Aufrechnen ist sehr romantisch

Sicherlich haben viele Frauen dieses Problem: Der Wecker klingelt morgens, man dreht sich nochmal kurz um – nur fünf Minuten – und dann kommt man in die Küche und der Mann hat schon den Frühstückstisch gedeckt. „Mist“, denke ich dann und gehe kurz ins Bad „Wenigstens die Schulbrote kann ich dann machen.“ Aber als ich vom Bad wieder komme, sind die auch schon gemacht. „Lass mir doch bitte auch was übrig!“, rufe ich auf dem Weg zum Kinderzimmer, die Kinder müssen geweckt werden.

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Nachtrag Mental Load – Verantwortung abgeben

Zu meinem Vortrag zum Mental Load, habe ich sehr viele persönliche Rückmeldungen bekommen, die mir sehr nahe gegangen sind. Ein Großteil ging in die Richtung „Mein Mann verdient aber viel mehr als ich und deswegen ist er nicht bereit irgendwas in Sachen Kinder/Haushalt zu teilen“. Zu dieser Sache muss ich meine Gedanken noch ordnen und schreibe ein anderes Mal was dazu. Genauso wie zum Thema, ob Hausarbeit und Aufgaben rund um die Kinder in einen Topf fallen sollten.

Wer Dinge öfter macht, kann sie besser

Eine andere, häufig gestellte Frage lautete: „Wie leicht ist es dir gefallen Verantwortung abzugeben?“

Die ehrliche Antwort ist: Am Anfang ist es mir schwer gefallen, manchmal tut es das noch, aber es geht immer leichter.

Stellt sich allerdings die Frage: Warum ist es überhaupt schwer Verantwortung abzugeben?

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Mental Load: Aufgaben wirklich gleichberechtigt teilen

Das ist die Zusammenfassung meines Vortrags „Warum endet die Gleichberechtigung so oft mit der Geburt des ersten Kindes? Was „Mental Load“ damit zu tun hat“ auf dem Female Future Force Day 2018. 

Im Mai 2017 habe ich das erste Mal den Begriff „Mental Load“ gehört. Begegnet ist er mir im Comic „You should’ve asked„.

Im Grunde sagt der Begriff nichts anderes als dass es neben den sichtbaren Aufgaben im Alltagsleben sehr, sehr viele unsichtbare Aufgaben gibt, die nie explizit genannt werden, dennoch alle so nebenher identifiziert, bedacht, geplant und dann erledigt werden.

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Vortrag zum Thema „Mental Load“ beim Female Future Force Day

Am Samstag, den 25. August, ist Female Future Force Day und upsi, mein Vortrag ist noch nicht fertig. Ich hab schnell nachgelesen über was ich sprechen werde und freue mich schon darauf, klingt nämlich sehr interessant:

Warum endet die Gleichberechtigung so oft mit der Geburt des ersten Kindes? Was die „Mental Load“ damit zu tun hat

Wie kommt es, dass wir manchmal an unseren alltäglichen Familienaufgaben, die unsichtbar nebenherlaufen, kaputt gehen können – obwohl wir doch unterstützungsbereite Partner haben, die durchaus mithelfen würden, wenn wir sie nur darum bitten würde? Um das zu klären, wird Patricia den Begriff „Mental Load“ beleuchten und erläutern, warum Sie es für unbedingt notwendig hält, diese Last zu teilen und zwar zusätzlich zum tatsächlichen Tun.“

Spoiler: 12 Jahre Tätigkeit als Projektleiterin und eine kleine Vorliebe für Excel-Listen helfen… aber lasst euch überraschen!

Mein Slot ist um 11.45 bis 12.00 Uhr auf der Family Stage

Wie ich zufällig erfahren habe, als ich meine Ansprechpartnerin des FFF darüber informieren wollte, dass ich es nicht schaffe meine Präsentation pünktlich zur Deadline einzureichen, werde ich OHNE Präsentation sprechen. Ganz frei. Hui! 15 min ohne irgendwas. So ganz TED-Talklike. Zum Glück hatte ich gerade eine Fortbildung zum Thema Story Telling.

Außerdem habe ich bei „Mit Kindern Leben“ in der Folge „Arbeitsteilung in der Familie“ schon mal über das Thema gesprochen. Also habe ich Ahnung!

Wer mich oder eine der anderen Speakerinnen* hören möchte und noch kein Ticket hat: Hier ein Weg etwas günstiger an ein Ticket zu kommen. Für eine Leserin, die sich das Ticket gar nicht leisten kann, habe ich noch ein Freundinnenticket. Gerne per Mail melden.**


*Aus Gründen der Leserlichkeit verwende ich das generische Femininum. Männer sind natürlich mitgemeint.

**Das Ticket ist weg.

Ein Rant zum Begriff „Maternal Gatekeeping“

Tweet nachträglich ergänzt. Weil er so wunderbar ist.

Neulich habe ich einen tollen, für mich neuen Ausdruck gelesen: Maternal Gatekeeping

Wer den Begriff nicht kennt: Es geht hierbei um die Unterstellung, dass viele Mütter das Thema Kinder und Erziehung so sehr an sich reißen, dass für die Väter gar kein Platz mehr ist, um ihren Part zu erfüllen (z.B. „Väter helfen zu Hause oft auch deshalb zu wenig mit, weil die Mütter ihren Kompetenzvorsprung ausspielen. „Maternal Gatekeeping“ nennen Soziologen dieses Phänomen, und unsere Autorin gibt zu: Da ist durchaus was dran.„.

Ich hab im Anschluss noch die Kommentare auf facebook dazu gelesen und schätze, danach war mein Blutdruck irgendwo in dem Bereich, in dem Comicfiguren Dampf aus den Ohren kommt.

Wenn ich mich so aufrege, ist das meist ein sicheres Indiz dass das vielleicht irgendwas mit mir und meinem Leben zu tun haben könnte. Also habe ich versucht mich zu fragen: Bin ich am Ende einer dieser Gatekeeping Mothers?

Ich gebe zu, als die Kinder jeweils frisch geboren waren, da dachte ich wirklich, ich sei für die Babys wichtiger als der Vater. Ich hatte große Probleme sie aus meinen Armen zu geben. Ich denke viel lag das auch daran, dass ich gestillt habe und zwar nach Bedarf und ich war in Elternzeit, einmal ein Jahr und ein anderes Mal etwas länger. Also einfach verfügbarer.

Sprich, ich habe nicht gearbeitet und habe es als meinen Job angesehen, mich um die Kinder, die Familie, den Haushalt zu kümmern. Irgendwann dachte ich vermutlich, dass ich einiges besser wüsste oder könnte. Meiner Meinung nach hat das aber tatsächlich was mit der Menge der Zeit zu tun, die man mit den Kindern verbringt und natürlich ist es auch einfach eine Sache der Übung. Das hat für mich nichts wertendes. Wenn ich nie Löcher in die Wand bohre und ein anderer das schon seit Jahren macht, ist es relativ wahrscheinlich, dass der andere die Löcher präziser bohrt, dass er weiß wie groß sie sein müssen und welchen Dübel man mit welcher Schraube verwendet. So ist das bei den Kinderthemen auch. Zweihundert Mal Windeln gewechselt und Kind an und ausgezogen, das ist was anderes als wenn man das zehn Mal gemacht hat.

Die Kinder kamen in den Kindergarten und ich ging wieder arbeiten. Teilzeit. Teilzeit deswegen, weil es meiner Meinung nach nicht möglich ist, all die Termine und ToDos zu erledigen, die man mit Kindern so auf der Agenda hat. Elternabende, Vorsorgetermine, normale Arzttermine – ja selbst schnöde Spielplatzverabredungen sind nicht möglich, wenn ich von 8 bis 17 Uhr arbeite (8 Std plus Mittagspause) und je 40 Minuten Arbeitsweg habe.

Mit dem Wiedereintritt in den Beruf hätte ich mir die Familienarbeit gerne geteilt. Meine Idealvorstellung (sofern man sich das finanziell leisten kann) wäre: Vater und Mutter arbeiten Teilzeit und zwar zeitversetzt. Jeder macht alles. Man wechselt sich beim Holen und Bringen ab. Man teilt sich die Kranken und Schließtage. Geht abwechselnd zum Elternabend, abwechselnd zu den Entwicklungsgesprächen, zu den Vorsorgeterminen. Einmal kauft der eine Partner mit den Kindern Schuhe oder Regenhosen – mal der andere.

Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umschaue finde ich dieses Modell genau zwei Mal. Zwei Mal von gefühlten fünfzig.

Sind das – bin ich – sind wir alle Gatekeeping Mothers?

Nein? Ja?

In der facebook Diskussion schrieb eine Dame: „Man muss die Männer eben rechtzeitig einbinden! Man kan nicht hinterher jammern, wenn sie sich nicht interessieren und nicht mitmachen.“

Leider bekomme ich da schon ein leichtes Würgegefühl. Die Mutter muss den Vater einbinden? Warum? Ist das auch ein Kind? Sind Männer/Väter nicht zufällig auch Erwachsene? Könnte es nicht so sein, dass die sich gemeinsam mit der Mutter für Kinder entschieden haben? Düfte man da nicht ein natürliches Interesse am eigenen Kind voraussetzen?

Ich habe noch kopfschüttelnd weitere Kommentare und Artikel in der Richtung gelesen. Ich werde das nie verstehen. Ich pauschalisiere jetzt einfach mal ganz platt: Warum fühlen sich so viele Männer nicht berufen die gleiche Verantwortung für ihre Familie, für ihre Kinder zu übernehmen? Warum gehen sie auf ihre Gatekeeping Wifes nicht zu und sagen: Moment mal, liebe Frau! Ich will jetzt auch mal Windeln wechseln? Ich möchte heute auch mal füttern! Ich WILL aber Wäsche waschen! Sorry, aber ICH habe mich schon auf der Liste im Kindergarten zum Frühjahrsputz eingetragen!

Immer sind die Frauen schuld. Immer. Selbst wenn es um mangelnde Beteiligung der Männer geht. Da sind es nicht die Männer oder Väter, nein! Da sind es die Gatekeeping Mothers. Wenn die nämlich nicht so gierig nach vollgekackten Windeln, stundenlangem Warten beim Notarzt und nach Küche putzen wären, ja dann, dann würden die Papas sich auch beteiligen. So ist das nämlich!

Übrigens, Studien zeigen, dass Gatekeeping Mothers Männer auch wieder miteinbeziehen können. Wenn sie das sensibel tun und ausreichend motivieren und loben, dann gibt es da noch eine Chance: […] encouragement had a more powerful effect on fathers than criticism. „Mothers can close the gate, but they can also open the gate,“

Erstaunlich wie viel Macht wir Frauen so haben. Jedenfalls in Sachen Familienarbeit.

Was Melanie von glücklich scheitern unter den oben verlinkten Nido-Artikel geschrieben hat, ist so wahr: ich wunder mich immer wieder, dass männer sich in familiendingen das ruder aus der hand nehmen lassen. und das, glaub ich auch, oft ganz gerne. schließlich sind sie sonst in sachen durchsetzungsvermögen ja nicht zu knapp ausgestattet…

Ich kann da nur den Kopf schütteln und wenn ich solche Urteile des Bundesgerichtshof lese, dann kann ich gar nicht mehr aufhören damit: Frauen können neben einer Vollzeittätigkeit noch Kinder betreuen, Männer nicht.

„Offenbar sind Frauen nach Ansicht des BGH einfach belastbarer. Noch wahrscheinlicher ist jedoch, dass der BGH bei seiner Entscheidung veraltete Leitbilder zur Berufstätigkeit von Männern und Frauen im Kopf hatte: Männer können sich neben ihrer Vollzeittätigkeit nicht noch um Kinder kümmern, weil sie verantwortungsvolle Jobs haben, in denen sie Überstunden, Dienstreisen und wichtige Besprechungen zu kinderbetreuungsunfreundlichen Zeiten wahrnehmen müssen, schon  weil sie als Familienernährer unter dem Druck stehen, Karriere machen zu müssen. Und Frauen haben Vollzeitstellen von acht bis sechzehn Uhr, weil sie in Jobs arbeiten, in denen sie zwar nicht viel verdienen, aber wo sie pünktlich Schluss machen können, weil sie putzen oder im Callcenter arbeiten.“

Der Artikel ist von 2011. Aber ich glaube das ist völlig egal. Er spiegelt nämlich lediglich das wieder, was in der Gesellschaft eine weit verbreitete Haltung ist.