Mit Kindern leben – Mobilität

Ich wünsche mir ja schon lange eine autofreie Innenstadt. Als ich neulich in Friesland war, ist mir wieder klar geworden, dass es gerade für Kinder total schön ist, gefahrenlos mit dem Fahrrad fahren zu können. Wären die ganzen LKWs und fahrradblinden Autofahrer in Berlin nicht, würde ich auch alles im Umkreis von 10 km mit dem Rad machen. Darüber und auch über längere Reisen im Zug sprechen Caspar und ich in der aktuellen Folge „Mit Kindern Leben“: Mobilität:

Als Urlaub noch einfach war

Wer eines der Bücher gewinnen möchte, hinterlässt bis zum 25.08.2013 einen Kommentar und schreibt dazu in welchem Urlaubsstadium sie oder er sich befindet (beginnend von „Geh mir weg mit Urlaub“ bis „unter 7 Sterne Hotel geht gar nichts mehr“) und welches Buch sie/er gerne hätte oder vermerkt „egal“, falls jedes Buch eine Freude bereiten würde. Die Gewinner werden ausgelost.

Als Studentin habe ich mich hauptsächlich von Dosenmais ernährt. Das hat viele Vorteile. Das Einkaufen geht schnell und auf Reisen ist man sehr flexibel was die Sicherstellung der gewohnten Nahrungsquelle angeht.

Für Dosenmais sprachen damals zwei Gründe. Erstens ist Dosenmais billig und zweitens mochte ich fast nichts anderes. Ich weiß nicht, ob es eine Steigerungsform für das Wort „picky“ gibt – jedenfalls sagten mir zu diesem Zeitpunkt fast keine Lebensmittel geschmacklich zu. Obst pauschal nicht, Gemüse eigentlich auch nicht, für Fleisch und Wurst hatte ich kein Geld und eine richtige Küche, um mir Nudeln oder Reis zu kochen, hatte ich nicht.

Blieb also Dosenmais. Jedenfalls – um auf das Reisen zurück zu kommen – Dosenmais gibt es in den meisten Ländern und so machte mich Mais, was das Reisen angeht, sehr flexibel. Ich arbeitete also die erste Hälfte der Semsterferien und die zweite Hälfte kaufte ich mir ein Interrailticket.*

Das Reisegepäck war leicht. Eine Isomatte, einen Schlafsack und ein Paar Klamotten. Das Zelt ließ ich meine Reisebegleiter tragen. (Immerhin trage ich im Alltag meine Handtasche selbst!) Kocher, Geschirr und anderen unnötigen Ballast konnte man sich sparen. Ein Dosenöffner und ein kleiner Löffel genügten.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mir auf Reisen jemals etwas gefehlt hat. Ich hab auf der Isomatte gut geschlafen. Es war trocken im Zelt und drei T-Shirts waren ausreichend für eine Woche. Für die Abende hatte ich drei englische Bücher dabei und wenn ich sie ausgelesen hatte, habe ich sie mit anderen Reisenden getauscht.

Das Leben war so einfach. Dann kamen die Kinder und wir waren der Meinung, dass Campen immer noch eine wunderbare Idee ist. Allerdings musste aufgrund der Gepäckmengen ein Auto gekauft werden. Ein großes hässliches, in das drei Kindersitze rein passten. Und obwohl wir die Fußräume bis unter das Kinn ausgenutzt hatten, genügte der Stauraum nie. Ich weiß nicht woher dieser ganze Krempel kommt – aber jedes einzelne Stück ist für das Überleben notwendig. Ein Sonnensegel, ein Tisch, natürlich wollten wir auf richtigen Stühlen sitzen, Kochgeschirr, ein Herd mit zwei Flammen, Sandspielzeug, aufblasbare Isomatten, Taschenlampen, eine Spülschüssel, Handbesen, Kopfkissen… Beim nächsten Urlaub ging es schon ohne Dachkoffer nicht mehr.

Der Urlaub selbst eine Qual. Die Kinder mit dem Sonnenlicht wach – also täglich von 5 bis 22.30 Uhr. Der Rücken schmerzt. Überall und immer Sand und Ameisen.

Die nächste Stufe war dann der Urlaub in Ferienwohnungen. Weniger Gepäck, bessere Betten – aber immer noch Alltag. Einkaufen, kochen, spülen, aufräumen, schlimmstenfalls sogar putzen.

Ich glaube, nächstes Jahr versuche ich es mal mit durchorganisierten Pauschalreisen inkl. 24stündigem Kinderanimationsprogramm und Vollpension. Es ist ein bisschen schockierend, sich das zu wünschen – aber hey, ich bin bald 40 und da wünsche ich mir v.a. eines: RUHE! und bestenfalls ein Paar Tage schlimme Langeweile. Und ich wünsche mir sehr, die Zeit zu finden ein Paar Bücher zu lesen und damit Eure Reisen, verehrte Leserinnen und Leser, nicht buchlos sind, verlose ich fünf meiner Lieblingsbücher.

  • Was ich liebte von Siri Hustvedt
  • Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone von Mark Haddon
  • Middlesex von Jeffrey Eugenides
  • Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich von David Foster Wallace
  • Alles ist erleuchtet von Jonathan Safran Foer

Die Bücher sind freundlicherweise von Holidaycheck zur Verfügung gestellt. Wer eines gewinnen möchte, hinterlässt bis zum 25.08.2013 einen Kommentar und schreibt dazu in welchem Urlaubsstadium sie oder er sich befindet (beginnend von „Geh mir weg mit Urlaub“ bis „unter 7 Sterne Hotel geht gar nichts mehr“) und welches Buch sie/er gerne hätte oder vermerkt „egal“, falls jedes Buch eine Freude bereiten würde. Die Gewinner werden ausgelost.
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*Früher liebe Kinder, konnte man mit einem einzigen Ticket drei Monate durch ganz Europa reisen.

 

Zugreise ohne Kind

Ruheabteile sind das schlimmste, der wo es geben tut auf der Welt.

Vergangene Woche bin ich das erste Mal seit Geburt meiner Kinder wieder alleine Zug gefahren. Es war grauenhaft. Ich mache das nie mehr. Ich habe in der kinderlosen Welt nicht mehr zu suchen. Auch wenn in meinem Zeugnis der ersten Klasse steht, ich sei schwatzhaft, so bin ich tatsächlich ein eher zurückhaltender Mensch. Nicht dass jemand denkt, dass ich andauernd plappern muss. Im Gegenteil. Aber das?

Die beiden Businessroboter, die das Abteil mit mir geteilt haben, waren absolut geräuschlos. Sie redeten nicht. Sie bewegten sich nicht. Ich habe sie lange angestarrt, ich glaube, sie haben nicht mal geatmet. Erst wollte ich ein Buch lesen, aber das Umblättern der Seiten war ungefähr so laut als wenn jemand während einer Gehirn-OP jodeln würde. Ich legte das Buch also weg und versuchte ganz, ganz leise zu sein. Allerdings klang das Aufeinandertreffen meiner Wimpern beim Blinzeln schon wie das Geräusch, das man kennt, wenn Müllautos die Mülltonnen nachrütteln um sie vollständig zu leeren. Nach drei Stunden knurrte mein Magen so laut, dass es mir peinlich wurde.

Ich entschloss mich mein mitgebrachtes Thunfischsandwich zu essen. Geräuschetechnisch sowas wie die Posaunen, die die Mauern Jericho zum Einfallen gebracht haben. Geruchstechnisch zugegebenermaßen auch ein wenig aufdringlich. Aber ich musste ja was gegen das Knurren unternehmen.  Die beiden Mitreisenden schauten mich total genervt an. Da ist es mit mir durchgegangen. Ich habe dem Druck nicht standhalten können.

In einer reflexhaften Bewegung entlud sich meine ganze innere Spannung, was zur Folge hatte, dass ich mein Thunfischbrötchen versehentlich im hohen Bogen durch das Abteil warf. Einzelne Salatblätter und Reste von Mayonnaise landeten auf dem Fenster. Das sah natürlich alles andere als appetitlich aus. Als ich wieder Herr über meine Bewegungen wurde, sollte ich das Missgeschick natürlich bereinigen und nahm einen großen Schluck von meinem Kaltgetränk, presste die Lippen aufeinander und zersprühte es an der Scheibe, um sie anschließend aufwändig zu polieren.

Meine Mitreisenden hatten sich in der Zwischenzeit bewegt und schauten mich verhältnismäßig erstaunt an. Auf die Frage, ob ich ihre Seite vielleicht auch säubern sollte, reagierten sie allerdings nicht. Es gibt schon seltsame Leute…

Schämt Euch!

Damals als Interrail noch günstig und das Mittel der Wahl war, um zu verreisen, fuhr man gerne mal 2.500 Kilometer nach Portugal. Nachtfahrten in gekrümmten Positionen waren zudem ein beliebtes Mittel Übernachtungskosten zu sparen. Schließlich musste man auf jeden Pfennig achten, wenn man drei Monate Urlaub machte.
Wir hatten gerade die spanische Grenze hinter uns gelassen, als wir von einem Schaffner barsch geweckt wurden. „Out – Voyage over!“ brüllte er durch die Abteile. Noch gut 200 Kilometer vom Ziel entfernt, wunderten wir uns ob dieser Ansage, streckten unsere Hälse aus dem Fenster und wurden Zeuge, wie der Zug sich langsam leerte.
Wir packten unsere Sachen und quetschten mit den anderen Reisegästen in den Gang, versuchten den Grund der Zugräumung zu erfahren. Ein freundlicher Portugiese vor uns, schilderte uns den Sachverhalt: „There is civil war in Portugal now, the government has been overthrown, we can not enter the country. Busses wait and bring tourists back to Spain…”
Panik machte sich in mir breit. Hätte ich doch nur mehr Interesse an den politischen Umständen europäischer Nachbarstaaten gezeigt! Hätte ich doch mal Nachrichten geschaut. Ich war außer mir. Zittrig ließen wir uns in die Busse umschichten.
Nach vier Stunden Fahrt, es war bereits hell geworden, erreichten wir Aveiro, unser ursprüngliches Ziel in Portugal.
Ein ruhiges Städtchen, von oben bis unten mit Azulejokacheln geschmückt. Ganz so wie der Reiseführer es angekündigt hatte. Keine Spur von politischen Unruhen.
Nach ausführlicher Lektüre einer englischen Zeitung, die wir gleich am Bahnhof erstanden, stellte sich heraus, dass wir einem Scherzkeks mit seltsamen Humor aufgesessen waren.
Tatsächlich waren wir nur in einen Bahnstreik geraten und mussten deswegen mit Bussen weiterreisen.
Das waren noch Streiks! Abendteuer pur! Und am Ende der Reise: Meer und Dünen.
Quasi das Gegenteil des BVG-Streiks, den ich für absolut unzumutbar halte. Zumal ich finde, jeder der streikt indem er nach Hause geht, der sollte aus der Gewerkschaft fliegen. Ich will Engagement und Aufopferung sehen! Streikposten an jedem U-Bahn-Ausgang. Ich will Plakate, Parolen, Banderolen, Forderungen auf nackten Körpern, auf Papier! Ich will sehen wie sich Protestierende an die Tram-Schienen ketten. Ich will Lärm, Getose und Gebrüll! Polizei, Unruhen und Presse und nicht dieses unsägliche, lediglich für ca. 2 Millionen Einwohner lästige Verhalten.
Streiken und nach Hause gehen, um sich da zwischen den Zehen zu pulen und 12% mehr Lohn durch Gewerkschaftssprecher fordern, das ist doch eine Farce!