Warme Gedanken zum Elternabend

Das private Fernsehen erfreut mit Erziehungssendungen aller Art. Ausgestreckt am Sofa liegend, kann man beobachten wie aus widerspenstigen Teenagern gefügige Jugendliche gemacht werden, die ihren schuldlosen Eltern nach ein Paar Wochen Erniedrigungen wohlerzogen zurück gegeben werden.
Was mir persönlich fehlt, ist die Sendung „Eltern-Bootcamp“. Ich hätte ein Paar heiße Kandidaten zu melden. In Horden lungern Sie im Eingangsbereich von Kindergärten wie biertrinkende Punks vor U-Bahn-Eingängen und fragen sich täglich aufs neue was sie mit dem heutigen Tag anstellen könnten. Sie haben traurige Beagle-Gesichter und ihr Leben erscheint sinnentleert. Ihr Kinder lassen sie unbeaufsichtigt alles auseinander nehmen und voll schmieren, bevor sie dann aus unerfindlichen Gründen, plötzlich und ohne Voranzeichen ihre Nachkommenschaft grob zum sofortigen Aufbruch befehligen.
Beim Elternabend sind sie nie pünktlich, sie haben keine Diskussionskultur und von demokratischen Mehrheitsentscheidungen haben sie noch nie etwas gehört. Sie verlangen Extrawürste zu jedem Thema und Verantwortung übertragen sie lieber dem Erziehungspersonal.
Ganz ehrlich, da hilft nur 6 Wochen in der Abgeschiedenheit der chilenischen Atacamawüste, bei Wasser, Brot und Bohnen während sie von pädagogisch vorgebildetem Personal zyklisch angeschrien werden. Ein bisschen Teleskopputzen hat schließlich noch niemanden geschadet!

Altruismus bei U10jährigen

Bestimmte mentale Funktionalitäten die für ein gesellschaftliches Miteinander durchaus von Vorteil sind, prägen sich erst im Laufe der kindlichen Entwicklung aus. Altruismus und Mitgefühl gehören beispielsweise dazu.
Folgende Szene ließ mich diese Hypothese entwickeln. Ich sitze zwischen Oberwiesel und Untertrubelbach in einem Regional-Express und warte auf Austausch des defekten Triebfahrzeugs als ich den neuen Babysitter telefonisch kontaktiere.
Im Hintergrund weint völlig aufgelöst Kind 2.0. Es hat bislang jede direkte Interaktion mit dem Babysitter verweigert. Eine Fütterung war nur möglich indem das Essen auf den Boden gelegt wurde, der Babysitter sich aus dem Raum entfernte und das Baby sich darauf hin über die Nahrung her machte.
Von weiteren Annährerungen möchte das Kleinkind vehement absehen. Es schreit wie eine überlaute Einparkhilfe wenn der Mindestabstand unterschritten wird. An Windelwechsel, Schlafanzug anziehen und Zubettgehen ist nicht zu denken.

Man lässt sich das vom Baby heiß geliebte, deutlich ältere Geschwisterkind geben, die letzte Hoffnung, der Rettungsanker!

– Hallo Kind 1.0 würdest Du bitte Kind 2.0 die Milch geben? Von Dir nimmt es sie bestimmt.
– Klaro.
– Das ist ganz toll! Da jetzt Schlafenszeit ist, geht doch schon mal gemeinsam ins große Bett ja? Bestimmt schläft das Baby dann gleich ein.
– Kein Problem!
– Ich bin begeistert! Ich freue mich so! Machst Du das jetzt gleich, ja?
– Wie jetzt gleich? Ich muss erst wii fertig spielen.
– Aber Du spielst doch schon 3 Stunden und Dein Geschwisterchen weint so schlimm.
– Ich muss aber fertig spielen!!!
– Aber es ist schon nach zehn!
– ICH MUSS ABER FERTIG SPIELEN.
~~~ Die telefonische Verbindung bricht ab ~~~
Die Kehrseite der Medaille, so muss man auch sagen: Kind 1.0 schläft selbst bei einem nächtlichen Geschrei von rund 170 Dezibel den Schlaf eines winterruhenden Braunbärs und auch wenn die Eltern die ganze Nacht mit Babybespaßung verbringen, jonglieren und Saltos schlagen, wacht Kind 1.0 frisch, fröhlich und erholt morgens um 8 auf und versüßt den Eltern den Tag mit guter Laune.
Einer Überlastung der Eltern wird somit entgegen gewirkt. Hinter jedem Verhalten steckt also ein evolutionärer Sinn.

Schneekieselcordonbleu

Gut informiert ins neue Jahr zu kommen, war mir ein Bedürfnis. Mit großem Interesse schaute ich mir deswegen die spannende Dokusendung „Die besten Weissagungen des Jahres 2009“ in einem Privatsender an.
Zusammengefasst lauten die wichtigsten Prophezeiungen: Carla Bruni hat einen Braten in der Röhre, Angie bleibt 200 Jahre Kanzlerin und die Welt geht beinahe unter. Ein Asteroid oder ähnliches, wurde gemutmaßt.
Das ist natürlich totaler Quatsch. Jedenfalls das mit dem Asteroiden. Denn tatsächlich droht die Erdkugel durch eine plötzliche Gewichtsumverteilung aus der Umlaufbahn zu geraten weil alle Streuvorkommen der Erde seit dem Wintereinbruch am  06.01.2009 nach Berlin getragen wurden. Dort hat man sie fein säuberlich mit dem Neuschnee vermengt, bevor man damit begann die Gehwege auf traditionelle Art zu plätten. Da die gewalzte Oberfläche des Schnees durch den frostigen Wind aus Russland in wenigen Stunden zu Eis wird, sind die Gehwege trotz der Kieselstreufüllung dem glatt wie Silberspiegel.
Das stellte mich vor die Herausforderung ohne Knochenbrüche in die Arbeit zu kommen. Findig wie ich bin, hatte ich mir nach 48 Stunden intensiven Überlegens eine geniale Strategie ersonnen. Wenn man nämlich jeden Tag um die gleiche Uhrzeit zur Arbeit fährt, so fällt einem schnell ins Auge dass die meisten Frauen trotz der dicken Eisschicht hochhackige Schuhe tragen. Ein entscheidender Vorteil für mich! Ich hatte mir eine kleine Gruppe brunftiger Weibchen erspäht, die genau den gleichen Weg wie ich hatten. Wenn sie nämlich vor einem her laufen, dann zerhacken ihre Absätze wie kleine Eisbrecher die rutschige Bodenbedeckung und man kommt gefahrlos voran. Es gab Tage, da rutschte eine der Wegebereiterinnen aus. Kein Problem für mich, denn da es meist nicht die erste in der Gruppe war, reichte ein kleiner Sprung über die Gestürzte und schon war das Hindernis überwunden. Ein Hoch auf die Modebewusstheit gegen jede Vernunft!

Wichtige Tagesmeldung

Gestern hat Kind 2.0 im zarten Alter von 18 Monaten die ersten 3 Gegner beim wii-Boxen erledigt. Beschwerden und Hinweise zu den Gefahren vom frühzeitigen Einsatz von Videospielen vor Abschluss des Kleinkindalters bitte im Kommentar hinterlegen.

Von Kind 1.0 außerdem gelernt: Überschreitet das zu beaufsichtigende Kind das 3. Lebensjahr, so spricht man nicht  mehr vom Baby- sondern vom Juniorsitter. So pc sind die heutzutage in der 2. Klasse. Wahnsinn.

Gefahren des 11.November

Mit dem Jugendamt will man als treusorgende Mutter natürlich nicht so gerne zu tun haben. Dennoch gibt es immer wieder Phasen in denen man vermutet bald Bekanntschaft mit der kinderschützenden Institution zu machen. Erstmalig wenn die Kleinen Laufen lernen und sich deswegen seltsame blaue Flecken und zahlreiche Schürfwunden zuziehen. Als nächstes fürchtet man dass die Nachbarn das Jugendamt informieren wenn die Kinder nachmittags ausschließlich am Spiel Ich-werfe-gußeiserne-Kochtöpfe-auf-den-Boden-und-schreie-dabei-Nein-nein-bitte-nicht-Mammiiiii Gefallen finden.
Auch die Phase des Spracherwerbs kann schnell zur Risikozeit werden.
Kind 2.0 schrie kürzlich im Kindergarten mit Vorliebe inbrünstig: Mein Buder leidet! MEIN BUDER LEIDET!!! Tante Gerdi, mein Buder leidet!
Die Kindergärtnerinnen hörten sich das eine Woche an, dann nahmen sie sich ein Herz und fragten, warum Kind 1.0 bei uns so furchtbar leiden müsse.
Zur Erleichterung der freundlichen Erzieherinnen konnten wir glaubhaft vermitteln, dass Kind 2.0 lediglich keine Vorsilben ausspricht und somit seiner Begeisterung über eine gesehene Verkleidung nicht angemessen Ausdruck verleihen konnte.
Das Jugendamt kam also nicht und unsere Kinder haben aus nachvollziehbaren Gründen Leidungsverbot.