgemeinen den Eindruck, dass von den meisten Eltern da sehr wenig Interesse gezeigt wird.
Ja, den Eindruck teile ich.
Was mich immer wundert: Computerspiele sind jetzt ja nichts wirklich neues mehr. Die Leute, die jetzt Kinder bekommen, müssten eigentlich in ihrer Jugend auch mit Playstation & Co in Berührung gekommen sein. In meiner Schulklasse gab es damals wohl kaum einen Jungen, der nie auf der Plasi oder am PC gezockt hat. Seitdem hat die Popularität von Videospielen eigentlich nur zugenommen. Und jetzt sitzt da eine ganze Generation von Eltern in den Elternabenden, die keine Videospiele kennen? Da passt etwas nicht zusammen.
Also ich bin ja 41. Das ist meine Altersbubble für die 10jährigen Kinder (und älter). Soooo viele haben da noch nicht Computer gespielt in ihrer Jugend/Kindheit.
Ich bin 42, und damals in meiner Klasse hatten alle Jungs einen Rechner zuhause (Amiga oder Atari ST) und wir haben tüchtig Raubmörderkopien auf Diskette getauscht. Aber damals war es schon noch strikte nach Geschlecht getrennt. Meine Partnerin hatte erst auf der Uni ihren ersten eigenen Rechner.
Und wie ist es dann in deiner Filterbubble? Dürfen die Kinder spielen?
Erwachsene bekommen so um die 30 ihre ersten Kinder und im Beitrag ging es um ungefähr 10jährige Kinder. Das heißt, die Leute sind so um die 40. Die Eltern haben Ende der 1980er Jahre eher selten Computer gehabt und gespielt. Ich glaube, es wird noch ca. zehn Jahre dauern, bis eine nennenswerte Zahl von Eltern wirklich mal als Kinder Computerspiele gespielt haben.
Öh? Gerade die 80er waren eine Hochzeit der Computerspiele – Atari 2600, C64, Atari XL, dann Atari ST und Amiga. In meiner Klasse (Jahrgang 1970) hatte in den 80ern praktisch *jeder* einen Heimcomputer und hat gespielt.
Leider ist Kommentieren hier aufgrund der ganzen sinnlosen und automatisierten Mention- und Like-Beiträge komplett unmöglich oder zumindest sinnfrei. Schade. :(
Wieso? Hat doch gut geklappt und wird auch gelesen.
Geht mir genauso, Kommentare lesen ist ja quasi nicht mehr möglich, außer man installiert sich irgendein Browserplugin. Schade (und sinnlos).
Ich kann total verstehen, wenn es euch nervt. Für mich ist es eben nicht sinnlos. Ich sammle hier alle Reaktionen auf den Artikel.
Word.
Ich mach mal ein bisschen Werbung in eigener Sache, weils so gut passt. Zur Zeit bastele ich an einer Homepage namens elternverstehenvideospiele.de, die dazu dienen soll, Eltern mittels Erklärvideos Videospiele nahezubringen versucht und eben verstehen zu lassen, was genau an den Dingern so spannend ist und warum die Kinder derart fasziniert davon sind (Marcus‘ Video kannte ich noch nicht und werde das mal nachholen). Das ist vor allem an die gerichtet, die selbst keine Erfahrung haben, unsicher sind, aber ihre Kinder nicht einschränken wollen. Ob man die „30 Minuten sind genug“-Leute damit überzeugen kann, weiß ich aber auch nicht.
Das ganze ist noch im Aufbau, die Videos, die bisher da sind, bieten zwar ein wenig Einschätzung für genau ein Spiel und Ratschläge, wie man Spielzeit überwachen kann, ohne das Kind gänzlich zu gängeln (was, wie ich finde, nicht sein müsste, wenn man sich denn interessieren würde, aber ich fürchte, ganz ohne geht es nicht, um den Unsicheren das Gefühl geben zu können, sie haben alles im Griff). Gerade arbeite ich am nächsten Video, dass dann etwas tiefer in die Materie einsteigt (was unterscheidet ein Videospiel von anderen Medien, wie wirkt sich das auf die Wahrnehmung aus, warum ist das wichtig). Ich taste mich da erst ran und produziere sehr langsam (auch, weil mein Zeitbudget dafür etwas begrenzt ist), mit mehr Erfahrung (auch was die Technik angeht) geht das dann vielleicht auch schneller. Einige meiner Defizite sind mir bewusst (hölzern, aber trotzdem zu schnell gesprochen, wahrscheinlich noch zu akademisch), aber auch das gibt sich hoffentlich mit mehr Routine.
Ich bilde mir nicht ein, diese Sache jetzt lösen zu können, die Seite ist aber auch als Referenz für potentielle Arbeitgebern/ Kunden gedacht.
Wie gesagt, es ist noch ganz am Anfang und ich wollte es erst etwas mehr bewerben, wenn da mehr Substanz ist, aber manchmal kommt es anders. Über eine konstruktive Kritik freu ich mich natürlich!
Ich teile Deine Analyse und viele der Schlussfolgerungen. Aus eigenem Erleben (als als Landei aufgewachsener und in Berlin City lebender Papa) vielleicht noch zwei weitere Gedanken: viel hat auch mit der Angst zu tun, das die Kinder in einer ganz anderen Lebenswirklichkeit aufwachsen, eine die so anders von der der Eltern ist, dass das Verlustangst triggert. Und dagegen hilft dann auch nicht “einsteigen und mitmachen” dann ist es zwar bekannt aber immer noch Angst machend anders. Da kann Mensch vermutlich nur umgehen lernen. Der zweite Punkt ist ein für mich wesentlicherer, auch wenn ich da nicht unbiased bin, qua Genese und Know how: Bewegung, vielseitige sensorische reale Erfahrungen findet halt jenseits des Computers statt und ist in allen Lebensphasen wichtig, halt nicht nur wie oben mal angeht deutet frühkindlich. Es stärkt nachgewiesener Maßen selbst bei Erwachsenen Stressresilienz, Motorik, Aufnahmefähigkeit etc. Und ja, da kann Dauerkonsum und nurnin der Budehicken schädlich sein, ja, egal bei welchem Medium. Und ja, ich werd unseren (noch vermutlich 5 Jahre vom Lesen entfernten) Sprössling in guter Familientradition „an die frische Luft jagen“ wenn er es aus unserem Blickwinkel übertreibt. Und ja: Computerspiel und Fernseher haben andere Auswirkungen als Radio, Buch oder Lego, da die optische Komponente inkl. Bewegung und Akustik anders fordert und beansprucht. Also muss ich m.a.n. damit anders umgehen. Oh. Ja, alle im Haushalt, klassischer Anwendungsfall von Same Roof same rulz :)
Bei uns wurde das ganz einfach gehandhabt. Die kleine durfte jederzeit an den PC, aber nur genau so lang, wie sie zuvor Klavier geübt hat. Bis zehn haben wir die Regel fest durchgesetzt, mittlerweile hat sich das eingespielt. Ich denke auch, dass unsere Elternaufgabe ist, den Kindern den Umgang mit dem Leben beizubringen.
Dem kann ich nur zustimmen. Klar, Kinder sollten nicht nur mit dem Handy spielen oder nur auf die Mattscheibe starren. Insbesondere in jüngeren Jahren. Aber: ich habe meine Jugend auch extrem viel Zeit vor dem Computer verbracht. Ich habe gespielt. Dann wollte ich selber machen. Also habe ich programmiert. Glücklicherweise wurde ich nicht aufgehalten. Heute verdiene ich mein Geld damit. Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen und darf mich sogar in eine Schublade mit den viel gesuchten Fachkräften stecken.
Das hätte bestimmt anders ausgesehen, wenn ich damals zum Fußball spielen gezwungen worden wäre.
Ich habe die Beiträge zu Spielen noch nicht gesehen, werde es aber noch tun. Ich möchte nur sagen, dass ich etwas gegen langes und häufiges Computerspielen habe, weil bei unseren 3 Kindern zwischen 7 und 12 Jahren NUR NOCH gespielt wird. Wahlweise gestritten, wegen der Zeit, die die jeweils anderen Geschwister schon mehr gespielt haben…keine Zeit um irgendetwas anderes zu tun, Essen am liebsten vor dem PC, sofort nach der Schule ran, usw. jeder mit mehreren Kindern kennt das wohl. Ich hatte den PC mal eine Weile „frei“ gegeben, aber das ging gar nicht. Das Verhalten der Kinder hatte sich definitiv in Richtung „aggressiv“ und „süchtig“ verändert. Vielleicht ist das anders, wenn man nur ein Kind oder größere Altersabstände hat, aber so wie bei uns – nein danke. Wir unternehmen lieber etwas in der realen Welt – was den Kindern letztendlich auch mehr Spaß macht. Ein Tag am Computer wird nie als „schön“ oder „toll“ bezeichnet, wenn ich sie am Abend nach ihrem Tag frage; es sind immer noch die echten Erlebnisse die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Deshalb versuchen wir uns oft etwas einfallen zu lassen, damit sie solcher Art Erlebnisse sammeln können.
@Maren: Ich kann das Argument mit den gemeinsamen Unternehmungen und den bleibenden Erinnerungen gut nachvollziehen. Aber: Ich habe die Befürchtung, das ist zu kurz gedacht. Wenn ein Kind den ganzen Tag alleine in seinem Zimmer Lego spielt oder Bilder malt, wird es sich später nicht mehr sehr intensiv daran erinnern, exakt wie beim Computerspielen. Wenn die Eltern aber mitspielen, dann ist es plötzlich ein Erlebnis. Eines, an das man sich oft noch lange erinnert.
Das hat aber nichts mit Lego, Basteln oder anderen Dingen der „realen Welt“ zu tun. Sondern mit den Eltern, die mit dabei waren und die Aktivität zu etwas Besonderem gemacht haben. Nur geht das halt auch mit Computerspielen. Setzen Sie sich doch einmal mit ihren Kindern an den Computer und spielen sie die Lieblingsspiele gemeinsam. Sie werden feststellen, dass auch das eine gemeinsame Unternehmung ist, an die sich alle noch lange erinnern werden. Und es hilft: Ihnen hilft es gewisse Vorurteile abzubauen, den Kindern hilft es ihre Welt den Eltern verständlich zu machen und der Familie hilft es ein weiteres gemeinsames Thema zu haben. Ein Computerspiel ist nichts anderes als Legospielen – alleine eher langweilig, gemeinsam echt toll.
Ich weiß, das ist jetzt fast off-topic, aber den Senf möchte ich loswerden: solche Veranstaltungen treffen selten die, für die sie gedacht sind. Eltern, die ihre Zeit für derartige Vorträge verwenden, wenden i.d.R. auch sonst Zeit dafür auf, sich um ihre Kinder und die Erziehung zu kümmern.
Ich kann sehr gut verstehen, daß selbsternannte Fachleute einfach eine Regel herunterbrechen („max. 30 Minuten Bildschirmzeit am Tag, basta“ – das habe ich auch schon einmal gehört…), denn einfach verstehen es eben auch die am besten, die sie erreichen wollen. Nämlich die Eltern, die sich eben einen Scheiß drum kümmern, womit ihre Kinder den Tag verbringen.
Blöd bloß, daß diese Eltern bei solchen Veranstaltungen eher nicht aufschlagen. Es gibt ganz sicher noch mehr Eltern wie Dich, die in der Lage sind, sich ein eigenes Bild zu machen. Aber die kommen nicht oder halten den Mund…
Danke für dieses Posting – bei der Veranstaltung wär ich zu gern dabei gewesen, um ein bisschen Schützenhilfe zu geben.
Situation hier: meine Kinder dürfen spielen, gerne auch mal länger, wenn es grade spannend ist. Die verfügbare Spieleauswahl ist allerdings begrenzt: es gibt alte C64-Klassiker, OpenSource-Spiele wie Tuxracer und Frogatto, 2048 und das, was Mama so auf Anforderung programmiert („Gibt es Quizduell auch für Kinder?“).
Das fünfjährige Kind2 hier hat mit Computerspielen rechnen gelernt („Mamaaa, ich hab jetzt 255 Goldstücke, wenn ich mir jetzt die Zungenverlängerung in Frogatto kaufe, hab ich noch 215“). Das Erstklässler-Kind1 hat Kind2 alle Dialoge des Spiels vorgelesen. Kind2 hat den eingebauten Editor entdeckt, mit dem man die Welt verändern kann…
So langsam wird es Zeit für Minecraft. Aber bis dahin genieße ich es, dass der Computer grad langweilig ist (alle Spiele durchgespielt) und die Kinder alles mögliche andere machen. Und das ist glaube ich auch die Gefahr von Computerspielen: Die Ausschließlichkeit, mit der sie die Aufmerksamkeit von Kindern auf sich ziehen. Dann ist alles andere langweilig, Kind will nur noch Computer spielen. Man muss natürlich auch differenzieren, welches Spiel genau, aber bei einigen Spielen wär das so, als würde man jeden Tag das gleiche Buch lesen. Immer wieder. Wenn das Spiel immer die gleichen repetitiven Tätigkeiten verlangt. Und das kann nicht gut für die Entwicklung eines Kindes sein, da kann ich das Unbehagen der Eltern gut verstehen.
Aber dieser Gefahr beugt man nicht vor mit rigiden Zeitbeschränkungen, sondern dadurch, dass die Kinder frühzeitig lernen, ihren Medienkonsum selbst zu regulieren. Das mit wie mit Süßigkeiten: Die Kinder, die zu Hause keine kriegen, stopfen sich dann auf dem Kindergeburtstag so voll, bis sie kotzen.
Danke für den Beitrag!
Mir steht (als Lehrerin) ein Elternabend bevor, für den sich ein Elternpaar gewünscht hat, über Dinge wie Smartphone- und Computernutzung, soziale Medien, Verhalten im Netz etc. zu sprechen und auch am liebsten Regeln aufstellen möchte.
Mir graut es jetzt schon.
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Genau!
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Angst vor Ausländern und Angst vor Computerspielen sieht nach demselben Phänomen aus:
Unwissenheit.
Danke für diesen Beitrag! Ich finde das ein total schweres Thema, erinnere mich aber selbst, dass man mich bestimmt in der Phase zwischen 10-15 als lesesüchtig hätte bezeichnen können: ich bin nicht mehr rausgegangen, habe mich nur noch im Zimmer verkrochen und nur noch gelesen… dann folgte die Zeit, in der ich nur darauf wartete, dass mein Bruder das Haus verlässt, damit ich auf seinem Computer „Das schwarze Auge“ spielen konnte… trotzdem bin ich heute ein ausgeglichener Mensch mit Hobbys und einem normalen Umfeld… also wie so oft gilt auch da: nicht übertreiben und sich nicht so verkrampfen.