Schöne Kinderbücher

Gerne lasse ich mich ausführlich darüber aus wie schrecklich ich die meisten Kinderbuchserien finde. Allen voran Conni. Conni das Mädchen, das mich zu Tode langweilt. Conni, Conni, mit der Sch****e im Haar! Kind 3.0 liebte Conni. Ich musste alle Conni-Bücher immer und immer wieder vorlesen.

Ich hab mich immer damit aufgebaut, dass es der Kinderseele gut tut völlig vorhersehbare Geschichten in Dauerschleife vorgelesen zu bekommen. Sie lernen ja erst wie die Welt funktioniert. Wenn sie dann selbst Vorhersagen über die Zukunft, zumindest im Rahmen der Vorlesegeschichte machen können, wenn sie sich also einen stabilen Erwartungshorizont bilden können und dann wirklich eintritt, was sie vorausdenken, dann stabilisiert das das Selbstbewusstsein.

Wie glücklich und dankbar bin ich deswegen, wenn uns Kinderbücher in die Hände kommen, die nicht nur den Kindern beim Vorlesen Freude bereiten. (Eine zuverlässige Quelle für Inspirationen beim Kinderbuchkauf sind übrigens die Empfehlungen von Rike Drust. )

Erst kürzlich wurde uns „Das große Buch vom Räuber Grapsch“ geschenkt und dazu muss ich jetzt unbedingt schreiben. Räuber Grapsch, das sind eigentlich mehrere Bücher, geschrieben von Gudrun Pausewang. Ein Kinderbuchklassiker, wie mir gesagt wurde. Offensichtlich einer, den ich komplett verpasst habe – auch als Kind.

Gudrun Pausewang war mir zumindest ein Begriff als Autorin. Von ihr stammt auch das Buch „Die Wolke„, das ich damals in der Schule gelesen habe und das mich sehr stark beeindruckt und emotional mitgenommen hat.

Zurück zum Räuber Grapsch. Als ich das Inhaltsverzeichnis gelesen habe, bin ich davon ausgegangen, dass mich eine Geschichte nach Art Räuber Hotzenplotz erwartet:

„Der Räuber Grapsch mit seinen zwei Metern Länge und dem struppigen Bart sieht wirklich zum Fürchten aus. Besonders klug ist er nicht, aber dafür sehr stark. Weder Fledermausdreck in der Suppe noch Eiszapfen in seiner Räuberhöhle können ihn aus der Ruhe bringen. Und wenn er Stiefel braucht, dann raubt er sie sogar dem Polizeihauptmann persönlich! Alle Leute haben vor ihm Angst, bis sich eines Tages Olli in seinen Wald verirrt – und sich keineswegs vor ihm fürchtet. Sie wird sogar seine Räuberfrau. Dazu muss er sich aber erst mal bei Ollis Tante vorstellen, was gar nicht gut läuft … Die witzig-skurrilen Geschichten über den furchtlosen Räuber, von Rolf Rettich mit viel Detailfreude illustriert, sind längst ein Klassiker geworden.“

Dass ich ein großartiges Buch über die Liebe, Freundschaft, Verlust und Tod in den Händen halte, das zudem noch sehr, sehr lustig ist, hätte ich nicht gedacht.

Wenn mich Bücher begeistern, dann möchte ich sie gerne anderen Familien schenken. Ich steuerte deswegen Amazon an und bin über eine Rezension gestolpert, die mich sehr amüsiert hat:

anfangs war ich etwas genervt von der heteronormativen darstellung der frau olli, die kaum in der höhle sämtliche hausarbeiten an sich reißt, aber nach und nach wird doch ein bild entworfen von einer sehr ausgewogenen beziehung zwischen den beiden. kein heiteiteibuch, sondern irgendwie erfrischend lebensnah.

Denn genau das trifft auch meine Empfindung. Ohne ein paar Jahre Twitterbeschallung, wäre mir der Begriff heteronormativ um Zusammenhang mit einem Räuberbuch vermutlich nicht in den Sinn gekommen, aber jetzt passt es einfach.

Denn das Räuberbuch dreht sich in großen Teilen um die Beziehung von Räuber Grapsch und einer sehr kleinen Frau namens Olli. Olli ist fasziniert vom großen, wilden und starken Räuber Grapsch. Oberflächlich gesehen erfüllt er alle Männlichkeitsklischees, die man sich denken kann.

Grapsch führt ein freies Räuberleben, jenseits gesellschaftlicher Strukturen und lebt in den Sümpfen in einer Höhle im Wald. Olli ist gefrustet von ihrem gutbürgerlichen Leben, in dem sie als Fabrikarbeiterin tagein tagaus Sparschweinchen bepinselt. Als sie durch Zufall den Räuber Grapsch kennenlernt, fühlt sie sich zu ihm hingezogen, denn er besitzt alles, was sie nicht hat: grenzenlose Freiheit.

Kaum sind die beiden ein Paar, zieht sie zu ihm in die Räuberhöhle und plötzlich muss aufgeräumt werden, die Fledermäuse stören und der Räuber soll bitteschön seinen Beruf an den Nagel hängen und rechtschaffen werden. Wie zu erwarten durchleben die beiden viele Konflikte. Doch was sie beide verbindet ist eine tiefe Liebe, die ihnen ermöglicht die schönsten Kompromisse auszuhandeln.

„Aber Fledermäuse und Sauberkeit, das verträgt sich nicht“, sagte [Olli] eigensinnig.

„Du bist hier nicht mehr bei deiner Etepetete-Tante“, rief [Räuber Grapsch]. „Du lebst jetzt in einer Räuberhöhle!“
„Und warum solles ncht auch saubere Räuberhöhlen geben?“, fragte sie. „Ich will jeenfalls keinen Fledermausdreck in meiner Suppe haben.“
„Dann iss du draußen“, brummte er. „Ich esse drin. Und die Fledermäuse bleiben in der Höhle.“
Es regnete. Olli konnte die Suppe nicht vor der Höhle löffeln. Trotzdem fiel ihr kein Dreck in den Teller, denn sie spannte ein Tuch unter den Fledermäusen aus, genau über dem Tisch. Da konnte nichts mehr fallen. Und sie versöhnten sich wieder

S 50/51

Oh, es klingt so kitschig und spießig, aber es hat mir wirklich das Herz erwärmt wie die beiden immer wieder erkennen, dass sie sich gegenseitig so lieben, weil sie sind, wie sie sind und dass sie versuchen aufeinander zuzugehen, so dass es beiden gut geht. Sie handeln ihre Beziehung aus und wachsen miteinander. Sie lernen ihre Beziehung zu pflegen und wertzuschätzen und überwinden so alle Hindernisse, die das Leben ihnen in den Weg stellt.

Ich mochte auch die Botschaft, dass es nie die EINE richtige Lösung gibt, sondern dass es immer viele Lösungen gibt, auf die man ohne das miteinander reden nie gekommen wäre.

Würde ich jetzt Kind 3.0 fragen, um was es bei Räuber Grapsch geht, würde mir das bestimmt nicht sagen: „Top Beziehungsratgeber!“. Es war einfach amüsiert und gespannt, was der Räuber so erlebt, ob ihn die Polizei schnappt und konnte einige Male einwenden, dass der Grapsch wohl gar nichts von ordentlicher Kindererziehung wisse.

Zugleich kann ich aber versichern, dass sowohl Kind 3.0 als auch ich mehrere Male laut gelacht haben beim Lesen.

[Olli und Grapsch brauchen eine Säge]
„Du, ich hab eine Säge!“
„Geraubt, was?“ sagte sie, ohne sich umzudrehen.
„Was sonst?“, fragte er gereizt. „Es ist sogar eine Motorsäge. Allerdings hängt ein Waldarbeiter dran. Er will die Säge nicht hergeben, was machen wir mit ihm?“
Olli warf einen Blick hinter sich. Tatsächlich zerrte ein finster dreinblickender Mann an der Säge, die Grapsch in den Fäusten hielt. „Ganz einfach“, sagte sie. „Zeig ihm die Bäume, die er fällen soll [und dann lass ihn wieder laufen.] Samt der Säge.

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Auch der Fäkalhumor kommt nicht zu kurz und selbst das Männlichkeitsklischee wird nach und nach aufgelöst. Denn der Räuber wird Vater und bekommt Gefühle:

Als Max Kartoffeln und Rührei auf Grapschs Teller häufte, winkte der Räuber traurig ab und wischte sich mit seinem Bart über die Augen.
„Du hast keinen Hunger?“, rief Max bestürzt. „Dann geht’s dir schlecht. Erzähle! Kratz dir’s von der Seele, Mann!“
Da geschah etwas Unglaubliches: Grapsch, der riesige, haarige Kerl fing an zu weinen. Er weinte so heftig, dass sein Bart troff und das Rührei vom Tisch geschwemmt wurde. Vor Rührung weinte Max mit.“

S. 207/208

Kind 3.0 hat lediglich kritisiert, dass Olli und Grapsch ständig Kinder bekommen, ohne dass ausführlich Sexszenen beschrieben werden. Das sei irritierend, man wird schließlich nicht einfach so schwanger.

Also langer Rede kurzer Sinn: Wer den Räuber Grapsch noch nicht kennt, der sollte ihn kennenlernen.

Nebenbei

Buch: Das Versagen der Kleinfamilie

Versagen der Kleinfamilie Mariam Tazi-Preve
Rezensionsexemplar „Das Versagen der Kleinfamilie“ von Mariam Tazi-Preve

Vor einigen Wochen wurde ich gefragt, ob ich das Buch „Das Versagen der Kleinfamilie“ von Mariam Tazi-Preve lesen möchte. Wie immer in solchen Fällen, habe ich mir die Kurzzusammenfassung durchgelesen und dann, weil es mich tatsächlich interessierte, geschrieben: „Gerne lese ich das Buch, ich kann allerdings nicht garantieren, dass das zeitnah geschieht oder dass ich das tatsächlich schaffe, zu verschriftlichen. Wenn das OK ist, dann schicken Sie mir gerne das Buch zu.“

Tatsächlich habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Sehr stark komplexitätsreduziert geht es um die Feststellung, dass es in der Klischeefamilie der industrialisierten Welt Vater-Mutter-Kind fast unmöglich ist, ohne Burnout oder sonstige Schäden Kinder groß zu ziehen.

Frau Tazi-Preve geht ausführlich auf die Gründe ein und zeigt alternative Lebensformen in anderen Gesellschaften, die besser funktionieren als die landläufigen Klischees des Westens.

Beim Lesen habe ich immer wieder an Susanne Mieraus Ansatz des Online-Clans gedacht, den sie schon 2014 ausführlich geschildert hat. Tatsächlich hat mir mein Leben auch gezeigt: Ohne Hilfe geht es nicht. Vollzeitjob und Kinder miteinander zu vereinigen, ohne eine zweite, dritte, vierte und manchmal sogar fünfte erwachsene Person, funktioniert nicht.

Dabei geht es nicht nur ums organisatorische – wer holt die Kinder ab, wer bringt sie in Kindergarten und Schule, wer kauft ein, wer kocht, wer bringt sie ins Bett – sondern eben um all die Lebenszeit, die man miteinander verbringt jenseits der morgen- und abendlichen Abfertigung, in der man kuschelt, vorliest, sich unterhält, zusammen spielt und Lebenzeit miteinander teilt.

Ganz nebenbei bin ich übrigens auch der festen Überzeugung, dass es für die Seele der Kinder wichtig ist, dass sie nicht ausschließlich die Mutter als erwachsene Bezugsperson haben.

(Ich schreibe hier absichtlich die Mutter, denn im klassischen Versorgermodell, gibt es zwar Väter, die sind aber aufgrund ihrer starken Erwerbszentriertheit leider oft nur mittelmäßiger Ersatz, wenn es um das Thema Bezugsperson geht (vgl. „Liebe in Worten oder die Schönwettervaterschaft“ und „Ich liebe meine Kinder vom Büro aus„)

Ich kann jedenfalls jedes Wort von Tazi-Preve unterschreiben, da ich an der Kleinfamilie grandios gescheitert bin.

In meinem Alltag waren keine Großeltern, keine Geschwister und auch sonst niemand, den ich einbinden konnte UND wollte. (Sich helfen lassen, musste ich auch erst lernen).

Seit einigen Jahren läuft es anders. Neben der gleichberechtigten Partnerschaft, habe ich liebe Freunde und Freundinnen, die z.B. regelmäßig am Nachmittag oder abends die Kinder betreuen, die uns zur Seite stehen, die uns schon eingekauft haben oder sogar Essen vorgekocht haben und uns zum Einfrieren vorbei gebracht haben, die vorlesen, malen, basteln.

Auch hierzu kann ich einen weiteren Blogbeitrag von Susanne Mierau empfehlen: Unterstützung (anbieten) – ohne um Hilfe bitten zu müssen.

Genau diesen Gedanken hatte ich nach dem Zuklappen von Tazi-Preves Buch: Wie kann ich meinen Freundinnen helfen?

Tatsächlich fällt einem schnell etwas ein, das man anbieten kann.

Ein ausführliches Interview mit Frau Tazi-Preve findet ihr bei Mama arbeitet und in der Süddeutschen.

Dort geht es außerdem ausführlich um den Aspekt wie absurd es ist, dass die romantische Liebe und das sichere Aufwachsen von Kindern so eng miteinander verknüpft werden und die Kleinfamilie als Ort der alleinigen Glückseligkeit gesehen wird.

Sehr beschäftigt hat mich auch der Punkt wie entgegengesetzt Arbeits- und Familienleben konnotiert sind. Im Job geht es um Konkurrenzdenken, Kosten-Nutzen-Logik und Profitmaximierung. Im Familienleben hingegen um emotionale Zuwendung und Empathie wichtig.

Das Buch hat in mir vieles zusammengebracht, was mir im Kopf schon lange herumschwirrte:

  • Familie als selbstgewählte Beziehungen sehen (und nicht als Geburts- und Genkonstellation)
  • Hilfe zulassen und selbst anbieten
  • den Kindern zusätzliche Herzensbezugspersonen schenken
  • im Arbeitsleben auch auf Empathie und Beziehungen setzen
  • Konsum reduzieren und kleiner denken (wer keine riesige Wohnung, keinen teuren Urlaub, keine Designermöbel und -klamotten braucht, braucht weniger Geld, muss weniger Arbeiten, hat mehr Zeit etc.)
  • Beziehungen leben (sich Zeit nehmen, nicht auf morgen verschieben, etc.)

Die einzelnen Aspekte auszuformulieren, würde am Ende wahrscheinlich ein weiteres Buch entstehen lassen. Deswegen am Ende nur die Empfehlung: Das Buch lesen und schauen, wo die Stellhebel im eigenen Leben sind.

Buch: Muttergefühle II

Foto: Rike Drust, Stickerei auch

Das neue Buch Muttergefühle. Zwei von Rike Drust habe ich auch gelesen – besser gesagt: durchgekichert.

Im ersten Teil, Muttergefühle. Gesamtausgabe, geht es um den lustigen Gap zwischen dem Leben ohne Kinder und dem mit Kindern und all den Absurditäten, die einem vorher keiner sagt.

Muttergefühle. Zwei beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Frage, warum man – nachdem man nach dem ersten Kind weiß was auf einen zukommt – dennoch ein weiteres Kind möchte.

Rike schreibt wirklich wahnsinnig lustig, schon am Anfang habe ich mich über folgende Passage schlapp gelacht:

[Die Entscheidung zum ersten Kind] fühlte sich nach Freiheit à la Hollywood an: Als wenn man mit einem Cabriolet bei perfektem Wetter einen amerikanischen Highway runterfährt, aufsteht und voller Glück und Abenteuerlust die Arme hochreißt. Beim zweiten Kind würde man lieber sitzen bleiben, weil man inzwischen weiß, dass einem sonst nur Insekten in den Mund fliegen, dass die Wangen vom Fahrtweg unvorteilhaft flattern und es nichts mit sexy zu tun hat, wenn man krampfhaft versucht, sein Gleichgewicht zu halten, wenn das Cabriolet zu schnell um die Kurve braust.

Es ist aber nicht nur der Humor, der das Buch so lesenswert macht. Viel wichtiger sind die dahinter liegenden Fragen. Denn Muttergefühle. Zwei beleuchtet all das, was man geistig zu bewältigen hat:

  • Bin ich jetzt nur noch Mutter? Darf ich eigene Bedürfnisse und Ambitionen haben?
  • Wie ändert sich die Partnerschaft, welche Rolle spielt der Partner, wie findet man sich als (Eltern)paar (neu)?
  • Wie bewahre ich die Nerven, die Geduld, die Liebe? Wie schaffe ich es zu lachen statt durchzudrehen?
  • Wie wirkt eigentlich Politik, wie Werbung auf das Familiensystem, wieso ist Familie nicht Privatsache?
  • Warum soll Feminismus uns kümmern?

Das wunderbare – sie schreibt es im Buch selbst:

Ich lese eigentlich gern in anderen Blogs, aber viele Texte nicht bis zum Schluss. Ich bin nämlich sofort raus, wenn es zu belehrend oder unterschwellig anklagend wird.

– das Ganze funktioniert ohne Zeigefinger und schaut-wie-toll-wir-hier-das-geregelt-bekommen und ist deswegen so lesenswert.

Deswegen: Bitte kauft dieses Buch, verschenkt es damit es verfilmt werden kann. Aber ihr müsst sehr, sehr viele Bücher kaufen, sonst reicht das Verfilmungsbudget nur für Veronica Ferres und Til Schweiger und dessen Kinder und nicht für Elisabeth Moss und Josh Thomas in den Hauptrollen.

Serie: Stranger Things II

Seit 27.10. ist auf Netflix Stranger Things II zu sehen. Ich bin noch nicht ganz durch, aber im Grunde ist Stranger Things II wie Stranger Things I. Ein gigantisches Where’s Waldo der 80er.

Die Story ist ein bißchen egal, zentral ist die Kulisse, die Optik und die musikalische Begleitung und die ist wirklich phänomenal.

Aus jeder Folge könnte man einzelne Standbilder aufarbeiten und dann daraus eines dieser statischen Computerspiele machen, wo man Zeug suchen muss: Finde die David Bowie Schallplatte, finde die Goonies-Referenz, finde das River Phoenix Double, klick, klick, klick, bing, bing bing, Highscore.

Nach drei Folgen will ich mir blonde Strähnchen machen, Lockenwickler ins Haar drehen, die Haare toupieren, zwei Kilo Haarspray reinsprühen, meine alte Zahnspange in den Mund legen, gleichzeitig Kaugummi dabei kauen und noch einmal die Liebe spüren, die ich zu Morten Harket gespürt habe, als ich mit leichter Erregung darauf wartete, ob bei Formel 1 das Take on me Video gespielt wird*.

Das reicht mir für diese Serie schon.

Stranger Things II Mad Max
Wobei ich auch die Mädchen-Charaktere der Serie mag

Serie: The Fall, 3. Staffel

Die ersten beiden Staffeln von The Fall (imdb 8,2) gibts auf Netflix und ich habe mich unter beinahe körperlichen Schmerzen durchgeschaut.

Der Plot ist im Grunde einfach: Es gibt einen Serienmörder, Peter Spector (gespielt von Jamie Dornan**), der von einer Polizistin, Stella Gibson, (gespielt von Gillian Anderson) zu Fall gebracht werden soll.

Das Faszinierende – im Grunde weiß man ab Szene 1 wer der Mörder ist. Ähnliche Serien basieren ja auf der Enthüllung, dem Ungewissen, dem Hin- und Her.

The Fall bezieht seine ganze Spannung aus der Gewissheit und dem Charakterspiel der beiden Hauptprotagonisten.

Und dafür nimmt sich die Serie viel, viel Zeit. Das Erzähltempo ist so langsam, so detailreich, so realistisch, dass es stellenweise nur schwer zu ertragen ist.

Wo andere Serien Spannung durch 543 Schnitte, Verfolgungsjagden und Explosionen erzeugen, nimmt sich The Fall die Zeit das Zucken einer Augenbraue oder das Atmen durch die Nase zu filmen.

Was vielleicht langweilig klingt, erzeugt wirklich unfassbare Spannung, drei Staffeln hindurch, bis in die letzte Einstellung.

Demogorgon
Der Demogorgon ist im Vergleich zu Peter Spector ein liebenswerter Zeitgeselle

*Zugegebenermaßen will ich auch eine Zigarette nach der anderen rauchen und grummelig wie Chief Jim Hopper Donuts essen und ein bisschen mit meinem Revolver rumballern.

**Wenn man zuerst The Fall schaut und dann Fifty Shades of Grey, ist Fifty Shades of Grey beunruhigend beängstigend.

25 Frauen – 25 Vorbilder

Gestern Abend war die Preisverleihung des Edition F 25-Frauen-Awards im Kino International.

Ich bin jetzt mal sehr ehrlich: Ich bin hingegangen weil es eben an diesem Ort war. Ich liebe das Kino International sehr. Es gibt kein schöneres Kino in Berlin (wohlmöglich in der Welt) und im Gegensatz zu den großen Multiplex Kinos, kann man vor dem Film dort zu vernünftigen Preisen ein Getränk zu sich nehmen. Das nur vorweg. Sprich: Ich hatte an den Abend keine Erwartungen. Ich wollte einfach mit meiner lieben Freundin an einem schönen Ort ein bis zwei Getränke zu mir nehmen.

(Hier! Clickbait!) Doch dann kam alles ganz anders!

Am Ende des Abends kam ich nämlich total glücklich und inspiriert nach Hause. Die Verleihung des 25 Frauen Preises war eine großartige Gala mit außergewöhnlichen Frauen in bester Stimmung.

Aber vielleicht doch noch einen Schritt zurück. 25 Frauen: Was ist das eigentlich?

Der 25-Frauen-Award wurde ins Leben gerufen, um Frauen sichtbarer zu machen. Er wurde dieses Jahr bereits das 4. Mal vergeben und stand 2017 unter dem Motto „25 Frauen, deren Erfindungen unser Leben verändern.“

Aus 500 Nominierungen wurde eine Vorauswahl von 50 Frauen getroffen und eine Jury kürte am Ende 25 Frauen, die außergewöhnliches erfunden haben.

(Lest unbedingt die Details zu den Gewinnerinnen und ihren Erfindungen).

Wobei ehrlich gesagt, haben mich gar nicht so sehr die konkreten Erfindungen beeindruckt (wobei, dass man aus Milcheiweiß Textilfasern machen kann, finde ich doch sehr faszinierend oder dass man Plattenbaubeton recyceln kann… na gut und dass es ein System gibt, das Schall eines Lautsprechers um Hindernisse so umlenken kann, dass man direkt dahinter was hören kann, ist vielleicht auch ziemlich beeindruckend…so wie die Waschstraße für Menschen, die schnell und energiesparend dekontaminiert…), sondern die Frauen in ihrer Gesamtheit.

Ich war schon auf vielen, meist sehr, sehr männlich geprägten Veranstaltungen, wo irgendwelche Anzugträger auf der Bühne standen und sich beim Reden selbst gefallen haben, während sie von einem männlichen Moderator interviewt wurden, der sich selbst auch sehr toll fand.

Ich beschreibe hier ein Klischee, das ist wahr – aber eben eins, das oft zutrifft.

Der Abend im International war völlig anders. Die Moderatorinnen selbstbewusst, aber tiefenentspannt und selbst der obligatorischen Danksagung an die zahlreichen Sponsoren der Veranstaltung konnte man gut zuhören.

Die Gewinnerinnen hatten einen beeindruckenden Altersrange (v.a. die jungen Frauen hätte ich mir gerne gepackt und auf die Schulen verteilt, damit die Mädchen gerade für die MINT Themen so großartige Vorbilder haben) und hatten alle was zu sagen. Nicht nur blablablanlub und schaut mal wie toll ich bin.

Die Stimmung war hervorragend. Als z.B. Alice Merton auftrat, dachte ich noch: Mann, die armen Musikerinnen, die vor Sitzpublikum auftreten müssen und sich die Seele aus dem Leib singen und dann bewegt sich niemand. Aber neeee! Irgendwo kreischte und jubelte es und plötzlich tanzte und klatschte (liebes Mitpublikum, ich verzeihe euch das Mitklatschen auf 1 und 3) der ganze Saal.

Man kam total leicht mit anderen Frauen ins Gespräch (ich bin sonst die totale Smaltalkversagerin) und alle Gespräche waren von Wertschätzung und Offenheit geprägt.

Ich wurde einige Male für mein Blog angesprochen und war kurz davor in Tränen auszubrechen, weil ich das Gefühl hatte, ich Wurm zwischen all den unglaublich tollen Frauen und dann flattert mir eine Art Wertschätzung entgegen, die mir wirklich das Herz aufgehen ließ.

Es war einfach ein wunderbarer Abend für den ich mich wirklich bedanken möchte. Es fühlt sich so gut an zwischen all den phantastischen Frauen zu sein und zu denken: Ja! Das sind die Menschen, die ich sehen will, das sind die Menschen, die ich meinen Kindern zeigen will, ich will, dass sie sich inspiriert und ermutigt fühlen, dass sie auch denken: Meine Idee ist super, da setze ich mich jetzt einfach mal ein paar Nächte hin und bastle was und selbst wenn es nicht funktioniert, dann bin ich nicht gescheitert sondern dann habe ich eine Erfahrung gesammelt und neues Wissen aufgebaut, das mir später weiterhilft.

Ich habe körperlich gespürt, dass es etwas total anderes ist physisch zwischen so einer großer Menge Frauen zu sein als im Internet mal den ein oder anderen Artikel über inspirierende Frauen zu lesen.

Es braucht die Sichtbarkeit, es braucht die Vorbilder für die kommenden Generationen und auch für mich und meine Generation.

Es hilft nicht zu wissen, ah eine einzelne Frau im Vorstand, ah eine weibliche Ausnahmeerscheinung in der Techszene, ah eine Physikerin, die bahnbrechendes erfunden hat.

Man muss diese Frauen SEHEN! Im Alltag. In den Medien! Auf Podien. Man muss sie hören.

Wie gesagt: v.a. die jungen Frauen waren so toll in ihrer „einfach machen, wenn man da Bock drauf hat“-Attitüde. Mein Gott, habe ich da gemerkt wie alt ich bin. Was ich für eine elendige Bedenkenträgerin bin und wie ich mich manchmal auch selbst blockiere. All die ja-abers.

Es gab übrigens auch ziemlich fette Goodie-Bags. Und ich weiß natürlich geschenktes Gaul und so, aber damit ich ganz am Ende einen Verbesserungsvorschlag in all der Lobhudelei gemacht habe: Wie cool wäre denn zum Forscherinnen und Makerinnenthema, wenn da ein Sponsor dabei gewesen wäre, der sowas anbietet wie ein Hardwarehacking-Einstiegsset oder einen kleinen Chemieexperimentierbaukasten. Ich freue mich wirklich über schöne Lippenstifte (wirklich), aber kann es sein, dass es schon öfter Thema war, dass zu einem Tech/Mathe/Physik Event bestimmte Giveaways nicht noch besser passen würden?

Insgesamt großen Dank an das Team von Edition F und meinen Glückwunsch an die Gewinnerinnen:

Patricia Asemann,u.a. Jugend forscht Gewinnerin
Katrin Bermbach, Nora Blum, Farina Schurzfeld, Gründerinnen Selfapy
Melanie Blokesch, Grundlagenforscherin zu Cholera
Anke Domaske, Gründerin QMilk
Maria Driesel, Gründerin Inveox
Monika Fleischmann, Medienkünstlerin
Pia Frey, Mitgründerin Opinery
Susanne Friebel, Gründerin Phoneon
Marcella Hansch, Erfinderin von Pacific Garbage Screening
Sonja Jost, Mitgründerin DexLeChem
Seira Kerber, Erfinderin X-Wash
Sabine Kroh, Gründerin Call a Midwife
Linda Kruse, Co-Founder The Good Evil
Johanna Ludwig, Co-Founder Akvola
Konstanze Marx, Cybermobbingexpertin
Marion Merklein, Fertigungstechnologin
Angelika Mettke, Erfinderin des Plattenbaubetonrecyclings
Cordula Nussbaum, Coach
Mai Goth Olesen, Erfinderin Meal-Saver
Katrin Reuter, Erfinderin von Trackle
Heike Riel, IBM Fellow
Julia Schröder und Theresia Uhrlau, Entwicklerinnen von Yuma
Julia Shaw, Kriminalpsychologin
Judith Springer, Gründerin Fine-Deodorant
Lia Magdalena Weiler, Co-Founder Glow

Eigenwerbung macht schön

Es stapeln sich die Dinge, die ich endlich mal verbloggen wollte. So z.B. alles, was irgendwie auch im weiteren Sinne unter Eigenwerbung fällt.

Zum Beispiel ein Artikel in der Wirtschaftswoche online, der mich und einige andere Autor:innen befragt hat, wie man eigentlich vom Blog zum Buch kommt: „Bücher aus Blogs: Aus dem Internet aufs Papier„.

Oder den Teil im Eltern ABC Podcast, bei dem ich mitgewirkt habe: „Ich musste mich vom Perfektionismus verabschieden

Der Podcast gehört thematisch zum Buch: Überraschung – 150 Eltern packen aus: Die grössten Herausforderungen und besten Strategien, damit Elternschaft gelingt und ist geschrieben von Sara und Peter Michalik (Familientherapeutin und Paarberater aus der Schweiz), die im Alltag immer wieder festgestellt haben, dass sich die Elternnöte hinter der heilen Welt Fassade doch immer wieder sehr ähnlich sind. Allein diese Erkenntnis („Ich bin nicht alleine“) hilft vielen Eltern. Das Buch zeigt 150 konkrete Auswege. Denn meistens gibt es nicht die eine richtige Lösung.

Der Podcast ist eine Erweiterung des Buchs und gibt Eltern einen Einblick in das Familienleben anderer Eltern – ganz ähnlich wie es Elternblogs tun.

Apropos Podcast: Ich bin ich ja auch noch Teil des erratisch erscheinenden Gemeinschaftspodcasts „Der Weisheit“. Da gibt es wieder eine neue Folge: Diebstahl, Steuer und anderer Terror.

Mit Bilderbuch und Touchscreen

Ganz zum Abschluss möchte ich noch eine DVD empfehlen. Sie heisst „Mit Bilderbuch und Touchscreen“ und kostet 15 Euro. Ich durfte bei diesem Projekt mitmachen, was mich sehr gefreut hat, denn es beschäftigt sich (endlich mal) undogmatisch mit der Frage wie das digitale Leben das Familienleben beeinflusst und wie Eltern damit umgehen.

Die Beschreibung hierzu lautet:

Der Film orientiert sich an der Lebenswelt der Kinder und begleitet Familien auf ihren individuellen Wegen durch die Vielfalt analoger und digitaler Medien. In dokumentarischen Beobachtungen, Interviews und Trickfilmsequenzen werden praktische Anregungen gegeben, wie ein gesundes, am Wohl des Kindes orientiertes Aufwachsen mit Medien gelingen kann.

Der Film richtet sich in erster Linie an Eltern. Weitere Zielgruppen sind pädagogische Fachkräfte sowie Auszubildende und Studierende. Es werden Antworten unter anderem auf folgende Fragen gegeben: Welche Medien sind in welchem Alter angemessen und wieviel Medienzeit ist sinnvoll? Wo können Medien die Entwicklung unterstützen und auf welche Weise können Kinder vor Gefahren durch Medien geschützt werden? Was heißt es, Kindern Medienkompetenz zu vermitteln? Wie nutze ich selbst digitale Medien und was lebe ich damit vor?

Tatsächlich ist der Film aber eher beschreibend als belehrend. Mir hat das sehr gut gefallen, weil er auch viele Facetten darstellt.

Es gibt davon auch in Form von sieben Kurzfilmen für Fachkräfte eine Variante mit dem Titel „Aufwachsen in der Medienwelt“ – diese DVD ist in limitierter Auflage für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonal kostenfrei über die Geschäftsstelle der Deutschen Liga für das Kind erhältlich.

Ach, eine Sache fällt mir noch ein: Im nächsten Monat erscheint ein Text von mir in der emotion slow, die ich bislang noch nicht kannte. Ich habe mir zwei Magazine mal durchgelesen und fand sie sehr angenehm. Mir wurde auf keiner Seite gesagt, was ich alles machen muss um schöner, erfolgreicher und schlanker zu sein.

Auf die Ohren

img_9799Irgendwann habe ich Podcasts für mich entdeckt. Das Bücherlesen ist mit den Kindern leider fast aus meinem Leben verschwunden. Sicherlich eine Frage der Prioritäten – an der Zeit liegt es nicht. Ich glaube, ich habe drölzigtausend Stunden mit Serien verbracht.

Aber irgendwie beanspruchen Bücher eine andere Art von Aufmerksamkeit. Wenn die Kinder abends pennen, dann bin ich völlig matschig und wenn ich nicht gleich einschlafe, schaffe ich es gerade noch eine Serie zu starten.

Ich bin deswegen auch nicht böse, wenn mir Leser:innen meines Buchs freudig mitteilen, dass es bei ihnen im Bad neben dem Klo liegt. Das heisst für mich nur, dass mein Buch elternkompatibel ist. Ein, zwei Geschichten bekommt man im Alltag hin und dann gehts weiter. Ohne dass man sich fragt: „Hm? Wer war das nochmal? Und wie hängt der mit der zusammen? Und äh wessen Kinder ähhh?“

Was auch gut geht sind Podcasts. Tatsächlich aber nicht nebenher sondern direkt auf die Ohren beim Staubsaugen zum Beispiel oder wenn ich Wäsche aufhänge. Das liebe ich echt. Staubsaugen mit Kopfhörern. Ein Traum. Innerlich fühle ich mich ganz harmonisch, irgendwie abgeschnitten von allem und dann blicke ich hoch und sehe (seelisch in Zeitlupe) wie die Kinder sich Stofftiere um die Ohren hauen.

Ich höre selbst gerne den Lila-Podcast, dort werden aktuelle Themen oder Phänomene der Twittertimeline und aus den Nachrichten aus feministischer Perspektive besprochen. Unaufgeregt, sachlich und ich erhalte viele, neue (Denk-, Lese-, Hör-) Anregungen.

Gleichgerne höre ich den Leitmotiv Podcast, der sich in den einzelnen Episoden intensiv mit einer Gästin beschäftigt. Die letzte Folge ist ganz schön lange her… fällt mir da auf.

Ich habe mal in meine Timeline gefragt, was es an elterntauglichen Podcasts so gibt und folgende Antworten erhalten, die ich jetzt mal teile, bevor ich sie selbst alle durchgehört habe:

Da gibt es den „Daddies in Distress Podcast„. Angeblich ein Podcast für Väter. Hab’s aber schon ausprobiert: Als Mutter fallen einem beim Zuhören nicht die Ohren ab.

Das Schlaulicht ist ein Podcast für Kinder von 7 bis 99, in dem einzelne Phänomene unter die Lupe genommen werden. Es geht z.B. um Superhelden, Kohle, Star Wars, Gruseln, Haustiere und Werkzeuge.

Der Radiorebell Podcast: Hier spricht ein Vater mit seinem Sohn Jay-Jay und beschreibt den gemeinsamen Podcast so: „Der Blickwinkel meines Sohnes ist oftmals ein anderer. Nicht schlechter. Nicht besser. Anders.
Das ist für mich manchmal sehr lehrreich, frustrierend, euphorisierend und niederschmetternd, für Ihn aber durchgehend amüsant, hilfreich und spaßig. […]“

Sehr oft empfohlen wurde mir: The Longest Shortest Time – beschrieben als „The parenting show for everyone. Hosted by This American Life contributor and author Hillary Frank.“

Der Kidz-Podcast: „Alles rings um Kinder. Ob Pflegekinder, Menschen, die mit Kindern arbeiten, pädagogische Konzepte und Ideen rund um das Leben mit Kindern.“

Und genauer vorstellen werde ich demnächst den Eltern ABC Podcast aus der Schweiz, bei dem ich neulich mitgemacht habe.

Völlig unbekannt war mir bislang die Podcast Suchmaschine fyyd.

Wenn ihr weitere Tipps und Empfehlungen habt, freue ich mich über eure Kommentare. Vor allem dann wenn es um die Mütterperspektive geht. Die scheinen beim Podcasten noch nicht ganz so stark vertreten zu sein, scheint mir.

Alles außer Conni

Jeden Abend bettle ich darum, die Bücher vorlesen zu dürfen, die ICH toll finde. Meistens war ich aber nicht lieb genug und muss lesen, was die Kinder wollen.

Ganz ehrlich, wenn es Conni ist, hab ich noch Glück gehabt. Denn meistens wollen die Kinder, dass ich aus einem Lexikon vorlese oder Foreneinträge zu bestimmten Fragen, die sie haben.

„Wie wird Glas gemacht?“

Dann kommen in den Erklärungen Worte wie Kalknatronglas vor oder Natriumcarbonat und Pottasche. Und dann muss ich natürlich Pottasche erklären und dann steht da als Beschreibung, dass Pottasche Kaliumcarbonat ist und dann… naja, Sie verstehen schon. Eine unendliche Kette von Fragen. Wenn ich dann denke, dass die Kinder endlich schlafen, kräht Kind 3.0 plötzlich aus dem Bett: „KARBO-WIE HEISST DAS NOCHMAL???“.

Ab und an, wenn die Kinder sehr gütig eingestellt sind (z.B. weil ich Geburtstag habe), dann holen sie Bücher, die ich richtig gerne lese.

Das ist mir neulich wieder aufgefallen.

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Ich liebe z.B. Wanda, das Tanzschwein (Amazon Werbelink).
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Wanda ist ein Schwein, das gerne tanzen möchte. In der Ballettschule wird ihr gesagt, dass sie nicht der Körpernorm entspricht und deswegen gleich wieder abdampfen kann.

Wanda ist todunglücklich und weint. Ein Pinguin hat Mitgefühl und spricht sie an. Es stellt sich heraus, dass er einen Verwandten hat, der Stepptänzer ist. Dieser nimmt sich Wanda an und sie stellen fest, dass sie großes Talent hat.

Wanda lernt u.a. auch noch Flamenco und Bauchtanz. Alle haben Spaß und es wird immer deutlicher: Wanda ist das größte Tanzschwein der Welt!

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Auch sehr wunderbar finde ich Berta, die Baggerfahrerin (Amazon Werbelink).

Da geht es um eine Frau, die gerne Bagger fährt und durch ihr Talent das Geschäft von Peter Buddel rettet.

Das Buch ist so schön, weil es so viele hübsche Details hat. Zum einen natürlich die Baggerfahrerin und dann auch dass sie ihren Namen vor den Namen von Peter Buddel schreibt als sie Partnerin wird und das Geschäft dann „Berta & Buddel GmbH“ heisst. Schließlich rettet sie ihn vom Bankrott.

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Sehr herzerwärmend Die Grille und der Maulwurf (Amazon Werbelink) von Janosch. Ein Mini-Büchlein gegen den Turbokapitalismus* (wenn ich mal sehr überinterpretiere).

Eine kleine Grille hat den ganzen Sommer über für andere Tiere gefiedelt und sich nicht um ihre Wintervorräte gekümmert. Als der Schnee kommt, will sie niemand aufnehmen, schließlich hat sie ja nichts geleistet. Selbst die Tiere, die viel mehr haben, als sie selbst brauchen, wollen nicht teilen.

Nur der Maulwurf, der sich gut an sie erinnert, weil er aufgrund seiner Fehlsichtigkeit ihre Musik besonders zu schätzen weiß. Er bittet sie bei ihm zu bleiben und sie teilen, was sie haben. Die Grille und er machen „sich ein schönes, warmes Leben zusammen“. Sie lesen Waldzeitung und trinken Blauweerwein und kochen sich Krautsuppe und zwei Erbsen mit Speck.

Ich bin jedes Mal richtig gerührt, wenn ich das Buch lese und möchte mit meinem Freund auch wie Maulwurf und Grille leben.

Leider sind die Büchlein schon älter und nur gebraucht zu haben (Ursprünglich kosten sie jeweils 99 Cent, weil sie eben sehr klein sind). Aber mit etwas Glück, vielleicht mal am Flohmarkt, fallen sie euch vielleicht in die Hände!


*Wie ironisch, dass es das Buch nur zum 12 fachen Preis gibt derzeit :'(

Super-Papa nano auf 3 Sat

Am 18.5. lief auf 3Sat die Sendung „Super-Papa“ (30 min). Abgesehen vom Titel eine schöne Zusammenfassung zum Thema „moderne Väter“.

Aufgezeigt wird die Kluft zwischen wollen und tatsächlich umsetzen. Was 9 von 10 Männern wollen, tut am Ende nur einer: In Teilzeit arbeiten, um für die Familie da zu sein (und dann zum größten Teil mit einem 80%-Model).

(Ein bisschen süß sind die Passagen, in denen gesagt wird: Sie ist zwei Tage für die Kinder da, er einen (zwei Tage der Hort), sie macht den Haushalt … Wäsche waschen und so … er die Steuererklärung und ja, sie sind gleichberechtigt.)

16% der Väter gelten als überdurchschnittlich engagiert – viele davon haben ihr Arbeitspensum reduziert.

Interessant in diesem Zusammenhang das Projekt Teilzeitmann in der Schweiz, das Firmen und Einzelpersonen aufzeigen möchte, wie sich Teilzeit umsetzen lässt.

(Interessanterweise gehts nicht ohne Superheld-Metapher… im Clip dann aber sehr schön unspektakulär und ermutigend.)

Größtes Hindernis in Richtung Teilzeit ist laut Bericht nicht der Verzicht auf Geld oder Karriere (der mit Teilzeit leider verbunden ist) sondern dass die meisten Männer sich und ihre Männlichkeit noch über den Beruf definieren. Obwohl Frauen (mit)verdienen sehen sich viele Männer als Hauptversorger. Der Beitrag stellt heraus, dass Teilzeit

  • gut für die Gesundheit,
  • gut für die Bindung zu den Kindern und
  • gut für die Beziehung ist.

Der Rest der Sendung beschäftigt sich mit der Frage, ob es eine Korrelation zwischen hormoneller Ausstattung und Vatertyp gibt (angeblich ja) und in welcher Konstellation Männer besonders zufriedene Väter sind (in traditionellen Kernfamilien sind die am glücklichsten, als Alleinerziehende sind sie am gestresstesten).

Abschließendes Zitat „Wenn die Väter nicht erst präsent sind, wenn es ums Fußballspielen geht (sondern auch schon im 1. Lebensjahr), dann können sie eine absolut gleichwertige Bindung zu den Kindern aufbauen wie Mütter.“

Der Beitrag stellt auch heraus das Mütter mitverantwortlich sind und den gewillten Vätern auch den Säugling in den Arm drücken müssen (wobei mir in bestimmten Konstellationen immer noch schwer fällt mir vorzustellen, wie Mütter sich gegen Beteiligung wehren, z.B. mitten in der Nacht, wenn das Baby schreit: „NEIN! STEH NICHT AUF! ICH MACH DAS!“ oder morgens um 5 Uhr: „NEIN, LASS DAS! ICH will mit dem Kind aufstehen, immer!!!“ aber gut, anscheinend gibt es das).


Durch Hinweis in den Kommentaren auf eine weitere Sendung gestoßen: „Von Männern und Vätern„.

Hat mir sehr gut gefallen, weil eher deskriptiv und nicht so verallgemeinernd und ganz am Ende kam ein Gedanke, den ich auch schon oft hatte: Ein Vater bedauert, dass er die Kinder und die eventuell entstehenden Enkelkinder und deren Kinder nicht mehr begleiten können wird.

„Ich hab zu meinen Gefühlen gefunden, durch die Geburt und das Leben mit meinen Kindern, weil es eben jeden Tag, immer wieder ein Überprüfen von allem ist und man muss sich alles bewusst machen […] im Guten wie im Schlechten – es ist immer mit Arbeit verbunden und mit einer ständigen Arbeit an einem selber.

Wenn mein Leben aus ist, dann solls so sein, meine Angst ist ganz anders begründet, dass ich einfach irrsinnig gerne Zeuge wäre von dem ganzen Leben, das macht mir echt zu schaffen […] ich weiß, dass es seine Richtigkeit hat, aber ich würde gerne wissen, ob sie selbst Kinder kriegen, würde gerne wissen, wie sie ist mit 60 und wie ihre Kinder wieder sind, das ist dieser Kreislauf, der nie aufhört und was richtig dabei rauskommt, das kannst nicht mittkriegen…“

Linkempfehlungen

Diese Woche hatte ich einige Tage kinderfrei. Das hat mir die Möglichkeit gegeben brav meine ganze aufgeschobene Hausarbeit nachzuholen und dabei Podcasts zu hören und viele Artikel im Internet zu lesen. Einige davon möchte ich teilen:

Lila Podcast über Sex

Barbara und Katrin sprechen über Sex und was da in unserer Gesellschaft falsch läuft. Ich stimme bei vielen Sachen zu und wie beim Thema Selbstliebe (irgendwie hängt das ja zusammen), würde ich mir wünschen, dass bei meinen Kindern rund 15 Jahre früher der Groschen fällt.

Lila Podcast Teil 52: Die besten Pornos laufen in unserem Kopfkino

Krachbumm über schmerzende Muttertage

Diese Woche kam wieder der Krachbumm-Newsletter. Wer ihn noch nicht abonniert hat – nachholen. Es fällt schwer einen der vielen Links rauszufischen und hervorzuheben, denn ich finde in der Regel alles interessant.

Nahe ging mir der Beitrag zum Thema Muttertag, der hinter die heile Welt Fassade zu den (erwachsenen) Kindern schaut, die nicht mit einer Mutterfigur aufgewachsen sind, wie man sie sich vielleicht wünscht. Nichts für zarte Gemüter ist der darin verlinkte Beitrag von essentialunfairness „Freiwillig verwaist“ – aber auch das ist Realität und sollte nicht unausgesprochen bleiben.

Über Vaterschaft

Seit ich mich über offensive Väter und die Spitzenväter aufgeregt habe, bin ich auf der Suche nach „guten Vätern“. Nach Vätern, die nach meinen höchst subjektiven Bewertungskriterien vorbildhaft sind. Ich habe deswegen diverse Google Alerts laufen und durchforste Twitter immer wieder nach Stichworten wie „Vaterzeit“ oder „Elternzeit Mann“ und werde ab und an fündig.

In „Warum ich mit meinen Kindern lieber am Spielplatz bin“ z.B. schreibt ein Vater warum er sich für die Elternzeit und gegen seine Arbeit entscheidet. Der Text hat mich sehr berührt. Ich habe ja die These, dass die meisten Männer das nicht können, weil die 60-Stunden-Woche, der Büroanwesenheitskult und das Karriereideal so sehr zu ihrer Definition von Männlichkeit gehört, dass sie nicht davon ablassen können.

Entgegen all ihrer guten Vorsätze und Gedanken siegt am Ende eines jeden Tages doch immer wieder das Büro. Nicht so hier:

Bei jeder Wahl entscheide ich mich für etwas. Aber ich entscheide mich auch bewusst oder unbewusst gegen etwas

[…]

Wenn ich wählen würde, dass meine Kinder mich nur eine Stunde vor dem Einschlafen sehen, würde ich gleichzeitig – bewusst oder unbewusst – wählen, dass meine Kinder mich den Rest des Tages nicht sehen.

[…]

Du hast keine andere Wahl? Der Ratenkredit für das »Eigenheim« muss bedient werden? Das neue Auto will bezahlt sein. Wer aber hat das Auto gekauft? Wer hat sich den Darlehensvertrag unterschrieben? So schwer es fällt, sich das einzugestehen: Unser Leben besteht zum überwiegenden Teil auf Entscheidungen, die wir selbst irgendwann getroffen haben.

[…]

Ich selbst messe mich an »meinem« kategorischen Imperativ: Handle nur so, wie Du es selbst erleben wollen würdest. Ich für meinen Teil hätte es schön gefunden, wenn mein Vater immer da gewesen wäre – anstatt auf der Arbeit zu sein, um Karriere zu machen.

Und ja, ich habe gelesen, dass es hier um einen Selbständigen geht und nein, ich glaube nicht, dass die es einfacher haben und mal abgesehen davon, auch den Arbeitgeber sucht man sich selbst aus.

In der aktuellen Weisheit spreche ich übrigens über ein anderes Beispiel: Einen Beitrag in einer Väterzeitschrift, die in der ersten Ausgabe unerträglich war und jetzt zumindest insgesamt OK zu lesen war. Es gab dort sogar einen Beitrag, der mir sehr gut gefallen hat. Hier sprechen Männer einfach über ihre Teilzeitarbeitsmodelle und wie sie das für sich und ihre Familien nutzen.

Schön zum Thema Väter passt auch die Buchankündigung „Swedish Dads“

This photo essay is based on portraits of dads who belong to that small percentage who choose to stay at home with their child for at least six months.

With this project, I want to find out why these men have chosen to stay at home so much longer than the majority of Swedish dads. What has it done for them, how have their relationships with their partner and their child changed, and what expectations did they have before taking parental leave?

Was die Bilder zeigen: wunderbar, völlig unspektakuläre Alltagsszenen und genau das finde ich so schön. Elternsein ist nicht spektakulär – auch nicht für Männer. Es ist einfach Alltag – meistens ohne Applaus, Dank und Pressemeldung.

Auch in den USA, die strukturell sehr weit hinter den europäischen Möglichkeiten von Elternzeit stehen (wir reden hier über durchschnittlich 2 bis 6 Wochen!), zeigt sich langsam, dass es für alle einen Vorteil bringt, wenn Väter in Elternzeit gehen „Daddy Track: The Case for Paternity Leave„:

It makes men more involved at home, women more involved at work, and workplaces friendlier for all parents.

[…]

But here’s what men may not realize: While paid paternity leave may feel like an unexpected gift, the biggest beneficiaries aren’t men, or even babies. In the long run, the true beneficiaries of paternity leave are women, and the companies and nations that benefit when women advance. In October, the World Economic Forum released its latest global gender-gap report, showing that countries with the strongest economies are those that have found ways to further women’s careers, close the gender pay gap, and keep women—who in most nations are now better educated than men—tethered to the workforce after they become mothers. One strikingly effective strategy used by the highest-ranking countries is paternity leave, which, whatever else it may accomplish, is a brilliant and ambitious form of social engineering: a behavior-modification tool that has been shown to boost male participation in the household, enhance female participation in the labor force, and promote gender equity in both domains.

Ich bin auch auf ältere Beiträge zum Thema Vaterschaft gestoßen, die meiner Meinung nach immer noch aktuell sind. Es geht z.B. um den Beitrag „Land ohne Väter“ aus dem Demografie-Blog. Der Beitrag ist von 2012 (!), allerdings enthält er einige sehr wichtige Aspekte. Nachdem die Zahlen genannt sind, kommt natürlich der Hinweis, dass ja viele Männer gerne mehr beitragen wollten, durch die Rahmenbedingungen aber nicht können.

Die Zahlen belegen, dass die Umsetzung von Gleichberechtigung in unserem Land weiterhin eine Katastrophe ist. Mit Blick auf die Männer wird sehr gerne der Soziologe Ulrich Beck zitiert: Das starke Geschlecht zeige „verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre“. Klingt einleuchtend, so einfach ist es aber nicht.

Ich glaube nicht, dass Männer nicht mehr beitragen wollen. Es gibt nur sehr vieles, was sie daran hindert: Der Chef, die Angst, die Familie nicht ernähren zu können (und dies als Mann tun zu müssen), die Sorge, vor den Freunden als Weichei dazustehen,… Letztlich ist der Umbruch, den wir wollen, wenn wir mehr Geschlechtergleichheit fordern, ein tiefgreifender kultureller Umbruch.

Die Frage muss also sein, wie wir die Kultur weiter entwickeln.

Hinter den letzten Satz möchte ich hundert Ausrufezeichen setzen. Und dann möchte ich so wie ich es bei The Good Wife oft wollte, wie ein Seelöwe in die Hände klatschen:

Als Mann frage ich mich: Jungs, sollten wir nicht ein bisschen beherzter selbst definieren, was Männlichkeit für uns in diesem Zusammenhang bedeutet? Könnte dazu nicht auch der Mut gehören, den Chef vor vollendete Tatsachen zu stellen, und so viel Vaterzeit zu nehmen, wie wir wirklich wollen? Und wenn der Arbeitgeber uns wirklich rausschmeißen sollte, weil wir Papa werden: Das Selbstbewusstsein uns zuzutrauen, einen neuen, vielleicht noch besseren Job zu finden (weil wir nämlich wer sind und was können)?

Gerne gelesen habe ich auch den Lessons Learned Beitrag eines Vaters, der sechs Monate in Elternzeit war. Er resümiert:

Paternity leave has been an amazing experience, and I recommend it highly. Traditionally, fathers are expected to support their child by financial means: going to work and bringing home cash. The truth is, newborns are not expensive. Taking care of your baby is an experience worthy of a short-term cut in salary. For me it was inspiring, lonely, invigorating, frustrating, wonderful and stressful all at the same time.

Mir gefällt hier der Vergleich, der zwischen Elternschaft und Laufen gezogen wird. Der Autor schreibt, alles was Väter so nebenher machen, wenn sie abends von der Arbeit kommen, gleicht eher einem Sprint. Wenn man dann aber wirklich Vollzeit und alleine für das Kind verantwortlich ist, dann fühlt es sich eher an wie ein Marathon. Dabei betont er, dass einen Marathon laufen etwas anderes ist, als vom Sofa aus einen Marathon im Fernsehen zu beobachten. Ein großartiges Bild, denn ich glaube, viele Männer, die diese Erfahrung nie machen, summen leise im Kopf „Das bisschen Haushalt…“(aka „Das bisschen Marathon…“) und fragen sich, warum ihre Frauen abends eigentlich immer so erschöpft sind, wo sie doch nur mit den Kindern abhängen.