LeserInnen Gedenktag

Der 18. Januar ist der offizielle Reader Appreschi tschiha appeschiha äh LeserInnen Gedenktag. Eine schöne Gelegenheit Euch allen endlich mal zu danken. 6.576 Mal habt ihr, seit ich von blogspot hierher umgezogen bin, kommentiert. Das Wundersame: Ich habe insgesamt genau vier Kommentare aktiv gelöscht. Je zwei weil sie für meinen Geschmack zu viel privates ausplauderten und zwei weil sie inadäquat waren. Über eine an maximal zwei Händen abzählbare Menge an Kommentaren hätte ich mich beinahe aufgeregt. Aber dann habe ich drei Mal durchgeatmet und gut wars. Man muss ja nicht auf jedes Brett springen, nicht wahr.

Über die anderen 6.562 Kommentare habe ich mich aufrichtig gefreut. Manchmal frage ich mich sogar, ob ich zu glatt schreibe und nie Stellung beziehe. Man hört ja so viel von diesen schlimmen KommentatorInnen und es gibt ganze Seiten wie hatr.org, die sich ausschließlich durch solche Monstrositäten befüllen. Ich weiß nicht ob ich mit sowas umgehen könnte.

Umso schöner finde ich, dass sich hier nur Menschen sammeln, die etwas von Diskussionskultur halten.

Neben den fleißigen KommentatorInnen gibt es – sofern ich meiner Statistik glauben darf – noch viele Tausend mehr LeserInnen. Neben den StammleserInnen werden die meisten von anderen Blogs angespült und dann natürlich über Twitter, Facebook und Co. (Eines Tages schaffe ich auch noch dieses PIWIK Gedöns zu installieren und dann weiß ich sogar wie viele über den RSS Feed kommen.)

Wie dem auch sei, ich möchte Euch allen von Herzen danken. Fürs stille Lesen, für das Kommentieren, für das Verlinken. Ohne LeserInnen und Feedback hätte ich bestimmt keine 8,5 Jahre durchgehalten.

Es ist schon erstaunlich wie aus zwei Lesern (der Nachbar und der N.) so eine stattliche Zahl zusammen kommen kann.

Ich gestehe, mich an Quantität durchaus erfreuen zu können. Aber natürlich sind das nicht die Dinge, die mein Herz erwärmen. Es sind vielmehr die einzelnen Kommentare. Ich kann das gar nicht in Worte fassen, aber es macht mich regelrecht glücklich, wenn ich höre, wie lange manche schon mitlesen oder dass sie „nufsche“ Formulierungen in ihrer Familie eingeführt haben.

Auch all die mitfühlenden Worte und das aktive Nachfragen, wenn ich mal eine längere Zeit nicht bloggte. All das macht das Internet so wunderbar für mich. Das Internet ist eben nicht dieser kalte, entmenschlichte Ort, vor dem gerne gewarnt wird, sondern es ist der Ort, wo man sich für Menschen interessiert, sich sorgt und sie wertschätzt und sogar beschenkt – ganz ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Jedenfalls mein Internet ist so und mein Internet, das seid ihr.

Danke. <3

 

 

Der Reader Appreciation Day ist übrigens eine Idee von Floyd und daMax.

Apps Apps Apps

Teilt ihr eure 3 Lieblingsapps mit mir?

Ich habe mein Smartphone seit etwas über einem Jahr und davor war ich Vertreterin der These: So einen Quatsch braucht kein Mensch. Die einzige Motivation mir eins zuzulegen waren meine Kinder. Wer will schon keine Ahnung von dem haben, was für die eigenen Kinder Bestandteil des täglichen Lebens ist?

In der Zwischenzeit lautet meine Frage eher: Warum gibt es Menschen, die das nicht haben?

Immer wieder entdecke ich Apps, die mich begeistern. Als letztes Sleep Time. Sie misst meine Schlafphasen und stellt den Wecker so, dass ich nicht aus dem Tiefschlaf gerissen werde. Das klappt großartig und ich schlafe manchmal 10 Minuten weniger und fühle mich viel wacher.

Wie besessen war ich eine zeitlang von Monsters Ate My Condo. Als ich schon selbst nicht mehr daran glaubte, ließ die Spielsucht etwas nach (bis der Nachfolger kam).

Die Kinder begeistert der Toca Hair Salon. Da kann man Tiere frisieren und Hunde föhnen, dass ihnen die Lefzen flattern. Sehr hübsch gemacht und die App ist so einfach, dass damit schon Zweijährige spielen können.

Was sind eure Lieblingsapps?

Fragmentarische Gedanken zum Thema Medienkompetenz

Rettet die Kinder vorm Internet. Helft Herrn Spitzer es zu tun. Er selbst kann es nicht. Er hat leider keine Ahnung.

Alternative Überschrift „(…) ansonsten haben wir Kids, die facebook kennen, aber nicht Göthe.“ !!!!111!!!ELF!“

Ich habe den Spitzer noch nie gesehen oder gehört und alles was ich weiß, habe ich aus zweiter Hand. Hätten seine Thesen Hand und Fuß, ich machte mir mehr Mühe. Wie mir jedoch zugetragen wurde, reicht es glücklicherweise Dinge zu behaupten.

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/TBkowski/status/242528350772531200″]

 

Ich sage also folgendes: Wenn Herr Spitzer behauptet, das Internet mache dumm (und dick) – insbesondere unsere Kinder, dann treibt ihn nicht die Sorge um unsere Kinder, sondern vielmehr die Gewissheit, dass man Geld verdienen kann, wenn man an der richtigen Stelle Benzin ins Feuer schüttet.

In der menschlichen Seele gibt es nämlich einen Mechanismus der zunächst einmal alles, was neu ist, als potentiell bedrohlich einstuft. Für den Urmenschen gar nicht so dumm. Lieber nicht gleich zum noch nie gesehenen Säbelzahntiger rennen und ihn liebkosen, sondern Abstand halten und beobachten. Unser Leben, also das moderne Leben in der ersten Welt, ist im Vergleich zum Höhlenmenschdasein weitaus weniger gefährlich geworden. Die Evolution kommt nicht hinterher, das Gefühlsrelikt ist geblieben: Was neu und unbekannt ist, ist bedrohlich und wenn man sich nicht damit beschäftigt, dann bleibt es das auch. Es kann sogar schlimmer kommen. Wenn man andere trifft, die das unbekannte Ding auch nicht kennen und sich unterhält, so kann man seine Ängste gegenseitig befruchten.

Jetzt ist das Internet kein Säbelzahntiger, doch greift genau dieser Mechanismus bei vielen nicht so technik- oder internetaffinen Menschen. Sie haben Angst, insbesondere sieht die Evolution vor, dass man nicht nur ums eigene Leben fürchtet – sondern um das des Nachwuchses bangt. (Genaueres hierzu aus gegebenem Anlass unter „30 000 Jahre Fehlentwicklung“ nachzulesen).

Das alles weiß Herr Spitzer und deswegen befeuert er diese Angst. Denn die, die Angst haben, sitzen vor ihren Fernsehern und Radios und nicken mit den Köpfen und klatschen in die Hände, wenn Herr Spitzer behauptet, das Internet macht dumm und schlimmer noch: es sei eine ernstzunehmende Gefahr. Am Ende kaufen sie das Buch und schenken es Freunden, die auch schon immer befürchteten, dass das Internet etwas gefährliches sein könnte.

Was ich angemessener fände, wäre sich mal mit der Frage zu beschäftigen, was denn helfen würde. Denn, so wissen wir es alle: das Internet, das geht nicht mehr weg. Es bleibt also zu klären: Wenn es nicht weg geht, was können wir denn für unsere Kinder tun, um sie zu schützen?

Es wäre nämlich auf der anderen Seite Quatsch zu behaupten, das mit dem Internet rein gar keine Gefahren verbunden wären. Denn natürlich gibt es Internetsucht und zwar im Sinne von Spielsucht, von übermäßigem Pornokonsum (wers nicht kennt, eine mögliche Art diesem Problem zu begegnen: Make Love Not Porn) oder als Begleiterscheinung von Depressionen. Betroffenen Menschen sollte tatsächlich geholfen werden, zumal sie in den allermeisten Fällen einen Leidensdruck verspüren und eigentlich ziemlich gut selbst wissen, dass sie Hilfe brauchen.

Um nochmal auf die in der Zwischenzeit uralten Studie zum Thema Internetsucht einzugehen: Hier wurden Onlinezeiten erfasst, die u.a. Internetradio, Videotelefonie, E-Mail schreiben miteinschließen. Eine Sucht hauptsächlich aus den Nutzungszeiten abzuleiten, halte ich für beinahe lachhaft. Deswegen halte ich das viel zitierte Ergebnis „560.000 Süchtige, 2.5 Mio gefährdet“ für zweifelhaft und fände es angebracht die genannten Gruppen (Süchtige vs. Vielnutzer) deutlich zu unterscheiden. Das tut Herr Spitzer, wie so viele andere Internetphobiker, nicht.

Die Frage müsste also besser gestellt lauten: Was fürchten wir und wie gehen wir in Bezug auf unsere Kinder mit diesen Befürchtungen um.

Ich befürchte zum Beispiel, dass mein Kind beim Hausaufgaben machen denkt, dass alles was in der Wikipedia steht, sei richtig und wahr.

Die Maßnahme würde also lauten: Ich spreche mit meinem Kind. Und zwar über den Begriff der Wahrheit im Allgemeinen und erläutere zudem, dass man immer unterschiedliche Quellen heranzieht und dass man vielleicht mal ganz bewusst nach der Gegenthese sucht oder aber, dass man prüft, ob andere Quellen gleiche Aussagen/Zahlen/was auch immer nennen.

Auch befürchte ich, dass mein Kind in Welten eintritt, von denen ich keine Ahnung habe. Die Welt der Apps und Smartphones z.B. Mit selbigen bin ich nämlich nicht aufgewachsen.

Die Maßnahme wäre also: Ich kaufe mir auch ein Smartphone und probiere ein bisschen rum. Lasse mir Apps zeigen und erläutern, warum meine Kinder sie toll finden.

Vielleicht befürchte ich auch, dass mein Kind durch zu viel Internet andere Lebensbereiche vernachlässigt. Dass es gar dick wird, weil es sich so wenig bewegt und nur Junk Food ißt.

Die Maßnahme wäre also, dass es altersgemäß angepasste Onlinezeiten gibt. Dass ich attraktive Alternativen biete. Mit meinem Kind Fußball spiele, zum Spielplatz gehe. Dass ich ausgewogen koche, das Kind gar mitkochen lasse, dass wir gemeinsam essen und nicht jeder nebenher, dass ich mit gutem Beispiel voran gehe. Den Fernseher aus lasse Das internetfähige Telefon aus der Hand lege, usw. usw.

Alles völlig unspektakulär. Man braucht keine besonderen Fähigkeiten, kein Geld – und schon sind die Kinder gerettet. Allesamt! Vielleicht wäre es in diesem Sinne sinnvoller nicht im Kanon zu rufen, wie inkompetent der ehrenwerte Hirnforscher ist, wie wenig Ahnung er hat und anstatt dessen Vorschläge zu machen, wie ein sinnvoller Umgang mit dem Internet aussieht. Klar zu trennen in welche Bereiche das Internet eigentlich fällt, um zu differenzierteren Aussagen zu kommen und ganz am Ende uns an die eigene Nase fassen und ein gutes Vorbild zu sein.

So könnte man das Punkt für Punkt machen – ohne anfeinden und rumschreien. Die Welt wäre friedlich und die ganzen Menschen im Internet müssten sich nicht so aufregen.

Wer lieber was Fundiertes zur Digitalen Demenz lesen möchte, dem empfehle ich: „Zwischenbilanz zu Spitzers DigitaleDemenz“ oder „Kompetenz statt Demenz“ oder „Das Geschäft mit der German Angst oder Wie bringt man ein Sachbuch auf die Bestsellerliste?„.


Beziehungen und Issue-Tracker

Wenn man die richtigen Instrumente implementiert hat, dann ist das Stresslevel in einer Beziehung dauerhaft minimierbar.

Als große Anhängerin von Exceltabellen, hätte ich eigentlich schon viel früher darauf kommen können. Issue-Tracker-Systeme lassen sich natürlich hervorragend in modernen Beziehungen einsetzen. Viele Kommunikationen sind ja recht vage: Hol‘ bitte die Kinder ab z.B. und alles was nicht im Detail ausformuliert ist, birgt Konfliktpotential weil jedem Beteiligten ein gewisser Interpretationsfreiraum bleibt. Das erreichte Ergebnis entspricht dann nicht immer dem von dem ursprünglichen Auftraggeber gewünschten.

Ticket td543 Hol‘ bitte die Kinder ab beinhaltet im Grunde eine ganze Reihe unausgesprochener Teilschritte, die abzuarbeiten sind, bevor das Ticket geschlossen werden kann. Natürlich sind diese Unteraufgaben total logisch, aber mein Mann hat trotzdem Probleme sie alle ordnungsgemäß abzuarbeiten. Zu den Unteraufgaben gehören beispielsweise td543a Ausflugkasse zahlen, td543b Wochenkalender checken, td543c ToDos in den gemeinsamen Kalender übertragen, td543d Wechselsachenbeutel auf Vollständigkeit kontrollieren, td543e Kinder mit Sonnenschutz eincremen und td543f Toilettengang veranlassen.

Als Issue formuliert kann man die Angelegenheit ordentlich terminieren (HEUTE! bis spätestens 16 Uhr!) und priorisieren (Blocker). Ferner kann man Abhängigkeiten formulieren (Kinder zum Sport bringen kann nur erledigt werden, wenn Kinder abholen erledigt).

Jetzt, da ich das mal differenziert betrachte, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Was könnte es hilfreicheres geben als Issue-Tracker-Einsatz in Beziehungen?

Wurde ein Issue-Tracking-System erstmal erfolgreich implementiert, lassen sich die abgearbeiteten Issues im Rahmen des Qualitätmanagements problemlos statistisch auswerten. Noch besser: da für die einzelnen Issues Verantwortliche hinterlegt sind, können im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Audits Schuldige Optimierungspotentiale gehoben werden. Aufgrund einer validen Datenlage kann konstruktiv über langfristige Verbesserungen gesprochen werden. Streits werden überflüssig.

Man kann sogar gemeinsam Service Level Agreements vereinbaren. Mir ist im Laufe der Jahre klar geworden, dass es ohnehin übertrieben ist, immer Premium-Erfüllung zu erwarten. Da kann man sich schon mal auf Economy-Niveau zufrieden geben. Letztendlich zählt neben der Qualität im Familienalltag auch oft die rein quantitative Abarbeitung („Du hast doch schon wieder nur 265 der 1.936 Issues erledigt! Gemessen an unserer bezahlten Arbeitszeit ist das ein Missverhältnis, das an dieser Stelle angeprangert werden muss!!111!“).

Natürlich kann der Partner da im Gegenzug keine Premium-Incentives erwarten, aber mal ein Freibier am Abend oder einen freien Sportnachmittag, das sollte nach Auswertung der einzelnen Issues möglich sein. Man sollte Qualitätsmanagement ohnehin viel mehr als stetigen Prozess sehen, der Luft nach oben lässt.

—-

Dieser Blogpost ist @grindcrank gewidmet, der eigentlich die Idee hatte

Über die idealen Verquickungsmöglichkeiten von Wiki und Issue-Trackern berichte ich in einem weiteren Blogpost. Die ISO Zertifizierung von Familiensystemen ist auch nur noch einen Steinwurf entfernt. Seien Sie gespannt!

Relevanz und Firlefanz

Relevanz, Zugriffszahlen und die Vielfalt der deutschen Blogosphäre

Ich begebe mich auf heikles Terrain. Denn erstens soll man nicht auf jedes Brett springen, das einem hingehalten wird und andererseits war ich gar nicht persönlich anwesend als Sascha Pallenberg was zum Thema „Rockstars und Mimosen – Wie die deutsche Blogosphäre veramerikansiert wird“ erzählt hat. Ich beziehe mich also auf Hörensagen. Es entzieht sich auch meiner Kenntnis welche Blogs auf der Folie zum Thema relevante Blogs in Deutschland standen – es waren aber nur Blogs, die von Männern betrieben geschrieben werden. Allerdings meine ich, die Sache richtig erzählt zu bekommen haben, wenn ich folgenden Tweet lese:

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/sascha_p/status/198884611445628928″]

Die breite Öffentlichkeit also. Ich sage jetzt mal, die breite Öffentlichkeit, das ist zum Beispiel mein Vater. Den habe ich gefragt: „Papa, wer ist Sascha Pallenberg?“ Wie zu erwarten war, mein Vater kennt ihn nicht. War auch unfair gefragt. Es ging ja um die Relevanz von Blogs. Also recherchiere ich kurz welchen Blog Sascha Pallenberg betreibt und frage wieder: „Und Netbooknews.de?“ Mein Vater, technisch wirklich sehr interessiert, zuckt erneut mit den Schultern „Aber Netbooknews.com? Neben Walt Mossberg und David Pogue erhielt er den Top 20 Smart Mobile Device Pundits von Freescale und wurde in die Liste der 20 einflussreichsten Mobile Computing-Experten weltweit gewählt!!!111!!ELF!“ Als Reaktion trotzdem nur ein Schulterzucken.

Klar, mein Papa ist nicht die gesamte breite Öffentlichkeit – aber ich spare mir trotzdem eine repräsentative Stichprobe per Befragung x-beliebiger Passanten zu machen und erfinde das Ergebnis einfach. Es lautet nämlich niemand auf der Straße kennt netbooknews.de, niemand kennt dasnuf.de und niemand kennt ankegroener.de. Die Annahme Blogs mit hohen Zugriffszahlen und Blogs, die tatsächlich nennenswerten Umsatz mit Werbung generieren, sei gleichzusetzen mit Bekanntheit in der breiten Öffentlichkeit ist natürlich Unsinn.

Techblogger unter sich mögen natürlich alle SOFORT wissen was netbooknews.de ist und wer dieses Blog betreibt. Oder auch nerdcore oder auch Fefe. Aber sind diese Blogs deswegen relevanter als andere? Im Rahmen meiner phantasierten Studie zum Thema Blogs und Relevanz würde übrigens herauskommen, dass wenn überhaupt jemand bekannt ist, dann Sascha Lobo. Der allerdings nicht als Blogger sondern als Internet-Kenner. Das liegt aber eben nicht an den Zugriffszahlen sondern daran, dass er sich außerhalb des Netzes positioniert und nicht gerade öffentlichkeitsscheu ist und auch eine sehr genau durchdachte Inszenierungsstrategie verfolgt – schließlich ist dieses Ich bin ein Internet People sein Beruf.

Antje Schrupp hat sich einige sehr lesenswerte Gedanken zum Thema Relevanz gemacht:

„Denn Reichweite an Zahlen zu bemessen, das ist irgendwie 20. Jahrhundert. (…) Relevanz ist ja eine relative Angelegenheit. Sie ist keine objektive Eigenschaft einer Information, sondern ergibt sich erst aus der Wechselbeziehung zwischen einer Information und den Interessen und Wünschen anderer: Was für mich relevant ist, muss für jemand anderen nicht auch relevant sein.

Wahre Relevanz bemisst sich also nicht an Zahlen, sondern an der Passgenauigkeit dieses Scharniers: Ein Blogpost, der zwei Leute zum Umdenken anregt, ist objektiv „relevanter“ als einer, der zwanzigtausend in ihrer Meinung bestätigt. (…)

Ich schreibe meinen Blog deshalb nicht für euch. Aber auch nicht nur für mich. Sondern ich schreibe meinen Blog, weil ich der Meinung bin, dass das, was ich hier schreibe, geschrieben werden muss, weil ich glaube, dass die Welt das braucht. Ob das auch noch andere so sehen, ist für mich kein Kriterium.“

Ich stimme allerdings nicht in allen Punkten zu. Denn ich finde, es schwingt diese bescheidene Einstellung mit, die ich oft bei Frauen höre: Ich mache das nicht für Aufmerksamkeit oder Geld sondern weil ich eine Botschaft habe oder weil ich Spaß am schreiben habe und deswegen zählen für mich Zugriffszahlen und Reichweite nicht. Leider bin ich nicht so ein bescheidener Mensch. Mir ist natürlich auch das Schreiben wichtig und mein Herz geht auf, wenn mir Menschen erzählen, dass sie hier gerne lesen und dass ich sie oft zum lachen bringe. Aber Kraft meines schlechten Charakters hätte ich statt 1.000 Kernleser gerne 10.000 Leser oder auch 100.000.

Wenn es meine Zeit zulässt, schaue ich gerne in meine Statistik, ich freue mich einen Keks wenn ich vom Bildblog „6 vor 9“ verlinkt werde und von jeder Rivva-Erwähnung würde ich gern ein Screenshot für mein Ego-Bilderbuch machen. Ich fahre total auf die Bestätigung ab, die ich durch +1, facebook-Shares und Tweets bekomme. Ich habe eine ungefähre Ahnung welche Blogs und Blogger eine größere Reichweite als ich haben und somit als Multiplikatoren wirken und wenn sie mich verlinken, freue ich mich auch. Das zu meinem Ego, das offensichtlich sehr durch Bestätigung durch andere gestreichelt wird.

Es gibt aber noch einen anderen Grund warum ich es schön finde, wenn ich viele Leser habe. Ich mag Vielfalt. Ich mag eine bunte Blogosphäre und dazu gehört, dass Frauen wie Männer wahrgenommen werden. Dass sowohl Technikthemen als auch Gesellschaftsthemen Platz finden, dass es nicht nur um die neusten Gadgets, Urheberrecht und Netzpolitik im Web geht, sondern dass auch z.B. Kinder, Katzen, Kunst und Essen.

Und das hängt leider an der Thematik Zugriffszahlen und die Wahrnehmung anderer Themen (und Frauen in der Blogosphäre) wiederrum spiegelt sich in der Art und Weise wieder, wie dann auch z.B. das Fernsehen über Events wie die re:publica berichtet, wie z.B. N24, die in 40 Minuten Beitrag eine einzige Frau befragen und diese im Gegensatz zu den befragten Männern nicht mal mit Namen nennen.

In der Vorbereitunsgmail der Organsisatoren der re:publica war erfreulicherweise zu lesen: „Bitte beachte: Wenn du eine Session mit mehreren Leuten eingereicht hast, dürfen dies inklusive Moderation nicht mehr als 5 Teilnehmende sein und mindestens 2 davon müssen weibliche Speaker sein.“ das gefiel mir sehr. Wenn ich allerdings die instagram-Bilder durchschaue, fallen mir solche auf und ich frage mich: Was ist da mit dieser Regel passiert, z.B. hier:

Foto von labuero auf instagram

Was ich sagen will: Wahrnehmung von Frauen in der breiten Öffentlichkeit wenn es um solche Themen geht, ist von vielen Dingen abhängig und ich wünsche mir tatsächlich ein Gegengewicht. Alleine schon der Abwechslung wegen. Man kann doch nicht immer und immer wieder den  gleichen Sud aufkochen und sich dann wundern, dass es die breite Öffentlichkeit niemanden interessiert.

Deswegen hätte ich gerne, dass auch Frauen selbstbewußt nach vorne treten und sich selbst für relevant halten und auch gerne mal, so wie Mama Miez das gemacht hat, nebenher erwähnen, dass sie locker 68.000 Besucher im Monat haben. Jahhaaaa kann man da jetzt auch wieder schreien, 68.000 gääähn ich hab eine Schrillionen! Allerdings muss man da die Motivation hinter dem Bloggen und Schreiben sehen. Es mag Menschen geben, die ihren Lebensunterhalt damit beschreiten und das tun sie wahrscheinlich hauptsächlich über Werbeeinnahmen und dann sind 68.000 eine müde Zahl. Aber erstaunlicherweise gibt es auch die Blogs, die es auf ansehliche Zugriffszahlen kommen und denen das im Grunde völlig egal ist, weil sie das Bloggen als Hobby ansehen und einfach eine Plattform haben möchten, um ihre Gedanken zu teilen und dann ist die Zahl doch recht ansehlich.

Dennoch. Ich bin immer interessiert an neuen Blogs und an Themen, zu denen ich im Alltag wenig Schnittmengen habe, einfach weil ich persönlich das Gefühl habe mich nur weiter entwickeln zu können, wenn ich immer wieder Neues aufnehme und deswegen mag ich die einseitige Darstellung der Blogosphäre oder des Internets nicht. Das Internet ist eben nicht nur iPhone, ACTA und Urheberrecht.

Wir sollten uns wohl öfter gegenseitig erwähnen und Blogrolls wieder auferstehen lassen und so andere daran teilhaben lassen, was sie gerne lesen (deswegen ein Hoch auf Quote.fm!). Und damit bin ich sogar einer Meinung mit Herrn Pallenberg, der zur Beschreibung seiner re:publica Session geschrieben hat: „Anstatt sich staerker zu vernetzen und miteinander zu kooperieren, ist sie (die deutsche Blogosphäre) staerker denn je fragmentiert, kreist aber immer noch wunderbar um sich selbst.

Deswegen -> Ich z.B. lese für mein Leben gerne:

Journelle
Antje Schrupp
Anke Gröner
Kaltmamsell
Pia Ziefle
ruhepuls
Julia Probst
Anders Anziehen
Anne Schüssler
Franziskript
Katia Kelm
Frau Julie
Modeste

Und ihr so?


!!! Nachtrag: Nochmal, da ganz wichtig: Ich beziehe mich nicht auf den gesamten Vortrag. Da ging es um etwas völlig anderes. Ich beziehe mich nur auf eine einzige Aufzählung (relevante Blogs) und die Publikumsnachfrage „Warum ist kein Blog aufgeführt, der von einer Frau geschrieben wird?“ und die sinngemäße Antwort, es gäbe eben keine (Siehe Kommentar). !!!

re:publica, Tag 3 und wie waren eigentlich die Sessions?

12875 Eindrücke von der re:publica 2012

Ich habe noch nie so wenige Sessions gesehen wie diese re:publica. Das lag natürlich weder an einem mangelnden Angebot noch an fehlender Qualität. Im Gegenteil, denn die Sessions, die ich mir angeschaut habe, waren wirklich absolute spitze. Sowohl vom Inhalt als auch in der Art und Weise, wie sie präsentiert wurden. Dass ich so wenige Sessions gesehen habe, ist vielmehr dem Umstand geschuldet, dass ich diesmal wirklich mit Menschen geredet habe und zwar nicht nur mit den drei, die ich ohnehin schon kannte, sondern mit vielen, vielen neuen. Ich bin unglaublich schlecht im Small-Talk und meistens überfordert mich schon folgende Konversation: „Ah, Hallo Nuf! Und?“, weil ich auf das „Und?“ schon nichts mehr zu sagen habe oder so viel, dass ich so lange nachdenke, dass es deswegen eine peinliche Pause gibt. Nach intensivem Nachdenken, wie ich diese Situation verbessern könnte, bin ich selbst rumgelaufen und habe es mit „Hallo <Name>, und?“ versucht. Das hat hervorragend geklappt, denn die meisten sind offensichtlich deutlich besser in Sachen Real Life Kommunikation als ich.

Ich danke jedenfalls allen für die schönen Gespräche, die wir hatten und all die Ideen, die sich dadurch in meinem Kopf angesammelt haben. Sowohl das persönliche Gespräch als auch das reine zuschauen und -hören, haben mich sehr beeindruckt.

Zum Beispiel bin ich wirklich voller Bewunderung für Raul Krauthausen, dessen Humor, Sichtweise und Ideenreichtum wirklich einzigartig ist. Ich kannte bereits die Wheelmap und habe das Projekt Brokenlifts.org neu kennen gelernt und ich hoffe, dass er viele Unterstützer für diese Projekte findet. Menschen, die Orte makieren und melden, Menschen, die bereit sind ihre Arbeitskraft reinzustecken und Menschen, die bereit sind zu spenden. Denn das Besondere an diesen Projekten ist ja, dass sie uns alle angehen und nicht nur Menschen im Rollstuhl. Wirklich beispiellos ist seine Herangehensweise an viele Probleme und so hat mir ähnlich wie Felix Schwenzel die Idee gefallen, dass es nicht Nicht-Behinderte und Behinderte gibt, sondern dass es Behinderte und Noch-Nicht-Behinderte gibt. Denn diese Sichtweise lässt sich in viele andere Bereiche übertragen und hilft so manchen Groll beiseite zu schieben und Probleme konstruktiv zu lösen.

Felix Schwenzel, von der Moderatorin, der Humanist des Internets genannt, hat diese Sichtweise direkt in die Real Life vs. Virtualitäts Debatte übertragen und forderte auf, dass wir Internet People (ich glaube, das ist der aktuelle Jargon) mehr Verständnis für die Noch-Nicht-Internet People haben sollten. Recht hat er, denn Fronten schaffen nie Verständnis und es werden zum Befeuern dieser Fronten wichtige Energien verschwendet, die an anderen Stellen viel besser eingesetzt werden könnten.

Zum Beispiel bei der Frage, wie man den Neuerungen des Internets gerecht werden könnte in Sachen Kopien und Urheberrecht. Hier hat der Vortrag von Dirk von Gehlen mein Halbwissen sehr gut zusammengeführt und auch gezeigt, wo die neuen Herausforderungen liegen.

Sascha Lobos Internet-Bratwurst-Vortrag konnte ich leider nicht sehen, allerdings wurde ich von einem Kamera-Team u.a. zu ihm befragt und hatte so die Möglichkeit mein Groupietum maximal peinlich in eine Kamera zu sprechen. Offensichtlich war das Team aber auf der verzweifelten Suche nach irgendeinem Lobo-Gegner und konnte selbst nach zehn Befragungen nicht fündig werden. (Liebe Minderheit Sascha Lobo Hater, melde Dich doch einfach beim BR, man sucht Dich und möchte Dich ernst nehmen!)

Sein Vortrag letztes Jahr – vor allem seine Beschimpfung in punkto „Was ist denn los mit Euch? Warum werdet ihr eigentlich nie vom Fernsehen/Radio zum Internet befragt, ihr seid doch alle Auskenner … habt ihr Euch darüber schon mal Gedanken gemacht? Warum rufen die immer nur MICH an?“ haben mich – in Kombination mit meinen Beobachtungen zu Julia Probst – sehr insipiert.

Julia Probst, die ich auch kennen lernen durfte, hat nämlich genau das letztes Jahr ganz grandios gemacht. Sie hat sich für ein Thema eingesetzt und hat gar nicht erst gewartet, dass Menschen auf sie zukommen sondern ist einfach vorgestürmt und hat das Thema Gehörlosigkeit (aus meiner persönlichen Internetperspektive) richtig stark positioniert.

Von Julia inspiriert, habe ich dieses Jahr auch die Erfahrung machen dürfen, dass man bei freundlicher Anfrage zu bestimmten Themen in der Regel auf offene Ohren stößt und dass ein solcher Prozess erstmal angestoßen, eine Eigendynamik entwickelt und man im Nachgang plötzlich auch Anfragen erhält*. Konkret war das bei mir das Thema BOBs. So durfte ich freundlicherweise einen Gastbeitrag auf netzpolitik.org schreiben, wurde vom Jetzt-Magazin interviewt, hab bei Trackback und im WDR was dazu erzählt.

Gewonnen als Best Blog German hat übrigens Jules Blog mit 42 Prozent. Nominiert waren außerdem für den deutschen Sprachraum:

Gestern Nacht im Taxi
Fünf Bücher
Anders Anziehen
Not Quite Like Beethoven
Fuckermorthers
Vegan Sein
Bestatterweblog
Zwischen Tradition und Moderne
Bildblog
Das unbekannte Königreich

Ein Blick in diese Blogs lohnt sich unbedingt!

Zu den Gewinnern der Hauptkategorien (und auch zu den Nominierungen, die nicht gewonnen haben, die aber einen nachhaltigen EIndruck bei mir hinterlassen haben), möchte ich an anderer Stelle gesondert etwas schreiben.

Eine wichtige Session habe ich anscheinend verpasst: Die mit dem Regierungssprecher Steffen Seibert. Ich habe den Twitterstream dazu verfolgt und hätte meiner Verwunderung nicht besser Ausdruck verleihen können als grindcrank (der auch nicht da war):

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/grindcrank/status/198412632477282306″]

Also – wer erklärts mir?

Ganz groß fand ich auch Kixka Nebraskas Vortrag „About me – die digitale Fassade„, den Journelle wunderbar zusammenfasst:

„Kixka Nebraska war sehr aufgeregt, gleichwohl war der Vortrag so gut, dass die Bilder ihrer Präsentation, die sie klar und angenehm schnörkellos erklärte, fest bei mir verankert sind.

Mit nach Hause nehme ich auf jeden Fall, dass die Identität im Internet eben doch ganz oft mit der in der analogen Welt übereinstimmt. Dieses Gefasel von ‘die Leute denken sich im Internet doch was aus und sind nicht sie selbst’ habe ich immer für Blödsinn gehalten.

Dank Kixka habe ich nun auch argumentative Grundlagen, um diesen Blödsinn vor Noch-Nicht-Onlinern zu wiederlegen.“

Übrigens sind sowohl Kixka als auch Felix Schwenzel leuchtende Beispiele dafür, dass Perfektion nicht gleichzusetzen ist mit Qualität, sondern dass es v.a. Authentizität ist, die die Menschen erreicht und Vorträge so besonders macht (nun – kombiniert mit Kompetenz im eigenen Gebiet natürlich).

Außerdem gesehen:

Udo Vetter und „Spielregeln für das Netz

Kathrin Passig und „Standardsituationen der Technologiebegeisterung

Und last but not least natürlich die vier Damen HappySchnitzel, Kaltmamsel, ruhepuls und Carolin Buchheim und ihr grandios inszeniertes Poetry Spam.

Einzig wirklich öde Veranstaltung war Falk Lüke und Stephan Noller angekündigtes „Let’s streit. Wer darf mich tracken?„.

In Andenken an Sascha Pallenbergs Aussage, es gäbe in Deutschland keine relevanten Blogs, die von Frauen geschrieben würden und dem Gestöhne im Publikum „Oh Mann, die Emanzen wieder“ (weil eine Frau nachfragte, wieso er in seiner Aufzählung denn keine Frauen genannt hätte), spiele ich mit dem Gedanken nächstes Jahr mal ein Bashing-Panel mit anderen Frauen anzubieten, bei dem wir uns die gängigen Definitionsansätze zum Thema Relevanz und Reichweite von Blogs um die Ohren hauen und uns dabei parallel die Nägel und Haare schön machen lassen.

Ah, fast vergessen: Wie Felix Schwenzel bin ich Philip Banse Fan geworden:

„von mir aus kann philip banse jeden tag 2 stunden programm auf der republica machen, seine blogger-gespräche sind extraordinär. er sucht sich die richtigen und interessanten leute raus und stellt unprätentiös genau die fragen die man auch stellen würde, wenn sie einem einfallen würden. letztes jahr war sein gespräch mit julia probst ein totales highlight, dieses jahr das mit raul krauthausen. raul krauthausen stahl allen die show, so wie julia probst das letztes jahr schaffte und philip banse sorgt für die bühne. (raul krauthausens neue kategoriesierung von menschen in behinderte und noch nicht behinderte: unbezahlbar, seine menschenfreundlichkeit, pragmatische weltsicht und sein humor: herzwärmend.)“

Amen (und herzlichen Glückwunsch, wenn Du wirklich bis hier unten gelesen hast).

*Lieber Interessent, ich kenne mich übrigens auch mit allem aus und man kann mich hervorragend als Quotenfrau buchen.

re:publica, Tag 2

Der 2. re:publica Tag war v.a. kommunikativ.

Der 2. Tag der re:publica begann für mich und Journelle mit einem gepflegten Abhängen in der V.I.P. Lounge, weil wir um 11 Uhr unser Speednetworking „veranstalteten“. Die Idee dazu hatten wir aus mehreren Gründen: Erstens haben wir einen Weg gesucht, um wirklich mal ganz neue Leute kennen zu lernen und so auch mal seinen Internet-Horizont zu erweitern. Denn ich stelle immer wieder fest, dass ich im Grunde seit Jahren, die selben Blogs lese und die immer gleichen Seiten besuche. Sehr selten kommt mal eines neu dazu, wie z.B. Floyd CelluloydFakeblog. Deswegen war ich interessiert an neuen Leuten und deren Internetlesewelt.

Zum anderen wollten wir gerne eine Möglichkeit schaffen, uns und andere gezielt mit anderen Frauen zu vernetzen. Ich habe irgendwo eine Studie gelesen, die sagt, dass über 60% der Blogs von Frauen geschrieben werden, dass Frauen aber deutlich weniger sichtbar sind, weil sie sich untereinander weniger vernetzen und auch nicht so stark bauchpinseln pushen wie die männliche Blogosphäre. Nichtzuletzt wollten wir insgesamt einen entspannten und eher ungezwungenen Weg finden, in das Thema Frauen + Internet einzusteigen.

Foto von Journelle auf Instagram

Deswegen haben wir uns auch nicht angemessen aufgeregt was die Organisation der Open Sessions auf der re:publica angeht. Die Organisation war nämlich nicht vorhanden. Größte Hürde, um Leute für unser Speednetworking zu akquirieren war tatsächlich, dass man das Speednetworking auf der Website nicht im Zeitplan finden konnte. Warum es nicht möglich war, alle Open Spaces, die bereits vorher angemeldet waren, in den Zeitplan zu übernehmen – wir erhielten keine Antwort und hatten auch nicht das Gefühl, dass es irgendeine Form von Bemühen gab, unser Anliegen zu bearbeiten. Wir hätten ja genug Follower etc. um uns selbst unsere Leute zusammen zu suchen. Äh ja.

Genauso unglücklich war ich am Anfang darüber, dass uns im Vorfeld keinerlei Angaben darüber gemacht werden konnten, wie der Open Space nun aussehen würde und wo er eigentlich sei. Das wiederum würden wir während der re:publica schon sehen.

So kamen gestern insgesamt 14 Leute, die uns zum größten Teil das Feedback gaben, dass sie zufällig auf uns aufmerksam geworden seien – was für eine offizielle re:publica-Veranstaltung natürlich nicht so schön ist. Es wäre wünschenswert wenn transparent gewesen wäre WO und WANN man zu uns stoßen kann.

Hinzu kam, dass wir uns unseren Platz tatsächlich ein bißchen erdiskutieren mussten, weil sich jemand parallel eine Spontanveranstaltung erdacht hatte und sein virtuelles Handtuch bereits zu Reservierungszwecken auf die freien Plätze geworfen hatte.

Wie dem auch sei. Ich hatte den Eindruck, dass das Speednetworking gut angekommen ist und dass auch 14 Leute völlig gereicht haben. Ich war selbst eingesprungen, weil eine der Teilnehmerinnen früher gehen musste und hatte 4 Runden mitgemacht und danach schon ein Gefühl, eine Wüste in meinem Mund zu haben. (Nächstes Mal also mit viel Wasser am Tisch!) 19 Begegnungen hätte auch mein Gehirn nicht verarbeiten können, deswegen war der kleiner als geplante Rahmen durchaus gut. Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht und ich konnte mich endlich mal gepflegt mit einer anderen Frau über DS9 unterhalten!

Den Rest des Tages habe ich unterschiedliche Panels besucht und mich v.a. – im Gegensatz zu den Vorjahren – mit Menschen unterhalten. Der Tag wurde am Ende mit der wirklichen großartigen Poetry Spam Lesung gekrönt. Wunderbar!

8!

ACht Jahre Blog. Champagner für alle!

Heute, vor 8 Jahren, habe ich meinen ersten Blogartikel ins Internet gestellt. Seitdem hat sich viel getan. Mein Dashboard sagt, ich habe 1.860 Artikel geschrieben. Das ist nur bedingt richtig, denn es sind schätzungsweise 300 mehr. Eine komplette Kategorie – eigentlich meine Lieblingskategorie „Paranoia“ – ging bei einem Serverumzug verloren und natürlich hatte ich vorher kein ordentliches Backup gemacht. Bleibt mir nur regelmäßig darüber zu weinen.

5.614 Kommentare sind über das WordPressplugin erfasst – und auch hier Asche auf mein Haupt – die Kommentare der ersten Jahre – verloren. Was eigentlich noch schlimmer ist, denn ganz zu Beginn wurden viele Geschichten in den Kommentaren auf wundervoll Art und Weise weitergesponnen und so ist all das futsch.

Das ist mein Blog aber nur in drögen Zahlen. Viel erstaunlicher finde ich, das was daraus geworden ist. Ich habe damals völlig ohne Ziel mit dem Bloggen begonnen. Es ging mir wirklich nur ums Schreiben und ich habe keine Statistik mitverfolgt. Ich kannte 2004 meine vier Seitenbesucher alle persönlich. Kannte keine anderen Blogs, wußte nicht wie man Links setzt und las auch keine anderen Seiten. Umso erstaunter war ich ungefähr ein Jahr später als ich doch mal die Besucherzahlen miterfasste. Aus den 4 Lesern waren rund 800 regelmäßige Leser geworden.

In der Zeit ohne Kinder schrieb ich teilweise bis zu 90 Artikel pro Monat*. Es folgten Zeiten in denen ich gar nichts mehr schreiben konnte und wann immer ich in die Statistik schaue, entdecke ich, dass ich, selbst wenn ich über längere Zeiträume kaum oder gar nichts schreibe, immerhin noch 500 Besucher pro Tag habe. Die Zahlen machen Dank der RSS-Reader immer wieder einen Riesensprung wenn ich wieder aktiv werde und es gibt Tage, an denen am Tag 8.000 Leute vorbei schauen und Artikel, die u.a. dank rivva oder Verlinkung durch das Bildblog unfassbar oft gelesen wurden (z.B. Ich habe nichts gegen Kinder, nur bitte nicht hier oder Hmmm, Ratlosigkeit) und sich durch die Social Media Share Buttons auch unfassbar schnell weiter verbreiten. Sehr faszinierend für mich.

Das Wesentlichste was sich für mich in den acht Jahren geändert hat ist, dass ich nicht mehr anonym schreibe. Ich durfte die Erfahrung machen, dass das Bekanntgeben meines Namens eigentlich nur Positives gebracht hat. Ich werde kontaktiert, habe herausfordernde Aufgaben wie die Juryrolle bei den BOBs bekommen oder durfte in einem ganz anderen Kontext Artikel veröffentlichen oder im Radio zu unterschiedlichen Dingen was erzählen (z.B. zum Thema Eltern in Netz).

Mein Arbeitgeber weiß von meinem Blog, meine Freundinnen im Kindergarten kennen ihn und ich habe toitoitoi wirklich nur Gutes und Schönes durch mein Blog erlebt. Ich bin zwar schwer internetabhängig geworden, aber all die L-Signale haben mich glücklich und selbstbewusst gemacht.

Außerdem ist mein Blog eine für mich amüsante Dokumentation meines eigenen Lebens geworden und beschreibt mir wunderbar meine Lebensphasen der letzten Jahre. Mein frustriertes Singleleben, meine Lebenslangeweile, das Kennenlernen meines Mannes, meinen Einstieg in das Kinderthema, unsere Familienerweiterung und jetzt das (mir) herzerwärmende Dauerthema Kinder.

Mich hat das Internet wirklich glücklich gemacht. Wie jeder ordentliche Mensch unserer digitalen Generation hat es mir alles geschenkt: Meine Wohnung, meinen Job, meine Arbeitskollegen, meine Freunde, meine Bildung, meine Freizeit und nicht zuletzt meinen Ehemann. Lediglich die Kinder sind nicht aus dem Internet. (Wobei ich jetzt dank des gestrigen Poetry Spams weiß, dass man auch gottesehrfürchtige Kinder aus dem Internet hätte haben können. Das zeigt, dass ich meinen Spam ausführlicher hätte lesen müssen.)

Foto von steinhobelgruen auf instagram

 

Und das Schönste: Ich habe verstanden, dass das Internet keine Technologie ist, sondern aus Menschen besteht. Manche dieser Menschen kenne ich in der Zwischenzeit persönlich, andere nicht, aber allen möchte ich sagen: Danke! Ohne Euch wären 8 Jahre Blog doof.

Ach und wer heute noch auf der rp12 ist, dank des Speednetworkings bin ich jetzt smalltalkfähig – deswegen könnt ihr mich gerne ansprechen.

Hups. August 2005 war der Blogswapmonat mit ix. Also kein Wunder, dass es da 90 Einträge gibt.