Mother Gatekeeping erzählt euch jetzt mal was

Wenn das Gate so aussieht, einfach mal klopfen.

Hallo, mein Name ist Patricia und ich rege mich gerne im Internet auf. Zum Beispiel über Begriffe. In meiner Timeline wird zur Zeit viel über Mental Load diskutiert. Immer wenn es um Themen geht, die die faire Verteilung von Familienarbeit thematisieren, tun sich Nebenschlachten auf. Da erklären die vollzeitarbeitenden Männer, dass sie schließlich eine 40 bis 50 Stunden-Woche haben und deswegen von allen Hausarbeiten entbunden sind und als nächstes kommt die Welle der Männer, die ja so gerne wollten aber nicht dürfen. Der Fachbegriff dafür ist Maternal Gatekeeping. Frauen würden den Vätern systematisch den Zugang zum Kind verweigern und noch weiter gefasst: Sie würden sich in Sachen Kinder und Haushalt nicht reinreden lassen. Denn oh weh!, die ganzen Mütter sind ja immer so ach! verspannt. Die Väter hingegen, die seien ja immer so easypeasy locker und wenn es nach denen ginge, dann gäbe es den ganzen Stress nicht. Der ist nämlich im wesentlich von den verkniffenen Müttern selbstgemacht.

Christian Hanne vom Familienbetrieb-Blog hat erst kürzlich zu diesem Narrativ etwas geschrieben, das ich gerne auf kleine Zettel drucken und bei Diskussionen der oben genannten Art gerne freundlich lächelnd verteilen würde:

„Väter gelten im Vergleich zu Müttern oftmals als gelassener im Umgang mit den Kindern. Sie seien weniger streng, schimpften seltener und drückten ein bis zwei Augen zu, wenn es um lästige Dinge wie Aufräumen geht. Vielleicht sind das aber auch gar keine entspannten Väter, sondern einfach nur olle Knackwürste, die sich in der Rolle als „Good Cop“ gefallen, während ihre Partnerinnen den „Bad Cop“ geben müssen. […]. Für eine gleichberechtigte Partnerschaft ist es aber keine gute Basis, der Mutter alleine die mühselige Erziehungsarbeit aufzubürden.“

Quelle: Sind Väter die entspannteren Eltern?

(Ich hab übrigens erst Kackwürste gelesen, aber das steht da gar nicht. Freudscher Verleser…)

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Haltung, dass Frauen es sich doch selbst immer so schwer machen und sich querstellen für die Lösungen der Väter einfach aus der mangelnden Erfahrung der Männer kommt. Wer selbst nicht den Haushalt schmeisst und nonstop für die Kinder verantwortlich ist (was bei Frauen nicht selten neben der eigenen Berufstätigkeit noch oben drauf kommt – immerhin 46% der Familien leben in einem sogenannten Zuverdienermodell, was in dem Fall heisst, der Mann arbeitet Vollzeit und die Frau weniger als Vollzeit), der hat eben keine Ahnung von dem Ausmaß der Belastung, der man ausgesetzt ist.

Gut nachzulesen im Artikel „Sie Vollzeit, ich Teilzeit – die Angst vor dem Maschinenraum“ bei littleyears. Da schreibt ein Vater, der Teilzeit arbeitet während seine Frau Vollzeit arbeitet (was genau 2% aller Familien in Deutschland so handhaben) über seine Gefühle und Erfahrungen und das obwohl das Modell erst kurz gelebt wird:

„Und ich habe Angst davor, quasi alleine im Maschinenraum zurück zu bleiben. Da wo es keinen Familienglamour, keinen Familienspaß, sondern nur harte Arbeit gibt.“

und

„In schlechten Momenten mache ich mir Sorgen, wie sich unser neues Modell auf unsere Tochter auswirkt, weil Papa jetzt gestresster ist als vorher.“

Tja und wenn jetzt noch die Frau abends nach Hause kommt und Dinge erschwert indem sie bewährte Organsiationssysteme ignoriert und Erfahrungswerte („Nein, Papa! Die Hose nicht, die kneift!“ oder „Ich esse doch gar keine Soße auf den Nudeln. Dann ess ich jetzt gar nix!“) ignoriert, dann ist es nicht mehr weit bis zum verspannten Papa und der Begriff Paternal Gatekeeping erblickt das Licht der Welt. Denn ja, der, der den Kompetenz- und Erfahrungsvorsprung hat, der wird auf Knackwurstverhalten allergisch reagieren.

Wobei, da bislang nur 2% aller Paare in Deutschland so leben, wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis die harte Arbeit und der Einsatz von aktiven Vätern abgewertet wird wie es derzeit immer und immer wieder bei den Müttern passiert.

Auf Instagram bei @alexandra__z lese ich eine typische Situation: Eine Familie fährt in den Urlaub und während die Mutter versucht an alles zu denken, sagt der Vater „Ich schmeiß meine Sachen echt in 3 Minuten in den Koffer…“

Worauf die Mutter sagt, ja, das geht, allerdings werden dann Matschhose und Gummistiefel vergessen, die Lieblings-CD und das Lieblingsbuch bleiben zuhause etc.

Und dann kommt sie: die Maternal Gatekeeping-Keule. Mach‘ Dich doch mal locker. So schlimm ist das dann auch nicht. Ist es auch nicht. Wirklich nicht und zwar dann nicht, wenn der lockere Vater (ich spreche bitte nicht über den konkreten Fall sondern allgemein von einer Situation die so ähnlich abläuft) für die Konsequenzen geradesteht. Lieblingsbuch vergessen – abends gibt es Kinderklagen und -weinen? Wunderbar. Zeit, dass die Mutter im Sonnenuntergang spazieren geht. Danach setzt sie sich ein Restaurant und trinkt einen Limoncello Spritz. Der Vater bringt die Kinder ins Bett und schreibt eine Nachricht, wenn die Kinder schlafen.

Matschhose vergessen? Während die restliche Familie eine Waffel genießt, geht der Vater Ersatz besorgen oder er packt Wechselsachen ein, zieht die Kinder dreimal um und wäscht und trocknet die nassen Sachen des Urlaubstages am Abend in einem Waschsalon.

Wenn das so läuft – wunderbar. Bei uns läuft das so. Wir teilen die Verantwortung und wenn einer von uns was verbummelt, dann sorgt er oder sie für Ersatz oder Ausgleich. Würde das mit der Matschhose 5x passieren und wir haben dann 5 Matschhosen, dann müsste der/die Matschhosenverpenner*in die kaum benutzten Hosen über Ebay & Co. wieder zu Geld machen.

Ich behaupte mal: So läuft das aber in den aller seltensten Fällen (ich kenne in meinem Umfeld 2 Familien, die sich das wirklich gerecht aufteilen). Es läuft in Realität eher so wie in meiner Vergangenheit. Wenn ich nicht dran denke, dann denkt niemand dran (die Kinder waren damals zu jung, um die Verantwortung mitzutragen) und das übte sehr großen Druck aus. Weil ich ohnehin total überlastet war, war ich verspannt – ja!

Als mein Mental Load so hoch war, dass ich fast darunter zusammengebrochen bin, war ich auch auf dem Höhepunkt meiner Effizienzphase. Alles war durchorganisiert, keine Minute ungeplant, kein Weg umsonst, wo es ging, wurden mehrere Fliegen mit einer Klatsche erschlagen. Ich hatte unendliche Listen im Kopf, alles war miteinander verwoben und wehe, da hat mir jemand reingeredet! Ganz klar: ich war unerträglich geworden. Mother Gatekeeping höchstpersönlich.

Statt sich also lustig zu machen über die achso verspannten Frauen, könnten die Männer doch auch mal merken, dass ihre Frauen langsam in die Knie gehen, verhärten, verbittern, nicht mehr lachen, sich verbissen an Details abarbeiten, oder? Vielleicht ist allerspätestens dann der Punkt erreicht, an dem man sich fragen kann: Maternal Gatkeeping hin oder her – was ist da eigentlich los? Wie können wir es besser machen? Wie kann ich meine Verantwortung wahrnehmen? Wie kann ich bei meiner Frau das Vertrauen schaffen, dass ich durchaus in der Lage bin mich um die Kinder und die Familienorganisation zu kümmern? Wie reißen wir das Ruder rum?

659 Gedanken zu „Mother Gatekeeping erzählt euch jetzt mal was“

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  2. Stimmt alles mit meiner Erfahrung überein. Wir gehören zu den 2% wo fast alles anders herum ist (fast, weil ich hier die Sachen für den Urlaub packen ;-)). Kinder, Haushalt und Mental Load übernimmt zu großen Teilen mein Mann und ich helfe, wo ich kann (arbeite (Erwerbsarbeit) zwischen 50 und 60 Stunden pro Woche). Das klingt jetzt vielleicht nicht ganz gerecht, aber wir haben es in den letzten fünf Jahren regelmäßig geschafft die Zuständigkeiten hin und her zu tauschen (ich war auch schon drei Mal je sieben Monate ausschließlich Hausfrau) und für uns passt es, dass der, der weniger arbeitet die Oberhand und auch Hauptverpflichtung bezüglich Hausarbeit usw. hat.

    ABER bzgl. Maternal Gate Keeping: Man gibt viel Care- und Hausarbeit ab, wenn der Mann die typische Frauenrolle übernimmt, aber auch einiges an Mitbestimmungsrecht bzw. die Mama-Monopol-Situation und da beobachte ich im Umfeld viele Frauen, die das nicht wollen, wohingegen ein Großteil der Männer offensichtlich kein Problem damit hat nur Wochenend- und Feierabend-Eltern zu sein… Ich weiß, dass das jetzt so gar nicht feministisch ist, aber vielleicht ist doch ein klitzekleines Bisschen was dran, am Maternal Gate Keeping?

    1. Will sagen: Es ist vielleicht einfach doch so, dass mehr Frauen als Männer GERNE einen Großteil der Care-Arbeit übernehmen WOLLEN und es sind in der Folge vielleicht einfach nicht so besonders viele Frauen/eine Randgruppe, die unfreiwillig in dieser Situation landen?

  3. Zum Thema Urlaub und packen: wir haben eine Liste und die wird einfach von beiden abgearbeitet (die Kinder sind noch zu klein). Die meisten Sachen ändern sich ja über die Jahre nicht bzw. werden ergänzt. Kein Stress!

      1. Die Liste haben wir nach dem Frühstück am Wochenende geschrieben, da steht alles drauf von Kleidung über Spielsachen bis Babyfon. Wenn es in den Urlaub geht, wird sie rausgeholt (aus dem Ordner „Kind“) und wir gehen sie durch ob Sachen dazugekommen sind. Windelsachen braucht man ja irgendwann nicht mehr, dafür halt mehr Spiele Puzzel, Bücher etc. Im Alltag nutzen wir auch die App „Bring“, die arbeitet der/diejenige ab, der gerade nicht die Kinder abholt bzw. wer gerade einkaufen geht.

  4. Hallo Patricia,
    Ich bin die Mama, arbeite Teilzeit, weil ich das so will. Von Geld her gibt’s da bei uns keine Ausrede. Ich habe mich nach dem 3. Kind dazu entschieden 60% zu arbeiten. Meistens ernte ich dafür schon ein „so viel?!“, für mich ist es extrem wenig. Mehr könnte ich gerade aber nicht arbeiten, denn _ich_ will, dass meine Kinder auch zu Zeiten zu Hause sein können, zu denen sie nicht essen oder schlafen. _Ich_ will, dass meine Kinder sich mit Freunden verabreden können. _Ich_ will, dass sie Sport treiben können oder zum Musikunterricht gehen. Das alles ist _mir_ wichtig und darum habe _ich_ meine Arbeitszeit reduziert. Mein Mann ist mindestens genauso viel im Haushalt beschäftigt wie ich. Und wenn er zu Hause ist, auch mit den Kindern. Er ist nicht derjenige, dem dieses ganze soziale drumherum so wichtig ist. Soll ich jetzt von ihm fordern, dass er seine Arbeitszeit reduziert? Gleichzeitig weiß ich, dass er jederzeit einspringen wird, wenn es irgendwie nötig ist. Und obwohl ich das weiß und obwohl ich weiß, dass es ihm wichtig ist, dass wir ein Team sind und wir als Familie zusammen entscheiden und Lösungen finden, trotzdem ist es mir letzhin passiert, dass ich ihn ausgeschlossen habe. Entscheidungen getroffen habe ohne ihn zu fragen, ihn nicht über Dinge informiert habe. Er hat es von mir eingefordert. Er hat gesagt, das sei doch sonst nicht so gewesen. Was denn bei mir gerade los sei?

    Bei aller Diskussion… Es gehören zu jedem der beschriebenen Modelle immer zwei dazu. Wenn es dem Papa wichtig ist, mit dem Kind Zeit zu verbringen, Entscheidungen mit zu treffen, dann darf/kann er das auch einfordern. Wenn es mich als Mama stört, dass ich alles alleine mache und meinen Job nicht mehr so machen kann, wie ich das will, dann kann ich das auch einfordern. Ich kann hergehen und sagen, daß meine Kinder im Kindergarten gut versorgt sind und ich kann die Sportveranstaltungen streichen, bis das Kind so alt ist, dass es allein da hin gehen kann. Ich kann von meinem Mann einfordern, dass er im Haushalt hilft oder die Kinder versorgt. Ich kann auch einfordern, dass er die Konzequenzen mit trägt, wenn bei der Urlaubsplanung was fehlt. (übrigens gerade ein Thema, wo ich mich beschwert hatte, dass das alles bei mir liegen bleibt und mein Mann dann meinte, er ginge mir lieber aus dem Weg, weil ich beim packen immer so unangenehm werde. Dafür habe er alles drumherum erledigt, wie tanken, Auto einpacken, Kinder hüten, etc. Und beim nächsten Mal werden wir tauschen) Es ist schon klar, dass das Einfordern anstrengend ist. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass er mit der Situation glücklich ist, wenn sie es nicht ist, wenn ihm irgendetwas an ihr liegt.

    1. Mir gefällt dieser Hinweis darauf, dass nicht jede Frau, die nicht bei drei in der Vollzeitarbeit sitzt, ein geknechteter (gemägdeter?) Sklave des Patriarchats ist, sondern dass auch und gerade viele Frauen Sorgearbeit auf Kosten der Erwerbstätigkeit machen WOLLEN, wenn die Kinder klein sind. Dieses Faktum kommt mir manchmal ein bisschen zu kurz.
      Dasnuf allerdings weist immer darauf hin, dass es ihr NICHT um die Frauen geht, die gerne und bewußt Sorgearbeit hoch priorisieren, sondern um die, die dort landen, ohne die Aufteilung so zu wollen. Steht weiter unten im Thread, ich weiß das, weil ich immer wieder mal darauf hinweise, und das Nuf immer wieder und geduldig darauf antwortet, dass s. oben.

  5. Ich verstehe Maternal Gatekeeping nicht so, dass Männer in Haushalts- (auch da) und Erziehungsfragen nicht mitzuhelfen hätten. Sondern sie bleiben eben Helfer. Weil tatsächlich viele Mütter glauben, besser zu wissen, wie es laufen sollte. Und in Diskussionen zumindest den Stichentscheid für sich beanspruchen. Und natürlich besteht hier der Link zur „Mental Load“. Ich habe sogar schon von Frauen gelesen, die sich getrennt haben, weil sie die ständigen Diskussionen um Erziehungsfragen satt hatten…
    Dazu kommt, dass es meiner Meinung nach zunehmend mehr Kleinkinder gibt, die lange Zeit nicht von der Mutter getrennt waren, oder nur für Stunden. Weil sie langzeitgestillt werden, Einschlafrituale haben, die nur die Mutter beherrscht, weil sie vollständig auf die Mutter fixiert sind. Sind da immer die Väter daran schuld?
    Und es scheint auch so, dass moderne Erziehungskonzepte (von denen vielfach nur die Mütter wissen, weil sie sich schlau machen), vor allem eine Gemeinsamkeit haben: Dass sie aufwändiger, belastender, stressiger sind. Zumindest für die Eltern, und ja, vor allem die Mütter. Und ja, vielfach werden meiner Meinung nach die Anregungen der Väter, sich den Alltag etwas weniger stressig einzurichten, nicht erhört.

    Und ja, ich glaube schon, dass Väter vielfach in manchen Fragen etwas entspannter sind. Das Packen vor Ferien gehört definitiv dazu. Man muss ja nicht den halben Haushalt mitnehmen, sonst kann man gleich zuhause bleiben. Und ja, für allfällige Konsequenzen sollen sie dann auch die Verantwortung übernehmen. Gemeinsam mit ihren Partnerinnen, wie es umgekehrt ja auch der Fall ist (nach meiner Erfahrung bewahren umfangreiche Listen nicht davor, Wichtiges zu vergessen). Und vor allem ohne gegenseitige Vorwürfe, ohne Drama, sondern einfach problem- bzw. lösungsorientiert.

    1. Ach ja, noch ein Nachtrag. Bei aller Gelassenheit sind doch in vielen Familien letztlich die Väter die „Bad Cops“. Zwar ist das „warte nur, bis der Vater heimkommt“ heute nicht mehr so verbreitet. Aber dennoch geht es nach wie vor vielfach in diese Richtung.

      1. Ich glaube, das fasst es gut zusammen: Was du in deinen zahlreichen Kommentaren beschreibst sind total veraltete Rollenkonzepte. Wir sind uns einig, dass die keiner braucht.
        Der einzige Unterschied in unserer Sichtweise ist die Häufigkeit mit der wir das Vorkommen der jeweiligen Familienkonstellationen sehen. Basierend auf Zahlen oder eben auf persönlichen Beobachtungen.

        1. @dasnuf: Ob veraltet oder nicht, es ist das, was heute zu grossen Teilen gelebt wird. Ich halte es einfach für Aufgabe der Paare, zu zweit einen Weg zu finden, der für beide stimmt. Und mich ärgert, wenn man nicht konsequent ist in seiner Argumentation. Also: Wenn jemand reduziert arbeitet, um mehr Zeit für Haushalt und Kinder zu haben, dann ist es doch logisch, dass dort auch mehr Arbeit übernommen wird – Mental Load inbegriffen.
          Die offizielle Statistik in der Schweiz zeigt übrigens, dass Männer und Frauen mit Kindern in etwa gleich viele Stunden arbeiten, alles aufsummiert. Mit leichtem, unwesentlichen Plus bei den Männern. In all diesen Blogs scheint es aber immer, als ob dies ganz anders wäre, und Frauen viel mehr leisten würden. Was ist denn nun die Realität?

  6. …. und ich so: Spiegel
    …. und 5 Jahre später „natürlich bin ich Feministischer denn je“

    „Als mein Mental Load so hoch war, dass ich fast darunter zusammengebrochen bin, war ich auch auf dem Höhepunkt meiner Effizienzphase. Alles war durchorganisiert, keine Minute ungeplant, kein Weg umsonst, wo es ging, wurden mehrere Fliegen mit einer Klatsche erschlagen. Ich hatte unendliche Listen im Kopf, alles war miteinander verwoben und wehe, da hat mir jemand reingeredet! Ganz klar: ich war unerträglich geworden. Mother Gatekeeping höchstpersönlich.“

  7. Hallo Patricia,
    ich lese immer interessiert, deine Beiträge zum Thema Mental Load und das drumherum.
    Wir gehören zu den 2%, bei denen die Frau 40 Wochenstunden arbeitet und der Mann 30 Stunden. In dieser Konstellation verdienen wir ziemlich genau gleich viel.
    Bis vor wenigen Monaten noch haben wir beide Vollzeit gearbeitet, mein Mann hat ein seeehr zeitintensives Hobby und ich war wie hier beschrieben „immer unter Strom“, obwohl ich gerne arbeite und sehr gerne Mama bin.
    Und nun kommen wir zu dem Punkt, den ich in meiner Blase nicht verstehe. WIR haben uns hingesetzt und gesagt „so geht es nicht weiter, was ändern wir?“ – wir haben dann einiges durchgesprochen und nun hat mein Mann für 2 Jahre befristet Stunden reduziert, dann werden wir wieder alles durchsprechen und evtl neu entscheiden. Und ich frage mich immer – wieso können das andere nicht? Auf Augenhöhe Familienentscheidungen treffen, jeder kann sagen was passt und was nicht, was ist möglich und was nicht. Und dann entscheiden, muss ja nicht in Stein gemeißelt bis ans Lebensende gelten.
    Antworten darauf finde ich nicht, kann mir auch niemand geben, wenn ich unter anderen Beiträgen, Kommentaren etc. antworte.
    Liegt es an naiven Vorstellungen? Wir müssen nicht drüber reden, das wird schon?
    Liegt es daran, dass man sich nicht traut, zuzugeben womit man unglücklich ist?
    Ich weiß es nicht, aber ich sehe hier gar nicht nur die Männer in der Schuld, sondern auch und vor allem die Frauen.
    Nehmen wir das gutverdienende Akademikerpaar, Mitte 30 beim ersten Kind. Da sollte Frau doch auch ein bisschen Lebenserfahrung haben und grundsätzlich wissen – will ich mit Kind Karriere machen oder Hausfrau sein, will ich alles alleine machen oder kann ich Dinge vertrauensvoll abgeben?
    Und dann muss sie rausfinden, ob sie dazu den passenden Mann hat.
    Klar kann es hier Fehlentscheidungen geben und klar deckt sich die Praxis nicht immer mit der Theorie.

    Aber ich verstehe wirklich nicht, wie Frau sich nach 3 Kindern heulend hinsetzt und sagt „ich bin so unglücklich und fühle mich alleine gelassen, mein Mann ist nur der Spassdaddy“ und die Jahre vorher durfte Mann nur unter Aufsicht Windeln wechseln und bei Elternzeit 2 und 3 hat sie gesagt „aber klar bleibe ich zu Hause“.

    1. Ich kann nicht für die Bubble antworten, sondern nur für mich. Ich hatte altmodische Ansichten, was ich alles schaffen muss und für was ich zuständig bin und habe das bis Mitte 30 nicht in Frage gestellt. Gleichzeitig habe ich 30 Stunden gearbeitet. Erst beim 3. Kind ging mir die Energie aus.
      Mein Mann hat immer geholfen und hat seine Kinder lieb.
      Als wir an dem Punkt der Überforderung waren, haben wir jahrelang diskutiert. Es hat sich in meinen Augen dann aber nichts geändert. Am Ende war es für mich eine Entlastung sich zu trennen. Seitdem läuft es sehr gut.
      Es ist ein schleichender Prozess würde ich sagen.

    2. Naja für dieses Besprechen müssen erstmal beide zugeben, dass es „so nicht weiter geht“. Wenn ein sonst netter Mann und guter Vater dann abblockt mit „ist doch alles gar nicht so“ und „du könntest ja aber wirklich das Kind mal früher abholen“ und „warum interessierst du dich nicht für Wohnungseinrichtung, ich hab hier das Gefühl ich lebe in einer Männer-WG“…
      Tja, dann kann sich frau überlegen, ob sie eine schon doch vorhandene emotionale Bindung kappt, Kind, Mann und sich selber durch die Trennung erstmal für zwei Jahre todunglücklich macht, das Arbeits- und Stigma-Paket der Alleinerziehenden schultert. (Die Konsequenzen der Rache des „armen, grundlos verlassenen Mannes“ aushält.)
      Oder anfängt, konkrete Aufträge zu vergeben und sich irgendwie durchzulavieren.

      Na und das mit der Elternzeit: Wenn Frau vorhat in signifikantem Umfang zu stillen, ist es ein irrer Kraftakt nach z.B. sieben Monaten wieder arbeiten zu gehen.
      Wobei ich eine vehemente Vertreterin der Elternzeit für Väter bin. Und zwar wirklich Elternzeit, die Mutter arbeitet und das Kind ist noch nicht in der Krippe.

      1. Zu argumentieren wie in dem ersten Absatz finde ich sehr gefährlich.
        Es klingt stark nach, Frau sollte sich lieber 2x überlegen für ihre Bedürfnisse einzustehen, denn wenn er ansonsten doch ganz nett ist, ist es vielleicht das kleinere Übel den ungerechten Alltag auszuhalten. Und da hört bei mir das Verständnis auf.
        Erstens in den meisten, gesunden Beziehungen sollte es selbstverständlich sein, über Probleme zu sprechen und auch Mal Streits auszuhalten. Wenn dadurch gleich eine Trennung befürchtet wird, muss schon einiges mehr im Argen liegen. Die Augen vor dem Problem zu verschließen um die Harmonie, weil er ansonsten ja doch ein ganz netter ist, aufrecht zu erhalten, gehört für mich in die 50er. –
        Wenn es sich sowieso um eine ungleichberechtigte Abhängigkeitsbeziehung handelt, dann gehört es für mich eher zum Female Empowerment, Frauen zu ermutigen, Wege daraus zu finden , Hilfe anzubieten, und sich nicht gefallen zu lassen sich schlecht/respektlos behandeln zu lassen.
        Das ist für mich Verharmlosung von unterdrückenden Strukturen.

    3. Natürlich müssen beide bereit sein, seine Gedanken und Gefühle auszusprechen und die des Partners / der Partnerin wahrzunehmen. Das erwarte ich einfach in einer Partnerschaft.
      Und dann bleibt nur: love it, change it or leave it

    4. NIEMAND lässt den Daddy nur unter Aufsicht windel wechseln, das ist doch ein totaler Mythos, der Männer ent- und Frauen beschuldigt.
      Viele Frauen wollen einfach gerne Teilzeit machen, das ist tatsächlich so, und das ist eine Entscheidung, die durchaus auch bewußt getroffen wird (in meiner Blase auf alle Fälle). Viele rutschen da auch so rein, dann hat sich das Ganze irgendwann verfestigt und die Frauen haben nicht mehr die Energie, den Mann umzuerziehen. In der NY Times gab es einen Artikel, den dasnuf glaube ich verlinkt hat, wo sehr klar rauskommt, dass die Prinzen einfach, Nicht. Wollen. Das heißt auch, dass die Arbeit, den Prinzen umzupolen, bei der Frau hängenbleibt, die ohnehin niciht gerade unterausgelastet ist. Da lässt es dann manch eine irgendwann bleiben.

  8. Hier noch eine Textempfehlung zum „Alleinverdiener-Gatekeeping“. Das ist, wenn Frauen 50% zum Haushaltseinkommen/Hauskredit etc. beitragen wollen, dann aber doch kneifen und wahlweise den Männern, der Gesellschaft, dem Staat etc. die Schuld dafür geben.
    Hallo, mein Name ist Christian und ich rege mich gerne im Internet auf. Zum Beispiel über Begriffe. In meiner Timeline wird zur Zeit viel über Financial Load diskutiert. Immer wenn es um Themen geht, die die faire Verteilung von entgeltlicher Arbeit thematisieren, tun sich Nebenschlachten auf. Da […] die Welle der Mütter, die ja so gerne wollten aber nicht dürfen. Der Fachbegriff dafür ist Alleinverdiener-Gatekeeping. Väter/Staat/Gesellschaft etc. würden den Müttern systematisch den Zugang zum Job verweigern […]
    Wer selbst nicht entgeltlich und nonstop für Chef/Kunden etc. verantwortlich ist (was bei Männern nicht selten neben der eigenen Familienbetreuung noch oben drauf kommt […]), der hat eben keine Ahnung von dem Ausmaß der Belastung, der man ausgesetzt ist.
    Auf Instagram lese ich eine typische Situation: Eine Familie zahlt einen Hauskredit ab und während der Vater versucht die Raten komplett zu bezahlten, sagt die Mutter „Ich nähe Babystrampler und verkaufe die bei Dawanda!“
    Worauf der Vater sagt, ja, das geht, allerdings werden dann vielleicht nicht alle Raten komplett beglichen…
    Und dann kommt sie: die „Alleinverdiener-Gatekeeping“-Keule. Ich würde ja gerne 50% beitragen, aber Du und die Gesellschaft und … So schlimm ist das dann auch nicht. Ist es auch nicht. Wirklich nicht und zwar dann nicht, wenn der arbeitende Vater für die Konsequenzen geradesteht. Kreditrate wird eng? Wunderbar. Zeit, dass der Vater im Sonnenuntergang spazieren geht. Danach setzt er sich ein Restaurant und trinkt einen Limoncello Spritz. Der Mutter macht noch ein paar Überstunden und schreibt eine Nachricht, wenn der Bonus steht.
    […]
    Wenn das so läuft – wunderbar. Bei uns läuft das so. Wir teilen die Verantwortung und wenn einer von uns weniger als 50% beisteuert, dann sorgt er oder sie dafür, dass es wieder mehr wird. […]
    Ich behaupte mal: So läuft das aber in den aller seltensten Fällen (ich kenne in meinem Umfeld 2 Familien, die sich das wirklich gerecht aufteilen). Es läuft in Realität eher so wie in meiner Vergangenheit. Wenn ich die Kreditraten nicht tilge, tilgt niemand den Kredit (die Kinder waren damals zu jung, um die Verantwortung mitzutragen) und das übte sehr großen Druck aus. Weil ich ohnehin total überlastet war, war ich verspannt – ja!
    Als mein Financial Load so hoch war, dass ich fast darunter zusammengebrochen bin, war ich auch auf dem Höhepunkt meiner Karrierephase. Alles war durchorganisiert, keine Minute ungeplant, kein Projekt umsonst, wo es ging, wurden mehrere Projekte mit einer Klatsche erschlagen. Ich hatte unendliche Prpjekte im Kopf, alles war miteinander verwoben und wehe, da hat mir jemand reingeredet! Ganz klar: ich war unerträglich geworden. Alleinverdiener-Gatekeeping höchstpersönlich.
    Statt sich also lustig zu machen über die achso karrieregeilen Männer, könnten die Frauen doch auch mal merken, dass ihre Männer langsam in die Knie gehen, verhärten, verbittern, nicht mehr lachen, sich verbissen an Details abarbeiten, oder? Vielleicht ist allerspätestens dann der Punkt erreicht, an dem man sich fragen kann: Alleinverdiener-Gatekeeping hin oder her – was ist da eigentlich los? Wie können wir es besser machen? Wie kann ich meine Verantwortung wahrnehmen? […] Wie reißen wir das Ruder rum?

    1. Gar nicht mal so kreativ einen Text zu kopieren und dann die Statistiken nicht zu recherchieren in denen Financial Load geteilt wird.
      Schreib doch einfach: Ich würde mir wünschen, dass auch die finanzielle Verantwortung geteilt wird. Da bin ich nämlich total bei dir. Das ist ja die andere Seite der tradierten Rollenbilder, die ganz sicher für niemanden hilfreich sind.
      Leider lässt sich dann trotzdem nicht wegdiskutieren, dass es strukturelle Benachteiligung von Frauen gibt, die es schwer machen, dass in Euro der selbe Betrag verdient wird.
      Aber ja: Verantwortung teilen gilt auch für das finanzielle.

      1. Nicht kreativ, aber die Kehrseite der Medaille genau beschrieben. Es ist eben eine Frage der Perspektive, ob man in erster Linie bemängelt, dass Väter sich zu Hause zu wenig einbringen (das lesen wir täglich), oder ob man kritisiert, dass so wenige Frauen bereit sind, für ihre Familien finanziell in einem grösseren Umfang die (Mit-) Verantwortung zu übernehmen.

        Wie oft wird vom Mann der gute Lohn erwartet, aber kritisiert, dass er abends immer erst spät nachhause kommt?

        1. „So wenig“. In lediglich 28% der Familien ist der Vater Alleinverdiener. D.h. in 72% der Fälle verdient die Frau auch Geld.
          Geld verdienen ist halt eine Sache. Man hat eben trotzdem noch Kinder und einen gemeinsamen Haushalt. Wenn man vereinbart, dass die Frau nicht arbeiten geht, dann bleibt sie wegen der gemeinsamen Kinder zuhause. Wenn sie dann ihre 40-50 Stunden zuhause gearbeitet hat – dann bleibt immer noch Arbeit übrig. Erklär‘ mir gerne nochmal warum die dann von der Frau, nicht aber von dem Mann verrichtet werden soll.

          1. Während Begriffe wie „Mental Load“ trenden, wird die Financial Load weiter den Vätern aufgebürdet.

            Dass in 72% der Fälle Frau auch Geld verdienen, bedeutet leider nicht, dass Frauen in 72% der Fälle auch einem vergleichbaren beruflichen/finanziellen Druck ausgesetzt sind. Der liegt leider weiterhin überwiegend beim Vater.

            In Prenzlauer Berg stehen wieder 10 Mütter kurz vor dem Burn-Out? Und der Mann unternimmt nichts?
            Im Frankfurter Bankenviertel schaufeln sich gerade wieder 10 Männer ein stressbedingtes früheres Grab, um ein 800k Eigenheim abzuzahlen! Und was machen die Frauen?

            Wir brauchen unbedingt neue Rollenbilder. Aber dies brauchen Mütter, Väter und Kinder gleichermaßen.
            Ich mag diese „Opferrolle“ der Mütter nicht, die immer wieder durchklingt. Die ist fehl am Platz.

            Frauen wünschen sich mehr Hilfe bei Haushalt und Kind?
            Dann hört auf nur zu reden und fangt endlich an konsequent 50% zu den Haushaltseinkommen/Kreditraten etc. beizutragen. Womöglich folgt der Rest automatisch. Und hört auf Männern, Gesellschaft und Staat die Schuld zu geben, dass das nicht ginge.

            Strukturelle Defizite? Welche den Frauen im Weg stehen?
            Bei Vätern lasst Ihr diese Argumente doch auch nicht gelten, wenn die Ihre 2-12 Monate Elternzeit einfordern sollen.
            Hier müssen beide Seiten Hürden überwinden.

            Mein Eindruck:
            Bei vielen Frauen, die dies konsequent umsetzen, ergibt sich der Rest zwangsläufig von allein.
            Mann muss es nur einfordern.
            (Ebenso wie Väter Ihre 2-12 Monate Elternzeit einfordern müssen.)

          2. Ja, Christian, schade. Jetzt kommentierst Du ausgerechnet unter einem Artikel einer Frau, die 50% des Familieneinkommens erwirtschaftet hat (Vergangenheitsform, weil ich in der Zwischenzeit mehr als 3/4 des Familieneinkommens trage). Hat aber gar nichts am Thema geändert.
            Es gibt außerdem genug Studien, die genau das zeigen: Unabhängig von der Berufstätigkeit der Frau liegen die Familien- und Haushaltsaufgaben zum überwiegenden Teil bei ihr.

          3. In Wahrheit liegen wir mit unseren Auffassung sehr nah beieinander.
            Mein Ursprungsbeitrag war sicher etwas spitz formuliert und provokant.
            Es ist wichtig und richtig, das „Mental Load“ und „Mother Gatekeeping“ trenden und ein Umdenken einsetzt.
            Ich wollte nur verdeutlichen, dass dieses Umdenken beim Thema „Financial Load“ genauso nötig ist. Viel zu oft wird die (Haupt-)Verantwortung für die Kredittilgung fürs Eigenheim bereitwillig dem Vater überlassen, selbst wenn die Mutter ebenfalls arbeitet.
            Und viel zu oft klingt es, als könnten die Väter Ihre „Karriereträume ausleben“, während Mütter diese „opfern“.
            Familie ist nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen, sondern auch „Mental Load“. Und Arbeit bedeutet nicht nur Karriereträume auszuleben, sondern auch „Financial Load“.
            Und beides kann möglichst gleichmäßig verteilt werden.

    2. Krass, so formuliert klingt das wie mein Leben.
      Allerdings mit dem wichtigen Unterschied, dass ich mir bewusst bin, dass mein Mann weitaus mehr zum gemeinsamen Leben beträgt als Babystrampler auf Dawanda zu
      verkaufen.
      Nichtsdestotrotz ist der Druck, alleine für alle Finanzen sorgen zu müssen, sehr hoch.

      1. Ist er. Im Artikel steht auch nicht, dass Männer keinen Mental Load haben.
        Diese Herabwürdigung von Menschen, die etwas selbst herstellen und dann auf einer Plattform verkaufen (Dawanda gibt es schon lange nicht mehr), um auch etwas zum Familieneinkommen beizutragen und vielleicht auch eine Art Anerkennung zu bekommen, ist dennoch absolut unnötig.

  9. Na ja, das ist schon ein Ausdruck für ziemlich verwöhnte, verzogene, überbehütete Wohlstands-Kinder, deren Ich-Will-Dass-Alles-Perfekt-Ist-Anspruch der Eltern bereits auf sie übergegangen ist, wenn sie einen Riesen-Ärger machen, weil irgendein Buch im Urlaub nicht dabei ist… (sagt übrigens ein Mann, der zwölf Monate Elternzeit genommen hat; ohne Rahmenbedingungen, die es irgendwie naheliegend machten, sondern um seiner Frau zu ermöglichen, eine wichtige berufliche Phase nicht unterbrechen zu müssen; ach ja: und dessen Kind die 12 Monate überlebt hat).

      1. Nein.

        Und es mag etwas zu böse formuliert sein. Aber im Kern ist es dennoch meine Meinung: Diese übertriebenen Ansprüche, neben dem Beruf noch eine perfekte Bullerbü-Kindheit zu präsentieren (auch nach außen hin) hat sicherlich einen gewissen Anteil am Mental Dingens…

        1. Ja, das sehe ich auch so. Ohne Matschhose geht es dann vielleicht im Regen nicht raus und ohne Buch gibt’s halt eine Alternative. Und wenn die Kinder keine Kleinkinder mehr sind, packen Sie ihre Sachen, zumindest den Unterhaltungskram selbst? Beste Vorbereitung auf die Zukunft, vor allem für Jungs :)
          Ich bin wirklich für faire Aufgabenverteilung, aber dass der Urlaub im Eimer sein soll, Weil nicht an jeden Krimskrams gedacht wurde, da denke ich tatsächlich an Tyrannei!

          1. Die Beispiele sind aus einem Text, auf den ich mich beziehe. Ich kann noch 500 andere Beispiele nennen, in denen jemand, der minimal unterstützt, irgendwas so macht, dass es alle Abläufe stört. Darum geht es.
            Hier wird perfekt mit effizient verwechselt. Aufgrund von Ressourcenknappheit entwickelt einer der Partner ein funktionierendes System, in das der „ich beteilige mich ab und zu“-Partner dann reinfunkt ohne nachfolgend die Konsequenzen/das Chaos auszubaden.
            Kein Wunder also, dass in solchen Fällen nach einer Trennung alles entspannter ist.

          2. Liebe Franziska, ja. Du hast Recht. Ein Familienurlaub ist nicht hinüber, wenn mal was fehlt. Ganz ganz klar.

            Wenn es jedoch per se die Mutter ist, die die Lücken ausgleicht.. es ihre Nerven sind, ihr Urlaub dann langsam den Bach hinunter geht, weil der Geist des Mannes gar nicht soweit reicht irgendwas anders zu machen, dann kann ich jede Mutter verstehen, die sich schützen will. Ihre Nerven, ihren Urlaub.

  10. Bei so viel Einigkeit mal noch ein anderer Gedanke: Denn nicht nur Frauen leiden hier. Womöglich sind Männer sogar die „heimlichen“ wahren Opfer der klassischen Rollenbilder. (Sie klagen nur weniger?) In der Pharmazeutischen Zeitung ist zur geringeren Lebenserwartung von Männern im Vergleich zu Frauen unter anderem zu lesen: „Der Stress und die ungesunde Lebensweise führen zu vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei jungen Männern. Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sterben Männer im Alter zwischen 35 und 65 Jahren fünfmal häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen.“ und weiter „Ein weiterer Grund ist der gesellschaftliche Stress, dem Männer ausgesetzt sind. Sie wollen Karriere machen und müssen sich gegen Rivalen durchsetzen. Zudem kommt noch familiärer Stress hinzu. So verlangen Partnersuche, Partnerkonflikte, die Erziehung der Kinder sowie die Finanzierung der Familie ihre Tribute.“

  11. Ich schreibe gerade meine Masterarbeit über den beruflichen Wiedereinstieg nach der Geburt eines Kindes und habe dazu auch etwas über Maternal Gatekeeping recherchiert.
    Und deshalb denke ich nicht, dass es bei MG darum geht, dass Mütter das Ruder absichtlich an sich reißen, sondern dass sowohl Mütter als auch Väter in die Re-Traditionalisierungsfalle treten:
    Es ist auch das Bedürfnis, in einem Bereich richtig gut zu sein, Erfolge zu haben usw. und das ist ja meist im Beruf so. Wenn dieser wichtige Teil dann erstmal (durch Elternzeit) wegfällt, sucht man/frau sich den ggf. im Haushalt und in der Erziehung.
    (Soweit die supersuper kurze Fassung.)

    Mein Mann und ich haben uns die EZ 50:50 geteilt, also beide gleichzeitig auch gearbeitet. Und ja, ich musste mir anfangs auch manchmal nen Kommentar verkneifen?. Aber ich hab mir dann überlegt, was mir wichtiger ist: dass das Klo genauso geputzt wird, wie ich es spitze finde- und dann hätte ich es ja selbst machen müssen, weil NIEMAND das Klo so toll putzt wie ich?- oder ob ich meine Zeit lieber mit Dingen verbringe, die mir mehr Spaß machen.
    Ich glaube, es hat viel mit „Fünf gerade sein lassen“ und einer inneren Gelassenheit zu tun. Das passt ja im Leben mit Kleinkind sowieso ganz gut als Haltung.?

    1. Wie du oben lesen kannst, bin ich absolut fürs fünfe gerade sein lassen.
      Nur eben dass jede/r für sein/e Konsequenzen gerade stehen muss. Wenn gar keine eintreten (das kann ja auch sein), bestens!
      Im Übrigen ist Klo putzen und langfristig die Verantwortung für ein Lebewesen und dessen Entwicklung übernehmen doch ein bisschen anders gelagert.

      1. Ich dachte, wenn das Beispiel mit den vergessenen matschhosen zählt, könnte der Kloputz ein adäquates weiteres Beispiel zum Thema sein. ;-)
        Finde ich nämlich beides nicht so richtig kindeswohlgefährdend…..
        Habe mich wohl getäuscht :-(

        1. Die Matschhose ist insofern anders, als dass ein durchnässtes Kind krank werden kann. Das wiederum ist v.a. dann blöd, wenn dann der „lockere“ Elternteil nicht gleichzeitig der ist, der sich um das kranke Kind kümmert bzw. Krankentage einreicht.
          Und ganz generell (auch ohne Smiley): Haushalt und Kinder sind zwei unterschiedliche Kategorien.

          1. Das maternal gatekeeping ist doch ein Mythos, der es den Jungs (you know who you are!) ermöglicht, jegliche Verantwortung abzugeben.
            Da sind Männer darunter knapp unter Vorstandsebene, die Tag für Tag Dutzende Untergebene rumscheuchen. Und so ein Mann wäre nicht in der Lage, mit von Autorität triefender Stimme zu seiner Liebsten zu sagen: „Schatz, mit Verlaub, auch ich kann Windeln wechseln. Geh in die Küche, hol dir’n Tee und ich melde mich, wenn das Kind wieder schläft!“
            Natürlich können die das!
            Die haben nur keine Lust, es ist nur viel, viel einfacher, so zu tun, als WOLLE die Frau nicht, dass man „mithilft“. Denn dann kann man sich ohne jedes schlechte Gewissen entspannt auf die Couch legen, während die Frau die Abendschicht schaukelt.

  12. I AM THE 2 PERCENT

    Whohooooo das ich das nochmal sagen darf. Es ist übrigens erstaunlich wie schnell man sich dann auch in Mustern wiederfinden kann, die sonst Männern zugeschrieben werden. Schon allein ist es Gold wert deine Artikel zu lesen damit man schön reflektiert bleibt.

  13. So nachdem ich auf diesen und andere Artikel durch twitter gestoßen bin, möchte ich als Mann einer Schwangeren und Papa eines 2,5 Jähren Sohnes auch etwas schreiben.
    Ich selbst habe Mir zur Geburt unseres ersten Sohnes 2 Monate volle Elternzeit genommen, sowie weitere 6 Monate Teilzeit also auf 75% runter. Ich arbeite ein Stück entfernt bin also jeden Tag, wenn ich zur Arbeit fahre zusätzlich zu den 9 Stunden noch weitere 2 auf der Autobahn. Durch die Teilzeit konnte ich es aber soweit reduzieren, dass ich nur an 2 Tagen zur Firma fahre, also 6 Stunden „Arbeit“ nach gespart. Ich habe immer alles was an Hausarbeit anfällt übernommen, meine Frau hat in den ersten 8 Monate nicht einmal eine Waschmaschine gesehen, geschweige denn ein Fensterleder oder Putzlappen. So konnte Sie sich ganz auf das Kind konzentrieren, natürlich habe ich ihr abends ermöglicht das ich das Kind übernehme und Sie sich mit Ihren Freundinnen treffen kann.
    Ja auch ich bin und mache das auch immer noch nachts um 3 aufgestanden, wenn der Zwerg einen schlechten Traum hat und habe ihn zu Mir genommen ggf. gewickelt und getröstet.
    Nun nach diesen 8 Monaten bin ich wieder Vollzeit arbeiten gegangen, bin also tagtäglich von 7 bis 18 Uhr unterwegs. D.h. meine Abende sehen so aus das ich aus dem Auto falle in die Küche / Esszimmer gehe und dann in der Regel feststelle das meine Frau noch nicht dazugekommen ist für uns, geschweige denn dem Zwerg etwas zu Essen zu machen. Ich stelle mich dann an den Herd und denke mir etwas Schnelles aus, da der kleine Mann ja spätestens um 19 Uhr ins Bett muss (Meine Frau besteht darauf) also gibt es irgendwas einfaches, Kartoffeln mit Möhren oder Nudeln oder Chicken-Nuggets. Meine Frau ist derweil beschäftigt in der Regel mit sich selbst bzw. Ihrem Handy und bekommt nichts mit. Ja, ich weiß also was es heißt zu kochen und einen Zwerg davon abzuhalten sich mit dem Schäler oder der heißen Herdplatte umzubringen. Nein unser Kind beschäftigt sich zumindest, wenn ich zu Hause bin nicht allein auch jetzt noch nicht mit seinen 2,5 Jahren, sondern will immer alles machen was Papa macht am liebsten sogar noch auf Papas Arm.
    Dann wird also gegessen, die Erwachsenen essen dann meist etwas mit, da ich darauf bestehe das wir uns zumindest alle zusammen hinsetzen und ggf. nur so tun als würden wir was essen, damit das Kind nicht alleine isst. Nachdem Essen darf der Junior meist noch ein paar Minuten mit Papa spielen. Dann macht Mama Ihn Bett fertig und bringt ihn meistens auch (4/7 Tagen) ins Bett. Während dessen räume ich die Küche und die restlichen Räume zumindest insoweit wieder auf das man sich bewegen kann ohne sich vorzukommen wie Godzilla in Tokio City (Ihr wisst schon, auf Autos, Duplo / Lego Steine treten usw.) In den letzten Wochen habe ich das meist nicht mal fertigbekommen, denn der Zwerg steht auf einmal in der Tür und verlangt „Papa Bett gehhhn!“ Also vom Aufräumen verschwitzt ins Schlafzimmer irgendwie ein bisschen trocken werden und schnell mit hinlegen. Ok dann noch Buch lesen. Mama wird dann meist rausgeworfen, „Mama runtergehhn“. Ok. Also noch ein bisschen kuscheln bis er dann so ungefähr um kurz nach 8 eingeschlafen ist. Also aufstehen, ggf. weiter aufräumen, da es ja Krach macht, hat meine Frau darauf verzichtet bis er schläft, naja eigentlich bis ich aufstehe und es dann mache.
    Manchmal stell ich mir dann sogar nochmal an den Herd und koche für uns Große noch etwas zu dem was der Zwerg bekommen hat, damit auch ich dann mal etwas richtiges Warmes esse.
    (Ich habe auf der Arbeit keine geregelte Pause noch eine Kantine)
    Dann sitze ich endlich so gegen 21 Uhr auf der Couch und esse etwas, während dessen darf ich mir dann anhören, was alles nicht funktioniert bzw. kaputt ist und was wir demnächst wegen Nummer 2 im Haus umbauen bzw. neu anschaffen müssen. Ich mache mir also Gedanklich wieder einen Zettel mit zusätzlichen Aufträgen die zu erledigen sind. Dann nach dem Essen also so gegen 21:30 Uhr geht meine Frau meist ins Bett während ich noch schaue ob ich irgendetwas auf dem „Todo wenn Zeit ist“ Gedankenzettel erledigen kann, das geht über Rechnungen zahlen, Papierkram machen bis hin zu eben mal die Federung der Couch reparieren und nein ich bin kein Handwerker ich bin Informatiker. D.h. so bis 22 Uhr / 22:30 wusle ich noch so rum. Also Fazit nur die Arbeit für die ich bezahlt werde + für die dinge die für die ganze Familie bzw. die Kinder sind beträgt 15 Stunden pro Tag.
    Ich habe also jeden Tag rund 9 Stunden für mich zur Verfügung diese teilen sich auf rund 1 Stunde morgens auf, also die Zeit vom Aufstehen bis zur Arbeit fahren und die brauche ich eigentlich komplett um mich soweit fertig zu machen das ich vorzeigbar bin. sowie 8 stunden ab ca. 22 Uhr. jetzt habe ich die Wahl geh ich sofort ins Bett und schlafe 8 Stunden im Idealfall, weil ich aber eh’ aufgedreht bin würde ich mich erstmal 2 stunden rumwälzen.
    Also noch 1-2 Stunden TV oder Zocken und dann so um 24 Uhr ins Bett morgens um 6 raus.
    Tja so sieht mein Alltag aus mit einer Ausnahme dienstags und mittwochs abends erlaube ich mir zwischen 19 und 20 Uhr zum Sport zu gehen (ist ein Kurs, sonst würde ich es vermutlich auf 22 uhr-23 Uhr verschieben). Das ersetzt allerdings auch nur das „Kind ins Bett bringen“ der Rest bleibt gleich. Meine Frau geht übrigens auch seit gut einem Jahr wieder Teilzeit arbeiten (8-12) und der Kleine von 7:30 – 14 Uhr in die Kita. Am Wochenende steht der Zwerg natürlich wie auch sonst um 6 auf, wenn meine Frau dann nicht morgens um 8 schon einkaufen oder auf den Spielplatz fährt (beides für maximal 2 Stunden) muss ich spätestens um 7 auch aufstehen und mit dem kleinen spielen, basteln, bauen. Ich mache das gern und ja auch ich muss die Wutanfälle inkl. Tritten und Gehaue aushalten und trotzdem ruhig und liebe voll bleiben. Ihn anschreien bringt doch nix, da bleiben aber ignorieren und abwarten haben sich für mich als Mittel der Wahl herausgestellt, meistens kann ich Ihn dann nach 5-10min mit einem „wollen wir zusammen xyz“ wieder abholen. In seltenen Fällen muss bei uns dann doch auch nochmal der Schnuller für 1-2min her. Dafür blicktötet mich dann meine Frau, und sie ist dann auch danach noch gut 1 Stunde sauer auf Mich und den Zwerg aber gut damit kann ich leben.
    Nun zurück zum Wochenendablauf, wir machen an den Wochenenden immer etwas zusammen, ein Ausflug in den Park / Kindermuseum … wir sind eigentlich immer irgendwohin unterwegs und immer zusammen. Ich bin also, wenn ich nicht schlafe oder arbeite immer für den Zwerg da solange er wach ist. Immer.
    Dann hat meine Frau mich am Wochenende gefragt, wann ich gedenke meine Wäsche zu waschen, ich habe dann den so verwerflichen Spruch gesagt: „Schatz, ich arbeite Vollzeit und abends haben wir den Zwerg, kannst du nicht schauen das du mittags eine Maschine anstellst, wenn du von der Arbeit kommst, ich räum die dann abends auch aus“. Ui da war was los und ich wurde gleich auf Twitter und Co verwiesen, dass meine Frau jawohl auch Vollzeit arbeitet ja quasi rund um die Uhr und ohne Pause und ich könnte mich ja wohl am Haushalt beteiligen.
    Entschuldigt liebe Mamas, es gibt auch Väter, Väter die sich genauso für Ihre Kinder aufopfern wie Mütter.
    Übrigens die letzte Konsequenz aus unserem Streit ist, dass ich nun auch die Wäsche mache und zwar am Wochenende und das ganz einfach mit Kind er hilft sogar prima beim ein und ausräumen.
    Warum das bei Mama nicht im Ansatz möglich ist, erschließt sich mir nicht.
    Tja warum schreib ich das den wohl so alles, weil ich mich durch solche Artikel wie diesen und den „Vollzeit-Artikel“ sowie einige Kommentare „zerschlagt Superdaddy Tassen“ echt ja ich sag es so, angegriffen fühle.
    Es gibt eben auch Vollzeit Daddys die alles für Ihre Kinder machen und es gibt Teilzeit Mamis denen das trotzdem nicht reicht. Meine Frau hört auf dem Spielplatz immer wie brav und lieb doch unser Sohn ist und dass Sie doch alles richtiggemacht hat. Ich als Vater habe in unserer Gesellschaft bisher nur eine Anerkennung bekommen und zwar dafür einen Sohn gezeugt zu haben. Das auch ich meinem Sohn beibringen muss das nun Mal abends nicht noch 4 Bücher gelesen werden, sondern nur 1 und das die Anzahl an verfügbaren Keksen und Süßigkeiten durchaus begrenzt ist und zur Abend-Routine nun Mal leider auch Zähneputzen gehört, das sieht Niemand.
    Ich habe in 2,5 Jahren noch nie gehört das eine Mama mit Kind und ohne Papa angesprochen wurde wo den der Papa sei. Ich als Papa wurde mit dem Kinderwagen fast jedes Mal angesprochen ob ich alleine wäre und wo denn die Mutter sei, einige Blicke von Frauen um die 50 waren schon so, als ob sie gleich mal sicherheitshalber die Polizei anrufen, ob da nicht jemand ein Kind entführt hat.
    Ach und wie sehr habe ich das hineinrufen in die Damen Toilette geliebt:
    „Hallo liebe Damen, hier ist ein Papa mit einem stinke Kind, aber auf der Herrentoilette ist keine Wickelablage, darf ich kurz rein und Ihre benutzen?“ Meistens wurde ich dann aber nur angemeckert, dass es ja nicht Ihr Problem sei. Also Kind auf dem Waschbecken oder dem Toilettensitz gewickelt.
    An der Stelle geht mal ein Dank an alle Geschäfte raus die eine „Genderfreie“ Wickelzone / Ablage anbieten, Danke!
    Mittlerweile vermisse ich die Zeit in der ich noch Teilzeit gearbeitet habe, man verpasst als Mann mehr als die Mütter es so denken. Als akutes Beispiel, letzten Montag, Zwerg spielt morgens mit dem Papa, Papa musste dabei unbedingt ein spezielles Auto nutzen. Am Abend wollten wir wieder spielen, ich nahm mir also das Auto welches ich morgens unbedingt nutzen musste, plötzlich schrie mich meine Frau an, bis du bescheuert, das Auto hat er für seinen Freund da geparkt das darf nur der anfassen und ja 3sek später steht ein weinender und wütender Zwerg neben mir. Ich weiß nicht ob er tatsächlich geweint hat, weil ich das Auto genommen habe oder, weil Mama so laut geschrien hat. Ich habe ihn zu mir auf den Arm genommen und mich entschuldigt, und ihn gedrückt, da wurde er mir aus dem Arm genommen mit dem Kommentar, „Das hätte Papa aber wissen müssen, ne ?!“
    Sorry aber WOHER? Als ich ging war es noch „Papa das Auto nehmen“, als ich kam war es „Bloß nicht“.
    Mir wird am Wochenende berichtet das er ja schon lange dies das und jenes alleine macht, und ich dämlicher Trottel das ja gar nicht für Ihn hätte machen sollen, auch wenn es am Wochenende vorher noch zwingend zu meinen Aufgaben zählte, ihm Bsp. zu helfen die Schuhe anzuziehen und wenn ich gesagt habe „Versuch doch mal alleine“ wurde ich angeraunzt das das jawohl super klar ist das er das noch nicht alleine kann.
    Dann lese ich hier das es die Mamas nervt, wenn der Papa die Erziehung nicht mitmacht, weil sie ja „zu locker“ sind. Meine Frau nervt es bestimmt auch, dass ich ständig alles falsch mache. Aber hey wisst Ihr, mich nervt es auch. Und wisst ihr wo das ganze hinführt? Richtig ich traue mich abends schon gar nicht mehr selbstständig etwas zu entscheiden, da es ja sowieso falsch ist, sondern Frage immer meine Frau was den aktuell der Plan ist.
    Dann bekomme ich als Antwort: „Ich bin NICHT alleinerziehend“. Gut dann entscheide ich halt doch selber und lebe im Zweifel damit das meine Frau Mich blicktötet und in unserer „Abendfazit und Todo Besprechung“ meine Verfehlungen einen 20-Minütigen Auftritt inkl. Morgen bereits wieder hinfälligen Belehrungen erhalten.
    Und auch damit lebe ich, bin ich glücklich?
    Manchmal.
    Was würde ich Mir von Mamas wünschen deren Mann Vollzeit arbeitet?
    Verständnis dafür, dass man nun Mal auch gearbeitet hat und statt mitzubekommen, dass der Nachwuchs nun schon ein 24teilges Puzzle macht und sich schon alleine die Schuhe zugebunden hat, sich 9 Stunden mit erwachsenen Menschen herumgeschlagen hat die einem grundsätzlich nur das Leben schwer machen wollen und dann noch 1 Stunde im Survival Horror Ruhrpott Feierabend-Verkehr um sein Leben gebangt hat.
    Und ja natürlich vielleicht möchte ich auch einfach das Mal jemand zu Mir als Mann sagt, dass es man es toll findet wie sehr ich mich auch trotz Arbeit um mein Kind kümmere.
    Es tut Mir leid das viele Frauen offensichtlich einen Mann haben der nur arbeitet und dann offensichtlich den Rest des Tages / Woche für sich Frei hat und die Mamas alle „quasi Alleinerziehend“ sind.
    Es gibt ja vielleicht Doch auch Väter die Ihre Rolle als Erziehungsberechtigter und Teilhaber eines Haushalts an und auch wahrnehmen. Und lasst doch zumindest diesen die „Superdaddy Tassen ?“
    Falls sich jemand fragt wie ich denn dazukomme so einen elend Langen Kommentar zu verfassen, ich schreibe diese in meinen Mittagspausen (schon seit Montag eigentlich als Kommentar auf einen vorherigen Artikel). Für alle die es bis hier geschafft haben vielen Danke fürs lesen.

    1. Es tut mir leid, wenn du nicht die nötige Anerkennung für deine Arbeit bekommst. Da sitzt du anscheinend mit vielen Frauen in einem Boot und erlebst dass die Gesellschaft Care-Arbeit nicht ausreichend wertschätzt. Das ist traurig. Unabhängig vom Geschlecht.
      Niemand will dir übrigens deine Superdaddy-Tasse wegnehmen.
      Ich persönlich komme ohne Supermommy-Tasse aus, aber wem sowas Spaß macht: Bitte!

    2. Ganz ehrlich, deine Frau klingt nicht so, als würde sie deine Leistung schätzen. Ich würde mich trennen. War bei meinem Freund und seiner Ex genauso. Ich weiß sehr zu schätzen, was er alles leistet und umgekehrt genauso. So sollte es doch in einer Familie und Beziehung sein finde ich…

  14. Danke für den Text.
    Jaaa, ich stimme Dir zu 100 % zu. Väter könn(t)en auch mal ihren Hintern selber hochbekommen, selber an alles denken, selber Konsequenzen (er-)tragen.
    Aber :).
    Bei uns ist es leider so, ich verdiene sehr viel besser als mein Mann, arbeite aber locker 60-80 Stunden weniger pro Monat. Und hab dadurch blöderweise dann halt doch alles an der Backe (Haushalt, Kinder, Mental Load fast alles). Einfach durch blöde Gehaltsverteilungen, keine andere Möglichkeit, die Steuerklassen zu tauschen, und einen erheblichen Einbruch, wenn ich a) weniger arbeiten würde und mehr Zeit (auch für mich) hätte oder b) der Vater halt weniger arbeitet, um alles gerecht aufzuteilen. Stehe mitten im Burnout. Aber für uns gibt es keinen Ausweg. Die Kinder sind glücklicherweise alle älter als 12 und werden in ein paar Jahren hoffentlich ausziehen :). Bis dahin wüsste ich nicht, wie ich (ohne Gehaltseinbußen) weniger arbeiten könnte (würde ich gerne, so 5 Std./Woche) oder mein Mann weniger arbeiten könnte, ohne dass sein Gehalt halt kaum noch als Ergänzung reicht (wir haben 3 Kids, und haben mit Kindergeld 3400 € im Monat für alles zur Verfügung). Davon gehen 1000 € mindestens in unsere Grundverbindlichkeiten. 500 € ans Finanzamt (schlechte Beratung führt zu sowas). 1900 € also für ALLES andere. Ja, wir leben relativ normal, aber halt auch als Eltern am Limit (mental, physisch, zeitlich). Würden wir weniger haben, müssten wir uns stark einschränken (hatten wir bis vor ein paar Jahren unfreiwillig, und es waren sehr unschöne Zeiten). Urlaube oder Ähnliches sind jetzt schon nur bei der Familie möglich.
    Dass frau es sich leisten kann, den Vater in der Verantwortung zu lassen und ihr eigenes Ding (Arbeit, Freizeit, Self-Care, wasauchimmer) zu machen, ist halt nicht immer eine Verteilung der Verantwortlichkeiten (ok, wär bei uns sowieso ungerecht, davon abgesehen), aber manchmal auch ein Privileg. Egal, wer von beiden Hauptverdiener/in ist, wenn das Geld insgesamt ein Problem ist, und Zeit dadurch vielleicht auch, dann ist es einfach manchmal nicht möglich, das durchzuziehen. Schade (ein Problem unserer Gesellschaft, Steuerklassen blablabla), aber so ist es halt.
    Finde das Thema trotzdem wichtig und stehe dahinter, auch wenn es in meinem Leben nicht geht :).

  15. Danke!
    Du hast es so toll in Worte gefasst. Ich habe mir schon eine Weile das Hirn verknotet, weil ich das, was Du geschrieben hast, auch fühlte, aber nicht in Worte fassen konnte.
    Gleichzeitig leuchtet dieser Artikel für mich ein schmerzendes Licht auf meine vergangene Beziehung zum KV. Für den ich zu depressiv, zu gereizt, zu erschöpft war, zu wenig „fun“, als er mich mit ALLEM allein gelassen hat und dann noch konterte, er habe doch aber heute auch schon x, y und z erledigt. Dass ich das innerhalb von 30 Minuten schaffen musste, wofür er sich den ganzen Tag Zeit lassen konnte, weil ich sonst zu gar nix gekommen wäre, sah er nicht. Und trotz einem zuvor geführten Gespräch über Mental Load (danke, dabei haben Deine Artikel mir wirklich sehr geholfen, auch um für mich selber besser einstehen zu können) dann noch um die Ohren gehauen zu bekommen, ich hätte ihn doch an die Aufgabe erinnern können, die er mir abzunehmen versprochen hatte…ich wundere mich nicht, dass das in die Brüche ging, weil ich unendlich überfordert und frustriert war. Nicht nur, weil ich den Haushalt quasi alleine schmiss, mich um sämtliche Termine und Einkäufe allein kümmerte, die Admin-Aufgaben alleine bewältigen musste und „nebenbei“ ein Vollzeitstudium rockte. Sondern weil er mir immer auch Mehrarbeit gemacht hat.

    Er will theoretisch auch alles gleich verteilen. Aber er kapiert es einfach nicht, er sieht es nicht, dass ich mich kaputt mache, wenn ich jetzt auch noch nebenbei arbeiten gehe, um wenigstens einen Teil der Miete bezahlen zu können. Wenn wir bei seinen Eltern sind, sehe ich aber: ja, ergibt Sinn. Mama macht alles. Papa kommt heim, hat ein warmes Essen auf dem Tisch und fühlt sich beim Glühbirnen-Austausch als der große Macher. Mama putzt, Mama kocht, Mama organisiert und der Sohnemann als kleiner Prinz wird verhätschelt und geknuddelt, wenn er Scheiße gebaut hat, weil er dann ja nur seinen Blick aufsetzen muss.

    Ich finde es schwer, aus dem Gatekeeping herauszukommen. Ich bin da ja nicht umsonst stecken geblieben. Das ist so gekommen, weil hier sonst gar nichts mehr ginge. Und die Wohnung ist schon in einem schlechten Zustand. Wenn wir das versuchen zu teilen, weiß ich doch schon genau, was heraus kommt: ich mache meine Hälfte und er macht nichts, weil er es ignorieren kann. Das sage ich nicht, weil ich eine solch schlechte Meinung habe, sondern weil es genau so schon 2, 3, 4 Mal kam.
    Aber die Böse bin dann ich, weil ich von außen die Keule bekomme, sei es vom Kindergarten, von meinen Eltern, von Behörden, was auch immer.

    1. Ich finde lustig, dass du sowohl überlesen hast, dass ich mich selbst als Gatekeeperin bezeichnet habe als auch, dass ich jetzt einen Partner habe, der sich ausreichend beteiligt.

  16. Wir hatten Glück im Unglück – durch Arbeitslosigkeit waren der Mann und ich fast 7 Monate zusammen für’s Baby zuständig (jetzt arbeitet er voll, ich bin daheim). Muss mir keinen “Partypapa“ antun und kann mich drauf verlassen, dass er weiß “wie das Baby funktioniert“.

  17. Ich frage mich ja immer wie andere Männer auf die Idee kommen im Haushalt nichts machen zu müssen.
    Wir gehen beide annähernd voll arbeiten & teilen uns Haushalt und Kinder.
    Ich geh auch einfach mal fest davon aus, dass Partnerschaft unter Anderem genau das bedeutet.

    1. Natürlich – und damit dem 2. Elternteil im System Familie jede Mitverantwortung absprechen. Kann man machen. Ist aber nicht sonderlich konstruktiv.

    2. Und die armen, armen Väter, die GAR NICHTS tun können, sondern einfach so der übergriffigen Mutter unterworfen sind.

      Mein Herz blutet.

      ..
      *Irony off

  18. Verdammt, genau so isses.
    Danke für deine Texte! Ich bin nach dem Lesen immer gleichermaßen beunruhigt-verärgert und erleichtert, weil ich mich vor allem so absolut verstanden fühle und dieses Empfinden in Worte gefasst sehe, die mir selbst so oft fehlen.
    Und dank dir bin ich inzwischen aus einer meiner Fallen selbst heraus getappt: statt mich klein zu machen und mich ja so geehrt fühlen zu müssen, dass ich „nur“ Teilzeit arbeiten darf und brauche, bin ich dazu übergegangen zu sagen „Ich ermögliche meinem Partner, dass er Vollzeit arbeiten kann!“
    Pure Erleichterung, auch wenn der restliche Weg noch lang ist…

  19. Ein sehr schöner Artikel.
    „Als mein Mental Load so hoch war, dass ich fast darunter zusammengebrochen bin, war ich auch auf dem Höhepunkt meiner Effizienzphase“ Daran musste ich letztens auch in einem leicht anderen Zusammenhang denken: wenn die Kinder im Haushalt „helfen“. Wir versuchen die Kinder im Haushalt einzubinden, aber (noch) ohne feste Pflichten. Aktuell sind sie dabei noch keine wirkliche Hilfe, es dauert länger, man muss ständig aufpassen, dass der lange Staubsaugergriff nicht alle umhaut oder triefend nass das Laminat gewischt wird… Selbst hätten wir Erwachsenen es in kürzerer Zeit deutlich sauberer hinbekommen. Trotzdem halte ich es für wichtig, die Kinder einzubinden und übe mich in Geduld – Geduld, die ich aber wahrscheinlich nur habe, weil es bei uns zu Hause gut geteilt ist und ich eben nicht ständig überlastet bin. Ansonsten führt es wahrscheinlich zu den in vielen Familien üblichen samstäglichen „Papa geht mit den Kindern auf den Spielplatz, damit Mama putzen kann“-Ausflügen.

  20. Inzwischen läuft es bei uns auch so. Wenn bei Nachfrage „Wickeltasche gepackt?“ ein „OK“ erschallt kontrolliere ich nicht nach. Und fehlt doch das Fläschchen, muss der OK-Sager halt ein friesisches Örtchen im Eiltempo nach einem Supermarkt absuchen. Lernen durch Schmerz.

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