Sicherlich haben viele Frauen dieses Problem: Der Wecker klingelt morgens, man dreht sich nochmal kurz um – nur fünf Minuten – und dann kommt man in die Küche und der Mann hat schon den Frühstückstisch gedeckt. „Mist“, denke ich dann und gehe kurz ins Bad „Wenigstens die Schulbrote kann ich dann machen.“ Aber als ich vom Bad wieder komme, sind die auch schon gemacht. „Lass mir doch bitte auch was übrig!“, rufe ich auf dem Weg zum Kinderzimmer, die Kinder müssen geweckt werden.
„Ja, ja.“, verspricht mein Partner, aber dann fängt er an die Spülmaschine vom Vorabend auszuräumen – dabei hätte ich das doch am Abend nach der Arbeit machen können.
Auf dem Weg ins Büro befülle ich unsere Einkaufsliste und mache mir Gedanken über das Essen diese Woche. Wenigstens das. Nach der Arbeit werde ich einkaufen gehen – so jedenfalls der Plan – doch dann zieht sich ein Meeting wieder ewig in die Länge und an kochen ist eigentlich nicht mehr zu denken, die Kinder müssen ja irgendwann auch ins Bett. Vielleicht was schnelles? Nackte Nudeln gehen eigentlich immer. Und während ich so nachdenke, sehe ich Pushnachrichten auf meinem Handy. „Folgende Artikel von der Einkaufsliste wurden erledigt: Eier, Sellerie, Lauch, Salatherzen, Schmelzkäse…“. „Orrrrrr!“ Er war schon wieder schneller. Zeitgleich erscheint eine Nachricht in meinem Display: „Gibt es ein Rezept für die Suppe?“ Ganz toll. Er hat offensichtlich in den Wochenplan geschaut und weiß, was auf dem Essensplan steht.
So sieht unser Familienalltag zur Zeit aus. Ich würde wirklich gerne helfen – aber er ist einfach immer schneller. Ich würde gerne mehr machen – nur wann? Am Wochenende z.B., da könnte ich natürlich meinen Wecker auf acht Uhr stellen – aber eigentlich schlafe ich auch gerne aus. Der Alltag im Büro mit all den Meetings ist wirklich anstrengend und da bin ich einfach total platt. Gleiches gilt für die Zeit am Abend, wenn die Kinder schon im Bett sind, da möchte ich einfach gerne ein bißchen runterkommen und Geschirrgeklapper würde die Kinder am Ende vielleicht wecken. An Staubsaugen und Co. ist ohnehin nicht zu denken.
Vertrackte Situation also. Ich bringe meinem Partner deswegen manchmal Blumen mit. Ich bin absolut dankbar für seinen Einsatz. Wirklich! Ich schätze das wert – zumal, das darf man nicht vergessen: Er ist ja auch berufstätig. Allerdings selbständig, das muss man auch sehen. Er ist da einfach sehr viel flexibler. Wäre z.B. ein Supermarkt in der Nähe meines Büros, dann könnte ich die Einkäufe viel öfter übernehmen – aber so – er ist eben viel unterwegs und es ist dann ein leichtes zwischen den einzelnen Aufträgen mal an einem Supermarkt zu halten. Auch kann er viel leichter möglich machen mit den Kindern tagsüber zum Arzt zu gehen oder an einem der absurd frühen Elternabenden teilzunehmen.
Ich übernehme deswegen, die Sachen, die er nicht gerne macht, kümmere mich beispielsweise um Rechnerupdates oder habe immer ein paar 9 V Blöcke vorrätig, wenn mal die Batterie in einem der Rauchmelder ausgetauscht werden muss. Ich bezahle auch eine Putzfrau, aber alles in allem, da muss ich ehrlich sein, kommen wir auf kein 50/50 in Sachen Haus- und Carearbeit (Mal abgesehen davon – die Kinder verlangen einfach auch eher nach meinem Mann, sie sind es ja gewohnt, dass er bei ihnen ist und irgendwie bin ich dann immer nur die 2. Wahl).
Ich würde wirklich gerne mehr helfen, aber Job und Arbeitswege lassen das einfach nicht zu. Ich denke aber, er tut vieles aus Liebe. Alles was die Kinder und den Haushalt angeht, ist am Ende ja nicht für ihn alleine. Er sagt auch selbst immer, er mag es einfach aufgeräumt und gemütlich und da würde es keinem von uns helfen, wenn er einfach Dinge liegen lässt, damit ich sie spätabends noch mache. Am Ende geht es uns ganz gut mit dieser Aufteilung. Wir haben dadurch auch genug Geld für schöne Urlaube (da muss er z.B. nie kochen, wir gehen dann fast immer essen!) und eine große Wohnung mitten in Berlin. Dagegen kann man ja wirklich nichts haben, oder?
OK, OK. Der Text ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich habe ihn angefangen zu schreiben, weil sich unsere Aufgabenverteilung wirklich stark Richtung 50/50 verschoben hat. Gelungen ist uns das über eine Bestandsaufnahme der gesamten Aufgaben und einer (zumindest am Anfang) strikten Wochenplanung mit monatlicher Retrospektive.
Durch das Feedback zum Vortrag und zu dem Artikel, der diese Methode beschreibt, weiß ich, dass viele dieses Aufrechnen von Arbeitszeit (nichts anderes ist das am Ende) für unromantisch halten. Witzigerweise v.a. Männer.
Ich hätte deswegen allzu gerne Kommentare unter dem Artikel „Halbe, Halbe“ von Miriam Vollmer gelesen:
Die Arbeit in der Familie gerecht verteilen. In der Theorie wollen wir das alle, in der Praxis scheitern wir alle daran. Denn Halbe-Halbe, das ist im echten Leben meistens so ein Ein-bisschen-er-und-ganz-viel-sie. Und dann beginnen alle zu streiten. Unsere Autorin hat sich gemeinsam mit ihrem Mann ein ganz besonderes Modell ausgedacht. Jeder trackt die Familienarbeit und protokolliert sie im 15 Minuten-Takt. Ende der Woche wird abgerechnet. Sie kann es sehr empfehlen.
Interessant, dass sie als Anwältin auf einen ähnlichen Ansatz gekommen ist, wie ich als (ehemalige) IT-Projektleiterin. Da ist es nämlich total normal Arbeit in Rechnung zu stellen und zwar unabhängig davon wie sympathisch der Kunde mir ist und ob ich die Arbeit als solche spannend finde.
Für eine Beziehung scheint dieses Modell jedoch verpönt: „Eine solche Zeiterfassung, sagt man, wäre das Ende jeglicher Romantik.“, aber „Hat das etwas mit Liebe zu tun? Liebe hilft einem, es zu zweit in einer Wohnung auszuhalten und nicht wegzulaufen, wenn der andere erkältet ist und komisch riecht. Liebe hilft einem kein Stück dabei, ein Gleichgewicht zu finden, in dem jeder am Ende gleich viel Freizeit hat. Es ist nämlich kein bisschen romantisch, Scheuermilch zu kaufen, die Putzfrau zu ermahnen, auch in den Ecken zu saugen, oder Kuchen fürs Sommerfest der Kita zu backen.“
Für mich persönlich stimmt das nicht ganz. Mir hilft Liebe beim Motiviertbleiben diese Dinge zu tun. Aber im gleichen Maß geht die Liebe auch flöten und zwar Tröpfchen für Tröpfchen, wenn ich ständig auf das gemeinsame Aufgabenkonto einzahle. Da hilft es am Ende rein gar nichts mehr, wenn ein Partner sagt: „Ich sehe, was du tust und wertschätze das durchaus.“ Die Liebe und v.a. das Commitment für das gemeinsame Leben mit Kindern muss sich für mich langfristig in Taten zeigen. Worte und v.a. unsichtbare Gefühle (in der anderen Person) helfen mir am Ende ganz pragmatisch gesehen nicht. Denn – sorry – Blumen kann ich mir auch selbst kaufen.
Kaffee kann ich mir auch selbst kaufen, aber weil ich nicht mit den Leserinnen und Lesern in einem Haushalt lebe, freue ich mich auch über Kaffeespenden.
Soweit d’accord, aber ein in meinen Augen wichtiger Aspekt fehlt: Die kritische Reflexion über selbst gesetzte Standards. Finde leider nur eine Quelle für die Schweiz (die deutsche Quelle ist kostenpflichtig), aber die Zahlen dürften auch für hier passen.
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/unbezahlte-arbeit/haus-familienarbeit.html
Da fällt auf, dass weibliche Singles pro Woche vier (!!!) Stunden mehr für Hausarbeit aufwenden als Singlemänner. Sagenhafte 27% mehr Aufwand für genau den gleichen Job!! Vielleicht einfach mal die eigenen Erwartungshaltungen kritisch hinterfragen und überlegen, ob das wirklich alles so sein muss. Und wenn die Antwort „Ja!“ lautet: Deal with it!
Ich persönlich setzte die höchsten Standards im häuslichen Betrieb bei Kochen und Essen (auch im Alltag). Da kümmere ich mich aber auch selber drum (incl. Einkaufen und Küche ordentlich halten). Und das zeigt auch Wirkung, denn mein Sohn kann mit 18 auch schon ziemlich gut kochen und backen. Ist bei uns aber auch Tradition. Meine Mutter hat vermutlich seit ca. 20 Jahren keinen Topf mehr angefasst und mein Papi kocht auch mit über 80 noch Mehrgänge – Menüs für 10 Personen.
Es ist nicht nur romantisch.
Es ist auch in der sehr unromantischen Situation einer Trennung wichtig (sowas soll vorkommen, aber Dir, Dir und Dir wird das natürlich nicht passieren, hat ja schon dasnuf und mich und x und y und z getroffen).
Denn plötzlich werden Betreuungszeiten besprochen. Und wer achsowenig Zeit mit den Kindern hat, der findet es natürlich unfair, diese Zeit mit sowas wie Haushalt zu verbringen.
Ob es hingegen fairer wäre, dass derjenige, der die Hauptlast der Kinderbetreuung zusätzlich noch die Hauptlast an Haushalt hat. …
Oder frau ertappt sich dabei, zu denken, dass es ja nicht fair wäre, dem am Wochenende anwesenden Elternteil noch Hausarbeit aufzubürden, und zwar im KINDERINTERESSE denn die Kinder wollen ja Zeit mit diesem Elt (Singular von Eltern).
Vergisst aber, dass die Kinder auch Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag Zeit mit dem dann anwesenden Elt exklusiv möchten. Und MoDiMiDoFr zerteilt sich das anwesende Elt nach der Arbeit zähneknirschend im Minutentakt zwischen Kindern und Haushalt.
Um dann am Samstag Resthaushalt zu machen und keine Kinderzeit zu haben.
(Ich finde auch deine anderen Texte zu Lastenverteilung udn Mental Load in puncto Trennungssituationen hoch relevant, was du da nicht beleuchtet hast)
Receipts ???
Wenn wir schon aufrechnen, dann müsste aber das Gedanken machen und Listen führen über: „Was essen wir die Woche und was muss dafür alles eingekauft werden“ ebenfalls mit gerechnet werden! Auch wenn das auf Arbeit passiert.
Wie Du in anderen Texten treffend geschrieben hast, kann das einen nämlich auch belasten, wenn das nicht wahrgenommen und als selbstverständlich hin genommen wird.
Ich finde aufrechnen auch alle mal romantischer als streiten.
@denkenfetzt Hehe, das habe ich auch beim ersten Kind gesagt. Ist jetzt ein anderer Partner, und wir teilen die Elternzeit auch 50/50…. aber die Vorreiterrolle und damit die Diskussion muss dann halt doch immer die Frau übernehmen, und das männliche Verständnis kommt erst hinterher. Auch so eine Sache, finde ich.
Ich stimme zu – immer mehr machen zu müssen, obwohl es nicht so sein müsste, ist alles andere als romantisch. Fair bedeutet jedoch auch: Jeder macht so viel, wir er kann. Und wenn man mit einem chronisch kranken Partner zusammen lebt, bedeutet das, dass man immer mehr macht als der andere, und das es okay ist. Da ist nichts mit 50/50. Auch das kann romantisch sein, wenn der eine eine wertschätzt, was der Gesunde an Mehrarbeit leistet und der andere wertschätzt, was der Kranke trotz seiner Krankheit leistet. Das Leben ist bunt – und Familien sowieso :-)
Und noch was: Unabhängig vom Thema Krankheit haben wir festgestellt, dass wir verschiedene Tätigkeiten seeehr unterschiedlich bewerten. Z. B. mag er lieber tägliche Routineaufgaben, sie mag lieber große Hauruck-Aktionen; sie stresst mehr die Arbeit im Haushalt, ihn stresst mehr das „ziellose“ Spielen mit den Kindern. Also werden die Aufgaben natürlich nach Neigung vergeben, soweit sie sich denn ergänzen. In dem Fall würde 50/50 ja beide unglücklich machen. (Das nicht als Gegenrede, sondern als Ergänzung.)
Für mich fühlt sich die Aufrechenmethode sehr grob und nicht zwingend losungsorientiert für alle Beteiligten an.
Wir ‚organisieren‘ unseren Alltag (2 Kinder & 2 Eltern) folgendermaßen:
– auch Alttagsdinge so angenehm wie möglich gestalten
– Aufgaben die keiner mag auf ein Minimum reduzieren
– (lernen) Wünsche zu kommunzieren
– (schon kleine) Anzeichen von Überforderung und Stress bei anderen erkennen (lernen)
=> Wege finden Wünsche umzusetzen und Stress/Überforderung und ungewollte Aufgaben abzubauen.
Beispiele:
Es wird in der Regel zu zweit (Elternteil&K1, Eltern) gekocht oder gebacken. Das ist nahezu immer angenehm. Selbst die Brotdose für K1 mache ich mit K2(bald 1) zusammen. Brot und Obst auf dem Kuchenboden sitzend zubereiten so dass K2 die Sachen in die Dosen legen kann, oder isst.
Wir haben uns einen Staubsaugroboter gekauft der den Sand/Dreck im Flur und die Krümmel unterm Esstisch regelmäßig beseitigt. Manuelles Staubsaugen nur noch aller 2 Wochen.
Wenn wir aus einem mehrwöchigem Urlaub wieder kommen, gehen wir zum Waschsaloon und machen etliche Maschinen voll und gehen während des Waschens nebenan Essen. Nach 45 min wird in die Trockner umgeladen und es gibt Nachtisch und im Anschluss wird zusammen die Wäsche gelegt. => Wir haben keinen tagelangen/wochenlangen Stress die Wäscheberge weg zu bekommen.
Wünsche: „Frau mag wieder richtig mit Freundinnen bummeln gehen können. “ => K2 ist jetzt gross genug das man Tagsüber komplett abstillen kann. Mir aktuelle Details für selbstgemachte ‚Mittagsgerichte‘ zeigen.
Frau kommt abends nicht zur Ruhe. Nach kurzem Gespräch ist klar das das nicht vergessen von Weihnachtsgeschenke und Mitbringsel die Unruhe/Stress verursacht. => Liste mit Personen gemacht die wir zu Weihnachten treffen und eingetragen für wenn wir welches Geschenk/Mitbringsel planen und welche wir schon haben. => wenige fehlende Geschenke noch online bestellt und exakte Anzahl der Plätzchentüten die gepackt werden müssen berechnet. => kein Stress mehr und mit Freude die nächsten Tage Plätzchen gebacken und verpackt.
Da stimme ich zu. Was sagt Herr @thilographie_de zu dem Modell?! :)
Ich glaube, dass wir tatsächlich relativ nah an 50-50 sind, würde es aber echt gern mal tracken. Ich denke aber noch an der Umsetzung rum: „darf“ ich mir die Zeit doppelt aufschreiben wenn ich während ich auf die Kinder aufpasse noch etwas im Haushalt mache? Was ist wenn mein Mann während seiner Arbeitszeit was für uns erledigt? Und dann wirklich diese Dinge, die schon eher Hobby sind, wenn er für die Home Automation recherchiert oder ich was für die Kinder nähe?? Und vor allem: was mache ich wenn dabei herauskommt, dass er mehr macht als ich???
Moment, aufrechnen sei unromantisch? Und ich dachte, es sei fair, transparent und auf Augenhöhe, also eigentlich mega romantisch… zumindest in einer respektvollen Beziehung zueinander. Wie man sich irren kann…
@herr_sarah_ ich habe mich beim ersten Kind sehr unbeliebt gemacht mit der Äußerung, dass Das Elternzeit und nicht Haushaltszeit heißt. Nach 4 Monaten „Vätermonat“ und bei Kind 2 und 3 wurde das fraglos akzeptiert. ?
Sehr geiler Text. Danke dafür
Das finde ich ja spannend, auch den verlinkten Artikel.
Tracken ist sicher sehr gut, um Verhältnisse erstmal sichtbar zu machen. Aber beim reinen Zeitaufrechnen, würde ich mich benachteiligt fühlen. Rein zeittechnisch, macht mein Mann sicher mehr (lange pendeln, bis auf 2 Tage alle Mahlzeiten, gemeinsam Einkaufen und putzen, ich etwas mehr Wäsche). Dafür übernachtet er 2 Tage die Woche am Arbeitsort, hat also quasi 2 Abende „frei“ und ich betreue die Kinder, was ich deutlich stressiger finde (kochen während Kinder irgendwas anderes wollen, dauert genauso lange, nervt aber mehr). Stundenmäßig macht er sicher mehr, aber selten eine komplette Tagesroutine allein (von Dienstreisen bei mir mal abgesehen). Wir haben das für uns so gelöst, dass ich dafür am Wochenende morgens einfach mal liegen bleibe oder er etwas mit den Kindern allein macht, ohne dass ich die Zeit dafür allein zu Hause „nutzen“ muss.
Als ich in meinem Blog Miriams Artikel verlinkte, kam die Abwehr ausschließlich von Frauen: Die einen waren befremdet, dass Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen, als Arbeit definitiert werden sollte, die anderen priorisierten Selbstlosigkeit und Unterstützung des Partners. Fand ich interessant.
https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2019/01/journal-dienstag-8-januar-2019-der-grieche-der-eine-angehende-buehnenbildnerin-durchfuetterte.htm#postcomment
Ja, sehr interessant.
Ich glaube, bei vielen ist das eine Art Reflex, weil ein intensives Nachdenken diese Schieflage so deutlich machen würde und dann würde man sich unwohl fühlen, weil es ungerecht ist.
Wichtig ist noch der Aspekt der Belastbarkeit, den ein Kommentator bei dir ins Feld führt. Ich habe mal darüber geschrieben, dass Energie eine Torte ist. Endlich – aber jede Torte ist unterschiedlich groß von Mensch zu Mensch.
Ich verstehe das auch nicht. Ich hoffe, die Leute lieben auch ihren Job, trotzdem würden sie nie auf die Idee kommen, das sei keine Arbeit. Und sie denken nicht hinreichend trennscharf. Sie verwechseln die Liebe zu ihren Kindern mit der Liebe zu Tätigkeiten wie Windeleimer leeren, Diktat üben oder Kleidchen bügeln. Komischerweise kommen sie nie auf die Idee, bei ihren Männern eine geringere Kinderliebe zu konstatieren, weil die keine Lust haben, mit so etwas so viel Zeit zu verbringen.
Dasnuf, ist es nicht klassisches mansplaining, Frauen zu erklären, was immer sie denken, denken sie ja nicht wirklich, sondern sie würden irgendwelchen irrationalen Aus-dem-Bauch-heraus-Impulsen folgen?
Ich bin eine der Posterinnen bei Kaltmamsell, und ich folge tatsächlich NICHT einem irrationalem Impuls, wenn ich mich dazu bekenne, Kinderaufgaben bewußt NICHT aufrechnen zu wollen (Hausarbeit schon). Ich möchte nicht gerne einen geliebten Menschen in meiner nahen Umgebung – den ich noch dazu höchstselbst in mein Leben geholt habe, ohne dass er dazu auch nur ein bisschen mitzureden gehabt hätte – in erster Linie als Quelle von Arbeit betrachten. Dass dies passiert, halte ich für unvermeidlich, wenn man mal anfängt, alle mit Kindern verbundenen Arbeiten aufzurechnen und aufzurechnen und aufzurechen, womöglich misstraurisch darauf achtend, dass jeder ja auch wirklich gleich viele Fingernägelchen schneidet und Windeln entsorgt. NEIN. Einfach nur NEIN.
Wenn Miriam nun schreibt, es ginge ja um die unschönen Arbeiten, die mit Kindern verbunden wären – in ihrem Artikel schreibt sie tatsächlich von einem Museumsbesuch mit Kind, den sie als Arbeit einordnet. Wenn sogar ein Museumsbesuch mit Kindern als Arbeit gilt und nicht als quality time, ja, dann kann man das auch wirklich lassen mit den Kindern.
Dann kann man seine Zeit ohne Kinder offenbar wesentlich gewinnbringender verbringen.
Es gibt sicher eine Handvoll Tätigkeiten, die mit Kindern verbunden sind, die wirklich unangenehm sind – die kann man ja identifizieren und teilen (*hustElternsprechtage). Aber wirklich jede mit den Kindern verbundene Tätigkeit zu tracken, als wäre sie auf dem Niveau von „Biomüll ausleeren“ oder „Backofen putzen“ – und nicht eine Gelegenheit, mit einem Menschen, den man sich selbst ins Leben geholt hat, Zeit zu verbringen, das legt m. Erachtens nach einen falschen Fokus auf das Leben mit Kindern.
Und noch eine Frage: Wie haltet ihr es mit reiner Zeit mit den Kindern? Zoobesuch z.B.
Mitunter ist das ein Job, es käme mir aber unfair vor (auch dem Kind gegenüber), das als Familenarbeit zu verbuchen.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Paar keine Probleme sieht – muss man am System ohnehin nichts ändern. Warum auch? Wenn es jemanden Spaß macht, 80% einzubringen, muss man auch nichts tracken.
Man kann ja auch Sachen zusammen als Familie machen… von daher ist es mit den Kinderfreizeitsachen schwer. Wir machen solche Sachen tatsächlich oft alle zusammen. Wenn wir es getrennt machen, hat das den Grund, dass einer der Erwachsenen arbeiten muss oder eine andere Familiensache erledigen muss. Dann wird beides „angerechnet“.“
Danke für den Link zum Halbe Halbe Artikel!
Ich frage mich gerade, ob der Partner in Teilzeit tatsächlich automatisch mehr Familienarbeit leisten muss, wenn alle finanziellen Verpflichtungen 50/50 geteilt werden. Teilzeit = weniger Geld und Risiko für die Karriere und mehr Familienarbeit?
Überhaupt ist das Freizeitthema nur schwer trennbar vom jeweiligen Einkommen der Partner, oder?
Ich finde es fair. In meinen Augen sollte jeder Partner gleich viel Freizeit haben, es sei denn, auch das Einkommen ist kein Familieneinkommen, sondern jeder behält die Früchte seines Engagements für sich
Danke für diesen Text! Du hast mal wieder super formuliert, was ich mir wirr und häppchenweise immer wieder denke. Möchte den Text am liebsten ausdrucken und meinem gesamtem Umfeld aushändigen…
@dasnuf Ich finde Aufrechnerei nicht sinnvoll. Die Steuererklärung zum Beispiel ist etwas, was sehr viele Stunden in Anspruch nimmt. Selten hin oder her. Wenn man alle diese Tätigkeiten, die Männer aus A,b und c übernehmen, summiert, kommt auch schon ganz schön was zusammen. Warum wird überhaupt aufgerechnet zwischen Männern und Frauen? Mein Mann z.B. übernimmt unheimlich viele Aufgaben, die sonst klassischerweise Frauen übernehmen. Ich würde sagen, dass das sehr gleichmäßig aufgeteilt ist zwischen uns. Manchmal macht er mehr als ich, im Moment zum Beispiel. Und manchmal ist es umgekehrt. Ja, wir Frauen haben andere Sachen im Blick und im Kopf. Aber bei meinem Mann z.B. ist es auch so, dass er Vieles macht, über das er dann gar nicht spricht. Ich glaube, Vieles wird von uns Frauen gar nicht gesehen. Wir machen oft mehr Aufhebens um das, was wir tun (müssen). Ja, natürlich, weil wir eben auch gegen althergebrachte Rollenvorstellungen kämpfen müssen und weil sich die Gesellschaft verändert hat im Vergleich zu vor 150 Jahren (z.B.). Aber die Gesellschaft hat sich eben schon so weit verändert, dass Frauen längst nicht mehr alles tun müssen wie damals, und dass Männer auch viele andere Aufgaben übernehmen. Und dazu kommt, dass beide Geschlechter auch Vieles machen und nicht aus der Hand geben WOLLEN. Nicht alle, aber im Vergleich zu damals schon Viele. Ich nehme mich da nicht aus. Gerade wenn man etwas emanzipiert ist, dann möchte man selbst über die Aufgaben entscheiden. Und manches mache lieber ich, weil es dann so gemacht ist, wie ich es mir vorstelle (Putzen z.B.). Trotzdem bin ich dankbar, wenn mein Mann das auch macht. Auch wenn es dann vielleicht nicht so gemacht ist, wie ich das gern hätte ?.
Ich finde schon Ihr „wir Frauen“ absurd und übergriffig. Nein, es gibt keine weiblichen oder männlichen Tätigkeiten. Es gibt eine Gesellschaft, die Tätigkeiten unterschiedlich konnotiert, offenbar haben Sie das ziemlich tief verinnerlicht, wenn Sie Steuern als männlich und Putzen als weiblich wahrnehmen. Ich sehe das grundlegend anders.
Inhaltlich nur dies: Wenn Sie meinen, dass Tätigkeiten, die in Ihrer Welt offenbar männlich kosnotiert sind, mehr Zeit einnehmen, als andere Tätigkeiten, dann würde ein Tracking doch auch dies sichtbar machen.
Ich fand den Text auch super, wobei ich ein wenig die Befürchtung habe, dass die Rechnung zu meinen Ungunsten ausfällt. Hier wird aber in 5 Wochen das 2. Kind geboren, und sobald ich wieder klar denken kann, will ich dann zumindest für mich mal tracken. Denn gerade in der Elternzeit fühle ich mich enorm benachteiligt… Der Mann ist offen dafür, sagt aber gleich, dass er keine große Trackingdisziplin hat: Haushaltsbuch ist daran auch schon gescheitert.
Lustig, all Deine Beispiele werden hier auch oft nur nach Aufforderung erledigt und dann auch nicht zuverlässig. Zählt dann ja wohl noch weniger
Ich habe mir da ein Excelsheet gebastelt für 1 Jahr und daraus hat sich dann 50/50 entwickelt… der Mann lebt noch, und ist ein tolles role model für unsere Söhne.
kannst Du das genauer erklären? :-)
Aufrechnen ist allemal romantischer als sich ständig zu streiten, weil man gegenseitig der Meinung ist, man macht genug und der andere solle mehr machen oder es in sich hinein zu fressen, den anderen dabei langsam zu entlieben und am Ende zu platzen wegen jeder Kleinigkeit.
Habe den Impuls sofort megaromantisch zu werden und mit dem Aufrechnen anzufangen
Mir fällt dabei auf, wie ausgeglichen es bei uns doch ist… klar macht einer mal mehr oder weniger, aber unterm Strich passt das. Spannend wird es wohl, wenn irgendwann mal Kinder dazu kommen und vll nicht mehr beide 8h arbeiten
Wenn ich die Kommentare hier so lese, sollte man vielleicht Selbsterfahrungskurse für Männer geben?
Es beginnt als Erleuchtungstrip in die Toskana. Aber auf einmal bleibt alles an Ihnen hängen und wenn es nicht funktioniert, ist passiv-aggressive dicke Luft. ?
Yes!!! ? So hat sich mein Mann auch immer rechtfertigt. Ich müsste aber auch erstmal für mich klar kriegen, warum das etwas anderes ist, bevor ich es mit ihm besprechen konnte. Weil diese Arbeitsaufteilung genau so gesellschaftlich akzeptiert ist und nicht hinterfragt wird -ich wusste, irgendwas stimmt hier nicht; aber was genau diese Schieflage verursacht, war mir länger nicht klar. Posts wie deine waren und sind da sehr hilfreich!
Nicht zu vergessen: Getränke holen, bzw Wasserkisten schleppen (da wir mittlerweile Wasser aus dem Hahn trinken ist diese Aufgabe seeehr selten geworden)…damit wird bei uns sämtliche Hausarbeit die ich erledige gerechtfertigt ???????????