Zusammen mit SCHAU HIN! Let’s talk S02E06 mit Carola (Frische Brise)
Im Zentrum meiner Serie Let’s talk stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, soll es jetzt konkreter werden. Wie sieht Medienalltag in Familien wirklich aus? Deswegen befrage ich in der 2. Staffel Eltern, wie sie in ihren Familien mit digitalen Medien umgehen: Ich freue mich im fünften Teil etwas über den Umgang mit digitalen Medien in der Familie von Frische Brise zu erfahren.
Die leckersten Kuchen, die wir zuhause backen, habe ich alle in Carolas Blog entdeckt. So z.B. den „Dänischen Traumkuchen„, den sie mal in Zusammenhang mit dem mir bis dato unbekannten Begriff hygge verbloggt hatte. Überhaupt ist es sehr hygge in ihrem Blog. Selbst als Bastelmuffel finde ich bei ihr Anregungen, die mir so gut gefallen, dass ich sie nachmache. So z.B. im Winter die Eislaternen. Wenn ich bei ihr lese, denke ich oft, dass es ihre Kinder besonders gut haben.
Apropos Kinder – für die Let’s talk Serie habe ich sie u.a. gefragt, weil sie fünf Kinder hat. Viele Themen in Sachen Medienerziehung sehen in der Mehrkind-Realität ganz anders aus als wenn man nur ein Kind hat. Deswegen war ich besonders neugierig auf ihre Antworten.
Wie viele Kinder leben in Deinem Haushalt und wie alt sind sie?
Wir leben im Moment mit 4 Kindern zusammen. Die jüngste Tochter ist 10 Monate alt, ein Sohn ist 5 Jahre alt, ein Sohn ist 9 Jahre alt und die große Tochter ist 10 Jahre alt. Der größte Sohn ist 19 Jahre alt und schon ausgezogen. Noch eine Tochter ist 16 Jahre alt und lebt bei ihrer Mutter.
Ab welchem Kindesalter habt ihr begonnen euch mit dem Thema Medienerziehung aktiv auseinanderzusetzen?
Medienerziehung betrifft nicht nur die Kinder, sondern auch uns Eltern.
Das beginnt ja schon, wenn die Kinder noch im Babyalter sind. Da ist die Frage, ob man nicht vielleicht doch etwas Fernsehen gucken kann, wenn das Baby am Abend auf einem liegt und schläft. Das haben wir dann am Abend gemacht, uns aber auf ruhige Reisedokumentationen oder Musiksendungen beschränkt.
Dann geht es weiter mit der Auswahl an Bilderbüchern. Jetzt mit 10 Monaten beginnt das Baby, Bilder zu betrachten und erkennt sie wieder. Zwangsläufig ist das Baby auch mit dabei, wenn die größeren Geschwister am Abend das Sandmännchen auf dem KIKA sehen. Das stufen wir als okay ein.
Im Kindergartenalter geht es weiter, da kommen dann vielleicht schon Spiele auf Tablets dazu. Auf der weiterführenden Schule ist dann die Handynutzung Thema und auch Facebook und Co. Wir Eltern haben die Verantwortung, was unsere Kinder zur Verfügung gestellt bekommen.
Gleichzeitig beobachten wir uns als Eltern auch selber und überlegen, was wir unseren Kindern für Vorbilder sein wollen. Wenn wir mit den Kindern zusammen sind, möchten wir nicht am Computer sitzen. Das machen wir am Abend, wenn alle Kinder im Bett sind. Am Smartphone schauen wir schon auch zwischendurch kurz nach Nachrichten oder E-Mails. Wir fotografieren mit unseren Geräten oder machen Facetime, wenn ein Elternteil verreist ist. Da lernen die Kinder die Smartphones als hilfreiche Geräte kennen.
Auf einer Skala von 0 (Wir haben keinen Internetanschluss! Teufelszeug!) bis 10 (Wir möchten unsere Körper zurücklassen und unsere Gehirne ins Internet hochladen!) wo liegt ihr ungefähr?
Oh, wir lieben die moderne Technik und die Möglichkeiten die sich daraus ergeben! Deshalb sind wir wahrscheinlich schon bei 8 angesiedelt. Unsere Haustechnik wird über eine Heimautomation gesteuert. Heizung und Beleuchtung sind unseren Bedürfnissen angepasst. Wir sparen damit spürbar Strom und Heizkosten.
Ich blogge seit 10 Jahren und bin auf Twitter und Instagram aktiv. Das macht viel Spaß und ich durfte über die Kanäle schon sehr viele Freundschaften schließen und viel lernen.
Was sind eure Lieblingscomputerspiele, die beliebtesten Apps, beliebtesten YouTube-Kanäle, liebsten Streamingdienst-Serien und warum?
Auf den Tablets gibt es Kinderprofile mit einem Dienst von Amazon, der nennt sich Amazon Freetime Unlimited. Da gibt es je nach Alter des Kindes Spielevorschläge. Die Kinder können sich selber entscheiden, was sie dort spielen wollen. Wir haben vorher einen Blick darauf geworfen, ob es auch wirklich passt.
Der Fünfjährige spielt am liebsten ein Feuerwehrmann Sam-Spiel oder ein Spiel mit der kleinen Raupe Nimmersatt. Das ist schön harmlos und fördert die Kreativität und Fingerfertigkeit. Die beiden Größeren haben Mindcraft für sich entdeckt.
„Normales“ Fernsehen gibt es nur noch in Form des Sandmännchens und einigen Serien kurz vor dieser Sendezeit. Ansonsten schauen die Kinder entweder Netflix, da gibt es einen eigenen Kinderaccount, oder Amazon Prime.
Wie handhabt ihr das mit der Medienzeit in eurer Familie?
Die drei größeren Kinder haben alle ein eigenes Tablet. Auf jedem Tablet gibt es personenbezogene Accounts mit definierten Profilen. Je nach Alter gibt es ein bestimmtes Zeitlimit. Das ist auf dem Gerät selber eingestellt, da müssen wir dann nicht extra drauf achten. Wenn die Zeit rum ist, legen die Kinder ihre Geräte selber weg. Da gibt es dann auch keine Diskussionen.
Die Zeiten haben wir festgelegt, sie sind angelehnt an die Aufmerksamkeitsspannen von Kindern in den verschiedenen Altersstufen. Das wären laut Studien für 5 bis 7jährige Kinder ungefähr 15 Minuten, für 7 bis 10jährige 20 Minuten, für 10-12jährige 20 bis 25 Minuten, für 12 bis 14jährige 20 bis 30 Minuten. Na gut, bei den Größeren sind wir ein bisschen großzügiger.
Wie kommt ihr zu Regeln, was die Mediennutzung angeht?
Da gab es ein Schlüsselerlebnis mit meinem Erstgeborenen. Er war ungefähr 10 Jahre alt. In seinem Zimmer stand mein alter Computer, auf dem er Spiele spielte. Fußball und so. Seine Computerzeit betrug 30 bis 60 Minuten am Tag. An einem Wochenende renovierten mein Mann und ich die Wohnung. Der Große war am Computer gut beschäftigt und uns nicht im Weg. So weiteten wir seine Spielzeit aus und aus. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange er am Ende vor dem Gerät saß. Ich weiß nur noch, dass er hinterher so dermaßen schlecht drauf war, dass wir uns alle richtig gestritten haben. Holla! Das war eindeutig zu lange und uns allen eine Lehre.
Dazu kommt, dass ich als Erzieherin in den letzten 20 Jahren sehr viele Erfahrungen gesammelt habe mit der Art, wie Kinder die unterschiedlichen Medien nutzen. Die Auswirkungen sind auch in meiner Arbeit spürbar. Ich finde es sehr wichtig, die Kinder nicht unkontrolliert konsumieren zu lassen und damit alleine zu lassen.
Die meisten Eltern kennen das bestimmt: Es gibt Dinge, welche die Kinder total begeistern und man selbst möchte sich die Augen auskratzen. Fallen Dir da Beispiele ein? Wie gehst Du damit um?
Was absolut nicht geht sind gewaltverherrlichende Spiele! Wir achten auf die Altersempfehlungen der Hersteller und auf unser Bauchgefühl. Wenn wir merken, ein Kind ist noch nicht so weit, dann lassen wir es erst ein bisschen später damit anfangen. Ansonsten lassen wir den Kindern im Rahmen ihrer Möglichkeiten freie Hand. Durch die Altersregulierungen in den Geräten sind wir da ziemlich entspannt. Der Große hat früher eine Zeitlang sehr ausführlich „League of Legends“ gespielt. Das hat manchmal genervt, weil er dann gar nicht ansprechbar war. Aber auch hier gilt, wie sonst auch im Leben mit Kindern: Es ist alles nur eine Phase ;-)
Die Medienmomente sollen sich ja auf den wirklich gelebten Alltag beziehen. Mal ehrlich, macht ihr Ausnahmen oder gibt es Zeiten in denen alles entgleitet? Wenn ja, wie sieht das aus und warum gibt es solche Situationen?
Aber natürlich gibt es Ausnahmen! Am Wochenende machen wir eine Mittagspause. Da dürfen die Kinder auch mal einen ganzen Film sehen oder mehrere Teile einer Serie hintereinander. Oder wir machen mit den beiden Größeren einen richtigen Kinoabend und schauen Filme, die nur sie schon sehen dürfen, wie z.B. die ersten Teile Harry Potter oder Dragons. Wenn ich am Nachmittag total müde bin oder krank oder es regnet in Strömen und die Kinder können nicht raus, ja, dann gibt es auch mal am Nachmittag einige Teile Paw Patrol, Dinozug, Feuerwehrmann Sam o.ä.
In welchen Bereichen stellt ihr manchmal fest, dass eure Kinder schon Experten sind und ihr hinterherhängt?
Ich staune immer wieder, wie selbstverständlich die Kinder mit den Geräten umgehen. Es fällt ihnen total leicht, sie zu bedienen. Wir sind ja noch komplett ohne digitale Technik aufgewachsen und haben uns das erst später angeeignet.
Was ist durch die digitalen Medien im Leben von Familien besser geworden?
Wissen ist superschnell verfügbar geworden. Früher haben wir stundenlang Lexika gewälzt oder sind in die Bibliothek gegangen. Das war auch sehr schön. Allerdings mussten wir manchmal einfach aushalten, keine Antwort auf unsere Fragen zu finden. Heute können wir mal schnell im Internet nach Antworten suchen oder sogar Alexa fragen.
Beim Kinderarzt kann ich online Termine machen. Ein Segen! Früher musste ich morgens anrufen und kam mit Wartezeit und Glück irgendwann durch. Manchmal war die Sprechstunde dann schon voll. Oder ich musste mindestens eine halbe Stunde vor Öffnung der Praxis mit dem kranken Kind im Hausflur anstehen um dann nochmal mindestens 2 Stunden im überfüllten Wartezimmer auf die Behandlung zu warten.
Wir können online Dinge bestellen, ohne wertvolle Familienzeit in der Einkaufsmeile verbringen zu müssen. Was für eine Erleichterung!
Wir können Kontakt zu Familienangehörigen und Freundinnen und Freunden pflegen, die alle weit weg leben. Wir schreiben Nachrichten und schicken Fotos hin und her.
Und hey, wir können Twitternachrichten und Liveschaltungen aus dem Weltall verfolgen, aktuell vom deutschen Astronauten Alexander Gerst. Ist das nicht verrückt?!
Welche Aspekte von digitalen Medien machen das Leben manchmal anstrengender als früher™ und warum?
Die allzeit verfügbaren Informationen und die ständige Erreichbarkeit können sehr anstrengend sein. Ständig muss gefiltert werden, was wirklich wichtig ist und was nicht. Das ist ein Lernprozess, den wir zusammen mit den Kindern durchleben.
Hast Du über das Thema digitale Medien selbst schon geschrieben? Wenn ja, welche Artikel aus deinem Blog sollte ich unbedingt gelesen haben?
Komischerweise noch nicht.
Vielen Dank, liebe Carola, gerne habe ich gelesen, dass euch als Familie so bewusst ist, dass die Medienerziehung schon bei den Erwachsenen ansetzt und nicht erst bei den Kindern. Als Kinder einer erfolgreichen Bloggerin haben deine Kinder bestimmt schon viele Facetten des Internets kennengelernt.
Liebe Leserinnen und Leser, Carola hat selbst keine Fragen an euch gestellt. Weil sie aber selbst noch nicht über das Thema geschrieben hat:
Was würdet ihr vielleicht gerne von ihr wissen? Worüber könnte sie in Sachen digitale Medien mal bloggen?
Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt auf Facebook. Wenn ihr eure Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später unabhängig von der Plattform, wo ihr sie veröffentlicht im Social Hub von SCHAU HIN! eingesammelt und geteilt werden.
Weiterführende Links auf SCHAU HIN! zu diesem Interview:
- Streaming-Plattformen: Film-Spaß on Demand
- Medienzeit steigert das Wohlbefinden
- Goldene Regeln für Games 3-6 Jahre
- Goldene Regeln für Games 7-10 Jahre
- Goldene Regeln für Games 11-13 Jahre
Lies auch:
Teil 1 der Interviewserie mit Maximilian Buddenbohm
Teil 2 mit Rike Drust
Teil 3 mit Susanne Mierau
Teil 4 mit Heiko Bielinski
Teil 5 mit Berlinmittemom
Danke für die Tipps für Kids. War mir schon klar, dass es wirklich wichtig ist, aber das Thema war mir bisher zu komplex. Da wir die gleiche Erfahrung gemacht haben, dass unser zwei Jungs nach zu viel Glotzen total grantig sind, werden wir jetzt, wie du empfiehlst, die Zeit begrenzen.
Ja da kann ich dem Luca nur zustimmen. Wir haben neuerdings ebenfalls den Fernseher für 2 std am Tag zeitlich beschränkt. Und siehe da die Kinder fangen an neugierig zu werden und sich für ihre Umwelt zu interessieren. Bspw. hat ein Junge nun besonderes Interesse an unserem Bio-Garten gezeigt und will auch Pflanzen züchten. Vielen Dank nochmal für diesen hilfreichen Artikel
Das gleiche ist uns auch passiert. Wir haben ebenfalls einen großen schönen Garten und sogar ein Trampolin mit dem die Kinder kaum gespielt haben. Die waren viel zu sehr damit beschäftigt Nickelodeon und etc zu gucken. Auf jeden Fall haben wir konseqeunt die Fernsehzeit begrenzt. Kaum später hatten die sehr viel Spaß auf dem Trampolin. Vielen Dank für diesen tollen Artikel
Na, da sieht man ja ganz toll, wie gut Carola weiß, was ihre Kinder so tun und spielen *ironieoff* wenn sie nicht einmal weiß, dass das Spiel „Minecraft“ und nicht „Mindcraft“ (ein Spiel mit dem Namen fänd ich ja, ehrlich gesagt, ziemlich gruselig – aber um das zu erkennen, müsste man mehr als nur rudimentäre Englisch-Kenntnisse besitzen) heißt. Mann mann…
Meine Güte, das war die Autokorrektur. Aus einem Tippfehler etwas inhaltliches abzuleiten ist schon sehr gewagt.
Kleiner Hinweis: „Überhaupt ist es sehr hygge in ihrem Blog.“ Das Adjektiv heißt hyggelig. :)
Ändere ich. Danke für den Hinweis.
Und danke für die netten Worte! Ich teile es noch diese Woche im Blog.
Ich habe Dir zu danken <3
Der Kuchen! DA war das Rezept her. Danke!
Gutes Gelingen! :-)
Schöner Beitrag, danke!
kann es mir dennoch nicht verkneifen zu fragen: Was sind denn gewaltverherrlichende Spiele?
Die sind – nach gängiger Definition – nach §131 StgB sowieso verboten (also Verkauf, Verleih, Verschenken, Vorführung und dergleichen), und ich bin mir auch nicht sicher welche davon denn derzeit so weit verbreitet sind dass Carola sie gesondert behandeln müsste (in den letzten zwei Jahren waren das IIRC nur zwei Spiele). Kann aber nachvollziehen dass sie die nicht haben will, ist immerhin eine Straftat*.
Sie meint vermutlich nicht genau das gleiche wie wenn ich das Wort gewaltverherrlichend verwende, daher die Frage ob das einfach eine andere Definition ist, und natürlich welche.
Sind vielleicht gewalthaltige Spiele gemeint? Denn da wird es IMO spannend, die Grenzwertbetrachtung sozusagen, weil das ja im Prinzip von Super Mario bis Dead Rising alles sein kann.
Siehe Diskussion beim Beitrag über berlinmittemom und ihre Haltung dazu.
*vereinfacht ausgedrückt, im Prinzip ist der Besitz ja nicht verboten.
Gruß
Aginor
Ah, ich wusste nicht, dass der Begriff eine feste Definition bedeutet. Ich habe mir die Diskussion unter dem anderen Interview nochmal durchgelesen. Nee, diese Spiele haben und wollen wir natürlich nicht besitzen. Wir achten halt ziemlich auf die empfohlenen Altersangaben und auch darauf, ob die Kinder schon so weit sind.
Ok, das klingt sinnvoll. :)
Gruß
Aginor