Wo reiben schwitzende Frauen ihre Becken aneinander?

Richtig! Es ist der Rückbildungskurs nach einer Geburt. Das schlimmste am Kinderbekommen. Meine Schwangerschaft und die Geburt waren dagegen ein Spaziergang auf einer blühenden Sommerwiese während ein laues Lüftchen mein Haar zerzaust und ich an einem kühlen Glas Mangolassi schlürfe.
Der Rückbildungskurs ist das aller-, aller-, allerschlimmste, das ich in meinem jungen Leben je gemacht habe.
Für alle, die keine Ahnung haben, wie so was abläuft:
Zu Beginn läuft man sich mit sieben anderen Frauen und einer Vorturnerin auf einem sechs Quadratmeter großen Areal warm. Dabei soll man die Knie in die Luft oder die Fersen an den Po schleudern. Die Stillbrüste wackeln dabei so, dass man sie mit beiden Händen festhalten muss.
Nach ca. zehn Millisekunden schwitzt man wie ein Schwein. Das ist der Augenblick, in dem man eine andere schwitzende Frau anfassen muss, um gemeinsam mit ihr ekelerregend körperbetonte Ertüchtigungsübungen zu machen.
Man steht beispielsweise Rücken an Rücken und drückt beckenbodenanspannend die Unterleiber aneinander. Dabei spürt man deutlich wie sich die angespannten Pomuskeln der anderen Frau am eigenen Rücken reiben.
In diesen Momenten beginnt man zu beten, das eigene Kind möge doch so wie die anderen sechs Babys krakeelen, damit man sich abwenden kann, um es bis zum Ende des Kurses zu wiegen.
Doch das Baby bleibt hart und schläft.
Dann legt man sich auf den Rücken und beginnt damit die verschiedenen Schichten des Beckenbodens zu enervieren.
Und ich schwöre, könnte ich wählen zwischen dem was dann kommt und Wehen ohne PDA – ich würde die Wehen wählen.
Die Instruktion der Vorturnerin lauten nun:
„In Vierfüßlerstand gehen, das Steißbein nach vorne zur Brust ziehen und sich dabei vorstellen, verhindern zu wollen, dass drei große Hunde namens Lack, Luck Lock über die Straße rennen wollen. Man muss deswegen ihre Namen laut rufen.“
Während mir die Peinlichkeit leise durch den Körper schleicht (Warum Hunde? Warum haben sie so bescheuerte Namen? Und wieso soll ich sie rufen?) ahne ich noch nicht, dass sich meine peinliche Berührtheit auch zu starken körperlichen Schmerzen steigern lässt.
Spätestens da hätte ich mein Kind schnappen und das Weite suchen sollen, denn nun wird von uns verlangt:  „Harnröhre und Anus zwinkern sich zu, während die Schamlippen Applaus klatschen.“
Standing Ovations. Der Vorhang fällt!

Lass‘ keine Fremden in Deine Wohnung

Handwerker und sonstige Menschen, die ich in meine Wohnung lassen muss wenn ich alleine bin, sind mir von Grund auf suspekt. Ich verstecke vorsichtshalber eine gusseiserne Pfanne im Wohnzimmer, um sie notfalls niederzuschlagen und telefoniere mit meinem imaginären Freund, der gerade auf dem Heimweg von seinem letzten bestandenen schwarzen Gürtel einer beliebigen Kampfsportart ist. Hallo Schatz? Du bist gleich da? Toll! Und den schwarzen Gürtel hast Du auch bestanden? Super!
Wenn es klingelt, luge ich durch den Türspion und frage alle relevanten Daten ab. Firma, Uhrzeit des vereinbarten Termins, Rufnummer der Zentrale? Als nächstes muss der Handwerker den Werkzeugkoffer langsam im Hausflur auspacken und laut und deutlich die Namen der Werkzeuge sagen, bevor er mir einige exotische Ersatzteile präsentiert.
Erst dann öffne ich die Tür und führe ihn durch den verdunkelten Gang in den Raum mit dem defekten Gerät.
Wenn er nämlich kein psychopatischer Mörder ist, so ist es doch wahrscheinlich, dass es sich bei ihm um einen ausgebufften Dieb handelt, der bei seinen Montagen Wohnungen auf Wertgegenstände ausspioniert.
Kaum dass er beginnt das Gerät unter Augenschein zu nehmen, fange ich an zu jammern, dass es hoffentlich nicht viel kostet, wir wären ja so arm und hätten aufgrund unserer horrenden Schulden bereits alle Wertgegenstände bei ebay versteigern müssen.
So gehe ich sicher, dass er schnell arbeitet und seinen Komplizen hinterher vermeldet, dass bei uns nichts zu holen sei.
Mir dünkte schon seit jeher, dass Handwerker mich aufgrund dieser Verhaltensweisen seltsam finden könnten.
Seit ich den Säugling habe, bin ich mir sogar sicher.
Der schlief gestern im anderen Zimmer und ich eilte im Minutentakt zwischen Küche, wo der defekte Herd stand, und Wohnzimmer, wo der schläfrige Säugling lag, hin und her.
Der arme Handwerker hatte jedoch keine Ahnung, dass außer mir noch jemand in der Wohnung war. Mein Hin- und Herwandern machte ihn ein wenig argwöhnisch. Durchaus irritiert schaute er, als ich ihn aus dem anderen Zimmer leise Schatz und Mausepups nannte. Deutliche Verwunderung spiegelte sich in seinem Gesicht, als ich von der Küche aus rief: „Wenn Du fertig bist, dann darfst Du nackig auf der Kuscheldecke liegen, ja?“
Dabei starrte ich ihn selbstverständlich an, er sollte schließlich nicht denken, dass er mir da ein Ersatzteil verbauen könnte, was ich am Ende gar nicht benötigte.
Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und ignorierte mein Gefasel. Doch als er beim Ausfüllen seines Schadensbehebungsformulars einen Schnuller auf der Küchenanrichte entdeckte, zeichnete sich deutliche Erleichterung in seinem Gesicht ab.
Trotzdem suchte er schnell das Weite. Ich nehme an, ihm war das gewetzte Brotmesser in meiner rechten Hand suspekt.

Kurbel der deutschen Wirtschaft

Irgendwann muss man ja damit anfangen. Millionen Euro für die Erstlingsausstattung rauswerfen. Für Geizkragen wie mich pure Folter. Die Dinger wachsen doch eins, zwei, drei wieder aus dem Zeug raus. Ich war schon immer dafür Kinderschuhe aus alten Autoreifen zu machen, die man einfach mit Wurstgarn um die kleinen Füßchen bindet. Irgendwie ist das doch fast das selbe wie diese Biostricksöckchen, die irgendeine Emanze mit den Haaren auf ihren Zähnen mit Naturkautschuk bestreicht. Einzig und allein im Preis würden sich diese Dinger unterscheiden.
Genauso steht es doch um die Babyzimmermöbel. Dem kleinen Wesen ist es doch herzlich egal wie die Möbel aussehen bzw. ob es überhaupt Möbel hat. Am liebsten klebt es doch weiterhin wie ein kleines Äffchen am mütterlichen Bauch und mustert interessiert seine Umwelt.
Die Krönung der Anschaffungsliste stellt der Kinderwagen dar. Da gibt es im Wesentlichen zwei Alternativen. Entweder man absolviert schnell einen Aufbaustudiengang „Kinderwagen – Vehikel der Mobilität, Transportmittel an dem sich die Geister scheiden“ oder aber, wenn man in Berlin lebt, aus einem Doppelverdienerhaushalt im Prenzlauer Berg kommt, macht man es sich leicht und kauft sich für schlappe 1.000 € einen Bugaboo Chameleon.
Vorteil bei letzterem: sehr hoher Wiederverkaufswert bei ebay. Nachteil dem organisierten Verbrechern der Kinderwagenmafia ist dieser Wert durchaus bewusst. Wer also kein Einfamilienhaus hat, wo er den Wagen sicher unterstellen kann, der darf damit rechnen, ihn einmal im Jahr geklaut zu bekommen.
Alles in allem also eine wenig verlockende Aussicht. Demzufolge immatrikuliert man sich kurz nach Bekanntwerden der Schwangerschaft in den oben genannten Studiengang. Nachdem man dann sechs Monate Informationen zusammengetragen hat und Diskussionsrunden über Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten beigewohnt hat, entscheidet man sich dann für irgendein Modell, bei dem dann aber nach kurzem Einsatz schon auffällt was man hätte besser machen können.
Es zeigt sich hier zum wiederholten Male, dass sich Vielfalt nicht auszahlt. Ich will einen Kinderwagenmonopolisten. Da kaufe ich dann ein Modell und lebe mit den Nachteilen. Fertig. Die Recherche und die ganze vergeudete Zeit dazwischen spare ich mir einfach.
Alternativ fordere ich einen staatlich entwickelten Fragebogen, der mir nach dem Ausfüllen ein bestimmtes – perfektes – Modell empfiehlt.
Im Muliple-Choice-Verfahren nähert man sich so seiner Auswahl.
– Ich habe ein Auto ja/nein
– Ich wohne in einer Gegend mit Kopfsteinpflaster ja/nein
– Ich verfüge über einen abschließbaren Ort, an dem ich den Kinderwagen abstellen kann ja/nein
– Mein Kind wird vorraussichtlich so groß wie xxx (Dinobaby aus Serie) ja/nein
– Ich will mit Wagen und Kind sportlich aktiv sein ja/nein
– Etc.
Leider bekommt man nach dieser Einsicht ein Kind und hat dann keine Zeit mehr für so einen Schnickschnack. Viel schlimmer noch, der Nestbauinstinkt setzt kurz vor der Geburt ein und plötzlich macht man nichts lieber als Babykram kaufen.
Wer Glück hat, im Kreise der vor Entzückung kreischenden besten Freundinnen. Man fällt in Kinderbekleidungsläden ein und sieht sich zurückversetzt in die präpubertäre Barbiephase.
Überall rosa, rosa, rosa! Rüschen, Glitzer, Schleifchen! Alles minimninimini! Ahhhhh! Man macht nur noch Geräusche, die man normalerweise ausschließlich von Meerschweinchen kennt und greift zweihändig in die Regale. Alle klitzekleinen Einzelteile kosten doch nur unter 10 Euro. Die Vernunft bleibt auf der Strecke und man erwirbt allein so viele von diesen Minisöckchen, die gerade auf die eigenen Fingerkuppen passen, dass man damit auch bedenkenlos einen brasilianischen Tausendfüßler winterfest machen könnte.
Das Baby dankt es wenig später indem es zeigt, dass man von der Erstlingssocke bis zum Kopfhäubchen wirklich alles mit Breikacke einkacken kann.
Doch was solls. Ist das Ding erst mal auf der Welt, so freut man sich auch über rosa Minikleidchen mit blassbraunen Streifen.

Sigourney Weaver und ich

Wer Alien I bis III gesehen hat, hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie es ist, schwanger zu sein. Letztendlich ist der einzige Unterschied, wie das Alien geboren wird. Während nämlich das garstige Alien aus dem All in einer angemessen kurzen Zeitspanne aus dem Bauch platzt, muss das Menschenbaby in einer mehrtägigen Tortour aktiv aus einem winzigen Loch gepresst werden.
Wichtig ist es deswegen für jede Frau sich die glückerfüllten Momente einer Schwangerschaft vor Augen zu führen. Da wäre zum Beispiel das erste Ultraschall, wo man eigentlich nur einen kleinen Saurier sieht, dessen Arm- und Beinstümmelchen an einem großen Körperballon hängen. „Wunder der Natur! Produkt meiner Gene!“ freut man sich und weint Tränen der Glückseeligkeit.
Die nächsten Wochen verbringt man blass, erbrechend und halbschlafend. Doch dann in Woche 16, das nächste Hoch. Das Ding in einem bewegt sich. Wie verschluckte Fischlein, beschreibt die eine romantisch. Wie große, dicke Puddingblasen im Bauch, korrigiert die andere. Wie grässliche Blähungen, umschreibt eine weitere.
Ab da setzt der sog. Schwangerschaftsautismus ein. Immer wenn das Baby sich nämlich bewegt, bekommt die Frau einen seltsam verklärten Gesichtsausdruck und brummelt unverständliche Worte, die im Grunde auch gar nicht für die Außenkommunikation gedacht sind. Wenn das Kind weiter wächst, wird aus dem verzaubertem Gesicht, das eine sanfte Bewegung gemeldet hat, bald eine Fratze. Denn das Kind übt zunächst Milchtreten auf der Blase. Manchmal zerrt es auch an der Nabelschnur wie ein LKW-Fahrer bei 120 an der Hupschnur. Dann kommen die Wochen in denen sich das Baby dreht und dauerhaft mit dem Kopf auf der Blase liegt und mit den Füßen eifrig Magen, Rippen und Zwerchfell traktiert.
Hormone sorgen dafür dass man über die Schmerzen hinaus ächzt: „Ein kleiner Rocky Balboa! Ach wie süß, ein eifriger Ronaldo!“
Doch in diesem Stadium ist der Kontakt der Schwangeren zur Außenwelt ohnehin nur noch sporadisch.
Für die Psyche der Frau ist das ohnehin besser. Die Kinderlosen können das langweilige Gefasel über Stillmethoden, Kinderwagen und Babypflege ohnehin nicht mehr hören. Die Personen, die neulich erst gebärten und deswegen unfreiwillig aber dauerhaft auf jene Themen reduziert wurden, wollen nicht mehr hören. Bleibt also nur der Partner, der sich bereits heimlich beim Chef erkundigt hat, welche Projekte er ab Geburtstermin zusätzlich übernehmen könnte, damit er erst zuhause ankommt, wenn der propere Nachwuchs sauber und gestillt im Bettchen liegt und seine Frau ebenfalls erschöpft auf dem Boden vor dem Stubenwagen zusammengesunken ist.
So schön wird das Leben einer Frau nie wieder!

Bildung in der Elternzeit

Windeln, das ist ein Thema für sich (Bloß nicht die von ROSSMANN kaufen! Nachts Pampers benutzen!).
Als preisbewusster Stammkunde der Drogeriekette dm, wickeln wir unser Baby natürlich mit Babylove. Auf den Babylovewindeln gibt es vorne unterschiedliche Motive mit Babytieren oder sonstigem, vermeidlich niedlichem Schnickschnack.
Doch stellt sich hier die Frage: Welcher findige Produktentwickler hatte diese Idee und wen will er damit ansprechen? Das Baby sieht die Windel doch gar nicht. Sind gar Mama und Papa die Zeilgruppe?
Doch wäre es da nicht sinnvoll ganz andere Motive zu wählen?
Vantity Fair hat es kürzlich in ähnlicher Weise vorgemacht*. Für die Mamis gibt es jetzt auf den Windeln die schönsten Promi-Popos. Persönlich würde ich dann zum Model Will Smith in ‚I, robot‘ unter der Dusche greifen. Das würde ich mir schon ein Paar Groschen extra kosten lassen.
Für die anderen Geschmäcker gäbe es noch George Cloonys Popo aus ‚Solaris‘ und das Gesäß von Brad Pit in ‚Troy‘.
Damit die Papas lieber wickeln, böte sich dann noch die Muschi von Sharon Stone in ‚Basic Instinct‘ oder Angela Jolie splitternackt in ‚Beowulf‘ an.
Zugegeben eine platte Idee. Sinnvoller wäre es natürlich den Platz zu nutzen, um kurze Zusammenfassungen zu gesellschaftlich relevanten Sachverhalten oder Kurzabrisse des Allgemeinwissens auf die Windel zu drucken. (Der G8 Gipfel findet nicht auf einer einsamen Bohrinsel im Meer statt, um einen höheren Ergebnisdruck für die teilnehmenden Staaten zu erzeugen oder Das Staatsoberhaupt steht an der Spitze der staatlichen Ämterhierarchie. Einige wenige moderne Staaten kennen kein persönliches Staatsoberhaupt. Dazu zählt Japan. Der Kaiser ist laut Verfassung nur ‚Symbol des Volkes‘, nicht Staatsoberhaupt. Für das diplomatische Protokoll wird er jedoch als Staatsoberhaupt behandelt.)
Stattdessen bin ich gezwungen meinen Intellekt schrittweise einzubüßen und eines Tages vor Freude in die Hände zu klatschen, wenn ich endlich wieder das putzige, hellblaue Nilpferd sehe, das überproportional selten auf die Windeln gedruckt wird.
Andererseits. Vielleicht handelt es sich um Sammelmotive und ich soll die Bildchen ausschneiden und mit anderen Mamis im Park tauschen?
Vier Bienchen gehen Deine Entenfamilie?
So gesehen, ist die Motivsache natürlich fern aller Ressourcenverschwendung eine gute Idee, welche die soziale Bindung zwischen Frauen stärkt, deren Kinder jünger als zwei Jahre sind.
Toll!

Süüüß!

*Laut Aussage der Zeitungsverkäuferin im Bezirk Berlin Friedrichshain geht George Clooney gar nicht, obwohl die Cousine in Wilmersdorf berichtet hat, dass George schon nach wenigen Stunden ausverkauft gewesen sei.