An Trennung denken, wie unromantisch

Ich habe einen Schrank, der ist zur einen Hälfte mit Fotos, zur anderen Hälfte mit alten Briefen gefüllt. Alle paar Jahre schaue ich mir den Inhalt an.  Gestern fiel mir auf, dass ich über die Jahrzehnte auf gut ein Duzend Hochzeiten eingeladen war. Ich hoffe, es gibt da keinen kausalen Zusammenhang, aber tatsächlich sind gut Dreiviertel dieser Ehen in der Zwischenzeit schon wieder geschieden.

Meine persönliche Stichprobe entspricht zum Glück nicht der allgemeinen Statistik – da werden „nur“ 1/3 aller Ehen geschieden. Wie die Trennungsstatistik bei unverheirateten Paaren ist, weiß ich nicht genau.

In Berlin sind die Partnerinnen aufgrund der guten und bezahlbaren Kinderbetreuungsmöglichkeiten nach der Geburt des ersten Kindes in der Regel relativ zügig wieder arbeiten gegangen. Ich kenne kaum Frauen, die drei oder mehr Jahre für ihr/e Kind/er zuhause geblieben sind. Ganz anders in der Gegend in Bayern, in der ich groß geworden bin: Da lief es meist ganz klassisch: Nach wenigen Jahren Beruf – oft auch direkt nach dem Studium wurde geheiratet, ein Haus gebaut und dann blieb die Frau die nächsten Jahre zuhause. Die Entscheidung zu diesem Familienmodell wird natürlich aus freien Stücken gewählt. So wird mir das berichtet. Die Paare finden das gut: Der Mann übernimmt die finanzielle Verantwortung und die Frau die für die Kinder. Das passt für den Moment ganz gut und wenn ich nach der Zukunft frage, dann heißt es: Das Haus wird dann abbezahlt sein und eine Grundsicherung bieten und die Rente des Mannes geteilt. Alles gut also. „Wir haben ohnehin nicht vor uns zu trennen.“, höre ich dann auch oft.

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Beziehungen und Issue-Tracker

Wenn man die richtigen Instrumente implementiert hat, dann ist das Stresslevel in einer Beziehung dauerhaft minimierbar.

Als große Anhängerin von Exceltabellen, hätte ich eigentlich schon viel früher darauf kommen können. Issue-Tracker-Systeme lassen sich natürlich hervorragend in modernen Beziehungen einsetzen. Viele Kommunikationen sind ja recht vage: Hol‘ bitte die Kinder ab z.B. und alles was nicht im Detail ausformuliert ist, birgt Konfliktpotential weil jedem Beteiligten ein gewisser Interpretationsfreiraum bleibt. Das erreichte Ergebnis entspricht dann nicht immer dem von dem ursprünglichen Auftraggeber gewünschten.

Ticket td543 Hol‘ bitte die Kinder ab beinhaltet im Grunde eine ganze Reihe unausgesprochener Teilschritte, die abzuarbeiten sind, bevor das Ticket geschlossen werden kann. Natürlich sind diese Unteraufgaben total logisch, aber mein Mann hat trotzdem Probleme sie alle ordnungsgemäß abzuarbeiten. Zu den Unteraufgaben gehören beispielsweise td543a Ausflugkasse zahlen, td543b Wochenkalender checken, td543c ToDos in den gemeinsamen Kalender übertragen, td543d Wechselsachenbeutel auf Vollständigkeit kontrollieren, td543e Kinder mit Sonnenschutz eincremen und td543f Toilettengang veranlassen.

Als Issue formuliert kann man die Angelegenheit ordentlich terminieren (HEUTE! bis spätestens 16 Uhr!) und priorisieren (Blocker). Ferner kann man Abhängigkeiten formulieren (Kinder zum Sport bringen kann nur erledigt werden, wenn Kinder abholen erledigt).

Jetzt, da ich das mal differenziert betrachte, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Was könnte es hilfreicheres geben als Issue-Tracker-Einsatz in Beziehungen?

Wurde ein Issue-Tracking-System erstmal erfolgreich implementiert, lassen sich die abgearbeiteten Issues im Rahmen des Qualitätmanagements problemlos statistisch auswerten. Noch besser: da für die einzelnen Issues Verantwortliche hinterlegt sind, können im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Audits Schuldige Optimierungspotentiale gehoben werden. Aufgrund einer validen Datenlage kann konstruktiv über langfristige Verbesserungen gesprochen werden. Streits werden überflüssig.

Man kann sogar gemeinsam Service Level Agreements vereinbaren. Mir ist im Laufe der Jahre klar geworden, dass es ohnehin übertrieben ist, immer Premium-Erfüllung zu erwarten. Da kann man sich schon mal auf Economy-Niveau zufrieden geben. Letztendlich zählt neben der Qualität im Familienalltag auch oft die rein quantitative Abarbeitung („Du hast doch schon wieder nur 265 der 1.936 Issues erledigt! Gemessen an unserer bezahlten Arbeitszeit ist das ein Missverhältnis, das an dieser Stelle angeprangert werden muss!!111!“).

Natürlich kann der Partner da im Gegenzug keine Premium-Incentives erwarten, aber mal ein Freibier am Abend oder einen freien Sportnachmittag, das sollte nach Auswertung der einzelnen Issues möglich sein. Man sollte Qualitätsmanagement ohnehin viel mehr als stetigen Prozess sehen, der Luft nach oben lässt.

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Dieser Blogpost ist @grindcrank gewidmet, der eigentlich die Idee hatte

Über die idealen Verquickungsmöglichkeiten von Wiki und Issue-Trackern berichte ich in einem weiteren Blogpost. Die ISO Zertifizierung von Familiensystemen ist auch nur noch einen Steinwurf entfernt. Seien Sie gespannt!

Ich geh dann mal den Papierkalender synchronisieren

Gemeinsame Kalender sind so wahnsinnig praktisch. Theoretisch jedenfalls.

S 11 in Aus Liebe zum Wahnsinn von Georg Cadeggianini:

„Meine Frau Viola, 34, kommt in die Küche. Im Mantel. – Im Mantel? Jetzt hat Camilla Lorenzo erwischt. Handgemenge. Ich brülle ein wenig. Viel Mehl landet auf dem Boden, vor dem Schneeräumgerät. Elena, 9, geht dazwischen. Halbherzig. – Warum hat Viola eigentlich diesen verdammten Mantel an? […] Natürlich habe sie das in unserem Onlinekalender eingetragen, meint Viola. Kino mit Freundin, Donnerstagabend.“

Damit hat Georg Cadeggianini bereits auf Seite 11* eine typische Familienalltagssituation geschildert. Ein ganz grundlegendes Problem zwischen Mann und Frau. Ich weiß nicht, wie die Vorgeschichte im Hause Cadeggianini war. Aber sie war ganz sicher genau so:

Der Ehemann kommt nach Hause. „Schatz, wir müssen mal einen gemeinsamen Googlekalender einrichten. Das wäre doch praktisch. Da legen wir all unsere Termine an und haben so immer den Überblick. Wegen der Kinder und so.“ Die Frau denkt Oh Mann, noch ein zusätzlicher administrativer Aufwand, das Leben besser zu organisieren und sagt: „Ja, OK, praktisch wäre es ja schon.“

Fortan schreibt die Frau alle Termine in den Kalender. Wer die Kinder bringt, wer sie abholt, wann die Schwiegereltern zu Besuch sind, wann die Freunde Geburtstag haben, wann Ausflugtag in der Schule ist. Sie abonniert den Kalender für die Schulferien. Sie trägt die Sportkurse ein. Sie vermerkt, wann sie plant mit Freundinnen auszugehen. Sie trägt wichtige geschäftliche Termine ein.

Ändert sich was, verschiebt sie Termine, sie legt sie neu an und sie vermerkt auch die Orte, genaue Uhrzeiten, schreibt in die Notizen an was gedacht werden muss (Am Waldtag kein Brotpapier!), Ansprechpartner, Telefonnummern, alles! Gefühlt nimmt das Befüllen des Kalenders ca. 10% ihrer Lebenszeit ein.

Dann, eines Tages will sie ins Kino und während der Mann gerade den Kindern Stullen schmiert, erscheint sie im Mantel und der Mann denkt: „Wo will sie nur hin? Was ist los?“ GANZ GENAUSO WIE IN DEM BUCH BESCHRIEBEN.

Es entsteht eine kleine Diskussion.

„Woher soll ich wissen, dass Du ins Kino gehst?“
„Es steht im Kalender“
„Aber da habe ich nicht rein geschaut. Sowas musst Du mir sagen!!“
„Aber das habe ich und ich habe es in den Kalender geschrieben.“
„Nein, das stimmt nicht, Du hast es mir nicht gesagt!“
„Selbst wenn ich es vergessen haben sollte, was ich nicht glaube, denn selbst die Kinder wissen es, es steht im Kalender!“
„Aber ich habe nicht immer Zeit da rein zu schauen. Außerdem wollte ich mich heute mit einem Kumpel treffen.“
„Nun – das steht nicht im Kalender.“
„Ich kann da nicht immer alles eintragen. Vorgestern habe ich noch dran gedacht, aber dann habe ich es vergessen. Da stand Dein Termin noch nicht drin.“

[..]

Immer und immer und immer wieder führt das Ehepaar Gespräche dieser Art. Wütend stampft die Frau davon. Dann entschließt sich die Frau einen dieser Familienwandkalender zu kaufen. Sie hängt ihn an eine prominente Stelle im Flur. Dort überträgt sie tagelang alle Termine. V.a. die sich wiederholenden Termine (Donnerstag immer Musik) bereiten ihr große Freude. Weitere 10% ihrer Lebenszeit verbringt sie mit dem Synchronisieren ihres digitalen Kalenders mit dem Papierkalender. Die Situation verbessert sich tatsächlich und dann kommt doch wieder der Mantel-Tag und der Mann schaut die Frau mit großen Augen an.

Da blickt die Frau zum Familienjüngsten, Kind 3.0 (gerade in der sogenannten Trotzphase), und sie spürt die gesamte Verzweiflung eines zweijährigen Kindes in sich hochsteigen, sie spürt wie sich das Gefühl mit der präpubertären Ihr-behandelt-mich-alle-immer-ungerecht des Erstgeborenen vereinigt und sie platzt einfach. Peng! Wie ein Luftballon.

(Dass Frauen immer so emotional sein müssen!)

*Das Buch ist auch über Seite 11 hinaus gut zu lesen. Mehr dazu, wenn ich fertig bin.

Husband Beeping

Wenn der Mann plötzlich beim falschen Mobilfunkanbieter ist, lässt sich per Husband Beeping eine Menge Geld sparen, das man lieber in den Familiensommerurlaub investiert statt in unnütze Telefonanrufe.

Wer mein Blog regelmäßig liest, mag den Eindruck gewinnen, dass ich ein wenig überdreht oder leicht hysterisch bin. Dem ist natürlich überhaupt nicht so. Ich bin ein eher ruhiger, ziemlich unemotionaler Typ, der viel von Vernunft und Rationalität hält. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass mein Mann das schiere Gegenteil ist, aber er trägt seine Gefühle doch deutlich sichtbarer auf der Zunge. Er diskutiert gerne und ich finde sein Verhalten gelegentlich, sagen wir mal, irrational nicht 100% nachvollziehbar.

Kürzlich z.B. wurde bei seinem Arbeitgeber die Internetpolicy geändert. Es dürfen zukünftig keine privaten Emails mehr verschickt werden und die Nutzung des Internets ist gänzlich untersagt. Bis ich zu einem anderen Provider wechselte, konnten wir uns wenigstens von Privathandy zu Privathandy kostenlos SMS schreiben oder uns kostenlos anrufen. Meinem Wechsel in ein anderes Netz geschuldet, ist dies jedoch nicht mehr möglich. Mein Geizproblem (v.a. nachdem ich kürzlich Geld in ein Smartphone investiert habe) erlaubt natürlich nicht, dass ich täglich mehrere Cent ausgebe, um während der Arbeitszeiten kurze familienalltagsorganisierende Nachrichten mit ihm auszutauschen.

Wir diskutierten die Sache eine Weile und mir erschien es die beste Lösung, wenn er ebenfalls das Netz wechselte und sich ein internetfähiges Telefon besorgen würde. Mein Mann hingegen, (s.o.) wollte und wollte einfach nicht einsehen, dass dies die beste aller Lösungen für uns sei. Nachdem ich ca. zwei Wochen den Kopf über sein Nichteinsehen und seinen Starrsinn schüttelte, führten wir ein weiteres Gespräch und entschieden dann, dass es wohl das Beste sei, wir würden täglich zwischen 8.00 und 19.00 Uhr gar nicht mehr versuchen zu kommunizieren. Ein Zustand der letztendlich vor unserem Kennenlernen völlig normal war und an den man sich sicherlich problemlos wieder gewöhnen könnte.

Doch gestern Abend fiel mir der zauberhafte Film „Kitchen Stories“ wieder ein. In diesem Film kommunizieren zwei Nachbarn ausschließlich mit der Art und Weise wie oft man es klingeln lässt. Eine Internetrecherche ergab, dass diese Praxis keine Erfindung des Films war, sondern v.a. im afrikanischen Raum weit verbreitet ist. Man nennt die Technik Beeping. Sie findet v.a. in Ländern Anwendung, in denen die meisten die finanziellen Mittel gar nicht haben, Telefongespräche zu führen, in denen aber dennoch eine gewisse Erreichbarkeit gewährleistet werden soll. Den Mobilfunkanbietern ist dies ein Dorn im Auge, denn in einigen Landesteilen besitzen rund 30% der Bevölkerung ein Handy und haben jedoch noch nie einen Cent Umsatz produziert. Die ideale Technik für mich also.

Für alle, die ebenfalls kostenbewußt sind, hier ein Auszug aus unserem familieninternen Regelwerk, das aus einer Mischung von reinen Beepingmustern und morseähnlicher Kommunikation per Klingelton besteht.

Drei Mal klingeln lassen – „Bin in der Nähe, wollen wir uns um 12 Uhr zum Mittagessen treffen?“
Wiederholung des Musters – „Ja“
Fünf Mal klingeln lassen – „Denk‘ morgen bitte daran, den Sack mit den Wechselsachen der Kinder aufzufüllen.“
Zwei Mal klingeln lassen, zehn Minuten Pause, zwei Mal klingeln lassen – „Die Kinder werden heute von einer Freundin mitabgeholt.“
Drei unbeantwortete Anrufe in Folge – „Sport fällt heute aus, Kinder früher abholen.“
Drei unbeantwortete Anrufe in Folge und danach zwei Mal klingeln lassen – „Milch ist aus, bitte nach der Arbeit mitbringen.“

Es ist verständlich, dass ich hier aus Platzgründen nicht das komplette Husband Beeping darstellen kann. Der Komplexitätsgrad der Nachrichten lässt sich übrigens erhöhen, wenn man weitere Telefonanschlüsse des Partners in das System mitaufnimmt. Zum Beispiel heißt einmal am Handy klingeln lassen und einmal auf der Büronummer: „Ich gehe heute Abend mit meinen Freundinnen weg, Du musst die Kinder alleine ins Bett bringen.“ Bei dieser Technik ist natürlich in jedem Fall zu beachten, dass die Rufnummerübertragung aktiviert ist und der Mann ausreichend aufmerksam das Display des Festnetzanschlusses beachtet, um nicht versehentlich einen Anruf entgegen zu nehmen und somit völlig unnötig Kosten zu produzieren.

Langer Rede kurzer Sinn: Mit ein wenig Disziplin lässt sich das Husband Beeping sehr einfach erlernen und erspart doch so manchen Ärger im Paar- und Elternalltag.

Beeping gibts übrigens wirklich.

Leben im Hotel

Manchmal versuche ich mir vorzustellen wie es sein könnte als Mann zu leben. Für immer in einem Hotel leben. Das hat nicht nur schlechte Seiten. Es ist ja ganz angenehm wenn die Hotelbar immer gefüllt, das Essen gekocht, das Bad gereinigt und die Handtücher stets fluffig und frisch sind.
Was mich aber echt stören würde, ist, nie zu wissen, wo sich die Gegenstände des täglichen Lebens befinden. „Schaaaahaaatz?! Wo sind die tiefen Teller?“, „Schahaaaatz??? Wo sind meine Strümpfe?“, „Schaaahaaatz?!! Wo sind die neuen Zahnbürsten?“
So etwas schreit mein Mann. Jeden Tag, seit gefühlten 234 Jahren.
Die Antworten sind total crazy und immer gleich. Im Küchenschrank. Im Kleiderschrank. In der Badkommode.
Ich habe mir lange Gedanken gemacht warum mein Mann das immer durch die Wohnung brüllt. Da er weder an Korsakow erkrankt ist, noch sein IQ unter 100 liegt, kann es nicht sein, dass er diese Dinge nicht weiß. Selbst wenn er sie nicht wüsste, er könnte es einfach mal wagen einen der Schränke zu öffnen.
Um die wahren Gründe zu verstehen, muss man mehrere zehntausend Jahre in die Vergangenheit der Männer blicken. In einer Kultur der Jäger bewegen sich Gegenstände nämlich nicht eigenständig von A nach B. Der Mann erbeutet einen Procamptoceras brivatense-Schenkel, schleppt ihn zum Lagerfeuer und benutzt seinen Lieblingsfaustkeil um das Hirschlein seiner die Antilope ihrer zähen Haut zu entledigen und lässt diesen am Abend müde neben der Feuerstelle fallen. Die Feuerstelle befindet sich sieben Schritte nordöstlich des Höhleneingangs. Die Höhle liegt zweihundert Fuß südwestlich von der einzigen Kerb-Buche der Steppe entfernt. Der Mann notiert geistig die Position. Das praktische Werkzeug bleibt dort liegen und bewegt sich nicht. Die urzeitliche Frau rührt den Steinklotz auch nicht an. Sie hat eben wichtigeres zu tun, muss z.B. die siebzehn Sprösslinge sauber lecken oder Beeren sammeln gehen.
Wenn das Männchen abends von der Pirsch zurückkehrt, um den neuen Braten in spe zu häuten, dann liegt das Steinwerkzeug dort wo es am Vorabend lag und nicht in einem Steinwerkzeugregal. So ist es bis zum Anbruch des siebten Jahrtausend vor Christus gewesen.
Wenn ein Mann also Teller, Socken oder Zahnbürsten sucht, dann da wo er sie zuletzt fallen gelassen hat. Findet er die aufgezählten Gegenstände nicht, bleibt also nur der Schrei nach externer Hilfe. Und weil der Schock so tief sitzt, kann keine neue Information gespeichert werden und das Debakel wiederholt sich immer und immer wieder.
Ich rate von daher dringend ab den Computer ihres Mannes mal auf Vordermann zu bringen. „Schaaahaaatz?!? Wo ist das Internet?!?“
„In der Luft! In der Luft, da wo es immer ist!“

Faustkeilaufbewahrungsstelle

Fußnoten

Mein Mann hat mich neulich gebeten, nicht andauernd aus dem Hintergrund zu kommentieren. Das sei am Telefon nervig und vor den Kindern nähme ihm das die Autorität.
Mein Mann ist kein Geisteswissenschaftler und es ist nicht verwunderlich, dass er noch nie Niklas Luhmann gelesen hat. Denn sonst wüsste er, dass meine Kommentare aus dem Off wahnsinnig wichtig sind. Meine Darlegungen aus den anderen Zimmern sind so was wie die Fußnoten wissenschaftlicher Texte. Sie vertiefen, unterstreichen, differenzieren und führen weiter. Es ist also unmöglich auf sie zu verzichten.
Es sei denn man möchte unsachlich sein und Themen nur oberflächlich ankratzen. Ich bin aber weder gerne unsachlich noch oberflächlich. Also schreie ich stets meine wichtigen Ergänzungen von einem Raum in den anderen.
Das macht mich freilich nicht unbedingt sympathisch – aber was soll’s. Luhmann lesen macht auch keinen Spaß aber es ist gesellschaftspolitisch sehr wichtig, dass man seine Gedanken bis in die 253654. Fußnote nachvollzieht.
So ist es unverzichtbar, dass ich wichtige Details ergänze, wenn mein Mann lapidar zu einem der Kinder sagt: „Ich möchte, dass Du den Tisch deckst.“
Ich rufe dann: „Ja, das habe ich auch schon gesagt. Wir haben gestern darüber gesprochen. Da hast Du auch schon nicht decken wollen. Genau wie am Wochenende! Da hatten wir die ganze Zeit Stress deswegen. Wie oft haben wir das jetzt schon erklärt? Im Urlaub wolltest Du auch nicht spülen. Das willst Du ja nie. Das hast Du von Deinem Vater. Der will das auch nie. Kann ich verstehen. Lust habe ICH nämlich auch keine. Nicht dass das irgendjemanden interessiert. Also das was ich [halbe Stunde Vortrag ergänzen]“
Ich komme in einen richtigen csikszentmihalyischen Flowzustand beim Reden und wenn ich zu mir komme, bin ich meist alleine. Der Mann und die Kinder sind Eisessen oder so.
Banausen. Die haben eben keine Ahnung von selbstreferenziellen sozialen Operationen!

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Ich begrüße alle Soziologie-Studenten, die über Google in dieses Blog gefunden haben. Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!

More than words

Mein Mann ist ganz schön sensibel. Ihn setzen die wöchentlichen Großeinkäufe unter Druck, habe ich gestern mitbekommen, als ich ihn bei einem Gespräch am Grill belauschte.
Es sei wahnsinnig anstrengend so einzukaufen, dass ich nicht rumschreie oder zumindest drei Tage ein langes Gesicht mache. Er könne machen, was er wolle, am Ende sei immer etwas falsch. Der andere Mann nickte gefühlvoll und beteuerte, das sei bei ihm genauso. Sie gaben sich die Hände und schauten versonnen in die Grillkohleglut.
Ich weiß wirklich nicht was die beiden meinen.
Es ist doch ganz einfach. Steht doch alles auf dem Zettel.
Hackfleisch
Paprika
Salami
Obst
Alles andere ist doch völlig klar. Natürlich enthält jeder Posten für sich eine kleine Konnotation. Aber das erschließt sich doch per logischen Menschenverstand. Ich könnte das Ganze auch so aufschreiben:
Hackfleisch (Bio, is klar! Denk’ dran, dass unser mittleres Kind sich im Moment ausschließlich von Frikadellen ernährt. Das Hack ist aber eigentlich für die Burritos, die wir gemeinsam mit unserem Besuch essen. Wenn ein bisschen was übrig bliebe für Montag, wäre das nicht schlecht. Kauf also reichlich, aber komm’ bitte nicht wieder mit drei Kilo an.)
Paprika (Drei Stück, rot. Nicht abgepackt. Alternativ gelb. Aber nicht grün. Und kauf bitte nicht diese Dreierpacks. Grüne Paprika isst bei uns doch niemand. Achte auf den Preis. Wenn der Kilopreis sich sehr unterscheidet, dann doch abgepackt. Kann man ja in die Burritos machen.)
Salami (Für mich die Milano, die Kinder mögen lieber die dicke, die ich aus italienischer Sicht niemals Salami nennen würde. Muss eine Woche reichen. Auch für die Schulbrote. Wenngleich die zum Schneiden viel billiger ist, die schmeckt mir nicht. Wenn Du statt zu Lid*l zu Kauf*land gehst, will ich doch keine Milano, sondern lieber Ungarische. Die ist Dir aber zu ranzig im Geschmack. Also kaufe Dir noch eine extra.)
Obst (Für die Kinder. Du könntest Dir mal wieder was zur Arbeit mitnehmen. Kauf aber nicht nur Sachen, die erst eine Woche reifen müssen. Bloß kein Zeug, das nicht saisonal ist und deswegen beim ersten Kontakt mit Luft verendet. Wehe, Du kaufst Mandarinen. Beeren für 1,99 Euro pro hundert Gramm und ich flippe aus. Trauben mit Kernen mögen die Kinder nicht. Die sind ohnehin zu stark gespritzt. Also wenn, dann nur Bio!)
Dann wird er beim nächsten Männergrilltreffen aber sagen, ich sei zwanghaft und schreibe ihm alles vor. Also überlasse ich großzügig ihm das richtige zu tun.

Mein Beitrag zum Weltfrauentag

Emanzipation heißt im 21. Jahrhundert bekannterweise, dass man als Frau arbeiten geht und sich parallel um Haushalt und Kinder kümmert. Wenn es irgendwie geht, repariert man auch das Auto und ist kompetenter Ansprechpartner wenn es um den Hausbau geht. Persönlich macht mir das nichts aus, denn ich habe einen Weg gefunden, die kosmische Balance der Gleichstellung zu erhalten, indem ich fest definiere was Frauen- und was Männerarbeit ist.
Da ich quantitativ mehr Aufgaben unseres gemeinsamen Lebens übernehme, feile ich seit Jahren an den qualitativen Dimensionen der wenigen, verbleibenden männlichen Domänen. So wie ich beispielsweise niemals den Müll runterbringe, gehe ich auch niemals in den Keller. Denn in den Keller gehen und Sachen hoch bringen, ist reine Männerarbeit.
Die Kellergestaltung hingegen ist ausschließlich meine Aufgabe.
Am Anfang hatten wir viel zu wenig Zeug – aber ein frei zugänglicher Keller ist einfach kein echter Keller. Also habe ich heimlich Kisten und Umverpackungen geholt und diese in den Keller gestellt. Besonders Spaß machen mir dabei waghalsige Konstruktionen. Ich stelle beispielsweise eine große Kiste mit einem Amboss auf einen wackeligen Stapel leerer, kleiner Kisten.
Darüber hinaus ist es so, dass man durchaus die meisten im Keller aufbewahrten Dinge einfach wegwerfen könnte. Mit dem Hinweis auf ebay, Flohmärkte oder Erinnerungsstücke erschleiche ich mir jedoch die Legitimation so gut wie alles im Keller zu horten. Auch lasse ich gerne bestimmte Dinge, die ich regelmäßig benötige, in den Keller bringen. Ich stecke sie dafür in Kisten, die unter keinen Umständen irgendeinen Hinweis auf ihren Inhalt geben dürfen (z.B. den Föhn in die Originalverpackung des CD-Players legen) und bitte meinen Mann möglichst wenn er mitten im Monatsabschluss steckt und erst gegen 22 Uhr nach Hause kommt, dass er sie wieder aus dem Keller holt.
Jeden 15. des Monats gehe ich runter und verteile Spinnweben, Öl und Zigarettenasche im Kellerraum. Alle zwei Monate zerschlage ich die Glühbirne, die für Licht sorgen soll und eine ebenfalls lohnenswerte Arbeit ist das Umsortieren von Kisten, die mein Mann selbst eingeräumt hat.
Etwas aus dem Keller zu holen kostet meinen Mann in zehn Minuten so viel Nerven als würde auch er 30 Stunden arbeiten gehen, sich um die Kinder kümmern und gleichzeitig den Haushalt schmeißen und schon sind wir gleichgestellt.