Was das Essen angeht, bin ich sehr wählerisch. Nicht im Traume fiele mir deswegen ein, meinem Kind irgendwas aufzudrängen, dass es nicht essen mag.
So kommt es, dass Kind 2.0 sich bislang ausschließlich von Milch und Süßkartoffeln ernährte. Seit es das Gebiss eines kleinen Nagetiers hat, hat es Broccolirösschen, Kiwi und Mangostückchen mit in sein Ernährungsrepertoire aufgenommen.
Der Kinderarzt empfahl nun Fleisch. Das Baby schabte fortan tagein tagaus mit seinen zwei Zähnen lustlos am berlinischen Eisbein, als mir dämmerte, dass eine andere Lösung erarbeitet werden müsste.
Nitritfrei gepökelte Bio-Würstchen lautet die Lösung. Und was soll ich sagen? Ein voller Erfolg. Das Kind will jetzt nur noch Wurst. Alles andere bleibt ihm gestohlen.
Kaum 24 Stunden dauerte es, da hatte es selbst das Babyzeichen für Würstchen entwickelt. Mama am Zeigefinger ziehen und dabei Dinosauriergeräusche machen.
Das Kind war so wurstabhängig, dass es sogar nachts zu mir auf den Bauch kletterte um unter der Decke nach meinen Fingern zu suchen und wie Godzilla in den Stunden seiner größten Verzweiflung im übertragenen Sinne Wurst, WURST zu schreien.
Was sehnte ich mich nach den Zeiten, in denen es noch nährstoff- und vitaminreiches aß.
Jetzt bin ich ja nicht dumm und als findige diplompsychologisierte Mutter war mir schon lange aufgefallen, dass das Baby auch gerne Verbotenes tat und auch gerne Dreck und anderes Kleingetier in den Mund steckte.
Das wurstfreie Essen platzierte ich künftig in Steckdosen, Biomülleimern, Klobürstenhalterungen und Parkettfugen. Und siehe da, es aß, es aß!
Kategorie: Experimente
Der Tag an dem das Licht ausging
Spätestens mit Kind macht man sich die ein oder anderen Gedanken zum Thema Umwelt & Ökologie. Als ordentlicher Bürger trennt man den Müll, bezieht Ökostrom, kauft beim lokalen Bio-Bauern am Markt ein und hat ein sehr schlechtes Gewissen, wenn das Baby ausschließlich Süßkartoffelbrei zu sich nimmt, denn Süßkartoffeln haben Ökoeffizienzklasse D, da sie nur in Timbuktu kultiviert werden und dann mit dem Flugzeug vor unsere Haustür gebracht werden.
Außerdem trägt das Baby ausschließlich selbstgestrickte Säcke aus der Wolle des Schafs, das wir am Balkon halten. Die CO2-Atemluft des Schafs fangen wir selbstverständlich auf und binden sie mit Hilfe verschiedener Bakterien um dann wieder Sauerstoff und Wasser abzuspalten. Das Wasser trinke ich, woraus Milch entsteht, die das Baby zu sich nimmt. Wenn das Baby kackt, sammeln wir die Exkremente und düngen damit die Wiese, die das Balkonschaf isst. (Mit dem Methan, welches das Schaf auspupst, beheizen wir unsere Wohnung.)
Bei diesem Umweltbewusstsein war natürlich klar, dass wir am 08.12.2007 bei der Aktion „Licht aus!“ mitgemacht haben.
Um unseren Kindern zu zeigen, dass aktive Teilnahme am Klimaschutz auch unglaublich viel Spaß machen kann, haben wir einen Ausflug gemacht. Wir wanderten, bepackt mit Schafsmilchkäse, zur Warschauer Brücke und blickten gegen Nordwesten, um zu sehen, wie Berlin erlischt.
Es war absolut phantastisch. War Sekunden zuvor noch der ganze Hochhausblock, der uns die Sicht auf das Rote Rathaus und den Fernsehturm versperrte, erleuchtet, so gingen um 20 Uhr während eines Wimpernschlags nahezu alle Lichter aus.
Auf der Brücke hatten sich kleine Grüppchen von Schaulustigen versammelt. Ein Raunen ging durch die Reihen. Berlin, stockdunkel.
So schnell konnten die Zapfen und Stäbchen in der Netzhaut gar nicht adaptieren! Erstaunensstille! Ein großartiger Moment! Unvergesslich! Einmalig! Grandios!
Doch dann schüttelte mich das Kind 1.0. „Ey, Stiefmutter, ist jetzt schon acht oder was?“ Verwirrt schaute ich auf die Uhr. 20.03 Uhr, alle Glühbirnen unverändert erleuchtet. Nichts passiert. Ich war einfach nur über dem Geländer der Brücke eingeschlafen.
Gorillaintelligent
Da Kinder erst so spät anfangen sich verbal zu äußern, haben wir uns entschlossen, unserem Nachwuchs Babyhandzeichen beizubringen. Schließlich ist es ziemlich mühsam aus dem natürlichen Verhaltensrepertoire eindeutig herauszulesen, was Baby gerne möchte.
Man kennt das ja. Kurz vor dem elterlichen Zubettgehen, hält man ein rosabackiges Baby im Arm, dem die Äuglein fast zufallen. Man wickelt noch mal, das Baby gurrt, man stillt ein letztes Mal und legt das Kindchen in die Wiege. Kaum hat der eigene Kopf das Kissen berührt, krakeelt es plötzlich aus dem Babybett.
Jetzt beginnt die Suche. Hunger? Kann eigentlich nicht. Windel voll? Beherzt schnüffelt man am Popo, kann nichts ausmachen, weckt zur Sicherheit den Partner, damit dieser ebenfalls schlaftrunken eine Briese Windelduft inhalieren kann. Nein, die Windeln ist es nicht. Zu kalt, zu warm? Ein Griff in den Nacken widerlegt auch diese These.
Schnuller rausgefallen? Ne, der sitzt bombenfest. Bauchweh? Man reibt prüfend ein wenig die Babyplauze, kein Wind entweicht.
Man starrt den Säugling an, der starrt zurück. Auf die höfliche Frage, was denn nun fehle zum Glück, antwortet dieser nur mit einem gleichgültigen „Örks“.
Wie praktisch wären hier die Babyhandzeichen!
Gesagt getan. Nach nur wenigen Monaten beherrscht das Baby die Grundzeichen und die eben geschilderte Situation stellt sich wie folgt dar.
Eltern: Hast Du noch Hunger? (Zeichen für Milch)
Baby: Zeichen für Milch.
Aha! Baby wird gestillt, schläft an der Brust selig lächelnd ein, wird in die Wiege gelegt.
Baby: Rähhhbääääh
Eltern: Ist die Windel voll? (Zeichen für Kacka)
Baby: Zeichen für Kacka, Kacka, Kacka
Eltern denken: Ohje viel Kacka.
Baby wird gewindelt. Man findet die sauberste Windel seit Öffnung der Windelpackung vor. Man wird skeptisch.
Baby in der Wiege: WäääähhHHHHHhhhh!
Eltern starren ratlos in die Wiege.
Baby: Zeichen für Milch, Zeichen für Kacka.
Eltern: Grrrrr.
Baby: Milch, Milch, Milch!
Eltern stellen sich schlafend.
Baby: Mama Kacka! (Wirft Gebärdenzeichen per Schatten des Nachtlichts an die Wand).
Bitte beachten Sie Kokos Wunschliste.
Lang gestellte Fragen beantwortet
Ich wollte schon immer wissen, ob ein IKEA Babybett mein Gewicht aushält. Jetzt habe ich die Antwort.
Übrigens erinnert mich das an die Zeit, in der ich bei IKEA in der Kantine gearbeitet habe. Bzw. ich habe als Tellerwäscherin angefangen und mich dann zur Kantinengehilfin hochgearbeitet. Ich hab sogar versucht, mich weiter hoch zu schlafen, aber leider ist dabei kein Millionärsposten sondern nur ein Schrank und eine Kommode rausgesprungen (Immerhin beides im Wert von ca. 400 DM).
Jedenfalls war meine dortige Kollegin in der Tellerwäscherei, sagen wir mentally slightly challenged. Sie berichtete mir eines Morgens stolz, sie wüßte jetzt was IKEA heißt. Mir waren mal wieder das E und das A in der Bedeutung von IKEA entfallen und ich wartete gespannt die Antwort ab: Internationale Kassler Einrichtungs-Ausstellung.
Sie dürfen jetzt die Stadt raten, in der ich seinerzeit wohnte.
Das hätte Leben retten können…
In der Wirtschaftswelt hat sich das Prinzip des Co-Marketings schon lange durchgesetzt. So finden sich in Berlin Mitte immer mehr Läden die beispielsweise Bücher verkaufen und gleichzeitig Kaffee anbieten.
In Kinderarztpraxen sollte man zu ähnlich sinnvollen Konzepten übergehen.
Die Idee kann mir als ich feststellte, dass unser Kind 2.0 nach dem Impfen durch den Kinderatzt eine zeitweilige Abneigung gegenüber Männern hatte, die dem Kinderarzt ähnlich sahen. Leider sieht er eher durchschnittlich aus. Mittelgroß, mittelbraunes Haar, mittleres Alter. Die Gruppe der Widerwillen erzeugenden Objekte war somit denkbar groß.
Nach einigem Grübeln über den evolutionären Sinn einer solchen Abneigung (Schmerz=böse=Mann) befand ich dass man das dahinter steckende Prinzip durchaus sinnvoll einsetzen könnte.
Kinderärzte könnten beim Impfen beispielsweise Krokodilsmasken tragen. So wäre sichergestellt, dass der Nachwuchs beim Anblick eines Krokodils nicht auf die Idee käme mit ihm zu kuscheln und sich somit in Lebensgefahr zu begeben.
Glücklicherweise wird öfter geimpft. So hat man die Möglichkeit sie neben den krankheitserregenden Viren gegen große Hunde, Autos und Stachelrochen zu immunisieren.
Die entsprechenden Kostümprototypen nähe ich zur Zeit – was ein regelmäßiges Bloggen weiterhin schwierig macht.
Total Recall
Jetzt da ich Karten hab, kann ich es dem Millionenpublikum empfehlen; speziell den Düsseldorfern, Kasslern, Berlinern und Zürichern: Geht zum Festival des nacherzählten Films. Unbedingt!
Halloween-Stopp
Dinge, die bei uns keine Tradition haben, sollen auch keine Tradition werden. Dafür sorge ich. Schon letztes Jahr klingelte es am 31.Oktober an unserer Tür und eine Horde dilettantisch geschminkter Kinder verlangte Süßes.
Damit ich nicht Jahr für Jahr meine kostbaren Süßigkeitsvorräte an das Pubertätsprekariat abgeben muss, habe ich mir dieses Jahr was ganz Besonderes ausgedacht.
Ich drehe mir die Haare auf Lockenwickler, trage eine Schlammmaske auf, reibe mir Zwiebeln unter die Achseln, verteile Hackfleischstückchen zwischen meinen Zähnen und wische mit meiner ältesten Jogginghose schnell noch die Breireste der letzten Tage auf, bevor ich sie anziehe. Dann warte ich.
Tatsächlich! Kurz vor 20 Uhr höre ich das ersehnte Türläuten. Ich stecke noch schnell die letzte Pupu-Windel in die Hosentasche und öffne mit grimmiger Miene.
Vor mir stehen Freddy Krüger, Jason Hockey und der Scream-Mörder. Ich kann ihre Gesichter nicht sehen, aber aufgrund ihrer Größe schätze ich sie auf maximal zwölf.
Stille im Hausflur. Der Mutigste sagt mit zögernder Stimme „Süßes sonst gibt’s Saueres“.
Darauf habe ich natürlich gewartet und kontere mit: „Ik hab nüscht Süßes, dann nehm ik wohl dit Saure wa?“.
Was können sie schon Saueres für mich haben? Junior-Jason wird wohl kaum mit seiner Baby-Kettensäge die Tür in Stücke sägen, lache ich in mich hinein.
Doch wie so oft habe ich die Jugend unterschätzt.
Einer zückt eine Stimmgabel, die er gegen den Türrahmen schlägt. Die anderen ahmen den Ton nach.
„Ahhhhhhhhhh“ singen sie gemeinsam und dann krakeelen sie mit den grauenerregenden Stimmen des Stimmbruchs Es ist ein Ros’ entsprungen.
Freizeitgestaltungsideen
Als gelangweilte Mutter im Erziehungsurlaub lässt man sich so einiges einfallen damit man seine Zeit nicht ausschließlich mit Stricken Wändeanstarren verbringen muss. Z.B. habe ich kürzlich eine Schulung für Geheimagenten zum Thema Verhörtechniken entwickelt. Um nämlich Informationen aus einem Schulkind zu bekommen, muss man mit allen Wassern gewaschen sein.
Eine prototypische Unterhaltung läuft in der Regel so ab.
Nuf: Na, wer ist Sieger beim Mathewettbewerb geworden?
Kind 1.0: Leider die andere Klasse.
Nuf: Oh, was musste man denn eigentlich tun, um Sieger zu werden?
Kind 1.0: Die Klasse mit den meisten Medaillen ist Sieger geworden.
Nuf: Hm, wie viel Medaillen habt ihr denn gewonnen?
Kind 1.0: Keine.
Nuf: Und die andere, die nicht gewonnen hat.
Kind 1.0: Keine.
Nuf: Aber ihr seid doch nur drei Klassen?
Kind 1.0: Ja.
Nuf: Wenn Du sagst, dass die mit den meisten gewonnen hat, denke ich, dass es auch noch andere – mit weniger Medaillen gab…
Kind 1.0: Gabs ja auch!
Nuf: Ja? Wer denn?
Kind 1.0: Na der Thomas, z.B.
Nuf: Und in welcher Klasse ist der?
Kind 1.0: Bei uns in der Klasse.
Nuf: Aber ich dachte, da hätte keiner eine Medaille gewonnen.
Kind 1.0: Der Thomas hat ja auch zwei gewonnen.
Nuf: Ah. Gabs noch jemanden, der zwei gewonnen hat?
Kind 1.0: Ne. Keiner. Jedenfalls bei uns in der Klasse nicht.
Nuf: Ich dachte Thomas?
Kind 1.0: Achso, der. Ja, der ist aber in der anderen Klasse.
Nuf: Nicht bei Euch?
Kind 1.0: Ne, sonst hätten wir ja gewonnen!
Nuf: Man gewinnt mit zwei Medaillen?
Kind 1.0: Nein, man braucht schon drei oder vier
[…Dialog beliebig fortführbar…]
Frage: Nach welchen Kriterien wird eine Klasse Sieger des Mathewettbewerbs?