Dönerbaby oder das Einmalklamott

Eltern kennen das. Das Baby strahlt doch kurze Zeit später stinkt es. Ab zur Wickelkommode also. Wenn man dort zum Windeln wechseln den Po anhebt, läuft das Baby oben aus. Manchmal fontänenartig. Die Windel ist schon geöffnet und während man das Mündlein trocken tupft, tunkt das Baby fröhlich die Füßlein in die flüssige Babykacke und stempelt die Wickelkommode. Hektisch greift man zum Tuch und poliert das gute Möbelstück, da pinkelt das Baby im hohen Bogen aufs elterliche Shirt.
Des Zen mächtig, putzt man das Baby, zieht einen neuen Body an als es gleich wieder reihert als gäb’ es kein morgen. Während man erneut den Body wechselt, kommt wieder dieses freundliche Drückgesicht und schon ist die Windel voll.
So kann man Stunden verbringen. Putzen, umziehen, wischen, anziehen, ausziehen, reinigen, anziehen, tupfen, ausziehen,… immerzu und immerfort.
Viel zu aufwändig. Ich habe jetzt den Einmalklamott erfunden. Am Montag kommt das Baby rein. Am Sonntag wird er gewechselt – dazwischen ritsch-ratsch wird nur Schicht für Schicht abgezogen.
Der Einmalklamott ist erhältlich in Supersuck (28 Lagen) oder Everydaypuke (7 Lagen). Kotzt, nässt oder verunreinigt sich das Kind, reißt man einfach eine Lage ab und fertig.

So startet das Baby jeden Montag prall wie ein frischer Döner in die Woche und endet am Sonntag quasi badefertig und nackt zum wöchentlichen Waschritual.Spart täglich vier Stunden Arbeit (umziehen, saubermachen, Wäsche waschen, aufhängen und in den Schrank räumen).

Ode an meine kinderlosen Freundinnen

Wenn mich eine kinderlose Freundin das 200. Mal hintereinander anruft, obwohl ich hoch und heilig versprochen habe, mich mal zu melden „wenn es ruhiger ist“, verspüre ich tiefe Dankbarkeit. Meistens meine ich die Dinge, die ich schreibe, ironisch. An dieser Stelle muss deutlich gesagt sein: Diesmal nicht. Ich bin meinen lieben, kinderlosen Freundinnen wirklich, wirklich dankbar, dass sie mich nicht vergessen und sich regelmäßig melden, mich zuhause besuchen kommen oder mit mir ins Kino gehen, obwohl ich sieben Mal kurzfristig absage und meistens während des Films einschlafe.

Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Einer seltsam mutierenden Freundin Freundin bleiben.

Ich stelle mir das so vor: Eines Tages verkündet Freundin R., mit der ich regelmäßig shoppen und Käffchen trinken gehe, freudestrahlend, dass sie sich eine Nacktmullzucht zulegen wird. Ich glaube nicht so recht an die Ernsthaftigkeit ihres Vorhabens und bin verwundert, als sie sich einige Wochen später meldet: Der erste Nacktmull ist da. Kommst Du mich besuchen? Wir freuen uns so sehr.

Aus Höflichkeit gehe ich in ein Fachgeschäft für Nacktmulle und kaufe ihr einen Nacktmullkauring mit Wurzelgemüsengeschmack. Bereits als R. die Tür öffnet, schwant mir seltsames. R., die sonst ganz passabel aussieht, erscheint ungekämmt in Jogginghose. Im Hintergrund höre ich seltsame Geräusche. „Unser Nacktmull Otto“, strahlt R. und hält ihn mir unter die Nase. Ich lächele.

Wir gehen ins Wohnzimmer und sie berichtet über die Schwierigkeiten und Besonderheiten der Nacktmullpflege. „Wußtest Du, dass Nacktmulle nie trinken? Sie haben wahnsinnig effiziente Nieren und nehmen die ganze Flüssigkeit über die Nahrung auf“, während sie mir das erzält, pürriert sie stinkende Pflanzenknollen „Ziemlich teuer, wachsen nur in den Halbwüsten Ostafrikas“.  Otto hat noch keine Zähne.

Meine Freundin R. sieht erschöpft aus. Nacktmulle sind nachtaktiv. „Wenn man was von ihnen haben will, muss man nachts aufbleiben.“

So geht das zwei Jahre und eines Tages ruft R. wieder an und sagt, dass Otto jetzt groß genug ist und sie einen zweiten Nacktmull kaufen werden. Als ich sie wieder besuche, hält sie mir ein weiteres dieser seltsamen Wesen unter die Nase. „Sieht er nicht süß aus?!“ Für mich sieht ein Nacktmull aus wie der andere, aber ich nicke.

So ist das mit R. jahrelang. Ab und zu kommt ein neuer Nacktnull hinzu oder die alten entwickeln neue Macken.

Trotzdem sind wir weiter Freundinnen – R. und ich.

Schatz, wir ziehen nach Kreuzberg

Da wo wir wohnen ist es eigentlich ganz schön. Nur zwei Jahre nach der Geburt unseres ersten Kindes war schon der Aufzug einer Linie fertig, die irgendwann in der Nachkriegszeit gebaut wurde. Die komplette U-Bahnlinie mit 13 Stationen hat genau drei Stationen, die über einen Aufzug verfügen.
Jedenfalls habe ich die ersten zwei Jahre viel Spaß mit Kinderwagen samt Kind Treppen rauf und runter tragen gehabt. Hilfe bekommt man in einem von zehn Fällen und meistens auch nur bis zur Zwischenetage „Für die nächsten Stufen finden sie bestimmt jemanden“ heißt es da fröhlich und der Helfer zieht von dannen.
Vereinzelt gibt es statt der Aufzüge wenigstens Rolltreppen. Diese dürfen seit Anfang des Jahres nicht mehr benutzt werden. Da hat sich die BVG sehr zügig an die Anbringung von entsprechenden Verbotspiktogrammen gemacht.
Super Sache. Die neue EU-Norm ist zwar nicht bindend – aber wieso Eltern mit Kleinkindern  nicht einfach mal ein Paar Steine in den Weg legen. Ich schlage deswegen folgende Verbesserungen vor:
Die BVG stellt an allen Stationen, die über keine Aufzüge verfügen, freundliche Kinderwagenträger zur Verfügung. Die postieren sich an den Ein- und Ausgängen, empfangen mich mit Blumen, überreichen mir Dankesschreiben, dass wenigstens ich mit meinen Kindern die Zukunft der Rentenkasse sichere und tragen erst den Kinderwagen, dann die Kleinkinder und als letztes mich nach oben.
Für Stationen wie den Alexanderplatz, der zwar Aufzüge hat, man bis zur S-Bahn vier bis fünf Mal umsteigen muss, verlange ich Kaltgetränke, schmackhafte Stullen und Fußmassage.
Noch wichtiger: Brutal durchgreifende Ordnungskräfte, die alle gehfähigen Menschen, die aus Faulheit die kleinen Aufzüge verstopfen, verhauen. Ein blaues Auge schafft schnell Verständnis und zukünftige Rücksichtsnahme.
Für alle anderen, die auf Aufzüge angewiesen sind, stellt die BVG Lehrvideos bereit. Diese zeigen in nur drei Schritten wie man Aufzüge benutzt und stellen dabei die Funktion „Pfeil nach oben“ und „Pfeil nach unten“ in den Mittelpunkt. So werden ca. Oktober 2012 selbst die letzten begriffen haben, dass man beim Rufen des Aufzugs a) nicht beide Pfeiltasten drückt und b) eine erlöschende Pfeilaufwärtstaste bedeutet -> Aufzug fährt nach oben.
Bis die BVG soweit ist, ziehe ich nach Kreuzberg, denn da warten die ganzen freundlichen Männer auf mich, die mir Kinderwagen schleppen helfen. In Kreuzberg musste ich Kind und Kegel wirklich noch nie alleine  hoch buckeln. Gelobt sei die kulturelle Durchmischung Berliner Bezirke.

Starfrisöre für Kinder – ein Empfehlungsschreiben

Es gibt nur wenige Wischmöpse die eine schlimmere Frisur als unser Kind 2.0 haben. Meine Eltern haben mich schon mehrere Male darauf hingewiesen, dass der einzige Ausweg aus dem störrischen Flaumgestrüpp eine Rasur des Kopfes ist. Erst dann wüchsen die wahren, schönen, wahrscheinlich goldlockigen Haare.
Wir weigerten uns jahrelang. Doch als mein Mann das Kind versehentlich einmal in die Abstellkammer gestellt hatte, weil er es für unseren Wischmopp hielt, habe ich meine Meinung geändert und machte mich auf die Suche nach einem Kinderfrisör.
Der Rekord im Stillsitzen bei Kind 2.0 liegt derzeit bei 10,26 Sekunden. Das sollte auch die Zeit sein, in der ein Frisör ihm eine hübsche Frisur zaubern sollte. Ein Profi musste also ran.
Eine intensive Internetrecherche brachte uns zu einem Frisör der sich in einem großen Kaufhaus in Westberlin befindet. Die Einrichtung hatte sich ausdrücklich als KINDERfrisör ausgegeben.
Als wir ankamen sahen wir Donald Duck- und Motorradstühle auf die das Kind zu platzieren war. Das Kind wollte aber lieber in den Spielbereich. Leider war es erst 23,46 Monate alt und die freundliche Frisörin wies uns darauf hin, dass der Spielbereich erst für Kinder ab zwei Jahren geeignet sei.
Das Kind heulte Rotz und Wasser, was die Frisörin empathisch mit „Wollen se nun Haare schneiden oder nich?“ kommentierte.
„Ja sehr gerne!“ erwiderte ich und wollte das Kind auf meinem Schoß Platz nehmen lassen.
„Uffm Schoß schneidenwa nich. Dit Kind muss uff den Stuhl.“
„Will es aber nicht.“
„Dann schneidenwa nich.“
Ein bisschen verdutzt war ich da schon: „Kindergerecht habe ich mir doch ein wenig anders vorgestellt.“
„Für Ihre Vorstellungen könnwa ja nix.“
Wie gerne hätte ich ihr da gegen das Schienbein getreten. Als zivilisierte Menschen packten wir jedoch lediglich unsere Sachen zusammen und verließen die Räumlichkeiten. „Weiterempfehlen kann man sie ja leider nicht.“
„Wir wollen hier sowieso nur artige Kinder!“
Da vergaß ich meine Erziehung und verpasste ihr eine Kopfnuss.
Das Kind wurde farblich kenntlich gemacht und war fortan gut vom Mopp zu unterscheiden. Wenn man kreativ ist, gibt es eben immer Lösungen.

Klappe zu

Gerade als ich vertieft in die 637. Fußnote von Die Realität der Massenmedien von Niklas Luhmann war, schaltete mein Mann Germanys Next Topmodel ein.

Mein reiner Geist ist extrem ablenkbar durch bunte, bewegliche Bilder und so blieb es nicht aus, dass ich intellektuell fröstelnd einige Minuten die gestrige Episode mitverfolgen musste. Noch wenige Jahre und unsere Kinder sind im Teenageralter, da muss man schon ein wenig up-to-date sein. In gängigen Tageszeitschriften hatte ich bereits Interviews besorgter Top Model Mütter gelesen. Sie haben alle angst, dass ihre hübschen Töchter in den Sumpf von Alkohol, Drogen und Magersucht abgleiten. Doch ein ernstes Problem bleibt dabei unerwähnt: Die Mädchen werden zur Mundatmung gezwungen. Auf beinahe jedem Bild sperren sie ihre Mäuler wie dicke Barsche auf, die auf dem Grund eines trüben Teiches nach Essbarem gründeln.

Über die Risiken von Mundatmung spricht dabei niemand!

– Mundatmung führt zur Austrocknung der Schleimhäute

– Durch Mundatmung wird die Luft nicht in der Nase gefiltert, und es kommt häufiger zu Infekten

– Darüber hinaus kommt es verstärkt zur Kariesbildung, da zu wenig Speichel schützend die Zähne umgibt

-Besonders für die 16jährigen Teilnehmerinnen ist festzuhalten: Mundatmung im Milchzahnstadium kann zu gravierenden Fehlstellungen der Zähne führen!

    Deswegen fordere ich als besorgte Mutter: Heidi, lass das Froschatmen sein und erlaube Deinen Mädchen sich mit ordnungsgemäß verschlossenen Lippen ablichten zu lassen! Denke an die Gesundheit Deiner Teilnehmerinnen und halte deren Vorbildfunktion für andere junge Menschinnen im Auge!