Schlagwort: mann
Rosige Zukunftsaussichten
Manchmal habe ich böszungige Gedanken und das obwohl ich mich vordergründig sogar als glücklich und ausgeglichen bezeichnen würde. Z.B. saß ich gestern an einem großen gedeckten Tisch mit Freunden. Die Kinder hampelten unter dem Tisch herum und wir stopften und rund zwei Stunden Steak um Steak rein. Während ich also freudestrahlend in die Runde blickte, kam mir plötzlich in den Sinn, wann wir uns alle wieder scheiden lassen. Nicht dass wir im Moment verheiratet wären. Aber nach der schlagartigen Vermehrung im letzten Jahr folgt konsequenterweise das amtlich anerkannte Jawort.
Bei so was reicht es meistens, dass ein Paar den erste Schritt wagt. Ist diese Schwelle erst mal überschritten, so greift das Heiraten wie eine ansteckende Krankheit um sich.
Im Moment grillt man ja gemeinsam. Vater, Mutter, Kind. Ich schätze, wenn wir um die 40 sind, dann isst man wieder nur Salat, weil die Kerle mit irgendwelchen Tussis rummachen, die ihnen versichern schon zwanzig zu sein. Dann sitzen wir Frauen da, bestimmt alle mit dem 2. Kind im Vorschulalter, mümmeln Salat und lästern über die Typen. Dabei haben wir alles gegeben. Unsere Karriere, unsere Jugend, sogar den Humor und die Lebensfreude.
Dann verbringt man zehn neurotische Jahre mit den Kindern, bis die einen ebenfalls genervt verlassen. Am Ende bleibt dann nur noch das Haustier. Wenigstens gelingt da den wenigsten die Flucht.
Mama, ich kann nicht schlafen II
X-Men, die wichtigsten Aspekte
Highlights:
– Logans Hintern in Lederhose auf dem Weg zum Flugzeug, kurz bevor die Stahltür sich schließt.
– Logans Rückenansicht beim Fastpimpern der wiederauferstandenen Jean Grey.
Enttäuschend: Die Szene in der Logans Klamotten sich vom Körper abpellen. Leider bleibt ausgerechnet im Lendenbereich der Stoff immun gegen die zerstörerischen Kräfte von Dark Phoenix.
Interessant:
– Blau macht schlank. Als Ex-Mystique beim Verhör ins Bild kommt, flüstert es mich von rechts und links an: Boah! Die sieht ja mal fett aus.
– Wenn man eine Hängebrücke abreißt und sie auf eine Insel schmeißt, geht das Licht aus.
Ich freue mich auf den 4. Teil!
Verhütungsmittel Schnupftabak
Ich war bis vor einigen Jahren der festen Überzeugung, dass Schnupftabak in unseren Breitengraden bei den unter Achtzigjährigen ausgestorben sei.
Durch das Fernsehen hatte ich von dem Phänomen überhaupt erst erfahren. Leider wurde ich eines besseren belehrt. Als ich Ende der neunziger mit dem Chatten begann, hatten sich mir gewisse Tücken der Onlinekommunikation noch nicht ganz erschlossen.
Man chattete einfach nächtelang und ohne Enthusiasmusverlust mit allen möglichen Menschen. Man schrieb sich die Finger wund und machte sich die Mühe sich schriftlich die gegenseitigen Standpunkte zum Thema Descartes und der Leib-Seele Dualismus in der künstlichen Intelligenzforschung darzulegen.
Wenn man dann erstmal ein halbes Jahr das Wirtschaftswachstum der Telekom mit 650 DM im Monat unterstützt hatte, war man zu einem ersten Telefonat bereit. Leider schieden hier bereits die ersten 80% aus. Aus dem eloquenten und wortspritzigen Jüngling wurde schnell eine lahme Ente. Für die verbleibenden Prozente investierte man erneut Monate bevor man sich traf. Sicherheitshalber schickte man sich in der Anbandelungsphase Briefe mit Fotos.
Eigentlich wollte ich nie jemanden kennen lernen. Doch nach einem Jahr chatten, drei Monaten telefonieren und einem ganz bezauberndem Foto ließ ich mich erweichen und war zu einem Treffen bereit.
Wir trafen uns zu einem Spaziergang weit ab jeglicher Zivilisation. Eine tolle Idee, wie mir erst beim fertigmachen einfiel.
Handys waren zu dieser Zeit alles andere als verbreitet. Nicht weit verbreitet, also rein quantitativ, mit weitaus längerer Tradition gab es jedoch die Psychopathen und Mörder.
Eilig kritzelte ich deswegen meinen damaligen Mitbewohnern auf einen Zettel in der Küche: Heute ist der 23. Mai 1998, ich treffe mich mit einem Kerl, der vorgibt L. zu heißen. Im Internet nennt er sich Discours Wenn ich nicht in spätestens 24 Stunden zurück bin, sucht nach meinem Kopf. Er ist vermutlich in einem Waldstück nahe der Oder vergraben. Danke und liebe Grüße Nuf
Auf dem Weg zum Treffpunkt wurde ich immer nervöser. Was wenn L. gar nicht der war, der er vorgab zu sein? Was wenn er ein pickeliger, zahnfauliger Gnom war, der sich die Worte nur von einem mir unbekannten Dritten hatte einflüstern lassen?
Doch als ich um die Ecke bog und ihn sah, fielen schlagartig alle Zweifel von mir ab. L. sah aus, wie auf dem Foto und rief mir in der gewohnt freundlichen Art ein „Hallo!“ entgegen.
Wir kamen gleich ins Gespräch und die erste halbe Stunde war ganz bezaubernd. Dann blieb L. stehen, kramte in seiner Tasche, zog eine kleine Dose heraus und schüttete sich etwas braunes auf die Fingerspitze. Ich war entsetzt. Es war Schnupftabak.
Den Rest des Weges versuchte ich mich von Wahnvorstellungen zu befreien. Immer wieder kamen mir Bilder von braunbeschnäutzen Taschentüchern in den Sinn. Vor meinem geistigen Auge sah ich seine schnupftabak- und schleimverklebten Nebenhöhlen.
Ich musste mir vorstellen, wie ein weißes Kopfkissen wohl aussähe, wenn er sich nasetriefend darauf wälzte. Den Rest gab mir die Vision, wie es wohl wäre, wenn er mich versehentlich annieste.
So blieb mir lediglich für mich festzuhalten, dass ich ein schrecklich oberflächlicher Mensch bin und dann unter einem fadenscheinigen Vorwand das Weite zu suchen.
Mann L., es hätte ja alles so wunderwunderschön sein können mit uns beiden!