Gefahren des 11.November

Mit dem Jugendamt will man als treusorgende Mutter natürlich nicht so gerne zu tun haben. Dennoch gibt es immer wieder Phasen in denen man vermutet bald Bekanntschaft mit der kinderschützenden Institution zu machen. Erstmalig wenn die Kleinen Laufen lernen und sich deswegen seltsame blaue Flecken und zahlreiche Schürfwunden zuziehen. Als nächstes fürchtet man dass die Nachbarn das Jugendamt informieren wenn die Kinder nachmittags ausschließlich am Spiel Ich-werfe-gußeiserne-Kochtöpfe-auf-den-Boden-und-schreie-dabei-Nein-nein-bitte-nicht-Mammiiiii Gefallen finden.
Auch die Phase des Spracherwerbs kann schnell zur Risikozeit werden.
Kind 2.0 schrie kürzlich im Kindergarten mit Vorliebe inbrünstig: Mein Buder leidet! MEIN BUDER LEIDET!!! Tante Gerdi, mein Buder leidet!
Die Kindergärtnerinnen hörten sich das eine Woche an, dann nahmen sie sich ein Herz und fragten, warum Kind 1.0 bei uns so furchtbar leiden müsse.
Zur Erleichterung der freundlichen Erzieherinnen konnten wir glaubhaft vermitteln, dass Kind 2.0 lediglich keine Vorsilben ausspricht und somit seiner Begeisterung über eine gesehene Verkleidung nicht angemessen Ausdruck verleihen konnte.
Das Jugendamt kam also nicht und unsere Kinder haben aus nachvollziehbaren Gründen Leidungsverbot.

Nebenjob

Die Wahrheit ist, ich komme nicht zum bloggen, weil ich neben meinem Hauptjob Abends an der Tankstelle und Nachts als Putzfrau arbeiten muss. Warum? Einzig und alleine wegen der Essgewohnheiten unserer Kinder. Während andere Familien Abends Klappstullen mit Mettwurst und Zwiebeln essen, sind Kind 1.0 und 2.0 Gourmets der Extraklasse geworden. Sie ernähren sich ausschließlich von getrockneten Tomaten, Oliven und echtem Parmaschinken. Ich habe aus Kostengründen mal versucht italienischen Landschinken auf den Essenstisch zu stellen. Kind 2.0 hat daraufhin zu Kind 1.0 „iech mal“ gesagt. Kind 1.0 bestätigte „Kein Parmaschinken!“.

Durchschnittlich ißt jedes Kind 270 Gramm Schinken, 50 Gramm Oliven und 66 Gramm getrocknete Tomaten. Macht pro Nase 19,97 Euro.

Auch ein Einkauf im Großhandel hilft nur unwesentlich weiter. Selbst die Überlegung unser Balkonschaf gegen ein Schwein zu wechseln, schafft keine Lösung. Denn selbst wenn wir uns ein Schweinchen Large White, Landrance oder Duroc kaufen, es auf 150 kg mästen und dann nach 9 Monaten schlachten und aus den Schwarten Schinken machen, würde sogar das Baby richtig feststellen, dass es sich trotzdem nicht um echten Parmaschinken handelt.

Wann und in welchem Ausmaß in Zukunft gebloggt werden kann, ist deswegen ungewiß.

Fernsehabend

Beobachtungsnotiz: Nach dem Abstieg zum C-Promi landet man bei „Das Perfekte Promi-Dinner“. Weiter abwärts gehts mit „Hilfe ich bin ein Star, holt mich hier raus“. Danach kommen Liveautritte im Baumarkt, nehme ich an.
Immerhin hat mich die Dschungelprüfung der tapferen Lorielle davor bewahrt nach Abschluss von „Liebe in Zeiten der Cholera“ den Rest des Abends Rotz und Wasser zu heulen. So überwog wenigstens der Ekel vor unrasierten Kängurupenissen.

Tayloristische Laternenproduktionsstätten

Die traditionelle Elternbastelzeit wurde gestern feierlich durch Laternenherstellung zum Feste des heiligen St. Martins eröffnet. Isabell H.*, engagierte Mutter und Freundin des effizienten Arbeitens, konnte sich dabei besonders durch vorausschauende und ergebnisorientierte Bastelbetätgungen hervortun.
Anderen Mütter verfehlten die Aufgabenstellung „Laternenbasteln mit Kindern“ leider völlig, indem sie ihre Zöglinge mehrere Male auf die Finger hauten als diese an der Herstellung der Laternendesignstücke aktiv teilnehmen wollten.
Die herumirrenden Kinder griff Isabell H. auf und stellte in erstaunlicher Schnelligkeit eine kleine Laternenmanufaktur nach Fordschen Prinzipien auf indem der Laternenproduktionsprozess in einzelne Produktionsschritte herunter gebrochen wurde. Jedem Kind wurde eine determinierten Handgrifffolge beigebracht, die in altersgemäßen Gruppen bereits nach wenigen Probeläufen erfolgreich umgesetzt werden konnten. Die Kinder bis 2 Jahre durften buntes Seidenpapier in Form reißen, die Kinder bis 3 Jahre malten die Laternenformvorlagen ab, welche von den 4jährigen ausgestanzt wurden. Kinder bis 5 Jahre applizierten den Kleber, damit alle Einzelteile abschließend von Isabell H. zusammengefügt werden konnten. Innerhalb der veranschlagten Stunde stellte das Team um Isabell H. 37 Lampen her.
Da die Kinder bereits in den ersten zehn Minuten nach Übergabe der von den eigenen Müttern fabrizierten Designerlampen auf selbige fielen, werden die seriell produzierten Lampenmodelle am 11.11. zum Einsatz kommen.
Für das Nikolaus- und Weihnachtsbasteln legt Isabell H. eine ähnliche Vorgehensweise nahe.

*Name durch die Redaktion geändert