Gestern habe ich Abitur gemacht

Gestern habe ich mein Abitur geschafft. Notendurchschnitt 2,0 nur – aber immerhin. Ich war reich und sehr gesund und bis zum Ende meines Lebens musste ich kein einziges Mal arbeiten. Ich hatte eine Luxuswohnung und einen Mann, der fast Bürgermeister geworden wäre. Die Flitterwochen auf der Insel waren, naja – nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte, denn man musste Elche abschießen – dafür hab ich mich aber tätowieren lassen. Ich war übrigens Wahlhelferin und Sie werden es nicht glauben, aber in der Chefetage wird geraucht, man trinkt Martini und im Hintergrund laufen asiatische Pornos, während man darüber diskutiert in was man die Steuergelder investiert.

Keine Sorge, ich bin nicht verrückt geworden, ich habe nur „Das Spiel des Lebens“ gespielt. (Wer denken könnte, dass das Spass macht, bitte nicht weiterlesen, am Ende werden Sie mich hassen, es sind nämlich alle Vorstellungen bereits ausverkauft).

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Es ist Samstag Abend, 19h, ich bin etwas aufgeregt. Gleich werde ich geboren. Die Tür ist eine pinkfarbene Vagina. Da muss ich erstmal durch. Auf der anderen Seite stehen zwei Leute und begrüßen mich: „Hallo! Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Geburt!“ Ich bin ein bisschen erleichtert, denn als ich durch die Vagina schritt, hatte ich Angst, dass ich womöglich mit einem Eimer glibbrigen, roten Schmodder überschüttet werde – für die Authentizität des Erlebnisses. Anstatt dessen darf ich mir ein Kärtchen ziehen, es wird ein Foto gemacht und man stellt mir die alles entscheidende Frage: „Wer willst du sein?“ PANIK, ICH MUSS JETZT WITZIG UND KREATIV SEIN. Hinter mir warten 29 andere Menschen gespannt auf ihre Geburt. „Patricia!“, platzt es aus mir. Herzlichen Glückwunsch, du bist so kreativ wie ein Käsebrötchen und zwar mit Butterkäse!1!!, denke ich mir.

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Ich schreibe den Namen auf mein Identitätskärtchen, es wird ein Foto von mir gemacht. Auf meinem Kärtchen steht, dass ich reich bin und vermutlich gesund, denn der Wert hinter dem Arztköfferchen beträgt 75. Bei der Sonne steht „0“. Gemeinsam mit den anderen frisch Geborenen beschließen wir, dass es um Karma geht, dass wir erst sammeln müssen. Die anderen Buchstabenkombinationen sagen mir nichts. Wir warten gemeinsam auf die Einschulung.

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Als alle MitspielerInnen geboren sind, geht die erste Tür auf. Über der Tür steht „Schule“. Unsere Lehrerin begrüßt uns und führt uns in einen kargen Raum mit Schulbänken. Die Fenster sind geschmückt mit selbstgebastelten Papierchen. Auf den Tischen sind Sprüche gekritzelt. Wir werden nach Status geordnet. Ich komme zu den Reichen ans Fenster. Die Armen – es sind viel mehr – teilen sich den knappen Platz auf der anderen Zimmerseite. Nach ein wenig Vorgeplänkel müssen wir den Abschlusstest machen. Wir erhalten einen Doppelbogen mit Aufgaben. Wir Reichen dürfen beginnen. Die armen Kinder fangen erst später an und müssen früher aufhören. Ich bin aufgeregt. Ich habe 15 Aufgaben zu lösen. Ich schaue mir zuerst die Bepunktung an und entscheide welche Aufgaben ich zuerst löse. Manche Fragestellungen verstehe ich nicht. Ich schreibe bei meinem Sitznachbarn ab. Der ist empört, aber was solls, es geht hier schließlich um meinen Abschluss.

13,5 Punkte habe ich am Ende. Das ist Abi mit Note 2,0. Ich bin peinlich berührt. Einige der armen Kinder haben bessere Noten, obwohl sie viel weniger Zeit hatten. Hoffentlich reicht das. Für was eigentlich?, der Referendar, der mir mein Abi überreicht, empfiehlt mir die Uni. Wir werden entlassen und dürfen in den nächsten Raum. Ich steuere auf die Uni zu. Ich sehe eine Bühne, eine Bar, viele verschlossene Räume: Amt, Bank, Fitnessraum, Nest, Krankenhaus, Raum der Stille, Chefetage…

In der Uni suche ich mir einen Studiengang. Endlich kann ich tun, was ich im echten Leben hätte tun sollen: ich strebe eine Karriere im Öffentlichen Dienst an. Dafür muss ich eine Liste auswendig lernen. Neben mir tippt einer auf der Schreibmaschine einen Text ab. Ein anderer schreit „Lass den Hass raus“. Zwei Menschen mit Schwimmärmchen steigen auf eine Leiter und singen. Es ist chaotisch. Egal, ich muss das nicht verstehen, ich muss diese Liste auswendig lernen. Zehn Minuten später bin ich so weit. Vorsichtshalber kritzele ich mir ein Akronym der Liste als Spickzettel auf meinen Handrücken. Es dauert ziemlich lange bis ich die Aufmerksamkeit der Leiterin der Uni auf mich ziehen kann. Ich werde immer aufgeregter. Was wenn ich den Test nicht bestehe?

„So, jetzt bitte auf die Leiter steigen! Ich bin jetzt bereit Ihre Prüfung abzunehmen“, sagt die Dame. Ich klettere die Leiter hoch. YES! Ich bestehe auf jeden Fall, oben kann die Professorin nicht sehen, wenn ich spicke, freue ich mich. Ich bin immer noch zittrig. „Welchen Tag haben wir heute?“, fragt die Professorin. „Samstag?“, antworte ich zögerlich. „Super, Sie können runter kommen, Sie haben bestanden!“ Ich bin empört! Aber die Liste! „Ich habe doch extra diese Liste auswendig gelernt?“ Die Professorin winkt ab: „Ach was! Für den öffentlichen Dienst muss man doch nichts können. Sie haben eine 1+ und 1.000 Karmapunkte extra.“ Sie scannt meine Identitätskarte und gibt irgendwas ein.

„Und jetzt?“, frage ich. „Ab zum Amt!“

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Ich laufe also zurück und klopfe zögerlich an die Tür auf der „Amt“ steht. Der Vorraum ist laut. Ich höre nicht, ob innen jemand antwortet und öffne zögerlich die Tür. Ich sehe: NICHTS. Gleißendes Licht blendet mich von vorne, der Raum ist mit Fäden verspannt, eine Stimme vom anderen Ende ruft: „Bitte erst eintreten, wenn Sie aufgerufen werden.“

Ich gehe wieder raus. Wenige Sekunden später kommt jemand aus dem Raum. Ich öffne die Tür und krieche unter den Fäden nach vorne. Eine streng dreinblickende Dame begrüßt mich. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich möchte eine Karriere im Öffentlichen Dienst anstreben.“ „So, so, zeigen Sie mal ihr Kärtchen“ Ich zeige mein Kärtchen, es wird wieder gescannt. „OHA!“ Die Dame ist angetan. „Sehr gut! Sie haben einen Abschluss mit eins, zwei, drei, vier, fünf, … zwölf Sternchen! Respekt!“ Ich bin etwas stolz. Öffentlicher Dienst, das war ja eigentlich schon immer mein Traum. Wir unterhalten uns wie schön und bereichernd es ist im Amt zu arbeiten. Schlussendlich bekomme ich eine Aufgabe. Ich erhalte eine laminierte Karte und soll draußen Leuten auf französisch erklären mit welcher Ausbildung sie an welchen Job kommen. „Ich kenne mich aus! Ich habe die ganze Liste auswenig gelernt!“, prahle ich. „Wirklich?“ Die Dame vom Amt strahlt mich an „Lassen Sie mal hören!“ Ich sage brav meine Liste auf – ohne spicken! Ich habs noch drauf, wie damals im echten Leben in der Schule. Ich bin die größte Auswendiglernerin sinnloser Fakten ever! Gut gelaunt krieche ich aus dem Zimmer. Draußen hab ich dann aber keine Lust zu arbeiten und setze mich erst mal an die Bar. Ich bin durstig und bestelle ein Wasser. Ein junger Mann setzt sich neben mich. „Hallo, ich bin Paul.“ Wir stellen uns vor, er lädt mich zu einem Bier ein. Paul will Bürgermeister werden. Ich soll seine Wahlhelferin sein. Ich denke an The Good Wife. Gerade hat sich die Staffel damit beschäftigt, Alicia zum States Attorney zu machen. Ich glaube, ich bin optimal für den Job vorbereitet. Ich willige ein. Ich werde Paul unterstützen. Stimmen für ihn sammeln. Ich bekomme dafür eine Luxuswohnung, das verspricht er mir. Paul sieht vertrauenswürdig aus. Per Handschlag bestätigen wir unseren Deal. Ich trinke mein Bier aus und krieche ins Amt zurück. Die Dame und ich sind bereits so gut befreundet, dass ihr gar nicht auffällt, dass ich faul war. Sie schenkt mir eine ihrer beiden Halsschleifen. Wir sind jetzt quasi Schwestern.

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Die Luxuswohnung hab ich schon mal in Aussicht, um in die Chefetage zu kommen, muss ich noch heiraten, erfahre ich. Also ab zum Speeddating. Während ich die Macarons, die da auf dem Tisch stehen, in mich rein schaufle, stelle ich meinem Gegenüber Fragen, die in kleinen rosafarbenen Umschlägen vor mir liegen. Der Typ scheint in Ordnung zu sein. Ich kann mir eine Hochzeit vorstellen (mal angesehen davon, die anderen Tische sind gerade leer, es gibt im Moment nur den einen und ich habe Karriereziele!).

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Wir stellen uns jeweils drei Fragen, dann ist klar, wir werden heiraten und zwar noch an Ort und Stelle. Diesmal sogar mit Goldringen. Das hat im echten Leben ja nicht geklappt. Die Zeremonie ist kurz, aber sehr romantisch. Wir müssen wieder zum Amt, um unser Dokument zu holen. Vor uns eine lange Schlange, als sich die Tür öffnet, greift mich mein Mann und zieht mich an der Schlange vorbei in den Raum. Hinter uns lauter Protest: „Hey! Wir warten viel länger!“ Mein Mann, er heißt übrigens Manfred, hat sich auf den Boden geworfen und robbt wie ein Soldat Richtung Amtsdame, ich staksel ihm würdevoll hinter her. Wir nehmen gemeinsam auf dem einen Stuhl, der da steht, Platz und erläutern unser Anliegen. Unsere Karten werden gescannt. „Jetzt noch das Ehegattensplitting“ stellt die Dame vom Amt fest und ich denke „Verdammte Scheiße! Schon wieder! Schon wieder nicht an dieses ******** Ehegattensplitting gedacht.“ Immerhin bin ICH reich und keine Ahnung was Manfred ist. Am Ende hab ich Glück, Manfred hat 100 Geld mehr als ich. Die Hochzeit macht mich also wenigstens nicht ärmer. Die Dame vom Amt bewirft uns mit Reis. „Herzlichen Glückwunsch. Sie können jetzt gehen!“ Wir kriechen wieder aus dem Amt.

Dann geht alles ganz schnell: Wir kaufen gemeinsam eine Luxuswohnung. Meinen Anteil des Geldes bekomme ich von Paul. Er hat es wirklich geschafft und ist Bürgermeister geworden. Die nächste Legislaturperiode kandidiert Manfred auch zum Bürgermeister und verliert knapp. Ich drücke ihn, das hat er nicht verdient. Der Arme! Auf der Bühne war er großartig. Wir entschließen uns erstmal Flitterwochen zu machen. Geld genug haben wir, wir wählen den Luxusurlaub. Wir kommen in einen Raum mit Sand am Boden, trinken scheußlichen Erdbeerprosecco und lassen uns Partnertattoos machen. Manfred ist ein echter Romantiker.

Im Grunde wars das – mein Leben. Zeit für Kinder hatte ich nicht. Als ich mal am „Nest“ klopfe, bin ich schon 45. Zu spät dafür. Manfred wird zwischenzeitlich krank und verschwindet ziemlich lange. Ich nutze die Zeit und schaffe es in die Chefetage. Wenn schon keine Kinder, dann Karriere. Dort setze ich mich für Bildung und eine bessere medizinische Versorgung ein.

Draußen setzt laute Musik ein. Es geht aufs Ende zu. Wir werden bald alle sterben, schreit es aus den Lautsprechern. Ich bekomme Panik. Ich war noch gar nicht im Kunstraum oder der Fabrik. Hab keinen Sport gemacht. Überhaupt! Ich hab so viel verpasst, mir zu viel Zeit gelassen! Ich irre unentschlossen hin und her. Eine Frau mit großer Brille kommt auf mich zu, scannt meine Identitätskarte: „Sie müssen dringend arbeiten, es ist fast kein Geld mehr da!“ Was? Jetzt arbeiten? Ich bin doch schon im Rentenalter!, denke ich und setze mich an die Bar. Da taucht auch Manfred wieder auf.

Jetzt ist es soweit. Ich schaue auf die Uhr, fast 24h, wir sterben gleich alle. Wenigstens nicht alleine. Ich hab Manfred an meiner Seite und die anderen SpielerInnen sind auch da. Wir dürfen am Ende entscheiden, ob es im Leben Gewinner und Verlierer gibt oder ob wir alle einfach gemeinsam zu Asche werden. Die Mehrheit entscheidet sich für das klassenlose zu Asche werden. Wir sterben. D.h. die anderen sterben, ich hab eine Tür mit der Aufschrift „Unsterblichkeit“ gefunden, durch die gehe ich.

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Mehr zum Spiel des Lebens, hier auch als Radiobeitrag und als Video.

12 von 12 im Mai

Der Tag beginnt – wie im optimalen Fall – mit Kaffee aus meiner hübschen Rules-Tasse. Rules ist eines der wenigen Spiele, die ich in den letzten Jahren gespielt habe und die mich nachhaltig von der Erledigung meiner Pflichten abgehalten haben. (Weil der Anblick der Tasse jedes Mal Begeisterung auslöst: Man kann sie bestellen.)

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Wenn ich ein paar Schlucke Kaffee getrunken habe, mache ich Schulbrote. Eigentlich will Kind 2.0 nur Wasser und Brot. Weil ich mir aber sicher bin, dass es dann in 20 Jahren FreundInnen erzählt, es habe nur Wasser und Brot bekommen als Kind und dann alle entsetzt sind, kämpfe ich seit mehreren Jahren dagegen an und versuche Dinge zu finden, die das Kind noch essen mag. An die Kunstwerke von Anna von Berlinmittemom denke ich jeden Morgen.

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Heute ist Fahrradwetter. Es ist mir diesen Frühling sehr schwer gefallen, nachdem meine Freundin letztes Jahr tödlich verunglückt ist, wieder auf das Fahrrad zu steigen. Ich denke immer noch täglich an sie. Wir sind oft zusammen in die Arbeit gefahren und ich kann gar nicht sagen, wie sehr sie mir fehlt. Sie ist in jeder Ecke der Stadt, in jedem Winkel des Büros und in jeder Frage meines Lebens, über die ich gerne mit ihr gesprochen hätte.
Gerade heute fällt mir wieder auf, wie krass die einzelnen Verkehrsteilnehmer im Konflikt zueinander stehen. Die Fußgänger hassen die Radfahrer, die Radfahrer die Autofahrer, die Autofahrer die Radfahrer. Mein Blickwinkel hat sich deutlich verändert und ich wünschte mir, es gäbe mehr Rücksicht und Verständnis füreinander.
Ich bringe Kind 3.0 in den Kindergarten. Es quatscht ohne Unterbrechung und sehr fröhlich von hinten am Kindersitz. „Wohnst du lieber in einem Loch, am Baum oder in der Luft? Hast du ein Fell, Federn oder bist du nakisch? Bist du lieber schnell, lamsam oder kannst fliegen…“ Meine Antworten ergeben: Ich bin eine Ranunkel. Unerwartet – aber hey…
Wir müssen warten bis der Kindergarten öffnet. Wir fahren sonst Tram und das dauert wesentlich länger.

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Im Büro angekommen, erstmal einen 2. Kaffee und Mails lesen. Der Kollege hat mir gestern geschrieben, dass er meine Choco Fresh Vorräte gegessen hat und neue besorgen wird. Natürlich habe ich jetzt um 8.15 Uhr große Lust auf Choco Fresh.

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11.30 Uhr. Die erste Sitzung liegt hinter mir. Ich habe Hunger. Ich habe schon wieder nicht geschafft zu frühstücken. Das ärgert mich ein bisschen. Gerade hatte ich mir vorgenommen, regelmäßiger zu frühstücken. Das tut mir sehr gut, aber wenn ich morgens um 6 aufstehe und die Kinder fertig mache, ist meistens keine Zeit. Noch früher aufstehen schaffe ich nicht.
Also esse ich Mittag. Heute habe ich mir etwas vom Vortag mitgenommen. Freunde haben gekocht weil ich im Anschluss an das gemeinsame Abendessen gebabysittet habe.

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Der Bürohund verbringt die meiste Zeit in unserem Büro. Er hat meinen Kollegen sehr gerne. Obs am Kollegen liegt oder daran, dass der Hundeleckerlis hat, man weiß es nicht. Ich darf auch eins verfüttern.

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Mein Kollege ist eigentlich sehr internetaffin. In letzter Zeit hat er sich im Spaß ab und an beschwert, dass ich ihn und das was er sagt, ungefragt ins Internet stelle. Geht natürlich gar nicht, gerade erst saß ich als Diskussionsteilnehmerin in einem Panel und habe darüber gesprochen, das man sowas nicht machen kann. Schließlich gibt es die schöne App Catwang, die genug Katzenköpfe hat, um symbolhaft Emotionen zu übertragen.

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Nach der Arbeit will ich mir einen Bikini kaufen gehen. Ich habe nur sehr wenige Tage an denen ich kinderfrei habe und an denen die Geschäfte gleichzeitig geöffnet haben. Die Chance muss ich ergreifen. Allerdings bleibe ich erfolglos. Es ist wirklich eine Plage mit den Bikinis. Speziell mit den Oberteilen. Es gibt Oberteile für kleine Brüste, die ich nicht anziehen kann weil naja und welche für große Brüste, die ich nicht anziehen will, weil die gepolstert sind (WTF? Warum???). Ich mag es außerdem nicht, wenn die Oberteile keine Träger haben sondern im Nacken zusammen gebunden werden. Davon bekomme ich Rückenschmerzen. Diese beiden Umstände (keine Polster, Träger) ergeben in Gesamtsumme: Kein Bikini für mich.
Ich bekomme viele Tipps, aber leider ist nichts dabei.

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Also auf nach Hause. In 40 min habe ich meine nächste Verabredung. Vorbei an der schönen Fahrradampel mit dem Herzchen, über die ich mich jedes Mal wieder freue.

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Ich fahre ausnahmsweise die Karl-Marx-Allee entlang. Der Brunnen am Strausberger Platz ist bereits seit Anfang des Monats angestellt. Ich liebe diese Ansicht auch wenn (vielleicht aber: gerade weil) ich sie schon so oft in Musikvideos gesehen habe.

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Genau zehn Minuten ausruhen kann ich, dann geht’s weiter zu FIL. FIL hat mir der diplix empfohlen. Kannte ich vorher nicht (und jetzt alle so: Orrrrr).
Ich fühle mich ganz gut unterhalten. FIL ist ein sehr guter Beobachter. In seinem Programm Pullern im Stehen berichtet er über seine Jugend. Erschreckend wie prototypisch so eine Jugend ist. Ich bin zwar in einem fränkischen Kaff aufgewachsen – allerdings war das nicht wesentlich anders als so eine Jugend im Märkischen Viertel. Ich mag seine Art zu Berlinern. Unterm Strich merke ich, dass ich zu empfindlich für bestimmte Witze und Formulierungen geworden bin („spiele Fußball wie ein Mädchen“.)
Er redet viel von seinem Penis. Ich frage mich, ob es Bücher von Frauen gibt, die auch andauernd im Rahmen ihrer Pubertät (und darüber hinaus) ständig über ihr Geschlechtsteil sprechen und ob ich das anders oder lustiger fände.
Das Internet hat mich verdorben. Ich glaube, es gibt keine Hoffnung mehr.

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Während der Lesung bekomme ich großen Hunger. Vom Mittagessen abgesehen, habe ich heute nichts gegessen. Wir gehen also essen und dann ins Bett. Der Tag war lang und ich bin total erschöpft. Es ist beinahe 24 Uhr, letzte Chance für ein Bild.

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Frauen- und Männerhosen (verlängerter Tweet)

Ich sehe eine Hose:
– Wow! Die sieht gut aus!
– Praktisch, die hat so viele Taschen.
– Hm, der Stoff ist irgendwie robuster als ich das gewöhnt bin.
– Ach guck, mir passt eine M?
– Der Schnitt ist ja super. Hängt mal nicht unterm Bauch irgendwo auffe Hüfte.
– Die kauf ich!

Personal an der Umkleide:
– Entschuldigen Sie, das ist aber eine Herren-Hose!

(Ach, Modeindustrie!)

Das Recht am eigenen Foto

Zur re:publica werde ich (voraussichtlich) am 6. Mai um 13.45 mit meinen geschätzten Bloggerkolleginnen Supermom, Berlinmittemom und Herz und Liebe darüber sprechen, ob man Bilder von den eigenen Kindern ins Netz stellen sollte oder lieber nicht.

Meine Haltung dazu ist im Artikel von Philippe Wampfler genau auf den Punkt getroffen, wenn er schreibt: Keine Bilder von Kindern im Internet öffentlich verfügbar machen.

Die letzten Tage gab es einige weitere Artikel im Netz dazu:

Der Tagesspiegel schreibt Das Zurschaustellen der eigenen Kinder im Internet ist Missbrauch, worauf Steve Rückwardt antwortet Kinder im Social Web? Ja doch, bitte!.

Auch Supermom vertritt die Meinung, dass Bilder der eigenen Kinder im Netz OK sind. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass die meisten Eltern das so sehen und meine Haltung nicht teilen.

Der Artikel im Tagesspiegel ist reißerisch, vermischt Themen und differenziert nicht ausreichend. Keine Frage. Dennoch stimme ich der Grundaussage zu, dass erkennbare Bilder von (den eigenen) Kindern ungeschützt im Netz nichts zu suchen haben.

Die Argumente, die ich aus den oben verlinkten Pro-Artikeln rauslese, sind die Folgenden:

  • Alle machen das, das ist die Normalität
  • Ich bin die Mutter/der Vater, ich entscheide auch andere Dinge für mein Kind, deswegen kann ich das auch entscheiden
  • Ja, vielleicht sind die Mal unzufrieden mit der Entscheidung, aber das wird in anderen Erziehungsthemen vielleicht auch so sein, damit muss man leben
  • Gewisse Grenzen sind zu wahren – peinliche und entkleidete Fotos werden ohnehin nicht ins Netz gestellt, harmlose Fotos sind OK
  • Die Kinder werden doch eh schon fotografiert und gefilmt etc. (Überwachungskameras oder für Websites von Kindergärten/Schulen/Sportvereinen oder von anderen Eltern bei Festen etc. …), verhindern kann man das ohnehin nicht, dann lieber selbst auswählen
  • Das Risiko, das „was Schlimmes“ mit den Bildern passiert, ist gering
  • Bilder helfen den Alltag von Eltern zu vergleichen (Stichwort: Eltern-Clan), deswegen sind sie hilfreich und gut

Nur um das klar zu stellen: Es geht mir nicht um das Verurteilen anderer Eltern und ihrer Entscheidungen. Ich sage nur: Persönlich mache ich es anders und wenn mich jemand danach fragt, dann würde ich meine Meinung entsprechend unterlegen.

Bis zu einem gewissen Alter können Kinder gar nicht ermessen, was es bedeutet, wenn ihre Bilder ins Netz gestellt werden, sie haben keine Möglichkeit vorherzusagen, wie sie sich in ein, zwei und mehr Jahren mit dieser Entscheidung fühlen werden.
Deswegen schließe ich mich dem an, was ich bei Philippe Wampfler gelesen habe, an

Das Ausmass der Fremdbestimmung möglichst klein und die künftige Selbstbestimmung möglichst offen zu behalten.

Egal, was die Mehrheit der anderen Eltern tun. Egal, wie harmlos das Bild ist, denn:

Es ist unklar, wie sich das Kind entwickelt. Vielleicht wird es durch einen Unfall behindert. Vielleicht ändert es seine sexuelle Orientierung. Vielleicht wird es eine öffentliche Figur. Der Punkt ist: Eltern können nicht wissen, welche Interessen ein Kind haben wird und welche Bilder es von sich publizieren will. Es gibt nichts, was hier zu einer Güterabwägung führen könnte: Das Interesse der Eltern, Bilder ihrer Kinder zu publizieren, ist sicher weniger stark als das Recht der Kinder.

Ein Argument, das ich immer wieder höre ist: In der Zwischenzeit sind Soziale Medien fester Bestandteil unseres Lebens. Die Kinder nicht daran teilhaben zu lassen ist ein Fehler, denn nur so können sie Medienkompetenz lernen.
Würde ich sofort so unterschreiben, verstehe aber gleichzeitig nicht, wie das ein Argument sein kann, Bilder der Kinder ins Netz zu stellen. Das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun.

Was den Eltern-Clan angeht – ja, ich finde vergleichen (im Sinne der Frage: wie machen das eigentlich andere Familien) auch bereichernd. Mir reichen aber Worte und Fotos, die exemplarisch und unkonkret sind.

Am Ende ist es natürlich eine Entscheidung der jeweiligen Eltern. Ich weiß, ich persönlich würde es befremdlich finden, wenn ich auf eine im Netz dokumentierte Kindheit zurück blicken würde. Ich erinnere mich gut, dass es ein großes Baby-Foto von mir gab, das ich peinlich fand. Meine Eltern und Großeltern fanden das Foto besonders süß und rahmten es sich ein, um es jeweils gut sichtbar im Flur zu platzieren. Das alleine (und wie viele Leute liefen wohl durch den Flur dieser beiden Wohnungen) war mir jahrelang unangenehm.

Auch ist mir ein anderes Gefühl gerade sehr frisch. Ich war neulich auf einer BloggerInnen-Veranstaltung. Anwesend waren so vierzig Blogger und Bloggerinnen, die lustig fotografierten und zwar alles und jeden. Ich natürlich auch… als ich auf Instagram das Hashtag zur Veranstaltung anschaute, sah ich ca. zehn Fotos von mir, die ich unmöglich fand. Auf einem stopfe ich Macarons in mich, auf einem lümmle ich unvorteilhaft auf einem Sofa ab und auf einem weiteren trinke ich rotwangig ein alkoholisches Getränk. Als ich das sah, hatte ich kurz dieses Gefühl der Empörung: Wieso hat mich da eigentlich niemand gefragt, ob ich das in Ordnung finde? Und das obwohl ich eine narzisstische Bloggerpersönlichkeit bin…

Bildschirmfoto 2015-04-20 um 13.49.54Also: Für mich gilt, keine erkennbaren Fotos meiner Kinder ins Netz. Das stellt keinen Informationsgewinn dar. Im Grunde geht es bei den Kinderfotos nicht um die Kinder sondern um die Selbstdarstellung der Erwachsenen. Den Kindern dient es nicht Fotos von sich im Netz zu haben.*

Die Likes, Kommentare oder Favs sind ein positives Feedback für die postenden Eltern – den Kindern bringen sie nichts.

Natürlich finde ich meine Kinder auch süß. Und ich kenne dieses Bedürfnis ein gutes Gefühl, Freude oder Begeisterung mit anderen im Netz teilen zu wollen. Aber ich versuche zu widerstehen und helfe mir mit Katzenköpfen.

In den Büchern von Jesper Juul wird im Umgang mit Kindern oft die Frage gestellt: Würdet ihr so auch mit anderen Erwachsenen umgehen? In dem Fall: Würdet ihr ungefragt Fotos einer Freundin ins Netz stellen? Wenn nein, warum macht man das mit den eigenen Kindern?

Aber wie immer: das Leben™ ist nie nur schwarz oder weiß. Denn:

Und sehr interessant finde ich tatsächlich die Frage, die Steve in seinem Artikel stellt: Wie werden sich eigentlich Kinder fühlen, deren Eltern keine Fotos veröffentlicht haben, wenn es das gesamte Umfeld genau anders gemacht hat: „Mama/Papa, habt Ihr Euch eigentlich für mich geschämt oder warum habe ich bei all Eurem Internetleben überhaupt nicht stattgefunden?“

 

 


*Gerne höre ich die Gegenargumente.

Nachtrag – weitere Stimmen zum Thema

„Meine Entscheidung, ob meine Kinder auf Fotos ins Internet dürfen, ist vor längerer Zeit gefallen. Ja, sie dürfen“

„Kinder aber grundsätzlich “unsichtbar” werden zu lassen in genau dem Medium, von dem wir zurecht behaupten, dass es eben auch ein Lebensraum ist, halte ich für falsch. Denn je mehr Kinder zum Leben gehören, desto stärker können und werden sie sein.“

Für mich ist nur die Frage: Muss das wirklich so stattfinden, dass man die Kinder wiedererkennt?

„Fotos vom Alltag mit Kindern können viele Nachrichten transportieren, die gesellschaftlich wichtig sind: Das Leben mit Kindern macht Spaß. Kinder bedeuten Liebe. Kinder bedeuten auch Stress. Kinder können im Alltag dabei sein.“

„Das ist nicht ganz einfach, und ich habe noch keinen perfekten Plan für diese Situation. In angemessener Form online zu erscheinen ist am Ende eben auch ein wichtiger Teil der Onlinekompetenz, die sie nach meiner Vorstellung irgendwann zu erlernen haben, womöglich von mir, wahrscheinlich sogar von mir, denn die Schule leistet das vermutlich nicht. Ich bin online nicht nur Konsument, ich bin online Produzent. Und mit oder ohne Absicht, ich bin damit evtl. ein Vorbild für die Kinder.“

„Better safe than sorry – aber „safe“ heißt nicht „nix machen“, es heißt „vorsichtig machen““

QR-Codes haben fortan eine Berechtigung in dieser Welt

Ich angle aus meinem Briefkasten eilig einen dicken Umschlag. Weil ich mit Einkäufen bepackt bin und meine Kinder mich begleiten, schaue ich nicht sofort rein, sondern nehme ihn ungeöffnet mit in die Wohnung.

Oben angekommen, ziehe ich ein großes Tuch aus dem Umschlag. Im Hintergrund Tohuwabohu und ich verstehe erst nicht. Ein Tuch? Eine Leserin hat mir ein Halstuch mit einem auf den ersten Blick etwas unharmonischen Muster geschickt. Das Begleitschreiben ist handschriftlich und aus der Schweiz. Natürlich verstehe ich es, aber manche Worte sind ein klein wenig anders, als es meinem Sprachgebrauch entspricht, und ich kann manche Worte so abgelenkt nicht lesen. I-nigma steht da.

Mein jüngstes Kind hat irgendein unaufschiebbares Anliegen, ich kümmere mich darum und mein Gehirn arbeitet einige Zeit ohne mich weiter.

Dann plötzlich fällt der Groschen.

I-nigma ist eine App zum Lesen von QR-Codes. QR-Codes spielen in meinem Leben kaum eine Rolle. Ich hab einmal einen gescannt, damit ich das auch gemacht habe. Der QR-Code klebte in einem Schaufenster eines Friseurladens neben den Öffnungszeiten und führte auf eine mobil kaum lesbare Website, welche die Öffnungszeiten des Friseursalons zeigten.

Ich gehe also zurück zum Tuch, breite es aus und versuche es mit einer meiner QR-Lese-Apps zu scannen. Erfolglos. Es ist zu groß. Ich stelle mich auf den Tisch, scanne wieder, es funktioniert nicht.

Also entschließe ich mich, tatsächlich die empfohlene App runterzuladen und zack noch in der Bewegung, mit der ich versuche das Tuch zu fixieren, piept es.

Es öffnet sich der Browser, der auf einen Tweet von mir geht. „Du bist so schön wie Godzilla, Mama“.

Ich falle fast vom Tisch, so toll finde ich das.

Ein Tuch, das mir als Tweet ein Kompliment ausspricht, das mir mein Kind 3.0 mal gemacht hat.

Wundervoll. Am liebsten würde ich all meinen internetaffinen Freundinnen ein solches Tuch schenken. Ich google gleich, wo man sie bekommen kann, werde aber nicht fündig. Die Nachfrage bei der schenkenden Leserin ergibt, sie hat das Prinzip selbst erfunden, das Muster selbst gezeichnet und den Stoff bedrucken lassen und daraus ein Tuch genäht.

Immerhin hat sie mir verraten wie man ein solches Tuch herstellen kann. Das Muster entspricht schließlich nicht den gängigen QR-Code Kacheln und ist viel filigraner.

Die Idee basiert auf dem Projekt Lovecode, das ursprünglich Bilder zum Inhalt hatte. Jedes Bild existiert nur ein einziges Mal und ist ein Link zu einer persönlichen Webseite, die vom Besitzer, von der Besitzerin des Lovecodes bespielt werden kann.

Auch mein Tuch ist (im Moment noch) ein Unikat, denn es ist am Computer „handgezeichnet“. D.h., Franca (so heißt die Grafikerin) hat sich QR-Codes genommen und ausprobiert, wie weit man künstlerisch vom Standard abweichen kann, ohne dass die Codes dabei unleserlich werden.

Das Resultat ist dann hier zu sehen:

Die Möglichkeiten sind vielfältig und wunderschön, wie ich finde:

Franca fand es schön, einen Tweet als Basis zu nehmen, weil Tweets zum einen ausreichend kurz sind, um sich gut umsetzen zu lassen, und zum anderen das Potential haben, eine ganze Geschichte zu erzählen.

Ich habe so viel begeistertes Feedback zu dem Schal bekommen, ich kann mir vorstellen, dass sie problemlos einen Onlineshop eröffnen könnte und viele InteressentInnen findet. Vielleicht macht sie das noch?

Zuerst veröffentlicht im Techniktagebuch

Die Sendung aka ey guck doch ma in die Kamera

1Im April hatte ich es angekündigt: Caspar und ich versuchen uns mal an einer Familiensendung. Am 14. April um 21h war es dann so weit. Wir haben die erste Testsendung live gesendet. Wir haben vorher nicht geprobt oder so, die Sendung war quasi das Ausprobieren, der erste Wurf. Die komplette Sendung wird wohl noch ins Netz gestellt, den Link ergänze ich dann.

Ich war mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Denn ich habe noch nie vor der Kamera gestanden und auch sonst keinerlei Erfahrung in Sachen Sendungsplanung etc. Das Feedback war im Großen und Ganzen sehr positiv und natürlich gab es auch Kritikpunkte, die ich auch in Ordnung finde.

Am meisten wurde mir empfohlen doch mal in die Kamera zu schauen. Ja, das kann man machen, unsere Idee war eher die eines Gesprächs und meine Erwartung war eigentlich, dass wir eher auf einem Sofa sitzen, Tee trinken und in der Hälfte der Sendung gecastete Kinder in Schlafanzügen reinschluffen und sagen, dass sie nicht schlafen können.

Das Setting der vorangegangenen Latenight-Testsendung ließ das jedenfalls vermuten:

Ich war also etwas erstaunt, dass wir so moderatorenmäßig rumstehen sollten und dann hat das mit dem Unterhalten wohl nicht mehr so gepasst. Werden wir bestimmt ein wenig anpassen.

Ich hab mich mit Caspar sehr wohl gefühlt, hatte jedoch ständig die Sorge, dass ich zu viel rede und ihm zu wenig Platz lasse. Caspar ging es, so vermute ich, ähnlich und deswegen ist es vielleicht schlauer, einzelne Themenslots einer Person zuzuordnen. Das kann man sicherlich mit der Kamera auch ganz gut umsetzen.

Insgesamt hatten wir zu viel Stoff für eine einzige Stunde Sendung. Wir haben also so gnadenlos überzogen wie seinerzeit Wetten dass? mit Thomas Gottschalk. Das werden wir in jedem Fall auch straffen. Es ging uns in der Testsendung tatsächlich darum möglichst zu verdeutlichen welche Formate wir uns vorstellen.

Apropos, hilfreich ist vielleicht wenn ich noch die Links zu den einzelnen Themen der Sendung nachliefere:

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Life-Hack von Berlinmittemom
Anna hat uns in einem Hangout ein bißchen darüber erzählt, wie sie ihren Alltag mit den drei Kindern entschleunigt, wenn nötig. Einige ihrer Tipps kann man bei ihr im Blog unter „my little getaways“ nachlesen.
Sie hat uns das österreichische Blog Buntraum empfohlen, wenn wir nach weiteren Tipps suchen.

In der Themenrundschau haben wir über die Aktion „Schau dein Kind und nicht dein Handy an“ in Frankfurt gesprochen. Dort heisst es:

„Viel Kommunikation läuft von Anfang an über Blickkontakt und geteilte Aufmerksamkeit. Wenn Eltern ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, verpassten sie wichtige Gelegenheiten, das aufzugreifen, was ihr Kind gerade beobachtet und seine Handlungen im Alltag sprachlich zu begleiten.“

Wir halten das beide für völlig überzogen und haben davon berichtet, wo im Alltag uns das Smartphone als Eltern hilft. Zum Beispiel an langweiligen Spielplatznachmittagen oder im Treppenhaus, wenn Kleinkinder sehr lange brauchen.

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Das zweite Thema war für uns der Oetinger-Verlag und das Werbeposter zu „Die inneren Werte von Tanjas BH
Wir sind der Frage nachgegangen, warum man es nicht unbedingt witzig finden muss, dass der Kopf eines Mädchens als Hohlraum bezeichnet wird und dem männlichen Superhirn gegenübergestellt wird und zwar obwohl der Verlag dazu schreibt:

„Ben tappt von einem Fettnapf in den nächsten, weil er sich von Geschlechterklischees leiten lässt. Der Leser lacht über Bens ironisch zugespitzte Verirrungen. Das Plakat folgt dem gleichen Prinzip und ist absichtlich so deutlich überzeichnet, um keinerlei Zweifel aufkommen zu lassen: Hier geht es nicht um eine ernst gemeinte Darstellung von Geschlechtereigenschaften, sondern um unter Jugendlichen in der Pubertät weit verbreitete Vorurteile. Wir als Jugendbuchverlag nehmen dieses Thema ernst und greifen hier zum Mittel der Ironie.“

Letztes Thema der Rundschau war das Hashtag #regrettingmotherhood , der auf dem Artikel „Unglückliche Mütter: Sie wollen ihr Leben zurück“ basiert.

Es geht da um eine qualitative Studie der Soziologin Orna Donath von der Universität Tel Aviv, die 23 israelische Mütter im Alter von Mitte zwanzig bis Mitte 70 in Interviews zu ihren Gefühlen gegenüber der eigenen Mutterrolle befragt hat. Auswahlkriterium war die Antwort „Nein“ auf die Frage „“Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie dann noch einmal Mutter werden, mit dem Wissen, das Sie heute haben?“. Das Bereuen bezieht sich nicht nur auf die schwierigen Momente, sondern auf die gesamte Mutterschaft.
Im Netz sind unter dem Hashtag viele unterschiedliche Texte nachzulesen. Die meisten beziehen sich jedoch auf die ambivalenten Gefühle des Mutterseins. Dennoch ist es immer noch ein Tabu als Mutter etwas negatives über das Muttersein offen zu äußern. Im Artikel heisst es:

Das gesellschaftliche Bild von Mutter verlangt eine perfekte Mutter: ewige, bedingungslose Liebe zum Kind sowie eine ständige physische Präsenz. Auch soll sie den eigenen Nachwuchs stets ruhig und sicher durch Krisenzeiten navigieren und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen.

Anna von Berlinmittemom hat dazu auch einen schönen Artikel geschrieben. Sie differenziert zwischen den ambivalenten Gefühlen, die eigentlich jede Mutter gelegentlich hat und dem generellen Bereuen von Mutterschaft, sie fordert in diesem Kontext:

„Es geht um Entscheidungsfreiheit, es geht um Gestaltungsfreiheit und es geht um Bewegungsfreiheit. Es geht um Individualität und um emotionale und psychische Unversehrtheit. Es geht darum, laut zu sagen, was man möchte und was man braucht und es geht darum, dass diese Bedürfnisse gehört werden. Es geht darum, Dinge auszusprechen, die nicht gut sind und darum, Veränderungen einzufordern. Es soll Platz sein für die, die sich so wie ich in schöner Regelmäßigkeit die Pausentaste wünschen und für die, die etwas ganz anderes brauchen. Wir sind viele.“

Kurz haben wir angerissen, warum das Hashtag #regrettingfatherhood wohl keine so große Rolle spielen würde

Als nächster Programmpunkt stand das Gespräch mit Stefanie Lohaus auf der Liste. Sie hat mit ihrem Partner Tobias Scholz das Buch „Papa kann auch stillen“ geschrieben. Wir haben uns mit ihr über das 50-50-Modell gesprochen. Ich kann das Buch übrigens sehr empfehlen, es liest sich fluffig und mir hat gefallen, dass man sowohl die mütterliche als auch die väterliche Perspektive erleben kann und so schön übereinander legen kann. Mehr kann man im dazugehörigen Blog Das 50-50-Prinzip lesen.

Der schönste Tweet, der mir zum 50-50-Prinzip einfällt, lautet:

Im Medienmenü haben wir einen Fünfjährigen gehört, der uns die Browser-App „Hicks rasender Ritt“ vorstellt. Auch bei uns sind die Drachen von Berk ein großes Thema. Im Medienmenü wollen wir zukünftig Kinder und Jugendliche zu Wort kommen lassen, die uns Dinge vorstellen, die sie aufregend und toll finden.

In der darauffolgenden Rubrik Seitenwechsel haben wir uns von einer Kindergartenerzieherin und einen Horterzieher erzählen lassen was eigentlich an Eltern nervt. In unserer Vorstellung hören wir zukünftig noch mehr Stimmen von KinderärztInnen, EisverkäuferInnen, LehrerInnen oder Eltern-Kind-Café BesitzerInnen. Andere Eltern™ sind nämlich voll anstrengend. Das wissen wir alle von den Elternabenden.

Ganz am Ende der Sendung haben wir uns noch Gedanken zum Namen der Sendung gemacht und viele, großartige Tipps eingesammelt. Ich gehe davon aus, dass wir eine Vorauswahl treffen werden und dann vielleicht ein Voting machen. Genau weiß ich es aber noch nicht.

Also Fazit:
– Das Publikum mehr ansprechen, mehr Interaktion
– Themenslots aufteilen
– kürzer
– weniger Themen in einer Sendung
– hat Spaß gemacht

Weiteres Feedback nehme ich gerne entgegen. Auch Themen oder Ideen zu Formaten.
Ach und Danke fürs Zuschauen und das mittwittern. Das war toll!

Ankündigung eines noch namenlosen Familienmagazins

Von Frau Mierau gibt es den Begriff „Eltern-Clan“. Sie schreibt:

Was Eltern brauchen sind andere Eltern

Sie brauchen Austausch und Informationen. Sie müssen sehen, wie andere mit Babys umgehen und wie ein Baby gestillt wird, damit das auch beim eigenen klappt. Eltern brauchen andere Eltern. Würden wir mit anderen Familien eng zusammen leben (und zwar nicht durch dicke Mauern getrennt), würden wir sehen und hören, dass auch andere Babys (und Kinder) nicht durchschlafen. Wir würden sehen, was gemacht wird, wenn ein Baby Bauchweh hat und – das Beste – wir würden uns gegenseitig unterstützen und abwechseln […] „Allein mit Kindern sein – das ist weder für Erwachsene noch für Kinder artgerecht“.

Ich finde den Begriff so gut, dass ich ihn sofort ganz intuitiv in meinen aktiven Sprachgebrauch aufgenommen habe. Der Begriff beschreibt sehr gut, warum ich meine Eltern-Filterbubble im Internet so liebe. Nie habe ich mich besser aufgehoben gefühlt als in meinem Eltern-Clan, in dem es nur so wimmelt von Schlaflosigkeit, dauerverrotzten Kindern, unaufgeräumten Wohnungen, Kindern, die nicht um Punkt zwanzig Uhr schlafen und die am Tisch lieber das Essen verschmieren als sittsam und fleckenlos zu speisen.

Zu wissen, dass es bei so vielen Eltern ähnlich ist, tut mir gut. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid und manchmal auch gar keines mehr. Durch meinen Eltern-Clan habe ich verstanden, dass das was ich als „OMG! Ich habe erzieherisch versagt“ oder „WARUM MACHEN DAS NUR MEINE KINDER??!“ empfunden habe, falsch ist. Ich bin nämlich gar nicht allein.

Ich weiß nicht wieso, aber tatsächlich war ich als Kinderlose von dieser Realität total abgeschottet. Meine Familienrealität setzte sich zusammen aus Bildern, die ich aus der Werbung hatte. Kinder, die, wenn sie einmal die richtige Windel am Po haben, nach wenigen Monaten durchschlafen. Pausbäckige Kleinkinder, die ein ganze Portion Brei essen – essen und nicht in der Küche verteilen und zwar eine PORTION – nicht nur drei Löffel. Eltern, die abends noch was anderes machen als schlafen (wenn man sie lässt). Weiße, aufgeräumte Wohnungen, durch die ein lauer Sommerwind weht, während die Kinder sich alleine mit Holzklötzchen beschäftigen.

Kaum war ich Mutter, zerbrach diese Werbewelt und meinen Trost habe ich erst online bei den anderen Eltern gefunden, z.B. wenn wir uns auf Twitter samstags um 6.30 Guten Morgen wünschen.

Ich lese sehr gerne. Habe massig Elternratgeber gelesen und so ziemlich jede Elternzeitschrift probiert, die es auf dem Markt gibt. Dennoch musste ich feststellen: Was anderes als diese Scheinfamilienwelt gibt es im Großen und Ganzen nicht. Es gibt nur Erziehungstipps zum Durchschlafen, die nicht funktionieren, Rezepte, die kein Kind isst und Kinderklamotten, die kein normaler Mensch zahlen kann. Nicht zu vergessen die Eltern, die trotz Kleinkinder permanent heißen Sex haben.

Warum ich das alles schreibe: Für mich gibt es nach wie vor eine unendlich große Lücke für alle relevanten Themen im Familienalltag. Ich möchte wissen, wie andere Familien ihren Alltag leben. Wie Geschwister untereinander umgehen. Wie man mit den eigenen Eltern umgeht. Welche Tricks kennen die anderen Familien? Was machen eigentlich diese Jugendlichen den ganzen Tag? Was kann ich vorlesen, wenn mir Conni & Bobo auf die Nerven gehen? Was hören, wenn ich die Kinderkopfstimmenchöre nicht mehr ertrage? Was mache ich mit scheußlichen Spielsachen? Was mit rosahellblau Plunder, den sich meine Kinder so dringend wünschen? Wie ergeht es Trennungsfamilien? Bestechen andere Eltern ihre Kinder auch mit Gummibärchen? Es gibt so viele Fragen und außerhalb der Elternblogs kaum Antworten.

Ich hab mich deswegen gefreut als ich von den Der Sender Leuten gefragt worden bin, ob ich nicht Lust hätte mit Caspar Clemens Mierau ein Familienmagazin auszuprobieren.

Wir haben uns im Anschluss viele Gedanken gemacht und auch gemeinsam Formate entwickelt, die wir für interessant halten. Wir haben Themen gesammelt und überlegt, welche Gäste interessant sein könnten.

Was letztendlich daraus wird: Das weiß der Hase.

Ich hab jedenfalls Null Erfahrungen im Vorderkamerasitzen. Aber ich fand die Idee super, ich finde Caspar und seine Haltungen zum Thema Familie sehr sympathisch und glaube deswegen, dass das mit ein bisschen Glück gut funktionieren kann. Dass wir zumindest schaffen eine Stunde miteinander vernünftig zu reden, haben wir beim gemeinsamen podcasten schon ausprobiert. Ob das auch mit Bild und zum Thema Familie funktioniert, werden wir sehen und so wie beim realen Elternsein allen Perfektionismus von uns abschütteln.

Am 14.4. nehmen wir ab 21h die erste Testsendung auf. Ihr könnt live dabei sein und es wird parallel einen Chat geben, wo ihr eure Eindrücke und Anregungen abgeben könnt. Für Twitter denken wir uns noch ein Hashtag aus. Tatsächlich wird es das allererste Mal sein, dass ich vor einer Kamera sitze. Seid also milde mit mir!

Wir haben auch noch keinen Namen für die Sendung. Den könnt ihr dann auch mitentscheiden. Das Thema der Sendung lautet „Rollenverteilung“ und wir werden das Autorenpaar Stefanie Lohaus und Tobias Scholz des Buchs „Papa kann auch stillen“ zu Gast haben.

Ich bin gleichzeitig aufgeregt, gespannt und ich freue mich schon sehr.

 

Lest auch gerne Caspars Vorankündigung

12 von 12

Ich mag instagram ja sehr gerne, weil man freiwillige Einblicke in das Leben anderer bekommt. Deswegen gefällt mir auch #12von12. Da sehe ich am jeweils 12. eines jeden Monats, was andere meiner Timeline so machen. Deren Alltag.

Diesen Monat habe ich endlich geschafft mitzumachen.

#1 Ich habe eine neue Bettdecke. Die ist riesig. Das findet Kind 3.0 auch sehr schön und kommt deswegen um 5 Uhr zu mir unter die Decke gekrochen, rollt sich ein wie eine Sushirolle und schläft selig wieder ein. Ich hingegen bin w.a.c.h. und habe keine Decke.

1

#2 Unspektakulär, aber nötig: mein erster Kaffee des Tages. Es ist 6 Uhr. Ich schmiere Schulbrote und bereite Frühstück für uns vor. Ich möchte in mein Bett zurück.

2

#3 Auf dem Weg in die Arbeit höre ich meistens Musik. Agnes Obel habe ich neu entdeckt. Wunderschön. Macht mich heute in der U-Bahn aber sehr traurig.

3

#4 Ich habe schon wieder gebummelt. Eigentlich versuche ich immer um 8 Uhr im Büro zu sein. Ich weiß auch nicht, wo die Zeit immer verloren geht. Irgendwie verstehe ich mein Schuldkind, das für zehn Minuten in der Regel dreißig Minuten benötigt.

4

#5 Keine Motive mehr. Ich warte auf meinen Kollegen, der ins Büro kommt, Salz zeigt und dann ins erste Meeting verschwindet.

5

#6 Mittagszeit. Ich ernähre mich aus der Mikrowelle. Ich mag das.

6

#7 Der Salzstreuer findet endlich seine Bestimmung. Der Kollege ist offensichtlich multitaskingfähig. Meinem Lachen nach zu urteilen, sollte ich zeitnah mal versuchen die Weltherrschaft an mich zu reißen (Das Bild ist auf instagram ein Video).

7

#8 Ich hab Kind 3.0 vom Kindergarten abgeholt. Kind 2.0 ist alleine unterwegs. Ich spiele heimlich in der Küche Cardcrawl. Ich komme nicht über hundert Goldstücke. Das macht mich verrückt.

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#9 Kind 3.0 spielt derweil Spielzeug Mashups. Es legt Bilder aus Spielsachen.

9 #10 Abendessen. Ich esse Reste, die Kinder essen Rührei.

10#11 Zähneputzen. Dauert jeden Tag zwanzig Minuten. Die Kinder schauen in Wahrheit ganz genauso wie die Katzenköpfe.

11

#12 Vorlesen (nicht Conni, I’m lucky), singen, schlafen. Ich eigentlich auch.

12

Andere 12 von 12. Zum Beispiel bei Geborgen wachsen, bei Herrn Buddenbohm, bei GROSSE KÖPFELeitmedium und bei Draußen nur Kännchen eine imposante Sammelstelle – falls man nicht genug bekommen kann.