Nachtrag Mental Load – Verantwortung abgeben

Zu meinem Vortrag zum Mental Load, habe ich sehr viele persönliche Rückmeldungen bekommen, die mir sehr nahe gegangen sind. Ein Großteil ging in die Richtung „Mein Mann verdient aber viel mehr als ich und deswegen ist er nicht bereit irgendwas in Sachen Kinder/Haushalt zu teilen“. Zu dieser Sache muss ich meine Gedanken noch ordnen und schreibe ein anderes Mal was dazu. Genauso wie zum Thema, ob Hausarbeit und Aufgaben rund um die Kinder in einen Topf fallen sollten.

Wer Dinge öfter macht, kann sie besser

Eine andere, häufig gestellte Frage lautete: „Wie leicht ist es dir gefallen Verantwortung abzugeben?“

Die ehrliche Antwort ist: Am Anfang ist es mir schwer gefallen, manchmal tut es das noch, aber es geht immer leichter.

Stellt sich allerdings die Frage: Warum ist es überhaupt schwer Verantwortung abzugeben?

Ganz einfach: Wenn man Sachen andauernd macht, identifiziert man sich nach und nach damit. Außerdem sammelt man Erfahrungen, wird immer besser und baut Kompetenzen auf. (Das kennt man auch aus dem Job. Selbst wenn man selbst darum bittet, Aufgaben abgeben zu dürfen, weil man den Work Load in der Arbeitszeit nicht mehr schafft, fühlt es sich trotzdem komisch an, wenn jemand etwas macht, das man selbst jahrelang gemacht hat.)

Hundertmal Windeln wechseln ermöglicht Windeln wechseln in 50 Sekunden, auch wenn das Kind dabei strampelt und einen etwas rätselhaften Wickelbody mit siebzehn Knöpfen trägt.

Es ist normal, dass derjenige, der eine Sache regelmäßig macht, sie besser kann. Das ist auch so wenn man Lampen anbringt. Hat man es noch nie gemacht: Großes Mysterium mit einem Hauch Lebensgefahr (Strom). Wenn man es ein paar Mal gemacht hat: eine ungefährliche Sache von drei Minuten.

Auch optimiert man Dinge fast automatisch, wenn man sie immer und immer wieder macht. Am Ende glaubt man, man hat die perfekte Lösung.

Oft gibt es kein objektiv perfektes Endergebnis

Das ist nicht unbedingt objektiv so. Meistens führen viele Wege nach Rom und es gibt oft keinen objektiv richtigen Endzustand. Es gibt sehr wohl einen Mindeststandard – aber es gibt nicht das eine perfekte Endergebnis.

Beliebtes Beispiel in meinem Freundeskreis (wer sich angesprochen fühlt: Du hast mir das nicht als Einzige erzählt, es berichten Freundinnen exakt gleich zum Thema): der Kinderschuhkauf.

Offensichtlich haben sich schon einige Männer am Thema Schuhkauf probiert. Allerdings kommen sie mit – Zitat – häßlichen Schuhen nach Hause.

So. Häßliche Schuhe also. Da muss man dann überlegen: Was genau ist häßlich? Bedeutet häßlich, dass frau es lieber selbst macht? Für immer? Häßlich nach wessen Maßstab? Was sagen die Kinder? Sind die Rahmenbedingungen eingehalten (Schuh kostet max. Betrag x, Schuh entspricht der Saison, Schuh ist aus robustem Material und damit kindgerecht, Schuh passt und drückt nicht,…)?

Mir ist das Aussehen der Schuhe wumpe. Sie müssen den Kindern zusagen, sollen nicht drücken, sollen eine angemessene Zeit überleben. Fertig. Ich hasse Schuhkauf, ich liebe meinen Partner dafür, dass er die Nerven hat, Schuhe kaufen zu gehen. Zack Schuhekauf von der Arbeitsliste gestrichen und wenn ich meinen Partner frage: „Kannst du dich zukünftig um das Thema Schuhe kümmern?“ und er sagt ja – zack Schuhekauf von der Mental Load Liste gestrichen.

Themen bewusst rotieren

Wenn ihr also irgendwann die Zeit findet eine Mental Load Bestandsaufnahme zu machen, dann identifiziert doch mal die Dinge, die ihr vielleicht sogar dauerhaft oder einen Zeitraum X abgeben wollt. Erst dann ist man vom Mental Load entlastet. Alles andere spart Arbeit, lässt aber die Verantwortung in der Regel bei einer Person.

Ich kann auch empfehlen am Erfahrungsmangel zu arbeiten. Lasst den Mann „häßliche“ Schuhe kaufen und recherchiert dafür welche fernsteuerbaren Rauchmelder im Moment die besten am Markt sind. Tauscht also auch mal Aufgaben. Dann lernt jeder Partner was und macht Erfahrungen, die oft sehr erleuchtend sind. So erscheint die Aufgabe „Mach einen U-Termin beim Kinderarzt aus“ lächerlich einfach, so lange man das noch nie gemacht hat. Wenn man dann aber vier Tage hintereinander, sieben mal am Tag während der Arbeitszeit versucht bei der Kinderarztpraxis überhaupt durchzukommen, naja, dann versteht man, was das für eine be****** Aufgabe ist.

Ein weiterer Vorteil vom Durchtauschen der Aufgaben: Ihr lebt euren Kindern nicht die gängigen Klischees vor. Wenn der Vater loszieht, um Geschenke für Kindergeburtstage zu kaufen und Stunden recherchiert, wie denn nun die Einschulungstorte aussehen soll, während die Mutter die Geräteupdates macht und sich überlegt wie man redundante Backups automatisiert, dann lernen die Kinder: Es hängt nicht an der Chromosomenausstattung wer welche Aufgabe übernimmt.

Das Tauschen reduziert nicht unbedingt den Mental Load, zugegeben. Aber die Vorteile des Tauschens liegen auf der Hand:

  • Nicht eine Person ist alleine Wissensträger/in („Vertreterregel“ heisst das im Job – man kann total entspannt krank sein oder in den Urlaub fahren…)
  • Die Abwechslung ist erleichternd. Endlich mal von anderen Sachen genervt sein!
  • Man zeigt den Kindern: Ihr könnt grundsätzlich alles

Augen zu und durch

Allerdings wenn Mental Load und tatsächliche Aufgaben zu viel sind, hilft nur abgeben. Wirklich.

Ein bewährtes Prinzip in meiner Kindererziehung lautet: Erziehen durch Wegsehen. Das Kind will auf das fünf Meter hohe Klettergerüst weil es sich das zutraut? Go for it. Ich schaue weg und denke an die Chirurgin, die ihrer Tochter am Spielplatz statt „Pass auf!“ zugerufen hat: „Los gehts! Wenn du runter fällst, ich kann alles wieder nähen!“.

So geht das mit dem Aufgaben an den Partner abgeben auch – nur dass da zu 99,9 % überhaupt nichts kritisches passiert.

Der Partner bricht ohne Mützchen auf dem Kopf des Babys auf? Nun. Vielleicht bastelt er aus dem Sprucktuch eine Kopfbedeckung? Vielleicht schafft er es zu dm und kauft geschwind ein Mützchen? Vielleicht leiht er sich eines von jemanden am Spielplatz, der ein älteres Kind hat, das schon Haare hat. Keine Ahnung. Das Baby kommt gesund und munter zurück.

Wenn ich Dinge neu lerne, frage ich am Anfang eine erfahrene Person. Ich gehe davon aus, dass auch Väter, die relativ unerfahren sind, erstmal die Mutter fragen, die das schon 1.000 Mal gemacht hat. Man muss dann eben differenzieren lernen zwischen Erfahrung weitergeben und bevormunden. Wenn man die Erfahrungen weitergegeben hat, wegschauen, schweigen.

Mein Freund macht immer ein lustiges Gesicht, wenn ich anfange einzelne Arbeitsschritte zu schildern, die eigentlich selbsterklärend sind. Das hilft. Ich gehe dann aus dem Raum raus. Ich weiß, dass ich leicht zwanghafte Züge habe und sage mir dann: „Ich bin stark, ich werde es überleben, wenn die Bratkartoffeln nicht so sind, wie ich sie mache. Es werden essbare Bratkartoffeln sein. Alles ist gut.“

(Ich hoffe auch, dass mein Partner mir nachsieht, dass ich oft noch üben muss, weil ich es nicht gewohnt bin zu teilen.)

Also abgeben, abgegeben, abgeben. Ihr wollt doch, dass sich was ändert.

Wie sieht der echte Worst Case aus?

Im Beruf und in anderen Situationen hat mir folgender Satz sehr geholfen: „Mal dir nicht aus, was alles passieren könnte, sondern nur das aller schlimmste, was unter den gegebenen Umständen passieren könnte.“

Und erfahrungsgemäß ist es dann so: es passiert nix.

Euer Mann weiß die Schuhgröße nicht? Er kann sie nachschauen oder eine Verkäuferin bitten, den Fuß auszumessen.

Euer Partner bringt vom Einkauf den falschen Erdbeerjogurt. Niemand verhungert. Wenn es wichtig ist, kann man bitten, das nächste Mal den anderen mitzubringen.

Der U-Termin wurde verbummelt? Ihr bekommt einen schönen Brief von der Stadt, der euch schimpft. Der Termin wird nachgeholt.

Die Brezeln fürs Sommerfest der Schule wurden vergessen? Derjenige, der sie vergessen hat, geht los und holt welche. Die Brezeln stehen 20 min später als geplant auf dem Büffettisch.

Wenn das vereinzelt am Anfang passiert: Übt euch in Nachsicht.

Relevante Informationen teilen

Und noch eine Sache: Bezieht den Partner aktiv mit ein. Schaut mal auf die Klassenliste. Na, wie viele Väter stehen auf dem E-Mail-Verteiler?

Hinterlegt die Telefonnummern und E-Mail-Adressen der Väter. Schickt ihnen Kontaktlisten der Klassenkameraden. Markiert, wen ihr vielleicht näher kennt, mit wem die Kinder befreundet sind. Fotografiert wichtige Zettel und schickt sie cc dem Vater. Auch der Stundenplan etc. sollte beiden Partnern vorliegen.

Klar. Im Idealzustand weiß der andere das alles. Aber vielleicht am Anfang eben doch nicht. Teilt also euer Wissen. Wie heißt der Kinderarzt? Wann hat er Sprechstunde. Wo liegt das U-Heft? Wo sind die Unterlagen zum Hortvertrag abgeheftet? Wie lautet die URL des Schulessencaterers?

Das hilft beim Verantwortungübernehmen.

Und bitte liebe Väter, erspart mir die Kommentare, dass eure Frau das alles nicht macht. Fragt doch einfach mal freundlich nach. Und wenn ihr „häßliche Schuhe“ kauft, sucht doch aus der unendlichen Liste des Mental Loads ein anderes Feld, das ihr ab jetzt übernehmt.

Lese- und Hörempfehlungen zum Thema


P.S. Viele Aufgaben können übrigens je nach Alter die Kinder auch übernehmen. Große Kinder können sogar Mental Load abnehmen und für einige Dinge komplett selbst die Verantwortung übernehmen. Für mich gehört das zum Familiesein. Wir teilen und wir sind auf der anderen Seite füreinander da. In der Folge „Arbeitsteilung in der Familie“ des Mit Kindern Leben Podcasts reden Caspar und ich darüber.

167 Gedanken zu „Nachtrag Mental Load – Verantwortung abgeben“

  1. Was machen die Frauen, denen es leicht fällt, Verantwortung abzugeben und die auch gut verdienen? Richtig, sie haben immer noch das Mental Load. Übrigens kenne ich da SEHR viele in meinem Bekanntenkreis, also wir sind keine Minderheit. Es wird nur Öffentlich nicht wahrgenommen, da wir kein Drama darum machen.
    Wenn mir blutjunge Grundschullehrerinnen nahelegen, ich solle doch bitte den Beruf wechseln, weil ich 2 Mal in der Woche nicht zu Hause bin, platzt mir aber die Hutschnur. Willkommen im Mittelalter.

    1. Maribel,
      geht mir auch so, auch dieses Hutschnur-Gefühl kenne ich.

      Das ist der Fehler: Auch das ‚Verantwortung abgeben‘ läuft oft genauso unsichtbar ab wie der ‚Mental Load‘ oder ‚Emotional Load‘ selbst. Es muss öffentlich sichtbarer werden. Es findet doch zur Zeit fast nur im laufenden Betrieb der eigenen vier Wände statt. Wenn überhaupt.

  2. Pingback: pat
  3. Vielen Dank für die Artikel zu diesem Thema!
    Das hat bei uns auch zu einer Diskussion zu Hause geführt, die wir schon so oft hatten, die ich aber diesmal endlich begründen bzw in Worte fassen konnte. Sonst war da immer nur dieses „Du machst weniger als ich, auch wenn ich gerade gar nicht aufzählen kann, was ich alles mache oder warum diese Aufgabe eben nicht so einfach ist wie sie aussieht und warum ich eigentlich unzufrieden bin, obwohl Du auch Aufgaben übernimmst.“
    Denn bei uns ist es oft so, dass er zwar versucht mir Dinge abzunehmen, ich aber dennoch im Kopf weiterhin damit beschäftigt bin.

    Getroffen hat mich auch die Sache mit der Wäsche aufhängen.
    Mein Problem ist, dass wir nun mal nur einen Wäscheständer haben und wenn man die Sachen nicht „vernünftig“ aufhängt, kein Platz mehr für die zweite Ladung ist.
    Aber vielleicht sollte ich da an mir selbst arbeiten. Die zweite Ladung verschieben. Ihn machen lassen. Danke für die Erinnerung daran.

  4. Liebe Patricia,

    danke für deine Texte und auch den hier fand ich gut und lustig. Unser Anspruch ist, dass wir uns beide 50% ums Kind und Drumherum kümmern. Klappt nicht immer und ohne Stress aber meistens. Am meisten hat dabei geholfen, dass wir die Elternzeit geteilt haben (50%-50%). Da musste mein Freund alles machen: Kind (Kinderarzt, Kleidung), Wäsche, Haushalt etc. und das setzt sich dann in der Kita-Zeit einfach fest. Er ist dank geteilter Abholzeiten auch bestens im Bilde, was in der Kita so los ist. Vielleicht auch ein Tipp für andere. Liebe Grüße

  5. Wieso sollte ich für 50% der hier beschriebenen Aufgaben zuständig sein? Meine Frau ist schließlich auch nicht zuständig für 50% vom Rest. Wenn man sich entschließt, gemeinsam eine Familie zu gründen, gibt es ein sehr großes Paket von Aufgaben, die gemeinsam gestemmt werden müssen. Für einen Teil der Aufgaben gibt es einen Lohnzettel (o.ä.), für den anderen Teil nicht. In einer gleichberechtigten Partnerschaft sollte jeder 50% (subjektiv gefühlt mindestens 60%) vom Gesamtpaket übernehmen, wobei die Verteilung eine höchst individuelle Angelegenheit in jeder Partnerschaft ist. Meine persönliche Idealvorstellung wäre dabei tatsächlich eine jeweils paritätische Aufteilung von Erwerbsarbeit und Familienarbeit. Blöd nur, wenn die Frau deutlich nach oben geheiratet hat und der Mann (Überraschung!!) ungleich mehr verdient.

    Letzte Woche hat übrigens das erste Mal eine selbstgebackene dreistöckige Torte unseren Haushalt verlassen. Und wer hat sie gebacken (incl. Einkauf UND Küche aufräumen)? Mein Sohn! Als Geschenk zum 18. Geburtstag von seinem Kumpel. Aber das hat schon Tradition. In unserer Familie ist Kochen hauptsächlich Männersache und meine knapp 80jährige Mutter hat seit vielen Jahren keinen Topf mehr angerührt.

    1. Klingt irgendwie sehr verbittert.
      Hier weiß ja keiner, wie genau Deine Familiensituation aussieht, scheinen (fast) erwachsene Kinder zu sein und anscheinend geht Deine Frau (so gut wie) nicht arbeiten (für Geld) und kocht und backt auch nicht. Was sie aber vielleicht dann doch tut, wissen wir ja nicht (und Du vielleicht auch nicht?).
      Für mich ist das Backen einer dreistöckigen Torte jetzt z.B. auch nicht unbedingt gleichbedeutend mit dem Mindestmaß an haushälterischen Fähigkeiten.

      dasNuf spricht speziell die Paare an, in denen es oberflächlich sehr einfach aussieht: (Meistens) Mann arbeitet voll, (meistens) Frau nur Teilzeit, dafür hat sie die Kinder UND eben zusätzlich ALLES andere, was mit Haushalt, Kindererziehung und -betreuung und sozialen Kontakten so anfällt.
      Das Problem daran ist, dass es zeitlich (und psychisch) oft nicht hinhaut, vormittags arbeiten zu gehen, dann direkt die Kinder von Kindergarten/Schule abzuholen und dann neben der Betreuung der kleinen Kinder, die noch nicht alles alleine und unbeaufsichtigt machen können, noch „mal eben schnell“ das Haus putzen, kochen, backen, Wäsche waschen, Geschenke kaufen, Arzttermine wahrnehmen, Verwandten zum Geburtstag gratulieren, etc. pp.

      Und ja – da wäre es schon angebracht, wenn der voll arbeitende Mann einiges von den Aufgaben übernimmt.

  6. Schuhe kaufen haben wir anfangs häufig zusammen gemacht. Zum einen, weil wir ohnehin einkaufen waren, zum anderen, weil so einer da war, der das Kind festgehalten und/oder bei Laune gehalten hat, während der andere auf der Suche nach dem nächsten Schuh war. Die Auswahl der Schuhe habe ich – vorausgesetzt, der Schuh passt – immer dem Kind überlassen.

    Kind wickeln haben wir zeitweise sogar zu zweit gemacht – vor allem am Anfang, als das Kind noch ganz neu war und wir so ganz ohne Erfahrung.

    Bei manchen Aufgaben haben wir uns gegenseitig gezeigt, wie wir diese erledigen. So konnte jeder die für sich passende Methode aussuchen.

    Grundsätzlich war ich immer der Meinung, dass beide alles können. Nur bei ganz wenigen Aufgaben waren diese immer durch einen von beiden zu erledigen – nützt ja nichts, wenn jemand auf einem Gebiet vollkommen talentfrei ist, was auch nicht durch Übung ausgeglichen werden kann.

  7. Der Unterschied liegt darin, ob man in einer bestehenden Beziehung Alltagsaufgaben verteilt-oder sich an den Pflichten bzgl. der Kinder mit dem Partner/Ex abarbeitet. Ich kann Kinderschuhe „loslassen“, bis ich schwarz werde. Wenn ich sie nicht kaufe, laufen sie barfuß!

    Sich in einer Partnerschaft immer wieder arrangieren zu müssen, führt sicherlich auch zu Reibungsflächen. Aber Sorgepflichten, die nicht übernommen werden, ist doch ein gan

  8. Interssant. So habe ich das überhaupt nicht gelesen. Habe mich eher ertappt gefühlt, nach dem Motto: „Ich weiß doch genau, dass die Wäsche SO aufgehängt werden muss!“ Würde auch sagen, dass Maternal Gatekeeping eine Extrem-Form davon ist. Was genau hat dich denn wütend gemacht?

  9. täusche ich mich, oder ist das eine Beschreibung von maternal gatekeeping?
    ich wurde beim Lesen nämlich ziemlich wütend, weil ich gern die Anleitung für den anderen Part mit gelesen hätte und nicht nur: „Frauen, bleibt mal auf dem Teppich.“

  10. Die Schuhe finde ich so ein gutes Beispiel! Wie die Kinder aussehen, wird ja vor allem den Müttern zugeschrieben. Egal, ob sie die Klamotten/Schuhe gekauft haben oder nicht. Auf Instagram habe ich noch nie einen Vater gesehen, der die Kleidung seiner Kinder vertaggt. Langer Weg..

  11. Hm. Das stelle ich mir tatsächlich schwierig vor. Deswegen meine Frage, ob das auch was mit der Generation zu tun hat. Wir sind beide 30 und für uns war es selbstverständlich, dass wir alle Aufgaben teilen. Aber gibt auch viele junge Leute, wo es nicht klappt…

  12. Ja! Genau!
    Ich kenn das mit Wäsche aufhängen. Dann hängt er „falsch“ die Wäsche auf, sagen sie. Da frag ich (mich) immer: Gibt es da richtig oder falsch? Willst Du, dass die Wäsche hängt, oder willst Du’s selber machen? Dito für die Spülmaschine. Oder für „das Kind ist nicht hübsch genug angezogen“.

    Aber auch dieser Text lässt mich wieder erstaunt zurück. Ich glaube, diese Probleme sind mir einfach zu fern. Glücklicherweise.

    1. Oh ja. Die „falsch aufgehängte Wäsche“ (aufgehangen? Ich hab in der Schule bei den intransitiven und transitiven Verben geschlafen…) ist auch so ein Narrativ.
      Aber es ist ein vielschichtiges Problem. Ich glaube, es gibt genauso Menschen, die sich extra blöd stellen, damit sie Sachen nicht machen müssen… weil wie gesagt: Ein Mindeststandard sollte schon erfüllt sein.

      1. Der Klassiker zum extra Falschmachen, den mir bis jetzt jeder Arbeitskollege genau so bestätigt hat, damit er es nie wieder machen muss: Man bittet ihn gründlich die Wohnung staubzusaugen und er stellt sich nur in die Tür des jeweiligen Zimmers, bewegt den Sauger dreimal in den Raum rein und fertig.
        Aus 6 Metern Entfernung fliegt bei ihm so jeder dicker Krümel und jedes Staubkorn in seiner Vorstellung automatisch in den Sauger und er wundert sich, warum das Staubsaugen bei mir immer so aufwendig verläuft …

  13. Ich frage mich immer nur, wovor die Frauen Angst haben? Dass es „hässliche Schuhe“ werden, kann ja nicht alles sein. Ich freue mich über jede Sache, die ich nicht machen muss haha. Vllt ist es eine Generationensache?

    1. Die (berechtigte, das sage ich aus Erfahrung!) Angst ist, dass es den Mann gar nicht in den Sinn kommt, von Zeit zu Zeit nachzuschauen, ob die Schuhe des Kurzen noch passen und ggf. neue, grössere Schuhe zu besorgen.
      Ich muss also nicht nur delegieren, sondern auch trotz Delegierens ständig darüber nachdenken, welche Tasks im delegierten Bereich anstehen und kontrollieren, ob sie ausgeführt wurden. Und das kackt mich verdammt noch eins an und zwar so was von!

      1. Total. Das habe ich in dem 1. Artikel zum Mental Load geschrieben. Mental Load sagt ja: Eine Person (die Frau) hat die Verantwortung für alles. Sie kann bestenfalls delegieren und muss dann nachhalten. Das nervt und erzeugt fast noch mehr Arbeit.
        Deswegen hilft (wie in meinem Fall) nur die Verantwortung zum Thema Schuhekauf abgeben. D.h. der Partner kauft nicht nur die Schuhe sondern verpflichtet sich im Zeitraum X zu prüfen, ob die Schuhe noch passen und hat auch die Sportschuhe im Turnbeutel im Blick und bei Jahreszeitenwechseln die Sandalen aus dem Vorjahr etc.
        Erst dann ist man entlastet.

        1. Ihr müsst ja alle schreckliche Erfahrungen gemacht haben. Leben Leute wirklich noch diese Klischees?

          Klamotten und Schuhe kaufe in der Regel ich. Und ich liebe es! Poste ich nur nirgendwo, warum sollte ich?

          Kochen tut meist meine Frau. Warum? Weil sie vor mir zu Hause ist. Wäsche inklusive Bügeln ist wieder meine Aufgabe, meist am WE. Nebenbei: ein Trockner ist eine wunderbare Erfindung. Und als wir den noch nicht hatten, habe meist ich die Wäsche aufgehängt – auf die richtige Art!

          Und der AB der Kinderarztpraxis ist mein bester Freund.

          Jede freie Minute genieße ich mit meinem Kind. Und um nichts in der Welt möchte ich so wichtige Entscheidungen und Ereignisse wie die erste selbständige Kleiderauswahl oder eine einzige U-Untersuchung verpassen.

          Ich bin schon groß und erwachsen und kann einen Haushalt führen und ich habe mich ganz bewusst entschieden Vater zu werden. Also verbringe ich möglichst viel Zeit mit dem Spross meiner Lenden. Und nein, ich denke nicht, dass das etwas Besonderes oder allzu Seltenes ist. In meinem Umfeld ist das eher der Normalfall, so dass ich mich frage, wo diese immer gleichen Diskussionen herkommen.

    2. Ich freue mich, wenn ich Sachen für und mit meiner kleinen Tochter machen kann. Ja, auch Alltag . Ja, auch Schuhe kaufen. Ich weiß, wie wenige Jahre es sind, in denen gemeinsames schuhekaufen angesagt ist.
      Aber natürlich bin ich jemand, der es auch erträgt, länger als ein paar Monate 24/7 Elternzeit zu machen.

      1. Also, ich verstehe Deinen Kommentar überhaupt nicht. Kannst Du bitte bisschen erläutern? Was hat denn die Verteilung der innerfamiliären Aufgaben mit der Länge der Elternzeit zu tun?

        Fragt eine, die 12 Monate Elternzeit gemacht hat und trotzdem nicht die organisatorisch-versorgende Zentrale aller anderen sein will.

        1. Offenbar sind viele fürchterlich genervt davon, für die Kiddies Schuhe zu kaufen. Ich versteh’s echt nicht, warum. Ist doch schön, wenn man mit einem Kind auch Alltagserledigungen machen kann. Man HAT das Kind ja unter anderem deshalb, weil man gerne mit ihm leben will. Da gehört das Schuhekaufen halt dazu.
          Ich nehme an, dass diese Genervtheit, wenn es darum geht, mit dem Kind Erledigungen zu machen, eher die trifft, die von ihren Kindern generell schnell genervt sind – und davon scheint es ja durchaus Leute zu geben (las ich z.B. hier, mit gewisser Verwunderung: https://editionf.com/Lisa-Seelig-Kolumne-Familie-und-Gedoens-Kitafrei-Bewegung). Die Leute halt, die meinen, ihr Kind müsse mit 7 Monaten Sozialkontakte in der Kita knüpfen, weil es zuhause nicht gut genug gefördert werden kann, und weil es sie selbst so anödet, daheim rumzusitzen. Das sind für mich die Minimal-Elternzeitler, die es schlicht nicht ertragen, mit dem Kind soviel Zeit zu verbringen. (Und ich meine das wertfrei, nicht jeder „kann“ jede Elternphase gut. Ich persönlich bin ein Champ mit Babies und Kleinkindern, während Teenager nicht so mein Ding sind.)
          Ich habe das nie so empfunden, sondern ich habe es als Privileg und wunderbare Zeit empfunden, das Kind von 0-3 Jahre gut begleiten zu können. Inklusive Schuhkauf.
          Vielleicht ist das aber auch eine Altersfrage. Ich bekam dieses Kind (das erste ist schon erwachsen) mit knapp Vierzig, ich muss mir beruflich nichts beweisen, ich weiß, wie schnell die Jahre vergehen und dass die Zeit mit kleinen Kindern kostbar ist, weil so viele Grundlagen gelegt werden können. Ich habe in Familie und Freundeskreis Unfruchtbarkeitsproblematiken, wo mir sehr klar wurde, was für ein Glück es ist, ein zutiefst gewünschtes Kind bekommen zu können. Meine Schwester würde wahrscheinlich ihrem Schöpfer (so sie daran glauben würde) auf Knien danken, wenn sie ein Kind bekommen hätte dürfen, mit dem sie Schuhe kaufen gehen kann.

          Ich persönlich würde den Kinder-mental load völlig vom übrigen Haushalts-mental load trennen, eben weil ich den ganzen Kinder-Komplex nicht als schreckliche Mühsal empfinde, sondern als Geschenk. (Und natürlich ist es schön und erstrebenswert, wenn sich beide Partner 50:50 in diesem Bereich einbringen, aber in der Realität nicht für jedes Paar möglich oder das angestrebte Ideal.).

      2. Es geht ja nicht nur um den Akt „Schuhekaufen“ an sich. Sondern, wie in einem anderen Kommentar schön beschrieben, u.a. das regelmäßige Überprüfen, ob jetzt neue Schuhe nötig sind oder nicht. Und da gibt es viele, viele Aufgaben, die nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, mit dem Kind zusammen etwas zu unternehmen. Anderes Beispiel (ich glaube, aus dem Beitrag selbst): Arzttermin ausmachen. Zum Arzt gehst Du mit dem Kind zusammen – klar. Aber den Termin machst Du i.d.R. aus, während das Kind möglichst nicht anwesend ist (weil zumindest meine Kleinkinder beim Telefonieren immer dazwischen quaken) und wenn Du dann über mehrere Tage immer wieder in der Praxis anrufen musst, weil niemand rangeht oder was auch immer – Herzlichen Glückwunsch.

        Aber auch hier: Wenn Dich das alles nicht betrifft und Du glücklich und zufrieden mit der Aufgabenverteilung in Eurer Familie bist, ist das doch schön. Dann brauchst Du Dich nicht angesprochen fühlen.
        Die, die sich angesprochen fühlen, sind aber im Umkehrschluss nicht unbedingt schlechte Eltern, die nichts mit ihren Kinder machen wollen.

        1. Ich meine nicht, dass sie schlechte Eltern sind. Im Gegenteil, ich denke, die Eltern, die hier kommentieren, sind sehr reflektiert und ihnen ist es ein Anliegen, „Familie“ gut zu leben.

          Ich finde es nur wahnsinnig negativ hier, diesen Fokus auf all die negativen, zeitfressenden, blöden, öden Mini-Tasks, die mit Kindern verbunden sind und die einen so arg runterziehen können – ich glaube, mit dieser negativen Haltung könnte ich ganz schlecht leben, das würde mich unglücklich machen. Aber das ist wohl Geschmackssache.

          1. Für mich geht es da weniger um die vielen Minitasks an sich, sondern um die Masse an ihnen. Auch schöne Aufgaben können sehr viel Zeit und Energie fressen, die man dann für andere Dinge nicht hat. Und diese anderen Dinge können dann auch unangenehm oder richtig ätzend sein und man muss sie dann AUCH NOCH machen.

            Ich zum Beispiel bin sehr gern verantwortlich für die Kleiderkäufe unserer Tochter und bin sehr gut darin, Schnäppchen zu schlagen. Außerdem verkaufe ich zu klein gewordene Kleidung wieder. Alles das macht mir Spaß, frisst aber unfassbar viel Zeit, die mir dann bei Aufgabe X wieder fehlt. Leider hat aber ein Tag nur 24 Stunden und viele Dinge müssen in einem bestimmten Zeitrahmen einfach geschehen.
            Selbst Haushaltsdinge, auch wenn man da keine bestimmte Deadline hat – aber je länger man es liegen lässt, desto schlimmer wird es nicht nur, sondern desto unwohler fühlt man sich auch. Oder wenn man im KiGa gesagt bekommt, dass die Schuhe kaputt gegangen sind. Dann muss man möglichst am gleichen Tag noch los, denn morgen werden sie wieder gebraucht.

            Ist der Tagesplan leer und man ist flexibel, ist das kein Problem. Ich persönlich kenne aber viele Eltern -und gehöre auch zu ihnen- die einen strengen Tagesplan haben, weil sie sonst gar nichts mehr schaffen würden.

  14. Danke für den guten Artikel! Finde es aber echt erschreckend, wenn scheinbar viele Frauen in deinem Freundeskreis keine Aufgaben abgeben wollen. Ich und mein Freund versuchen alles gleich zu teilen und bei uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er auch mit dem Kind einkauft

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