All in one – kann man machen, getrennt ist aber besser…
Im sehr lesenswerten Buch „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez bin ich über ein Konzept gestolpert, das mir wieder einmal mehr geholfen hat, bestimmte Dinge zu verstehen. Es geht darum, dass unsere Lebensbereiche räumlich in Zonen aufgeteilt sind und zwar in kommerzielle Zonen, Wohn- und Industriegebiete. Und das hat wiederum Auswirkungen auf die Wahrnehmung persönlicher Zonen je nach Geschlecht. Die persönlichen Zonen von Männern entsprechen den der zuvor beschriebenen Orte. In der einen Zone erwerbsarbeiten sie, in der anderen leben sie und haben Freizeit. Die Zonen sind gut voneinander getrennt: Arbeitswelt und Freizeitwelt überschneiden sich kaum. Auch die Wege sind einfach: sie verlassen ihren Privatbereich (meistens mit einem eigenen Auto[1]) und fahren an ihren Arbeitsplatz. Dort erwerbsarbeiten sie und dann kehren sie zu einer bestimmten Uhrzeit zurück in den Privatbereich und haben Freizeit.
Es sind vor allem Mütter, die alles am Laufen halten. Eine gute Vereinbarkeit von Familie & Beruf ist systemrelevant – für Mütter & Väter! Partnerschaftlichkeit und gute Kinderbetreuung sind dafür der Schlüssel. Das muss zukünftig wieder besser und auch von allen gesehen werden.
— Familien-, Senioren-, Frauen- & Jugendministerium (@BMFSFJ) May 10, 2020
Zur besonderen Ehrung meiner Bemühungen der letzten Wochen, startend mit dem 17. März 2020 (Ende Beschulung der Kinder) bis einschließlich 15. Mai (Wiederaufnahme einer teilweisen Beschulung der Kinder) stelle ich vorläufig folgenden Betrag in Rechnung. Selbstverständlich wurden nur Werktage in Rechnung gestellt:
Gesamtsumme 22.296 Euro
Anzahl Std.
Art der Tätigkeit
10
plattformbezogene administrative Tätigkeiten (Einrichtung Moodle, Microsoft Teams, Schulcloud)
2
Koordination Bereitstellung Internet
5
Organisation, Installation, Backup Endgeräte
18
zum Beginn der Woche Materialien finden, zusammenstellen, drucken, URLs von PDFs abtippen
2
Arbeitsblätter drucken
9
Arbeitsergebnisse scannen und versenden
9
Individualkommunikation mit Lehrpersonal
264
Aufarbeitung und Erläuterung diverser Schulfächer für 2 Kinder, Einarbeitung in die jeweilige Thematik inklusive
90
Planung, Einkauf, Bereitstellung Mittagessen, sowie diverse Snacks
18
Bereitstellung Bewegungsangebot
15
zusätzliche Reinigungstätigkeiten
pauschal
Materialkosten 500 Euro (Papier, Drucker, Toner, gebrauchte Endgeräte)
pauschal
Erwerbsarbeit außerhalb der Servicezeiten um Homeschooling zu gewährleisten 20% auf Gesamtsumme
pauschal
Erhöhte Strom/Wasser/Heizungskosten für den Zeitraum 400 Euro
Der übliche Stundensatz musste angehoben werden, da die oben aufgelisteten Stunden auf die 32 Stunden, die ich erwerbstätig bin, on top kommen. Die gesetzlich vorgeschriebenen 11 Stunden Ruhezeit sind derzeit nicht einzuhalten. Da mein Partner und ich nicht verheiratet sind und somit nicht gemeinsam veranlagt werden, stellen wir gesonderte Rechnungen. Die Pauschalen werden lediglich einmalig erhoben.
Bitte überweisen Sie den Betrag von 22.296,00 Euro innerhalb von 14 Tagen auf mein Konto. Über eine Verdopplung der Rentenpunkte freue ich mich. Vielen Dank im Voraus.
Dieses Schreiben bedarf keiner Unterschrift.
Meine Rechnung ist Teil der Aktion #CoronaElternRechnenAb von Sonja Lehnert (mama-notes), Rona Duwe (phoenix-frauen.de) und Karin Hartmann (@baukulturpb). Macht mit und quantifiziert eure unsichtbare Arbeit. Weil ein warmer Händedruck nicht reicht. Es kann einfach nicht sein, dass das Familienministerium lediglich feststellt, dass es ein Gender Care Gap gibt, das sich durch Corona noch verstärkt. Es müssen Konzepte und Maßnahmen erarbeitet und zeitnah umgesetzt werden.
In meinem Umfeld gab es vor Corona (v.C.) grob drei Partner-Modelle.
Mann ist 40-60 Stunden erwerbstätig, sie übernimmt die Care-Arbeit. Die Kinder sind, je nach Alter, vormittags in der Kita oder in der Schule.
Mann ist mindestens 40 Stunden erwerbstätig, er übernimmt einen Teil der Care-Arbeit. Sie ist ebenfalls erwerbstätig – allerdings eher in Teilzeit und übernimmt deswegen mehr Care-Arbeit. Es gibt eine Putzfrau, Einkäufe bringt der Lieferdienst, wenn der Platz es zulässt, gibt es gelegentlich ein Aupair, mindestens gibt es aber ein bis zwei Kindersitter, die je nach Bedarf einspringen können, um Betreuungsengpässe auszugleichen. Wer Glück hat, hat die Großeltern in der Nähe, die sich regelmäßig um die Kinder kümmern können, man spart sich das Geld für die Kindersitter.
Mann und Frau sind ungefähr gleich erwerbstätig und übernehmen ungefähr gleich viel Care-Arbeit. So gut wie nichts ist ausgelagert. Die Wohnung sieht meistens aus wie Hulle.
herzlich Willkommen in meinem Blog. Schön, dass ihr vom Analogen ins Digitale gefunden habt. Hier einige Hinweise:
Zum Buch gibt es einen Podcast, der „Nur 30 Minuten„, dann ist aber Schluss heisst. Ihr könnt ihn in jedem Podcatcher, auf Spotify und bei Deezer abonnieren. Hört mal rein. Er ist ziemlich gut. Ich mache ihn gemeinsam mit dem Radiojournalisten Marcus Richter.
Wer Interesse am Buch hat, der kann es lokal bestellen. Menschen, die es schon gelesen haben, sagen z.B.:
„Wenn Ihr erster Impuls ist, an den Stromkasten zu rennen und die Hauptsicherung rauszudrehen, sobald sich Ihre Kinder vor irgendeinen Bildschirm setzen, dann ist dieses Buch genau das Richtige für Sie. Erstens haben die meisten Geräte einen Akku, zweitens gibt es viel bessere Wege, mit Medien umzugehen. Und genau darüber schreibt Patricia mit so viel Humor und Gelassenheit, dass es total ansteckend ist. Man möchte die Kinder fast schon zwingen, sich vor den Bildschirm zu setzen, damit man alles ausprobieren kann, was hier drin steht.“
Ralph Caspers, Moderator (u.a. Sendung mit der Maus) und Autor
Eine Auswahl an Blogartikeln zum Thema „Kinder und digitale Medien“ findet ihr unter dem Schlagwort Medienmomente – denn mit dem Elternratgeber SCHAU HIN! habe ich drei Jahre eine Kooperation gehabt und die „Let’s talk“-Serie geschrieben.
Ich halte gelegentlich Vorträge, wann und wo die nächsten stattfinden, kann man auf der Übersichtsseite sehen. Für den 14., 15. und 17. September suche ich übrigens noch Buchhandlungen oder andere Einrichtungen im Raum Süddeutschland/Schweiz, die mich gerne einladen wollen, denn da bin ich ohnehin in Ravensburg und Basel.
P.S. Zu „Die Autorin lebt in Berlin, aber sich irgendwo an der frischen Luft zu treffen, war ihr dann doch zu riskant. Deshalb reden und streiten wir auf Skype.“ Ich nehme einfach die Kontaktsperre ernst und treffe mich nicht mit Menschen ausserhalb meines Haushalts. Auch nicht draußen.
16 Jahre ist mein Blog alt. 2.547 Artikel, 55.000 Kommentare und Reaktionen. Wie viele Klicks, keine Ahnung. Mit 2-3 am Tag habe ich angefangen, so 4.000 sind es jetzt wenn ich so wenig schreibe, wie in letzter Zeit. Manchmal sind es >50.000 am Tag. 5.840 Tage (ohne Schaltjahrtage) ähhh eben ziemlich viele Klicks.
Eine ganze Kategorie an Blogbeiträgen ist bei einem Serverumzug verloren gegangen, weil ich darauf vertraut habe, dass die Person, die mich unterstützt, weiß was sie tut. Das bereitet mir immer noch Schmerzen (und ja, macht immer Backups…).
Am 24. Juni 2020 erscheint mein neues Buch „Raus aus der Mental Load Falle“. Es ist ab jetzt vorbestellbar (Ihr könnt natürlich lokal bestellen).
Kinder, Küche, Krisenmanagement. Frauen sind für alles rund um die Familie verantwortlich, sie haben jedes noch so kleine To-do der Kinder und des Partners im Kopf. Dieses Projektmanagement ist in der Wirtschaft ein anerkannter und gut bezahlter Vollzeit-Job, zuhause hingegen »unsichtbare Elfenarbeit«. Mental Load ist das Wort für das, was Frauen grenzenlos stresst. In ihrem neuen Buch zeigt Patricia Cammarata konkrete, von ihr selbst und in ihren Workshops erprobte Auswege aus der Mental Load Falle.
Kurz gesagt: Ich halte mich nicht lange damit auf zu erklären, was Mental Load eigentlich ist und wo das Phänomen herkommt. Denn nachdem der Begriff seit über zwei Jahren nach meinem Vortrag am Female Future Force Day „Warum endet die Gleichberechtigung so oft mit der Geburt des ersten Kindes? Was die „Mental Load“ damit zu tun hat“ durch die Medien geistert, wissen die meisten das. Was aber viele noch nicht wissen ist: Wie gehts denn raus aus diesem ganzen Schlamassel? Und das beantworte ich in meinem Buch. Ohne Männer-Bashing (weil #notallmen). Versprochen.
P.S. Das Buch wurde von Teresa Holtmann aka Frollein Motte illustriert und ist alleine deswegen kaufenswert.
Sneak Preview auf die Illustrationen von Teresa Holtmann