[Anzeige] Let’s talk – YouTube der Jugend liebste Internetplattform

YouTube
rifkiedr @pixabay

Gemeinsam mit SCHAU HIN! habe ich eine kleine Serie zum Thema Kinder und digitale Medien gestartet.

Im Zentrum meiner Serie sollen die Chancen, die (neue) Medien mit sich bringen, stehen und ich will beschreiben, wie wir als Familie im Alltag damit umgehen und gerne auch von Euch hören, wie ihr den Alltag mit Kindern und digitalen Medien gestaltet.

Risiken und Gefahren werden durch Kulturpessimisten aller Ausrichtungen zu genüge beklagt. Viele Eltern reagieren mit Unsicherheit und statt sich mit den einzelnen Themen auseinanderzusetzen, wird schnell mal ein Verbot verhängt.

Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass Verbote in Sachen Medienkonsum nichts bringen. Deswegen versuche ich mit meinen Kindern im Gespräch zu bleiben und Lösungen zu erarbeiten, die für uns beide alle passen. Das ist auch der Grund warum ich die Serie Let’s talk nenne.

Im vierten Teil geht es um: YouTube

YouTube – eine „junge“ Plattform

81 Prozent der 12 bis 19jährigen schauen sich mehrmals pro Woche Videos und Clips auf YouTube an. Drei Stunden verbringt diese Altersgruppe im Schnitt täglich im Internet – den Großteil davon auf YouTube (Quelle: JIM-Studie 2015).

Würde ich gefragt werden, über welches neue Medium ich gerne krückstockwedelnd schimpfen möchte, käme die Antwort wie aus der Pistole geschossen: YouTube!

Allerdings habe ich mir ja vorgenommen über die Chancen der einzelnen Plattformen und Medien zu sprechen und mich nicht in die Reihe der spitzerischen Kulturpessimisten einzureihen.

Damit mir das gelingt, musste ich erstmal der Frage nachgehen, warum ich mich mit YouTube so unwohl fühle.

Die erste Teilantwort ist ganz einfach. YouTube ist nicht meine Plattform. Ich bin zu alt.

Mit Computerspielen, Messengern, Chats und Blogs bin ich aufgewachsen. YouTube  gibt es seit 2005, doch selbst 12 Jahre später habe ich noch nie selbst was auf dieser Plattform gemacht, folge niemanden und schaue lediglich sporadisch kurze Clips. Aktuelle Entwicklungen bekomme ich von alleine nicht mit.

Der Zugang ist bildlich gesprochen so, dass ich zeitungslesend im Ohrensessel sitze und dort lese, dass YouTuberIn XY gerade sehr angesagt ist, weil er oder sie drei Phantastillionen Follower hat.

Das war zumindest bis 2014 so. 2014 ist das Jahr in dem Simon Unge sein YouTube-Netzwerk „Mediakraft Networks“ verließ und das für unser ältestes Kind plötzlich etwas war, das ein ernstzunehmendes Ereignis im Lebensalltag darstellte.

Mir wurde da erst klar, dass YouTube-Stars große Vorbildwirkung haben und auch in unserer Familie regelmäßig deren Inhalte konsumiert werden.

Also hab ich gemacht, was ich regelmäßig empfehle: Gefragt, was Kind 1.0 sonst noch so schaut und warum es das gerne tut.

Danach habe ich mich stichprobenartig durch die Videos ge…quält und mich unendlich alt gefühlt.

Was reden die da? Warum reden die so schnell? Wieso blinkt und wackelt alles und muss man wirklich alle drei Sekunden einen Schnitt machen?


Unschöne Reproduktion von Rollenstereotypien

Engagiert wie ich bin, habe ich dann mal geschaut, welches die YouTuber mit der größten Reichweite sind und mir exemplarisch deren Beiträge zu Gemüte geführt und mich plötzlich in längst überwunden geglaubten Klischeewelten wiedergefunden.

Frauen reden über Lifestyle, gehen shoppen, zeigen dann was sie eingekauft haben, geben Schmink- und Stylingtipps und reden darüber wie man die Boys klar macht, ohne zu bitchy rüberzukommen.

Große Teile der Jugendsprache musste Oma Nuf im Urbandictionary nachschlagen.

Die Jungs auf der anderen Seite, erzählen ihre Heldengeschichten, stellen sich irgendwelchen haarsträubenden Herausforderungen (Challenges), verarschen sich gegenseitig (Pranks!) oder unterhalten sich darüber was an Mädchen nervt oder wie kurz der Rock sein darf.

Plötzlich wurde mir klar: die großen YouTube-Kanäle transportieren inhaltlich eigentlich nichts anderes als früher Bravo Girl! oder Zeitschriften wie Mädchen, nämlich widersprüchliche Botschaften („So kaschierst du deine Problemzonen“, „10 Regeln, damit ER dich wahrnimmt“ und „Sei ganz Du selbst“) und widerliche Körperbilder („Mit dieser Diät zum Beach-Body“, „Diese 5 Tricks lassen Deine Cellulite verschwinden“).

Jetzt mit über 40 weiß ich natürlich, was das alles für ein Unsinn ist. Mit 13 war das anders. Da war ich unsicher und empfänglich für solche Botschaften. Am Ende blieb ein Gefühl: Ich bin auf jeden Fall falsch. Zu aktiv, zu passiv, zu dick, Nase zu groß, Haare zu zottelig, Style kacke.

Die nächsten anderthalb Jahrzehnte habe ich damit verbracht diese Komplexe zu überwinden.

In diesem Rahmen hat es mir sehr geholfen keine Mädchen/Frauenmagazine mehr zu lesen und den Fernseher abzuschaffen. Denn auch dort wird genau das vermittelt: Für Frauen zählt v.a. das Aussehen und wenn das nicht perfekt ist, hilft es vielleicht noch gut kochen zu können und ansonsten sind Hopfen und Malz verloren.

Allein die Werbung im Fernsehen! Letztes Jahr im Urlaub habe ich nach Jahren mal wieder einige Zeit vor dem Fernseher verbracht und mir die sieben Zeichen der Hautalterung (Check! Check! Check! Check! Check! Check! Check!) erläutern lassen.

Screenshot mit Vorschlagsalgorithmus nachdem ich einige große YouTube-Kanäle angesehen habe

Und genau da habe ich verstanden: YouTube ist nichts anderes als Fernsehen, Rückkehr der Mädchenmagazine, Untergang des Abendlandes!

(Deswegen finden auf der anderen Seite wahrscheinlich die meisten Erwachsenen, die noch aktiv Analogfernsehen schauen, YouTube gar nicht so schlimm und sorgen sich eher um computerspielende Kinder.)

Doch Moment! Hat da etwa wieder Manfred Spitzer Besitz von mir ergriffen?

Ich fürchte ja. Denn natürlich ist YouTube nicht gleichzusetzen mit den zehn allerseits bekannten Spitzen-YouTuberinnen und YouTuber.

Selbst unter denen gibt es (sagt man das so?) Broadcaster wie LeFloid, die genau diese Entwicklungen durchaus reflektieren. Sogar top aktuell in einem Beitrag, der „Schw*nze, Är*che & Geld… SO WIDERLICH SIND DIE YOUTUBE-TRENDS & was sonst noch so abgeht..“ heißt.

Einen wirklich, wirklich hörenswerten Beitrag zum Thema Rollenklischees auf YouTube haben Almut Schnerring und Sascha Verlan für den Deutschlandfunk gemacht: „10 Dinge, die an Mädchen nerven. Geschlechterklischees in der YouTube-Szene“ – hört ihn Euch unbedingt an. Hier werden auch Gegenbeispiele genannt und das Thema wird wunderbar differenziert angegangen.

kinkate @pixabay

Denn tatsächlich ist das Thema Reproduktion von Geschlechterklischees ein Thema über das sich Eltern mal Gedanken machen und für die sie auch ihre Kinder sensibilisieren sollten, so dass die diese nicht einfach hinnehmen sondern hinterfragen.

Für alle Eltern, die sich noch nicht damit auseinandergesetzt haben und sich immer noch fragen, was eigentlich so problematisch ist, wenn Mädchen rosa mögen, hier die Kurzfassung:

Natürlich ist es gar kein Problem wenn Mädchen die Farbe rosa, Barbies und Prinzessinnenkleider mögen. Das Problem liegt in den Konnotationen, die diese Dinge transportieren (süß, niedlich, hübsch, zart, sensibel, passiv) und dass diese gegenüber den typisch männlichen Eigenschaften (durchsetzungsstark, mutig, cool, aktiv) weniger wertvoll bewertet werden.

Wer dem widersprechen möchte, dem sei das Gedankenexperiment ans Herz gelegt: Wie begegnen in der Regel Menschen einem vierjährigen Jungen, der als Fee verkleidet Nagellack tragen will und wie finden die selben Menschen es, wenn ein Mädchen sich als Astronaut, Feuerwehrfrau oder Polistin verkleiden will?

Der Junge wird abgewertet durch die Übernahme eines weiblichen Klischees (Oh Gott! Wie unmännlich! Verweichlicht gar? Ist das normal?), das Mädchen wird aufgewertet (Du bist ja cool! Das ist ja eine ganz Aufgeweckte!).

Hier erstmal ein Schnitt zum Thema Geschlechterklischees – denn – oh Wunder, so wie es nicht DAS Computerspiel gibt, gibt es auch nicht DAS YouTube.

Es gibt nicht DAS YouTube

YouTube ist unendlich vielseitig.

Meine Kinder googeln z.B. keine Probleme bzw. deren Lösungen – sie geben ihre Fragen in YouTube ein und bekommen Antworten in Form von Videotutorials – die v.a. was komplexe Inhalte angeht unendlich hilfreicher sind als eine bloße Textbeschreibung.

Es gibt wirklich Tutorials zu jeder Fragestellung und zu jedem Hype. Was hätte ich bloß zu den Hochzeiten der Loom-Gummis oder der Fidget-Spinner ohne YouTube gemacht?

Wie würde ich mich ohne YouTube über neue Computerspiele informieren? Wer hätte mir die ganzen Pokémon Go Tricks verraten?

Genauso hilfreich finde ich Kanäle, die mir bei spannenden, komplexen Serien mit mehreren Staffeln (an deren Inhalt ich mich kaum erinnere) Plot-Theorien erläutern.

Viele Serien wie Game of Thrones, The Leftovers oder Lost hätte ich ohne YouTube nicht ansatzweise verstanden.

Nicht zu vergessen die ganzen lustigen Katzenvideos! Was wäre die Welt ohne niedliche Tiervideos? Faultiere, Pandas und skateboardfahrende Hunde. Dagegen kann man nun wirklich nichts haben.

Beim Thema YouTube hilft also auch Differenzierung. YouTube ist nicht nur das Reproduzieren von Geschlechterklischees mit shoppenden jungen Frauen (sogenannte Hauls) und Schminktipps.

Auch wenn ihr selbst nicht viel YouTube konsumiert – lasst euch zeigen, was eure Kinder schauen – sprecht mit ihnen darüber, wie ihr das findet und begründet warum ihr evtl. Bedenken habt.

Zur Schonung der Kinder sollte man das nicht allzu penetrant machen und ab einem gewissen Alter auch darauf vertrauen, dass die vielen Jahre vorangehende Erziehung, die hoffentlich das kritische Denken gefördert haben, bereits Wirkung zeigen und dass das Schauen der Videos nicht unbedingt heisst, dass alles kritiklos hingenommen wird.

Schön illustriert z.B. von Lilith, die auf der Tincon etwas zu dem Thema Rollenklischees erzählt und z.B. Honigball, Simone Giertz oder Liza Koshy als Alternativen empfiehlt.

Authentizität und Wirtschaftlichkeit

Im Jahr 2015 sollen die YouTube-Umsätze nach Schätzungen von Evercore ISI bereits bei 9,0 Milliarden Dollar gelegen haben.

Best bezahlter YouTuber ist aktuell „PewDiePie“ mit 50 Millionen Abonnenten. Laut Forbes war er im vergangenen Jahr mit 15 Millionen Dollar der bestbezahlte YouTuber (Quelle: Börse ARD).

Dabei kommt nur ein vergleichsweise geringer Teil direkt von YouTube. Haupteinnahmequelle sind die Sponsorings, Produktwerbungen und das Merchandising.

Auch in Deutschland verdienen die Top 10 in der Zwischenzeit mindestens im sechsstelligen Bereich.

Sensibilisiert eure Kinder deswegen auch für das Thema Authentizität. Die bei den reichweitenstarken YouTubern vermutlich irgendwann nur noch zu einem gewissen Maße vorhanden ist.

Wo viel Geld fließt – und das ist ab einer gewissen Followerzahl beinahe zwangsläufig der Fall – da stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Authentizität abnimmt, da die dahinterstehende Vermarktungsmaschine eigene Interessen verfolgt.

Ich habe lange überlegt, warum es für mich gefühlt nicht soooo schlimm ist, wenn bestimmte Computerspiele Geschlechterklischees reproduzieren (der starke, handelnde Actionheld und die zu rettende sexy Frau, die nicht redet), ich aber ein ganz anderes Gefühl habe, wenn es um YouTube geht.

Meine Antwort war, dass ich (auch als Kind und Jugendliche) bei Computerspielen einen ganz anderen Abstand zu den Charakteren habe, dass mir immer voll und ganz bewusst ist, dass es sich um Fiktion handelt.

Anders sieht es bei den nahbar erscheinenden YouTube-Stars aus. Das sind am Ende einfache Menschen, die (vorgeblich) authentisch über ihr Leben berichten. Sie haben ein ganz anderes Identifikationspotenzial und es gibt so etwas wie „Nähe“.

Auch im oben erwähnten Deutschlandfunk-Feature von Almut Schnerring und Sascha Verlan geht es um das Thema Authentizität:

„YouTube verspricht Authentizität. Das echte Leben im Gegensatz zur Drehbuchrealität, zur Scripted Reality des Fernsehens. Und viele Videos verdanken ihren Erfolg allein diesem Authentizitäts-Versprechen.

Angeblich thematisieren und zeigen die Videos, was jemand wirklich denkt und tut. Allerdings investiert das Unternehmen Millionen in die Förderung und Beratung seiner aktuellen und zukünftigen Stars und richtet weltweit YouTube-Spaces ein mit Büros, Studios, Video-Schnittplätzen und kostenlosen Fortbildungsangeboten, in denen Interessierte lernen können, wie man erfolgreiche Videos dreht.“

Dass die Sache mit der Authentizität am Ende eine Illusion ist, ist vielleicht nicht jedem Fan/Follower klar.

Wenn aber diese Differenzierung getroffen wurde und auch das Wissen um den Wirtschaftsfaktor, der hinter den großen Formaten steht, vorhanden ist, dann ist YouTube wie alle anderen digitalen Medien natürlich kein Teufelszeug mehr und auch ich kann dann meinen Krückstock wieder einpacken.

Abschließend noch einige Empfehlungen aus meiner Followerschaft. Schaut mal rein:

Eine sehr umfangreiche, phantastische Liste an Empfehlungen hat Steve Rueckwardt zusammengestellt. Unbedingt mal reinschauen.

Von ihm kam auch der Tipp, dass gestern YouTube Kids gestartet ist.


Was schauen eure Kinder und wie fühlt ihr euch damit? Gibt es YouTube Kanäle, die ihr empfehlen würdet? Habt ihr auch ein schlechtes Gefühl mit YouTube und was tut ihr dagegen?

Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt darüber auf Facebook. Wenn ihr euren Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später eingesammelt und geteilt werden.

Weiterführende Links

Weitere Themen der Serie

Teil 1 von Let’s talk: Nicht wie lange sondern was
Teil 2 von Let’s talk: Messenger
Teil 3 von Let’s talk: Computerspiele
Teil 5 von Let’s talk: Fernsehen und Streaming-Dienste
Teil 6 von Let’s talk: Hörwelten
Teil 7 von Let’s talk: Augmented Reality und Virtual Reality
Teil 8 von Let’s talk: Programmieren lernen

70 Gedanken zu „[Anzeige] Let’s talk – YouTube der Jugend liebste Internetplattform“

  1. Pingback: dasnuf
  2. Paula sagt:

    Ganz schön kompliziert geworden, die Medienangebote, das Internet, und überhaupt. Als unser Kleiner noch klein war, mussten wir entscheiden, ob und wieviel Fernsehen, ob er einen Gameboy mit Supermario mit 6 Jahren bekommen soll und ob bei einem Zehnjährigen bereits ein richtiger Computer in seinem Zimmer stehen sollte. Hat er dann und seine Eltern haben dann mit ihm Medienkompetenz geübt.
    Bei YOUTUBE müsste ich heute die ganze Zeit danebensitzen und gucken was er guckt. Ich selbst schätze das Medium sehr und suche mir alte Musikvideos oder Anleitungen zum Essen von Kieler Sprotten – toll!

  3. Christine sagt:

    Ich schaue auch gerne Youtube. Das schöne ist das die Videos die mir vorgeschlagen werden (basierend auf dem was ich mir angesehen habe) wirklich oft meinen Geschmack treffen. Auch Gronkh mag ich gerne. Die Let’s Plays zu „Beyond: Two Souls“ und „Life Is Strange“ sind super schön.
    Nähen an der Nähmaschine habe ich hauptsächlich durch Tutorials gelernt.
    Besonders gut gefallen mir die Channel „Mamiblock“ und WhatsUpMoms.

  4. Doro sagt:

    Für mich ist Youtube die Suche nach netten Kinderliedern, die ich mit meiner 2,5 jährigen anschaue. Bisher auch komplett werbefrei. Ich finde es ziemlich cool nach „dicker Tanzbär“ zu suchen, wenn die kleine Maus das nach der Kita vor sich hin singt, und nach einmal anhören gleich mit Text loszulegen. Kleine Filmchen über die Eisenbahn oder Traktoren und die Müllabfuhr stehen hier auch hoch im Kurs. Entweder am Computer oder dem Smartphone.
    Mein Mann hat für die Familie an ihrem ersten Geburtstag ein Filmchen auf Youtube gestellt, das sogar die Großeltern angeschaut haben. War ein Privatkanal und ich finde solche Möglichkeiten einfach großartig.

  5. Mo sagt:

    True.
    Mein größten Probleme mit YouTube sind allerdings zum einen die hier schon genannte Werbung und gerade bei konkreten Problemlösungssuchanfragen dauert es oft unerträglich lange bis man zur gewünschten Info durchgedrungen ist: Werbung, Trailer, Begrüßung, Vorgeplänkel…blabla
    Beieinem Text, der möglicherweise noch gut gegliedert ist, läßt sich in der Regel schnell die gewünschte Information lokalisieren und entnehmen.
    Naja, am schlimmsten bleibt die Werbung, vor allem im Zusammenhang mit Kindern (hier vor allem die im einstelligen Alter).

    1. dasnuf sagt:

      Texte haben ja auch unterschiedliche Qualitäten. Sie sind vielleicht besser durchsuchbar, aber im Grunde ist es egal, ob Video oder Text – wenn sie schlecht sind, sind sie schlecht.
      Was ich sagen will: Das ist nicht unbedingt ein Problem von YouTube.

  6. Aginor sagt:

    Mir ging es wie ein paar anderen hier auch:
    Nach dem halben Artikel hatte ich schon den anti-nuf-rant im Kopf halb fertig.
    …nur um ihn dann wegzuwerfen als ich den Rest gelesen habe.

    YT ist genial. Wie Fernsehen nur dass man selbst entscheidet was man sehen will. Zu ALLEN meinen Hobbies, egal wie obskur die sein mögen (Lockpicking, Tabletop-Wargames, Computerspiele aus Nischengenres wie Flugsimulationen) gibt es Videos. Es gibt zu ALLEM Videos auf YT, es ist der Wahnsinn.
    Wenn ich ein Lied auf der Gitarre lernen will: Irgendein Youtuber hat garantiert ein HowTo.
    Komme ich im Computerspiel nicht weiter: YT.
    Will ich ein Tabletop Gelände bauen und weiss nicht wie man Schnee-Effekt macht: YT.
    Ich will eine Zusammenfassung des letzten Spiels der Dallas Cowboys in der NFL sehen? YT! Katzenvideos, Capybara-Videos, Videos über Fadenwürmer? Egal auf welches Tier man steht: YT!
    Man hat keinen Plan wie man mit einem gewissen Werkzeug oder Programm umgeht? YT!
    Ich könnte bis zum Hitzetod des Universums weitermachen denke ich. Und auch darüber gibt’s was auf YT.

    Und ganz wichtig: ENGLISCH! Es gibt auch vieles nettes auf Deutsch, aber man muss über den Tellerrand rausschauen und Englisch lernen. Wenn man schlecht Englisch kann: Egal, trotzdem schauen, dann lernt man es nebenher. Super weil man endlos Muttersprachlern und Leuten mit Dialekten oder Akzenten zuhören kann. So lernt man Alltagssprache.

    Und ja da ist ein Haufen Mist, und dazu gehören aus meiner Sicht fast alle bekannten Youtuber, inklusive LeFloid und wie die noch alle heißen mögen, und ihre Vollpfosten-Aktionen auf die offensichtlich Leute stehen. Ekelhaft teilweise. Das Unterschichtfernsehen bei YT.

    Kinder sollten Youtube schauen, auf jeden Fall. Es gilt aber wie früher beim Fernsehen: Gezielt anschalten wenn man was zu einem Thema sehen will. Hinschauen was geschaut wird. Drüber reden. Medienkompetenz erlernen um Bullshit zu filtern.

    Danke für den Beitrag! :)

    Gruß
    Aginor

  7. Suzie sagt:

    Youtube lasse ich meine 7 jährige noch nicht mal allein schauen. Die zufällig geschaltene Werbung ist die Hölle! Wir schauen meistens Filmtrailer & selbst bei eine Kinderfilm kam vorher Horrorfilmwerbung. Ich konnt nur noch“Augen zu“ schreien. ;-) Ansonsten schaue ich mir an, wie man Mangos filetiert & besonders coole Zöpfe flechtet. Das Kind bekommt dort sonst momentan noch nichts anderes. Wir leben nur von Amazon Prime – ist wenigstens ohne Werbung. Es gibt auch kein Fernsehen. Die Werbung im Kinderprogram ist genauso ein Schrott – wenn auch Zielgruppen spezifisch.

    1. May sagt:

      Ja, das mit der Horrorwerbung vor Kleinkindinhalten habe ich leider auch erlebt. Obwohl ich das früher eher unkritisch gesehen habe, würde ich seitdem die Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt Youtube gucken lassen. und es reicht auch nicht, wenn man daneben sitzt und was anderes macht, weil man eben im Zweifel zu spät reagiert, wenn die Bilder schon im Kinderkopf sind.

  8. Thomas sagt:

    Sehr schöner, differenzierter Beitrag, den ALLE Leute lesen sollten. :) Zuerst wollte ich dicke Backen kriegen, aber du stellst sehr schön heraus, dass YouTube eben nicht nur ein Sammelsurium von Schminktipps und Clickbait ist. Die unglaublich gut gemachten Tutorials finde ich auch großartig, es gibt viele tolle Themenkanäle, die sich keinesfalls hinter gut gemachten Produktionen der Öffentlich-rechtlichen verstecken müssen. Wenn ich ein wenig autodidaktisch veranlagt bin, dann ist es heute bspw. kein Problem mehr, mir mittels YouTube das Gitarrespielen beizubringen (ich hatte da auch so manchen Aha-Effekt). Oder das Fotografieren (tue ich u.a. mit YouTube seit einiger Zeit), auch hier gibt’s großartige Sachen. Und wenn ich mich auf YouTube für so was interessiere, dann funktioniert auch der Algorithmus für die Vorschläge einigermaßen anständig. Stundenlang würde ich auch nicht davorhocken, aber so manche halbe Stunde auf guten Kanälen hat mir schon vieles beigebracht und ich fühlte mich hinterher deutlich schlauer, als wenn ich ein vergleichbares Sachbuch gelesen hätte. Es ist schade, dass all das so’n bisschen unter dem Radar läuft, weil sich die großen Medien natürlich vornehmlich auf die bekannten YouTube-Stars stürzen, deren Inhalte ich oft auch sehr fragwürdig finde (und die ich meist keine drei Minuten lang ertrage). Das vermittelt all jenen, die sich noch nicht mit der Plattform beschäftigt haben, ein völlig falsches Bild davon und hält sicher nicht wenige Menschen davon ab, sich selbst mal differenzierter mit YouTube zu befassen und all die tollen Kanäle zu entdecken, die eben nichts mit Schminktipps, Pranks und so weiter zu tun haben.

    1. dasnuf sagt:

      Danke!
      Das ist das Schöne, wenn man sich wirklich vornimmt, sich mal mit einem Thema zu befassen. Dann kann man auch mal seine eigene Meinung hinterfragen und kommt oft zu erstaunlichen Einsichten.

      1. Thomas sagt:

        Genau so schaut’s aus. Auch das muss man erst mal lernen. :)

  9. Feedback auf Radiofeatures – gibt es seltenst!
    (Ausnahmen: „Von wem ist denn die coole Musik, die da drunterliegt?“ oder „Das Buch heißt aber ganz anders und zwar…“).
    Aber manchmal hey! ?
    Danke dafür!
    mit Grüßen von Almut

    1. dasnuf sagt:

      Das ist total schade, oder?
      Es gibt so viele, so tolle Features und meistens werden die nur 1x live gesendet und sind dann nur ein paar Wochen als Podcast nachhörbar.
      Waruuuummm???? *weinend ab*

      1. Steffi sagt:

        Ich glaube weil Radio nicht intuitiv ist. Da fehlt das Bild (youtube ohne Video). Ich höre Fast gar kein Radio mehr. Im Auto und unterwegs podcasts. Da geht ja aber kein Bild. Im Radio kann ich die Werbung nicht mehr ertragen. Als ich jung war habe ich Radio geliebt.

  10. Ivy ImHaus sagt:

    Warum kannte ich denn Honigball noch nicht? Danke dafür. Erstmal der Tochter unterjubeln. ;)

  11. Minitide sagt:

    Gerne gelesen. Ich mag deine unaufgeregte und reflektierte Betrachtungsweise zum Thema Kinder und Medien sehr gerne. Danke dafür.

    1. dasnuf sagt:

      Danke für das Kompliment.

  12. Tigerbabe sagt:

    Ich habe nie begriffen, warum ich yt nicht mag. Du hast mir die Lösung geliefert: Es ist nicht Internet, es ist Unterschichten Fernseh -Nachmittagsprogramm. Billig, ordinär, marktschreierisch. Formal und inhaltlich nicht akzeptabel.

    1. dasnuf sagt:

      Ähm. Ich hoffe, Du hast den Rest auch gelesen? Das, was Du beschreibst, ist eben nur ein Teil. Das muss man sich klar machen und vermutlich ist es der lautere Teil – deswegen kennt man eher den als die anderen, sinnvollen Anteile von YouTube.

  13. Dragonqueen2812 sagt:

    Hallo, in Punkto Gewackel und Geschlechterklischeesbin ich ganz Deiner Meinung. Andererseits ist YT auch eine riesige Mediathek, wo es auch das gute alte Bildungsfernsehen archiviert gibt (zB Galileo). Was mir in Deiner Betrachtung fehlt, ist YT als Aktivmedium der Kids/Teenager. Jeder/jede kann einen Kanal aufmachen und zur Vielfalt beitragen – im Guten wie im Schlechten, da gibt es grauenvollen Mist ebenso wie Witziges oder Versuche zur Weltverbesserung beizutragen.

    1. dasnuf sagt:

      Da hast Du wirklich völlig Recht! Ist eigentlich ein Hauptaspekt und ich habe nur den passiven – den Teil beschrieben, der konsumiert werden kann.

      Ich erinnere mich an die Loom-Zeit und die Faszination, dass es wirklich ganz, ganz viele sehr junge Menschen gab, die einfach Videos hochgeladen haben, um zu erklären wie es geht. Ohne die, hätte ich nicht eine Loom-Wurst hinbekommen.

      1. Dragonqueen2812 sagt:

        Hallo, ja, das Aktiv-YT ist (natürlich mit schwankender Qualität) ein wichtiger Aspekt für die Teenager. Mein 14jähriger betreibt YT seit etwa 1,5 Jahren, hat im 3. Anlauf einen Kanal gestaltet, macht im wesentlichen Gamingvideos und lernt nebenbei Bildbearbeitung, Schnitt, Musik einfügen, Beschreibungen verfassen, Urheberrecht beachten (zB copyrightfreie Musik suchen, Quelle nachweisen….) – leider musste er auch Idioten, die Hasskommentare schreiben, abwehren lernen…. Ich habe immer begrüßt, dass es eine aktive Nutzung ist, mit Kreativität, und ihn dabei begleitet (und bis jetzt erzählt und zeigt er mir auch alles). Jetzt beginnt er damit, Videos zu Problemen der Welt zu machen, die ihn beschäftigen (von Mobbing bis Massentierhaltung). Trotzdem mache ich mir oft Sorgen, dass ich ihm das Youtuben so erlaube, weil er natürlich nicht mal 1 % der Energie, die er für den Kanal aufwendet, in die Schule investiert…. Er hat andererseits mindestens 4 Kumpel, die auch einen Kanal betreiben und bei denen die Eltern keinen Schimmer haben, was die machen (eigene Aussage der Mütter). Gleiches für Spiele, WA & Co. Bei dieser Einstellung graust es mich, und deswegen finde ich Deine Artikel gut!

  14. Claudia sagt:

    Mit Youtube Kids, hast du mich hoffentlich auf die Variante hingewiesen, die ich schon so lange verzweifelt suche.
    Mein Dreijähriger darf sich ab und an Serien auf Youtube anschauen. Wenn ich ihn vom Bildschirm wegzerre, fällt mir immer wieder auf, wie widerlich die Programmierung dieser Seite ist: Es gibt immer noch ein Video, das so toll zum eben gesehenen passt. Es gibt immer noch eine Folge, die sofort angeschaut werden kann.
    Obwohl ich die automatische Wiedergabe (die Hölle auf Erden) abgeschaltet habe, ist es für ein Kleinkind nahezu unmöglich, einen friedlichen Schlusspunkt zu finden.
    Wir haben ihn kürzlich mal testweise schauen lassen, solange er wollte. Irgendwann haben wir doch mal gefragt, ob er ins Bett will.
    Die Augen starr auf den Bildschirm gerichtet kam ein verzweifeltes: Ehee!
    Und in allen anderen Bereichen klappt es bei ihm schon sehr gut mit der Selbstregulation. Youtube ist bis in den letzten Pixel darauf ausgelegt, diese Selbstregulation auszuschalten. Ich kenne viele Erwachsene, die dieser Mechanik ab und an hilflos ausgeliefert sind.

    Ein Addon, welches am Ende des Videos den Bildschirm schwärzt und nur durch aktive Suchanfragen wieder weiterschauen lässt, würde bei Kindern eine große Hilfe sein.
    Kann mir da jemand was empfehlen? Oder Gibt es YoutubeKids auch als Webseite?

    1. dasnuf sagt:

      Im verlinkten Artikel (https://youtube-creators-de.googleblog.com/2017/09/fur-die-ganze-familie-youtube-kids.html) steht, ich zitiere mal:
      \“YouTube Kids auf dem großen Bildschirm:
      YouTube Kids kann aber nicht nur auf dem Smartphone und dem Tablet genutzt werden. Auch auf einem großen Bildschirm können die kindgerechten Inhalte gemeinsam mit der Familie angesehen werden – über Chromecast, mit Apple TV, Spielekonsolen oder Smart TVs.\“

      Unter 5 habe ich meine Kinder tatsächlich nie alleine schauen lassen. Egal, ob YouTube oder irgendein Streaming-Dienst – Fernsehen ist da ja auch nicht anders. Da ist das Kinderprogramm ständig mit aberwitziger Werbung unterbrochen und es geht weiter und weiter und weiter.

      Bei aller Liebe zur Freiheit und Selbständigkeit in der Kindererziehung – ich finde eine Begleitung der Kinder sehr wichtig. Ich glaube ein Dreijähriger hat noch kein Gefühl dafür, welche Dosis die Richtige ist.
      (Mal abgesehen davon, hab ich die auch nicht. Wie oft habe ich schon spannende Serien abends weitergeschaut, obwohl ich wusste, dass ich um 6 Uhr wieder aufstehen muss).

      Wir haben es so gemacht: gemeinsam schauen, Funktion nächstes Video abspielen ausstellen, Vollbild, vorher ankündigen, was man wie lange schaut und dann ausmachen lassen (gleich das Endgerät)

  15. Thankmar sagt:

    Rein zufällig haben wir gestern das Schulz-Interview mit den Youtubern gesehen. Am Merkwürdigsten fand ich, dass diese jungen hippen Menschen total verkrampft versucht haben, „echtes“ Fernsehen nachzumachen, so mit Sesseln, Karten in der Hand, Schalten zu Zwischenmoderatoren, die Internet vorgelesen haben usw. Das hatte richtig Schülerfernsehcharakter und steht in starkem Kontrast zu dem sonst so inszenierten Geblinke und Gewackel. Merkwürdig.

    Meine Lieblingsthese in Sachen Hinnahme von Quatsch in Videospielen: Da diese neben der Fiktionsebene, auf der die Stereotypen reproduziert werden auch noch eine Regelebene, die ganze Spielmechanik, haben, lässt sich eine Ebene zugunsten der anderen aufmerksamkeitstechnisch vernachlässigen. So lässt sich manchmal eine schlechte Spielmechanik gegen eine gute Story und/ oder Atmosphäre und umgekehrt eintauschen (vgl. Jesper Juuls Buch „half-real“ (nicht der Familientherapeut)).

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