Ich freue mich wirklich sehr, dass ich gemeinsam u.a. mit der wunderbaren Ninia La Grande bei den Nachtbarden in Hannover einige Geschichten aus meinem Buch und dem Blog lesen darf.
Wer Lust hat, kommt vorbei. Es gibt noch wenige Tickets.
Wann: Dienstag, 19. April 2016, 20 Uhr
Wo: Hannover, bei den Nachtbarden auf der Lesebühne im TAK
Durch meine Twitter-Timeline geisterte neulich eine Konversation einiger Menschen, die sich darüber unterhielten, wie seltsam es sei, dass manche Paare alles zusammen machen wollten.
Ich war versucht gleich zu antworten, merkte dann aber, dass 140 Zeichen ganz sicher nicht ausreichen würden, das was ich dazu sagen wollte zum Ausdruck zu bringen.
Stellen Sie sich nun vor, wie ich im Kreise meiner Enkel mit besticktem Deckchen auf dem Schoß in einem elektrischen Schaukelstuhl sitze und von früher™ berichte.
„Früher™ habe ich nämlich auch so gedacht! Was soll dieser Pärchenquatsch. Alles zusammen machen. Die Hochzeit im Standesamt anmelden? Den Kita-Gutschein im Amt? Das Kind vom Kindergarten abholen? Ineffizienter geht es wohl kaum! Womöglich noch den raren Urlaub vergeuden?“
Und wenn ich daran denke, habe ich sofort das Bild vor Augen als ich alleine im Standesamt sitze, um einen Termin für unsere Hochzeit zu bekommen und die nötigen Dokumente vorzulegen. Das Zimmer voll mit Pärchen – nur ich sitze alleine da und verdrehe innerlich die Augen. So eine sinnlose Warterei, eine langweilige Formalität, warum sollen sich da beide frei nehmen? Ist das diese LIEBE von der alle reden? So rein Kitsch.
Auch Pärchen, die ihre Kinder gemeinsam bringen und abholen. Du meine Güte! Was für ein Orgastress – oder sind die beide arbeitslos?
Bei mir ging es immer nur um Effizienz. Zeit sparen! Aufgaben verteilen! Mehr ToDos in weniger Zeit! Haken dran, weiter, Haken dran, weiter! Neuen Punkt auf die ToDo-Liste! Jetzt aber flott. Wenn man den Weg anders plant und noch eine Stunde früher aufsteht, dann schafft man noch drei weitere Punkte. Das muss jetzt aber klappen. Kind mitgeschleppt, Stulle unterwegs reingezogen, Anschlusszug erwischt, schneller, mehr!
Mit Kindern dauert es dann meiner Erfahrung nach nicht lange und man sieht sich kaum noch. Elternteil 1 macht dies, Elternteil 2 macht jenes. Nie machen beide beides und schon gar nicht gleichzeitig!
Einer verlässt morgens das Haus extra früh, der andere versorgt die Kinder und bringt sie weg. Dann kann der erste sie abholen und der zweite länger arbeiten. Abends gibt man sich dann die Klinke in die Hand. Der erste geht vielleicht aus (oder zum Elternabend). Der zweite übernimmt die Kinder.
Ich habe immer gescherzt man solle sich keinen Partner suchen, den man liebt und mit dem man gerne Zeit verbringt, schließlich sieht man sich dann nicht mehr (wenn man Kinder hat, kann man sich ohne Babysitter nicht mal verabreden, um noch miteinander auszugehen).
(Sie erinnern sich? Ich bin die Oma im E-Schaukelstuhl. Ich fuchtele jetzt ein bisschen in der Luft rum und lächle versonnen.)
„Ja und dann habe ich gelernt, dass das falsch ist. Jedenfalls für (m)eine Beziehung.“
Wie ich das gemerkt habe? Ich habe jemanden kennengelernt, der noch nie gesagt hat „Ach, das lohnt ja nicht!“. Mit großem Erstaunen stellte ich fest, dass mein neuer Freund sich nachmittags zwischen der einen und der anderen Arbeit gerne zwanzig Minuten Zeit nimmt, um mit mir und meinen Kindern ein Eis essen zu gehen. Damit wir uns eben sehen an diesem Tag. Wenn schon nicht länger, dann wenigstens auf ein Eis.
Und an einem anderen Tag gehen wir gemeinsam die Kinder in Schule und Kindergarten bringen. Zwei Mal fünfzehn zusätzliche Minuten. Die hätten wir auch ganz anders einsetzen können. Aber wir setzen sie ein, so zu tun als wären wir Detektive, während wir im Auto darauf warten, dass die Kita öffnet. Wir rutschen die Sitze runter und luken aus den Autofenstern, sprechen uns Notizen über ankommende Kinder ins Handy und kichern.
Und noch romantischer: Wenn es Formulare für die Rentenversicherung auszufüllen gibt, machen wir das auch (quasi) gemeinsam. Ich fülle Freitextstellen aus und lese erbost Sätze in Beamtendeutsch vor und mein Freund sagt irgendwas und wir würfeln dann aus, ob wir bei der doppelten Verneinung jetzt ja oder nein ankreuzen.
Ja, ja. Sie schütteln jetzt leicht angewidert den Kopf.
Ich hätte sowas ja auch nie von mir gedacht. Aber Dinge gemeinsam tun, auch wenn das höchst ineffizient ist, ist ein großer und schöner Luxus. Wir schaffen jetzt viel weniger und manches gar nicht oder viel langsamer, aber ich mag dieses Gemeinschaftsgefühl.
Und ganz pragmatisch gesehen: ich habe das Gefühl, dass man weniger vergisst oder übersieht, wenn man IMMER ALLES zu zweit macht. Es ist auch viel leichter Anteil am Leben des anderen zu nehmen.
(Jetzt streiche ich mein Häkeldeckchen am Schoß und mache ein wissendes Gesicht.)
Klar geht das nicht immer (wenn beide Vollzeit bei unflexiblen Arbeitgebern arbeiten und jedes Kind in eine andere Einrichtung muss etc.). Und natürlich WILL ich auch nicht wirklich immer alles zusammen machen. Aber ich habe für mich gelernt, dass Effizienz nur ein Weg ist ein Roboter zu werden. Und offensichtlich bin ich doch zu menschlich, denn irgendwie ist mir irgendwann der Strom/das Benzin/das was auch immer ausgegangen.
Jetzt bin ich lieber ein verplanter Mensch und setze mich auch debil grinsend in ein Amtswartezimmer während ich mit meinem Freund knutsche die aktuelle politische Lage diskutiere.
(Ja, ja. Wedeln Sie nur mit ihrem Krückstock. Ich werde schon sehen, wie das in zehn Jahren ist! Ja! Sehen werde ich, was ich von dieser Einstellung haben werde!)
Da ich vom Kulturzentrum Merlin in Stuttgart eingeladen war, am Sonntag mit einem parallelen Sendung mit der Maus Screening zu lesen, haben wir uns Samstag mit dem Zug auf den Weg nach Stuttgart gemacht.
Ich bin Bahn-Fan. Von mir aus könnte man alle Autos abschaffen und nur noch mit Bus und Bahn durch die Gegend fahren. Stellt euch das vor: Diese Ruhe! Kein Parkplatzgesuche, keine Staus, keine Abgase, kein Gestank, entspanntes Fahrradfahren überall.
Ich kann Bahn-Bashing nicht nachvollziehen. V.a. dann nicht, wenn es um 10-15 Minuten Verspätung geht*. Das ist albern. Mit einem Auto würde man eine solche Präzision nicht erwarten.
Mit Kindern mit der Bahn zu reisen, ist außerdem 100x entspannter als mit dem Auto zu fahren. Man kann sich bewegen, vorlesen, Karten spielen, Hörspiele hören und aufs Klo gehen.
Was mich gelegentlich auch stresst, ist die Intransparenz in Sachen größeren Verspätungen. Konkret meine ich:
a) wie man spontan umplanen kann (und zwar trotz Zugpreisbindung), weil ein Zug ausfällt oder ein Anschlusszug nicht erreicht wird
b) welche damit verbundenen Rechte man als Fahrgast hat
Ich schreibe deswegen ein paar Zeilen zu meinen Erfahrungen.
Tipp 1: Wenn man eine Zugverbindung online bucht, immer das Häkchen für Verspätungsalarm per SMS ankreuzen.
In der Regel erhält man dann rechtzeitig (manchmal schon Stunden vorher) eine Nachricht, ob mit deutlichen Verspätungen oder einem Ausfall des Zuges zu rechnen ist.
Tipp 2: Die Zugbindung hebt sich automatisch auf, wenn der betroffene Zug ausfällt oder aber, wenn man den Anschlusszug nicht erreichen kann.
Dass das so ist, kann man sich auf verschiedene Arten bestätigen lassen:
Variante 1: Es ist genug Zeit – z.B. meldet der Verspätungsalarm Stunden vorher einen ausfallenden Zug oder der 1. Zug hat so viel Verspätung, dass man noch vor der Abfahrt weiß, dass man den Anschlusszug sicher nicht erreichen wird) – in diesem Fall geht man ins Reisezentrum, lässt sich dort einen Stempel geben, bekommt die neue Reiseverbindung und mit viel Vorlauf sogar eine neue Reservierung.
Dort lässt man sich auch das Formular für Fahrgastrechte geben. Darüber kann man sich verfallene Reservierungen rückerstatten lassen und Entschädigungen auszahlen lassen.
Für 60 Minuten erhält man 25%, ab 120 Minuten 50% des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt zurück.
Man geht dann am Zielort entweder mit der Originalfahrkarte direkt ins Reisezentrum und erhält das Geld zurück oder man schickt das Formular per Post und erhält eine Überweisung.
Variante 2: Es ist nicht genug Zeit (man sitzt z.B. im Zug, der unterwegs so viel Verspätung bekommt, dass man den Anschlusszug verpasst) – dann lässt man sich von dem/der ZugbelgeiterIn bestätigen, dass man den Anschlusszug nicht erreichen wird.
Weiteres Vorgehen wie mit dem Formular für Fahrgastrechte weiter oben beschrieben.
Variante 3: Es ist nicht genug Zeit zum Reisezentrum zu rennen, aber man will auch nicht in den Zug steigen, der ohnehin den Anschlusszug nicht erreicht – aber es gibt vor Ort eine etwas später fahrende Alternative, die einen zum Zielort bringt – dann steigt man einfach da ein und hofft, dass die/der ZugbegleiterIn fair ist, die Verspätung nachschaut und die Zugpreisbindung aufhebt.
Tipp 3: Es ist dafür (und auch für das eigenständige Nachschlagen aller Alternativen am Gleis) von großem Vorteil die Bahn-App am Handy zu haben.
Verspätungen werden in der DB Navigator App angezeigt und ggf. überzeugt dann noch ein Screenshot.
Die App zeigt, dass der Anschlusszug sehr wahrscheinlich nicht erreicht wird.
Worst Case wäre, dass der/die ZugbegleiterIn sich quer stellt. Dann sehe ich folgende Alternativen: Freundlich nach dem/der Zug-Chefin fragen, und prüfen, ob der/die das auch so sieht und wenn ja: Zugticket neu lösen und dann Rückerstatten lassen, weil die Regel nunmal ist, dass die Zugbindung sich aufhebt, wenn Züge so viel Verspätung haben, dass man den Anschlusszug nicht erreicht.
Es ist übrigens sehr hilfreich sich immer nur über das Worst Case Szeario und nicht über alle möglichen Szenarien den Kopf zu zerbrechen.
Variante 3 wurde mir am Telefon bei der Bahn-Auskunft mitgeteilt. Die Bahnauskunft hat die Nummer 01806996633. Unabhängig von der Dauer des Gesprächs kostet ein Anruf dann 20 Cent aus dem Festnetz und
60 Cent aus dem Mobilfunknetz.
Man klickt sich ggf. mit der Sprachsteuerung durch das Menü bis man bei der Informationsstelle für Fahrgastrechte gelandet ist. Die geben einem Auskunft. V.a. für Variante 3 (keine Zeit irgendwas bestätigen zu lassen) den Namen des Call-Agents merken.
Was jetzt sehr kompliziert klingt, ist im Grunde ganz einfach: Können gebuchte Verbindungen nicht genutzt werden, hebt sich die Zugbindung auf. Geld zurück gibt es auf jeden Fall für die Reservierungen und bei erheblichen Verspätungen, gibt es auch bis zu 50% des Fahrpreises zurück.
Auf dem Weg nach Stuttgart habe ich das ausprobieren können.
Am Hinweg hatte der 1. Zug in Berlin schon so viel Verspätung, dass sicher war, dass wir den Anschlusszug in Hannover nicht erreichen. Wir hätten mit einer Stunde Wartezeit in Hannover nach Mannheim fahren müssen, um dann weiter nach Stuttgart zu fahren (oben Variante 3).
Die Alternative war viel schöner: Einfach in Berlin in den nächsten Zug nach Stuttgart steigen.
Am Weg von Stuttgart nach Berlin, habe ich 4 Stunden vor Abfahrt erfahren, dass unser Zug komplett gestrichen ist. Wir sind dann ins Reisezentrum und haben umgebucht (oben Variante 1).
Das hat uns leider 3 Stunden Stuttgart in der Sonne geklaut, war aber besser als gar nicht mehr nach Berlin zu kommen.
So aufregend für mich! Ein echtes Plakat UND ich saß auf einer Bühne, auf der u.a. auch schon Max Goldt saß!
Die Lesung im Merlin selbst war wunderbar. Das Merlin ist einfach wunderbar. Das Merlin ist eine kleine Bühne mit einem dazugehörigen Café. Die Idee eine familientaugliche Veranstaltung zu machen, fand ich supergut und ich hoffe, es nehmen sich andere Veranstalter ein Beispiel daran.
Auf der Bühne war es sehr hell. Nicht im Bild: ca. 60 LesungsgästeNormalweise treten abends Rockstars im Merlin auf, die morgens ausschlafen müssen.
Während ich ab 11.30 gelesen habe, schauten die Kinder parallel im Café Sendung mit der Maus. Als die Sendung fertig war, kamen die Kinder in den Raum mit der Bühne. Es waren auch Eltern mit Babys und Kleinkindern dabei, die ab und an mal Geräusche machten. Das ist ja auch völlig normal mit Kindern. Mir hat das wirklich gut gefallen. Auf der Bühne stört das gar nicht und als Mutter hätte ich mich gefreut samt Nachwuchs zu einer Lesung gehen zu können.
Zwei ältere Kinder haben mir nach der Lesung sogar gesagt, dass sie es sehr lustig fanden.
Für mich war es das erste Mal in zwei langen Blöcken (je 40 Minuten) vor fremdem Publikum zu lesen. Ich hatte ins Publikum gefragt, wer schon Buch oder Blog kennt und den Eindruck, dass tatsächlich 3/4 der Menschen noch nie von mir gehört hatten und trotzdem gekommen waren.
Ich hatte jedenfalls großen Spaß und würde das jederzeit wieder tun. Danke für die Einladung liebes Merlin. Es war mir eine Ehre!
Von allen geplanten Programmpunkten lediglich den Schloßplatz geschafft, weil der Zug ausfiel und wir früher zurück mussten.
Auf der Rückfahrt war ich so euphorisch, dass ich das erste Mal in meinem Leben ins Zugrestaurant gegangen bin. Der Kellner war so höflich und zuvorkommend, wie ich es bislang wirklich nur in sehr teuren Restaurants erlebt habe. Schon wie elegant er beim Servieren das Zuggewackel mit einigen gekonnten Ausfallschritten auszugleichen vermochte – allein deswegen lohnte sich ein Besuch dort.
Wir bestellten den teuersten Rotwein (2012er Tempranillo Crianza Edición Limitada**) der Karte und dazu ein Chili. Der Rotwein war interessant. Viel zu kalt und für mich das erste Mal, dass ich neben dem Geschmackseindruck „Wein“ weitere Varianten erkannte. Sehr hervorstechend der Nachgeschmack nach Gurkenwasser. Und zwar nicht Wasser und Gurke sondern der Geschmack, den man aus den eingelegten Gurken kennt. Sprich sehr wässriger Senf und Dill.
Das war so scheußlich, dass ich zu jedem Schluck Wein einen Löffel Chili nehmen musste. Das Chili hat wie eine Dosengulaschsuppe geschmeckt und zeichnete sich v.a. durch sehr schön quadratische Pressrindfleischstückchen aus.
Sieht zumindest ganz passabel aus.
Um das Geschmackserlebnis abzurunden, gönnten wir uns eine zuckerstrotzende belgische Waffel als Dessert und wankten mit dicken Bäuchen zurück ins Abteil.
Alles in allem ein sehr gelungenes Wochenende.
*Außerdem gibt es immer noch die Möglichkeit, sich mal von der japanischen Bahn beraten zu lassen. Der Shinkansen-Zug hat eine durchschnittliche Verspätung am Ankunftsbahnhof von sechs Sekunden (Emoji mit offenem Mund).
*Nach rund 14 Monaten Reifezeit in französischer und amerikanischer Eiche, wird der Wein auf der Flasche gezogen, wo er für weitere 10 Monate reifen kann. Die Farbe der Edicion Limitada erinnert an Schwarzkirsche. In der Nase eine komplexe Palette von Aromen, Noten von Brombeere, Lakritze, Nelken und Graphit. Am Gaumen ist er lebendig; Pflaume, Balsamico und Mineralien, die in einen leckeren und sehr runden Abgang verschmolzen sind.
Ich hatte irgendwann mal den Kommentar: „Mach mal die Augen auf, erklär mir mal wie man eine Vollzeitanstellung in eine Teilzeitanstellung umwandeln kann wenn man ein Mann ist“ unter einem meiner Blogartikel. An diesen Kommentar musste ich heute in der U-Bahn denken.
Ein sehr wichtiger Kommentar, denn er spiegelt eine bestimmte Denkhaltung wieder. Was für Männer offenbar ganz unmöglich ist, ist für Frauen anscheinend kein Problem. Immer wieder wird so getan, als sei der gleiche Sachverhalt für eine Frau etwas total anderes als für einen Mann.
Ich habe versucht mir das mal an verschiedenen prototypischen Alltagssituationen vorzustellen
Situation 1: Haushalt
Frau: Ich liebe Spülmaschine ausräumen. Das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine erfüllt mich so sehr, dass ich sie manchmal einfach vollräume, obwohl nichts schmutzig ist. Einzig und allein – weil mir das so einen Spaß macht.
Mann: Spülmaschine ausräumen. Na toll. Schon wieder. Elendige Sisyphos-Arbeit. Als gäbe es nichts schöneres. Macht mir echt keinen Spaß!
Situation 2: Das Kind ist krank
Frau: Hallo Chef, ich muss leider zuhause bleiben, mein Kind ist krank.
Chef: Oh, das macht nichts. Ganz ehrlich, sie haben doch schon letzte Woche zwei Mal gefehlt und wirkten so angeschlagen auf mich. Lassen sie sich krank schreiben und kurieren sie sich bitte endlich mal richtig aus. Ihre Kunden laufen ihnen nicht weg…
Mann: Hallo Chef, ich muss leider zuhause bleiben, mein Kind ist krank.
Chef: Was? Schon wieder? Das ist – um offen zu sein – sehr ärgerlich. Da müssen wir jetzt aber wirklich langfristig mal schauen, ob wir die wichtigsten ihrer Projekte an die Frau Müller geben. Die hat so gut wie keine Fehlzeiten.
Situation 3: Eine Schwangerschaft wird verkündet
Frau: Chef, ich bin schwanger.
Chef: Herzlichen Glückwunsch. Das ist das dritte, oder? Genießen sie bitte ihre Elternzeit. Ihre Projekte und Verantwortlichkeiten bekommen sie dann wieder zurück. Wir halten sie up to date.
Mann: Chef, meine Frau ist schwanger.
Chef: War das Absicht? Das ist doch schon das dritte? Sie wollen wohl hoffentlich keine Elternzeit machen. Ich weiß nicht, ob wir ihre Projekte für sie nach einer längeren Pause halten können.
Situation 4: In Teilzeit gehen
Frau: Ich würde gerne Stunden reduzieren.
Chef: Alles klar! Wären 28 Wochenstunden OK? Wir bekommen das schon hin. Wir schauen einfach mal, welche Themen sie abgeben können, ohne ihren Verantwortlichkeitsrahmen zu verkleinern. Es geht hier schließlich nicht um Anwesenheit sondern um ihre Kompetenz, die ich im Übrigen sehr schätze. Außerdem probieren wir so neue Arbeitszeitmodelle aus. Das kann ja auch ein Vorteil für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein, oder?
Mann: Ich würde gerne Stunden reduzieren.
Chef: Wie bitte? Sie wissen doch selbst, dass eine bestimmte Hierarchie-Stufe auch vom Vorbildcharakter lebt. Sie können nicht Abteilungsleiter sein und dann früher gehen. Sie müssen ein Vorbild für die anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sein. Ihre Position ist leider nicht geeignet in Teilzeit ausgeführt zu werden. Das ist ihnen doch klar?
Falls es nicht klar geworden sein sollte. Ich bin sicher, es hängt nicht am Geschlecht der Bittstellenden. Es hängt am Arbeitgeber, es hängt an der Einstellung der Vorgesetzten UND es kommt wohl nur in sehr seltenen Fällen vor, dass alltägliche Pflichten erfüllend sind. Meistens sind es eben nur Pflichten, die geschlechtsunabhängig keinen Spaß machen.
Frauen stehen vor den selben Problemen wie Männer. Sie sind offenbar aus Tradition eher bereit, diese Probleme anzugehen und ggf. die damit verbundenen Diskrimierungen hinzunehmen und mit den Herabstufungen und dem Mobbing zu leben, auf Karriereschritte und Geld zu verzichten.
Eine Freundin hat mir kürzlich ein älteres Interview mit der Soziologin Cornelia Koppetsch, Professorin für Geschlechterverhältnisse an der TU Darmstadt, zugeschickt. Es heisst „Putzen oder lieben„.
Bemerkenswert und schön als kleiner Test, schon eine Frage ganz zu Beginn:
Sie sprechen von einem inneren Widerspruch [zwischen romantischen Liebe und gleichberechtigter Partnerschaft.]: Wie finden Sie den heraus?
Wir führen Interviews mit den Paaren. Wenn man sie zum Thema Hausarbeit befragt, kann man hören: Bei uns läuft das partnerschaftlich, wir teilen uns die Arbeit auf. Aber wir wollen das genauer wissen und fragen nach: Wer putzt denn bei Ihnen die Fenster? Wer näht die Knöpfe an? Wenn man insistiert, kommen andere Dinge ans Licht. Etwa dass immer dann, wenn der Mann für längere Zeit die Hausarbeit übernimmt, im Erziehungsurlaub beispielsweise, eine Putzfrau engagiert wird, die es nicht gegeben hat, als die Frau für die Hausarbeit zuständig war. Das sind interessante Details, die den inneren Widerspruch deutlich machen.
Wer putzt das Klo?
Wer putzt die Fenster?
Wer wäscht die Wäsche?
Wer hängt sie auf?
Wer faltet sie?
Wer räumt sie in den Schrank?
Wer bügelt?
Wer steht am Wochenende mit den Kindern auf?
Wer überzieht die Betten?
Wer macht die Einkaufsliste?
Wer plant was gegessen wird?
Wer gießt die Blumen?
Wer näht kaputte Kleidungsstücke?
Wer bringt den Müll runter?
Wer macht die neue Mülltüte in den Mülleimer?
Wer saugt?
Wer wischt den Staub?
Wer wischt den Boden?
Wer wischt die Schränke mal aus?
Wer kümmert sich rechtzeitig um die Geburtstags/Weihnachtsgeschenke?
Wer denkt an die Geburtstage der Verwandtschaft?
Wer achtet darauf dass die Schuhe der Kinder passen?
Wer besorgt neue Schuhe?
Wer macht den Großeinkauf?
Wer besorgt alle paar Tage frische Sachen wie Obst und Gemüse?
Wer kauft Windeln?
Wer geht zum Elternabend?
Wer sortiert die kaputte und nicht passende Kleidung der Kinder aus?
Wer schneidet den Kindern die Fingernägel?
Wer denkt an die U-Untersuchung?
Wer geht mit den Kindern zur U-Untersuchung?
Wer repariert ein kaputtes Fahrrad?
Wer schaut nach der Wechselwäsche im Kindergarten?
Wer entrümpelt das Kinderzimmer?
Wer macht den Ofen sauber?
Wer macht jeden Morgen die Schulbrote?
Wer räumt die Spülmaschine aus?
Wer räumt sie ein?
Wer macht die Spülmaschine regelmäßig sauber?
Wer erledigt die Behördengänge?
Wer denkt an ablaufende Fristen?
Wer kocht?
Wer deckt den Tisch?
Wer räumt den Tisch ab?
Wer macht die Schuhe sauber?
.
.
.
Und dann: Wie oft tut er/sie das?
Und: Tut er/sie das ohne Aufforderung?
Und: Erledigt er/sie die Aufgaben ohne Zuarbeit und Nacharbeit?
Ich bin ja eigentlich sehr glücklich mit Twitter und auch schon total raus aus dem Alter, in dem ich mich immer fragen muss: „Gibts noch was besseres?“
Twitter und ich, das ist was für die Ewigkeit. Ob nun Sternchen oder Herzchen, ob mit oder ohne Gifs, ob ich Umfragen erstellen kann oder nicht. Is mir alles egal. Selbst die zunehmenden Werbetweets, ignoriere ich einfach standhaft. Ignorieren ist, manche Leserin mag das verwundern, eine meiner Kernkompetenzen.
Allerdings kommt man als Internetkranke (wie ich liebevoll von einigen Menschen genannt werde), kaum an Snapchat vorbei. Irgendwie ist das wahnsinnig groß und damit eben relevant und offenbar tummelt sich dort die Jugend (Wahrscheinlich genau die Jugend, die in Facebook vor der nervigen Elterngeneration geflohen ist).
Ach und ach, also musste ich mir dieses Snapchat doch mal anschauen, immerhin werden
„bei Snapchat […] pro Tag rund 700 Millionen Fotos gepostet und damit 10 mal mehr als bei Instagram. Ebenso generiert die App bereits jetzt schon ta?glich 6 Milliarden Videoaufrufe und damit fast so viele wie Facebook (8 Milliarden).“
und
„Snapchat ist mittlerweile 19 Milliarden US-Dollar wert und geho?rt zu den am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerken unserer Zeit.“
Kapiert habe ich erstmal nichts. Ich kenne Leute, die sagen: Die Usability ist so unter aller Kanone, dass ich das deswegen nicht benutze.
Ich halte solche Aussagen für das „Mama will mit dem neumodischen Videorekorder nichts zu tun haben“-Phänomen meiner Kindheit. Wir 40jährigen werden einfach alt und sind vielleicht eine bestimmte Logik gewohnt, die bei Snapchat nicht eingehalten wird und schimpfen dann krückstockwedelnd dass die Plattform nichts taugt, weil wir nicht verstehen wie sie funktioniert.
Und ungewohnt ist es ja wirklich bei diesem Snapchat. Ohne Gebrauchsanweisung hab ich wirklich nicht viel mehr geschafft als die App zu öffnen.
Nach drei Wochen mache ich im Grunde zwei Dinge:
Mich staunend gemeinsam mit den Kindern über die Videofilter (eigentlich „Lenses“) schlapp lachen
Kurzer Einschub hierzu: Für mich sind diese Filter ebenso faszinierend wie für Kind 3.0. Ich kann stundenlang vor meinem Telefon sitzen und mein Gesicht verziehen, weil ich nicht verstehen kann, wie das so gut funktioniert. Das ist für mich wie Zauberei.
Die (wie sagt man dazu eigentlich?) Snapchats anderer Leute anschauen
Was mich extrem irritiert ist, dass man nicht liken kann. Ich schaue mir also etwas an, das mir sehr gut gefällt und dann denke ich: Hm und nu? Wie sage ich dem- oder derjenigen, die das produziert hat, dass es mir Freude bereitet hat? Mit einer Bildantwort? Einem „Danke“ oder „haha“ im Chat?
Snapchat fühlt sich außerdem seltsam intim an. Fremden schreibe ich gar nichts (sehr im Gegensatz zu Twitter übrigens) und Menschen, die ich persönlich mittelgut kenne, schicke ich auch nichts, weil es sich so wie äh kleine Liebesbotschaften anfühlt? Schwer zu beschreiben, jedenfalls höchst inadäquat. Lediglich Menschen, denen ich ohnehin nahe stehe, kann ich einfach Snaps schicken. Aber auch da irritiert mich in ein schwarzes Loch zu kommunizieren, da oft einfach nichts zurück kommt.
Snapchat ist außerdem jedes Mal wieder eine Entscheidung. Es gibt keine Timeline in dem Sinne sondern man klickt jeden Beitrag, den man sehen will, bewusst an. Die Bewegungsrichtung ist eine andere. Bei Twitter und Facebook rauscht meine Timeline an mir vorbei. Bei Snapchat wende ich mich aktiv den einzelnen Nutzerinnen und Nutzern zu.
Wer sich wirklich einarbeiten möchte, dem empfehle ich „Snap Me If You Can“ von Philipp Steuer (den Tipp habe ich übrigens von @leitmedium). Dort ist das Thema wirklich sehr gut aufgearbeitet und man findet sogar „Snapchat Hacks“.
Meine Snapchatnutzung bleibt jetzt erstmal das Nutzen der Lenses, das Abspeichern der Fotos und das verschlüsselte Verschicken der Fotos an Freunde per iMessage oder Threema. Snapchat selbst bleibt mir suspekt.
Über Follower-Empfehlungen freue ich mich übrigens. Bislang blieb mir da der große AHA-Effekt aus.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der eigentlich nie gebacken wurde. Wenn – dann gab es Fertigteigmischungen – was mich gar nicht gestört hat.
Einer meiner Lieblingskuchen war eine Backmischung namens „Tortina“, die es schon lange nicht mehr gibt. Im letzten Weisheits-Podcast haben wir über unsere Lieblingskuchen gesprochen und deswegen habe ich vorher nach dem Rezept gegoogelt und bin tatsächlich fündig geworden.
Weil das auf so große Begeisterung gestoßen ist, verblogge ich das Rezept, ganz so wie man das von einem ordentlichen Mutti-Blog erwartet (wie z.B. im Blog von Felix Schwenzel, dessen verbloggte Rezepte ich sehr gerne lese).
Zutaten
Kuchenschicht 1
100 g weiche Butter oder Margarine
140 g Zucker
1 Pck. Vanillin-Zucker
1 Pr. Salz
1 Ei (Größe M)
3 Eigelb (Größe M)
100 g Weizenmehl
3 gestr. TL Backpulver
50 g Feine Speisestärke
4 EL Milch
50 g Schokoflocken
Kuchenschicht 2
3 Eiweiß (Größe M)
120 g Puderzucker
100 g Gemahlene Haselnüsse
Kuchenschicht 3
Puderzucker
Zubereitung
Bis auf die Schokoflocken alle Zutaten von Kuchenschicht 1 nehmen, zusammenwerfen und rühren. Am Ende die Hälfte der Schokoflocken zärtlich in den Teig einrühren.
Für Kuchenschicht 2 die Eiweiße steif schlagen. Puderzucker reinsieben (man kanns auch klumpig reinwerfen und zerdrücken), Haselnüsse dazu, rühren und sich dabei immer fragen, was „vorsichtig unterrühren“ in herkömmlichen Rezepten wohl meint.
Springform ausfetten, Globsch von Kuchenschicht 1 reinwerfen, glatt streichen, Globsch von Kuchenschicht 2 reinwerfen, glatt streichen. Ganz oben drauf die übrig gebliebene Hälfte der Schokoflocken der Zutaten aus Kuchenschicht 1 auf dem Teig verstreuen. Häufchenbildung vermeiden.
Das Ganze bei 180 Grad eine Stunde in den Ofen.
Kuchen auskühlen lassen, aus der Form nehmen und mit Puderzucker (diesmal aber wirklich sieben) bestreuen.
Fertig!
Wer es komplizierter mag mit einer bestimmten Reihenfolge welche Zutat mit wem und so, der liest das Originalrezept.