Die Schulbrotchroniken

Ich schaue auf viele Jahre Erfahrung des Schulbrotschmierens zurück und doch – ich habe die Regeln des Verzehrs oder Verweigerns immer noch nicht erfasst. Am ersten Schultag packte ich zwei Stullen mit Salami in die Brotdose. Beide waren am Nachmittag aufgegessen. Also bekam das Kind am zweiten Tag ebenfalls zwei Salamibrote mit. Als ich am Nachmittag in die Brotdose schaute, hatte das Kind nur einmal abgebissen. Eine Rückfrage ergab, es hätte nicht geschmeckt – was für mich aufgrund der identischen Zubereitung im Vergleich zum Vortrag relativ unlogisch erschien. Was es denn in die Brotdose hinein haben wolle? Serenity-Piper, die neue Mitschülerin, die hätte Sushi bekommen. Eine kleine Variation freilich nur, aber das könnte ich doch auch mal machen? Das könne nicht sein! Sushi müsse gekühlt sein, das würde doch schlecht werden, hatte ich einzuwenden. Das würde wohl stimmen, aber die Brotdose von Serenity-Piper besäße eine Kühlautomatik. Batteriebetrieben.

Da wir eine solche Dose nicht hatten, gab es am dritten Tag Salami-Sticks, ein Paar Mozzarellabällchen am Spieß und ein gebuttertes Vollkornbrötchen. Das Kind aß das Vollkornbrötchen. Salami würde es nicht mögen und den Mozzarella hätte ich nunmal nicht gewürzt – auch hätte ich vergessen die Garnitur mit Basilikumblättern hinzuzufügen.

Für den nächsten Tag war ich relativ ratlos. Kind 1.0, der Internetrecherche schon lange mächtig, zog sich mit Kind 2.0 zurück und mir wurde dann folgender Link präsentiert (Bitte nicht klicken, wenn die Kinder mit dabei sind). Mit dem Totoro and Bear Calzone Bento könne ich ja mal einsteigen.

Totoro Calzone Bento, a photo by sherimiya on Flickr.
Totoro Calzone Bento, a photo by sherimiya on Flickr.

Nur den Brokkoli könne ich weglassen. Die Äpfel natürlich auch und naja so richtig lecker seien die Zuckererbsenschoten und der Mais auch nicht.

Ich bastelte also einen Hasen aus Brot.

Am Nachmittag saß der Hase immer noch in der Brotdose. „Ich kann nichts mit Augen essen, Mama“, lautete die Erklärung.

Ich setze mich in der Nacht dann nach getaner Hausarbeit an meinen Computer und absolvierte den Online-Kurs Brote ausstanzen für Anfänger, um perspektivisch gegen Ende des Jahres das große Bento-Box-Vordiplom zu machen und erzeugte* ich ein Mini-Bierschinken-Sandwich, welches ich aufwändig dekorierte**.

 

Bierschinken-Sternchen garniert mit pflückfrischen Basilikum auf Senfcreme
Bierschinken-Sternchen garniert mit pflückfrischen Basilikum auf Senfcreme

*Die Herstellung dieses ca. 1,5 x 1,5 cm großen Sandwiches hat ca. 120 Minuten in Anspruch genommen.

**Ein bisschen schade ist, dass das Schirmchen nicht in die Brotdose passt. Ich musste es für die Schule dann weglassen.

 

 

 

 

Bleibt am Ende nur eine Frage: Was macht man mit den „Resten“?

Bento2
Mutti-Bento

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein außerordentlicher Dank für die Inspirationen gilt der Schulbrotselbsthilfegruppe auf Facebook.

Trotzyoga

Eltern zwei- bis dreijähriger Kinder wird Trotzyoga ein Begriff sein. Für alle Eltern mit jüngeren Kindern beschreibe ich als Vorbereitung die vier gängigsten Positionen. Achten Sie beim Üben bitte auf eine saubere Ausführung und dass das Kind dabei schallintensiv ausatmet. Nur so erreichen Sie im Blütealter des Trotzes die maximale Ausprägung.

Position 1: Die Brücke des Aufstands

  yoga 3

  • Starte auf dem Bauch liegend
  • Stemme die Füße fest in den Boden
  • Mache einen runden Rücken und drücke ihn nach oben. Stelle Dir vor, Du möchtest die Zimmerdecke berühren
  • Einatmen und die Handflächen schulterbreit auf den Boden stellen
  • Fixiere die Daumen und schreie intensiv

Position 2: Der enttäuschte Profifußballer

yoga 2

  • Diese Position startet im stabilen Stand
  • Mit Schwung auf die Knie rutschen, dabei den Körper nach hinten werfen
  • Den Oberkörper soweit wie möglich nach hinten drücken. Die Kraft muss im Bauch gehalten werden
  • Versuche die Balance zu halten und strecke die Arme soweit es geht
  • Wedele mit den Armen in der Luft

Position 3: Der schwebende Bogen

yoga 4

  • Diese Position startet festgekrallt an einem Gegenstand
  • Ein Elternteil versucht das Kind langsam vom Gegenstand zu trennen und hebt es dabei leicht an
  • Strecke jetzt dein Brustbein nach vorne
  • Das Steißbein zieht in Richtung deiner Fersen. Atme dabei in den Raum zwischen deinen Schulterblättern
  • Wirf den Kopf in den Nacken

Position 4: Die Kerze des Aufstands

yoga 1

  • Stehe aufrecht
  • Atme kontinuierlich ein, während du die Arme gestreckt Richtung Boden führst
  • Die Finger sind dabei gespreizt
  • Die Knie sollten etwa hüftbreit geöffnet sein
  • Spanne die Bauchmuskulatur an und halte deinen Körper gerade
  • Versuche zwanzig Atemzüge so zu verweilen

 


Ergänzungen der Leserinnen aus den Kommentaren

Position 5: Des Fingers feuchte Verzweiflung von Julie Paradise

yoga5

…ist eher eine fortgeschrittene Variante, da hier allein mit der Kraft von Speichel und Atemtechnik gearbeitet wird, ausladende körperliche Aktivität tritt zurück zugunsten gekonntester emotional wirkender Manipulation:

  • Achte auf eine leicht gekrümmte Körperhaltung. Dein ganzes Wesen muss zutiefst empfundenen Schmerz ausdrücken, Einsamkeit und Enttäuschung.
  • Führe beide Hände an den Mund, tief atmen, schluchzen, jaulen. Jeweils 10-30 Wiederholungen.
  • Stecke beide Hände so weit wie möglich in den Mund. Zur Verstärkung der Wirkung ist auf guten Speichelfluss zu achten, möglichst so stark, dass sich Fäden und Rinnsale bilden, die herabtropfen können.
  • Achte auf den Ausdruck der Körperhaltung!!! Lautstärke ist hierbei wirklich nebensächlich, zwar solltest Du deutlich hörbar sein, wichtiger aber sind Jammerintensität (Heulton!) und Speichelfluss.
  • Besonders wirksam in der Öffentlichkeit, begleitet von wehklagenden Ausrufen wie “Aaaaauuaaaa!” / “Hunger” (etwa vor dem Süßigkeitenregal an der Kasse) oder “Ich bin lieb!”

Position 6: Der butterweiche Mehlsack von Andrea

yoga6

  • lass bei Berührung (Hochnehmen, Richtungskorrektur, an der Hand nehmen) sofort und blitzschnell alle Muskeln erschlaffen
  • mach dich dabei so schwer wie möglich
  • halte die Entspannung mindestens 10 Atemzüge
  • verwandle deinen Körper beim Hochnehmen in etwas, das sich kaum Greifen lässt

Position 7: Der amselhafte Bauchwurf von Katharina

yoga7

Ausgangsposition ist Position 4: Die Kerze des Aufstands, am besten auf hartem Untergrund.

  • Mit einem kraftvollen Schwung aus den Fussgelenken heraus werfe man sich mit durchgestrecktem Kreuz
  • jedoch ohne Zuhilfenahme der Hände bei der Landung in kraftvollem Bogen auf den Bauch, so dass man noch einen Meter weiterrutscht
  • Danach kräftig und mit viel Timbre ausatmen
  • Das Ausatmen 30x wiederholen (geübte Trotzer bitte ohne zwischenzeitlichem Einatmen). Crescendo!

(Eine Variante dieser Figur beinhaltet das Hochnehmen der Hände, wobei bei jedem tonhaften Ausatmen mit den Handflächen auf den Untergrund geklatscht wird.)

Position 8: Der Seestern zeitgleich von Frische Brise und Frau Mutti

yoga8

  • Strecke Arme und Beine stocksteif von Dir
  • Halte den Atem für eine halbe Minute an
  • Beginne dann laut zu brüllen und wedle mit allen Gliedmaßen wild in der Gegend herum

Position 9: Die meditierende Flunder von Journelle (bei uns bekannt als „Supermann“)

yoga9

  • Die Position startet im Stehen
  • Über den Kniefall (vgl. Position 2) gelangt man in die Liegeposition auf dem Bauch
  • Hände sind weit nach vorn gestreckt
  • Die Beine liegen gerade
  • Es ist möglich, sehr lange und lediglich wimmernd in dieser Position zu verharren und sich so zu positionieren, dass Passaten über den Yogaisten steigen müssen
  • Eine Variante ist das Schlagen mit den Beinen und/oder das Trommeln mit den Händen, dann handelt es sich um den “Stachelrochen”.

Des Genitivs von dem Internet

Was Sie schon immer über den Genitiv bei Anglizismen wissen wollten, aber nie zu fragen wagten.

2000 hat man noch „des Internet“ ohne „s“ geschrieben. Heute habe ich mal gegoogelt, weil die meisten doch „des Internets“ schreiben und bin auf eine Antwort gestoßen, über die ich sehr lachen musste. Schade, dass ich schon verheiratet bin. Hätte ich jemals einen Mann getroffen, der mir auf die Frage „Bildet man den Genitiv von Internet mit s oder ohne“ folgendes geantwortet hätte:

Grundsätzlich werden nur lexikalisierte Anglizismen deutsch flektiert. Das „s“ ist im Englischen ein grammatisches Morphem, das Indikator für den Plural ist (bei Substantiven), folglich sollte eine breite Konventionalisierung gewährleistet sein (was ja vor der Lexikalisierung schon stattgefunden hat), bevor ein Anglizismus tatsächlich nach Kriterien der deutschen Grammatik flektiert wird, da sonst, wie schon weiter oben erwähnt, ein semantischer Konflikt entsteht.
Bei fachterminologischen Anglizismen ist wohl die Konventionalität das einzige Kriterium.

Ich hätte ihn sofort heiraten wollen.

Lieblingstweets 09/11

Da ich die Lieblingstweets bei anderen so gerne lese, hatte ich die grandiose Idee, selbst auch mal meine zu präsentieren. Als Ersatz für den #ff, den ich regelmäßig verschlafe.

Dinge, die man sich 2009 vorgenommen hat umsetzen. Teil 1: Twitter benutzen und Tweets faven. Edition: Augen wie ein Luchs.

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Happy End Garantie bei Lush

Lush wirbt jetzt damit, dass sie irgendein hartes Zeug verkaufen, um jede Massage zu einem Happy End zu bringen.

Lush, die Firma, die mir am Arbeitsweg schon oft durch den penetranten Geruch, der durch die Ladentür nach außen zieht, negativ aufgefallen ist, garantiert jetzt durch „Feste Massage Bars“, dass jede Massage mit einem Happy End abschließt. Das finde ich noch schweinischer als wenn mir jemand sein Backend zeigen will.

Wenn Männer es ernst meinen

So eine wii bringt Spaß. Das muss ich schon zugeben. Nur welche Hirnareale bei Männern angesprochen werden, ist doch äußerst interessant. Für mich als bekennender Sportmuffel ist es sogar noch nachvollziehbar wenn man beim Skispringen die geflogenen Meter vergleicht. So viel Wettkampfgeist steckt sogar in mir. Doch ich bin eben kein Mann und kann deswegen nur eine große Sprechblase mit Fragezeichen über meinem Kopf wachsen sehen, wenn ich beobachte, wie sich mein Freund und unser männlicher Besuch beim Yoga-Entspannungsatmen duellieren.
„HA! Ich bin Yoga-Profi!“
„HAHA! Ich auch!“
„HAHAHA! Ich habe meinen Schwerpunkt aber besser im Zentrum.“
„JAHHHAAA? Das wollen wir doch mal sehen.“
Wieder und wieder atmen und entspannen die beiden um die Wette und sitzen dann kniend vor der Bildröhre um mit einem Metermaß die Pendelbewegungen ihres visualisierten Schwerpunktes auszumessen.
Verständnis habe ich für solch ein Gebaren nicht. Doch was soll ich sagen? MEIN Männchen atmet am Besten. Nänänänä näääää!

Begegnung mit des Teufels inkontinenter Großmutter

Neulich beim Großeinkauf: Unendlich lange Schlange, nur eine Kasse geöffnet. Zweihundert Leute stehen an, geschätzte Wartezeit: eine Stunde. In der Mitte der Schlange steht ein Wagen unbeaufsichtigt. Von rechts reiht sich eine Oma ein.  Direkt in die Schlange.
Die Besitzerin des Wagens kehrt zurück, sieht, dass Omi nur eine Tasse in der Hand hat und gesteht ihr freundlich zu, sich vor sie zu stellen. Die alte Frau keift: „Dit hilft mir nu och nich weiter, wa?! Dit sind ja trotzdem massich Leute!!!“
Die Warteschlange bewegt sich langsam nach vorne. Die Oma schimpft unverständlich vor sich hin. Sie tritt ihren Vordermann einige Male gegen die Beine: „Nu mach ma! Kann ja wohl nich wahr sein. Wie lang dauertn ditte hier?“
Verstehe, die Frau hat wahrscheinlich nur noch kurz zu leben und da möchte man seine rare Zeit nicht an den Supermarktkasse verschwenden.
Als sie an der Reihe ist, knallt sie die Tasse auf das Laufband. Die Kassiererin sucht nach dem Preis und fragt die alte Frau, woher sie die Tasse denn habe? Diese bricht in spuckendes Geschrei aus und deutet in eine bestimmte Richtung. Die Kassiererin steht auf und macht sich auf die Suche.
In der Zwischenzeit wechselt die Vettel die Farbe von rot zu lila und brüllt mit Schaum vor dem Mund: „Ik piss mir hier glei ein. Ik muss PISSEN! Konnte ja nich wissen, dat dit hier so lange wird!“
Die Verkäuferin kommt im Galopp zurück und verkündet, dass die Tasse aus einem Karton ist, welcher nur als Gesamtheit zu verkaufen ist.
„Wissen se, wie viel Tassen ik zuhause habe? Da kann ik nich den janzen Karton koofen!“ Dampf tritt aus ihren Ohren hervor. Ihre Augen glühen wie Grillkohle. Sie nimmt die Tasse, frisst sie auf, der Boden unter ihr öffnet sich, Flammen schlagen den anderen Wartenden entgegen. „Jetzt jeh ik pissen!“ Ein Donnergrollen, ein Blitzschlag und die Alte löst sich in Rauch auf. Samt Tasse.
Eine willkommene Abwechslung im sonst sehr öden Warteschlangenanstellalltag.