War jemand mal im Winter in Tschechien und möchte dringend etwas empfehlen?
Tayloristische Laternenproduktionsstätten
Die traditionelle Elternbastelzeit wurde gestern feierlich durch Laternenherstellung zum Feste des heiligen St. Martins eröffnet. Isabell H.*, engagierte Mutter und Freundin des effizienten Arbeitens, konnte sich dabei besonders durch vorausschauende und ergebnisorientierte Bastelbetätgungen hervortun.
Anderen Mütter verfehlten die Aufgabenstellung „Laternenbasteln mit Kindern“ leider völlig, indem sie ihre Zöglinge mehrere Male auf die Finger hauten als diese an der Herstellung der Laternendesignstücke aktiv teilnehmen wollten.
Die herumirrenden Kinder griff Isabell H. auf und stellte in erstaunlicher Schnelligkeit eine kleine Laternenmanufaktur nach Fordschen Prinzipien auf indem der Laternenproduktionsprozess in einzelne Produktionsschritte herunter gebrochen wurde. Jedem Kind wurde eine determinierten Handgrifffolge beigebracht, die in altersgemäßen Gruppen bereits nach wenigen Probeläufen erfolgreich umgesetzt werden konnten. Die Kinder bis 2 Jahre durften buntes Seidenpapier in Form reißen, die Kinder bis 3 Jahre malten die Laternenformvorlagen ab, welche von den 4jährigen ausgestanzt wurden. Kinder bis 5 Jahre applizierten den Kleber, damit alle Einzelteile abschließend von Isabell H. zusammengefügt werden konnten. Innerhalb der veranschlagten Stunde stellte das Team um Isabell H. 37 Lampen her.
Da die Kinder bereits in den ersten zehn Minuten nach Übergabe der von den eigenen Müttern fabrizierten Designerlampen auf selbige fielen, werden die seriell produzierten Lampenmodelle am 11.11. zum Einsatz kommen.
Für das Nikolaus- und Weihnachtsbasteln legt Isabell H. eine ähnliche Vorgehensweise nahe.
*Name durch die Redaktion geändert
Revolver-DVD
Dass ich einen klitzekleinen Faible für Jason Statham habe, ließ ich bereits durchscheinen. Um ehrlich zu sein ging es dabei nie um seine schauspielerischen Fähigkeiten. Toll finde ich, dass sich Jason jetzt auch als echter Schauspieler versucht. Am Wochenende sahen wir „Revolver“ ein Film von Guy Ritchie, der mit den 60 Millionen seiner zukünftigen Ex-Frau vermutlich wieder mehr als der Ehemann von Madonna sein kann.
In Revolver glänzt Statham als Akteur mit Haarwuchs. Er blickt z.B. mehrere Male nach rechts oder links, schiebt seine Augenbrauen zusammen und/oder schüttelt sein volles Haar.
Ray Liotta hingegen weint und wird von Szene zu Szene sonnengebräunter. Vom Plot habe ich leider wenig verstanden. Sonnenklar, denn der Film basiert auf psychoanalytischen Seelenmodellen, den ich leider noch nie zustimmen konnte.
Für Statham empfehle ich als nächstes einen Raubritterfilm. Guy Ritchie kann man nach „Stürmische Liebe“ nur zum Comeback gratulieren.
OMG
Kind 1.0: „In der Kinderdisko haben sie letzte Woche das OBI-Lied auf Englisch gespielt. Das war witzig!“
Die Hackfleischbesprechungen, Teil 9
Kaufland, Hackepeter fettreduziert
Der Fooddesigner von Kaufland beschreitet einen gänzlich unkonventionellen Weg und inszeniert das gemischte Hack in zwei Erscheinungsformen. Ein großes Rechteck und ein kleinerer Kreis aus Hackepeter auf einem Schneidebrett mit abgerundeten Ecken.
Das Rechteck ist schmucklos aber formstabil wohingegen der Fleischkreis mit Paprika, Petersilie, Pfefferkörnern, Salat UND Minipaprikaschote verziert ist.
Schnell springt ins Auge dass es sich um ein ganz aktuelles Thema handelt: Eltern und Kinder in der Postmoderne.
Der Nachwuchs rechts ist räumlich getrennt, gar ohne Verbindung zu den Eltern links. Wer hier urteilt die Eltern seien herzlos, urteilt vorschnell. Selbst spartanisch und schmucklos, überlassen sie alle Dekorationen dem Kind und lassen es im Überfluss leben.
Das Kind jedoch wünscht sich nicht Paprika, noch Salatblätter oder Zwiebelstücke. Nein, einzig und allein Liebe, Wärme und Nähe hätte es gern. Doch die Eltern, in seltsam entnaturierten Traditionen erwachsen, halten jeglichen Kontakt für gefahrvoll. Schnell könnte das Kind sich daran gewöhnen und danach fordern, verzogen und gesellschaftsunfähig werden. Das wollen die Eltern um jeden Preis vermeiden.
So hält das Fleischeck starr seine Form und damit im übertragenen Sinn seinen hölzernen Erziehungsansichten – im Glauben dem Kind nur Gutes zu tun.
Traurig stimmt das Bild den Betrachter. Innerlich will man schreien: Fleischrechteck nimm Deinen kleinen Fleischknödel in Dich auf und bilde eine Einheit.
Doch das Foto gibt dem Wunsch nicht nach.
Nasenrettung durch Gefühlsunterdrückung
Bislang konnte ich in heiklen Lebenslagen durch paradoxe Intervention viel erreichen. Bewährt hat sich die Methode v.a. in Situationen, die gerne eskalieren und negative Gefühle hinterlassen wenn man zu erwartenden Konversationspfaden folgt.
Doch was soll ich sagen, auch paradoxe Intervention stößt an Grenzen, selbst wenn das Gesagte aus tiefer und aufrichtig empfundener Besorgnis entspringt.
So stehe ich heute bei dm mit sieben Paketen Windeln an einer Kasse an 657. Stelle an. Hinter mir ein Pulk Jugendlicher. Eine weitere Kasse wird geöffnet und ich balanciere geübt den Windelstapel in Richtung Kassiererin. Einer der Postpubertierenden überholt mich und schreit mich mit den Worten: „Ey Mutti, wenn Du drängelst, gibt’s auf die Fresse!“ an.
Ich war aufrichtig verwundert, denn schließlich stand ich 3 Millisekunden vorher auch schon vor dem jungen Mann. Ich lächle verständnisvoll und bleibe stehen, als der junge Herr meine Einkäufe vom Band schmeißt um sein Haargel an just jener Stelle zu platzieren. „Mach Disch vom Acker, Du hässliche *****!“
Ob dieser Provokation sah ich mich nun doch genötigt etwas zu erwidern, einen leichten Schwall von Ärger herunterwürgend entschied ich mich für ein ruhig ausgesprochenes: „Mein lieber Junge, Du bist wohl als kleiner Junge zu wenig gekuschelt worden?“
Der liebe Junge, puterrot vor Wut, ballt seine Faust und fuchtelt vor meinem Gesicht herum.
„Alter noch son Spruch und Dein Zahnarzt wird reich!“
Ich sammle währenddessen wortlos meine Windeln auf und bin beinahe erstaunt ob der Kleinheit des Selbstbewusstseins des Jugendlichen und nehme mir vor meine Kinder noch mehr zu knuddeln, zu bestärken und für immer im elterlichen Bett schlafen zu lassen.
Zuhause schaue ich zur Seelenhygiene eine Folge Glücksbärchi und rufe in die gßstädtische Nacht LIEBE! ACHTUNG! WÄRME! FREUNDSCHAFT! und ZUNEIGUNG!
Die Hackfleischbesprechungen, Teil 8
REAL, Schweine-Gehacktes
Die heutige Hackfleischdarstellung geht das dargestellte Thema erstaunlich offensiv an. Ein ganzes Kilo ungeordnetes Schweinemuskelfleisch auf einem modernen, eckigen Keramikteller. Garniert mit deutscher und japanischer Riesenkresse sowie einem einzelnen Schnittlauchhalm.
Traditionelles Haschee mit exotischen Kräutern als leise Mahnung an die westliche Industriegesellschaft nicht weiter den hanebüchenen Weg der kapitalistischen Marktwirtschaft zu gehen, sondern sich trotz aller Modernisierungsmaßnahmen auf die eignen Traditionen und Kernkompetenzen zu besinnen.
Der Fleischberg als beinahe schmerzhafte Spiegelung der amerikanischen Finanzkrise. Als Zusammenbruch aller abendländischen Prinzipien der Volkswirtschaft.
Hätte man den Hackhaufen von links vorne betrachtet, so wäre die Zerrüttetheit des Fleisches gar nicht aufgefallen. Erst wenn man hinter die Kulissen schaut, wird offenbar auf welch wackelig, zerbröselnden Mechanismen Kreditwesen und Immobilienmärkte stehen.
Erkennt die Wahrheit, schaut hinter die Offensichtlichkeiten!, so scheint es, will der Hackfleischfotograf und Inszenierer den Werbungsrezipienten beschwören.
Brief an die Pateneltern
Liebe Pateneltern,
ihr wißt, ihr sollt nur Sachen schenken, welche die Kinder auch WIRKLICH haben wollen. Kota, der kleine Triceratops wäre ein gern gesehener Freund in unserer Familie und billiger als 12 Jahre Katze samt Unterhalt und Arztkosten ist er allemal. Einziger Haken: Er müßte in Großbritannien abgeholt werden … aber ihr reist ja gerne. Dürfte von daher kein Problem sein.
Danke und liebe Grüße
Mama Pizza