Euch ist ja nichts gut genug!

Im Zusammenhang mit meinen Gedanken zum Thema Gleichstellung, höre ich oft: „Euch ist ja nichts gut genug. Egal wie man sich anstrengt, es reicht nicht.“

Deswegen teile ich mal einen Werbevideospot, der mich wirklich bewegt hat, weil ich finde, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten (Werbung, Fokus Waschmittel) alles richtig macht.

Zuerst: Der Gedanke ist #ShareTheLoad und nicht #HelpYourWife

Ihr erinnert euch an „You should have asked, wo es um den Mentalload geht? und an meinen Evergreen von Katjaberlin:

Es wird ausserdem auf die übliche Heldenmetapher verzichtet. D.h. oft ist es ja so, dass wenn Männer sich am Haushalt oder an der Erziehungsarbeit beteiligen, dass es nicht geht ohne irgendeine Daddy-Hero-Metapher und dass es dann schnell kompetitiv wird. Väter sind dann plötzlich die besseren Mütter und auch im Haushalt einfach männlich strukturiert und zielgerichtet.

Der Vater sagt: Ich werde bestimmt nicht mehr König der Küche, aber mit der Wäsche kann ich jetzt ja mal anfangen.

Die Worte des Vaters wirken reflektiert, er hat festgestellt, dass er selbst ein schlechtes Vorbild war und er sagt, dass der am Sofa sitzende Ehemann wahrscheinlich einfach auch keine guten Vorbilder hatte.

Darauf könnte man sich ausruhen. Ist halt so. Mann und Frau – so ist die Aufteilung – seit Hunderten von Jahren.

Oder was ja auch gerne gesagt wird: Maternal Gatekeeping (vgl. „Ein Rant zum Begriff Maternal Gatekeeping„). Die Frauen bestehen ja darauf ihre Kompetenzgebiete zu beherrschen, sie WOLLEN nichts abgeben.

Nun, auch diesen Quatsch umschifft die Werbung. Die Ehefrau des älteren Herrn ist kurz irritiert. 40 Jahre hat sie die Wäsche gemacht. Entsprechend selbstverständlich will sie den Koffer auspacken und die Wäsche waschen.

Er sagt: All die Jahre lag ich falsch, aber jetzt ist es Zeit die Dinge besser zu machen und nimmt sich einfach die Wäsche.

Dieser Zeitpunkt sich einzuklinken, ist nämlich immer. Man kann immer was ändern.

So und dieser Spot ist für mich ein wunderbares Beispiel. Es ist ein Spot einer Waschmittelmarke für den indischen (!) Markt, nicht etwa für den Wir-brauchen-keinen-Feminismus-mehr-europäischen-Markt.

Es ist der Spot eines Millionenkonzerns, der jahrzehntelang die tüchtige Hausfrau vor weiße Wäscheberge platziert hat.

Das ist ein Anfang.

In meiner Partnerschaft würde mir das nicht reichen, aber im genannten Kontext ist es eine löbliche und begrüßenswerte Ausnahme, ein erster Schritt.

Wir verstehen uns ohne Worte

Beziehungsverträge
Beziehungsverträge aushandeln und schriftlich festhalten. Wäre das nicht sehr unromantisch?

Neulich schrieb Sue Reindke in ihrem Newsletter (den ich so sehr liebe, dass ich ihn oft nicht sofort lese, sondern mir aufspare für einen ruhigen Moment, in dem ich ihn langsam und mit Genuss lesen kann) über Beziehungsverträge, die im BDSM-Bereich wohl durchaus üblich sind.

Sie spielt mit dem Gedanken wie es wäre, wenn man einfach den Modus Operandi einer jeden Beziehung gemeinsam aushandeln würde?

Tatsächlich kenne ich kein Paar, das sowas macht.

Warum eigentlich nicht, habe ich mich heute früh beim Spaziergang zum Bäcker gefragt.

Zum einen steht dem natürlich das romantische Ideal der Liebe entgegen. Ganze Armaden von Kalendersprüchen verweigern sich Aushandeln und Liebe in einen Zusammenhang zu bringen.

Wer sich liebt, versteht sich ohne Worte. Man ist sich so nahe, dass der andere stets die Bedürfnisse des Partners kennt und weil man sich schließlich liebt, versucht man alles, um diese zu erfüllen.

Klar.

Funktioniert in Paarbeziehungen hervorragend. So zwei Wochen. Manchmal vielleicht auch einige Monate. Kommt auf die hormonelle Verblendung an. Menschen sind da ja unterschiedlich anfällig.

Hormonell verblendet (oder wie andere sagen: frisch verliebt) ist alles toll. Alles klappt, es ist unkompliziert, man schenkt sich Blumen, bringt dem Partner Kaffee ans Bett und dann naja… kommt der Alltag.

Bei genügsamen Menschen funktioniert es wortlos bestimmt auch noch länger – doch spätestens wenn ein Kind in die Beziehung kommt, sollte man doch zur Verhandlung übergehen.

Und nicht nur das. Man sollte in Verhandlung bleiben. Denn egal wie mühsam man Dinge ausgehandelt hat, das Leben ändert sich, die Rahmenbedingungen ändern sich und – auch das kommt vor – man hat sich (selbst) falsch eingeschätzt und wünscht sich vielleicht doch was anderes als gedacht.

Das Aushandeln ist unendlich anstrengend.

Meine ersten Beziehungen habe ich nicht gehandelt. Da haben wir uns auf Annahmen ausgeruht. Das Resultat war am Ende immer unendlicher Frust und dann irgendwann Trennung.

Beziehungsverträge aushandeln – darauf wäre ich früher nie gekommen.

Auch jetzt habe ich keinen Beziehungsvertrag, aber wir haben eine Wochenbesprechung. Die dient zum einen der konkreten Planung der Woche, aber wir nehmen auch Punkte auf die Agenda, die uns sonst im Beziehung- und Familienleben wichtig erscheinen. Wir nehmen auch immer wieder Entscheidungen der Vergangenheit mit auf unsere Gesprächsliste: „Wir hatten ausgemacht, dass du die kleinen Einkäufe direkt nach der Arbeit erledigst, wie fühlst du dich damit?“

So versuchen wir sicher zu stellen, dass sich bestimmte Vereinbarungen nicht zur Bürde entwickeln, weil man vielleicht im Alltag gar nicht genug Zeit hat zu reflektieren, ob man sich wirklich wohl mit dieser Entscheidung fühlt.

Tatsächlich nutzen wir auch diverse Tools, um uns zu koordinieren und Vereinbarungen und ToDos festzuhalten. Eine Wunderlist z.B. für die täglichen Einkäufe, eine für die Großeinkäufe, eine mit Gerichten, die wir kochen können, eine mit wiederkehrenden ToDos (z.B. Essenplan der Schule ausfüllen) und eine mit unregelmäßig auftretenden ToDos (z.B. Geschenk für Kindergeburstagseinladung besorgen).

Wir benutzen Trello für die konkreten Wochentage (wer übernimmt was, wer arbeitet wann wie lange) und haben einen geteilten Kalender (online) und einen Kalender an der Wand, wo auch die Kinder eintragen, wo sie so sind und wann sie nach Hause kommen.

Das klingt aufwändig – ist es tatsächlich auch, aber es hat wirklich mehrere Vorteile. Viele Aufgaben, die vorher jahrelang unsichtbar waren, sind jetzt sichtbar. Da jede/r Zugang zu den Inhalten hat, kann man sich auch einfach Aufgaben nehmen (Halbe Stunde bis zum nächsten Termin? Dann gehe ich noch schnell den Klebestift besorgen… die Pushnachricht beim Abhaken der Aufgabe benachrichtigt den Partner darüber, dass etwas erledigt wurde) und Aufgaben eintragen, die neu dazu kommen.

Perfekt ist das System dennoch nicht. Es gibt immer wieder Frust und wir vergessen auch Sachen. Es ist ein stetiger Lernprozess.

Und das ist übrigens was für mich Liebe ausmacht. Nicht das wortlose verstehen sondern die Bereitschaft zu teilen und zu kommunizieren.

(Naja und das Interesse am langfristigen Wohlergehen des Partners.)

Das alles fiel mir wieder ein, als letzte Woche mehrere Male der Emma-Comic „You should have asked“ durch meine Timeline ging. Da wird erklärt wie es dazu kommen kann, dass Frauen an ihren alltäglichen Familienaufgaben, die unsichtbar nebenher laufen, kaputt gehen können – obwohl sie doch angeblich so unterstützungsbereite Partner haben, die durchaus mithelfen würden, wenn man sie nur darum bitten würde.

Emma bringt den Begriff „mental load“ auf. Ich kannte den Begriff vorher nicht, aber ich würde sagen, dass mein „mental load“ der Vergangenheit mich kurz vor den Burnout gebracht hat.

Ich war irgendwann so weit, dass ich so erschöpft war, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, mich einfach auf die Straße zu legen und mich dort auf dem Asphalt ein wenig auszuruhen.

Ich war so fertig, dass mein Körper wirklich einfach nur noch liegen wollte. Egal wo. Es war für mich unendlich schwer, dem nicht nachzugehen und stattdessen einfach einen Fuß vor den anderen zu setzen und dann weiter ins Büro zu gehen.

Wenn man das nicht erlebt hat, kann man sich wirklich nur schwer vorstellen, dass es anstrengend sein kann und Kraft kostet, einfach nur zu gehen (von allen anderen Tätigkeiten mal abgesehen).

Zurück zum Comic – die Autorin erklärt dort sehr gut, wie es dazu kommt, dass dieser Typ Mann („Natürlich helfe ich, wenn meine Frau mich darum bittet!“) so verbreitet ist. Sozialisation und tradierte Rollenbildern, die in Werbung und Medien ständig reproduziert werden.

Das Comic bleibt beschreibend und erklärend.

Und vielleicht wurde es deswegen so gerne und zahlreich geteilt.

Ich würde unterstellen, dass viele Männer diese Beschreibung als eine Art Absolution empfinden. In der Art „Schaut her, wir können nichts dafür, wir wurden so erzogen, wir sind herzensgut und gewillt zu unterstützen. An uns liegt es nicht, die Gesellschaft ist schuld. Wir können die unsichtbaren Sachen einfach nicht sehen. So sorry!“

Leider macht mich das wütend.

Schaut euch das Comic nochmal an.

Die Anfangsszene, die beschrieben ist, zeigt für mich v.a. eines: Man(n) muss schon wirklich ignorant sein, um nicht zu sehen, dass Unterstützung notwendig wäre.

(Jetzt schreibe ich „Unterstützung“… was natürlich falsch ist, denn wenn man das Leben teilt, dann ist nicht die Frau die Managerin und der Mann der auf freiwilliger Basis Zuarbeitende!).

Jedenfalls – um es mal als frustrierte Emanze in deutliche Worte zu packen – Mann muss schon ignorant, faul und doof sein, in solchen und ähnlichen Situationen unbeteiligt rumzusitzen und darauf warten, gefragt zu werden, ob man denn bitte mal helfen kann.

Die Sozialisation kann man sich da gerne an den Hut stecken.

Da geht es für mich schlichtweg ums WOLLEN bzw. eben ums Nichtwollen.

Denn natürlich ist Teilen anstrengend. Wenn mein Partner in der Küche hantiert, kocht, Tisch deckt und nebenher aufräumt und ich in einem anderen Zimmer vorm Rechner sitze, dann ist das Gefühl in mir sehr stark sitzen bleiben zu wollen und nicht nach den Schultaschen zu schauen, die Brotdosen auszupacken, die Elternhefte zu kontrollieren oder die Wäsche, die gerade fertig geworden ist, aufzuhängen.

Die Verlockung sich keinen Schritt zu bewegen, ist sehr groß. Ich weiß nämlich, dass mein Partner das auch alles noch machen würde und sich zumindest heute nicht beschweren würde. Vielleicht auch morgen nicht und wie schön wäre es da, wenn ich auf meinem bequemen Schreibtischstuhl sitzen bliebe und ein wenig Twitter läse?

Und dann, wenn er nach einer Woche meines Nichtstun sagen würde: „Patricia, Du könntest vielleicht auch mal was im Haushalt machen?“ zu sagen: „Warum ist denn Dein Ton so gereizt? Du musst mir doch nur sagen was ich tun soll. Warum hast du denn nicht früher gefragt? Du weisst doch, dass ich immer helfe, wenn du mich darum bittest!“

Ich übernehme also nicht eigenaktiv meine Hälfte sondern lasse mich alle drei Tage auffordern. D.h. ich arbeite nur ein Drittel meiner Hälfte ab und muss somit nicht mal 17% aller Aufgaben erledigen.

PLUS: Ich bin noch total nett. Denn immerhin unterstütze ich IMMER wenn mein Partner mich fragt. Ich sage schließlich nie nein.

Also: Was ich sagen will – im Familienalltag all das nicht zu sehen, das ist keine unglückliche Sozialisation sondern Ignoranz. Fertig.

Und: Auf der anderen Seite davon auszugehen, dass sich alles von alleine gerecht aufteilt, ist leider auch sehr naiv.

Beziehungen sind Arbeit und vielleicht wäre es gar nicht so doof wirklich Beziehungsverträge auszuhandeln. Man lernt sich und den Partner dadurch besser kennen. Und wenn man den Beziehungsvertrag regelmäßig neu bespricht, dann bleibt man auch UpToDate was die Lebensumstände, die Tagesform und die aktuelle Belastbarkeit angeht.

Also weg mit den dämlichen Liebesidealen und hin zu einer Kultur des Austauschs – denn natürlich wäre es schön, wenn wir uns ohne Worte verstünden, nur leider sind wir keine Betazoiden.


Auch Melanie von glücklich scheitern hat sich Gedanken zu dem Comic gemacht und sagt auch „Familienmanagement“ ist Teamwork.

Ein Rant zum Begriff „Maternal Gatekeeping“

Tweet nachträglich ergänzt. Weil er so wunderbar ist.

Neulich habe ich einen tollen, für mich neuen Ausdruck gelesen: Maternal Gatekeeping

Wer den Begriff nicht kennt: Es geht hierbei um die Unterstellung, dass viele Mütter das Thema Kinder und Erziehung so sehr an sich reißen, dass für die Väter gar kein Platz mehr ist, um ihren Part zu erfüllen (z.B. „Väter helfen zu Hause oft auch deshalb zu wenig mit, weil die Mütter ihren Kompetenzvorsprung ausspielen. „Maternal Gatekeeping“ nennen Soziologen dieses Phänomen, und unsere Autorin gibt zu: Da ist durchaus was dran.„.

Ich hab im Anschluss noch die Kommentare auf facebook dazu gelesen und schätze, danach war mein Blutdruck irgendwo in dem Bereich, in dem Comicfiguren Dampf aus den Ohren kommt.

Wenn ich mich so aufrege, ist das meist ein sicheres Indiz dass das vielleicht irgendwas mit mir und meinem Leben zu tun haben könnte. Also habe ich versucht mich zu fragen: Bin ich am Ende einer dieser Gatekeeping Mothers?

Ich gebe zu, als die Kinder jeweils frisch geboren waren, da dachte ich wirklich, ich sei für die Babys wichtiger als der Vater. Ich hatte große Probleme sie aus meinen Armen zu geben. Ich denke viel lag das auch daran, dass ich gestillt habe und zwar nach Bedarf und ich war in Elternzeit, einmal ein Jahr und ein anderes Mal etwas länger. Also einfach verfügbarer.

Sprich, ich habe nicht gearbeitet und habe es als meinen Job angesehen, mich um die Kinder, die Familie, den Haushalt zu kümmern. Irgendwann dachte ich vermutlich, dass ich einiges besser wüsste oder könnte. Meiner Meinung nach hat das aber tatsächlich was mit der Menge der Zeit zu tun, die man mit den Kindern verbringt und natürlich ist es auch einfach eine Sache der Übung. Das hat für mich nichts wertendes. Wenn ich nie Löcher in die Wand bohre und ein anderer das schon seit Jahren macht, ist es relativ wahrscheinlich, dass der andere die Löcher präziser bohrt, dass er weiß wie groß sie sein müssen und welchen Dübel man mit welcher Schraube verwendet. So ist das bei den Kinderthemen auch. Zweihundert Mal Windeln gewechselt und Kind an und ausgezogen, das ist was anderes als wenn man das zehn Mal gemacht hat.

Die Kinder kamen in den Kindergarten und ich ging wieder arbeiten. Teilzeit. Teilzeit deswegen, weil es meiner Meinung nach nicht möglich ist, all die Termine und ToDos zu erledigen, die man mit Kindern so auf der Agenda hat. Elternabende, Vorsorgetermine, normale Arzttermine – ja selbst schnöde Spielplatzverabredungen sind nicht möglich, wenn ich von 8 bis 17 Uhr arbeite (8 Std plus Mittagspause) und je 40 Minuten Arbeitsweg habe.

Mit dem Wiedereintritt in den Beruf hätte ich mir die Familienarbeit gerne geteilt. Meine Idealvorstellung (sofern man sich das finanziell leisten kann) wäre: Vater und Mutter arbeiten Teilzeit und zwar zeitversetzt. Jeder macht alles. Man wechselt sich beim Holen und Bringen ab. Man teilt sich die Kranken und Schließtage. Geht abwechselnd zum Elternabend, abwechselnd zu den Entwicklungsgesprächen, zu den Vorsorgeterminen. Einmal kauft der eine Partner mit den Kindern Schuhe oder Regenhosen – mal der andere.

Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umschaue finde ich dieses Modell genau zwei Mal. Zwei Mal von gefühlten fünfzig.

Sind das – bin ich – sind wir alle Gatekeeping Mothers?

Nein? Ja?

In der facebook Diskussion schrieb eine Dame: „Man muss die Männer eben rechtzeitig einbinden! Man kan nicht hinterher jammern, wenn sie sich nicht interessieren und nicht mitmachen.“

Leider bekomme ich da schon ein leichtes Würgegefühl. Die Mutter muss den Vater einbinden? Warum? Ist das auch ein Kind? Sind Männer/Väter nicht zufällig auch Erwachsene? Könnte es nicht so sein, dass die sich gemeinsam mit der Mutter für Kinder entschieden haben? Düfte man da nicht ein natürliches Interesse am eigenen Kind voraussetzen?

Ich habe noch kopfschüttelnd weitere Kommentare und Artikel in der Richtung gelesen. Ich werde das nie verstehen. Ich pauschalisiere jetzt einfach mal ganz platt: Warum fühlen sich so viele Männer nicht berufen die gleiche Verantwortung für ihre Familie, für ihre Kinder zu übernehmen? Warum gehen sie auf ihre Gatekeeping Wifes nicht zu und sagen: Moment mal, liebe Frau! Ich will jetzt auch mal Windeln wechseln? Ich möchte heute auch mal füttern! Ich WILL aber Wäsche waschen! Sorry, aber ICH habe mich schon auf der Liste im Kindergarten zum Frühjahrsputz eingetragen!

Immer sind die Frauen schuld. Immer. Selbst wenn es um mangelnde Beteiligung der Männer geht. Da sind es nicht die Männer oder Väter, nein! Da sind es die Gatekeeping Mothers. Wenn die nämlich nicht so gierig nach vollgekackten Windeln, stundenlangem Warten beim Notarzt und nach Küche putzen wären, ja dann, dann würden die Papas sich auch beteiligen. So ist das nämlich!

Übrigens, Studien zeigen, dass Gatekeeping Mothers Männer auch wieder miteinbeziehen können. Wenn sie das sensibel tun und ausreichend motivieren und loben, dann gibt es da noch eine Chance: […] encouragement had a more powerful effect on fathers than criticism. „Mothers can close the gate, but they can also open the gate,“

Erstaunlich wie viel Macht wir Frauen so haben. Jedenfalls in Sachen Familienarbeit.

Was Melanie von glücklich scheitern unter den oben verlinkten Nido-Artikel geschrieben hat, ist so wahr: ich wunder mich immer wieder, dass männer sich in familiendingen das ruder aus der hand nehmen lassen. und das, glaub ich auch, oft ganz gerne. schließlich sind sie sonst in sachen durchsetzungsvermögen ja nicht zu knapp ausgestattet…

Ich kann da nur den Kopf schütteln und wenn ich solche Urteile des Bundesgerichtshof lese, dann kann ich gar nicht mehr aufhören damit: Frauen können neben einer Vollzeittätigkeit noch Kinder betreuen, Männer nicht.

„Offenbar sind Frauen nach Ansicht des BGH einfach belastbarer. Noch wahrscheinlicher ist jedoch, dass der BGH bei seiner Entscheidung veraltete Leitbilder zur Berufstätigkeit von Männern und Frauen im Kopf hatte: Männer können sich neben ihrer Vollzeittätigkeit nicht noch um Kinder kümmern, weil sie verantwortungsvolle Jobs haben, in denen sie Überstunden, Dienstreisen und wichtige Besprechungen zu kinderbetreuungsunfreundlichen Zeiten wahrnehmen müssen, schon  weil sie als Familienernährer unter dem Druck stehen, Karriere machen zu müssen. Und Frauen haben Vollzeitstellen von acht bis sechzehn Uhr, weil sie in Jobs arbeiten, in denen sie zwar nicht viel verdienen, aber wo sie pünktlich Schluss machen können, weil sie putzen oder im Callcenter arbeiten.“

Der Artikel ist von 2011. Aber ich glaube das ist völlig egal. Er spiegelt nämlich lediglich das wieder, was in der Gesellschaft eine weit verbreitete Haltung ist.