Liebe A., leider konnte ich dich nicht googlen. Dann sage ich eben so: Vielen Dank für das tolle Geschenk!
Lieblingstweets 06/13
Beim #Promidinner immer überlegen, wer in der Küche der Promi sein könnte und wer der "Helfer".
— Sophie Servaes (@WersGlaubt) June 30, 2013
Dem Sohn versucht die Beine zu waschen. Waren aber alles blaue Flecken.
— Heiko Bielinski (@heibie) June 30, 2013
„Ich hab Hunger.“ „Im Kühlschrank ist Salat.“ „Super. Bin mal draußen, was Eßbares damit anlocken.“
— Käpt’n Emo (@KaeptnEmo) June 27, 2013
Ich bin nicht pro. Ich bin post-anti.
— Hermes Trismegistos (@hermes3s) June 19, 2013
Seit Haribo zwei Arten roter Goldbären eingeführt hat, ist alles so kompliziert geworden.
— Juliana Goschler (@JGoschler) June 19, 2013
„Herzlich Willkommen an der Grenze der Belastbarkeit. Was hat Sie hergeführt?“ „Pubertät der Kinder.“ „Sie dürfen passieren. Viel Glück!“
— Creeperin (@Creeperin) June 18, 2013
„Papa, war ich eigentlich ein Wunschkind?“ „Anfangs ja.“
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) June 17, 2013
Mir fallen so viele Bilder zu Jahreszeitenständer ein, es ist wirklich furchtbar. Ich möchte das nicht.
— Max. Buddenbohm (@Buddenbohm) June 17, 2013
Heimlich in der Bibliothek Wurstsemmel essen. Es sind die kleinen Kicks.
— Heiko Bielinski (@heibie) June 14, 2013
falls ihr auch findet, dass eure lieblingslieder immer viel zu schnell vorbei sind, werft sie in die lauf-playlist. dann dauern sie EWIG.
— m. (@ohaimareiki) June 13, 2013
Fettflecken sehen aus wie neu, wenn man sie regelmäßig mit Butter einreibt.
— Herzchen (@sohereshegoes) June 6, 2013
Wünschte ich könnte für Tee so viel empfinden wie für Kaffee.
— bebal (@bebal) June 6, 2013
My 7-year-old giving my 2-year-old a history lesson: „When I was your age, iPads didn’t even exist“
— Oscar Berg (@oscarberg) June 3, 2013
28º ist wahrscheinlich nur der Neigungswinkel , in dem nächste Woche der Regen fällt.
— verbalstrahl (@verbalstrahl) June 2, 2013
Und wer über die Darstellung der embedded Tweets schimpft, der macht a) die Twitter API, die Blackbird Pie benutzt hat, wieder heile oder b) empfiehlt mir eine tolle Alternative.
Schwerwiegend
In letzter Zeit werde ich mehrere Male am Tag gefragt, wann ich sterbe. Und – sofern ich vergraben sein möchte – welche Körperteile zuerst von Insekten gefressen werden. Kind 3.0 hat das Thema Tod entdeckt und löchert mich mit Fragen. Ob ich alt sei. Wie alt genau? Angemessen alt zu sterben? Faltig sei ich ja schon. Wäre mir verbrennen lieber? Wie genau ich denn stürbe? Ob ich auf der Straße verrotten würde, wenn ich einfach dort umfalle – so wie die Taube, die wir neulich gesehen haben.
Das Thema Tod begleitet mich relativ ungezwungen und fröhlich. Tag für Tag. Seit Jahren. Vorher haben nur andere Kinder die Fragen gestellt. Wir sprechen darüber wie es ist älter zu werden. Wie man langsam verblüht und abends im Spiegel sehe ich, wie ich verblühe. Falten, die Haut wird schlaff und so richtig top in Form ist der Körper auch nicht mehr. Wie die Hunds-Rosen vorm Haus. Findet jedenfalls Kind 2.0. Irgendwie schön, aber nicht schön genug, um die Blumen noch in die Vase zu stellen.
So richtig freuen kann ich mich nicht über das Älterwerden. Aber schlimm finde ich es auch nicht. Der Körper verändert sich eben und es ist ja nicht gerade so als würde ich was dagegen tun. Zusätzlich habe ich das Thema Essen für mich entdeckt. Aus meiner Mäkeligkeit ist Essenslust geworden. Hier ein Törtchen und da ein Steak mit Kräuterbutter. Tja und Lust auf Sport hatte ich leider noch nie. Schon gar nicht wenn es Sport war um Kalorien zu verbrennen. Ich habe für vieles im Leben großen Ehrgeiz – dafür konnte ich nie Ehrgeiz entwickeln. Und so welke ich eben vor mich hin. Nicht unzufrieden – nicht zufrieden – eher mit einem naja ist ja alles noch im Rahmen und mit einem ist mir auch irgendwie egal.
Ist es mir wirklich. Mein Mann ist oft so mittelschwer beleidigt deswegen. Ob ich ihn lieben würde? Auch wenn er älter würde. Die Koteletten weiß und eine Wölbung in der Bauchgegend. „Ist mir echt total egal“, lautet meine Antwort. Was ich meine ist, ich habe mich noch nie in jemanden verliebt weil er irgendwie aussah. Auch in ihn nicht. Wir sind jetzt bald zehn Jahre zusammen und ich schätze wirklich vieles an ihm und unserem Zusammensein – aber ich habe noch nie gedacht: SOOOO tolle Oberarme! Und dieses füllige Haar W A H N S I N N! Mit diesem Mann möchte ich zusammen sein!!! Umgekehrt habe ich noch nie gedacht: Och nö, als wir uns kennengelernt haben, da hatte er aber weniger Falten, echt jetzt mal. Ich reiche die Scheidung ein!!! – weil ehrlich – es ist mir egal. Solange er sich wohl fühlt, finde ich ihn gut. Egal, ob im Anzug oder in Jogginghose.
Irgendwie erwarte ich das selbe von ihm. So ist das Leben. Wir sind jetzt bald 40. Schöner werden wir nicht mehr. Es gibt einfach wichtigeres als die äußere Hülle. Ich glaube, im großen und ganzen komme ich ganz gut damit klar.
Mich hat die Überschrift, die Antje Schrupp in ihrem durch #waagnis angestoßenen Artikel „Ich finde mich auch zu dick, aber das ist mir egal“ sehr angesprochen.
Ich habe dann bei Ninia LaGrande weiter gelesen und dann auf kleinerdrei den Beitrag von Maike. Danach las ich den Nachklapp von Ninia, die darauf reagierte das andere (ziemlich harte) Kritik an der Aktion äußerten (z.B. Ich sehe die Waage vor lauter Tabs nicht mehr – Linkliste).
Danach war ich erst mal geschockt.
Genau genommen war ich das schon, als ich auf Twitter das Entstehen der #waagnis Aktion mitverfolgte. Ich möchte voran stellen, dass ich wirklich nur meine eigenen Gedanken und Gefühle dazu schildern möchte. Jedenfalls las ich, dass es Frauen gibt, die sich jeden Tag wiegen. Das klingt vielleicht grenzenlos naiv – aber das war mir nicht bewusst. Ich tendiere leider dazu, zu denken, dass das was ich tue, das ist, was alle tun. Ich wiege mich ca. fünf Mal im Jahr, würde ich schätzen. Zum Beispiel wenn ich irgendwo zu Besuch bin und ich dort eine digitale Waage entdecke. Wir haben selbst eine, die ist aber so ungenau, dass die Kinder sie eher als Spielzeug benutzen und drauf rumspringen, um die Anzeige zum wackeln zu bringen.
Ich stelle mir das wirklich schlimm vor. Allein weil man dann einen festen Punkt am Tag hat, an dem man sich mit einer Zahl auseinander setzt, die eigentlich nichts sagt. Außer man setzt sich einen anderen Wert und hält den aktuellen Messwert dagegen. Dann kann man sich freuen oder grämen. Erfahrungsgemäß wird der Vergleichswert aber utopisch niedrig angesetzt und dann hat man jeden Tag einen festen Punkt an dem man sich schlecht fühlt.
Ich las also all die Tweets und Artikel, die bei mir den Eindruck erweckten, dass das ein völlig gängiges Verhalten ist.
„Ich finde mich auch zu dick, aber das ist mir egal“
Über diesen Satz habe ich länger nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich auch das furchtbar finde. Denn letztendlich scheinen sich ALLE zu dick zu finden. Und jetzt kommt das absurde: Natürlich nicht alle, denn es gibt ja auch die, die sich zu dünn finden. Aber was bleibt ist: Es scheint eine winzige Menge an Frauen zu geben, die sich einfach gar nichts finden. Die ihr Gewicht nicht bewerten.
Der Witz ist ja, dass diese Bewertung eine Bewertung einer Zahl ist und gar nicht einer Bewertung im Sinne von für was zu dick/ für was zu dünn ausgerichtet auf eine Handlungsdimension. Also zu dick um … joggen zu gehen? mit den Kindern zu spielen? Sex zu haben? einkaufen zu gehen? Zu dick oder dünn für was?
Ich schreibe das mal bewusst, weil in dieser Diskussion oft angeführt wird „Ihr, die ihr Komplexe habt (weil eigentlich doch schlank)“ und „Ihr die ihr tatsächlich ein Problem habt (weil eben dick)“. Der Punkt ist für mich nämlich: Es gibt diesen Unterschied nicht. Denn was anscheinend einen großen (vielleicht den größten) Teil der Frauen vereinigt, ist der Umstand, dass sie sich zu dick finden. Egal ob Kleidungsgröße 36 oder 46.
Warum ist das so? Ich habe lange darüber nachgedacht. Die Gründe sind sicherlich vielschichtig. V.a. wenn man liest, was sich Kinder von ihren Eltern, von ihren Freundinnen, später von ihren Partnern, von Fremden anhören müssen … dann scheint einiges quasi auf der Hand zu liegen – aber es muss noch andere Gründe geben. Irgendetwas was alle einigt. Denn es bleibt die Frage – zu dick für was eigentlich?
Und in einem kurzen Gespräch mit einem Freund fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Offensichtlich ist es eine Art Urgefühl? Das Sich-nicht-perfekt-fühlen. Spiegelt es vielleicht die Angst vorm Verfall, vorm Verblühen, vorm Tod wieder? Das mag dramatisch klingen, aber es ist ja ziemlich normal, dass man sich nicht gerade auf das Altwerden und den Tod freut. Der Tod auch gar keinen richtigen Platz in unserer Gesellschaft und wird nicht thematisiert sofern nicht unbedingt notwendig. Vielleicht schaffen die Medien, die Werbung, Hollywood diese Welt der perfekten Menschen, um den Tod aus unserem Leben zu drängen? Der perfekte, gesunde, durchtrainierte, faltenfreie Körper Kleidungsgröße 36. Vielleicht sehnen wir uns alle deswegen nach diesem Ideal und müssen uns zwangsläufig unperfekt und dick fühlen? Ich weiß es nicht, aber dann lasse ich mich lieber durch meine Kinder systematisch desensibilisieren.
—
P.S. Vergrabt meine Asche in einem Ruheforst.
Das Ohr von Schulz von Thun über vermeintliche Arschlöcher im Internet
Was unterscheidet eigentlich die (sagen wir) Bild-Zeitung von der (sagen wie) ZEIT? Ich würde jetzt mal stark annehmen, dass sich die beiden Zeitungen bzw. die einzelnen Artikel in Punkte Fundiertheit, zugrundeliegender Recherche und damit in Qualität unterscheiden.
In meinem Vorurteil über die Bild-Zeitung wird dort so gearbeitet: Irgendwer schnappt über irgendeine Quelle irgendwas auf, was danach klingt als könne man es reißerisch darstellen. Ein/e Bildzeitungs-Journalist/in nimmt also einen Aufhänger und konstruiert dort herum eine Geschichte.
Bei der ZEIT stelle ich es mir eher so vor: Es gibt ein Ereignis und ein/e Reporter/in beginnt dazu zu recherchieren. Was ist dran an der Geschichte? Gibt es weitere Quellen, die das bestätigen? Gibt es Leute, die man dazu befragen kann? Gibt es Ereignisse in der Vergangenheit die ähnliches wiedergeben? Wenn man alle Informationen zusammen getragen hat, beginnt man damit einen Artikel zu schreiben.
Oft hört man, dass Bloggen und Jounalismus sich grundlegend unterscheiden ( worüber man sich an anderer Stelle trefflich streiten kann, wenn man dies wünscht) – jedenfalls habe ich in den letzten Tagen erfahren, dass dem eher nicht so ist.
Es gab einen Aufhänger, der da lautete „Die Schönheit des Bloggens: Zeige Deine miesen Seiten„, daraufhin hat Felix Schwenzel mit „to be an arschloch or not to be an arschloch“ geantwortet. Diese beiden Artikel scheinen bei einer anderen Bloggerin ein Trauma geweckt zu haben.
Soweit so gut (oder auch bedauerlich)
Was dann aber passiert ist, kann ich nicht nachvollziehen. Aus den beiden Artikeln wird abgeleitet, dass beide Autoren Mobbing gut finden. Daraufhin werden sie an verschiedenen Stellen als „Arschlöcher“ und „arme Würstchen“ beschimpft. Da ich Robert Basic nicht persönlich kenne – Felix Schwenzel aber schon, möchte ich mich im Nachfolgenden mal auf den Fall Felix beschränken.
Felix reagiert sowohl in seinem Blog als auch in diversen Kommentaren auf die Anschuldigungen und stellt geduldig klar, dass er weder Mobbing befürwortet noch stolz auf seine Verfehlungen der Vergangenheit ist. Er lenkt auch ein, dass es ihm nicht klar war, dass die Nennung von Nespresso-Kapseln am Ende seiner Liste der Verfehlungen den Eindruck erwecken könne, dass dies als Mittel eingesetzt wurde, die vorangehenden Punkte runter zu spielen. Er betont dabei, dass die Auflistung nicht strategisch gewählt war.
Die entscheidende Stelle in seinem ursprünglichen Artikel lautet:
„insgesamt lohnt es sich aber nicht besonders ein arschloch zu sein. ich habe die erfahrung gemacht, dass man mit freundlichkeit und hilfsbereitschaft meistens weiter kommt.“
und an anderer Stelle kommentiert er nochmal dazu
„das man das so wie du, kiki und einige andere interpretieren kann, sehe ich jetzt auch. vor lauter empörung sollte man aber nicht vergessen, dass man es auch anders interpretieren kann. ein fehler von mir war sicher zu glauben, dass niemand auf die völlig absurde idee kommen würde zu denken dass ich auf köpfe pinkeln oder schwächeren angst einzujagen toll, prahlenswert oder gar empfehlenswert finden würde. ich dachte darauf hinzuweisen dass sich arschlochsein meiner erfahrung nach nicht lohnt, sei ausreichend distanzierung oder einordnung.“
Ich frage mich wie viele der Kommentatoren und Verlinker der Blogbeiträge, die Felix als Arschloch betiteln den ursprünglichen Artikel (sorgfältig) gelesen haben. Ich frage mich weiterhin welche Motivation diese Menschen haben, wie die Geier über Felix herzufallen.
Ich sehe da mehrere Varianten: Zum einen erkenne ich Menschen, die schlimme Erfahrungen mit Mobbing und Ausgrenzung in der Vergangenheit gemacht haben. Ich finde bei diesen Menschen kann man beide Augen zudrücken und sagen: sie reagieren auf eine Verletzung, die ihnen durch andere Menschen zugefügt wurde und sie hören quasi nach dem Modell von Schulz von Thun ausschließlich auf dem emotionalen Ohr. Dabei sind sie nicht in der Lage zu differenzieren und das, was sich in der Vergangenheit aufgestaut hat, entlädt sich an einem Stellvertreter.
Dann sehe ich persönlich die Neider. Diejenigen, die schon lange gewartet haben, mal eine Angriffsstelle zu finden und die, die einfach Holz ins Feuer werfen, weil es sich eben gerade anbietet. Die vielleicht hoffen einem (sogenannten) A-Blogger ans Bein pinkeln zu können.
Darüberhinaus sehe ich die, die einfach ohne Kenntnis der Hintergründe mit auf den (ist das schon ein Shitstorm?) Zug aufspringen. Einfach weil sie eine Story wittern oder ihre 15 Minutes of Fame.
Am Ende gibt es aber eine Gruppe von Menschen, die ich gar nicht verstehe: das sind Menschen, die Felix wirklich persönlich kennen. Felix ist schon lange in der deutschen Blogosphäre aktiv und bekannt und da fallen mir eine Menge Leute ein, die ihn persönlich kennengelernt haben. Erstaunlicherweise sind einige von diesen Menschen auch dabei ihn „Arschloch“, „charakterlos“ oder „armes Würstchen“ zu nennen – und das lässt mich verständnislos zurück. Ich will jetzt nicht lobhudeln über Felix, aber ich denke, so wie ich ihn kenne, kennen ihn bestimmt einige und wie man dann auf die Idee kommen kann sich so undifferenziert zu äußern … es ist mir ein Rätsel und fast liegt mir auf der Zunge zu sagen, diejenigen sollten sich echt was schämen.
Ich habe übrigens länger überlegt, ob ich dazu was schreibe, aber ich denke es gibt (neben der Freundschaft, die ich empfinde) gute Gründe das zu tun. Erstens ist es leicht Sachen auseinander zu nehmen, zu kritisieren und darüber zu schimpfen. Die andere Seite, das Loben, das Differenzieren, das öffentlich Befürworten und das Zueinanderstehen, das ist anscheinend weniger Teil der „Internetkultur“ und das möchte ich für meinen Teil nicht. Das höchste der Gefühle scheint bislang zu sein, solidarisch zu schweigen und sich raus zu halten. Das ist mir zu wenig.
Das Internet – die Blogosphäre – besteht aus Menschen und aus Beziehungen. Oft fühlt es sich toll an Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Im Moment fühlt es sich für mich leider gar nicht so an. Genauer gesagt, es fühlt sich so an, als ob ich gerade nicht Teil dieser Gemeinschaft und des „Mainstreams“ sein möchte.
Deswegen schreibe ich das.
Doppelter Blindversuch
Nachdem unser erster Versuch ein Dunkelrestaurant zu besuchen nicht sooo prickelnd war, hatte uns die Konkurrenz der unsicht-Bar – das Nocti Vagus – eingeladen, die beiden Restaurants zu vergleichen.
Mir wurde angeboten, dass wir einen Hauptgang sowie die Veranstaltung als solches kostenlos bekommen und lediglich die Getränke zu zahlen hätten. Weil ich zur Zeit nicht Bundespräsidentin bin und mir ausreichend Objektivität (trotz Einladung) zutraute, habe ich mich gefreut und das Angebot letzten Freitag angenommen. Die Kurzzusammenfassung lautet: Wenn man ein Dinner in the Dark erleben möchte, dann im Nocti Vagus und nicht in der unsicht-Bar.
Fangen wir mit den Dingen an, die eindeutig besser waren: Zu aller erst ist das Essen zu nennen. Es gibt ein vegetarisches Menü und ein Menü mit Rind, sowie ein Überraschungsmenü. Die beiden ersten sind komplett ausformuliert auf der Karte zu lesen – d.h. im Gegensatz zur unsicht-Bar weiß man, was man bekommt. Sollte einem das zu langweilig sein, kann man das Überraschungsmenü wählen. Mein Mann hat sich für das Menü mit Rind, ich für das vegetarische Menü entschieden. Wir fanden es beide sehr lecker. Ich weiß nicht, ob das objektiv an der Zubereitung lag oder tatsächlich daran, dass wir schon wußten, was auf dem Teller liegen würde und die einzelnen Bestandteile lediglich identifizieren mussten – jedenfalls hat es wirklich hervorragend geschmeckt. Einen kleinen Schock haben mir lediglich die Salbeiblätter versetzt. Als ich sie auf der Zunge liegen hatte, hatte ich das Gefühl ein kleines, haariges Tier abzulecken. Nachdem mein Mann freundlicherweise ebenfalls an dem Tierchen leckte (das ich wieder aus dem Mund rausgeholt hatte) und sie als Salbeiblätter identifizierte, konnte ich sie problemlos essen und mich ihres Geschmacks erfreuen. Wie gesagt, ich fand mein Gericht sehr lecker – muss aber sagen, dass das Gericht meines Mannes nochmal köstlicher war. Da ich bereits im Dunkelrestaurant gegessen hatte, konnte ich die Situation für mich ausnutzen und mich umbemerkt vom Teller meines Mannes bedienen.
Übrigens wurden wir nebeneinander platziert (im ersten Dunkelrestaurant gegenüber). Das Nebeneinandersitzen hat mir deutlich besser gefallen muss ich sagen. Irgendwie fühlte ich mich nicht so alleine in der Menge. Apropos Menge. Das Nocti Vagus ist deutlich kleiner als die unsicht-Bar. Wenn ich es richtig verstanden habe, waren an dem Abend an dem wir dort waren rund 50 der 70 Plätze besetzt. Laut und stickig fand ich es dennoch. Ich denke, das liegt wahrscheinlich wirklich an der Situation, dass man weniger Sinne als gewohnt zur Verfügung hat. Allerdings haben sich die Gäste deutlich besser verhalten. Es gab kein Gepfeife, Gezische und andere Störgeräusche. Die Leute haben sich lediglich unterhalten.
In der Dunkelheit scheint das Gehirn den meisten jedoch etwas vorzugaukeln, was laut dem The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy Weltraummonstern ebenfalls zu schaffen macht: Einige glauben, man könne sie nicht hören, weil sie sich selbst nicht sehen können und plaudern deswegen völlig ungehemmt laut über ihr (Liebes)leben. An unserem Tisch gegenüber saß zum Beispiel ein ca. 25 Jahre alter Mann, der seiner Bekanntschaft sein komplettes Vorleben berichtete. Ich war kurz davor unter den Tisch zu krabbeln und seiner Begleitung zuzuraunen, dass sie doch einfach unbemerkt in der Dunkelheit verschwinden könne. Dem aufgeblasenen Typ (längste Beziehung 5 Monate wow! leider hätten ihn alle Frauen immer so gelangweilt) wäre das bestimmt erst in ein bis zwei Stunden aufgefallen.
Unsere Bedienung war übrigens tatsächlich unsichtbar. Sie hat es z.B. geschafft den Tisch abzuräumen ohne das wir etwas gemerkt haben. Außerdem war sie sehr freundlich und hat uns eingewiesen. Genau so wie der Kellner im Bereich des Restaurants in dem man noch sehen kann. Es wurde wirklich viel und genau erklärt und das gibt in der Dunkelheit selbst ein viel besseres Gefühl. (Da ich auf der Gästeliste stand, weiß ich natürlich nicht, ob es da einen Vermerk gab à la „Vorsicht bloggender Gast, bitte freundlich sein!“)
Gut gefallen hat mir der schön gedeckte Tisch. Zu ertasten war eine Tischdecke, eine Stoffserviette und das Besteck. Das fand ich viel schöner als den nackten Holztisch der Konkurrenz. Die Sitze waren gepolstert und sehr sauber. Hier konnte ich keine verkrusteten Essensreste ertasten.
Highlight des Abends war das Theaterstück in der Dunkelheit (Krimi Dinner). Das war wirklich kurzweilig und spannend – teilweise musste ich mich sogar ein bisschen gruseln und mich an meinen Mann drücken, weil beispielsweise plötzlich leuchtende Augen vor mir auftauchten oder in einer Szene, die in der Pathologie spielte, ein buckliger (?) Verrückter von Tisch zu Tisch „sprang“.
Weil wir keinen Nachtisch hatten, ließen wir uns nach dem Theaterstück von unserer Bedienung wieder nach draußen bringen. Oben wurde man erstmal freundlich gefragt, ob man einen schönen Abend gehabt hätte und ob man noch etwas für uns tun könne – erst dann wurde man gefragt, ob man zahlen wolle.
Mein Fazit: Wenn man mal etwas mit „Event-Charakter“ unternehmen möchte, dann kann man gut in das Nocti Vagus gehen. In der unsicht-Bar hatte ich das Gefühl, dass wir wie Kühe durch eine herzlose Event-Maschinerie getrieben wurden, um am Ende gemolken zu werden. So war das im Nocti Vagus gar nicht. Wir wurden freundlich und kompetent behandelt, das Essen war gut, das Theaterstück spannend und dass es laut und stickig ist, scheint in der Natur der Sache zu liegen.
Außerdem ist das Nocti Vagus deutlich billiger. Wenn man ein 3-Gänge-Menü ohne Event bucht, ist man mit rund 35 Euro dabei. Mit Event zahlt man rund 60 Euro plus Getränke (was dem Dinner in the Dark ohne Theaterstück in der unsicht-Bar entspricht).
Ach, die unsicht-Bar behauptet ja 32% dunkler als alle anderen Dunkelrestaurants zu sein. Tatsächlich hatten wir zumindest den Eindruck, dass es in der unsicht-Bar wirklich dunkler war. Meinem Mann und mir hat das Gehirn zumindest im Nocti Vagus graue Schemen vorgegaukelt – obwohl man gleichzeitig den Eindruck hatte, dass es stockfinster war.
Die Berlin Mitte Blase
Am Montag Abend habe ich mir im BASE_camp die Podiumsdiskussion: „Die Veränderung der Arbeitswelt – wird durch die Digitalisierung alles besser?“ angehört. Es äußerten sich Lars Klingbeil (SPD), Petra Meyer (SAP), Igor Schwarzmann (Third Wave GmbH) sowie Markus Albers (Journalist, Unternehmer und Sachbuchautor).
Bevor überhaupt eingegrenzt wurde, was „Digitalisierung“ eigentlich bedeutet und für welche Arbeitsplätze sie eine Rolle spielt, hatten sich die Podiumsteilnehmer auf die Berlin Mitte Blase eingeschworen und es wurde im Wesentlichen darüber gesprochen, welche Vorteile das Arbeiten im St. Oberholz hätte.
Wann immer das Thema Nachteile der Digitalisierung (was auf „ständige Verfügbarkeit“ eingegrenzt wurde) gesprochen wurde, war man sich schnell einig: Menschen müssen für sich selbst Verantwortung übernehmen, sie müssen „Stop“ sagen, sie müssen Grenzen setzen.
Ja, es gäbe diese Menschen, die weder mit Arbeitstempo, noch mit Leistungsdruck zurecht kämen und den würde auch geholfen werden – aber irgendwie klang es immer so, als spreche man hier von bedauerlichen Einzelfällen, hilflosen Individuen und einer aussterbenden Generation.
Gesetzliche Rahmenbedingungen brauche es im Grunde nicht und nuja, die Gewerkschaften und Betriebsräte wolle man ja einbinden, aber die seien so technikfeindlich, dass man es im Grunde gar nicht könne.
Man hätte wunderbar Buzzword-Bingo spielen können und spätestens beim zehnten Mal „Berlin Mitte“, hatte ich genug gehört. In der anschließenden Diskussion, war Mathias Richel der einzige, der in Frage gestellt hat, ob dieses für sich selbst Verantwortung übernehmen und dieses Grenzen setzen v.a. für Berufseinsteiger eine echte Handlungsalternative sei. Er wurde dann gemeinschaftlich mit dem Hinweis abgebügelt, seine Agentur-Erfahrungen seien nicht repräsentativ. Alle anderen Branchen hätten dieses Problem offensichtlich nicht.
Leider bin ich ja kein Ich-reiße-das-Mikrofon-an-mich-Typ. Denn eigentlich wäre das die Stelle gewesen. Denn ich teile seine Erfahrungen und meinen beruflichen Einstieg hatte ich in einer Unternehmensberatung und zwei großen Konzernen. Ich habe dort die erste Zeit regelmäßig zwischen 50 und 60 Wochenstunden gearbeitet. Nicht selten bin ich morgens um 8 los und nicht vor 22 Uhr nach Hause gekommen.
Es passierte etwas das man aus Casting-Shows kennt. Meine Kolleginnen und Kollegen wurden meine besten Freunde und zwar in wenigen Wochen. Also richtig emotional. So wie bei Popstars. Wäre einer rausgewählt worden, wir hätten uns weinend in den Armen gelegen und ausgerufen: „WARUM? Hans (den ich vor einer Woche noch nicht mal kannte) ist mein BESTER FREUND!!!“
Warum war das so? Weil wir alle so extrem unter Druck standen, dass wir uns gegenseitig nie im Stich gelassen hätten. Dass wir unser Arbeitspensum ohne die anderen gar nicht geschafft hätten. Pragmatisch einerseits und psychologisch sinnvoll andererseits. Für meine anderen Interessen und FreundInnen hatte ich nämlich gar keine Zeit mehr. NIEMALS wäre einer auf die Idee gekommen und hätte um 17 oder 18 Uhr gesagt: „Och nö, vielen Dank, ich geh jetzt lieber nach Hause, das is mir jetzt echt mal zu viel.“ Lieber ist man mal kurz auf Toilette gegangen, um ein bisschen zu weinen und weiter gings. Ich sah für mich als Geisteswissenschaftlerin auch nicht die Option mich anderweitig zu bewerben – war ich doch nach 60 (!) Bewerbungen endlich durch einen persönlichen Kontakt an einen Job gekommen.
Jetzt kann man immer noch sagen: Das ist nicht repräsentativ, das ist deine eigene Erfahrung – aber zumindest in meinem persönlichen Umfeld sieht das nicht anders aus. Es gab einen einzigen Mitarbeiter, der sich eine 35 Stunden-Woche erkämpfte und der gelegentlich auch mal nach Hause ging, weil er Kinder hatte. Still und heimlich haben wir ihn gehasst. Aus meiner heutigen Perspektive kann ich nur sagen: RESPEKT!
In eine leitende Position hat es dieser Mitarbeiter nie geschafft. Vielleicht wollte er auch nicht, aber ich behaupte mal, das lag an seiner „mangelnden Leistungsbereitschaft“, die eigentlich eine mangelnde Bereitschaft zur Aufopferung und Lebenszeitverschwendung war.
Heute, nach dreizehn Jahren Berufserfahrung und mit dem Bewusstsein eine Familie zu haben, sieht die Welt anders aus. Ich finde es toll von Zuhause aus arbeiten zu können und ich finde es gut, dass ich mobil arbeiten kann. Aber das liegt nicht an der Digitalisierung sondern an der Einstellung meines Arbeitgebers. Bei uns herrscht ein ausgeglichenes Verhältnis. Ich bearbeite Kundenanfragen gerne um 20 Uhr wenn nötig, aber dafür darf ich mir morgens auch mit meinen Kindern Zeit nehmen. Wenn wir z.B. zwanzig Minuten länger als sonst brauchen, weil wir Schnecken aufsammeln müssen, dann sei es so. In sieben Jahren wurde ich nicht ein einziges Mal fragend angeschaut, warum ich nicht pünktlich am Arbeitsplatz saß.
Was neben der Kultur meines Arbeitgebers stimmt, ist aber zusätzlich die Möglichkeit nicht Vollzeit zu arbeiten. Ich arbeite 28 Stunden. Vier Tage voll und einen „freien“ Tag habe ich, um mich um Familienangelegenheiten zu kümmern. Diesen Tag brauche ich dringend. Alle Erledigungen, alle Vorsorgetermine-Termine, alle Elterngespräche, jede Art von Zusatzengagement, die Einkäufe, die Wäsche, … alles wird nach Möglichkeit an diesem Tag gemacht.
Seit ich diesen Tag habe, klappt unser Familienalltag. Auch wenn ich nicht faul rumsitze, empfinde ich diesen Tag als großen Luxus, weil er mir nämlich unter anderem ermöglicht, die restlichen Tage die späten Nachmittage und Abende entspannt mit meinen Kindern zu verbringen. Meinem Mann wünsche ich die 30 Stunden Woche auch von Herzen – ich wünsche sie eigentlich allen Menschen – denn ich glaube, anders schaffen wir es bis zur Rente ohne Burnout nicht.
Jetzt bin ich vom Thema Digitalisierung abgekommen. Ja, Digitalierung macht mein Leben leichter und zwar nicht nur, weil ich zu allen Uhrzeiten auf eMails reagieren kann, nein, es gibt noch ganz andere Möglichkeiten organisatorischer Natur. Ticketsysteme, die mir die Projektssteuerung erleichtern. Wikis, die mir und den KollegInnen Transparenz schaffen und und und…
Ich hätte, um zur Podiumsdiskussion zurück zu kommen, mir an diesem Abend gerne viel mehr konkretes gewünscht. Wie sieht denn der Arbeitsalltag aus? Was hilft? Was hilft nicht? Wie unterstützen Führungskräfte ihre Mitarbeiter eben diese „Eigenverantwortlichkeit“ wahrzunehmen? Was gibt es für Modelle Privatleben und berufliches Leben durch Digitalisierung besser zu vereinbaren?
Außerdem hat mir der Querschläger gefehlt, der Provokateur. So saßen alle einig da und bekräftigten sich darin, dass „wir“ zwar nur eine kleine Gruppe sind, dass es uns aber super ginge und dass die Digitalisierung abgesehen von den wenigen Ausnahmen nur Gutes gebracht hätte.
Wer aber schützt die Berufseinsteiger? Wer schützt die Ängstlichen? Wer schützt die, die gar nicht sehen, was sie sich mit einer 70 Stunden Woche antun? Was passiert denn, wenn man die Uhr zurück stellt – mich hätte brennend interessiert, wie es VW mit den eine halbe Stunde nach Arbeitsende abgeschalteten Mailservern geht. Zu welchen konkreten Ergebnissen sind den die Arbeitsgruppen zum Thema Burnout bei SAP gekommen?
Die Moderatorin hatte es selbst gesagt: oft wird beim Thema Digitalisierung kritisiert, dass man eine Elitendiskussion führt. Aus meiner Sicht ist genau das passiert. Die AkademikerInnen in managementnahen Positionen, die nach 15 Jahre Berufserfahrung auch mal „nein“ sagen können, haben sich gegenseitig erzählt, wie flexibel man dank Technik ist.
[blackbirdpie url=“https://twitter.com/berlin_zentrale/status/341629828124004352″]
Trotzyoga
Eltern zwei- bis dreijähriger Kinder wird Trotzyoga ein Begriff sein. Für alle Eltern mit jüngeren Kindern beschreibe ich als Vorbereitung die vier gängigsten Positionen. Achten Sie beim Üben bitte auf eine saubere Ausführung und dass das Kind dabei schallintensiv ausatmet. Nur so erreichen Sie im Blütealter des Trotzes die maximale Ausprägung.
Position 1: Die Brücke des Aufstands
- Starte auf dem Bauch liegend
- Stemme die Füße fest in den Boden
- Mache einen runden Rücken und drücke ihn nach oben. Stelle Dir vor, Du möchtest die Zimmerdecke berühren
- Einatmen und die Handflächen schulterbreit auf den Boden stellen
- Fixiere die Daumen und schreie intensiv
Position 2: Der enttäuschte Profifußballer
- Diese Position startet im stabilen Stand
- Mit Schwung auf die Knie rutschen, dabei den Körper nach hinten werfen
- Den Oberkörper soweit wie möglich nach hinten drücken. Die Kraft muss im Bauch gehalten werden
- Versuche die Balance zu halten und strecke die Arme soweit es geht
- Wedele mit den Armen in der Luft
Position 3: Der schwebende Bogen
- Diese Position startet festgekrallt an einem Gegenstand
- Ein Elternteil versucht das Kind langsam vom Gegenstand zu trennen und hebt es dabei leicht an
- Strecke jetzt dein Brustbein nach vorne
- Das Steißbein zieht in Richtung deiner Fersen. Atme dabei in den Raum zwischen deinen Schulterblättern
- Wirf den Kopf in den Nacken
Position 4: Die Kerze des Aufstands
- Stehe aufrecht
- Atme kontinuierlich ein, während du die Arme gestreckt Richtung Boden führst
- Die Finger sind dabei gespreizt
- Die Knie sollten etwa hüftbreit geöffnet sein
- Spanne die Bauchmuskulatur an und halte deinen Körper gerade
- Versuche zwanzig Atemzüge so zu verweilen
—
Ergänzungen der Leserinnen aus den Kommentaren
Position 5: Des Fingers feuchte Verzweiflung von Julie Paradise
…ist eher eine fortgeschrittene Variante, da hier allein mit der Kraft von Speichel und Atemtechnik gearbeitet wird, ausladende körperliche Aktivität tritt zurück zugunsten gekonntester emotional wirkender Manipulation:
- Achte auf eine leicht gekrümmte Körperhaltung. Dein ganzes Wesen muss zutiefst empfundenen Schmerz ausdrücken, Einsamkeit und Enttäuschung.
- Führe beide Hände an den Mund, tief atmen, schluchzen, jaulen. Jeweils 10-30 Wiederholungen.
- Stecke beide Hände so weit wie möglich in den Mund. Zur Verstärkung der Wirkung ist auf guten Speichelfluss zu achten, möglichst so stark, dass sich Fäden und Rinnsale bilden, die herabtropfen können.
- Achte auf den Ausdruck der Körperhaltung!!! Lautstärke ist hierbei wirklich nebensächlich, zwar solltest Du deutlich hörbar sein, wichtiger aber sind Jammerintensität (Heulton!) und Speichelfluss.
- Besonders wirksam in der Öffentlichkeit, begleitet von wehklagenden Ausrufen wie “Aaaaauuaaaa!” / “Hunger” (etwa vor dem Süßigkeitenregal an der Kasse) oder “Ich bin lieb!”
Position 6: Der butterweiche Mehlsack von Andrea
- lass bei Berührung (Hochnehmen, Richtungskorrektur, an der Hand nehmen) sofort und blitzschnell alle Muskeln erschlaffen
- mach dich dabei so schwer wie möglich
- halte die Entspannung mindestens 10 Atemzüge
- verwandle deinen Körper beim Hochnehmen in etwas, das sich kaum Greifen lässt
Position 7: Der amselhafte Bauchwurf von Katharina
Ausgangsposition ist Position 4: Die Kerze des Aufstands, am besten auf hartem Untergrund.
- Mit einem kraftvollen Schwung aus den Fussgelenken heraus werfe man sich mit durchgestrecktem Kreuz
- jedoch ohne Zuhilfenahme der Hände bei der Landung in kraftvollem Bogen auf den Bauch, so dass man noch einen Meter weiterrutscht
- Danach kräftig und mit viel Timbre ausatmen
- Das Ausatmen 30x wiederholen (geübte Trotzer bitte ohne zwischenzeitlichem Einatmen). Crescendo!
(Eine Variante dieser Figur beinhaltet das Hochnehmen der Hände, wobei bei jedem tonhaften Ausatmen mit den Handflächen auf den Untergrund geklatscht wird.)
Position 8: Der Seestern zeitgleich von Frische Brise und Frau Mutti
- Strecke Arme und Beine stocksteif von Dir
- Halte den Atem für eine halbe Minute an
- Beginne dann laut zu brüllen und wedle mit allen Gliedmaßen wild in der Gegend herum
Position 9: Die meditierende Flunder von Journelle (bei uns bekannt als „Supermann“)
- Die Position startet im Stehen
- Über den Kniefall (vgl. Position 2) gelangt man in die Liegeposition auf dem Bauch
- Hände sind weit nach vorn gestreckt
- Die Beine liegen gerade
- Es ist möglich, sehr lange und lediglich wimmernd in dieser Position zu verharren und sich so zu positionieren, dass Passaten über den Yogaisten steigen müssen
- Eine Variante ist das Schlagen mit den Beinen und/oder das Trommeln mit den Händen, dann handelt es sich um den “Stachelrochen”.
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Ich verkündete bereits, dass ich mit den Kindern ins Barbie Traumhaus gehen würde. Daraufhin wurde ich gebeten, darüber zu berichten wie es dort gewesen sei. Um es kurz zu machen: Überraschung! Man kann sichs sparen.
Die lange Fassung lautet wie folgt: Die Erschaffer des Barbie Traumhauses konnten sich offensichtlich nicht entscheiden für welche Zielgruppe sie das Haus erbauen. Einerseits sind viele wirklich wunderschöne alte Barbiepuppen (NICHT ANFASSEN!!!) zu sehen. (Meine Favoritin die Mars Attacks Barbie.)
Wir haben eine Tante, die wäre verzückt von Püppchen zu Püppchen gerannt. Andererseits gibt es für die SammlerInnen-Zielgruppe keinerlei Schildchen, die informieren aus welchem Jahr das Barbiemodell ist, wie sie heißt, in welchem Rahmen sie auf den Markt gebracht wurde oder welchen Wert sie hat.
Richtig kinderfreundlich ist die Ausstellung allerdings auch nicht, denn vieles darf man nicht anfassen. Ein Großteil ist hinter Absperrungen oder in Glaskästen. Grundsätzlich gab es die Idee die Ausstellung durch leihbare RFID-Armbänder interaktiv zu gestalten. Jedoch funktionieren die Spiele allesamt nicht oder nur schwerfällig. Alternativ sind sie unsäglich öde. Man kann sich beispielsweise in einem überdimensionierten betonharten Barbie-Himmelbett auf den Rücken legen und dann segelt der eigene Name am Barbie-Himmelbett-Himmel vorbei. Yeah! Außerdem muss man für alle Spiele lesen können. Kinder unter sechs – und davon gab es ziemlich viele – können also rein gar nichts alleine machen.
Was übrigens das Klischee angeht: Barbie reduziere Frauen und Mädchen auf die typischen weiblichen Klischees (sich stylen, in der Küche rumstehen, etc.) – da haben die Macher des Barbiehauses einen Volltreffer gelandet. In der ganzen Ausstellung konnte ich keine Piloten! Ärztinnen! Sportlerinnen! Motorradfahrerinnen! Astronautinnen! sehen. Erst nachdem man die Ausstellung verlassen hat, kommt man an einer Wand mit Barbiebildern vorbei, die zeigen, dass es neben den ich-trage-schöne-Kleidchen-Barbies auch andere Barbies gibt. Innerhalb des Hauses völlige Fehlanzeige.
Ich habe außerdem die Schaukästen durchgezählt nach weißhäutigen Blondinen. Natürlich dominieren sie. Ich denke sie umfassen ca. 70% der Gesamtpuppen. In einem der Schaukästen gab es z.B. sieben hellhäutige Blondinen, eine hellhäutige Dunkelhaarige sowie drei (wie sagt man pc?) Women of Color. Ich hab dann einfach mal alle fotografiert, die ich finden konnte.
(von 350 laut Aussteller)
Apropos Diversity: Männer habe ich fünf Stück gezählt. Einer davon war nicht weißhäutig.
Wenn die Barbiemacher also behaupten, sie bedienen weder das Standard-Schönheitsideal der hellhäutigen Blondine noch sei Barbie als Vorbild beschränkt auf Glitzertüdelü und Rollenklischees, dann ist das natürlich Quatsch.
Die einzige Barbie mit Beruf jenseits des Hausfrauendaseins ist Pilotin und die sagt: „Vorsicht! Wir fliegen jetzt in Überfunkelgeschwindigkeit!!!“
Nachträgliche Anmerkung: Kind 2.0 berichtigt. Das ist keine Pilotin, das ist Barbie, die sich als Pilotin verkleidet. Barbie sagt nämlich: „Hallo, hier spricht der Kapitän, nein, nein, das war nur ein Witz, hier ist Barbie – ich habe nur einen Spaß gemacht…“
Äh ja. Fazit also: Man kann trotzdem hingehen, wenn man Nagellack, Glitzer, schöne Kleidchen und Modeklimbim toll findet. Allerdings ist der Eintrittspreis wirklich eine Unverschämtheit – denn wie gesagt – es ist schon ziemlich viel nicht mehr vollständig funktionstüchtig (und das nach 10? Tagen) und auch sonst gibt es nichts weltbewegendes zu entdecken.
Wenigstens bekommt man eine Antwort auf die drängende Frage, was passiert wenn Barbie kackt.
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Ebenfalls ein bisschen lustig der Pink Stinks Artikel (bitte inkl. Kommentare lesen) „Das Drama am Dreamhouse“
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Eine Nerd-Barbie gibt es auch. Eigentlich übrigens eine Geek-Barbie.
Auf dem Laptop steht übrigens BarBieBarBieBarBieBar (01000010 01100001 01110010 01000010 01101001 01100101 01000010 01100001 01110010 01000010 01101001 01100101 01000010 01100001 01110010 01000010 01101001 01100101 01000010 01100001 01110010).