(Wer Prometheus schon gesehen hat, kann weiter lesen. Wen Prometheus nicht interessiert, kann sich das Weiterlesen sparen)
Also es ist ja so: ich habe nicht viele Hobbys. „Ins Kino gehen“ jedoch, das kann ich ohne zu lügen in meinen Lebenslauf schreiben. Allen voran liebe ich Science Fiction und Fantasy. Unsere Kinder heißen wie DS9 Charaktere. Ich bin seit Teenagerzeiten in Wolverine verliebt. Als ich 2001 den ersten Teil von Herr der Ringe sah, hatte ich große angst sterben zu können (man weiß ja nie!) bevor ich den dritten Teil hätte sehen können.
Nun, ich lebe noch, habe alle drei Teile gesehen und hey, wenn Peter Jackson drei Teile Hobbit machen will – bitte – ich bin dabei. Gerne auch in 3D und gerne gebe ich pro Vorstellung so viel aus, wie ich früher als Studentin benötigt habe, um eine Woche zu leben.
Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass ich mich auf Prometheus gefreut habe. Hätte ich keine Kinder, ich wäre zur Vorpremiere am Mittwoch letzte Woche gegangen. So aber mussten wir uns nach dem Babysitter richten und nutzen einen der wenigen heißen Tage in diesem Jahr, um in die Nachmittagsvorstellung ins Kino zu gehen. Ich hatte mir Alien vorher pflichtbewusst nochmal angesehen – bei Batman – The Dark Knight Rises – hatte ich nämlich den ersten Teil komplett vergessen und mir fehlte es hier und da an inhaltlichen Bezügen. Jedenfalls bei Prometheus sollte das nicht passieren, auch wenn Alien danach spielt, wäre es sicherlich hilfreich, sich noch an etwas zu erinnern. Die beiden Filme wurden in diversen Rezensionen miteinander verglichen und irgendwo las ich (Google+?), Prometheus sei endlich mal wieder Erwachsenen Science Fiction im Gegensatz zu dem Kindercomicquatsch Batman. Ich sach mal so. Ich fand die erste Hälfte Batman richtig gut, bei der zweiten Hälfte, hätte sich Nolen nochmal einen Tick mehr Mühegeben können, aber hey – ich hatte nicht sowas wie 12 Monkeys erwartet und daher sind einige ungefüllte Handlungsstreifen völlig verzeihbar. Äh. Jedenfalls habe ich Alien gesehen und vorher darüber gelesen. Mir war nämlich nicht bewusst, dass der Film 1979 in die Kinos kam. Wenn man ihn jetzt anschaut, würde man auch nie auf die Idee kommen. Er ist bildgewaltig und auch die Effekte sind nicht zu verachten. Viel beeindruckender sind jedoch die Charaktere. Allen voran natürlich Ripley. Aus heutiger Sicht übrigens auch sehr interessant. Es waren alles Menschen. Menschen in unterschiedlichen Größen, unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Figuren und allen fehlte eines: absurde Muskelberge wie man sie z.B. aus Hawaii Five-0 kennt. Es waren quasi Menschen wie Du und ich, die Beruf Astronaut bzw. Wissenschaftler ergriffen hatten, nicht besonders mutig, nicht superschlau, nicht besonders stark. Alien nimmt sich Zeit die Charaktere zu zeichnen, sie vorzustellen und dann Ripley in das Zentrum zu stellen, die aufgrund außergewöhnlicher Umstände zu außergewöhnlichem fähig wird. Mindestens sowas habe ich bei Prometheus erwartet. Man kennt Noomi Rapace als Lisbeth Salander und himmelherrgott, da war sie unfassbar – aber was ist davon bei Prometheus zu sehen?
Ich habe ja geschrieben, man soll auch mal loben. Deswegen eines vorweg. Es gab Gutes in Prometheus. Zwei Dinge, um genau zu sein. Erstens Michael Fassbender, der in meiner Wahrnehmung durchaus Data aus den Star Trek Filmen und Serien das Wasser reichen konnte und zweitens, die Idee mit den Scansonden, welche die „Höhlen“ vermessen haben, in denen die Wissenschaftler nach den Konstrukteuren suchten. Das wars dann aber auch.
Alles andere hanebüchender Mist. Siebzehn Leute, die von nichts eine Ahnung haben, die nicht ausgebildet sind und die offensichtlich nicht mal eine Art Handbuch „Offizielle Verhaltensrichtlinien für vernunftbegabte Menschen auf ausserterestrischen Ausflügen“ gelesen hatten, drehen eine Stunde nach Ankunft nachdem sie Schrillionen Kilometer gereist sind, völlig am Rad.
Ich meine, was soll das? Helme abnehmen, weil ein Depp das macht und irgendeine Anzeige sagt, hey die Luft ist hier besser als in Tokyo zur Hauptverkehrszeit. Alles anfassen, vor allem natürlich die schwarze todbringende Flüssigkeit und zwar zu jedem Anlass. Landen, eine Stunde rumgucken, niemanden sehen und sagen: „Oh Mann, jetzt muss ich mich aber betrinken, weil da hab ich mir echt mehr versprochen.“ Verdrehte Zombis, die an Landeklappen anklopfen und herzlich willkommen geheißen werden und die ohne jeden Kontext ein Drittel der Crew zerlegen. Infizierte Wissenschaftler, die abgefackelt statt sauber erschossen werden. Dann dieser ganze religiöse Quark. Wozu? Warum gibt es keine 80jährigen Schauspieler in Hollywood, warum muss Guy Pearce sich mit Silikon zukleistern? Dieser ganze „ich schneid mir den Alien selbst aus dem Körper und lass mich dann zutackern, um danach höhere Leistungen als das gesamte olympische Schwimmteam 2012 für Deutschland zu bringen“. Erst soll Noomi um jeden Preis verschwinden und als sie dann zehn Minuten später bei David wieder auftaucht, ist alles vergessen und hey, dann kommt sie eben mit, bevor sie weiter rumnervt? WAS SOLL DAS? Ich habe einem Babysitter Geld gegeben, damit ich in diesen zwei Stunden unterhalten werde und nicht um mich aufzuregen.
Ich habe ja wirklich kein Problem mit weit hergeholten Storys. Sie müssen einfach in sich schlüssig sein und alles ist gut. Aber Prometheus war gar nichts. Prometheus war so schlecht wie Independence Day (wobei ich da wenigstens drei Mal lachen musste) und Armageddon. Prometheus war die Verfilmung von Erich von Dänikens merkwürdiger Theorien über den Ursprung des Lebens. Sonst gar nichts.
—
Erst eben im RSS Reader entdeckt: Wenigstens einer stimmt mir zu -> Prometheus in meinem Lieblingsfilmfernsehblog Hirnrekorder.