Disclosure: Ich habe das Buch ungefragt als Rezensionsexemplar überlassen bekommen.
Donnerstag hatte ich einen Zettel im Briefkasten, der mich darüber informierte, dass ich doch bitte eine Büchersendung von der nächsten Postfiliale abholen möge.
Ich stellte mich also Samstag Morgen erwartungsfroh in die lange Warteschlange, um dann zu meinem Ärger ein nicht bestelltes Buch abzuholen.
Für alle Werbenden zur Info: Ich finde es nicht so prall ungefragt Dinge zugeschickt zu bekommen. V.a. dann nicht, wenn ich kostbare Lebenszeit in einer Warteschlange verbringen muss. Vielleicht einfach mal anfragen, bevor man was schickt?
Jedenfalls, zog ich das Buch aus dem Umschlag: „Mut zur Lücke, liebe Eltern!“, blätterte darin rum und schimpfte vor mich hin.
Mein Freund schaute mich ein wenig fragend an und sagte: „Ach komm! Das ist doch DEIN Thema! Wenn sie dich gefragt hätten, du hättest es genommen…“
Gut, da hat er Recht. Das muss ich zugeben. Ich bin neuerdings großer Fan davon Perfektion Perfektion sein zu lassen und sich mit soliden 80% Lösungen abzugeben.
Also lese ich doch mal rein. Als erstes natürlich beim Thema „Mut zur Lücke … beim Sex“
Das Kapitel setzt vier Eltern einen Lückentext vor, der u.a. Auskunft gibt, wie oft man im Monat mindestens Sex haben sollte und was jetzt eigentlich noch geht, wo sich der Körper doch verändert hat (Sie sehen, ich werde schon pampig… warum gibt es nichts interessanteres zu fragen als „Seit meiner Schwangerschaft hat sich mein Körper…“ JA UND?). Im Anschluss gibt ein Sexualtherapeut Auskunft über was helfen könnte.
So wie dann in jedem Kapitel kommen drei Sätze für die Tonne, die dann genau die genannten Punkte wieder aushebeln sollen (Man höre und staune, es gibt gar keine gesetzlich festgelegte Mindestanzahl für Sex pro Monat und auch wenn man nicht dünn ist, darf man weiterhin Spaß haben! *gähn*)
(Wenn ihr mich fragt: wenn das Sexualleben irgendwann mal gut war und dann durch ein Baby schlechter wird, dann hilft es z.B. sich Haushalt und Elternarbeit aufzuteilen, so dass die Frau [es sind ja seltsamerweise immer die Frauen, die plötzlich keinen Bock mehr haben] nicht jeden Tag völlig erschöpft um 20 Uhr zusammenbrechen muss…)
Gut, das Kapitel wars also nicht. Da Kind 2.0 zufällig bald Geburtstag hat, lese ich noch in „Mut zur Lücke … beim Kindergeburtstag“ rein.
Präsentiert wird das Kapitel in Form eines Märchens über die königliche Perfektionistin, die den Geburtstag der Nachwuchsprinzessin vorbereitet und durchführt.
Hach ja. Beim Begriff Prinzessin hört es bei mir ja schon auf… die Geschichte liest sich für mich wie ein einziges „Biste eben selbst schuld du olle Perfektionistin, wenn du dich auch so stresst“. Der königliche Gatte hilft beim Kindergeburtstag natürlich nicht mit sondern tritt weise und belehrend am Ende der Geschichte auf und bietet an, sich beim nächsten Geburtstag frei zu nehmen (wow!!!) und auch zu helfen (uhhhh!). Allerdings nur, wenn die olle Perfektionistin ihre Ansprüche zurückschraubt.
Waaahh!
Ok, ok. Ich lese noch schnell in „Mut zur Lücke … bei der Vereinbarung von Job und Kids“
(KIDS!)
Da bekomme ich dann diesen ultimativen Tipp:
YEAH! So, so toll. Einen ganzen Tag in der Woche darf auch mal der Papa ran! Damit wird der Papa so ein Super-Daddy wie der liebe Herr Gabriel und hat sich die 7.000 Euro vom Spitzenvater-Preis verdient.
Für mich fühlt sich das alles sehr nach 50er Jahre Rollenklischees an. Die Mutter ist eigentlich diejenige, die für alles verantwortlich ist und das einzig „Moderne“ an dem Buch ist dann die Auffassung, dass frau auch mal fünfe gerade sein lassen darf oder gar den Vater in Ausnahmefällen einspannt. Verstaubter geht’s kaum.
tldr: Mut zur Lücke? Ja, bitte! Zum Beispiel beim Lesen, wenn man dieses Buch einfach auslässt.