Lieblingstweets 01/14

https://twitter.com/ElovY_/status/425664603981619200

Messer, Gabel, Schere, Licht – sind für kleine Kinder

Gestern twitterte ich

Darauf habe ich ein paar Was-machst-Du-anders-als-ich-Replys bekommen. Ich habe meine derzeitige Dauerschlaflosigkeit dazu genutzt, um über diese Frage nachzudenken.

  1. Das ist natürlich nicht jeden Morgen so.
  2. Kinder sind unterschiedlich. Das Erstgeborene z.B. empfindet wenig Spaß an solchen Aktivitäten. Das mittlere umso mehr und das dritte, nun, das macht gerne Dinge, die in Kleinkindaugen spektakulär erscheinen. Mit Messern etwas schneiden, mit heißen Flüssigkeiten agieren, z.B.
  3. Vielleicht gibt es doch einen kleinen Teil „Erziehung“ (ich würde eher sagen „Gepflogenheiten im Umgang mit den Kindern“), die bei uns anders sind, als bei einigen anderen Familien.

Ich lasse die Kinder nämlich im Großen und Ganzen alles im Haushalt machen, was sie machen wollen. Natürlich begleite ich sie und natürlich geht das nicht immer (z.B. Zeitdruck). Das heißt aber auch: alles dauert deutlich länger und das Resultat – nun – es entspricht nicht den gängigen Qualitätsmerkmalen. Unterm Strich habe ich immer mehr Arbeit als wenn ich es selbst mache. Die ersten 5 bis 6 Jahre jedenfalls.
Es kostet mich auch oft Nerven (die ich nicht immer habe… ich will das jetzt nicht immer dazu schreiben; aber natürlich bin ich, wie alle Menschen, gelegentlich gestresst, ungeduldig, ungerecht,…), aber mir ist Selbständigkeit sehr, sehr wichtig und ich glaube, dass dieser Ansatz den Kindern Selbstbewusstsein schenkt. Denn sie lernen sich als selbstwirksam und unabhängig kennen.
Das mittlere Kind z.B. brät sich selbst Rühr- und Spiegeleier, kann sich Pfannkuchen machen (mit in die Luft werfen!) und zersägt & pult eigenständig seine geliebte Pomelo.
Wenn ich etwas koche, sagt es in 80% der Fälle: „Ihhhh, das mag ich nicht!“ Es will dann z.B. Bratkartoffeln haben. Ich hingegen hab keine Lust zwei Sachen zu kochen (oder jeden Tag Bratkartoffeln zu essen) und so macht sich das Kind die Bratkartoffeln gelegentlich selbst oder begnügt sich im Falle von „Faulheit“ mit einer Stulle. Dadurch, dass es selbst gelernt hat, wie viel (Zusatz)Arbeit das Schälen, Kleinschneiden und Braten der Kartoffeln macht, schimpft es mich auch kaum noch, wenn ich nicht etwas Extra machen möchte.

Es gibt bestimmte Tätigkeiten im Haushalt, die (meine) Kinder toll finden und schon immer fanden. Staubsaugen z.B. Also lasse ich die Kinder staubsaugen, wenn sie staubsaugen wollen. Das ist laut, verschwendet Strom (man kann effizienter staubsaugen) und meistens ist es danach nicht deutlich sauberer. Die Kinder nutzen den Staubsauger gerne als Reittier oder schauen, was man alles an- und einsaugen kann.
Interessanterweise hängen sie auch gerne Wäsche auf. Ich hab deswegen am Flohmarkt mal einen Kinderwäscheständer gekauft. An den für Erwachsene kommen sie aufgrund der Größe nur schlecht ran. Wenn also die Waschmaschine fertig ist und ihre Ich-bin-fertig-Melodie spielt, kann es durchaus vorkommen, dass eines der Kinder fragt, ob es ausräumen und aufhängen darf. Das Resultat wird von mir abends wieder umgehängt und ergänzt. Es bleiben Kleidungsstücke in der Maschine und Aufhängen ist im wesentlichen ein Aufstapeln von Wäschestücken, die so a) nicht trocken und b) faltig werden.
Aber ehrlich, man braucht nur ein Paar Jahre Geduld und plötzlich wird die Wäsche so aufgehängt, dass sie trocknet und man sie am Ende auch anziehen kann.

Wenn die Kinder schneiden wollen, bekommen sie scharfe Messer. Das bedeutet auch, dass sie sich alle schon geschnitten haben. Auch beim Schälen oder Raspeln. Aber wir haben Pflaster und es ist nicht sehr oft passiert und es passiert danach deutlich seltener.

Wenn wir Besuch haben, ernte ich deswegen durchaus entsetze Blicke oder diejenigen gehen zu dem Kind und nehmen ihm den gefährlichen Gegenstand aus der Hand und übernehmen die Arbeiten.

Auch lassen wir die Kinder alleine aus dem Haus. Es ist vielleicht nicht wie am Dorf (mein Mann ging schon alleine in den Kindergarten), aber wir versuchen den Kindern frühzeitig einen eigenen Aktionsraum zu geben. Der Spielplatz vorm Haus, der Schulweg, der nächstgelegene Bäcker.
Für mich ist das manchmal schwer auszuhalten und ich war schon mindestens drei Mal kurz davor mir die Schuhe anzuziehen und mein Kind suchen zu gehen, nachdem es 40 Minuten nach Schulschluss immer noch nicht zuhause war, obwohl man für den Weg maximal 15 Minuten benötigt, selbst wenn man rückwärts kriecht.
Was in der Regel passiert: Es gibt etwas interessantes am Schulweg. Ein Eichhörnchen. Oder das Kind stapelt mühsam alle Weihnachtsbäume zu einem gigantischen Berg. Das dauert natürlich.
Leider mache ich mir ständig Sorgen und manchmal habe ich auch Angst, dass wir etwas falsch machen (80% der Kinder in unserer direkten Nachbarschaft werden täglich zur Schule gebracht und wieder abgeholt – sogar noch in der 3. Klasse…) – aber es ist eben sehr schwer zu entscheiden wie das richtige Maß an Eigenständigkeit aussieht.

Unterm Strich bin ich aber zuversichtlich, dass das Model zumindest bei uns ganz gut klappt und wünschenswerte Resultate für alle Beteiligten bringt.

So und jetzt muss ich noch einen Themenausflug machen.
Ich habe diese Woche zwei Artikel gelesen, die mir an sich gut gefallen haben.

  1. Was Sie wissen sollten, bevor Sie Kinder anschreien“ und
  2. „TEIL 1 der SERIE „WIR LIEBEN ELTERNSEIN“ auf Stadt Land Mama

Beide haben gemeinsam, dass (wie so oft) das Smartphone als universelle Ablenkung verteufelt wird („Das bedeutet: Wenn Du kochst, koche – und spiele nicht nebenbei mit dem Handy herum„/“Einige Wochen später hatte ich die schmerzvolle Erkenntnis, dass ich mein Mobiltelefon dauerhaft aus der Hand legen muss und mich nicht mehr ständig ablenken lassen darf, damit ich mich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann„).

Es wird empfohlen sich zen-mäßig dem hier und jetzt, der einen Tätigkeit zu widmen.
So. Und ich sage: NEIN! Das Smartphone ist nicht das Problem. Im Gegenteil. Das Smartphone ist für mich die Lösung. Für mich persönlich ist es der Nervenschoner schlechthin.
Wenn ich mit einem Zweijährigen vier Stockwerke nach oben lief, dann dauerte das manchmal zwanzig Minuten. Ich wäre ohne Smartphone ausgeflippt. Ich hätte nie ausgehalten, dass das Kind als Wauwau die Treppen erklimmt oder herumliegende Blätter eindringlich untersucht. NIEMALS. So kann das Kind seinen Weg erkunden und ich twittere ein wenig.
Selbiges wenn wir z.B. Pizza backen und ganz langsam ein halbes Kilo Mehl in der Küche verstreut wird, zwei Kinder mit Teigausrollern fechten, während ein weiteres seelenruhig eine Stunde lang Pilze seziert.
Laissez faire! mögen einige da schreien und ich sage: ja, aber ich finde das sind wertvolle Erfahrungen und ob die Kinder nun mit Bauklötzen spielen oder zwei Stunden lang Pizza backen – who cares?
Ich nicht.

Mein Plädoyer würde lauten: Durchatmen, auch mal was für sich tun (Feedreader lesen) und die Kinder vertrauensvoll machen lassen. Ah und neben einer guten Pflasterausstattung zusätzlich Leukostrips für kleinere Platzwunden im Haushalt haben, nech?

Wir sind zu faul, um nicht überwacht zu werden

France A28

Ich habe mich bereits gefragt (und bin mit dieser Frage natürlich nicht allein), warum die ganze NSA-Sache außerhalb des Internets so wenig zur Beunruhigung geschweige denn zu massivem Entsetzen oder Protesten geführt hat.

Die simple Antwort ist: wir sind zu faul. Diese Einsicht leite ich ab von der übergeneralisierten Einsicht: ich bin zu faul (es ist ein bisschen erschütternd, dass das im Grunde die Antwort auf fast alle Probleme ist). Ich habe mich nämlich an die Bequemlichkeiten der Zentralisierung gewöhnt. Alles an einem Ort in der Cloud zu haben, ist natürlich traumhaft bequem.
Ich bin ja nicht doof, ich weiß auf was ich vernünftigerweise verzichten müsste, z.B. auf Dienste die Facebook, Google oder Apple anbieten.
Aber himmelherrgott, es ist eben so bequem. Wer will schon auf „Single-Sign-On“ (Möchten Sie sich mit Ihrem Facebook-Account anmelden?) verzichten, wenn er diese Möglichkeit erstmal ein paar Monate oder Jahre benutzt hat.

Vor Googlemail zum Beispiel habe ich ein kompliziertes System gehabt, wie ich Mails kategorisiert habe. Das System war so komplex und inkonsistent, dass ich es leider selbst nie eingehalten habe (Kommt die Mail nun in den Ordner von Person XYZ oder ist sie themengebunden abzulegen, weil wir uns gegenseitig Unterlagen zu einem bestimmten Thema zugeschickt haben?).
Der Speicherplatz war merklich begrenzt und so musste ich Dinge auch extra an einem zweiten Ort – lokal – abspeichern.
Allein diese beiden Umstände der Prägoogleära hatten als Effekt: ich habe ca. 70% meiner Sachen nicht wiedergefunden. Den Link zum Ferienhaus in dem wir 2011 waren, den ich meiner Freundin weiterleiten wollte. Das vorausgefüllte PDF-Formular zum Elterngeld, welches ich ans Amt geschickt habe, das ich mir beim 2. Kind nochmal anschauen wollte. Das Bild, das mir meine Freundin geschickt hat, als sie beim Aufräumen gestolpert ist.

All diese Sachen waren früher irgendwo – aber nicht auffindbar.

Jetzt ist alles an einem Ort und AUFFINDBAR. Ich gebe ein bis zwei Worte in den Suchschlitz ein und zack habe ich das gesuchte Dokument. Das ist so toll, dass ich mir manchmal sogar selbst Mails schicke, damit ich diese Inhalte wiederfinde.

So wie im kleinen – in meinem Mailfach – gehts mir natürlich mit dem ganzen Internet. Ich benutze Bookmarks kaum und auch wenn es sinnvoll ist, landen nicht alle meine Verweise auf bestimmte Websites, Bilder, Videos in meinem Pocketaccount. Ich lasse einfach alles wo es ist, habe mir passiv gemerkt wie ich auf die Seite gekommen bin und google einfach erneut danach.

Es ist so bequem. Alles an einem Ort, alles voll indiziert, auffindbar zu jeder Zeit.

Auch wenn ich sehr vieles von z.B. Anne Roth (Twitter/Blog) rund um das Thema Überwachung gelesen habe und aufgrund meiner durchaus gut ausgeprägten Denkfähigkeit weiß, dass es höchste Zeit ist, ich bin immer noch bei Googlemail.

Dass ich mit dieser Bequemlichkeit nicht alleine bin, sehe ich an meinen Kontakten wenn ich in WhatsApp schaue und das mit Threema vergleiche. 3/4 meiner insgesamt 267 Kontakte sind bei WhatsApp, ganze 4 (!) sind bei Threema und das obwohl die eine App weder leichter zu installieren noch leichter zu bedienen noch sonstirgendwas ist. Der einfache Grund: WhatsApp war zuerst da, wechseln macht Arbeit.

Nun.
Alles keine Wahnsinnseinsichten – aber – wie soll es den Leuten gehen, die a) gar nicht so informiert sind, die b) nicht so technikaffin sind und die c) noch weniger Zeit als ich haben, wenn nicht mal ich all das, was ich in der Zwischenzeit weiß, umsetze.

Und hier geht es nur um meinen kleinen Mikrokosmos.
Nicht zu sprechen vom Internet an sich. Genauer gesagt von der Infrastruktur als solches, der Frage, wem eigentlich die ganzen Server gehören, etc. Ich musste beim Vortrag von Geert Lovink auf der Konferenz Netzkultur die ganze Zeit an Autobahnkarten von Frankreich denken. Im Teenageralter sind mir die das erste Mal untergekommen und ich weiß wirklich noch genau wie erstaunt ich war. Wie verrückt ich das fand. Alle Autobahnen sternförmig Richtung Paris. Wenn man am Randgebiet des Sterns von A nach B wollte, nur holprige Landstraßen. Wenn überhaupt!
Das gleiche Gefühl hatte ich gestern als ich über die Ideen eines föderativen Zusammenschluss des Internets hörte.
Ich kenne mich technisch zu wenig aus, aber es leuchtet mir ein, dass eine zentralistisch organisierte Infrastruktur, die nur von einem (oder wenigen) kontrolliert wird, natürlich viel einfacher zu überwachen und manipulieren ist, als ein dezentral organisiertes Netz.

Geert Lovink deutete an, dass das alles noch kompliziert werden könnte und äußerte die Idee, dass es wohl zukünftig den Beruf des Interneterklärer – des Codeübersetzers geben müsse. Da würden emotionale Äußerungen von Kulturpessimisten wie Sascha Lobo eben nicht weiter helfen.
Es wäre wohl sinnvoll gewesen eben diesen mit in die Gesprächsrunde zu holen. Ich bin nämlich schwer verwirrt. Erst steht da im Fernsehen (fast) immer wenn Sascha Lobo redet „Deutschlands bekanntester Blogger“ obwohl er kaum bloggt. Dann freunde ich mich mit dem Begriff „Interneterklärer“ an und denke wenn ich ihn höre (den Begriff) immer an Sascha Lobo und dann gibt es das Berufsbild plötzlich nicht mehr (oder noch nicht) und er wird öffentlich Kulturpessimist genannt und anstatt dessen, solle man sich doch mal den konstruktiven Artikel von Michael Seemann zu Gemüte führen.
Sehr verwirrend.

Also meine Anregung für den kommenden Termin der Netzkulturkonferenz, ladet doch mal die beiden, Anne Roth und eine weitere Dame in eine Gesprächsrunde ein und diskutiert Lösungsansätze zur Rettung des Internets.

So und jetzt schaue ich mir den Vortrag „To Protect And Infect“ von Jacob Applebaum vom 30c3 an. Das war Hausaufgabe.

Update: Weiterhin lesenswert von Anne Roth „Warum protestiert eigentlich niemand?“ und sehenswert die BBC Doku „All watched over by machines of loving grace

Update 2: Der sehr lesenswerte Antwortartikel zum Thema Faulheit von Anne Roth „Kleine Philosophie der digitalen Sicherheit“ inkl. ihrer drei Thesen zur digitalen Sicherheit:

Das Gefühl von Ohnmacht spielt eine zentrale Rolle: Ohnmacht gegenüber der Politik, und Ohnmacht, wenn es darum geht, uns zu schützen. Es gibt übrigens kein Entweder-Oder dabei. Ich höre oft, dass wir das politisch angehen müssen, wenn ich erkläre, dass mehr Menschen Mails verschüsseln sollten, und umgekehrt. Wir brauchen beides. Um nochmal Metaphern zu bemühen: wir brauchen eine öffentliche Gesundheitsversorgung und müssen uns natürlich trotzdem jeden Tag die Zähne selber putzen.

[…] 

Googlemail ist die Brathähnchen-Käfighaltung unter den Mailprogrammen. Das kann man akzeptieren, aber ich jedenfalls komme gut damit zurecht, es ein bisschen weniger bequem zu haben und dafür ein paar Hühnerleben zu retten

 

Netzkultur, der Januartermin

Bevor ich was zu den einzelnen Programmpunkten erzähle, was mir gestern positiv aufgefallen ist: Es gab in allen Räumen WLAN.

Gefühlt überwogen die Frauen im Publikum (leicht) und auch der Blick auf das Podium ergab ein ausgewogenes Bild an Frauen und Männern.

Lag vielleicht an meiner Auswahl, die so aussah:

Ich habe mir keine Notizen gemacht und es wäre auch ein bisschen unsinnig, die einzelnen Beiträge hier schriftlich zusammenzufassen, deswegen nur ein Querritt.

Ich war sehr beeindruckt von der Leichtigkeit und Kompetenz, mit der Paula Hannemann ihren Kurzvortrag gehalten hat. Dabei hat sie etwas geäußert, was man selbst auf Netzkonferenzen selten hört. Sinngemäß sagte sie, das Internet, das sind schließlich Menschen und kein Code. Deswegen strich sie kurzerhand das E vor E-Kampagnen im Vortragstitel.

Dementsprechend stellte sie change.org lediglich als Tool vor, das Menschen erleichtert Dinge zu bewegen. Und was tatsächlich mit einzelnen Petitionen bewegt werden kann, hat mich sehr beeindruckt. Veränderung braucht Menschen, Mut (deren Sichtbarkeit) und Macht und diese drei Faktoren können durch die richtigen Werkzeuge verstärkt werden.

Sehr gerne hätte ich noch mehr von ihr gehört – vielleicht reicht sie ja auch einen Vorschlag bei der re:publica ein? Toll wäre das.

John Ngo sprach Englisch und ich möchte nicht ausschließen, dass ich das ein oder andere vielleicht nicht richtig verstanden habe, aber er blies in das alte Rohr: Das Internet ist nicht die Real World. Beziehungen in rl sind wertiger als die im Internet.

Er betonte außerdem, dass das Internet lediglich die Quantität von Kontakten, nicht aber die Qualität von sozialen Interaktionen erhöhe.
Er zeigte eine Grafik, die belegte, dass sich die Anzahl der Interaktionen bei Verdoppelung und Verzehnfachung der Anzahl der Kontakte nicht ebenfalls verdoppelt oder verzehnfacht (sondern um jeweils ca. 5 steigt). Der limitierende Faktor sei hier Zeit. Klingt logisch und widerlegt in meinem Verständnis eigentlich die These, dass sehr viele Kontakte die Interaktionen lediglich banalisieren. Weil man am Ende eben doch nur eine gewisse Anzahl an Interaktionen bewältigen kann.

Vielleicht ist mein Verhalten aber auch atypisch. Für die durchschnittliche Anzahl an Facebookkontakten nannte er eine Zahl, die deutlich über 500 lag. Ich habe 124 Facebookkontakte. Aber selbst wenn ich Twitter als Basis nehme, da folge ich 670 Menschen, kann ich dem Gehörten nicht zustimmen.

Es wird immer so getan, als seien Facebook/Twitterkontakte irgendwelche x-beliebigen Kontakte. Das stimmt so natürlich nicht.

1/3 meiner Kontakte sind enge Freunde (im Sinne von: das waren sie schon bevor wir uns auf Facebook verknüpften), 1/3 Menschen, die ich ebenfalls als meine Freunde bezeichnen würde (sie begleiten mich vielleicht nicht seit Schulzeiten, aber ich kenne sie, wir sind uns im „echten Leben“ tatsächlich regelmäßig begegnet oder wir kannten uns mal gut, aber die Personen sind ins Ausland gezogen etc). Nur 1/3 sind Internetfreundschaften. Also Leute, die ich irgendwie im Internet kennengelernt habe und mit denen ich mehr oder minder regelmäßig interagiere (und sei es, weil ich lese, was sie bloggen).

Ich hörte auch ein paar Mal, es sei persönlicher sich in rl zu sehen oder zu telefonieren – nicht immer nur dieser oberflächliche, textbasierte Austausch.
Dieser Ansatz vernachlässigt den Umstand, dass das nicht bei allen Menschen gleich empfunden wird. Ich z.B. mag telefonieren überhaupt nicht und zum Treffen gibt es oft noch andere Hürden (limitierte Zeit/unterschiedliche Orte/freie Termine finden/Kinder, die man nicht alleine lassen kann…) Chatten finde ich deswegen ziemlich gut.

Vergessen wird außerdem die Kategorie der nie persönlich getroffenen Kontakte über Twitter & Co. Menschen, mit denen mich aber Themen verbinden und die mir tatsächlich emotionale Stütze und Gemeinschaft sind. Die mir auch schon schon konkret geholfen haben und mich beinahe täglich reich beschenken.
Es ist ein Unding sie als Kontakte abzutun, denen es an „depth“ fehlt. Im Gegenteil. Die viel beschriebenen anonymen Rahmenbedinungen des Internets ermöglichen manchmal sogar eine Nähe, die man im „wahren Leben“ aus verschiedenen Restriktionen vielleicht gar nicht hat oder zumindest nicht so schnell hat. Aber es ist ein eigenes Thema über die  Anonymität im Internet zu schreiben und wie sie im positiven Sinne Distanzlosigleit schaffen kann…
Mein Fazit jedenfalls: I strongly disagree mit den Thesen des 2. Vortrags und es nervt mich, das immer wieder zu hören.

Nachtrag: Ich bin übrigens wie ein kleines Kind. Ich freue mich, was das Internet möglich macht. Zum Beispiel über Skype zu hören wie eine Graffitt Künstlerin in Afghanistan arbeitet. Das finde ich ziemlich großartig.

Für die Hauptbühne (mein Punkt 4 und 5) gab es einen Livestream, den man bestimmt auch bald nachschauen kann.

Run!

Seit ich letztes Jahr damit angefangen habe, laufe ich zwei bis drei Mal die Woche. Zwischenstand: Spaß macht das immer noch nicht.

Ohne Pause schaffe ich gut 5 km. Mit Gehpausen beinahe das Doppelte. Eines der grundlegenden Probleme ist, mir macht langsam Laufen keinen Spaß. Schneller laufen liegt meinem Muskelapparat, nicht aber meinen Lungen. Wenn ich so laufe, dass ich keine Atemprobleme habe, gerät motorisch alles durcheinander.

Ein großes Problem ist früher oder später weiterhin die Langweile. Musik hören geht gar nicht und Podcasts langweilen mich nach rund 30 Minuten meistens auch. Ich laufe gerne mit App, die mir sagt, wie viele Kilometer ich gelaufen bin, wie lange ich gebraucht habe und wie schnell ich laufe. Gerade am Anfang hat mir das sehr gut von Null auf 5km geholfen.

Ich habe Runtastic und Nike Running probiert, aber auch die nervten mich aus den verschiedensten Gründen. Auf Twitter habe ich „Zombies, Run!“ empfohlen bekommen und jetzt mal ausprobiert.

Super Sache!

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Zombies, Run! ist im Grunde ein Hörspiel, das man mit der eigenen Playlist mischen kann. Fazit: Total abwechslungsreich und erinnert an die Serie „The Walking Dead“. Über Funksprüche oder direkte Gespräche (nun: Monologe) wird man durch die Level geleitet und sammelt unterwegs unterschiedliche Items mit deren Hilfe man weitere Level freischalten kann. Es gibt eine 30 min und eine 60 min Tour.
Jede Tour wird – so wie das bei anderen Lauf-Apps auch üblich ist, statistisch erfasst. Zum einen mit den Infos rund ums Laufen an sich und zum anderen mit den Infos rund ums Spiel. Was hat man gesammelt, wen hat man getroffen, welche Musik hat man dabei gehört.

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Für jede Mission/Tour legt man fest, ob man Musik hören möchte, ob mitgetrackt werden soll und ob man zwischendrin Sprints haben möchte, weil man von Zombies gejagt wird. Auch ohne Musik zwischendrin bringt die App Spass (hups!). V.a. wenn man durch die menschenleere Stadt joggt. Am besten im Halbdunkel. Die Stille zwischen den einzelnen Funksprüchen, die Einsamkeit, dass man den eigenen Atem hört, das hat fast was existenzialistisches. Und die Zombies knapp hinter einem (Während des Zombie Chase muss man eine Minute 20% schneller laufen als bislang – wenn die Zombies einen erwischen, verliert man alle Gegenstände, die man bis dahin bereits gesammelt hat).

Ich bin gespannt auf die weiteren Missionen. Die ersten beiden haben mir wirklich gut gefallen. In der Zwischenzeit gibt es übrigens auch eine App für den Einstieg mit dem Ziel 5 km laufen und den Nachfolger „Zombies, Run!2“

nk1314 is coming (again)

Bislang bin ich in Sachen Internet und Netzkultur lediglich auf der re:publica gewesen. Seit drei Jahren nehme ich mir vor zusätzlich zum Chaos Communication Congress zu gehen – was ich bislang aber nicht geschafft habe. Das Thema interessiert mich schließlich beruflich wie auch privat. Über Twitter habe ich vom #nk1314 mitbekommen. #nk1314 ist das Hashtag zur „Konferenz Netzkultur„. Ein neues Veranstaltungsformat der Berliner Festspiele in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung, das an drei Samstagen statt findet. Familien- und arbeitnehmerInnenfreundlich finde ich das. Deswegen werde ich mir das am 18. Januar mal anschauen.
Ein bißchen erinnert mich die Beschreibung des Programms und auch die Nachlese der Konferenz im vergangenen November an die transmediale. Die ersten Jahre mochte ich sie sehr – wenngleich ich eigentlich so gut wie nichts verstanden habe. Aber man muss auch gar nicht immer alles verstehen.
Die Tweets von Stephan Urbach und Maike Hank haben mich jedenfalls neugierig gemacht.

Lieblingstweets 12/13