Jaaahaaaa was is denn das, ei ei ei?

In teerzähen Schritten geht es auf die Geburt zu. Ein Event auf das man sich noch mehr freut als auf eine dreitägige Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Befragungen im bekindeten Freundeskreis haben ergeben, dass es trotz der finalen Vorausschaubarkeit des Ergebnisses der Geburt (Kind ist raus) doch noch bei allen Frauen großes Erstaunen darüber gab, dass am Ende ein echtes Kind geboren wurde. Man glotzt das verschleimte Ding an und wundert sich, meistens zwei Tage und zwei Nächte lang.
Zu Beginn erstaunten mich solche Berichte. Die letzten Tage vor der Geburt versagte jedoch tatsächlich auch mein Vorstellungsvermögen. Soll da in wenigen Tagen wirklich ein menschliches Wesen aus mir entsteigen?
Was wenn es doch ein Hund wird, frage ich meinen Freund ängstlich, wir wollten doch keine Haustiere.
Nach kurzem, sorgvollen Überlegen entscheiden wir uns dann, das Hündchen im Fall der Fälle einfach zu rasieren und in Babyklamotten zu stecken. Das erste Jahr wird das unserem Freundeskreis und den Familien kaum auffallen.
Zu der Thematik bitte auch hier lesen

Planung ist die halbe Miete

Ich organisiere gerne alles perfekt. Eine Geburt im Detail zu planen ist, das geht selbst mir auf, eine – sagen wir – anspruchsvolle – aber keineswegs unmögliche Aufgabe.
Im Grunde ist es ähnlich wie im Job. Man hat ein Expertenteam, das man koordinieren muss. Die Experten sind gelegentlich anderer Meinung als man selbst, aber schließlich muss man als Koordinator für das Ergebnis gerade stehen und nicht die Experten und so setzt man sich lauwarm lächelnd durch.
Der größte Aufwand ist mit dem Geburtssoundtrack verbunden. Man weiß schließlich nicht wie viel Stunden er abdecken muss. So bespielt man sich 3 CDs Eröffnungsphase mit dem Titel Muttermund öffne Dich, 1 CD Übergangsphase Aggressiv und trotzdem hilfsbedürftig und 1 CD Austreibungsphase Daaaaa ahhhh aaahhhh es drückt so.
Des weiteren geht man natürlich nicht ungestylt zur Geburt. Klar macht es sich nicht besonders gut mit einer dicken Make-up-Schicht ins Krankenhaus einzurücken – ein dezentes und natürlich wirkendes Tagesmake-up ist jedoch machbar. Dabei sollte man an die Schweiß-, Schmier- und Weinfestigkeit achten. Wasserfeste Wimperntusche ist demzufolge unverzichtbar.
Auch die Frisur will durchdacht sein.
Offene, lange Haare verkleben gerne das Gesicht – wohingegen ein Pferdeschwanz schnell zum unbequemen Nackenknubbel wird, wenn man sich mal ausruhen will. Eine aparte Hochsteckfrisur ist also das Mittel der Wahl.
Bei der Kleidungswahl ist darauf zu achten, dass sich die diversen Flecken, die bis zum Ende der Geburt darauf entstehen werden sich optisch gut in das Grundmuster integrieren. Muster, wie sie öffentliche Verkehrsmittelträger gegen Grafitti gerne verwenden, empfehlen sich also auch für diesen Event.



Darüber hinaus ist zu beachten, welcher Geburtsort in die Urkunde eingetragen werden wird. Für mich als Landei sind beinahe alle Vermerke akzeptabel – solange nur Berlin als Zusatz dasteht. Mein Kind soll hip sein und etwas von dem Hauptstadtflair mitbekommen: kulturell vielfältig, geliebt von vielen – aber im Fall der Fälle in der Lage mit sehr wenig Geld ein glückliches Leben zu führen.
Arzt-, Krankenhaus- und Hebammenwahl treten ob dieser wichtigen Kriterien dabei beinahe in den Hintergrund der Planung. Schließlich sind die nur ein Paar Stunden relevant und nicht das gesamte Leben so wie die Geburtsurkunde!
Wenn alle Details nun geplant sind, stellt sich ab der 34. Woche eine gewisse Reiseunwilligkeit ein. Leider ist diese Zeit, kurz vor dem Mutterschutz jedoch optimal, um sich von alten, kinderlosen Freunden zu verabschieden. Da diese ob ihrer Jobwahl über ganz Deutschland (schlimmstenfalls Europa) verteilt sind, lassen sich Kurztrips kaum vermeiden.
Ein Kind im Zug zu gebären, stellt hier nicht das Problem dar, winkt doch eine lebenslange kostenlose Mitgliedschaft im Bahnerverein.
Viel schlimmer ist der Gedanke an Ortseinträge in der Geburtsurkunde wie Mückenloch, Gammelshausen, Feucht oder Hodenhagen bei einem überraschenden Blasensprung während der Ortsdurchfahrt.
Wem die zarte Psyche des eigenen Kindes lieb ist, der bleibt also zuhause und sagt den Freunden lieber telefonisch Goodbye.

Wohlschmeckende Kochrezepte

Wie bereits berichtet, gibt es Dinge, die im alltäglichen Leben niemals Thema werden, es sei denn, man besucht einen Geburtsvorbereitungskurs.
Die Kursteilnehmer sitzen mit schreckgeweiteten Augen im Lehrkreis und verarbeiten gerade die Grauenhaftigkeiten der letzen Geburtsphase. Man fächert sich um Sauerstoff ringend gegenseitig Luft zu und denkt, jetzt ist das schlimmste überwunden, als die Hebamme das Thema Nachgeburt anschneidet.
Persönlich bin mich mir plötzlich sicher, dass ich gleich etwas erfahren werde, was schlimmer als jeder Darmspiegelungsbericht oder jede Ekeljugendeskapade von MC Winkel sein wird.
Ich überlege, ob ich auf die kindheitsbewährte Methode des Finger-in-die-Ohren-steckens-und-dabei-laut-singend zurückgreifen sollte, doch da ist es zu spät.
„Was wollt ihr eigentlich mit Eurer Plazenta nach der Geburt machen?“
Kann man denn und v.a. muss man denn irgendwas damit machen? Kann man sie nicht einfach ekelerfüllt ignorieren? Stille im Raum.
„Nun“, fährt die Geburtshelferin fort „den Mutterkuchen könnt ihr z.B. zu Energieglobuli verarbeiten lassen. Das hilft Euch v.a. im Wochenbett aber auch im späteren Leben über Enegrietiefs hinweg. Auch gibt es den Brauch, ihn einfach zu verspeisen…“
Plötzlich erinnere ich mich an Tom Cruise, der jüngst verlauten ließ, „Ich werde die Plazenta essen. Ich dachte, das wäre gut. Sehr nahrhaft. Ich werde die Nabelschnur und die Plazenta essen…

Lecker! (Zwischenanmerkung: Wem es an Rezepten fehlt, der schaue doch einfach hier nach)
Weiter verbreitet sei es jedoch die Plazenta mitzunehmen und im Garten zu vergraben bzw. ein Bäumchen auf ihr zu pflanzen.
„Ha, ha, Pech für die Wintergebärenden“, entfährt es mir. Nein, nein, versichert die Hebamme, Plazenta ließe sich hervorragend einfrieren. Wenn Baumpflanzsaison ist, holt man sie einfach wieder aus dem Gefrierfach und tata pflanze, wie geplant, das Bäumchen darauf.
In mir steigt eine schreckliche Vision auf. Wir frieren die Plazenta ein, kurz vor Ausbruchs des Frühlings haben wir Besuch. Weil wir beide berufstätig sind, müssen die Gäste sich tagsüber selbst beschäftigen. Man entlässt sie morgens mit den Worten: „Fühlt Euch wie zuhause. Ihr könnt alles benutzen und essen, was ihr findet.“ und denkt sich nichts Böses.
Am Abend, als man bei einem Gläschen Rotwein den Tag resümiert, fragt man höflich „Na was habt ihr so gemacht“ und erstarrt ob der Antwort.
„Ach nichts besonderes. Ausgeschlafen und Mittags dann die Leber gekocht, die wir bei Euch im Gefrierfach gefunden haben. Ein bisschen seltsam hat die geschmeckt, aber mit gerösteten Zwiebeln im Grunde ganz in Ordnung.“
Für Plazentainteressierte eine Leseempfehlung zur Fortführung des hochinteressanten Themas.

Ferengiartiges Verhalten

Wenn man ein eigenes Baby hat, weiß man: das freundlichste Lächeln bedeutet nicht Freude sondern kündigt an, dass es bald den Darm entleeren wird. Jedenfalls lächelt unser Nachwuchs kurz vor der Ausscheidung von einem Ohr bis zum anderen. Obwohl ich das weiß, falle ich Mal um Mal wieder darauf herein.
Kaum grinst das Baby beim Wickeln, beuge ich mich lächelnd vor, um es zu knuddeln und werde regelmäßig angekackt.
Doch was soll’s. Ebenso oft nehme ich mein Baby hoch, wirble es umher bis es quiekt, drücke es wieder an mich und werde vollgekotzt.
Meistens genau in den Ausschnitt, wo sich zwischen den Brüsten kleine anverdaute Milchbrocken sammeln. So kommt es, dass mein Baby und ich meistens ein wenig streng riechen.
Ekel kennt man als Elter nicht mehr.
So beobachte ich regelmäßig befreundete Elternpaare, die beim bereits fleischessenden Nachwuchs abwechselnd an der Windel schnuppern. Ob ich da noch hinkomme, ist fraglich. Denn immer wenn wir Großbabybesuch haben und dieser ein Kackiwindelchen im Windeleimer als Souvenir hinterlässt, frage ich mich, wie man bei einer vollen Windel zweifelnd direkt am Gesäß schnüffeln kann. Doch über vieles dachte ich vor der Geburt: das mache ich nie, niemals. Ich doch nicht!
So gerate ich langsam in Zweifel darüber, ob ich vielleicht eines Tages etwas tun werde, das ich bis heute schauderhaft finde: Angekaute Essenreste, die dem Kleinstkind aus dem Mund fallen, eifrig auflesen und verspeisen. Dieses Verhalten ist bei Müttern nicht selten zu beobachten. Wäre es umgekehrt, würde die Mutter vorkauen und die anverdaute Speise wieder hochwürgen und dem Nachwuchs in den Hals erbrechen – ich würde es verstehen – aber so?
Doch wie gesagt, kaum war das Kind auf der Welt habe ich gelernt: Alles ist anders als Du denkst und so kann ich mir heute vorstellen, eines Tages meinen Nährstoffhaushalt durch weichgespeichelte Essensreste meines Kindes zu ergänzen.
Konsequenterweise sollte ich dann allerdings darüber nachdenken, mein Baby täglich sauberzulecken, wie die Kätzchen es tun. Konsequent muss man sein – denn so spart man nicht nur beim Lebensmitteleinkauf sondern auch bei den Babypflegeprodukten und kann das Kindergeld einer wohltätigen Organisation spenden.

Geschwisterneid sinnvoll nutzen

Ich will nicht esoterisch erscheinen, aber ich habe festgestellt, dass Kinder Gaben besitzen, die sie im Erwachsenenalter verlieren. Nicht umsonst beschäftigt sich die Wissenschaft z.B. seit Jahrzehnten mit der Entwicklung von hochempfindlichen Messgeräten, die im Grunde völlig unnötig sind.
Es ist beispielsweise gemeinhin bekannt, dass sich Gewicht und Größe mit Hilfe verschiedener Gerätschaften im Normalbereich einfach bestimmen lässt. Schwierig wird es erst jenseits des Normalverteilungsbuckels.
Will man jedoch Mengenunterschiede im Nanogramm- oder nanometerbereich bestimmen braucht man keinen Superkomperator oder Rasterelektronenmikroskop sondern ein Geschwisterpaar. Man legt ihnen den zu vermessenden Gegenstand vor und fordert die Kinder auf, diesen unter sich zu teilen. Sie werden sehen bzw. erstaunt sein, weil sie es ja eben nicht sehen können, die Kinder werden das vorgelegte Versuchsobjekt genau auf das Millionstelgramm und den Nanometer aufteilen. Das man mit dem Schneidlaser auch nur ein Scheibchen zu viel oder zu wenig abgemessen hat, lässt sich anhand der Gesichtsanzeige der Kinder sofort ermitteln. Stirn in Falten, Augen tränengefüllt und Kinn am Boden hängend signalisieren sie Ihnen den Messfehler.
Faszinierend!

Flickr böse böse böse

Dieses massenweise flickr-Account-Protest-Löschen finde ich völlig albern. Zensur! Verletzung von Menschenrechten! Wenn sich die liebe Bloggergemeinde mal wirklich über was aufregen möchte, wie wäre es mit Menschenrechtsverletzung in China oder Einmischung in die Innenpolitik in Afghanistan? Wieso kann man bitte nicht einfach bei flickr protestieren und dann eine Woche abwarten was passiert? In welcher Traumwelt leben wir eigentlich? Ist das was Neues? Zensur im Internet? Wer von den Damen und Herren benutzt eigentlich kein Google mehr, seitdem die zensieren, hm?

Nachtrag/Zitat des Tages von kid37:

Gut, daß im Gazastreifen keine Bildersuchmaschine oder Web-2.0-Plattform in Betrieb ist. Die Region hätte womöglich die Aufmerksamkeit von Bloggern bekommen.

HH

Liebe Hamburger, wer kennt eine billige Pension in HH, wo man mit Kind und Kegel ein Paar Nächte verbringen kann. Im Grunde muss da nichts sein, nur saubere Bettwäsche. Vielleicht auch Jugendherbergen? Aber das ist mit Baby wohl nicht so der Hit? Ich kenne mich da nicht aus. Sagen Sie doch mal.

Hauptsache es stinkt nicht

Wenn die letzten Wochen begonnen haben und man eigentlich noch viel Wichtiges zu erledigen hätte, hält man sich gerne mit Nebensächlichkeiten auf, die sich, erst mal angefangen, als unbewältigbare Aufgaben entpuppen.
Folgerichtig lasse ich lasse die Steuererklärungen der letzten fünf Jahre liegen und begebe mich zum örtlichen Drogeriemarkt. Dort werde ich Windeln und Reinigungszubehör erstehen. So der leichtsinnig gefasste Plan.
Kaum angekommen, verstehe ich was im Biologieunterricht mit Übersprungshandlung gemeint war und mir ist wie jedem anderen vernünftigen handlungsunfähigem Huhn nach Körnerpicken zumute.
Das dargebotene Portfolio an Pflegemitteln für das Kleinstbalg ist nahezu unendlich. Ich scharre also ein wenig auf dem Linoleumboden und erwäge Handlungsalternativen. Kurzerhand entschließe ich mich einfach alles zu kaufen, was die Frau mit dem Kinderwagen neben mir kauft.
Nur den Puder lasse ich stehen. Puder ist nämlich ein ganz erstaunliches Produkt.
Zwar erinnere ich mich deutlich daran, dass vor einem Vierteljahrhundert Babys noch eifrig der rote Windelpopo gepudert wurde, jedoch verursacht allein das Erwähnen eines ähnlichen Vorgehens in der heutigen Zeit bei allen erfahrenen Eltern ein panikartiges „Ahhh ahhhh Puder! Puder! Puder!“-Geschrei, dessen Intonation leicht zu entnehmen ist, dass es sich beim Einpudern eines Babys um eine ähnlich schändliche Handlung wie das Abreiben mit mexikanischen Jalapenos handeln muss.
Beim nächsten Hebammenbesuch versuche ich die Pflegeproduktthematik auf rationale Weise zu lösen und erfrage einfach, was man haben sollte. Die Antwort ist ganz und gar erstaunlich: Nichts.
Bei genauerem Nachbohren erweist sich dieses Nichts als völlig abwegig. Nichts bedeutet dass man das Kind mit teurem Quellwasser und Seidentüchern abrubbeln soll bevor man das teuerste Premiumolivenöl auf dem rosafarbenen Körper verteilt. Im Falle einer leichten Rötung könnte man zu den harten Sachen greifen und z.B. Muttermilch direkt von der Brust auf das Kindlein spritzen.
Ich lächle verkrampft und bin froh, dass ich von jedem Babypflegeprodukt, dass es im Drogeriemarkt gab, ein Exemplar gekauft habe und bin fest entschlossen mein Kind täglich in der Badewanne mit Kernseife abzuschrubben, um es dann einmal vollständig in Paraffinöl zu tauchen bevor ich es rundum in Babypuder paniere.