Räbäääähhhh!

Ich habe zwei Eigenschaften, die mir in der Regel das Leben sehr leicht machen. Erstens: Meine Vergesslichkeit. Alles was hässlich ist und mir das Leben schwer macht, blende ich aus und zwei Wochen später erinnere ich mich an nichts. Rückwirkend ist mein Leben perfekt.

In seltenen Fällen vergesse ich Dinge zu vergessen. Da hilft mir meine zweite Gabe: Humor. Worüber ich nicht weinen kann, darüber versuche ich zu lachen.

In sehr seltenen Fällen hilft mir weder das eine noch das andere. So zum Beispiel bei den kinderfeindlichen Menschen, die sich langsam um uns ansammeln. Neulich, als wir Abends um 18 Uhr durchs Treppenhaus gingen, riss einer der Nachbarn die Wohnungstür auf und schrie uns hinterher: „JA GEHT DAS DENN NICHT LEISER? JEDEN MORGEN DIESES GESCHREI UND JEDEN ABEND!!! KÖNNEN SIE DENN NICHT MAL WAS UNTERNEHMEN????“

Es folgte eine ergebnislose Diskussion. Als wir dann weiter nach oben liefen, brodelte es in mir. Ein Tag hat 24 Stunden. Wir kommen in der Regel zwei Mal am Tag an seiner Tür vorbei. Um 8 Uhr und dann abends zwischen 17 – und sagen wir spätestens – 20 Uhr. Es dauert großzügig geschätzt 15 Minuten bis wir in unserer Wohnung sind. 30 Minuten halten wir uns also insgesamt täglich im Treppenhaus auf. 30 Minuten von 1440 Minuten, die ein Tag hat. 2,1% des Tages belästigen wir ihn also mit Kleinkindergeschrei im Treppenhaus. Und das außerhalb der Ruhezeiten (22-6 Uhr, 12-15 Uhr).

Es ist wahr. Das Kind ist im Treppenhaus laut. In der Regel schreit es, weil ich es nicht tragen kann oder will. Dazu ist es zu schwer. Ich habe oft zusätzlich Einkäufe oder ähnliches zu tragen. Ich sage „Bitte sei leise!“ oder „Muss das denn jedes Mal sein?“ und „Geht das vielleicht mal ohne weinen?“ Ich biete meine Hand an. Ich versuche es mit Ablenkung, durch Geschichten erzählen, ich versuche zu motivieren, das Ganze spielerisch zu lösen „Wer zuerst oben ist!“. Ich besteche sogar mit Gummibärchen. Aber es bleibt dabei, meistens schreit das Kind auf dem Weg nach oben. Auch die größeren Geschwister rufen gelegentlich Sachen durchs Treppenhaus. Auch obwohl ich schon hundert Mal erklärt habe, dass ich das nicht möchte. Was soll ich tun? Ich wünsche mir auch, dass wir einfach nach oben gehen. Ohne Geschrei.

Dennoch. Es empört mich, wenn jemand deswegen die Tür aufreißt und rummeckert. Man solle doch mal was tun. JA WAS DENN ZUR HÖLLE? Es sind eben Kinder.

Was ist los mit diesen Menschen, die alle ihre Ruhe brauchen. Absolute Ruhe. Und genauer gefragt: Warum ziehen sie in ein Mehrparteienmietshaus in das Zentrum von Berlin? In Brandenburg ist es auch schön und da kann man für 60.000 Euro ein großes, freistehendes Haus mit keine Ahnung wie viel Tausend Quadratmeter Garten kaufen. Warum nicht einfach dahin ziehen und nach Berlin (vermutlich wegen des Arbeitsplatzes) pendeln?

Ich habe lange überlegt, was zu tun ist. Diskutieren? Hoffnungslos. Gerichtsurteile zum Thema Kinderlärm zusammenstellen und überreichen? Sinnlos. Paradoxe Intervention und dem Nachbarn einen Kuchen backen und wie bei IKEA ein Schildchen dran „Danke, dass Du Dich nicht wegen jedem Scheiss aufregst“? Effektlos.

Ich denke, das einzige was hilft, ist die Verhältnisse gerade zu rücken. Wenn er sich gestört fühlt, dann ist es unangemessen weil wir nur 2% am Tag laut sind. Persönlich fände ich es lohnenswert wenn wir 40-50% der Zeit nerven würden. Deswegen bin ich dazu übergegangen Kindergeschrei aufzunehmen. Immer wenn Kind 3.0 ausflippt, zeichne ich das auf. Ich habe ein schönes Portfolio an lautstarken hysterischen Wutanfällen aufgezeichnet. Oben an der Stelle der Haustür des Nachbarn wo das Kabel zur Haustürklingel in die Wohnung geht, habe ich einen kleinen, leistungsstarken Lautsprecher installiert. Dieser ist über eine Webanwendung ansteuerbar. Wann immer einer von uns Lust hat, drücken wir den Schrei-Button und der Nachbar hört facettenreiches Geschrei aus dem Lautsprecher. Der Kemo Piezo-Minilautsprecher für nicht Mal 4 Euro, der sonst eingesetzt wird, um Marder zu erschrecken, schafft beinahe 120 dB.  Dieser Schalldruck entspricht ungefähr einer gut befahrenen ICE-Trasse. Sobald der Nachbar wutentbrannt die Türe aufreißt, aktiviert er per Lichtschranke einen Not-Stopp. Das Geschrei hört sofort auf. Schließt er die Tür, geht das Gebrüll nach 5 Sekunden wieder los.

Dank dieser Installation geht es mir jetzt wieder besser. Die Welt ist im Gleichgewicht und der Mensch hat einen ECHTEN Grund sich aufzuregen.

Hörspieltipps

Auf Twitter habe ich nach Kinderhörspieltipps gefragt und sehr, sehr viele Antworten bekommen. Social hat was mit Teilen zu tun, deswegen hier meine Liste:

Allen voran die Seite OHRKA, da höre ich gerade Robinson Crusoe, gesprochen von David Nathan, der auch Batman und Jonny Depp spricht. Was für eine Stimme!

Ansonsten:

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Twitterliebe zwischendrin 05/13

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Formulare des Lebens

Einerseits ist es natürlich total schön, dass es diese Einrichtungen und Möglichkeiten gibt: Elterngeld, Kindergarten, Hort, Musikschulen der Stadt…

Andererseits kann ich einfach nicht verstehen, warum ich keines der Formulare, die ich ausfüllen muss, spontan und ohne Rückfragen verstehe. Die Krönung ist die Post, die z.B. darüber informiert, welcher Betrag zu zahlen ist und ich nicht herauslesen kann WOHIN ich das Geld überweisen soll.

Die allerdämlichsten Formulare habe ich von der Musikschule des Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg bekommen. Da habe ich noch nie irgendwas verstanden. Nichts und immer wenn wieder ein Brief kommt, rufen sich alle betroffenen Eltern gegenseitig an und versuchen auszudiskutieren, was nun zu tun ist. Die Sprechzeiten für Rückfragen sind Dienstags von 10 bis 12 Uhr und Donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Unfassbar. Auf eMails wird natürlich gar nicht reagiert.

Warum zur Hölle kann auf einem solchen Formular nicht einfach stehen:

„Der Betrag in Höhe von 10 Euro ist monatlich zum 1. auf folgende Kontoverbindung zu überweisen: …“ Bitte tragen Sie im Verwendungszweck Ihr Kassenzeichen xxx ein. Der Kurs starten zum xx.xx.2013 und endet am xx.xx.2013″

Genauso das Hort-Formular. Drei Schreiben informieren mich wie viel Geld ich zahlen muss, aber keinem der Infoschreiben ist zu entnehmen WOHIN ich das Geld überweise.

Ich verstehe ja, dass man wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen diese Schreiben so irre aufwändig und unverständlich machen muss und dass es deswegen allein zum Punkt „Kostenbeteiligung und Zahlung“ sechs weitere, mir zum größten Teil unverständliche Paragraphen gibt. Aber von mir aus kann man das als Anhang mitsenden. Wenigstens die erste Seite sollte einfach VERSTÄNDLICH sein.

Warum kann da nicht stehen: „Lassen Sie sich dieses Blatt von der Schule stempeln und melden Sie sich dann wieder beim Bezirksamt, Abteilung blabla, Adresse, Raum.“

Warum steht da „Bitte bringen Sie zum Vertragsabschluss die Aufnahmebestätigung der Schule unbedingt mit.“ und gleichzeitig erhält man kein Schreiben auf dem steht „Aufnahmebestätigung der Schule“ sondern ein Blatt das „Bescheinigung zur Vorlage in der allgemeinbildenden Schule / beim Träger der freien Jugendhilfe“.

Die unverständlichen Formulare machen mir nicht nur schlechte Laune sondern binden auch Arbeitszeit der Sekretärinnen der Schule und der Mitarbeiterinnen im Bezirksamt. Die hören immer und immer und immer wieder die selben Fragen, bis manche irgendwann nur noch keifend unfreundlich oder gar nicht antworten.

Außerdem wird Porto und Papier verschwendet.

Warum gibt es keine verständlichen How Tos? Warum lassen die lieber Jahr für Jahr Hunderte von Eltern immer wieder die gleichen Fragen stellen? Warum? Was ist daran so schwer?

1. Aufnahmebestätigung der Schule von der Schule stempeln lassen.

2. Mit der gestempelten Aufnahmebestätigung zum Bezirksamt gehen. Dort erhält man den Hortvertrag.

3. Mit dem Hortvertrag wieder in die Schule gehen.

4. Eltern über die Höhe der Eigenbeteiligung informieren und sagen WOHIN man überweisen soll.

Fertig.

(Davon solche Prozesse zu digitalisieren, träume ich gar nicht erst. Digitalisieren heißt bei manchen Formularen nämlich: als PDF anbieten, aber dann keine Möglichkeit zum Abspeichern anbieten, so dass das Formular ausgedruckt und mit der Post versendet werden muss.)

Stattdessen zieht sich das jetzt seit SECHS Wochen hin. Und das ist nur der Hortvertrag. Den selben Scheiss haben wir für die Schulanmeldung hinter uns gebracht, für den Kindergartenvertrag, für die Beantragung des Kindergartengutscheins, für die Beantragung des Kindergeldes, für die Beantragung des Elterngeldes, etc. etc. und das für jedes Kind und richtig geil kompliziert wird es, wenn man eine Patchworkfamilie ist und z.B. Zählkinder anerkennen lassen möchte.

Ich werde es nie verstehen. Nie. Kann nicht mal jemand ausrechnen wie unwirtschaftlich sowas ist? Oder schafft das wertvolle Arbeitsplätze?

Die Kinder sind komplett durchgeimpft und spielen mit Barbie

201981_1972164270092_5696105_oDieses Wochenende eröffnet das Barbie Dreamhouse. Ich hatte ein wenig Angst, dass man in die Hölle kommt, wenn man dort hin geht, aber da ich a) aus der katholischen Kirche ausgetreten bin und somit das Fegefeuer nicht mehr fürchten muss und b) das Barbie Dreamhouse offensichtlich schon die Hölle ist, äh ist es auch egal. Jedenfalls, was ich sagen wollte: ICH HABE SCHON EINTRITTSKARTEN!!!111!

Und noch schlimmer: In unserem Haushalt gibt es schon Barbies seit die Kinder Babys ca. ein Jahr alt sind. Ich weiß, dass es viele, viele Gründe gibt, Barbie böse zu finden. Aber irgendwie habe ich ein Problem mit Tabus und Verboten.

Ich oute mich mal komplett. Ich bin totale Spätzünderin und habe erst mit ca. zehn Jahren angefangen Barbie zu spielen. Ich hatte eine dunkelhaarige Barbie mit einem roten Herzchenkleid. Ich meine mich zu erinnern, dass die weißen Herzchen im Dunkeln leuchteten. Sie erinnerte mich an die Herzkönigin aus Alice im Wunderland. Foto 1Ich nannte die Barbie Jessica und Jessica war sehr streng. Sie hat z.B. den ganzen Tag Ken rumkommandiert. Der arme Ken musste das rosafarbene Haus in Orndung halten. Er musste putzen, aufräumen und die Kissen aufschütteln. Jessica hat sich in der Zwischenzeit zweihundert Mal umgezogen. Sie war sehr eitel. Oft musste ich ihr stundenlang die Haare kämmen und mit meinen kleinen, ungeschickten Kinderhänden aufwändige Flechtfrisuren machen. Einmal habe ich sogar mein ganzes Taschengeld ausgegeben, um eine Flechtzwirbelmaschine zu kaufen. Wenn Ken fertig mit der Hausarbeit war, musste er für Jessica kochen. Meistens mochte sie das Essen nicht und brüllte Ken an.

Als ich ca. 13 Jahre alt war, spielte ich immer noch mit Barbie. In der Zwischenzeit ging es Ken noch schlimmer, denn er musste Jessica und ihren Freundinnen immer Komplimente machen, Geschenke ranschaffen und mit dem Hund Gassi gehen. Abends musste er bereit sein, verführt zu werden. Es war furchtbar. Der arme Ken. Eine sehr traurige Geschichte.

Foto 3Mit ca. 15 verlor ich das Interesse an Barbie und alle Sachen gingen an meine jüngere Schwester über. Meine Schwester hat mir dann vor einigen Jahren alle Sachen wieder mitgebracht und an meine Kinder weiter vererbt. Über die Jahre hat sich ein ganzes Barbie-Universum angesammelt, das eifrig bespielt wird. Interessanterweise von allen Kindern im Haushalt – völlig unabhängig vom Geschlecht. Die Puppen werden dabei geliebt und zwar VÖLLIG unabhängig von ihrem Aussehen. Die Kinder sehen in den Puppen offensichtlich was anderes als ich und sie scheinen ganz anders zu bewerten. Die Puppen werden in ihr Spiel integriert so wie alle ihre Spielsachen. Sie haben keinen besonderen Stellenwert und so wie ich es wahrnehme – sie beeinflussen nichts. Das was meine Kinder schön finden, hat nichts mit dem schön zu tun, das ich kenne und nichts mit dem schön, das mir Medien zeigen.

pferdWeil sie verfügbar sind, sind sie nichts besonderes. Sie liegen rum, ihnen brechen Teile ab, die Hände werden zerbissen, die Haare werden filzig, weil sie in die Badewanne und in den Sandkasten dürfen. Manche Barbie-Accessoires und anderes Beiwerk sterben einen grausamen Tod und werden dann beweint.

Jedenfalls sind die Barbies so alltäglich wie z.B. Bücher in unserem Haushalt und deswegen lösen sie weder Verzücken noch Hysterie bei den Kindern aus. Sie sind kein heiß begehrtes Gut – nichts nach dem sie streben.

Der Ken meiner Kindheit und mein Mann.
Der Ken meiner Kindheit und mein Mann.

Ich denke, das wäre anders, wenn wir einen barbiefreien Haushalt hätten. Und weil ich gerne Dinge mache, die total verpönt sind, habe ich mir vergünstigte Tickets für das Barbiehaus gekauft und gehe rosa gekleidet mit glitzernden Ohrringen auf hohen Schuhen dahin. Meine Söhne dürfen das auch. Und ganz ehrlich, Barbie hat mich Null beeinflusst.

This is how I work

Bloggerinnen-Typ:
Süchtig. Ein Leben ohne mein Blog kann ich mir nicht mehr vorstellen. Ich blogge jetzt seit neun Jahren und davor habe ich meine Geschichten eben einsam und allein in ein Wordfile geschrieben und ganz davor in rot-schwarze Kladden.

Gerätschaften digital:
Ich verfüge über einen tragbaren Rechner und über ein Smartphone. Letzteres seit 2012, ersteres seit 2013. Ich lebe am Puls der Zeit.

Gerätschaften analog:
Was ist das? Oder sind so lebenswichtige Dinge wie Feuchttücher gemeint?

Arbeitsweise:
Ich habe keine Standard-Arbeitsweise. Meistens erlebe ich irgendwas und wenn ich es verarbeitet habe, blogge ich darüber (z.B. „Levelboss Baby LeChuck„). Manchmal lese ich einen Text oder sehe ein Video und schreibe etwas darüber. Für die meisten Blogbeiträge wende ich ca. 30 Minuten auf (z.B. „Geht euch doch selbstverwirklichen, ich geh arbeiten„). Manchmal recherchiere ich auch, dann brauche ich eher zwei Stunden (z.B. „Schau mir in die gelben Augen, Kleines„). Bis heute habe ich nicht verstanden, wann welche Sachen viel gelesen werden. Oft finde ich einen Beitrag total großartig und habe 3 Kommentare und gelegentlich schreibe ich kurz was zusammen und denke: Hm, naja. Muss ja nicht alles super sein und dann wird es 25.000 mal gelesen. (Na gut, das war angegeben, aber auch andere Artikel, die ungefähr 10.000 Mal gelesen werden, sind nicht sooooo toll, dass ich mir das erklären könnte) Jedenfalls erkenne ich keine Korrelation zwischen Aufwand, Qualität, Elaboriertheit und Beliebtheit der einzelnen Artikel.

Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?
WordPress und dann ganz originell Google und Wikipedia. Meine Links speichere ich in Pocket. Theoretisch benutze ich Pinboard. Aber weil ich hauptsächlich offline im Reeder lese und von dort zwar nach Pocket nicht aber nach Pinboard speichern kann, ist Pocket mein Hauptlinksammelsystem. Es sei denn ich lese das direkt im Reeder, dann setze ich ein Sternchen und vergesse das später. Manchmal setze ich auch ein Bookmark im Browser. Aber weil ich die Bookmarks nicht synchronisiere, finde ich die meisten Sachen auch dort nicht wieder. Wo wir wieder bei Google wären. Denn meistens erinnere ich mich düster, dass ich irgendwo was gelesen habe und dann google ich eben. Oder ich erinnere mich an die Stelle, an der ich das gelesen habe und da ist dann die Seitensuche meine Freundin. Allerdings haben nicht alle Blogs eine interne Suche und das wiederum macht mich traurig.

Ich glaube, ich brauche mal ein Workflow-Disziplinierungskurs.

Wo sammelst du deine Blogideen?
Gelegentlich in den Notizen des Smartphones. Meistens aber im Kopf.

Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?
Zeit sparen? WARUM? Bloggen ist mein Hobby. Das macht im Gegensatz zu Geschirr spülen Spaß. Warum sollte ich Zeit sparen wollen?

Benutzt du eine To-Do List-App? Welche?
Nö.

Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät ohne das du nicht leben kannst?
Oh ja! Waschmaschine, Herd, Staubsauger, Geschirrspülmaschine, Mixer, Kühlschrank, Gefrierfach und die Mikrowelle natürlich. Wie furchtbar das Leben ohne diese Geräte ist, kann man beim Campen erfahren.

Auf das Telefon hingegen kann ich übrigens ganz leicht verzichten.

Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?
Sinnlose Sachen auswendig lernen. Im Studium sehr nützlich. Und ich kann mir wahnsinnig gut unnütze Details merken. Das ist sehr hilfreich wenn man mit mir verheiratet ist und streitet. Starrsinnig sein kann ich auch außergewöhnlich gut und Umgebungsgeräusche abschalten (solange sie nicht die Worte „Pullern!“, „Bluuuut“ oder „NOTFALL!“ enthalten).

Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?
Nichts. Und schon gar keine deutsche Musik. Deutsche Musik interferiert mit meinen Bloggedanken. Überhaupt brauche ich so gut wie nie Musik in meinem Leben und schon gar nicht im Hintergrund. Geräusche habe ich den ganzen Tag. Ich finde es toll, wenn es mal ruhig ist. Deswegen käme ich nie auf die Idee zum Bloggen Musik zu hören.

Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall?
Ich bin eine Lerche. Schon immer. Deswegen führe ich ein langweiliges Leben. Schon immer. Um 22 Uhr müde und um 5 Uhr am produktivsten.

Eher introvertiert oder extrovertiert?
Ich bin eine introvertierte Extrovertierte.

Wer sollte diese Fragen auch beantworten?
Smilla von Anders Anziehen, Cloudette (hat schon) oder Sven (hat auch schon).

Der beste Rat den du je bekommen hast?
Ruhe und Gelassenheit. (Ist es wichtig? Ist es wirklich wichtig? Wirklich? Vielleicht doch nicht? Nicht? Einatmen. Ausatmen)

Noch irgendwas Wichtiges?
Nicht jedes Auto das hupt, meint dich.

#rp13, Tag 3

Das Programm am Mittwoch sah schon so aus, als ob es inhaltlich noch mal interessant werden würde und tatsächlich eines der Highlights des Tages, schaute ich mir schon direkt am Morgen an: „re:Fefe: Erkenntnisse der empirischen Trollforschung“ mit Linus Neumann und Michael Kreil.

Danach habe ich mir exklusiv vor allen anderen re:publica Besuchern Felix Schwenzels Vortrag angehört. Allerdings war es zunächst unmöglich zu Felix zu gelangen. Felix saß als Speaker nämlich im VIP-Bereich und da durfte man ohne Sonderbändchen rein. Der Türsteher nahm seine Sache SEHR ernst und war auch nicht zu überreden als Felix vor die Tür trat, um zu bestätigen, dass er warte. Überhaupt war das Sicherheitspersonal auf der re:publica SEHR streng. Manchmal auch ein bißchen absurd. Am Nachmittag saß ich vor Stage 7 auf der Terrasse und als ich die sanitären Anlagen benutzen wollte, hieß es dort, nein, in das Gebäude könne man oben nicht mehr rein. Man solle doch bitte nach unten gehen und dort die Toiletten benutzen. Prinzipiell hätte ich damit kein Problem gehabt, wenn nicht dort ein weiterer Mensch gestanden hätte, der allen danach den Zugang zur Terrasse verweigerte. Man hatte also die Wahl zwischen einpullern und die Gesprächspartner auf der Terrasse stehenlassen.

Jedenfalls nachdem ich mir mit Felix ein bisschen Xavier Naidoo angehört hatte, schaute ich mir den Vortrag gleich nochmal an. Kann man gut machen:

Die Zusammenfassung spare ich mir, weil Kai Biermann das so grandios gemacht hat, dass dem nichts hinzuzufügen ist: „Felix Schwenzel, mit Witzelsucht die Welt verbessern„. Ich war ja erst ein bisschen traurig für Felix, der sehr gerne beleidigt wird Kontroversen sehr gut aushalten kann, weil über Twitter ausschließlich lobhudelnde Tweets kamen, aber wenn man in die Kommentare bei Zeit Online schaut, gibt es anscheinend immer noch ausreichend Neider. Gefühlt war jeder dritte Kommentar so unsachlich, dass er entfernt wurde.

(Ebenso lesenswert übrigens die Zusammenfassungen der Vorträge von Sascha Lobo und Gunther Dueck)

Nach Felix Vortrag wechselte ich in Stage 4, um mir von FREDERIC VALIN und JAN-UWE FITZ anzuhören „Wie das Internet literarisches Schreiben verändert„.

Weiter ging es mit CORY DOCTOROW und „It’s not a fax machine connect to a waffle iron„. Leider ein bißchen langweilig weil mich der Vortrag an das erinnerte, was ich vor 2 (?) Jahren gehört hatte als Cory Doctorow bereits auf der re:publica war.

Ich musste dabei an das Kleiner Drei Interview mit Anne Roth denken, das der Frage nachging, warum es so schwer ist, 50% Frauen auf die Bühne zu bekommen:

„[…] Es ist schwer, diese Frage zu beantworten, ohne entweder banal zu werden oder einen Stapel Statistiken unter dem Arm. Aber es scheint doch so zu sein, dass Frauen eher nur dann auf einer Bühne reden wollen, wenn sie wirklich etwas zu sagen haben, also etwas Neues, etwas Interessantes, und das fertig und rund und durchdacht. Männer haben tendenziell weniger Schwierigkeiten damit, ewig das Gleiche zu erzählen oder von den Ideen anderer zu leben. Mir ist dabei die hier Frauen zugeschriebene Verhaltensweise sympathischer und das hat nichts mit mangelndem Selbstbewusstsein zu […]“

Ich kann das in meiner persönlichen Wahrnehmung bestätigen. Es gibt ausreichend Leute wie Tim Pritlove, die für sich genommen absolut großartige Dinge tun, deren Vorträge sich auf Konferenzen jedoch durchaus inhaltlich ähneln. Der Clou an der Sache ist: Es gibt ausreichend Interessenten. Persönlich z.B. wollte ich dieses Jahr das Speed-Networking des letzten Jahres nicht wiederholen*, weil ich eben nicht jedes Jahr das selbe machen wollte – allerdings wurde ich so oft darauf angesprochen, warum Journelle und ich das dieses Jahr nicht erneut anbieten, dass ich/wir es nächstes Jahr vielleicht doch wieder einreichen.

Der re:pubica Tag endete bei mir mit ANNE WIZOREK und der Frage „Ihr wollt also wissen, was #aufschrei gebracht hat?„. Der Vortrag war sehr großartig, was auch an Annes Person hängt, die für mich eine sehr angenehme, neue Art von Feministin repräsentiert, die für mich persönlich sehr hohes Identifikationspotential hat, weil sie ruhig, kompetent und besonnen und jederzeit wertschätzend mit ihrem Publikum und Fragenden umgeht.

Als sie die Trollseite von #aufschrei beleuchtete und sie einige der Tweets zeigte, die sie persönlich angriffen, war der ganze Saal still und las betroffen die Hasstiraden. Als sie Ausschnitte einiger Hate-Mails zeigte, kamen mir die Tränen. Aus vielen Gründen. Weil es mich unendlich traurig macht und schockiert, dass es Menschen gibt, die so viel Hass in sich tragen. Weil sie sowas ertragen muss (und ich spreche hier nicht nur von Beleidigung sondern von grauenhaften, brutalen und detaillierten Bedrohungen). Weil ich verstanden habe, dass so viele Frauen so lange nichts gesagt haben, weil sie sich genau vor solchen Angriffen fürchten.

Ich bin Anne für #aufschrei sehr dankbar. Ich bin all den Frauen dankbar, die unter #aufschrei ihre Erfahrungen geteilt haben. Ich bin wirklich, wirklich dankbar, weil mir #aufschrei so viel Denkstoff gegeben hat.

Ich bin dankbar weil ich verstanden habe, das uns Frauen v.a. eines für die Zukunft helfen wird: Solidarität


Ich kenne einige Männer, die durchaus gewillt sind, #aufschrei und das was dahinter steckt, zu verstehen. Vielleicht gerade weil ihnen Sexismus fern liegt, verstehen sie die Not einiger Frauen nicht. Ich empfehle denen, nicht nur den Vortrag anzuschauen sondern auch mal Twitter nach dem #aufschrei-Tag zu filtern und sich in die Kommentare unter feministische Beiträgen aller Art durchzulesen und sich dann noch vor Augen zu führen: Was sie da an Anfeindungen lesen, ist das, was man zu lesen bekommt, nachdem die Kommentare moderiert wurden.

 

 

*Die Wiederholung war nicht der einzige Grund. Letztes Jahr hatte mir v.a. auch nicht gefallen, dass wir nicht in den Zeitplan aufgenommen wurden und dass unsere Ansprechpartnerin seitens der Veranstalter nur so – sagen wir – mittelmäßig freundlich und offen behandelt hatte.

#rp13, Tag 2, Menschen

Begonnen hat mein Tag mit TERESA BÜCKERs „Der Montag liebt dich„. Ein gut ausgearbeiterer, informativer Vortrag, so wie ich ihn aus der Uni kenne. Teresa schilderte wie stark Arbeits- und Privatleben heutzutage miteinander verwoben sind und  warum es deswegen wichtig ist, die Bedingungen so zu gestalten, dass beide Bereiche miteinander vereinbar sind.

Irgendwann fiel mir auf, dass einige Vortragende das Publikum ausschließlich mit „ihr“ adressierten. So auch Teresa „Ihr müsst dies und jenes“, „damit sich das verändert, müsst ihr xy“. Sascha Lobo hatte sich am Vortag wenigstens noch ein bißchen über die Trennung von Publikum und seiner Person („in der Zwischenzeit meine ich mit ihr tatsächlich manchmal auch mich„) lustig gemacht. Teresa ließ es bei dem ihr, was mir vor allem nachträglich seltsam aufstößt. Wer ist sie, wenn nicht wir? Steht sie da auf der Bühne und weiß Dinge besser als wir im Publikum? Gibt sie die Richtung und wir (überspitzt) Fußvolk führen aus? Ich bin mir sicher, dass sie es so nicht gemeint hat. Aber es klopfte so an mein Hirn an. Ich glaube, sie hat sonst ihre Sprache SEHR bewußt ausgewählt, denn z.B. sprach sie nie im generalisierten Maskulinum sondern (wie nennt sich das Gegenteil?) generalisierten Femininum von „Kolleginnen, Chefinnen, Freundinnen, Partnerinnen“ und das wiederrum hat mir gut gefallen – v.a. auch, weil ich das schon versucht habe, aber sich die außschließlich weibliche Formulierung noch holprig und sperrig in meinem Mund anfühlt. Ihr kam das sehr locker und selbstverständlich von den Lippen und das hat mir – wie gesagt – sehr gut gefallen.

Danach sprach JUTTA ALLMENDINGER über „Zeit – Geld – Familie„. Jutta Allmendinger ist u.a. Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung.

Ich habe als Diplom-Psychologin oft erhebliche Kommunikationsprobleme wenn ich mich mit Soziologen unterhalte, was sicherlich am unterschiedlichen Blickwinkel liegt (außen nach innen, innen nach außen und v.a. auf die Beziehungen und Relationen zwischen den Individuen) und konnte gestern erfreut feststellen, dass ich Frau Allmendinger sehr gut verstand. Allerdings referierte sie nicht so sehr den theoretischen Unterbau sondern schilderte Forschungsergebnisse einer von ihr angelegten Langzeitstudie, in der Frauen wie Männer zu ihren Einstellungen und Wünschen befragt wurden und diese dann jeweils aus ihrer Perspektive und dann aus der Perspektive des anderen Geschlechts beantworteten. Mir gefiel, dass sie sich gerade zu den neusten Auswertungen sehr offen zeigte und aufforderte, ihr zu mailen, wenn jemand eine bessere Idee hätte als alle Ergebnisse mit sozialer Erwünschtheit zu begründen.

Offensichtlich war sie vorher bei einem Termin mit Google-Leuten, die sie warnten, niemand im Publikum würde sie anschauen, weil alle beinahe beleidigend desinteressiert in ihre Handys starren würden. Seltsam, dass sie sowas als Warnung von vermeintlichen Internetexperten gesagt bekommt – ohne dass diese erwähnen, dass das z.B. auch heißen kann, dass alle wie wild über den tollen Vortrag twittern oder parallel Dinge recherchieren und bookmarken, die sie angesprochen hat. Bizarr, dass selbst bei Google die Internetangstmacher sitzen.

Die nächsten Sessions, die ich mir ausgesucht hatte, konnten mich leider nicht bis zum Schluss begeistern. Auch das viertelstündige Philosophy-Slam der Haeuslers konnte mich nur so mittelmäßig begeistern. Was weniger an der Sache an sich lag, als an meiner Erwartung ein bißchen was anderer Eltern aus persönlicher Sicht zum Thema Kinder und Internet zu hören. So weiß ich jetzt, dass sie ähnliche Kritikpunkte am Bildungssystem und dem allgemeinen Umgang unserer Gesellschaft mit Kindern haben wie ich. In persönlichen Gesprächen mit anderen re:publica-Besuchern habe ich aber gemerkt, dass das Thema „Wie gehe ich konkret damit um, wenn meine Kinder ins internetfähige Alter kommen?“ brennt. Wir werden alt und unsere Kinder offensichtlich groß.

Alle weiteren Panels waren eher so gähn. Aber auch da: im Laufe der Jahre habe ich unglaublich hohe Erwartungen aufgebaut und so waren die Vorträge wirklich in Ordnung, aber es fehlte ein bißchen der Wow-Effekt.

Ausnahme war am frühen Abend der Vortrag von CASPAR CLEMENS MIERAU zum Thema „Weder süß, noch salzig: Wie mir die Piratenpartei meine Freizeit nahm„. Caspar hat einfach sehr sympathisch, frei und offen über das Popcornpiraten-Blog berichtet. U.a. wie er dazu gekommen ist, wie er dabei vorgeht, was ihm dabei wiederfährt und welche Reichweite es hat. Er lockerte den Vortrag mit ein Paar skurrilen Beispielen auf und ich hätte am Ende gedacht „yo das war ganz ok“, wenn er nicht selbst den Bogen ganz grandios geschlossen hätte. Gerade als ich in Gedanken formte „schön, jetzt weiß ich das alles, aber …“ endete er mit „im Grunde habe ich euch jetzt eine Anleitung zur Verfügung gestellt damit andere Blogs über die Skurilitäten anderer Parteien machen können.“ Und tatsächlich der Gedanke gefällt mir. Jede Partei sollte ein eigenes Popcorn-Blog bekommen.

Mein Abend endete mit „Ohne Jauch gehts auch„. Persönlich gehts ohne Jauch ohnehin auch – aber wie ich feststellen musste – gehts auch Ohne Jauch gehts auch auch. Die Talkrunde hat mich zwar inhaltlich nicht aufgeregt, aber ähnlich gelangweilt, weil der angekündigte interaktive Publikumsbeteiligungsteil per Hashtag auch nach 20 Minuten noch nicht begonnen hatte. Außerdem gefallen mir Vereingemeinerungen nicht. Das Ganze wurde mit einem Rant zum Thema Arbeit gestartet in dem ich mich absolut nicht wiederfinden konnte. Auch mit der Forderung, wir müssten alle unsere eigenen Chefs werden, kann ich nichts anfangen. Nicht jede/r ist dazu geeignet. Nicht jede/r ist unzufrieden mit ihrem/seinen Job. Nicht jede/r hat Arbeitsbedingungen zu erleiden. Ich gehöre zu den Glücklichen, die mit Arbeitgeber und Arbeitsbedingungen im Besonderen zufrieden sind und wie ich an anderer Stelle bereits schrieb, ich sehe keinen Grund, dass Arbeit ständig „Spaß“ machen muss. Auch deckt es sich nicht mit meiner Erfahrungswelt dass selbständig sein automatisch bedeutet in besseren Verhältnissen zu arbeiten und gleichzeitig Job und Privatleben besser miteinander vereinigen zu können oder gar mehr Freizeit zu haben. So hat mich die geschätzte Sue an diesem Punkt leider völlig verloren und ich konnte auf den Zug wohl nicht mehr auspringen, weswegen ich irgendwann auf den Hof wechselte.

Was mir an diesem zweiten re:publica Tag jedoch wirklich gefiel waren die Bekanntschaften, die ich machen konnte. Meine Scheu Menschen anzusprechen, hat sich langsam gelegt und so konnte ich mein Vorurteil bestätigen, dass Menschen im Internet in der Regel mindestens so sympathisch sind wie in echt. Allen voran die bezaubernde Jademond, deren Blog ich schon lange lese und wirklich sehr schätze, einfach weil ich immer wieder Anregungen finde, die ich in meiner homogenen Welt nicht finden kann.

Dank Journelle, die mir am Vortag vorgemacht hat, wie man fröhlich Menschen anspricht, habe ich auch Michaela angesprochen, um ihr zu sagen, dass ich durch #609060 auf sie aufmerksam geworden bin und dann sowohl in ihrem Blog gelesen habe, als auch die Interviews angeschaut habe (u.a. mit Farah). Ihre Schilderungen haben mir ebenfalls eine Tür zu einer Welt aufgemacht, die keine Schnittmenge zu meinem Alltag darstellt und waren sowohl berührend als auch (teilweise) erschütternd. Michaela ist eine Frau mit transidenter Vergangenheit und berichtet z.B. davon wie sie im Arbeitsleben als Frau anders als als Mann behandelt wird – und zwar nicht weil sie sich entschlossen hat, als Frau zu leben sondern weil sie jetzt Frau ist und Frauen ganz offensichtlich anders als Männer behandelt werden (absurderweise selbst dann, wenn es sich um ein und den selben Menschen handelt). Nicht nur wegen solcher Beobachtungen lohnt es sich jedenfalls ihr Blog zu lesen.

Besonders lange habe ich Beetlebum beim Malen angestarrt, bevor ich mich getraut habe, hin zu gehen und „Hallo“ zu sagen. Mein Mann und ich lieben sein Blog und seinen Humor sehr und so hätte ich mich eigentlich kreischend vor Begeisterung auf dem Boden wälzen müssen, als ich ihn zwischen zwei Sessions im Saal sitzen und malen sah, aber da das nicht meinem Naturell entspricht, tat ich meiner Begeisterung nur verbal kund.