Sie sind unter uns

Trolle gibt es überall. Im Internet sind sie nur lauter.

Bislang bin ich völlig von ihnen verschont worden. Glücklicherweise, denn ich weiß nicht, ob ich mit ihnen umgehen könnte: den Trollen. Sie begegnen mir v.a. in den Kommentarspalten von Zeitungen, dort gehäuft bei den KollumnenschreiberInnen. Sascha Lobo hat auf der re:publica eindrücklich von ihnen berichtet, Harald Martenstein schrieb ebenfalls über sie und heute lese ich in der Twittertimeline diesen Tweet von Antje Schrupp.

https://twitter.com/#!/antjeschrupp/status/151981578845818880

Mir ist bekannt, dass es sie gibt, aber ich bin jedes Mal schockiert wenn ich lese, was sie schreiben.

Generell bin ich nicht so der Fluch- und Beschimpfungstyp. Ich glaube, schlimmer als mit „Arsch“ habe ich noch nie jemanden bezeichnet und das waren dann Autofahrer, die beinahe mich und meine Kinder überfahren haben. Mir das Seelenleben von Trollen vorzustellen, fällt mir unendlich schwer. Was geht in ihnen vor? Warum tun sie das? Warum fühlen sie sich so gereizt, dass sie in dieser unangemessenen Weise reagieren müssen? Ist es der Schutz der Anonymität und selbst wenn, inwiefern bereichert ihr Tun ihr Leben?

Wenn man nach Antworten googelt, so meinen die meisten, es ginge um Provokation. Doch alleine wenn man den Satz im Tweet liest, wo soll da die Provokation sein? Was soll provoziert werden? Ich bin über sowas nur entsetzt. Gelegentlich auch sprachlos wenn man z.B. den Vortrag von Jaclyn Friedman gehört hat und sich die Seite hatr.org anschaut.

Es gibt natürlich deutliche Abstufungen von Trollen. Angefangen beim bloßen Generve bis hin zu den Hasstiraden, die einem wirklich angst machen können. Dementsprechend ist „Ihre Motivation […] vielseitig: Langeweile, die Gier nach Aufmerksamkeit, die Lust am Unruhe stiften oder simple Rache.“

Bei den extremeren Formen spielt sicherlich der Wille Macht und Einfluss auszuüben eine Rolle. Diese Trolle hoffen vielleicht Einfluss auf andere (auch andere Leser) zu nehmen. Gleichgesinnte zu finden. Ihr persönliches Weltbild bestätigt zu bekommen. V.a. dann wenn es sozial nicht akzeptiert ist – nicht salonfähig ist. Vielleicht gibt ihnen diese Art der Äußerung das Gefühl die Exemplare einer Gemeinschaft aufzudecken, welche die eigene Meinung teilen und eigentlich sonst auch im Verborgenen leben. Ein Weltbild zu haben, das von anderen geteilt und affirmiert wird, das gibt Selbstbewußtsein und das scheint nicht allzu üppig vorhanden zu sein. Ich denke, wenn man sich seiner selbst bewußt ist, sich sicher fühlt und sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlt, dann ist man auf solche Provokationen nicht angewiesen. Selbst wenn jemand etwas schreibt, was mich wirklich ärgert – eine sachliche Auseinandersetzung wäre möglich, wenn man auf tatsächliche Argumente zurück greifen könnte. Kann man aber nicht und deswegen bleibt nur der Weg der Beleidigung. Vielleicht genügt es den Trollen auch eine funktionierende, geschlossene Gruppe zu zerstören, in Lager zu spalten, einzelne auszuschließen?

Auch wenn man das alles halbwegs erklären kann, angst macht mir das Phänomen trotzdem. Ich stelle mir vor, dass die U-Bahnen und S-Bahnen, in denen ich täglich sitze voll von solchen Menschen sind, die so schlechte Gefühle haben und derartige Aggressionen mit sich rumschleppen. Denn ich befürchte, dass diese Menschen in der physischen Welt nicht wirklich seltener sind, sie offenbaren sich mangels Anonymität nur seltener.

Möglichkeiten, wie man mit Trollen umgehen kann: Managing „Trolling“ in a Feminist Forum

Slim-Baggy-Fit

Mit den Modeerscheinungen der Moderne umgehen lernen. Eine weitere Aufgabe für friedliebende Eltern.

Eltern zu haben, ist nicht immer leicht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung und natürlich ist mein Elternsein oft von dem Wunsch getrieben nicht so wie die eigenen Eltern zu sein. Doch tatsächlich reift mit dem Elternsein auch das Verständnis für die Nöte der eigenen Eltern.

Zum Beispiel in Sachen Modeerscheinungen. Ich wollte als 13jährige unbedingt eine dieser türkisfarbenen Bomberjacken mit drei Meter Fellkragen, die so kurz waren, dass der Nierenbereich völlig unbedeckt blieb. Weil meine Eltern sie mir nicht gekauft haben, habe ich mir mühsam das Geld mittels Baumarktinventuren (Sägeblätter zählen! Schrauben wiegen!) verdient. Als ich sie mir endlich leisten konnte und voller Stolz meinen Eltern vorführte, verdrehten sie nur die Augen. Zu recht, wie ich heute weiß.

Unsere Kinder sind was die Auswahl ihrer Kleidungsstücke angeht schon immer sehr unterschiedlich gewesen. Das mittlere sieht meistens aus wie eine gepimpte Version von Enie van de Meiklokjes. Sobald es den Kopf schütteln konnte, protestierte es bei der elterlichen Kleidungswahl und robbte selbst zum Kleidungsschrank, um auf die richtigen Stücke zu zeigen. Manchmal kann man das Kind gar nicht richtig sehen, weil die Farbkombinationen optische Täuschungen auslösen und es einfach verschwindet – eine Tarntechnik, die sich der Predator ebenfalls zu nutze macht.

Das älteste Kind hat eigentlich nie Vorlieben zu seinen Kleidungsstücken geäußert. Ginge es nach ihm, so wäre ohnehin ein Wendeoverall völlig ausreichend. Wozu überhaupt Kleidung wechseln? Irgendwann kam der Tag an dem sich alles änderte.  Das Kind kam und trug eine dieser Hosen. 

Ich glaube, es war Max Goldt, der sich schon mal Gedanken zum Thema Hosenmode gemacht hat. In einem seiner Bücher stellt er zur Diskussion, ob Drogenabhängige an Bahnhöfen diese überaus engen Röhrenjeans tragen, weil sie drogeninduziert unter einer Fehlwahrnehmung ihres eigenen Körpers leiden oder aber, ob sie erst versehentlich eine dieser super engen Jeans angezogen haben und die Schmerzen beim Tragen nur durch die Einnahme von Drogen kompensieren können. Das war in den frühen 90ern.

In der Zwischenzeit ist eine ganz andere Hosenmode angesagt. Erst trugen die Jugendlichen diese übergroßen Jeans, die „baggy“ getragen wurden. Über die Jahre rutschte die Beinkleidung immer weiter Richtung Knie und dann kam die absurde Wende. Es paarten sich die Karottenhosen der 80er mit dem Baggylook der 90er und heraus kam (wer das Fachwort parat hat, möge mir helfen) diese Hosen, die oben eigentlich breit sind, jedoch fast unter dem Po getragen werden und diesen total flach drücken um dann karottenförmig zum Knöchel hin immer enger zu werden. Wer diese Hosen nicht kennt, dem sei gesagt, man kann mit ihnen unmöglich normal laufen. Auch spontanes Hinsetzen bereitet einiges an Geschick. Möchte man die Taschen tatsächlich benutzen, um etwas darin aufzubewahren, ist dies nur möglich, wenn man Arme wie ein Orang-Utan hat.

Nun. Da steht das Kind also in einer dieser Hosen und die Würde und der gegenseitige Respekt verlangen es, dass man nicht hysterisch lacht. Eine große Aufgabe. Zumindest distanzieren sich diese Hosen vom ursprünglichen Baggylook, der in den amerikanischen Gefängnissen entstanden soll, weil man den Häftlingen schlicht die Gürtel weggenommen hat, damit sie damit keinen Unfug treiben können. Wenn man also eine so alberne Hose trägt, die zwar baggy aussieht gleichzeitig einen hohen Bund hat, der den Popo wieder warm hält, bekennt man sich zumindest nicht auch noch zu einer fragwürdigen Peergroup. Bestimmt würde das Kind sich freuen, wenn ich ihm einen Vortrag über die Entstehung des Saggings halten würde, ja oder?

Oho

Mama-Blog 2011

Glücklich scheitern ist Mama-Blog 2011. Herzlichen Glückwunsch. Da ich die erste Hälfte auch nicht live dabei war, haben wir uns wohl beide nicht selbst gewählt. Wie bezaubernd: „aber bei der abstimmung saß ich noch im zug, weiß also, ich hab mich nicht selbst gewählt. und habe in der kategorie mama-blog ganz echt gewonnen. naja, fast: denn genaugenommen teile ich mir den platz mit das nuf. das hatte – hab ich mir vom mann erzählen lassen – genau so viele stimmen. entschieden hat dann ein los. und das ist ja kein echter sieg. für mich war das trotzdem wie weihnachten.

2011

2011 war…

Zugenommen oder abgenommen?
Um mal eine Konversation zu zitieren:
Nuf: „Als ich neulich die Bilder der Lesung von 2006 angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass ich im Vergleich zu Dir ganz schön klein bin.“ [gemeint war in ZENTIMETER!!!]
Nicht namentlich genannter Blogger: „Ja, 2006 da war ich noch dicker und Du viel dünner…“

[Ja, das tut immer noch so weh!!!]

Haare länger oder kürzer?
Länger. Ich komme jetzt in dieses Alter in dem ich denke: In naher Zukunft werde ich so alt sein, dass es nicht mehr angemessen ist, lange Haare zu tragen. Also mache ich das jetzt noch.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Gleichbleibend seit 1999. Allerdings bin ich meistens zu faul die Kontaktlinsen reinzufriemeln und deswegen wahrscheinlich für den Rest meines Lebens auf der Suche nach der perfekten Brille (geht mir bloß weg mit den randlosen!).

Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Wir haben aufgegeben und ein Auto gekauft. Wenn man ehrlich ist, dann war es die Bequemlichkeit, die uns dazu gebracht hat unsere Umwelt- und Kostenargumente zu begraben. Neues Argument: Wenn wir zu fünft darin fahren (was wir meist tun), dann ist das Verhältnis CO2-Ausstoß zu Person optimaler als in anderen Verkehrsmitteln, die ja LEIDER nie so gut ausgelastet sind.

Mehr bewegt oder weniger?
Erstaunlicherweise mehr. Gefühlte 24.534 Km Rad gefahren und einmal wöchentlich jemanden bezahlt, dass er rumschreit: „DREI GEHEN NOCH!!!“

Der hirnrissigste Plan?
Zu denken, dass mit dem Wiedereinstieg in den Job das Leben genauso leicht zu regeln sei wie in der Elternzeit. Erstaunlicherweise macht sich das Arbeiten jedoch durchaus bemerkbar und vieles bleibt liegen.

Die gefährlichste Unternehmung?
Mein Leben ist so gefährlich wie die Einnahme von Globuli.

Die teuerste Anschaffung?
Das häßliche, aber sehr praktische Auto.

Das leckerste Essen?
Die Schokolade-Mascarpone-Ingwer-Törtchen im Dudu. V.a. wenn man sich gleich zwei reinzieht zwischen all den ausgehungerten Kleidungsgröße 34 tragenden Mitte-Dutt-Mädchen, die sonst noch da rumsitzen und sich an einer halben Rolle Sushi satt essen.

Das beeindruckenste Buch?
„Die Eleganz des Igels.“ Rotz und Wasser geheult.

Der ergreifendste Film?
„Mütter und Töchter“ (ebenfalls schlimm geweint – aber wenn man sonst nie weinen muss, muss man sich aus kathartischen Gründen solche Filme ansehen) und dann bitte die britische Serie „Misfits“ (nicht so sehr zum weinen).

Die beste CD?
Nach wie vor liebe ich „Erdmöbel“ und „Tele“. Ansonsten ist mein Musikgeschmack in den 90ern stecken geblieben.

Das schönste Konzert?
Es gab 2011 genau ein Konzert („Smashing Pumpkins) und das war nicht das schönste.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Familie…, Job…, Internet. OK, INTERNET. Ne, doch Familie. Oder? Äh. Also jedenfalls ganz sicher nicht mit schlafen.

Die schönste Zeit verbracht damit…?
Zu sehen, wie die Kinder Humor entwickeln. Kind 3.0 spricht in Situationen, die dringend Humor erfordern nur noch in Rapper-3. Person: „Da Baby weint, yo Mama!“

Vorherrschendes Gefühl 2011?
Erstaunen darüber wie ausdauernd glücklich man mit Ausnahme weniger Schreikrämpfe doch sein kann.

2011 zum ersten Mal getan?
Aufgaben nach vorheriger Absprache an den Mann abgegeben. Also ganz ohne regelmäßige Statusreporte zu verlangen. Einfach in der Hoffnung, dass die Dinge erledigt werden. Hat geklappt.

2011 nach langer Zeit wieder getan?
Auto gefahren, nachdem eines der Kinder gefragt hat: „Sagt mal, dürfen Frauen eigentlich auch Auto fahren?“

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Mein glückliches Leben ist u.a. der Fähigkeit geschuldet, dass ich sehr, sehr schnell vergesse. Mein Jahr 2011 war also – wie alle Jahre davor – perfekt.

Die wichtigste Sache, von der Dich jemanden überzeugen wollte?
Dass die Welt nicht untergeht, wenn nicht alles zu 100% perfekt gelöst ist.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
„Mama, Du siehst so cool aus, Du wirst mir nicht Mal peinlich sein, wenn ich Teenager bin.“ (Hehe, wir werden sehen…)

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Wann war nochmal unser Hochzeitstag? Naja egal. Ich liebe Dich noch wie am ersten Tag.“
„Erster Tag von was?“
„Naja als wir uns kennen gelernt haben.“
„Da hast Du mich geliebt?“
„Naja ich äh nein, aber …“
„UND NACH ALL DEN JAHREN LIEBST DU MICH NICHT NOCH MEHR???“
„Ich, ähhh“
„Super!“
„…“
[…]

2011 war mit einem Wort…?
Schick.

Und ihr so?

2009 hatte ich schon Mal Zeit den Fragebogen abzuarbeiten.

Wieder eingefallen ist mir der Fragebogen weil er mir bei Jens Scholz begegnet ist.

Noch mehr:
Journelle
Franziskript – seit 2003 (!)
Froschs Blog
Grindblog
Rosa Wattebauschs Welt
ZwoPunktNullGedöns

Weihnachtlicher Sittenverfall!!!EINS111!!!

Die Sitten verfallen übrigens nur, wenn ihr NICHT die ganze Amazonwunschliste rauf und runter bestellt.

Jeder kennt die Geschichte von den Reiskörnern, in welcher der indische König Sher Khan den Erfinder des Schachspiels für dessen geniale Erfindung entlohnen wollte. Dieser verlangte ein Reiskorn auf dem ersten Feld, zwei auf dem zweiten, vier auf dem dritten, acht auf dem vierten, sechzehn auf dem fünften Feld und wer in Algebra gut aufgepasst hat, weiß, der König konnte Buddhiram am Ende nicht entlohnen. Es waren 18,446,744,073,709,551,615 Reiskörner. So viel gaben die königlichen Kornspeicher nicht her.

So ähnlich verhält es sich in unserer Familie mit der Anzahl unserer Groß- und Urgroßeltern und sonstigen Verwandten. Wir selbst sind eine Patchworkfamilie. D.h. es gibt uns und die anderen Eltern und da die Großeltern. Auch die Großeltern sind Patchworkfamilien und zum Teil geschieden und wieder neu verheiratet und das teilweise sogar mehrere Male. Unterm Strich ergibt das grob geschätzt zweihundert potentielle Weihnachtsgeschenkeschenker. Weihnachten will sich niemand lumpen lassen und weil es zudem noch Familienstreitigkeiten gibt und man dem verhassten Großonkel zeigen will, dass man sich ordentlich was leisten kann, erhalten die Kinder Jahr für Jahr so viele Geschenke, dass wir uns den Rest des Jahres damit finanzieren, dass wir einen Großteil der Geschenke auf ebay  versteigern darüber nachdenken müssen umzuziehen.

Ein Traum für die Kinder. Zumindest für die älteren. (Die jüngeren erfreuen sich ohnehin Jahr für Jahr v.a. an den Verpackungen und glitzernden Geschenkebändchen.)

Ich muss ehrlich sagen, mir macht diese Megageschenkerei zu schaffen. Tag für Tag denke ich daran, weil ich am Arbeitsweg an den Mediamarkt Plakaten vorbei gehe, die mit dem Spruch „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ werben. Auf verschiedenen Plakaten sieht man Menschen die irgendwelche teuren technischen Geräte in die Luft halten und extatisch vor Glück schreien.

Direkt proportional mit meinem innerlichen Gruseln der Werbebotschaft gegenüber steigt in mir der Wunsch Weihnachten mit den Kindern vom Konsumterrorszenario wieder zum althergebrachten Fest der Liebe werden zu lassen, v.a. weil ich einen zunehmenden Werteverfall befürchte.

Wie sollen die Kinder IRGENDETWAS JEMALS schätzen, wenn sie doch alles immer und in allen Ausführungen besitzen? Wie sollen sie verstehen, dass sie ein außerordentliches Privileg genießen und es dem allergrößten Teil der Menschheit ganz und gar nicht so geht?

Ich konnte kaum schlafen vor Sorge. Glücklicherweise sind mir in der Zwischenzeit die Thesen von Ronald Inglehart zum Postmaterialismus begegnet. Sehr verkürzt behauptet dieser, dass ein totaler Überfluss von materiellen Gütern in der individuellen Entwicklung des Menschen zu einer postmaterialistischen Einstellung führt, die kontinuierlich nach höheren – immateriellen (!) Werten wie Gesundheit, Freiheit, Glück, Kultur, Bildung, Tier- oder der Umweltschutz strebt. Die Menschen, die in ihrer Kindheit also nie irgendeinen Mangel erfahren mussten, werden folglich später mutterteresaesk.

Fälschlicherweise haben wir Eltern die letzten Jahre unseren Kindern gar nichts mehr zusätzlich gekauft! Das soll dieses Jahr anders werden. Mir ist es sehr wichtig, dass die Kinder nach diesen höheren Werten streben und fortan alles dafür tun ihre kulturellen, sozialen und intellektuellen Bedürfnisse zu befriedigen (1). Ich will ein Heer von (Netz)Aktivisten, Umweltschützern, ehrenamtlichen Helfern und Orang-Utan-Schützern!!!

Und wenn ihr mich in irgendeinem Konsumtempel seht, packt mir wahllos Dinge in meinen Einkaufswagen. Ich bin bereit unsere komplette Altersvorsorge auf den Kopf zu hauen. Fröhliche Weihnachten im Voraus!

Ihhhhh <*beliebiges Gericht einfügen*>!

Ketchup ist euer Gemüse.

Früher wurde gegessen was auf den Tisch kam. Ein echtes Problem für mich. Bis zu meinem 16. Lebensjahr habe ich mich ausschließlich von Nudeln (ohne Soße!), Kartoffeln (ohne Soße!) und Fleisch (ohne Soße!) ernährt. Während meines Studiums stellte ich meine Diät auf  Dominosteine und Dosenmais um. Figurtechnisch hatte das durchaus Vorteile. Doch wie so oft, der Volksmund hat Recht und mit zunehmenden Alter spielt Essen eine immer größere Rolle.

Da meine italienische Familie meine Qualitäten als Ehefrau vom Körpergewicht meines Mannes abliest, bin ich stets sehr bemüht ordentlich zu kochen. Am Besten drei Mal am Tag. Mein Mann ist sehr angetan von meinen Kochkünsten und in den letzten sieben Jahren hat er sogar zwei Mal gesagt: Hmmm und drei Mal Nachschlag gefordert. Er wiegt soviel wie ich minus Kind 3.0.

Essen war in unserer Familie am Anfang kein Thema. Kind 1.0 und trank die ersten fünf Lebensjahre eigentlich ALLES. Dann setzte eine Transformation ein. Es aß z.B. Paprika aber nur roh und da auch nur die roten Schoten. Weitere zehn Tage später aß es keine Paprika aber leidenschaftlich Stangensellerie aber nur wenn ich dazu Quark darreichte. Dann aber kein Gemüse mehr und überhaupt, so lautete der Vorwurf, es hätte diesen ******* noch nie gegessen.

Kind 2.0 wurde geboren und ernährte sich nach der Muttermilch ausschließlich von Mango und Süßkartoffeln. Eine harte Probe für mich als Obstphobikerin.

Dann wurde das dritte Kind geboren und das trank einfach weiter Muttermilch bis es einigermaßen vernünftig sprechen konnte und schrie von nun an „F L E I S C H!“ (Es schreit ja nur, es spricht ja nie, das arme Ding)

Was das Thema gesunde und ausgewogene Ernährung angeht, habe ich alle Bemühungen aufgegeben. Wir kochen was wir wollen und die Kinder schreien: „IHHHHHH!“ oder – sofern sie gnädig sind „KETCHUP!!!“.

In irgendeinem Kinderbuch eines namenhaften Autors habe ich eine erlösende Erklärung für dieses Verhalten gelesen. Aus meiner Erinnerung lauten die Erklärungen wie folgt. Erstens: Breinahrung mögen die meisten nicht, weil sie viel zu früh verfüttert wird, meistens ist noch der Reflex aktiv, der Babys davon abhält Kleinteile zu verschlucken. Außerdem ist es nicht klug Dinge zu essen, die nicht eindeutig zu erkennen sind. Es besteht die evolutionsbiologisch verwurzelte Gefahr des Vergiftetwerden. Außerdem enthält Nahrung unterschiedliche Antigene. Es ist für das kindliche Immunsystem sinnvoll nur geringe und nicht zu breit gefächerte Mengen von Antigenen aufzunehmen.

Dementsprechend ist es total sinnvoll nur zwei bis drei unterschiedliche Sachen zu essen. Und Ketchup ist doch irgendwie auch Gemüse.

Lieblingstweets 11/11

So schnell ist auch der November wieder vorbei. Lieblingstweets.

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/eigenart/status/141497368037163008″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/EvieErva/status/141529162115596288″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/ankegroener/status/139013867824103426″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/Sebas_/status/138718057513226241″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/MannvomBalkon/status/138674303452454912″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/grindcrank/status/136893360177807360″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/litchi7/status/135326722613719040″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/formschub/status/134703258794082305″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/littlewisehen/status/133938159896633345″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/Lobotobi/status/133671616315006976″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/littlewisehen/status/133514504821669889″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/journelle/status/132863686435020800″]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/grindcrank/status/131694609972723713″]

[Was natürlich nicht stimmt, denn es wird nach UNSERER Familie benannt]

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/grindcrank/status/131298707026092033″]

Total Recall VIII

Jahr für Jahr, die zwei schönsten Abende: Total Recall XIII – Das internationale Festival des nacherzählten Films.

Seit 2004 besuche ich das Festival des nacherzählten Films und seit 2005 denke ich immer: Hey, da machst Du mal mit.

Die Idee ist wunderbar: Jeder, der möchte, bekommt zehn Minuten, um etwas nachzuerzählen, das verfilmt worden ist. Das kann ein Kinofilm sein, ein Fernsehfilm, ein YouTube-Video oder aber auch Werbung. Hilfsmittel sind nicht erlaubt.

Genauso besonders wie die Idee ist jedes Jahr das Publikum. Die Stimmung ist immer gut und v.a. sehr wohlwollend. Jahr für Jahr bereite ich einen Beitrag vor. Letztes Jahr z.B. „Bob der Baumeister III- Abenteuer auf der Ritterburg“ (OV!). Dieses Jahr hätte ich eigentlich die erste Folge „IT Crowd – Yesterday’s Jam“ erzählen wollen. Leider scheitere ich Jahr für Jahr an meinem (nicht vorhandenen) Mut. Dabei kann ich als langjähriger Zuschauer zumindest sagen: ich habe mich immer gut amüsiert gefühlt, ich habe immer den Mut derjenigen bewundert, die ich vorne auf die Bühne gestellt haben und ob mich der Inhalt nun wirklich interessiert hat oder nicht – ich habe nie einen schlechten Gedanken über einen der Nacherzähler gehabt. Tatsächlich glaube ich, dass es den allermeisten so geht. Dennoch wage ich es nie.

Jahr für Jahr scheint es im Vorfeld eine Zitterpartie zu sein, ob das Festival überhaupt statt findet – denn den meisten geht es ähnlich wie mir und es melden sich nicht genug Nacherzähler. Ein bisschen könnte man vermutlich am Marketing verbessern, z.B. durch einen Relaunch der doch ein wenig aus der Zeit gefallenen Flash-Site, die das Festival anpreist. Man könnte vielleicht auch mal ein Hashtag für Twitter vereinbaren unter dem Informationen leichter verbreitet werden könnten (etc.). Eine  Fan-Seite auf Facebook gibt es zumindest seit einigen Wochen…

Wie dem auch sei. Dieses Jahr wieder großartige Beiträge mit wohlverdienten Gewinnern.

Platz 3: Thorsten Silow erzählte „Zodiac Spear from the Henne Mines-Guaranteed“ (upload: FF12GM) [im gedruckten Programm falsch]

Platz 2: Bärbel BöskingAlle Sehnsucht der Erde„, D 2009 (R: Wolf Fremm, D: Christine Neubauer)

Platz 1: Christian Brandes: Werbeunterbrechung aus den 90er

Schmerzlich vermisst habe ich Ilia Papatheodorou, die seit einigen Jahren „Vom Winde verweht“ nacherzählt und nach Berechnungen von Bernd Terstegge, dem Initiator des Festivals, ca. 2023 mit ihrer Nacherzählung fertig sein wird. Sie ist Jahr für Jahr ganz, ganz großartig.