[Anzeige] Let’s talk – about Messenger

Ist WhatsApp wirklich alternativlos? Foto Webster2703 @Pixabay

Gemeinsam mit SCHAU HIN! habe ich Ende Juni eine kleine Serie zum Thema Kinder und digitale Medien gestartet. 

Im Zentrum meiner Serie sollen die Chancen, die (neue) Medien mit sich bringen, stehen und ich will beschreiben, wie wir als Familie im Alltag damit umgehen und gerne auch von Euch hören, wie ihr den Alltag mit Kindern und digitalen Medien gestaltet.

Risiken und Gefahren werden durch Kulturpessimisten aller Ausrichtungen zu genüge beklagt. Viele Eltern reagieren mit Unsicherheit und statt sich mit den einzelnen Themen auseinanderzusetzen. 

Ich versuche mit meinen Kindern im Gespräch zu bleiben und Lösungen zu erarbeiten, die für uns alle passen. Das ist auch der Grund warum ich die Serie Let’s talk nenne.

Im zweiten Teil geht es um: Messenger-Apps

Segen Messenger-Apps

Ich liebe es zu chatten. Nie war es einfacher in Verbindung zu bleiben. Sei es mit dem Partner, den Kindern, lieben Freundinnen oder Kolleginnen. Beim Stillen, während langweiliger Pflichtveranstaltungen (Tante Friedel wird 77) oder mitten in der Nacht wenn der Geburtstagskuchen, in den man bereits Stunden investiert hat, leider gerade eingefallen ist.

Mir haben Chats immer sehr geholfen mich nicht alleine zu fühlen. Egal wo ich bin und was ich mache. Gerade neu umgezogen, alleine im Urlaub, verzweifelt seit Stunden wartend beim Kinderarzt – egal – in meinem Handy wartet Trost und Zuversicht.

Genauso freue ich mich für meine Kinder, dass auch sie unkompliziert Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden Kontakt halten können.

Für mich waren die Sommerferien ein Graus früher. Sieben Wochen ohne Freundinnen, weil alle irgendwo waren. Oder Umzüge! Zog die geliebte Freundin ein Dorf weiter, war sie quasi für immer verloren. Oder das unendliche Auslandsjahr!

Das ist heutzutage total anders. Selbst wenn die Freundin in Vietnam ist, kann man weiterhin in Kontakt bleiben.

Kindern das Chatten zu verbieten, wäre für mich deswegen bizarr. Nur die Wahl der richtigen App ist leider ziemlich kompliziert.

Welche ist die richtige Messenger-App?

Elternabend in der Schule: Kurz vor Ende kündigt die Lehrerin an: „Zum nächsten Termin können wir darüber sprechen, ob wir einen WhatsApp-Chat machen oder nicht.“

In mir steigt sofort die Empörung hoch und ich melde mich – wohlwissend wie es andere Eltern empfinden, wenn sich eine Mutter am Ende des Elternabends nochmal schnell mit hochrotem Kopf meldet: „Ich hätte gerne, dass wir eine Stufe vorher mit der Diskussion anfangen und dann darüber sprechen, ob es ein WhatsApp-Chat sein muss oder ob vielleicht eine andere App nicht geeigneter wäre.“

Der Blick der Lehrerin sagt Whatever und der Mund sagt: „Ja, natürlich.“ Die Blicke der Eltern sagen: „Bitte, bitte, wir wollen nach Hause, nerv‘ doch nicht.“

Ich atme leise durch die Ohren aus. WhatsApp wird leider meistens als völlig alternativlos als gesetzt gesehen.


Ein kleiner Exkurs.

Im Mai habe ich über Sprachnachrichten geschrieben und einen nachgebildeten (!) Screenshot aus dem WhatsApp Messenger benutzt.

Der Tweet dazu wurde oft geteilt und der Artikel fast zehntausend Mal aufgerufen. Das habe ich sehr bereut – eben wegen der Verbreitung des besagten WhatsApp-Screenshots.

Tatsächlich benutze ich WhatsApp – aber nur bei Freundinnen und Freunden, die wirklich nur dort zu erreichen sind.

Ich habe durchgezählt: das sind lediglich fünf von ca. fünfzig Menschen mit denen ich mehr oder minder regelmäßig chatte. Alle anderen sind bei mir entweder auf Threema oder auf iMessage.

Werbung für die Verwendung von WhatsApp wollte ich nie machen. Im Gegenteil.

WhatsApp – na und? Benutzen doch alle!

Warum glaube ich, dass es ein Unterschied macht, welchen Messenger man verwendet?

Messenger sind unterschiedlich sicher und sie gehen unterschiedlich mit unseren Daten um.

Viele wissen vermutlich, dass WhatsApp seit April 2016 die Daten Ende-zu-Ende verschlüsselt. Diese Verschlüsselung schützt jedoch nicht vor der Weitergabe und Auswertung von Metadaten.

Metadaten sind alle Daten, die neben den eigentlichen Nachrichten anfallen. Dazu gehören z.B. Informationen wann man wie oft von wo mit wem chattet.

Aus diesen Daten kann eine Menge (fehl)geschlossen werden. (Ich habe an anderer Stelle mal versucht mehr oder weniger lustig darzustellen, wie ein Ausschnitt bestimmter Informationen einige ziemlich unpassende Fehlschlüsse zulässt.)

WhatsApp sammelt die Metadaten und gibt sie an den Mutterkonzern Facebook weiter. Dort werden sie verwendet um von den einzelnen Nutzerinnen und Nutzern Profile zu erstellen, damit auf Facebook passgenaue Werbung angezeigt werden kann.

Wer seine Privatsphäre liebt, kann das nicht gutheißen.

Ausführlicher kann man die Argumente, die gegen die Verwendung von WhatsApp sprechen, hier und hier nachlesen. Die Details würden den Rahmen meines Artikels sprengen.

Wichtig auf jeden Fall noch: In den Systemeinstellungen eures Endgeräts selbst, könnt ihr WhatsApp ziemlich viele Rechte entziehen:

Ich möchte im Zusammenhang mit WhatsApp und Kindern zwei andere Argumente beleuchten:

WhatsApp hat weltweit über eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer. Wenn ich mit anderen über WhatsApp spreche, höre ich v.a. zwei Argumente.

1.) Oma, Karl, Silke und Thorsten sind halt schon bei WhatsApp…

und

2.) WhatsApp ist kostenlos!

An Punkt 2.) möchte ich gleich anknüpfen. WhatsApp bezahlt man tatsächlich nicht in Euro sondern eben – wie oben geschildert – mit Daten.

Das Unangenehme: Ihr zahlt nicht nur mit euren Daten, sondern gebt auch alle Daten aus eurem Telefonbuch (also die Daten anderer) weiter.

Es ist übrigens möglich bei Installation der App dieser Verknüpfung zu widersprechen – die Chats sehen dann aber wie in dem Screenshot unten aus und sind, wenn es beispielsweise um Gruppenchats geht, unübersichtlich, weil man nicht einfach zuordnen kann, wer was schreibt:

Wenn man das Telefonbuch nicht verknüpft, sieht man keine Namen – nur das Profilbild und die Nummer.

Geschäftsmodelle hinterfragen ist Teil von Medienkompetenz

Gerade das Geld-Argument ist übrigens ein sehr starkes für die Wahl von WhatsApp bei Kindern.

Als Eltern könnt ihr dem relativ leicht entgegenwirken

  1. gebt den Kindern einfach das Geld um sich eine datensensible App zu kaufen
  2. und sprecht mit euren Kindern über Geschäftsmodelle. Selbst Kindern leuchtet das relativ einfach ein: Stellt die Frage, wie eine Firma Geld verdient. Auch Kinder können sich vorstellen, dass Menschen, die für ein Unternehmen arbeiten, irgendwie Geld bekommen müssen und dass es unterschiedliche Wege für Unternehmen gibt, Geld zu generieren.

Wer diese Frage kennt und sie auf neue Dienste anwendet, hat schon viel über Medienkompetenz gelernt.

Dem ersten der oben genannten Argumente könnt ihr schlecht entgegenwirken – bestenfalls wenn man das Thema schon sehr früh diskutiert und auch bei anderen Eltern in die Diskussion einbringt. Wenn eure Kinder die ersten mit alternativen Messenger sind, ist es vielleicht leichter, andere zu überzeugen, ebenfalls von der Nutzung von WhatsApp abzusehen.

Gleiches gilt übrigens für Aufklärungsarbeit am Elternabend. Ich möchte behaupten, dass 80% der Eltern sich noch nie mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.

Meine Empfehlung: Threema

Meine Empfehlung für eine sichere App, die ordentlich mit euren Daten umgeht, ist Threema.  Threema kostet 3,49 Euro im iTunes Store und 2,99 Euro im Google Play-Store). Test.de schätzt das ähnlich ein.

Alle anderen Alternativen (beispielsweise Telegram und Signal) möchten ebenfalls Daten aus dem Telefonbuch laden. Man kann das so wie bei WhatsApp unterbinden – Chats sind dann so unübersichtlich wie in der Abbildung oben.

Auf dem Desktop sieht man schön meine Inkonsequenz *seufz*

Mehr Argumentationshilfe gegen WhatsApp gibt es übrigens bei Netzpolitik unter z.B. Abschied von WhatsApp: Fünf gute Gründe, den Messenger zu wechseln (Wer die Nerven hat, sollte sich auch mit dem Thema Open Source Software auseinandersetzen – auch eine Sache, die als Bewertungskriterium bei allen Arten von Software gilt).

Am Ende muss man sich entscheiden:

  • WhatsApp gar nicht verwenden und damit auf unkomplizierte Kontaktmöglichkeiten zu bestimmten Menschen komplett verzichten
  • WhatsApp für einen Teil der Kontakte benutzen – aber die Verknüpfung zum Telefonbuch sperren und mehr oder minder kryptische Chats und die Weitergabe der Metadaten akzeptieren
  • oder WhatsApp „normal“ benutzen, die Daten aus dem Telefonbuch hochladen und Metadaten dem Facebook-Konzern überlassen.

Eine weitere WhatsApp-Plage sind „Ketten-Briefe“

Übrigens ein weiteres Argument gegen WhatsApp ist für mich als Mutter das Thema Ketten-Briefe (eigentlich Ketten-Nachrichten). Da gibt es wirklich unsägliche Dinge. Ich habe noch nie gehört, dass über Threema ähnlicher Mist an die Kinder gelangte.

oder

Je nach Alter setzen solche Nachrichten Kinder wahnsinnig unter Druck.

Fragt eure Kinder mal, ob sie bereits ähnliche Nachrichten erhalten haben. Viele Kinder erzählen aus Angst gar nicht erst darüber. Sprecht mit euren Kindern über diese Ängste und kontaktiert ggf. das versendende Kind und deren Eltern, um dort auch ins Gespräch zu kommen.

Erst kürzlich ging eine noch drastischere Audionachricht herum, die seit 2013 auf WhatsApp kursiert. Sie droht den Kindern mit dem eigenen Tod und dem der Mutter, sofern die Nachricht nicht in kürzester Zeit an zwanzig weitere Empfänger verschickt wird.

Weitere Tipps zum Umgang mit diesen Ketten-Briefen z.B. unter „Wenn Kinder Morddrohungen per WhatsApp bekommen.

Am Ende muss man sich für oder gegen WhatsApp entscheiden

Zurück zum Thema Wahl des Messengers – meine persönliche, zähneknirschende Entscheidung: Beides erlauben, schauen, ob man mit WhatsApp klar kommt, wenn man die App nicht mit dem Telefonbuch verknüpft ist und immer wieder Diskussionen anzetteln.

Ich halte es da wie mit allen Nachhaltigkeitsthemen: Ich weiß, dass ich nicht alles restlos perfekt machen kann, also erlaube ich mir Ausnahmen.

Jetzt da ich mich wieder ausführlich mit dem Thema auseindergesetzt habe, habe ich erneut ein sehr schlechtes Gefühl mit meiner Inkonsequenz…

Einmal hochgeladene und freigegebene Daten des Telefonbuchs sind eben nicht mehr löschbar.

Dass das Thema Datenweitergabe durchaus relevant ist, zeigt übrigens das (juristisch umstrittene) „WhatsApp Urteil von Bad Hersfeld„: In dem Urteil hat der zuständige Richter einer Mutter auferlegt, schriftliche Einverständniserklärungen aller WhatsApp-Kontakte ihres Sohnes einzuholen und diese dem Gericht vorzulegen – andernfalls dürfe das Kind die App nicht weiter nutzen.

Von der Nachricht wie der Staatstrojaner Daten (u.a.) aus WhatsApp abziehen möchte, fange ich gar nicht erst an…

Es ist und bleibt sehr kompliziert mit diesem Thema.


Wie geht ihr damit um? Was sind eure Empfehlungen und wie wichtig ist euch Datenschutz und Privatsphäre?

Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt darüber auf Facebook. Wenn ihr euren Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später eingesammelt und geteilt werden.


Wen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen interessieren, dem empfehle ich die aktuelle Rechtsbelehrung zum Thema „WhatsApp, Messenger und Abmahnungen“ reinzuhören.

Weiterführende Links

 

Weitere Themen der Serie

Teil 1 von Let’s talk: Nicht wie lange sondern was
Teil 3 von Let’s talk: Computerspiele
Teil 4 von Let’s talk: YouTube
Teil 5 von Let’s talk: Fernsehen und Streaming-Dienste
Teil 6 von Let’s talk: Hörwelten
Teil 7 von Let’s talk: Augmented Reality und Virtual Reality
Teil 8 von Let’s talk: Programmieren lernen

[Anzeige] Let’s talk – neue Serie zum Thema digitale Medien und Kinder

digitale MedienGemeinsam mit SCHAU HIN! starte ich eine kleine Serie zum Thema Kinder und digitale Medien.

Im Zentrum meiner Serie sollen die Chancen, die (neue) Medien mit sich bringen, stehen und ich will beschreiben, wie wir als Familie im Alltag damit umgehen und gerne auch von Euch hören, wie ihr den Alltag mit Kindern und digitalen Medien gestaltet.

Risiken und Gefahren werden durch Kulturpessimisten aller Ausrichtungen zu genüge beklagt. Viele Eltern reagieren mit Unsicherheit und statt sich mit den einzelnen Themen auseinanderzusetzen, wird schnell mal ein Verbot verhängt.

Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass Verbote in Sachen Medienkonsum nichts bringen. Deswegen versuche ich mit meinen Kindern im Gespräch zu bleiben und Lösungen zu erarbeiten, die für uns beide alle passen. Das ist auch der Grund warum ich die Serie Let’s talk nenne.

Im ersten Teil geht es um: Medienkonsum

Wie lange ist genug?

Die erste Frage, die besorgte Eltern auf Veranstaltungen zum Thema „Digitale Medien“ oft stellen, lautet: Wie viel Medienzeit sollte man einem Kind gestatten?

In den allermeisten Fällen wird anschließend ausgiebig diskutiert, ob 15, 30 oder 60 Minuten das richtige Maß sind. Ich sitze dann oft etwas ratlos daneben und frage mich: Wie sollen denn 30 Minuten zum Beispiel beim Computerspielen genügen?

Ich bin für gar keine oder weiche Begrenzungen. Stellt euch doch mal vor, ihr lest gerade ein Buch. Nach 30 Minuten kommt jemand dazu, der darauf besteht, dass ihr jetzt SOFORT aufhört. Ist es nicht naheliegend – gerade wenn das Buch besonders spannend ist – darum zu bitten, beispielsweise das Kapitel beenden zu dürfen? Je nach Buch und Lesegeschwindigkeit dauert das aber nochmal 20 Minuten.

Was nun? Buch aus der Hand nehmen? Oder zuende lesen lassen?

Für mich ist die Frage „Wie lange sollen Kinder mit Computerspielen/im Internet verbringen dürfen?“ kaum zu beantworten.

Die wichtigere Frage ist was und nicht wie lange

Die eigentlich Antwort auf diese Frage, liegt an einer ganz anderen Stelle.

Warum fühle ich mich unwohl, wenn das Kind stundenlang auf Facebook verbringt, nicht aber, wenn es Lego spielt. Warum finde ich es nervig, wenn Kinder Stunden vor YouTube verbringen, nicht aber, wenn sie malen?

Nie käme ich auf die Idee, ins Kinderzimmer zu gehen und zu rufen: „Du spielst jetzt schon seit zwei Stunden Lego! Jetzt ist aber endlich Schluß!“

Der Unterschied liegt darin, dass im einen Fall konsumiert, im anderen Fall erschaffen wird.

Das ist der Grund warum ich versuche, meine Kinder mit allem was mit Internet und neue Medien zu tun hat, zu ermutigen, den Anteil des reinen Konsumierens möglichst gering zu halten und den Anteil, in dem erschaffen wird, eher auszudehnen und fast gar nicht zu begrenzen.

Was meine ich genau damit?

Hier einige Beispiele: Kind 3.0 malt von Herzen gerne. Es lässt sich auch gerne zum Malen inspirieren. Es schaut in Kinderbücher, es schaut sich Blumen an, es betrachtet Bauwerke und dann malt es, was es gesehen hat.

Es bittet mich ununterbrochen in der Google-Bildsuche nach Dingen zu schauen. Wie sehen Suffolk-Schafe aus, welche Arten von Wölfen gibt es, existieren bunte Würmer?

Kind 3.0 ist noch zu jung (und kann noch nicht sicher genug schreiben), um diese Antworten selbst zu recherchieren – ich auf der anderen Seite, habe nicht ausreichend Zeit und Nerven all diesen Fragen nachzugehen.

Instagram, Minecraft, Scratch und Calliope

Ich bin deswegen irgendwann auf die Idee gekommen, dass ein Instagram-Account eine gute Kompromisslösung sein könnte. Der Plan ist sich gemeinsam hinzusetzen und Interessensgebiete abzuklappern. Es gibt hunderte von wunderbaren Illustratorinnen und Illustratoren, die ihre Arbeiten (und v.a. auch ihre einzelnen Arbeitsschritte) auf Instagram festhalten. Genauso viele Tierfotografinnen und -fotografen gibt es und es gibt auch eine ganze Reihe Accounts, die eine tolle Mischung zwischen Landschaften, Tieren und Menschen zeigen – so wie z.B. National Geographic.

Den Account lege ich an und in Absprache mit mir, kann das Kind auch eigene Kunstwerke hochladen.

Als Nebeneffekt können wir über Bildrechte sprechen. Was und wer darf fotografiert werden und was und wer nicht und warum?

Ähnlich ist es bei uns mit Minecraft. Es ist wahnsinnig faszinierend, wie sehr solche Spiele die Kinder motivieren zu lernen. Was gibt es für Bauelemente? Haben sie Sonderfunktionen? Was kann man damit bauen?

Minecraft erklärt wenig und es muss alles selbst gelernt werden. Alles, was entsteht, erwächst der Phantasie und Kreativität des Kindes. Ist der Forschungsdrang erstmal geweckt, gibt es kaum ein Halten.

Falls ihr Minecraft noch nicht kennt, einen schönen, erklärenden Test, gibt es z.B. beim Spieleratgeber NRW. Natürlich bietet auch SCHAU HIN! Infos zu Minecraft.

Es gibt noch viele andere Beispiele, was Kinder machen können, um eher zu erschaffen als ausschließlich zu konsumieren. Es gibt beispielsweise bloggende Kinder wie die Johnny und Jojo Buddenbohm. Warum die Kinder nicht ermutigen zu bloggen?

Ein ganz eigenes Kapitel könnte das Kapitel Kinder programmieren sein. Ich habe eine zeitlang bei einem IT-Dienstleister gearbeitet und zum Girls‘ Day haben wir den Mädchen Scratch nahegebracht. Scratch ist eine visuelle Programmiersprache, die wirklich sehr schnell so zu erlernen ist, dass sich eigene Ideen umsetzen lassen. Für den Einstieg gibt es sehr viele anschauliche Tutorials.

Für die letzt genannten Beispiele – bloggen und programmieren – sollten die Kinder allerdings schon sicher lesen und schreiben können. Minecraft und instagram funktionieren auch ohne diese Fähigkeiten.

Unabhängig von den Fähigkeiten kommt es für mich sehr auf das Alter der Kinder an, ob ich sie völlig autark machen lasse oder ob ich noch dabei bin und das Kind bei den Aktivitäten begleite. Manche Dienste haben ohnehin eigene Altersbeschränkungen.

Um es kurz zu machen: Ich bin der Frage nachgegangen warum und wann genau ich mich mit exzessiven Medienkonsum meiner Kinder unwohl fühle. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mich v.a. mit den Dingen unwohl fühle, die über das reine Konsumieren nicht hinaus gehen.

Produzieren statt Konsumieren

Bei allem, was näher am Produzieren und Erschaffen ist, verlässt mich das ungute Gefühl. Am wohlsten fühle ich mich dann, wenn ich denke, die Kinder lernen nebenher etwas und ihre Projekte werden sogar ausserhalb des Internets sichtbar.

digitale Medien

Gerade was das Programmieren angeht, gibt es in der Zwischenzeit schier unendliche Möglichkeiten. Ein aktuelles Beispiel, das hoffentlich bald breite Verwendung findet, ist der Calliope mini, der sich zur Mission gemacht hat, jedem Schulkind in Deutschland ab der 3. Klasse einen spielerischen Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen.

Als ich neun war, habe ich einen C16 mit Datasette und ein BASIC-Buch bekommen. Es hat nicht lange gedauert, bis mir das Spielen langweilig wurde und ich angefangen habe, mir selbst kleinere Sachen zu programmieren. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern jemals den Satz gesagt haben: „Jetzt ist aber Schluß! Dreißig Minuten am Computer haben wir vereinbart!“.

Das Tolle ist, wenn die Kinder erstmal Feuer gefangen haben an diesen Themen, gibt es unendliche Möglichkeiten, wo sie andere Kinder treffen können und dort mit ihnen weiter arbeiten. Exemplarisch seien hier nur Jugend hackt und die Coder Dojos genannt.

Und spätestens dann wenn die Kinder die eigenen vier Wände verlassen, um mit anderen Kindern gemeinsam Projekte umzusetzen, sind doch alle Elternängste verflogen, oder?

Manchmal dauert es eine Weile, bis man das Richtige für die eigenen Kinder findet. Während die Girls‘ Day Mädchen durchweg von Scratch begeistert waren, hat sich Kind 2.0 tot gelangweilt. Dann beim Junghackertag des CCC hat es zum Thema Löten Feuer gefangen. Es ist offenbar eher hands-on.

In jedem Fall lohnt es sich aber gemeinsam mit den Kindern zu schauen: Für was interessieren sie sich, warum interessieren sie sich dafür und wie kann man das Verhältnis vom Konsumieren zum Produzieren verschieben.


Wie geht es euch mit dem Medienkonsum eurer Kinder? Was gefällt euch und was nicht und warum? Habt ihr empfehlenswerte Beispiele, die ihr anderen Eltern ans Herz legen wollt?

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Weiterführende Links

Weitere Themen der Serie

Teil 2 von Let’s talk: Messenger
Teil 3 von Let’s talk: Computerspiele
Teil 4 von Let’s talk: YouTube
Teil 5 von Let’s talk: Fernsehen und Streaming-Dienste
Teil 6 von Let’s talk: Hörwelten
Teil 7 von Let’s talk: Augmented Reality und Virtual Reality
Teil 8 von Let’s talk: Programmieren lernen

Fallbeispiele zum Buch

Liebe Leserinnen und Leser,

im hinteren Teil meines Buchs „Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss“ findet ihr ausgewählte Antworten auf Fallbeispiele. Hier im Blog könnt ihr noch die Antworten der jeweils anderen beiden Familien nachlesen.

Familie A

hat zwei Töchter (11 und 14). Die ältere Tochter hat mit 13 Jahren ein eigenes Smartphone bekommen, die jüngere hat noch keins. Auf dem Smartphone der älteren Tochter ist Google Family Linkinstalliert, damit Apps nicht eigenständig installiert werden können. Nachts liegt das Smartphone nicht in ihrem Zimmer.

Die jüngere Tochter darf ein ausrangiertes Smartphone ohne SIM-Karte nutzen, um Musik zu hören und zu fotografieren.

In dem Haushalt gibt es keine Spielkonsolen, aber für den Amazon Fire TV-Stickhat ein Elternteil einen Controller angeschafft, der unregelmäßig für Auto- oder Jump’n’Run-Spiele eingesetzt wird. Es gibt im Haushalt einen PC, einen Laptop und ein Tablet. Diese Geräte dürfen von allen Familienmitgliedern genutzt werden, PC und Laptop nach Rücksprache mit den Eltern, das Tablet einfach so.

Explizite Mediennutzungszeiten sind überflüssig, weil der Alltag eher von Offline-Aktivitäten bestimmt ist.

Familie B

hat zwei Söhne (10 und 12). Der ältere Sohn hat gegen Ende der vierten Klasse ein eigenes Smartphone bekommen, der jüngere hat noch keins. In Kürze wird eine Switch gekauft; außerdem gibt es einen Nintendo Classic Mini, zwei Notebooks und ein Tablet. Die Mediennutzungszeiten und Vereinbarungen, sehen wie folgt aus: Drei Tage in der Woche sind medienfrei (Die Familie stellt fest: „Damit übrigens auch streitfrei, das war die beste Entscheidung ever“). An den anderen Tagen liegt die Medienzeit zwischen dem Ende der Ganztagsschule, kleineren Pflichten und dem Abendbrot. Viel Zeit bleibt also nicht, aber die Zeit wird auch nicht gestoppt und das Abendbrot ist mal früher, mal später fertig. Am Wochenende ist im Grunde alles möglich, es kommt auf die aktuelle Planung und die Vorhaben an. Aber die Jungs müssen ja auch mal ein paar Level schaffen oder einen Film zu Ende sehen können.  

Familie C

hat zwei Töchter (9 und 8) und einen Sohn (5). Beide Töchter haben zum Schulanfang ein altes Smartphone bekommen, da sie allein mit Bus und Bahn fahren. Es gibt etliche Spielkonsolen im Haus: Die Töchter haben mit jeweils fünf Jahren einen Nintendo 3DS XL bekommen, der Sohn bereits mit drei. Es gibt außerdem eine Wii, ein NES mini und ein Super-NES mini, die den Eltern gehören, aber von den Kindern bespielt werden können. Ein Elternteil besitzt eine Switch, die jedoch vor allem der kleine Sohn nutzt. Die größere Tochter hat ebenfalls eine Switch, die jüngere möchte keine. Außerdem gibt es zwei Tablets, die der gesamten Familie gehören und die vor allem zum YouTube-Gucken und Minecraft-Spielen genutzt werden. Selbst die Großeltern (beide 70) spielen digital: Der Großvater besitzt einen Gamecube, eine Wii, eine Switch und einen Nintendo 3DS; die Großmutter spielt vor allem auf dem iPad und ihrem Nintendo 3DS XL. Die Großeltern probieren alle Spiele, von denen die Enkel erzählen, selbst aus und erspielen – da sie als Rentner mehr Zeit haben – für die Kinder Bonus-Items. Beide haben eine hohe Spielkompetenz und können den Enkeln beim gemeinsamen Gamen noch viel beibringen. Die Eltern haben jeweils einen Laptop, auch die ältere Tochter hat einen, den sie zum Schreiben nutzt. Alle drei Kinder haben einen iPod Touch, auf dem vor allem Hörspiele zu finden sind, aber auch Spiele-Apps und YouTube.

Da die Kinder auf eine Freie Schule gehen und dort tagsüber meist draußen sind, auf Bäume klettern und spielen, dürfen sie den restlichen Teil des Tages frei über ihre digitalen Endgeräte verfügen. Es gibt nur wenige Einschränkungen: Am Abendbrottisch werden alle Geräte weggelegt, auch die der Erwachsenen. Sollten die Kinder abends im Bett noch etwas auf ihren iPods oder den Tablets gucken wollen, dürfen sie keine Kopfhörer mit Kabeln nutzen. Sind Freunde zu Besuch, wird ohne Medien gespielt, da die Beschränkungen der anderen Familien nicht untergraben werden sollen. In den Ferien ist medienfreie Zeit für alle (auch für die Erwachsenen), Ausnahme: „Wenn wir in der schulfreien Zeit wegfahren, dürfen alle Endgeräte benutzt werden.“

 

Fallbeispiel 1) Euer Sohn (7) sagt, dass alle seine Freunde schon ein richtiges Smartphone haben und dass sie sich damit per Sprachnachricht zum Fußballspielen verabreden. Er fühlt sich total abgeschnitten und hätte deshalb auch gern eins.

Familie A

„Diese Frage kann ich nur sehr theoretisch beantworten. Erstmal würde ich mich fragen, wieso 7-Jährige Smartphones brauchen. Nachdem ich kein einziges Argument dafür finden kann, würde ich meinem Sohn erklären, dass ich sicher bin, dass seine Freunde wie immer auf dem Bolzplatz um die Ecke sind und er einfach mal dort vorbeischauen soll.“

Familie C

„Mein Kind ist eher das Kind, das schon mit sechs Jahren ein Smartphone hat und von dem dir dein Kind dann neidisch zuhause erzählt. Wir wohnen in Berlin, meine Kinder fahren allein mit der U-Bahn zu Freunden, mit der S-Bahn zum Training und mit dem Bus zur Schule. Als sie damit in der ersten Klasse anfingen, habe ich meine alten Smartphones aus einer Schublade geholt, den Akku erneuern lassen, Sim-Karten eingebaut und sie meinen Kindern in die Hand gedrückt, falls sie in Notsituationen geraten. Sie rufen mich an, wenn etwas ist, ansonsten liegen ihre Smartphones unbeachtet in ihren Rucksäcken. Die darauf angezeigte Onlinezeit beträgt in 9 von 10 Wochen unter 1 Minute, und in der anderen Woche unter 5 Minuten. Ich glaube, das liegt daran, dass wir kein Bohei um die Dinger gemacht haben. Sie mussten sie sich nicht erst sehnlichst zum Geburtstag wünschen, nicht bis zur Sekundarschule darauf warten, sie sich nicht vom Taschengeld zusammen sparen und sie laufen auch nicht Gefahr, dass sie ihnen aus erzieherischen Gründen weggenommen werden. Die Smartphones sind Kommunikationsmittel, nicht mehr, nicht weniger.“

 

Fallbeispiel 2) Es ist 18 Uhr. Ihr ruft eure 14-jährige Tochter zum Abendessen. Vor einer Stunde habt ihr ausgemacht, dass es um 18 Uhr Abendessen gibt. Sie aber spielt gerade League of Legends und kommt nicht. Der Deal ist jedoch: Es wird gemeinsam gegessen. Erst reagiert sie gar nicht, und als ihr noch mal ruft, knallt sie ihre Zimmertür zu.

Familie A

„Wir haben bzgl. des gemeinsamen Abendessens keinen „Deal“, sondern wir essen abends einfach zusammen (außer der Tagesplan der Kinder oder eines Erwachsenen lässt dies aufgrund unregelmäßiger oder regelmäßiger Termine nicht zu). Das Beispiel mit dem Computerspiel ist für uns eher unrealistisch, aber natürlich kann es sein, dass eine Tochter nicht zum Abendbrot erscheint, wenn sie gerufen wird. Nach zweimaligem Rufen würde ich zum Zimmer gehen, das Einstellen der Aktivität anordnen und mitteilen, dass es ohne sofortiges Erscheinen zu Tisch kein Essen mehr gibt. Da wir Töchter haben, die gerne Essen (und wissen, dass sie später tatsächlich höchstens ein Stück trockenes Brot bekommen würden), funktioniert das ausnahmslos.“

Familie B

„Da würde sich unsere Reaktion viel eher auf das Türenknallen und das Nichtantworten beziehen als auf die Sache mit dem Spiel. Verhandeln kann man vieles, Unfreundlichkeiten müssen aber nicht sein und bleiben sozusagen Erziehungsauftrag. Das würden wir klären wollen, ohne Änderung der Absprache und ohne Geheimrezept des Gelingens.“

 

Fallbeispiel 3) Freitag erscheint der langersehnte Teil 2 des Lieblingscomputerspiels eurer Tochter (12). Sie ist schon total aufgeregt. Am kommenden Montag schreibt sie allerdings eine wichtige NaWi-Arbeit.

Familie B

„Wenn es erst Freitag ist, dann sind noch zwei Wochenendtage über, da wird man eine also elegant Verhandlungslösung finden können. Wir haben auf Wochenendregeln komplett verzichtet, die waren alle zu kompliziert, wir stehen es jetzt einfach durch, das Abwägen der Interessen und Pflichten für jedes Wochenende immer wieder neu anzugehen. Die Wochentage sind dafür umso klarer reglementiert.“

Familie C

„Das Gehirn nimmt sowieso keine Informationen auf, wenn es eigentlich mit etwas anderem beschäftigt ist und wenn das Spiel lange ersehnt wurde, dann ist es nicht sinnvoll, darauf zu bestehen, dass die Tochter erst für die Schule lernt. Selbst wenn sie es brav versucht, käme ihr der natürliche, schlecht zu unterdrückende Hang des Menschen, sich genau dem unbedingt zuzuwenden, das einen fasziniert und begeistert, in die Quere. Sie würde also auf den NaWi-Hefter starren, verzweifelt versuchen, sich zu konzentrieren und doch immer wieder von den Gedanken an das Computerspiel abgelenkt werden. Ich würde das Kind also am Freitag so schnell und so lange wie möglich spielen lassen, den größten Teil des Samstags ebenfalls für das Spiel freihalten und Samstagabend, wenn der erste Spielrausch vielleicht etwas abgeflaut ist, mal versuchen, eine Stunde Lernzeit einzubauen. Dann am Sonntag das Kind anregen, abwechselnd zu spielen und für die Arbeit zu lernen. Grundsätzlich liegt bei uns in der Familie aber Schule und schulisches Lernen in der Verantwortung der Kinder (wie gesagt: Freie Schule, Freilerner), insofern würde ich, wenn meine Kinder sich gegen das Lernen für die NaWi-Arbeit entschieden, das so akzeptieren. Sollte es dann eine schlechte Note geben, wüssten sie ja, woran es lag. Ich selbst habe übrigens meine mündliche Abi-Prüfung in Politische Weltkunde versemmelt, weil ich mich eine Woche vorher zum ersten Mal unsterblich verliebt hatte und ich mich wirklich auf nichts anderes, als auf Knutschen konzentrieren konnte. Die Liebe war nach 2 Monaten passé, die Note 4 blieb. Daraus habe ich gelernt.“

 

Fallbeispiel 4) Euer Sohn (13) geht eigentlich immer pünktlich und ohne Widerspruch um 20 Uhr Zähneputzen und schläft dann spätestens um 22 Uhr. Trotzdem kommt er morgens total schwer in die Gänge. Er ist supermüde und immer öfter verschläft er seinen Wecker. In der Schule ist er gereizt, und seine Noten haben sich im vergangenen Halbjahr kontinuierlich verschlechtert. Nicht dramatisch, aber die Vieren kommen jetzt nicht mehr nur sporadisch.

Familie A

„22 Uhr finde ich etwas spät. Aber es liegt unabhängig davon die Vermutung nahe, dass die vereinbarte Schlafenszeit aufgrund heimlicher Computerspiele nicht eingehalten wird. Ich würde offen ansprechen, dass ich mich wundere, dass er so müde ist und seine schulischen Leistungen schlechter werden und im Gespräch versuchen herauszufinden, wie er die Situation selbst einschätzt. Vielleicht ergeben sich in der Diskussion gemeinsame Ansätze, wie sich sein Verhalten ändern könnte.“

Familie B

„Der Sohn ist vermutlich 12 oder 13, da nützt erst einmal keine Maßnahme etwas, weder in der medien- noch in der sonstigen Erziehung, es bedarf der Nähe und des Vertrauens, da muss man reden können. Was selbstverständlich eine höhere Kunst ist, schon klar.“

 

Fallbeispiel 5) Urlaub! Ihr habt einen tollen Ausflug ans Meer geplant. Der Picknickkorb ist gepackt. Als es losgehen soll, haben eure Kinder (9 und 14) keine Lust mitzukommen und wollen lieber YouTube schauen.

Familie A

„Bei uns wäre es ein Rucksack. Wie auch immer, ich schaue beide Kinder verständnislos an, bis beide anfangen zu grinsen und zur Tür rennen… bei einem nicht ganz so attraktiven Ausflugsziel muss ich vielleicht etwas motivieren (tolle Kletterfelsen, Eis für alle am Ende, ohne Bewegung laufen wir alle Gefahr, Schimmel anzusetzen).“

Familie C

„Das passiert bei meinen Kindern auch, und an dieser Stelle sind wir Eltern tatsächlich unnachgiebig. YouTube rennt nicht weg, es ist nachher noch da, jetzt ist aber erst einmal Zeit für Gemeinschaft bevor die Sonne untergeht und der Urlaub vorbei ist. Unsere Kinder stöhnen dann zwar, und manchmal werden sie auch wütend, aber das ist, sobald wir draußen sind, auch schnell vergessen. Wir haben den Kindern schon früh die Zusammenhänge im Gehirn erklärt, faules Basissystem versus Präfrontaler Kortex, Bedürfnisbefriedigung etc., so dass sie wissen, dass menschliche Beziehung und freies Spiel draußen in der Natur wichtig sind als Ausgleich zu Digitalen Medien. Das macht sie kompromissbereiter und verständnisvoller, wenn wir Erwachsenen mal wieder auf einen Ausflug beharren.“

 

Fallbeispiel 6) Die Mutter einer Klassenkameradin eurer elfjährigen Tochter ruft euch an und berichtet, dass eure Tochter einen TikTok-Account hat, von dem ihr bislang nichts wusstet.

Familie B

„Dann haben wir offensichtlich etwas versäumt, entweder vernünftige Erklärungen oder Vertrauensaufbau, das wird dann zu klären sein und ist weder für das Kind noch für uns lustig.“

Familie C

„Ich finde TikTok super und habe es selbst auf dem Handy. Mir macht es Spaß, die oft lustigen Clips anzugucken. Wie viel kreatives Potential und wie viel Spielerei in uns allen steckt – Wahnsinn! Wenn meine Tochter mir also verheimlicht, dass sie einen eigenen Account hat, würde mich das schon irgendwie anpieksen. Ich würde mich fragen, ob sie mir nicht vertraut, oder ob sie einfach nicht will, dass ihre Mutter da reinplatzt, wo sie sich mit Freunden online trifft. Letzteres fände ich verständlich. Nichtsdestotrotz würde ich mit meiner Tochter reden, denn es gibt ein paar Dinge bezüglich der App und bezüglich meiner Sicherheitsbedenken, die sie unbedingt wissen sollte. Ich möchte z.B. nicht, dass das Gesicht meiner Kinder im Internet zu sehen ist (und auch ihren Körper nicht, wenn er nur leicht bekleidet ist). Mein Gesicht muss ich berufsbedingt in Kameras halten, aber das sind nie private Fotos oder Filmchen, die einen potentiellen Arbeitgeber abschrecken könnten. Und so möchte ich das auch mit Fotos und Filmen meiner Kinder halten. Hinzu kommt, dass ich möchte, dass die Filme, die meine Kinder hochladen, nichts über unseren Wohnort oder ihren echten Namen verraten. Ich möchte auch, dass meine Kinder wissen, dass es im Internet seltsame Gestalten gibt, die ihnen möglicherweise Böses wollen, und die sich via TikTok und anderen Apps gern an junge Mädchen ranschleichen. Sie sollten wissen, wie diese Typen das versuchen, und was sie tun können, wenn ihnen das tatsächlich passiert. Sollte das je geschehen, hoffe ich, dass sie wissen, dass sie zu mir kommen können, ohne Angst haben zu müssen, von mir eine Standpauke zu erhalten, weil sie heimlich eine bestimmte App benutzt haben.“

 

Fallbeispiel 7) Ihr bekommt mit, dass durch den Klassenchat eures 17-jährigen Kindes das Foto eines euch unbekannten Mädchens geistert. Das Mädchen ist oben ohne.

Familie A

„Für uns sehr theoretisch. Ich würde nachschauen, was TikTok ist. Dann würde ich meine Tochter fragen, was TikTok ist und ihr dann klarmachen, dass ich nicht verstehe, warum sie sich über die medienpädagogischen Anweisungen der Schule und unsere Vorgaben hinwegsetzt. Ich würde verdeutlichen, warum ich und viele andere die Veröffentlichung von Videos im Internet (ich weiß, das trifft auf TikTok nicht direkt zu, ich habe ja gerade nachgeschaut, was die App macht, aber vom Ergebnis her scheint es mir durchaus vergleichbar) durch Kinder für keine gute Idee halte. Aber wie gesagt, nur theoretisch, denn unsere elfjährige Tochter hat gar kein Smartphone. Unsere ältere Tochter hat keine Zeit für (und kein Interesse an) solche Art der Freizeitgestaltung. Und zu guter Letzt wäre die Installation der App dank Family Link gar nicht möglich gewesen…“

Familie B

„Das kann ich noch gar nicht beantworten, dahin haben wir uns noch nicht vorgearbeitet, pardon.“

 

Fallbeispiel 8) Dein Sohn (9) will das Spiel spielen, das sein Bruder (14) spielt. Das Spiel hat eine USK-Empfehlung  von 16 Jahren.

Familie B

„FSK-Empfehlungen halten wir größtenteils ein, die sind ja auch herrlich einfach. Ich kan sie zwar bei Spielen oft überhaupt nicht nachvollziehen, aber egal. Gelegenheiten zur vereinfachung immer ausnutzen, alte Regel. Siehe auch Schulpflicht, das ist eben so, Ende Gespräch.“

Familie C

„Das ist bei uns auch schon vorgekommen, allerdings mit USK 12. Ich finde, es ist wichtig, zu erkennen, dass es nicht der Job des großen Kindes ist, das Spiel irgendwie heimlich zu spielen, oder nur dann rauszuholen, wenn der Kleine nicht da ist, um diesen Stress zu vermeiden. Es ist natürlich gut, wenn die großen Geschwister Rücksicht lernen, aber sie sollen auch nicht darunter leiden, dass sie kleinere Geschwister haben. Es ist unser Job als Eltern, dem Kleinen zu erklären, warum er das Spiel nicht spielen darf, dann seine Wut auszuhalten, zu begleiten und ihm Alternativen anzubieten. Nicht von der Hand zu weisen ist natürlich der Fakt, dass kleinere Geschwister oft Dinge früher dürfen, als die größeren. Das war bei uns auch so – der Kleine hat seinen iPod und seine Spielkonsole jeweils zwei Jahre früher bekommen, als seine Schwestern. Aber so eine USK hat ja einen bestimmten Sinn und wir Eltern haben den Auftrag, unsere Kinder zu schützen. Mittlerweile ist es bei uns so, dass der Kleine freiwillig aus dem Zimmer geht, wenn die Große einen Film ab 12 guckt, oder ein Spiel ab 12 spielt. Das lief am Anfang natürlich nicht so friedlich – als er etwa 3 Jahre alt war und die Mädchen Filme ab 6 guckten, musste ich mehr als einmal einen sehr, sehr wütenden Knirps sanft davon abhalten, einfach ins Zimmer zu stürmen. Wir saßen da manchmal bis zu einer dreiviertel Stunde vor der Wohnzimmertür, bis er sich beruhigt hatte. Ich habe seine Wut gut verstanden, und das ihm gegenüber auch ausgedrückt, aber in diesem Fall blieb es stur bei meinem Nein. Nach und nach wurde es dann besser. Es ist wichtig, dass das kindliche Gehirn auch lernt, mit Unvermeidbarkeiten umzugehen, natürliche Grenzen zu akzeptieren und Bedürfnisse von anderen zu berücksichtigen – und in diesen Situationen hatte mein Sohn die Chance dazu. Jetzt, mit 5 Jahren, kann er das gut und er lässt, wie gesagt, seine Schwester freiwillig allein. Manchmal rückversichert er sich dann noch bei mir, dass er dieses bestimmte Spiel dann auch spielen darf, wenn er so alt wie seine Schwester jetzt ist. Das bejahe ich natürlich.“

 

Fallbeispiel 9) Euer Kind (6) hat eine App heruntergeladen, über die ihr just am nächsten Tag zufällig lest. Die App sammelt exzessiv Daten und steht im Verdacht, auf Systeme zuzugreifen, auf die sie eigentlich keinen Zugriff haben darf. Allerdings sind im Moment alle Jugendlichen ganz verrückt nach ihr. Die App verfügt nämlich über eine Greenscreen-Funktion, mit deren Hilfe man sich an die verrücktesten Orte bringen kann. Zumindest auf dem Foto.

Familie A

„Zu diesem Szenario fällt mir nicht so recht ein sinnvolles Vorgehen ein, sondern es stellen sich mir eher Fragen. Wieso hat mein sechsjähriges Kind ein Smartphone, mit dem es offenbar selbstständig App installieren kann? Hat das Kind nichts Besseres zu tun, als sich in Orte zu montieren, die es nicht kennt? Das arme Kind! Ich schaue mir lieber mit ihm unsere Fotoalben der letzten Urlaube an und bringe uns damit gedanklich an Meer und Strand und auf Felsen und in Berge.“

Familie C

„Ich würde die App vom Kind löschen lassen. Auch, wenn es schwer fällt und das Kind sauer mit mir ist. Ich würde ihm aber sehr genau erklären, warum es bedenklich ist, dass die App so viele Daten sammelt und auf Systeme zugreift. Wie ich mein Kind kenne, wäre es so genervt von meinem Sermon, dass es die App sofort freiwillig vom Handy nimmt. Dürften seine Freunde die App behalten, würde es aber auf deren Handy weiter damit spielen. Meine Kinder laden bisher allerdings noch keine Apps allein herunter. Wenn sie etwas Bestimmtes haben wollen, kommen sie zu mir. Ich höre mir an, warum ihnen die App wichtig ist, ich recherchiere ein bisschen, manchmal ringe ich auch eine Weile mit mir, weil ich den Inhalt so hirnrissig finde, aber wenn es keine Sicherheitsbedenken gibt, lade ich sie dann für sie auf ihr Gerät. Dieses Vorgehen war keine bewusste Entscheidung von uns, das kam einfach, weil sie zu jung waren, um lesen zu können, als sie die Geräte bekamen, und bisher noch niemand auf die Idee gekommen ist, es zu ändern.“

 

Fallbeispiel 10) Es ist 20 Uhr. Zusammen mit eurem Kind (4) habt ihr gerade auf Netflix eine Folge Dino Danageschaut. Jetzt soll es eigentlich ins Bett gehen. Euer Kind will aber noch eine Folge gucken. Unbedingt. Als ihr verneint, bekommt es einen Wutanfall.

Familie B

„Das haben wir in dem Alter durchgezogen, weil funktionierende Regeln irgendwo anfangen müssen, was mit Medien gar nicht unbedingt etwas zu tun hat. “

Familie C

„Tja, nun, das ist ja auch ärgerlich, nicht? Dass man etwas Schönes abbrechen muss, um ins blöde Bett zu gehen. Da ist ein Wutanfall jetzt nicht so ungewöhnlich. Zumal die menschliche Impulskontrolle im Gehirn vom Präfrontalen Kortex geregelt wird und dieser bei längerem Fernsehgucken gerne in den Ruhemodus geht. Will heißen: Wenn ich einem Kind sage, dass es nun ausmachen soll, und es deshalb ärgerlich wird, wird dieser Wutimpuls nicht von der Impulskontroll-Schleife herabgeregelt. Dementsprechend kommt die Wut ungebremst raus. Das ist nicht schön, klar, sollte uns Erwachsene aber nicht davon abhalten, bei unserem ‚Jetzt machst du das aus, bitte.‘ zu bleiben, und es sollte uns auch nicht in Panik versetzen. Unser Kind wird kein Serienjunkie, weil es mit vier Jahren nicht brav ‚Ja, Mama, natürlich höre ich jetzt auf zu gucken. Gern!‘ sagt.“

 

Fallbeispiel 11) Euer Kind (10) hat über einen Messenger-Dienst einen Drohbrief bekommen: „Leite diese Nachricht an fünf Kontakte weiter oder deine beste Freundin stirbt.“ Ihr löscht den Brief. Daraufhin rastet euer Kind fast aus, weil es ihn jetzt nicht weiterleiten kann.

Familie A

„Ich erkläre meinem Kind in angemessener Art und Weise, dass solche Briefe dämlich sind und sie gerade deswegen nicht weitergeleitet, sondern gelöscht werden sollten. Zudem versichere ich, dass noch nie jemand aufgrund eines solchen Briefes bzw. dessen nicht erfolgter Weiterleitung zu Tode gekommen ist. Selbst damals nicht, als die noch aus Papier waren…“

Familie B

„Ähnliche Fälle gab es schon, da hat Aufklärung tatsächlich geholfen, nicht nur durch uns, tatsächlich auch durch Sendungen wie Logo etc..“

 

Fallbeispiel 12) Es war wirklich keine Absicht, aber ihr habt mitbekommen, dass euer Kind (12) auf seinem Smartphone einen knapp dreiminütigen Hardcore-Porno-Clip hat.

Familie A

„An erster Stelle würde ich meinem Kind deutlich machen, dass der Sex, der in Pornos dargestellt ist, extra dafür gespielt wird, eben von speziellen Schauspielern und dass es sich keine Sorgen machen sollte, dass Sex so aussehen muss oder immer so aussieht. Dann würde ich mein Kind fragen, woher es dieses Video hat und ob es das Video weiterversendet hat. Je nach Antwort würde ich die Eltern des Versenders (in dem Fall, in dem der Versender ein anderes Kind ist) auf den Umstand aufmerksam machen und ggf. Kontakt aufnehmen zu den Eltern der Kinder, die das Video von meinem Kind weitergeleitet bekommen haben.“

Familie B

„Siehe 7, da fehlt mir noch die rechte Vorstellungskraft.“