Dieses Wochenende werden wir das erste Mal mit Kind zelten. Das Kind freut sich schon wie irre, obwohl es natürlich nicht weiß, was zelten eigentlich ist. Neuem gegenüber aufgeschlossen sein, ist jedoch eine prima Sache.
Als Erwachsene müssen wir natürlich aufpassen, dass das Kind bestimmte Sachen nicht sieht. Z.B. andere Camper, die mit Taschenlampe rumlaufen, wenn es dunkel wird. Denn wenn das Kind das sieht, bedeutet das für uns im Viertelstundentakt nachts aufstehen und die sanitären Anlagen aufsuchen. Dann einem das Wasserlassen imitierenden Kind zuschauen und wieder zurück schleichen – wohl möglich ein Paar Eulegeräusche simulierend.
Als ich heute morgen auf den vorbereiteten Campinggepäckstapel schaute, schienen mir meine kindlosen Urlaube wie Wunder.
Da sind wir mit einem Rucksack und einem Zelt Tausende von Kilometern mit dem Zug gefahren und haben geschafft, damit auszukommen.
Jetzt ist das undenkbar. Wer das, was da in unserem Wohnzimmer auf dem Boden liegt, heben kann, ist Sieger dieser österreichischen Megaman-Contests, die nachts im Sportfernsehen laufen:
Zwei Zelte, ein Windschutz, 3 Schlafsäcke, 3 Isomatten, 1 große Picknickdecke, 1 Gaskocher, 3 Duschhandtücher, 3 Strandhandtücher, 2 Töpfe, Nahrungsmittel für 10 3 Tage, Espressokanne, Milchschäumer, jeder einen Koffer Klamotten, Entertainment (Ball, Schwimmflügel, Karten, etc.), ein Kasten Wasser, 7 verschiedene Arten Sonnenschutz (Kinder, helle Haut, Gesichtshaut, for man, Haarsonnenschutz, apres sun Kinder apres sun Erwachsene), Klapptisch, 2 Liegen, 3 Klappstühle, Sonnenschirm, Spülwanne, Spülschwamm, Küchentücher, Geschirreiniger sommerfrisch, Klopapier, Luftmatrazen, Standgrill, Grillanzünder, Kohle, Campinggeschirr, Fahrräder… naja den Rest zähle ich jetzt nicht auf.
Jedenfalls bin ich sehr gespannt, wie wir das in den Fiat 600 bekommen.
Kategorie: La familia
Der arme Junge!
Sacht man das so? Sie wurde von einem Jungen entbunden?
Aus der SZ vom 11. Juli 2006
Onomatopoetische Kinderunterhaltung und deren Folgen
Als Teenager denkt man, mit dem Erreichen des 18. Lebensjahrs sind die wichtigsten Dinge im Leben abgehakt. Die Jugend ist vorbei, die Schönheit schwindet, was soll da noch kommen?
Es kommt zum Beispiel der eigene 30. Geburtstag, an dem der Ex-Mitbewohner anruft und mit seltsam berührter Stimme berichtet, dass er am Vortag Vater geworden ist.
Eine Wochen später durfte ich mir das Baby anschauen. Die Eltern berichteten von anderen, die sich etwas doof angestellt hätten, als sie ihnen das Baby in die Arme gedrückt haben. Ha, ha, dachte ich und stellte mich an wie der erste Mensch, als ich das winzigkleine warme Windelpaket in die Arme gelegt bekam. Das Baby hat mich angeschaut und da war es um mich geschehen. Liebe auf den ersten Blick nennt man das. Das Baby sieht wie eine kleine Elfe aus. Direkt aus einer Blume entsprungen.
Wenn die Eltern bei uns zu Besuch sind, entreiße ich ihnen ihr Kind so oft es geht mit den scheinheiligen Worten: „Also wenn ihr nicht mehr tragen könnt, ich nehm‘ das Baby, ehrlich!“
Das Baby und ich, wir sind schon ganz gute Freunde, auch wenn ich gemerkt habe, dass das Baby ein eher ernster Typ ist. Wenn ich mir beispielsweise Gegenstände auf den Kopf lege und dazu gackere, dann schaut das Baby immer ein bisschen irritiert zu den Eltern, so als wolle es sich versichern lassen, dass es trotz meiner Verrücktheit bei mir in Sicherheit ist.
Das Baby mag Schweine, Elefanten und Hähne und wann immer es eines dieser Tiere sieht, werde ich nicht müde ihm Tiergeräusche vorzumachen.
Ich werde nie vergessen, wie erstaunt es mich anschaute als ich bei Hahn einen Ühhühüüüüüüü üüüüüÜÜÜ-Ton statt des üblichen Kikeriki machte. Schließlich machen Hähne nicht Kikeriki (Übrigens machen sie in Italien kukuriku, in England cock-a-doodle-doo, im Niederländischen kukeleku, im Französischen coquerico und im Spanischen mit quiquiriquí)
Jedenfalls habe ich das Baby so gerne, dass selbst mein geduldiger Freund mich manchmal fragen muss, ob ich eine Beruhigungstablette brauche.
Gestern hat mir mein Ex-Mitbewohner mitgeteilt, dass ich Patin sein darf. Nicht im kirchlichen Sinne, das wäre auch seltsam, da ich vor Jahren aus der Kirche ausgetreten bin, aber im symbolischen Sinne eben.
Darüber bin ich sehr glücklich. Ich hoffe, das Baby eines Tages auch.
Ach übrigens liebe Eltern, eigentlich wollte ich zum Geburtstag ein Bobbycar schenken. Aber jetzt da ich Patin bin, habe ich mich für folgendes entschieden. Schließlich lass ich mich in der Sache nicht lumpen. Wer weiss, was die Nachbarskinder haben. Da nehme ich lieber gleich das größte am Markt.
Die Tücken der fremden Sprache
Als mein englischer Cousin uns letztes Jahr besuchen kam, wär er beinahe an Deutschland vorbei gefahren. Auf der ganzen Autobahnstrecke ließ sich nämlich kein Ausgang-Schild finden. Er hatte sich von einem früheren Aufenthalt, bei dem er uns jedoch mit dem Flugzeug besuchte, gemerkt, dass exit Ausgang heißt. Er fuhr also los und suchte relativ lange und verzweifelt nach dem Autobahnschild „Ausgang Berlin“.
Urlaubsphantasien
Dieses Jahr werde ich erstmalig nach drei Jahren der Enthaltsamkeit wieder einen Urlaub machen. Eine Woche haben wir uns ein Boot geliehen. Mit diesem Boot werden wir durch beschauliche Landschaften tuckern. Mit dabei die Schwiegereltern und natürlich das Kind. Ich stelle mir das so vor:
Ich sitze auf dem Sonnendeck, lese, manchmal schlafe ich auch. Die Schwiegermutter steuert uns sicher durch die Gewässer. Der Schwiegervater grillt den ganzen Tag Würstchen. Wenn ich ein Mal mit dem Finger schnippe, kommt das Kind und hält mir ein Würstchen vor den Mund. Ich muss nur abbeißen. Wenn ich zwei Mal schnippe, kommt mein Freund und massiert mir den Rücken.
[Zurücklehnen, langes Seufzen]
Stopp, stehen bleiben, bemitleiden!
Bitte hier Mitleid abgeben, für
a) die Zähne des Kindes
b) meine Muskeln, die sich zu Steinen verwandelt haben
c) das hüllenlose Nervenkostüm meines Freundes
Herzlichen Dank im Voraus.
Rosige Zukunftsaussichten
Manchmal habe ich böszungige Gedanken und das obwohl ich mich vordergründig sogar als glücklich und ausgeglichen bezeichnen würde. Z.B. saß ich gestern an einem großen gedeckten Tisch mit Freunden. Die Kinder hampelten unter dem Tisch herum und wir stopften und rund zwei Stunden Steak um Steak rein. Während ich also freudestrahlend in die Runde blickte, kam mir plötzlich in den Sinn, wann wir uns alle wieder scheiden lassen. Nicht dass wir im Moment verheiratet wären. Aber nach der schlagartigen Vermehrung im letzten Jahr folgt konsequenterweise das amtlich anerkannte Jawort.
Bei so was reicht es meistens, dass ein Paar den erste Schritt wagt. Ist diese Schwelle erst mal überschritten, so greift das Heiraten wie eine ansteckende Krankheit um sich.
Im Moment grillt man ja gemeinsam. Vater, Mutter, Kind. Ich schätze, wenn wir um die 40 sind, dann isst man wieder nur Salat, weil die Kerle mit irgendwelchen Tussis rummachen, die ihnen versichern schon zwanzig zu sein. Dann sitzen wir Frauen da, bestimmt alle mit dem 2. Kind im Vorschulalter, mümmeln Salat und lästern über die Typen. Dabei haben wir alles gegeben. Unsere Karriere, unsere Jugend, sogar den Humor und die Lebensfreude.
Dann verbringt man zehn neurotische Jahre mit den Kindern, bis die einen ebenfalls genervt verlassen. Am Ende bleibt dann nur noch das Haustier. Wenigstens gelingt da den wenigsten die Flucht.
Deutsch lernen, eine Lebensaufgabe
Im zarten Alter von ca. 26 erfuhr ich erstmalig, dass ich unter begrenzten Sprachverwirrungen leide. Da hat mir nämlich endlich jemand gesagt, dass es nicht heißt: Fenster (singular) Fenstern (Plural).
26 Jahre lang habe ich meine Umgebung aufgefordert „… bitte mal die Fenstern zuzumachen“.
Im Jahr darauf versuchte ich das Wort inbunganommen zu schreiben und stellte fest, dass es sich vermutlich um die Wortkombination „Im Grunde genommen“ handelt. Auch hier hat meine Umwelt nicht rechtzeitig interveniert.
Mit fast 28 wagte es jemand, mir mal mitzuteilen dass es nicht heißt „Ich habe das Makening Of des Filmes XY gesehen“.
Gestern habe ich gelernt das Wort wohlmöglich gibt es gar nicht. Das Wort heißt absurderweise womöglich und meint, obwohl doch eindeutig auf einen Ort – wo? verwiesen wird, möglicherweise.
So ist das, wenn man als unschuldiges und ahnungsloses Ausländerkind in einem fremden Land aufwächst.