[Anzeige] Let’s talk – about Messenger

Ist WhatsApp wirklich alternativlos? Foto Webster2703 @Pixabay

Gemeinsam mit SCHAU HIN! habe ich Ende Juni eine kleine Serie zum Thema Kinder und digitale Medien gestartet. 

Im Zentrum meiner Serie sollen die Chancen, die (neue) Medien mit sich bringen, stehen und ich will beschreiben, wie wir als Familie im Alltag damit umgehen und gerne auch von Euch hören, wie ihr den Alltag mit Kindern und digitalen Medien gestaltet.

Risiken und Gefahren werden durch Kulturpessimisten aller Ausrichtungen zu genüge beklagt. Viele Eltern reagieren mit Unsicherheit und statt sich mit den einzelnen Themen auseinanderzusetzen. 

Ich versuche mit meinen Kindern im Gespräch zu bleiben und Lösungen zu erarbeiten, die für uns alle passen. Das ist auch der Grund warum ich die Serie Let’s talk nenne.

Im zweiten Teil geht es um: Messenger-Apps

Segen Messenger-Apps

Ich liebe es zu chatten. Nie war es einfacher in Verbindung zu bleiben. Sei es mit dem Partner, den Kindern, lieben Freundinnen oder Kolleginnen. Beim Stillen, während langweiliger Pflichtveranstaltungen (Tante Friedel wird 77) oder mitten in der Nacht wenn der Geburtstagskuchen, in den man bereits Stunden investiert hat, leider gerade eingefallen ist.

Mir haben Chats immer sehr geholfen mich nicht alleine zu fühlen. Egal wo ich bin und was ich mache. Gerade neu umgezogen, alleine im Urlaub, verzweifelt seit Stunden wartend beim Kinderarzt – egal – in meinem Handy wartet Trost und Zuversicht.

Genauso freue ich mich für meine Kinder, dass auch sie unkompliziert Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden Kontakt halten können.

Für mich waren die Sommerferien ein Graus früher. Sieben Wochen ohne Freundinnen, weil alle irgendwo waren. Oder Umzüge! Zog die geliebte Freundin ein Dorf weiter, war sie quasi für immer verloren. Oder das unendliche Auslandsjahr!

Das ist heutzutage total anders. Selbst wenn die Freundin in Vietnam ist, kann man weiterhin in Kontakt bleiben.

Kindern das Chatten zu verbieten, wäre für mich deswegen bizarr. Nur die Wahl der richtigen App ist leider ziemlich kompliziert.

Welche ist die richtige Messenger-App?

Elternabend in der Schule: Kurz vor Ende kündigt die Lehrerin an: „Zum nächsten Termin können wir darüber sprechen, ob wir einen WhatsApp-Chat machen oder nicht.“

In mir steigt sofort die Empörung hoch und ich melde mich – wohlwissend wie es andere Eltern empfinden, wenn sich eine Mutter am Ende des Elternabends nochmal schnell mit hochrotem Kopf meldet: „Ich hätte gerne, dass wir eine Stufe vorher mit der Diskussion anfangen und dann darüber sprechen, ob es ein WhatsApp-Chat sein muss oder ob vielleicht eine andere App nicht geeigneter wäre.“

Der Blick der Lehrerin sagt Whatever und der Mund sagt: „Ja, natürlich.“ Die Blicke der Eltern sagen: „Bitte, bitte, wir wollen nach Hause, nerv‘ doch nicht.“

Ich atme leise durch die Ohren aus. WhatsApp wird leider meistens als völlig alternativlos als gesetzt gesehen.


Ein kleiner Exkurs.

Im Mai habe ich über Sprachnachrichten geschrieben und einen nachgebildeten (!) Screenshot aus dem WhatsApp Messenger benutzt.

Der Tweet dazu wurde oft geteilt und der Artikel fast zehntausend Mal aufgerufen. Das habe ich sehr bereut – eben wegen der Verbreitung des besagten WhatsApp-Screenshots.

Tatsächlich benutze ich WhatsApp – aber nur bei Freundinnen und Freunden, die wirklich nur dort zu erreichen sind.

Ich habe durchgezählt: das sind lediglich fünf von ca. fünfzig Menschen mit denen ich mehr oder minder regelmäßig chatte. Alle anderen sind bei mir entweder auf Threema oder auf iMessage.

Werbung für die Verwendung von WhatsApp wollte ich nie machen. Im Gegenteil.

WhatsApp – na und? Benutzen doch alle!

Warum glaube ich, dass es ein Unterschied macht, welchen Messenger man verwendet?

Messenger sind unterschiedlich sicher und sie gehen unterschiedlich mit unseren Daten um.

Viele wissen vermutlich, dass WhatsApp seit April 2016 die Daten Ende-zu-Ende verschlüsselt. Diese Verschlüsselung schützt jedoch nicht vor der Weitergabe und Auswertung von Metadaten.

Metadaten sind alle Daten, die neben den eigentlichen Nachrichten anfallen. Dazu gehören z.B. Informationen wann man wie oft von wo mit wem chattet.

Aus diesen Daten kann eine Menge (fehl)geschlossen werden. (Ich habe an anderer Stelle mal versucht mehr oder weniger lustig darzustellen, wie ein Ausschnitt bestimmter Informationen einige ziemlich unpassende Fehlschlüsse zulässt.)

WhatsApp sammelt die Metadaten und gibt sie an den Mutterkonzern Facebook weiter. Dort werden sie verwendet um von den einzelnen Nutzerinnen und Nutzern Profile zu erstellen, damit auf Facebook passgenaue Werbung angezeigt werden kann.

Wer seine Privatsphäre liebt, kann das nicht gutheißen.

Ausführlicher kann man die Argumente, die gegen die Verwendung von WhatsApp sprechen, hier und hier nachlesen. Die Details würden den Rahmen meines Artikels sprengen.

Wichtig auf jeden Fall noch: In den Systemeinstellungen eures Endgeräts selbst, könnt ihr WhatsApp ziemlich viele Rechte entziehen:

Ich möchte im Zusammenhang mit WhatsApp und Kindern zwei andere Argumente beleuchten:

WhatsApp hat weltweit über eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer. Wenn ich mit anderen über WhatsApp spreche, höre ich v.a. zwei Argumente.

1.) Oma, Karl, Silke und Thorsten sind halt schon bei WhatsApp…

und

2.) WhatsApp ist kostenlos!

An Punkt 2.) möchte ich gleich anknüpfen. WhatsApp bezahlt man tatsächlich nicht in Euro sondern eben – wie oben geschildert – mit Daten.

Das Unangenehme: Ihr zahlt nicht nur mit euren Daten, sondern gebt auch alle Daten aus eurem Telefonbuch (also die Daten anderer) weiter.

Es ist übrigens möglich bei Installation der App dieser Verknüpfung zu widersprechen – die Chats sehen dann aber wie in dem Screenshot unten aus und sind, wenn es beispielsweise um Gruppenchats geht, unübersichtlich, weil man nicht einfach zuordnen kann, wer was schreibt:

Wenn man das Telefonbuch nicht verknüpft, sieht man keine Namen – nur das Profilbild und die Nummer.

Geschäftsmodelle hinterfragen ist Teil von Medienkompetenz

Gerade das Geld-Argument ist übrigens ein sehr starkes für die Wahl von WhatsApp bei Kindern.

Als Eltern könnt ihr dem relativ leicht entgegenwirken

  1. gebt den Kindern einfach das Geld um sich eine datensensible App zu kaufen
  2. und sprecht mit euren Kindern über Geschäftsmodelle. Selbst Kindern leuchtet das relativ einfach ein: Stellt die Frage, wie eine Firma Geld verdient. Auch Kinder können sich vorstellen, dass Menschen, die für ein Unternehmen arbeiten, irgendwie Geld bekommen müssen und dass es unterschiedliche Wege für Unternehmen gibt, Geld zu generieren.

Wer diese Frage kennt und sie auf neue Dienste anwendet, hat schon viel über Medienkompetenz gelernt.

Dem ersten der oben genannten Argumente könnt ihr schlecht entgegenwirken – bestenfalls wenn man das Thema schon sehr früh diskutiert und auch bei anderen Eltern in die Diskussion einbringt. Wenn eure Kinder die ersten mit alternativen Messenger sind, ist es vielleicht leichter, andere zu überzeugen, ebenfalls von der Nutzung von WhatsApp abzusehen.

Gleiches gilt übrigens für Aufklärungsarbeit am Elternabend. Ich möchte behaupten, dass 80% der Eltern sich noch nie mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.

Meine Empfehlung: Threema

Meine Empfehlung für eine sichere App, die ordentlich mit euren Daten umgeht, ist Threema.  Threema kostet 3,49 Euro im iTunes Store und 2,99 Euro im Google Play-Store). Test.de schätzt das ähnlich ein.

Alle anderen Alternativen (beispielsweise Telegram und Signal) möchten ebenfalls Daten aus dem Telefonbuch laden. Man kann das so wie bei WhatsApp unterbinden – Chats sind dann so unübersichtlich wie in der Abbildung oben.

Auf dem Desktop sieht man schön meine Inkonsequenz *seufz*

Mehr Argumentationshilfe gegen WhatsApp gibt es übrigens bei Netzpolitik unter z.B. Abschied von WhatsApp: Fünf gute Gründe, den Messenger zu wechseln (Wer die Nerven hat, sollte sich auch mit dem Thema Open Source Software auseinandersetzen – auch eine Sache, die als Bewertungskriterium bei allen Arten von Software gilt).

Am Ende muss man sich entscheiden:

  • WhatsApp gar nicht verwenden und damit auf unkomplizierte Kontaktmöglichkeiten zu bestimmten Menschen komplett verzichten
  • WhatsApp für einen Teil der Kontakte benutzen – aber die Verknüpfung zum Telefonbuch sperren und mehr oder minder kryptische Chats und die Weitergabe der Metadaten akzeptieren
  • oder WhatsApp „normal“ benutzen, die Daten aus dem Telefonbuch hochladen und Metadaten dem Facebook-Konzern überlassen.

Eine weitere WhatsApp-Plage sind „Ketten-Briefe“

Übrigens ein weiteres Argument gegen WhatsApp ist für mich als Mutter das Thema Ketten-Briefe (eigentlich Ketten-Nachrichten). Da gibt es wirklich unsägliche Dinge. Ich habe noch nie gehört, dass über Threema ähnlicher Mist an die Kinder gelangte.

oder

Je nach Alter setzen solche Nachrichten Kinder wahnsinnig unter Druck.

Fragt eure Kinder mal, ob sie bereits ähnliche Nachrichten erhalten haben. Viele Kinder erzählen aus Angst gar nicht erst darüber. Sprecht mit euren Kindern über diese Ängste und kontaktiert ggf. das versendende Kind und deren Eltern, um dort auch ins Gespräch zu kommen.

Erst kürzlich ging eine noch drastischere Audionachricht herum, die seit 2013 auf WhatsApp kursiert. Sie droht den Kindern mit dem eigenen Tod und dem der Mutter, sofern die Nachricht nicht in kürzester Zeit an zwanzig weitere Empfänger verschickt wird.

Weitere Tipps zum Umgang mit diesen Ketten-Briefen z.B. unter „Wenn Kinder Morddrohungen per WhatsApp bekommen.

Am Ende muss man sich für oder gegen WhatsApp entscheiden

Zurück zum Thema Wahl des Messengers – meine persönliche, zähneknirschende Entscheidung: Beides erlauben, schauen, ob man mit WhatsApp klar kommt, wenn man die App nicht mit dem Telefonbuch verknüpft ist und immer wieder Diskussionen anzetteln.

Ich halte es da wie mit allen Nachhaltigkeitsthemen: Ich weiß, dass ich nicht alles restlos perfekt machen kann, also erlaube ich mir Ausnahmen.

Jetzt da ich mich wieder ausführlich mit dem Thema auseindergesetzt habe, habe ich erneut ein sehr schlechtes Gefühl mit meiner Inkonsequenz…

Einmal hochgeladene und freigegebene Daten des Telefonbuchs sind eben nicht mehr löschbar.

Dass das Thema Datenweitergabe durchaus relevant ist, zeigt übrigens das (juristisch umstrittene) „WhatsApp Urteil von Bad Hersfeld„: In dem Urteil hat der zuständige Richter einer Mutter auferlegt, schriftliche Einverständniserklärungen aller WhatsApp-Kontakte ihres Sohnes einzuholen und diese dem Gericht vorzulegen – andernfalls dürfe das Kind die App nicht weiter nutzen.

Von der Nachricht wie der Staatstrojaner Daten (u.a.) aus WhatsApp abziehen möchte, fange ich gar nicht erst an…

Es ist und bleibt sehr kompliziert mit diesem Thema.


Wie geht ihr damit um? Was sind eure Empfehlungen und wie wichtig ist euch Datenschutz und Privatsphäre?

Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt darüber auf Facebook. Wenn ihr euren Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später eingesammelt und geteilt werden.


Wen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen interessieren, dem empfehle ich die aktuelle Rechtsbelehrung zum Thema „WhatsApp, Messenger und Abmahnungen“ reinzuhören.

Weiterführende Links

 

Weitere Themen der Serie

Teil 1 von Let’s talk: Nicht wie lange sondern was
Teil 3 von Let’s talk: Computerspiele
Teil 4 von Let’s talk: YouTube
Teil 5 von Let’s talk: Fernsehen und Streaming-Dienste
Teil 6 von Let’s talk: Hörwelten
Teil 7 von Let’s talk: Augmented Reality und Virtual Reality
Teil 8 von Let’s talk: Programmieren lernen

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digitale MedienGemeinsam mit SCHAU HIN! starte ich eine kleine Serie zum Thema Kinder und digitale Medien.

Im Zentrum meiner Serie sollen die Chancen, die (neue) Medien mit sich bringen, stehen und ich will beschreiben, wie wir als Familie im Alltag damit umgehen und gerne auch von Euch hören, wie ihr den Alltag mit Kindern und digitalen Medien gestaltet.

Risiken und Gefahren werden durch Kulturpessimisten aller Ausrichtungen zu genüge beklagt. Viele Eltern reagieren mit Unsicherheit und statt sich mit den einzelnen Themen auseinanderzusetzen, wird schnell mal ein Verbot verhängt.

Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass Verbote in Sachen Medienkonsum nichts bringen. Deswegen versuche ich mit meinen Kindern im Gespräch zu bleiben und Lösungen zu erarbeiten, die für uns beide alle passen. Das ist auch der Grund warum ich die Serie Let’s talk nenne.

Im ersten Teil geht es um: Medienkonsum

Wie lange ist genug?

Die erste Frage, die besorgte Eltern auf Veranstaltungen zum Thema „Digitale Medien“ oft stellen, lautet: Wie viel Medienzeit sollte man einem Kind gestatten?

In den allermeisten Fällen wird anschließend ausgiebig diskutiert, ob 15, 30 oder 60 Minuten das richtige Maß sind. Ich sitze dann oft etwas ratlos daneben und frage mich: Wie sollen denn 30 Minuten zum Beispiel beim Computerspielen genügen?

Ich bin für gar keine oder weiche Begrenzungen. Stellt euch doch mal vor, ihr lest gerade ein Buch. Nach 30 Minuten kommt jemand dazu, der darauf besteht, dass ihr jetzt SOFORT aufhört. Ist es nicht naheliegend – gerade wenn das Buch besonders spannend ist – darum zu bitten, beispielsweise das Kapitel beenden zu dürfen? Je nach Buch und Lesegeschwindigkeit dauert das aber nochmal 20 Minuten.

Was nun? Buch aus der Hand nehmen? Oder zuende lesen lassen?

Für mich ist die Frage „Wie lange sollen Kinder mit Computerspielen/im Internet verbringen dürfen?“ kaum zu beantworten.

Die wichtigere Frage ist was und nicht wie lange

Die eigentlich Antwort auf diese Frage, liegt an einer ganz anderen Stelle.

Warum fühle ich mich unwohl, wenn das Kind stundenlang auf Facebook verbringt, nicht aber, wenn es Lego spielt. Warum finde ich es nervig, wenn Kinder Stunden vor YouTube verbringen, nicht aber, wenn sie malen?

Nie käme ich auf die Idee, ins Kinderzimmer zu gehen und zu rufen: „Du spielst jetzt schon seit zwei Stunden Lego! Jetzt ist aber endlich Schluß!“

Der Unterschied liegt darin, dass im einen Fall konsumiert, im anderen Fall erschaffen wird.

Das ist der Grund warum ich versuche, meine Kinder mit allem was mit Internet und neue Medien zu tun hat, zu ermutigen, den Anteil des reinen Konsumierens möglichst gering zu halten und den Anteil, in dem erschaffen wird, eher auszudehnen und fast gar nicht zu begrenzen.

Was meine ich genau damit?

Hier einige Beispiele: Kind 3.0 malt von Herzen gerne. Es lässt sich auch gerne zum Malen inspirieren. Es schaut in Kinderbücher, es schaut sich Blumen an, es betrachtet Bauwerke und dann malt es, was es gesehen hat.

Es bittet mich ununterbrochen in der Google-Bildsuche nach Dingen zu schauen. Wie sehen Suffolk-Schafe aus, welche Arten von Wölfen gibt es, existieren bunte Würmer?

Kind 3.0 ist noch zu jung (und kann noch nicht sicher genug schreiben), um diese Antworten selbst zu recherchieren – ich auf der anderen Seite, habe nicht ausreichend Zeit und Nerven all diesen Fragen nachzugehen.

Instagram, Minecraft, Scratch und Calliope

Ich bin deswegen irgendwann auf die Idee gekommen, dass ein Instagram-Account eine gute Kompromisslösung sein könnte. Der Plan ist sich gemeinsam hinzusetzen und Interessensgebiete abzuklappern. Es gibt hunderte von wunderbaren Illustratorinnen und Illustratoren, die ihre Arbeiten (und v.a. auch ihre einzelnen Arbeitsschritte) auf Instagram festhalten. Genauso viele Tierfotografinnen und -fotografen gibt es und es gibt auch eine ganze Reihe Accounts, die eine tolle Mischung zwischen Landschaften, Tieren und Menschen zeigen – so wie z.B. National Geographic.

Den Account lege ich an und in Absprache mit mir, kann das Kind auch eigene Kunstwerke hochladen.

Als Nebeneffekt können wir über Bildrechte sprechen. Was und wer darf fotografiert werden und was und wer nicht und warum?

Ähnlich ist es bei uns mit Minecraft. Es ist wahnsinnig faszinierend, wie sehr solche Spiele die Kinder motivieren zu lernen. Was gibt es für Bauelemente? Haben sie Sonderfunktionen? Was kann man damit bauen?

Minecraft erklärt wenig und es muss alles selbst gelernt werden. Alles, was entsteht, erwächst der Phantasie und Kreativität des Kindes. Ist der Forschungsdrang erstmal geweckt, gibt es kaum ein Halten.

Falls ihr Minecraft noch nicht kennt, einen schönen, erklärenden Test, gibt es z.B. beim Spieleratgeber NRW. Natürlich bietet auch SCHAU HIN! Infos zu Minecraft.

Es gibt noch viele andere Beispiele, was Kinder machen können, um eher zu erschaffen als ausschließlich zu konsumieren. Es gibt beispielsweise bloggende Kinder wie die Johnny und Jojo Buddenbohm. Warum die Kinder nicht ermutigen zu bloggen?

Ein ganz eigenes Kapitel könnte das Kapitel Kinder programmieren sein. Ich habe eine zeitlang bei einem IT-Dienstleister gearbeitet und zum Girls‘ Day haben wir den Mädchen Scratch nahegebracht. Scratch ist eine visuelle Programmiersprache, die wirklich sehr schnell so zu erlernen ist, dass sich eigene Ideen umsetzen lassen. Für den Einstieg gibt es sehr viele anschauliche Tutorials.

Für die letzt genannten Beispiele – bloggen und programmieren – sollten die Kinder allerdings schon sicher lesen und schreiben können. Minecraft und instagram funktionieren auch ohne diese Fähigkeiten.

Unabhängig von den Fähigkeiten kommt es für mich sehr auf das Alter der Kinder an, ob ich sie völlig autark machen lasse oder ob ich noch dabei bin und das Kind bei den Aktivitäten begleite. Manche Dienste haben ohnehin eigene Altersbeschränkungen.

Um es kurz zu machen: Ich bin der Frage nachgegangen warum und wann genau ich mich mit exzessiven Medienkonsum meiner Kinder unwohl fühle. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mich v.a. mit den Dingen unwohl fühle, die über das reine Konsumieren nicht hinaus gehen.

Produzieren statt Konsumieren

Bei allem, was näher am Produzieren und Erschaffen ist, verlässt mich das ungute Gefühl. Am wohlsten fühle ich mich dann, wenn ich denke, die Kinder lernen nebenher etwas und ihre Projekte werden sogar ausserhalb des Internets sichtbar.

digitale Medien

Gerade was das Programmieren angeht, gibt es in der Zwischenzeit schier unendliche Möglichkeiten. Ein aktuelles Beispiel, das hoffentlich bald breite Verwendung findet, ist der Calliope mini, der sich zur Mission gemacht hat, jedem Schulkind in Deutschland ab der 3. Klasse einen spielerischen Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen.

Als ich neun war, habe ich einen C16 mit Datasette und ein BASIC-Buch bekommen. Es hat nicht lange gedauert, bis mir das Spielen langweilig wurde und ich angefangen habe, mir selbst kleinere Sachen zu programmieren. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern jemals den Satz gesagt haben: „Jetzt ist aber Schluß! Dreißig Minuten am Computer haben wir vereinbart!“.

Das Tolle ist, wenn die Kinder erstmal Feuer gefangen haben an diesen Themen, gibt es unendliche Möglichkeiten, wo sie andere Kinder treffen können und dort mit ihnen weiter arbeiten. Exemplarisch seien hier nur Jugend hackt und die Coder Dojos genannt.

Und spätestens dann wenn die Kinder die eigenen vier Wände verlassen, um mit anderen Kindern gemeinsam Projekte umzusetzen, sind doch alle Elternängste verflogen, oder?

Manchmal dauert es eine Weile, bis man das Richtige für die eigenen Kinder findet. Während die Girls‘ Day Mädchen durchweg von Scratch begeistert waren, hat sich Kind 2.0 tot gelangweilt. Dann beim Junghackertag des CCC hat es zum Thema Löten Feuer gefangen. Es ist offenbar eher hands-on.

In jedem Fall lohnt es sich aber gemeinsam mit den Kindern zu schauen: Für was interessieren sie sich, warum interessieren sie sich dafür und wie kann man das Verhältnis vom Konsumieren zum Produzieren verschieben.


Wie geht es euch mit dem Medienkonsum eurer Kinder? Was gefällt euch und was nicht und warum? Habt ihr empfehlenswerte Beispiele, die ihr anderen Eltern ans Herz legen wollt?

Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt darüber auf Facebook. Wenn ihr euren Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später eingesammelt und geteilt werden.

Weiterführende Links

Weitere Themen der Serie

Teil 2 von Let’s talk: Messenger
Teil 3 von Let’s talk: Computerspiele
Teil 4 von Let’s talk: YouTube
Teil 5 von Let’s talk: Fernsehen und Streaming-Dienste
Teil 6 von Let’s talk: Hörwelten
Teil 7 von Let’s talk: Augmented Reality und Virtual Reality
Teil 8 von Let’s talk: Programmieren lernen