Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre

Wie Journelle geht es mir auch oft:

Meine Entgeisterung fand ihren Höhepunkt als ich neulich passend die Folge „Spying or Parenting – Do We Need to Respect Our Kids‘ Digital Privacy?“ des Podcasts Their own Devices gehört habe. Darin unterhalten sich  vier US-amerikanische Eltern darüber, dass sie natürlich die Passworte ihrer Kinder zu allen Social-Media-Accounts haben; es sei ihnen sonst viel zu unsicher mit diesem Internet. Ich war entsetzt. Vor allem über die Einigkeit der vier Erwachsenen. Selbstredend haben Kinder kein Recht auf Privatsphäre! Es sei gar elterliche Pflicht, alles zu überwachen, was die Kinder online machen.

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[Anzeige] Let’s talk – Jugendliche kommen selbst zu Wort – Julia

Zusammen mit SCHAU HIN! Let’s talk S03E03 mit Julia

Im Zentrum meiner Serie Let’s talk stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, wurde es in der Folgerunde konkreter und Eltern berichteten mir von ihrem Familienalltag mit digitalen Medien. Jetzt kommen Jugendliche selbst zu Wort.

Symbolbild – Zuhause wird am Computer der Eltern gearbeitet

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Slim-Baggy-Fit

Mit den Modeerscheinungen der Moderne umgehen lernen. Eine weitere Aufgabe für friedliebende Eltern.

Eltern zu haben, ist nicht immer leicht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung und natürlich ist mein Elternsein oft von dem Wunsch getrieben nicht so wie die eigenen Eltern zu sein. Doch tatsächlich reift mit dem Elternsein auch das Verständnis für die Nöte der eigenen Eltern.

Zum Beispiel in Sachen Modeerscheinungen. Ich wollte als 13jährige unbedingt eine dieser türkisfarbenen Bomberjacken mit drei Meter Fellkragen, die so kurz waren, dass der Nierenbereich völlig unbedeckt blieb. Weil meine Eltern sie mir nicht gekauft haben, habe ich mir mühsam das Geld mittels Baumarktinventuren (Sägeblätter zählen! Schrauben wiegen!) verdient. Als ich sie mir endlich leisten konnte und voller Stolz meinen Eltern vorführte, verdrehten sie nur die Augen. Zu recht, wie ich heute weiß.

Unsere Kinder sind was die Auswahl ihrer Kleidungsstücke angeht schon immer sehr unterschiedlich gewesen. Das mittlere sieht meistens aus wie eine gepimpte Version von Enie van de Meiklokjes. Sobald es den Kopf schütteln konnte, protestierte es bei der elterlichen Kleidungswahl und robbte selbst zum Kleidungsschrank, um auf die richtigen Stücke zu zeigen. Manchmal kann man das Kind gar nicht richtig sehen, weil die Farbkombinationen optische Täuschungen auslösen und es einfach verschwindet – eine Tarntechnik, die sich der Predator ebenfalls zu nutze macht.

Das älteste Kind hat eigentlich nie Vorlieben zu seinen Kleidungsstücken geäußert. Ginge es nach ihm, so wäre ohnehin ein Wendeoverall völlig ausreichend. Wozu überhaupt Kleidung wechseln? Irgendwann kam der Tag an dem sich alles änderte.  Das Kind kam und trug eine dieser Hosen. 

Ich glaube, es war Max Goldt, der sich schon mal Gedanken zum Thema Hosenmode gemacht hat. In einem seiner Bücher stellt er zur Diskussion, ob Drogenabhängige an Bahnhöfen diese überaus engen Röhrenjeans tragen, weil sie drogeninduziert unter einer Fehlwahrnehmung ihres eigenen Körpers leiden oder aber, ob sie erst versehentlich eine dieser super engen Jeans angezogen haben und die Schmerzen beim Tragen nur durch die Einnahme von Drogen kompensieren können. Das war in den frühen 90ern.

In der Zwischenzeit ist eine ganz andere Hosenmode angesagt. Erst trugen die Jugendlichen diese übergroßen Jeans, die „baggy“ getragen wurden. Über die Jahre rutschte die Beinkleidung immer weiter Richtung Knie und dann kam die absurde Wende. Es paarten sich die Karottenhosen der 80er mit dem Baggylook der 90er und heraus kam (wer das Fachwort parat hat, möge mir helfen) diese Hosen, die oben eigentlich breit sind, jedoch fast unter dem Po getragen werden und diesen total flach drücken um dann karottenförmig zum Knöchel hin immer enger zu werden. Wer diese Hosen nicht kennt, dem sei gesagt, man kann mit ihnen unmöglich normal laufen. Auch spontanes Hinsetzen bereitet einiges an Geschick. Möchte man die Taschen tatsächlich benutzen, um etwas darin aufzubewahren, ist dies nur möglich, wenn man Arme wie ein Orang-Utan hat.

Nun. Da steht das Kind also in einer dieser Hosen und die Würde und der gegenseitige Respekt verlangen es, dass man nicht hysterisch lacht. Eine große Aufgabe. Zumindest distanzieren sich diese Hosen vom ursprünglichen Baggylook, der in den amerikanischen Gefängnissen entstanden soll, weil man den Häftlingen schlicht die Gürtel weggenommen hat, damit sie damit keinen Unfug treiben können. Wenn man also eine so alberne Hose trägt, die zwar baggy aussieht gleichzeitig einen hohen Bund hat, der den Popo wieder warm hält, bekennt man sich zumindest nicht auch noch zu einer fragwürdigen Peergroup. Bestimmt würde das Kind sich freuen, wenn ich ihm einen Vortrag über die Entstehung des Saggings halten würde, ja oder?