2009

1. Zugenommen oder abgenommen?

Gewaltig zugenommen und dann in 3 Tagen 10 Kilo abgenommen.

2. Haare länger oder kürzer?

Kürzer, dann länger. Wenn man auf die 40 zugeht, hat man nicht mehr viele Chancen würdevoll lange Haare zu tragen. Hat sich mein Kollege anscheinend stillschweigend auch gedacht. Allerdings hat der die schöneren Haare.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Seit Jahren genau gleich.

4. Mehr Kohle oder weniger?

Für einen gewissen Gehaltszuwachs x, schaffen wir uns jeweils eine weitere Geldverbrennungsmaschine (Kind) an. Ab jetzt gibt es aber nur noch Minipferde. Naja oder haarlose Katzen.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?

Weniger. Als Schatzmeister der Familie, diszipliniere ich uns regelmäßig. Die Kinder bekommen Schuhe aus alten Autoreifen (statt Geox), mein Mann trägt meine alten Anzüge auf und ich nähe die Stricklieselkunstwerke der Kinder zu nützlichen Alltagsgegenständen um.

6. Mehr bewegt oder weniger?

Weniger Trampolin gehüpft. Mehr Gewicht getragen. Mehr geschaukelt. Mehr in Rohrrutschen hängen geblieben und viel öfter als 2008 zur Toilette gerannt, um mich zu erbrechen.

7. Der hirnrissigste Plan?

Mit dem Auto nach Sizilien zu fahren. Wobei – hat ja der Mann gemacht. Hirnrissiger war es a) ohne Navi zu fahren und mir nach 8 Stunden Fahrt die Anfahrt zum Campingplatz zu überlassen.

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Eigenständig Spinnen aus dem Badezimmer entfernen.

9. Der beste Sex?

Schöner wär die Frage: Sex mit bestem Ausgang?

10. Die teuerste Anschaffung?

Ähhh. Wars das Penthouse oder dieses Auto mit den Flügeltüren? Da passen übrigens keine drei Kindersitze rein. Deswegen mussten wir für jeden Sitz ein Auto kaufen.

11. Das leckerste Essen?

Die selbstgekochten Nudeln mit Zucchini in der Freiluftküche mit Aussicht auf den Stromboli.

12. Das beeindruckendste Buch?

„Die Vermessung der Welt“ hat Spaß gemacht. Spiegel-Bestseller-Liste. Na UUUND???

13. Der ergreifendste Film?

The Changeling. Hat mir wochenlang Albträume beschert. Ok. War das 2008?

14. Die beste CD?

Erdmöbel. No. 1 Hits.

15. Das schönste Konzert?

Abends weggehen?

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?

…den Kindern am Spielplatz. Wobei – realistisch gesehen ist es wohl doch die Zeit im Büro.

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?

…den Kindern am Zeltplatz und auf Tretbooten.

18. Vorherrschendes Gefühl 2009?

Erleichterung. Schreck! Erleichterung. Schreck! Erleichterung.

19. 2009 zum ersten Mal getan?

Ein Winterkind geboren.

20. 2009 nach langer Zeit wieder getan?

Zeitung gelesen. Bücher gelesen. Länger als bis 23 h wach geblieben. Radler getrunken. Mehr als sechs Stunden am Stück geschlafen.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Eigentlich nur eine Sache in verschiedenen Variationen. Bin sonst weiterhin ein glücklicher Mensch oder angemessen vergesslich.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Bin nicht der Typ, dem es wichtig ist andere von etwas zu überzeugen.

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Noch mehr Stammhalter dem Mann.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Der Mann mir weitere Stammhalter.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Ich kann den Kopf sehen!“ gleichzusetzen mit „Nur noch 1-2 Presswehen“

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Danke!“

27. 2009 war mit einem Wort …?

Ereignisreich.

Dieter, 63, fressen Seele auf

Gelegentlich unternehme ich zu verkehrlichen Stoßzeiten mit der S-Bahn Ausflüge ins schöne Steglitz. Die Arbeitswelt macht manchmal körperlich einsam und da freut man sich über jeden Ellbogen im Magen.
Wenn ich dann genug getreten und gestoßen worden bin, suche ich mir ein lauschiges Sitzplätzchen und stecke meinen Kopf in eine übergroße Handtasche.
Während ich also so dasitze und mich freue den lang verschollenen Schokomuffin der Vorwoche entdeckt zu haben, spüre ich einen Fremdkörper auf mir. Da ich rechts außen auf einem 3er Sitz Platz genommen habe, denke ich, die ganz links außen, ist wohl ganz schön breit, sonst müßte der nette Mann in der Mitte mir ja nicht so nahe treten. Doch als ich aus meiner Supertasche aufblicke, stelle ich fest: Links sitzt niemand.
Ich blicke den leicht säuerlich riechenden Mann böse an. Der freut sich über die Kontaktaufnahme und setzt sich auf meinen Schoß.
Ob er vielleicht auch mal den Kopf in meine Handtasche stecken möchte oder ob es reiche wenn ich ihm was schönes aussuche?
Reinschauen, gefiele ihm besser.
Drücken sie doch mal auf den rot leuchtenden Knopf, den Sie gleich sehen, fordere ich ihn auf und *schlurp* ist er verschwunden.
So ein Mini-CERN in der Handtasche verursacht zwar viel Ärger*, kann jedoch auch eine außerordentliche Hilfe sein.

* An dieser Stelle befönde sich eigentlich ein Link der a) auf meinen Artikel über verschwindende Dinge in Handtaschen und meiner Theorie zu mini schwarzen Löchern hinwiese und b) meine Panik vor dem aktivieren des Teilchenbeschleuigers in CERN beschrieben hätte. Beide Artikel sind verschwunden.

Der Katzenveit von Tripstrille

Kürzlich war unsere italienische Verwandtschaft zu Besuch und es dauerte keine 60 Minuten bis die Kinder mit einem leuchtenden, blinkenden und melodienleiernden Spielzeug ausgestattet waren.
Wenn man liest, man habe Gefangene mit Popsongs von Britney Spears und Metallica gefoltert, dann ist es leicht vorstellbar, dass auch diese Art Spielzeug eingesetzt wurde.
Die Melodie ist eingängig und schon ein sechs Monate altes Kind kann sie problemlos nachahmen. Von sprechfähigen und schulpflichtigen Kindern ganz zu schweigen.
So dudelt und rollt das automatische Gefährt seit einer Woche fröhlich durch die Wohnung. Wenn die Kinder nicht da sind, versteckt es sich hinter dem Wäschekorb oder in der Spülmaschine und fährt unerwartet aus seinem Versteck hervor und versetzt uns Erwachsene in Angst und Schrecken.
Einmal saß es sogar in der Kloschüssel und griff jäh beim morgendlichen urinieren an.
Tagsüber wenn die Kinder wach sind, fährt und tutet es wie von Geisterhand gesteuert durch die Wohnung und die Kinder laufen fröhlich singend hinterher. Der Melodienzug fährt durch den Flur, durchs Wohnzimmer und zurück ins Bad und die Kinder klatschen dazu im Takt.
In einem nächtlichen Traum höre ich genau die selbe Melodie auf einer menschenleeren Straße. Der Dudelzug fährt durch Berlin und die 7.976 Kinder unseres Bezirks folgen ihm die Tonfolge leise murmelnd. Als ich aus dem Fenster sehe, erkenne ich im fahlen Licht der Laternen in drei großen Lettern G E Z am Wagenstand. Die Zimmertür der Kinderstube öffnet sich leise knarrend und unser Baby schüttelt traurig den Kopf: Kulturzeit, Mama.
Gert Scobel sagt das größere Kind, dann laufen auch sie auf die Straße hinaus zum GEZZug. Schluchzend rufe ich in die Nacht: Abba isch abbe gar keine Färnsäha!

Ode an meine Zahnärztin

Meine erste Zahnärztin war begeisterte Knoblauchesserin. Aus ihren schwarzen Poren wuchsen kleine Borsten und ihre Haare fielen bisweilen in meinen offenen Mund.
Meine zweite Zahnärztin war schon fortschrittlicher und trug eine Gesichtsmaske. Mit kleinen Metallhämmerchen schlug sie auf meine Zähne als sei sie eine begabte Xylophonistin und murmelte dazu seltsame Buchstaben und Zahlenreihen.
Meine jetzige Zahnärztin ist eine Elfe. Ihre Augen hinter ihrer Schutzbrille sind so wunderschön, dass Männer vermutlich keine Betäubungsspritze brauchen. Eloquent erklärt sie jeden einzelnen Handgriff und egal wie nah sie kommt, es duftet nur als stünde man in der Nähe eines Zitronenhains. Selbst wenn sie bis zur Medulla oblongata bohrt, man spürt nichts und das Geräusch des Poliergerätes erzeugt lediglich Wohlgefühl.
Am liebsten durchlöcherte ich mir meine Zähne selbst als seien sie ein Schweizer Käse. In Ermangelung von Zahnstein gurgele ich täglich „KOSMOS 643416 Kristalle züchten“ nur damit sie etwas zum Entfernen hat.

So gerne bin ich bei ihr. So gerne bin ich bei ihr!

Jackpot, aber nicht mit mir!

Am steigenden Jackpot kann man ja sehen, dass alle Lotto spielen. Alle? Nicht alle! Ich natürlich nicht.
So ein hahnebüchender Unsinn! Ihr gebt alle Euren Lottoschein ab, aber ich wette keiner hat konsequent durchdacht, was passiert wenn man wirklich gewinnt.
ICH habe das und daraus ergibt sich: Ich will auf keinen Fall gewinnen.
Führt Euch doch mal die Milliardäre der Comic- und Superheldenszene vor Augen. Und? Ist Euch jemand eingefallen der zufrieden und glücklich ist? Batman z.B.? Frustriert, rachsüchtig, einsam.
Dagobert Duck? Jähzornig, übellaunig, sozial isoliert.
Stimmt das denn niemanden nachdenklich?
35.000.000 Euro am Konto und dann? Was ist das erste was man macht? Sorgenfalten bekommen. Wer bekommt jetzt wie viel? Die Eltern. Jeder 1 Milliönchen? Ist das geizig? Wie kommt man dann rüber? Der große Knauserer?
Kind! Was haben wir bloß falsch gemacht mit unserer Erziehung? Aufgeopfert haben wir uns und jetzt? Was ist der Dank? Wir bekommen nur eine schlappe, popelige Millionen?
Also 2? Aber die Eltern sind geschieden. Also bekommt jeder 2? Die Geschwister? Verdammte sienben Schwestern und noch die fünf Brüder des Mannes? Und deren Kinder?
Und die eigenen Kinder? Überlässt man denen je … sagen wir 5 Millionen?
Lässt man sie jetzt schon ran und riskiert eine Charakterverrohung? Oh, oh, Marioooo. Oh, oh, singt Tele mahnend im Hintergrund.
Also die Kohle für die eigenen Kinder verwalten? Dann kann man aber selbst nichts ausgeben. Vorbild sein. Bescheidenheit miemen. Klopapier auf beiden Seiten benutzen und dann recyclen.
Besser nichts großes, verschwenderisches kaufen. Nur die kleinen Wünsche erfüllen. Doch wer will sich den Stress bitte geben. Für jede kack Digicam 2 Wochen Preisvergleich, Amazon-Bewertungen lesen, Preise im Laden vergleichen. Das gleiche für den Wasserkocher, den Sandwichmaker, die Rotlichtlampe, die neuen Lichtschalter….
An die Armeen von Finanzberatern die täglich bodenleckend den Wegesrand säumen nicht zu denken.
Lotto-Gewinn? NEIN DANKE. Da mache ICH NICHT mit. Ich bin doch nicht wahnsinnig.

Die Hackfleischbesprechungen, Teil 7

hackepeter7

PLUS, First Fresh Hackepeter

Fünfhundert Gramm ungewürztes Schweinefleisch vom Fleischwolf direkt auf das weiße Tablett serviert. Schmucklos der Gesamtrahmen. Demgegenüber besonders liebevoll garniert das Hack: drei gelbe Paprikastreifen, drei unterschiedlich große Zwiebelringe und sechs Blätter Zitronenmelisse schmücken den oberen rechten Rand.
Damit begnügt sich PLUS jedoch nicht.
Als Ausblick auf die reale Kaufsituation ein weiteres Pfund Schweinehack, frisch abgepackt und abholbereit im oberen Bildviertel.
Wie in den vorangehenden Bildbesprechungen liegt der Schlüssel zum Verständnis der heutigen Hackfleischinszenierung im Detail – im Paprikastreifen nämlich. Etymologisch kommt der Begriff Paprika aus dem Kroatischen und bedeutet ‚die, die scharf ist’.
Hat der Bildbetrachter diesen Hinweis erst einmal verstanden, so ist es nicht weit zum Schluss dass PLUS hier ein Vorher-Nachher-Szenario darstellt und somit leicht verschmitzt auf das westliche Frauenideal anspielt.
‚Die, die scharf ist’ – die Frau also – ist in der heimischen Styroporschale wild verwurstelt und emotional bewegt. Doch kaum tritt die Frau ans Tageslicht, nimmt sie eine geordnete, angepasste Form an und passt in jede sinnbildliche EU-Verpackungsnorm.
Die Gesellschaft verlangt ein nach außen hin gebändigtes Weibchen, welches nur in den eigenen vier Wänden das wahre Gesicht zeigen darf. Ein weiterer schlangenzüngiger Dualismus der durch eine schnöde Hackfleischwerbung zur Schau gestellt wird.